The Darkside von somali77 ================================================================================ Kapitel 74: Wendung ------------------- ~ Federnd setzte Sasuke den Fußballen auf die Bodenmatte. Weicher, graugrüner Kunststoff gab nach unter ihm. Er machte einen Schritt, zwei- und auf einmal kamen Gefühle zurück: Wie der Luftstoß in ein stilles Zimmer, wenn jemand ein Fenster aufriss. Verblüfft hob er den Kopf. Er erinnerte sich. Auf einmal erinnerte er sich wieder ganz genau: Nicht an sein übliches Kampfsport- Training, nicht an die mehr oder weniger ernsthaften, heimlichen Trainings- Matches mit Naruto. Nein... an ihr erstes Mal. Kurz nach der Einweisung ins Konoha- Heim. Ihr erstes Mal, als sie körperlich kollidiert waren. Er selbst war sich sicher, dass ihm das einen Ruf bei den Betreuern eingebracht hatte, den er bis zum Schluss nicht mehr losgeworden war. Zu Recht, wenn er so darüber nachdachte. War das wirklich schon so lange her? Auf einmal verschwamm die Umgebung vor seinen Augen und da war die Art, wie das Licht sich an den Holzwänden fing. Der gleiche, unverwechselbare Geruch der Bodenmatten, dumpf und aufregend. Die Stimme des jungen, dynamischen Trainers, den er damals schon außergewöhnlich attraktiv gefunden hatte, hallte in seiner Erinnerung: „Sucht euch einen Partner! Egal wen, er sollte nur einigermaßen gleich groß sein!“ Und dann sah er alles wieder genau vor sich: Er selbst war hier, blass und klein, ein verlorener, schmaler Junge mit großen, schwarzen Augen und stumpfem Blick ins Nichts. Ihm gegenüber der schlimmste Idiot der Einrichtung, ein von allen verstoßenes, kleines Monster mit schmutzig blonder Zottelmähne, entstelltem Gesicht und flirrendem, wildem Ausdruck... Man musste nur einen Blick auf ihn werfen, um ihm anzusehen, dass er verrückt war. Und nur für den Fall, dass jemand noch Zweifel hatte, war da ständig diese bedrohlich verkrampfte Anspannung in ihm, diese entnervend laute, raue Stimme, seine aufdringliche, penetrante Art... Er benahm sich so, dass jeder normale Mensch Abstand hielt. Abgesehen von diesem Mädchen, mit Haaren in bonbonrosa, die ihm auf die einzige Art seine Grenzen klarmachte die er zu verstehen schien: sie schlug ihm ungeniert ins Gesicht. Und anstatt gleich zurück zu schlagen und ihr das Genick zu brechen, wie jeder das von ihm erwartet hätte, umschmeichelte er sie stattdessen, duckte sich in ihrer Nähe und veränderte seine Stimme in ein lockendes Gurren wenn er mit ihr sprach. In Sasukes Augen machte ihn das noch viel gestörter. Und ausgerechnet mit diesem Subjekt zusammen war er an diesem Ort gelandet. Einem Heim für verlorene Kinder. Die Hoffnungslosesten. Weil er keine Lust auf die Übung gehabt hatte-... keine Lust, überhaupt irgendetwas zu tun, was irgendwer von ihm wollte- (das war die Zeit gewesen, in der er durch Totalverweigerung versucht hatte, das blanke Ausmaß des Schreckens klarzumachen, für das keine Worte je ausgereicht hätten) war er bis zum Schluss alleine geblieben. Alleine mit ihm-... der keinen Partner fand, egal wie sehr er sich anstrengte. Und plötzlich waren sie sich gegenüber gestanden. „Dann mach ich eben mit dir, Arschloch!“, verlangte das kleine, wilde Monster und zog die Nase hoch. Seine eigene Version der Vergangenheit reckte das Kinn, die Arme fest vor der Brust verschränkt: „Auf keinen Fall.“ Egal wie der Blonde sich aufspielte, jeder sah auf den ersten Blick, dass er ein Opfer war. Gezeichnet. Und Sasuke verachtete das. Er verachtete Schwäche. Es erinnerte ihn an Dinge, die er vergessen wollte. „Aber du bist auch allein, oder nicht?“ „Ich will keinen. Ich mach da nicht mit.“ „Hier geht’s nicht darum was du willst! Bist du vielleicht blöd oder was?“ Diese flirrenden, blauen Augen! Dieses aufgeregte Schnaufen. Und immer dieses Herumgezappele. Verdammt, nochmal. Gab man ihm keine Tabletten dagegen? „Es nervt mich zwar auch, aber du bist ja neu und so! Also mach ich mit dir, jetzt komm schon!“ „Du bist auch neu. Und keiner will mit dir zusammen sein, weil du voll gestört bist.“, zischte Sasuke, „Sieh´s ein, du Psycho.“ Zack, und schon war die Hand des Blonden an seinem Revers und das Gesicht mit gefletschten Zähnen direkt vor seinem: „Wichser-...!“ Er schlug zurück ohne Vorwarnung. Niemand fasste ihn ungestraft an. Gewalt war super. Gewalt war wunderbar. Ein heißes, weißes Feuer das alles fraß. Angst. Einsamkeit. Einfach alles. „Hey!“ „Verdammt nochmal, ihr Beiden-...“, zwei der Betreuer hatten sie rasch am Kragen und zerrten sie auseinander. Er ließ vom Anderen ab und schlug den Arm des Erwachsenen von sich, wich schmollend zurück bis zur Wand- Naruto versuchte nicht sich zu befreien. Der blonde Idiot hängte sich mit beiden Händen an den Griff seines Erziehers, legte den Kopf in den Nacken und wurde laut... wie immer, wie Sasuke später feststellen würde, wenn er nichts mehr kaputt machen konnte: „Iruka- Senseeeei!“ „Schluss jetzt, Naruto! Ich hab genug davon!“ „Aber er hat-...!“ „Ist mir egal was ER gemacht hat! DU hörst auf!“ „Aber-...! Das ist voll unfair!“ „Kein Aber! Genau darum geht es, deine Aggression in den Griff zu kriegen! Die Übung ist wichtig! Und du tust was ich sage, oder den Rest des Tages bleibst du wieder direkt neben mir!“ „Ooooh mann!“ Der Blonde jammerte unbegeistert, duckte aber kleinlaut den Kopf und schluckte jeden weiteren Widerstand. Schmollend kamen sie einander wieder näher. Taxierten sich abschätzend. „Okay“, begann der bärtige, junge Trainer von der Mitte des Raumes und klatschte motiviert in die Hände, „Respekt! Ist das Wichtigste! Kein Mann, der etwas auf sich hält- und ich hoffe auch keine Frau- kämpft jemals ohne Respekt! Egal, wer ihr seid- und egal, ob der andere euer Freund oder euer Feind ist- sobald ihr eure Kraft an ihm einsetzt, übernehmt ihr Verantwortung! Das ist die Lektion für heute! Zeigt euren Respekt und verbeugt euch!“ Sasukes und Narutos Augen trafen sich. Vielleicht zum ersten Mal wirklich, und sicherlich zum ersten Mal so bewusst und intensiv. Beide zögerten. „Ich respektiere dich, wenn du mich respektierst“, forderte Naruto in seltsamer, verkrampfter Halb- Verbeugung. Sasuke machte keine Anstalten, seinen Kopf zu senken. Vorsichtshalber reckte er sich noch ein bisschen höher, „Vergiss es.“, zischte er. „Rei!“, bellte das Kommando durch die Halle und widerwillig, mehr aus Reflex nickte Sasuke kaum sichtbar- Naruto beugte sich in der Hüfte. Der schwelende Blickkontakt blieb und schlug Funken zwischen ihnen. „Gut, üben wir eine leichte Haltetechnik am Anfang! Kein Werfen, kein Schlagen- und schon gar kein Würgen! Einer von euch legt sich hin-... ja, er ist Uke für den Moment- aber denkt dran, der Uke ist nicht das Opfer! Ukeru heißt nicht „verlieren“! Sondern auch „auffangen, bekommen, retten“! Genau wie Tori nicht „kaputt machen“ heißt, sondern „wählen, aufnehmen, fassen“! Ihr gehört zusammen, auch wenn ihr kämpft, verstanden?!“ Was für ein-... Bullshit! Sasuke war fassungslos. Wer dachte sich so bescheuerte Sprüche aus? Egal wie man versuchte es hübsch zu reden, derjenige der unten lag war so gut wie tot. Und hatte Glück, wenn der andere nicht lange herumspielte sondern allem mit einem gut gezielten... Schnitt oder Stich oder Tritt oder was auch immer ein Ende machte! Noch verdutzter war er, als er bemerkte, dass Naruto ihm plötzlich zu Füßen lag, sich bereitwillig auf den Rücken rollte und hochblinzelte. „Ich rette dich, Sasuke“, sagte er treuherzig, streckte Arme und Beine von sich-... … und das war das erste Mal, in dem der Uchiha wieder etwas anderes in sich spürte als nur die betäubte Leere nach dem Unaussprechlichen. Sein Pulsschlag stolperte, er schluckte ausdruckslos und spürte- unerklärlicherweise- Hitze in seinem Gesicht. „Nur wenn ihr aufeinander achtet, wird das funktionieren!“, fuhr der Trainer laut fort, „Und ihr wechselt natürlich durch, also-... ich zeige euch jetzt, auf was ihr als Tori achten müsst-... Kakashi, würdest du-...?“ Sasuke beobachtete ungläubig und mit immer größer werdenden Augen was ihnen dort vorgeführt wurde. Sein Mund wurde trocken, sein Bauch begann seltsam zu flattern als er den beiden Männern zusah... Das-... konnte unmöglich ihr Ernst sein. Das war... nicht richtig! Niemand konnte ihn zwingen, so etwas zu machen! Aber da lag immer noch dieser Blonde mit seinem hässlichen Narbengesicht unter ihm und blinzelte furchtlos direkt in den Abgrund in seiner Seele... Vielleicht konnte er... hm-... vielleicht... Zögernd, zittrig ging er hinab auf die Knie als sie die „Haltetechnik“ kopieren sollten. Ganz langsam stieg er über den Anderen, vorsichtig, zögernd, bis er auf allen Vieren über ihm kauerte. Dann stockte er. Der Junge... Naruto... roch nach seinem frischgewaschenem Judo- Anzug. Nach Salz und Seetang, und nach etwas Unvergleichlichem. Dem Duft seiner Haare, seiner Halsbeuge... einem Duft, der auf Anhieb unglaublich beruhigend war. Und er konnte sich selbst nicht erklären warum, aber irgendwie... ... erinnerte er ihn an frische Tomaten... „Also-...“, sie konnten sich kaum in die Augen sehen. „Ähm-...“ „Ich glaube, du musst-...“ „Tss. Halt die Klappe, Idiot.“ Trotz seiner betont kalten Unfreundlichkeit bebte Sasuke am ganzen Körper. Ganz vorsichtig senkte er sich tiefer, sah wie Naruto den Kopf ergeben zur Seite drehte. Er schob einen Arm behutsam unter seinem Nacken hindurch, klemmte Narutos eigenen unter die Ellenbeuge, rutschte abwärts... ließ die Beine am Anderen seitlich hinunter gleiten. Hakte sie unter die Knie und zog an-... Und dann war er vor Scham und Herzklopfen wie erstarrt, als sie mit Hüfte, Bauch, Brust und gespreizten Beinen so dicht aufeinander lagen. Der Andere trug sein gesamtes Gewicht, ohne einen Mucks von Protest. Er war weich und fest zugleich unter ihm... und warm... und als er mit einer Hand ganz leicht in Sasukes Oberteil fasste, durchfuhr den Uchiha ein heißer Schauder. Als er es endlich wagte, geradeaus zu blinzeln, einen vorsichtigen Blick in das vernarbte Gesicht vor ihm zu werfen, stürzte er haltlos in unglaublich klare, blau strahlende Augen... Sie starrten sich an. Atemlos. Und dann... „Was guckst du so?“, platzte der Uzumaki heraus, „Bist du schwul, oder was?!“ Der Rest war Geschichte. Der Beginn einer bitteren, brutalen Hassleidenschaft. Und hier waren sie, Jahre später, zusammen am gleichen Ort. ~ Naruto näherte sich von schräg hinter ihm. Seine Schritte waren gelassen und kraftvoll, die Narben viel feiner als früher. Der weiße Judoanzug betonte seine kräftigen Hände. Er hatte sich wirklich verändert. Der Uchiha zog nervös ein Bein an, wandte sich zu ihm um, und machte einen unwillkürlichen Schritt seitwärts. Ihre Blicke trafen sich. Und da war es wieder- das eigentümliche Ziehen und Kribbeln im Bauch. Jeden Schritt, den der Blonde näher kam, gab es ein Geräusch auf den Matten. Ein sachtes, entschlossenes Vorwärtsdrängen, der tappende Rhythmus zum Auftakt von etwas, das Sasuke von den Haarwurzeln bis zum kleinen Zeh in Aufregung versetzte, so als hätte jemand einen Schalter umgelegt und ihn unter Strom gesetzt... Er konnte kaum beide Füße gleichzeitig auf dem Untergrund behalten. Je näher Naruto kam, um so unmöglicher wurde es. So als würde der Blonde den Boden auf dem er stand zum Glühen bringen, die Luft zum Prickeln, und Sasuke wand und krümmte sich unter der fremden Empfindung. Seine Augen wurden groß, sein Kopf neigte sich seitwärts zum Anderen. Er wich aus, drehte sich mit ihm: Und sie umkreisten sich beinahe wie früher, eine Spirale aus Kraft zwischen ihnen, Narutos Ausstrahlung, Sasukes Innerem... das fühlte sich anders an, als nur zu kämpfen. Es war mehr wie eine Art Tanz. Und Sasuke dachte an seine Berührung die letzten Tage... Träge Fingerspitzen auf dem Sofa und in der Badewanne. An das sanfte Reiben der Stimme in Narutos Kehle, wenn er ihm leise ins Ohr sprach. Seine warmen Lippen auf nackter Haut. Die heiße Energie, wenn der Blonde sie heftig in ihn hinein stieß und er empfing-... er hatte sich nie in seinem Leben vorstellen können, dass es sich so gut anfühlen konnte, einfach nur zu empfangen... Und ja... jetzt war er wieder wie hypnotisiert. Auch wenn sie sich nicht berührten nahm er den Anderen wahr, auch wenn sie nicht sprachen verstand er- allein durch die Körpersprache und die Energie in der Luft. Sie trafen sich in der Mitte. Naruto blieb stehen, hob die Hand und augenblicklich hielt Sasuke still. Ihre Schultern berührten sich fast, so nah waren sie sich. Sasuke neigte den Kopf zu ihm, hielt Blickkontakt und die Haut an seinem gesamten Körper schien zu kribbeln. Wie unter einem Bann rührte er keinen Muskel. Seine gesamte Aufmerksamkeit lag auf dem Anderen. Langsam streckte der Uzumaki den Arm aus, berührte ihn zwischen den Schulterblättern und löste ein kleines Zucken aus. Nicht vor Erschrecken, mehr wie das Ergebnis eines kleinen, elektrischen Übersprungs. Sasuke blieb ruhig, atmete langsam durch, ließ ihn machen. „Du spürst es, oder?“, flüsterte der Uzumaki fasziniert. „Was?“ Sasukes Stimme war flach und ein wenig atemlos, aber er hatte das Gefühl, die Antwort zu wissen. Naruto lächelte leicht. „Die Verbindung“ Ein wohliges Schaudern ging durch den Uchiha, von dort aus wo Narutos Hand ihn berührte. „Heftig“, der Blonde streichelte sanft seine Rücken, seine blauen Augen funkelten, „Und wie du das spürst, huh?! Mit der Augenbinde war´s ja schon der Wahnsinn, aber das-... ich hab noch keinen erlebt, der so empfindlich drauf reagiert-... der sich so einklinkt-... das ist-... whoa, das ist-...“, ein langer, erregter Atemzug, „... richtig geil.“ Sasuke befeuchtete seine Lippen. „... Wovon... redest du?“ „Na, von dir!“, Naruto war hellauf begeistert, „Früher hab ich so viel nicht kapiert... sie haben gesagt, du bist bockig und lässt dir von keinem was sagen, aber in Wirklichkeit warst du da schon extrem empfindlich... stimmt´s? Weißt du noch, als du hier mal krass ausgeflippt bist?“ Beschämt senkte der Uchiha seinen Blick. Das war nicht gerade etwas, woran er so dringend erinnert werden wollte. „Aber es war total logisch!“, fuhr Naruto eifrig fort, „Sie hatten kein Recht, dich dazu zwingen zu wollen, dass du auch mal unten bist! Das war nicht okay, Sasuke! Niemand darf einen zu so was zwingen, wenn man selbst nicht soweit ist. Nicht mal für einen guten Zweck...“ Der Uchiha hob seine Augen, sein Blick flackerte unsicher, feindselig in Narutos Gesicht. „Schon ironisch, dass du das sagst...“, stieß er hervor, „Gaara meint, es passiert ja eh irgendwann... Man hat also sowieso keine Wahl.“ „Doch.“, Narutos Blick ging direkt in seine Augen, eine strenge Entschlossenheit lag darin: „Hat man. Jetzt gerade zum Beispiel... Hast du definitiv die Wahl.“ Sasuke wich mit dem Blick aus. Stattdessen trat er noch ein winziges Stückchen näher, so nah bis ihre Kampfkleidung sich gerade so berührte. Brust an Brust. Sein Kopf neigte sich in Narutos Halsbeuge. „Du willst mich doch auch unterwerfen“, hauchte er tonlos. „Nicht, wie du denkst“, gab Naruto zurück und seine Hand war warm, seine Stimme ohne Druck, „Ich will, dass du frei bist, Dummkopf. So jemand wie du muss doch frei sein. Sonst geht er kaputt, oder nicht?“ Das kam unerwartet. Sasuke spürte einen Stich in der Brust. Irgendetwas an diesen Worten traf einen wunden Punkt. Einen gut verborgenen, der sehr schmerzte... und es war eine so wohltuend feinfühlige Berührung, dass er ungläubig spürte wie ihm rein aus Reflex, vor lauter verblüffter Erleichterung, Wasser in die Augen schoss. Tief durchatmend blinzelte er es zurück, atmete langsam aus. Naruto schloss die Arme locker um ihn, kraulte ihm zärtlich den Rücken. Stumm schmiegte Sasuke sich näher. „Machst du diesen Haltegriff?“, fragte er schließlich, als er seiner Stimme wieder traute, ruhig und emotionslos zu sein. Naruto rieb sanft die Wange an seiner, berührte mit den Lippen sein Ohr: „Nicht, wenn du es nicht willst.“, flüsterte er. Sasuke senkte den Kopf, legte die Stirn leicht auf Narutos Schulter ab, ließ seine Hände über die Hüfte des Anderen rutschen, griff mit kalten Fingern den Stoff des Oberteils. „Vielleicht will ich ja.“, hauchte er fast unhörbar. Und dann, nach einem atemlosen Moment von vollkommener Stille, ging alles auf einmal sehr schnell. Naruto schlang feste Arme um ihn, griff ihn sicher im Revers, Sasuke spürte seinen Herzschlag rasch und die Kehle eng werden. Plötzlich fühlte er sich ganz leicht- Schwerelos. Sein Gewicht wurde über den Schwerpunkt nach hinten gestoßen, Narutos Bein nahm ihm den festen Stand- ein einziges, entschiedenes Wegfegen und die Welt kippte hintenüber. Im nächsten Moment lag er flach auf dem Rücken und Adrenalin schoss ihm in den Kopf, aber seine Schultern wurden von einem unerbittlichen Gewicht abwärts gedrückt, jemand hielt ihn durch sein heftiges Aufbäumen hindurch fest und sicher genau dort wo er ihn haben wollte-... „Guh-...!“ „Schh...“ Im einen Moment war alles blendende Panik und rasender Puls, im nächsten verstand er, dass es Naruto über ihm war der ihn fest im Arm hielt... dass es okay war-... „Alles gut...Ich hab dich. Ganz ruhig.“ Und sobald seine automatische Abwehr aufhörte, ließ auch der Druck nach. Sasuke zog die Beine an, stemmte beide Füße auf den Boden und blieb dann so-... das Herz pochend, sein Atem tief. Naruto war über ihm. „Sehr gut“, der Uzumaki lächelte, ließ locker, richtete sich etwas auf, „Ich glaube, du bist noch heil... nur ein bisschen rot im Gesicht. Geht´s dir gut?“ Sasuke schnaubte. Und fühlte dann in sich hinein. Seine schwarzen Augen richteten sich in Narutos Blick. „... Den Umständen entsprechend“, gab er ausweichend zu. Naruto lachte. „Ohh, ist mein Arm etwa nicht bequem genug, eure Hoheit?“ „Fick dich“, knurrte Sasuke grinsend und rückte sich etwas zurecht, „Mmh. Doch... fühlt sich... eigentlich gut an...“ Tatsächlich. Es erstaunte ihn selbst, aber es war ganz ähnlich wie bei dem ersten Kontakt mit dem Lederriemen... viel angenehmer und ganz anders als erwartet. Nun war es natürlich so, dass er bei einer Vergangenheit mit einer Menge von Kämpfen bei weitem nicht das erste Mal unter Naruto lag. Aber er hatte sich tatsächlich bisher standhaft gesträubt, sich freiwillig in die Position werfen zu lassen. Es war... auf den zweiten Blick gar nicht schlimm. Im Gegenteil... es gefiel ihm sogar... Dieses tiefe Einverständnis und das angenehm warme Kitzeln im Bauch-... Narutos Griff war nicht grob, sondern mehr wie eine sehr feste Umarmung. Zum Glück hatte er sich nicht entschieden, ganz über ihn zu steigen wie er selbst damals- er hielt ihn vom Platz neben seinem Oberkörper her fest, und das war genau die richtige Mischung aus Nähe und Abstand, zum Anfang... Und-... seltsamerweise, genau wie mit den Treffern des Lederriemens, fühlte er sich jetzt auch im Haltegriff nicht etwa feindlich behandelt, sondern sogar... außerordentlich wohl und sicher. Er konnte spüren, wie sich seine Laune auf einmal besserte, seine grimmigen Abwehrbarrieren sich senkten, und das machte ihn... seltsam verspielt... „Schön weich...“, mit funkelndem Blick kuschelte er sich ein wenig bequemer, „Liegt bestimmt... an deinen schlappen Muskeln!“ Dass Naruto- wunderbar vorhersehbar- sofort den Griff zum Schwitzkasten drückte, brachte ihn nur zu einem rauen, aufgekratzten Lachen, auch wenn es nicht mehr so bequem war: „Du bist noch ganz schön ungezogen“, grinste der Blonde, „Pass lieber auf, sonst kommt die Supernanny und schickt dich noch auf die stille Kellertreppe!“ „Hah-...! Die-... kann mich mal-... ah-... ich bin zu alt für die!“ „Naa, na na!“, Naruto quetschte noch ein wenig fester, was Sasuke ihm durchaus nicht übel zu nehmen schien, „Sie kann dich mal-... was...? Du lässt dich von der Supernanny am Arsch lecken?!“ „Argh-...!“ „Sasuke, Sasuke...!“, sein Grinsen war weit, „Ich hatte ja keine Ahnung... dass du auf ältere Frauen stehst..!“ „Haha-... Arschloch!“ „Alter, dein Oberteil verrutscht auch schon wieder... warum ziehst du dir überhaupt noch was an? Nicht mal deine Klamotten mögen dich!“ „Haha! Du Arschloch!“, Sasukes halbherziges Zappeln war nicht einmal scheinbarer Widerstand. Es gefiel ihm noch viel zu gut in der Lage. „Komm mal her, du...“ Naruto erhob sich, löste den Griff nur um beherzt in Sasukes Revers zu greifen- eine Hand links, eine rechts, so packte er den stabilen Stoff des Oberteils, riss ihn mit einem Ruck zurecht, aufwärts und warf ihn mit abruptem Schwung auf die Matten. „Bleib liegen“, bestimmte er. Sasuke japste. Zuerst war er viel zu verdutzt um darauf irgendwie zu reagieren, aber Naruto wiederholte die Bewegung, und beim zweiten Mal hielt er Blickkontakt. Als er den Zeigefinger des Uzumaki vor Augen hatte, fielen seine Hände von selbst neben den Kopf. „Brav“, kommentierte Naruto lächelnd. Er sammelte sorgfältig beide Hälften des Oberteils in eine starke Hand, rückte ihn lässig zurecht und stieg so über ihn, um sich zufrieden auf ihm nieder zu lassen. „Ugh-...“, Sasuke hustete, „Du bist schwer, Idi-...“ „- Schh!“ Da war der Zeigefinger wieder vor seinen Augen, und sofort hielt Sasuke den Mund. Naruto saß auf ihm, den Kopf gebeugt, den Körper aufrecht, mit gewölbter Brust und gestreckten Schultern. Einen merkwürdigen stolzen Ausdruck hatte er in den Augen, der es Sasuke warm im Unterbauch werden ließ. „Was z-...“ „Schh.“ Sobald Sasuke mit Stille und Reglosigkeit reagierte, wurde die strenge Hand wieder weich und wohlwollend, streichelte ihm sanft die Wange. Der Uzumaki nickte bestätigend, in seinen Augen glomm Anerkennung, ruhige Konzentration. „Ich will“, bestimmte er leise, „Dass du genau so bleibst.“ Sasuke wagte kaum zu blinzeln, während er aufwärts sah. Er atmete flach und rührte sich nicht. „Sag mal „Mayday“.“ „Mayday?“ Grinsend hob Naruto beide Arme in die Luft, wackelte mit den Händen, „Safeword!“ Sasuke rollte die Augen. „... Ich brauche kein Safeword bei dir.“, murrte er. „Jetzt noch nicht...“, schmunzelte der Blonde, „Gib mir mal deine Hand.“ Er gehorchte. Als ihre Handflächen sich trafen, war es unglaublich vertraut. Narutos Hände waren warm und rau. Sasukes Finger waren oft kalt, deshalb fühlte es sich gut an, auch wenn er nicht wusste was der andere wollte. Er ließ sich Zeit. Streichelte Sasukes Handrücken, ließ ihre Finger aneinander streifen, schob ihre Handflächen aneinander und glitt schließlich mit seinen Fingern in die Zwischenräume von Sasukes eigenen. Der Uchiha atmete tief ein dabei. Das war wahnsinnig intim. Für Sasuke war es intimer als der meiste Sex, den er bisher schon gehabt hatte. Das warme Gefühl in seinem Unterbauch wurde stärker. „Wenn du gehebelt wirst...“, begann Naruto, „Oder dich jemand im Würgegriff hat... was machst du dann?“ Sasuke schnaubte verächtlich. „Ich bringe ihn um?“, bemerkte er. „Ernsthaft jetzt.“ „... Abklatschen?“ „Wenn deine Hände nicht frei sind?“ „Maitta?“ Naruto nickte versonnen. „Maitta ist ein Safeword für Wettkämpfe. Genau so wie „Mayday“ in einer Session.“ „Hmm...“ „Aber wenn du „Maitta“ oder Mayday sagst, ist der Kampf vorbei. Oder das Spiel. Oder die Szene.“ Sasuke hörte ihm aufmerksam zu. „Was sagt man, wenn man nur unterbrechen will..? Weil was zu heftig wird... oder man ´nen Moment braucht um alles erst mal wieder neu zu sortieren?“ Der Druck von Narutos Fingern wurde langsam kräftiger, rauer und Sasuke spürte, wie ihm die nervöse Erwartung unterm Bauchnabel kribbelte. Er ließ ihn machen, seine Mundwinkel hoben sich etwas, gleichzeitig schluckte er und spannte vorsorglich seine Beine an. „... Timeout...?“, vermutete er heiser. „Bingo~..!“, Narutos Lächeln war sonnig, aber auch ein wenig gefährlich. Seine Stimme rutschte in leise, tiefere Register, „Das heißt... wenn ich dir richtig weh tue, sagst du...?“ Der Griff wurde härter. Sasuke biss sich auf die Unterlippe, aber er sah einfach nur wie gebannt zu, wie Naruto die Hand löste, den Griff wechselte und die Finger fest darum schloss. „Danke...?“, lachte er spontan und atemlos, die erste dumme Idee die ihm einfiel. „Das auch“, Narutos Grinsen zeigte sämtliche Zähne, „Aber wenn´s dir mal ernsthaft zu heftig wird...?“ Kontrolliert bog er die Hand am Gelenk nach unten. Bis zum neunzig Grad- Winkel war es gerade so noch okay, aber viel weiter ging nicht. Sasuke wusste das- Naruto wusste es auch. Trotzdem drückte der Uzumaki unaufhaltsam weiter abwärts, und trotzdem biss Sasuke die Zähne zusammen, ließ die Spannung erst durch seinen ganzen Körper laufen, bevor... „Ah-..!“, japste er, klopfte instinktiv mit der Fußsohle auf die Matten unter ihm, „-... Timeout!“ „Mmmh... guter Junge!“ Naruto beugte sich tiefer, und für einen Moment glaubte Sasuke, er wollte ihm einen Kuss geben. Zur Belohnung... Aber kurz davor hielt er inne. Nur Millimeter entfernt, gerade so blieb er und sah ihm in die Augen. Atmete. Wartete auf eine Reaktion. Sasuke hielt völlig still, spürte die Gänsehaut an seinem Nacken hinaufprickeln, seine Augen waren weit und glasig. Wie in Trance hob er langsam seine Hand: „Mach´s nochmal“, hauchte er. Naruto schmunzelte, bevor er sich langsam zurückzog, die Spannung löste. „Ahh, nochmal dasselbe ist langweilig... Da gibt’s so viel andere Möglichkeiten... “, zärtlich nahm er Sasukes Kopf in beide Hände, „zum Beispiel... das hier?“ Sasuke spürte die warmen Finger sein Gesicht streichen, die beiden Daumen unter den Knochen des Unterkiefers einhaken und die wissende Bewegung nach innen-... dorthin wo er weich und verletzlich war-... und den intensiven Schmerz, der seinen gesamten Körper dazu brachte, wie ein Klappmesser hochzuschnappen. „Aaaarghh! Aua!“, japste er. „Aua ist kein Safeword~...!“ „ Timeout! Timeout! Ahh, shit-...!“ Naruto ließ lächelnd nach- fuhr ihm mit beiden Händen durchs Haar, grub die Finger hinein, hielt ihn so am Boden und sie sahen sich an. Sasuke war atemlos. Sein Herz pochte deutlich, unter dem Bauchnabel war ihm heiß geworden. Und auf einmal sah er wie die Schultern des Blonden sanken, seine Mundwinkel sich hoben und sein gesamter Ausdruck sich veränderte. Die Augen glitzerten hell und aus seiner Miene strahlte ein Ausdruck von purem Glück: „Ich... ich kann das hier grade kaum fassen“, stieß er mit belegter Stimme hervor, „Sag mir, dass das wirklich passiert... und nicht nur irgend so ein verrückter Traum ist“ Sasuke zog eine Augenbraue nach oben, „Ich kann zur Abwechslung gerne mal dir weh tun, wenn du Zweifel hast“ Aber der Uzumaki ließ sich davon nicht beirren. Er wippte auf die Fußballen zurück und lachte leise. Ein Lachen, in dem eine ganze Menge fassungslose Erleichterung mitschwang. Wie jemand, der nach einem Leben unter der Brücke im Lotto gewonnen hatte. Oder jemand, der nach einer tödlichen Krankheit das rettende Spenderorgan bekam. Oder jemand... der einen lange verloren geglaubten Freund endlich wieder hatte. „Sasuke“, sagte er, und seine Stimme war dick und brüchig. Der Uchiha hörte darin die drohenden Tränen von Wiedersehensfreude, die der Andere sich die ganze Zeit über bisher tapfer verkniffen hatte, und er hatte überhaupt keine Lust auf rührselige Szenen-... Stattdessen nutzte er lieber die Chance, um den blonden Idioten bei den Schultern zu packen, sein Gewicht herumzuschleudern, dass der Uzumaki einen Sekundenbruchteil später selbst auf dem Rücken lag und er triumphierend über ihm hockte. „Was?“, knurrte er ohne viel Angriffslust. Er setzte sich zurecht, streckte den Rücken und krümmte drei Finger zu Klauen, um sie in provokanter Geste leicht über die Narben auf Narutos Wange zu ziehen, so als sei er allein derjenige, der dafür verantwortlich war: „Hier bin ich doch, du Idiot. Fang jetzt bloß nicht an zu heulen!“ ~ Deidaras Schritte waren dumpf unter ihm, und obwohl er sich mit großen Augen umsah hatte er jetzt schon das Gefühl, sich in diesem Labyrinth von Gängen und Zimmern hoffnungslos zu verirren. Sein Orientierungssinn war ohnehin schon nicht hundertprozentig top, aber das? Das war lächerlich. Der Albtraum jedes Innenausstatters. Leise schnaubte er. Seine Finger zuckten immer wieder zu dem Smartphone in seiner Tasche, weil er, je weiter er kam, immer mehr sonderbare Dinge sah, die er gern fotografiert hätte. Keine Bilder, ja... aber je weiter er kam, desdo mehr von einer unheimliche Art Fresken an der Wand. Links und rechts des Flurs waren Holzvertäfelungen, darunter ein altmodisch gemusterter Teppichboden, der jedes Geräusch zu schlucken schien. Es war gespenstisch still. Wie in den Eingeweiden eines Ungeheuers, das sich nach außen hin nur wie ein Haus tarnte, um ahnungslose Opfer in seine Fänge zu locken. Da über der Tür war ein Hase-... oder besser gesagt, der ins Holz geschnitzte Kopf davon, wie eine starre Maske. Weiß bemalt und in einem unheimlich naiv- kindlichen Stil, wie uraltes Spielzeug eines Vergangenen Zeitalters. Durch all die Jahre war die Farbe nur noch blass zu sehen und die Maserung des Holzes kam wieder zum Vorschein. Daneben über der Tür der Kopf eines Vogels. Eine Tür weiter der einer Maus. Und unten, über den Leisten geschnitzte Würfel, zerschlissene, bunte Bauklötze... Dazwischen eine endlose Aneinanderreihung reglos tanzender Menschenfiguren... Kinder... Puppen. Deidara schauderte. Die Polonaise des Todes, so nannte er dieses Flurbild in Gedanken. Puppen-... er traute diesen grinsenden Fratzen nicht. Zu seiner grenzenlosen Verblüffung war da doch noch eine andere ganz normale, lebende, atmende Person bei ihm, offensichtlich seine Vorgängerin in Bezug auf das Hauspersonal. Es beruhigte ihn sehr, einen normalen Menschen an diesem Ort zu treffen. Irgendwie war sie ihm auf Anhieb sympathisch. Ein zierliches Persönchen mit einem strahlenden Lächeln, unglaublich weißem, gestärktem Kragen über dem schwarzen Rüschenkleid und ebenso weißen Manschettenärmeln. Ihr Name- der, mit dem sie sich vorstellte- war Maria. Und das bemerkenswerteste an ihr waren die Haare. Nussbraune, glatte Haare bis über die Schultern... was sie wohl für Shampoo benutzte? Hmm... „Es ist ein bisschen verwirrend“, erklärte sie gerade leise und entschuldigend, „Aber du wirst dich zurecht finden.“ „Hm“ Sie bogen um eine Ecke und gingen durch einen hohen Korridor, an dem links und rechts schwere, rote Vorhänge den Blick auf die Wände verdeckten. Deidara starrte sie an und ein kriechender Ekel zwang drängte ihn dazu, der schrecklichen Neugier nachzugeben und sie beiseite zu reißen, zu sehen was dahinter war. Nur eine Wand...? Oder...? Bedrohliche Enge drückte von den Seiten her auf ihn ein. „Im Grunde ist es ganz einfach. Links und Rechts gehst du mit dem Staubwedel drüber, überall wo Teppich ist saugst du, unten in der Halle kannst du bohnern, dafür gibt es aber so ein spezielles Gerät in der Putzkammer. Mehr ist es eigentlich nicht. Viel wichtiger sind die Regeln: du darfst dich Herrn Hiruko auf keinen Fall nähern, wenn du ihn siehst. Du darfst keine Türen öffnen, die verschlossen sind, und du darfst Herrn Hiruko niemals, unter absolut keinen Umständen anfassen.“ Deidara ließ sich die Dinge durch den Kopf gehen und nickte langsam vor sich hin. Sein Blick wurde von Gesichtern mit verschiedenem Mienenspiel im Holz einer Zwischenwand abgelenkt. Diese Schnitzkunst-... sie sahen beinahe aus, als hätten sie einmal gelebt... „Hm.“, machte er abgelenkt. Maria sprach weiter: „Manchmal kann es sein, dass er seltsame Wünsche hat. Vielleicht will er, dass du etwas bestimmtes für ihn anziehst. Aber es ist nie anzüglich oder so“, ein kleines, tapferes Lächeln flog über ihre Miene, „Ernsthaft, er ist zwar seltsam, aber es ist nicht so schlimm wie man denkt. Er ist eben... ein ziemlich verschrobener, alter Künstler. Aber anscheinend war er extrem berühmt. Vielleicht läd er dich mal zum Tee ein, wenn er dich wirklich mag. Aber wundere dich nicht, wenn er am anderen Ende der Tafel sitzt und die ganze Zeit über nichts isst oder trinkt. Das tut er niemals in Gesellschaft.“ „Aha.“ Herr Hiruko also. Der Mann hatte offenbar eine ganze Reihe von schrägen Hobbys... Als sie weitergingen, um noch eine weitere Ecke, waren die Wände seitlich Vitrinen, in denen liebevoll eine Landschaft aufgebaut war. Dort hingen, jede in einer besonderen Stellung, Marionetten, so als wären sie lebendig in ihrer kleinen Welt und wären bis vor kurzem noch ihren ganz normalen Geschäften nachgegangen. Deidara sah genauer hin: manche waren klein, aber ihre Größen variierten doch ganz erheblich und alle waren außergewöhnlich. Manche hatten fast Lebensgröße. Die Haare auf den kleinen Köpfen waren schimmernd und voll. Es sah beinahe aus, als wären sie echt. Auch die Zähne in leicht geöffneten Mündern der Größeren... und ihre Fingernägel... verblüffend. Er hatte noch nie Marionetten mit so realistischen Fingernägeln gesehen... „Bist du eigentlich religiös?“ Die Frage kam unerwartet, und Deidara blinzelte. „Uhm, nein... kann man nicht gerade sagen“ „Oh. Schade. Herr Hiruko hat eine Vorliebe für Religion und Mystik. Wenn du ihm ein Gebet vortragen kannst, wird er sofort viel... freundlicher.“ „Ach ja?“ „Ja... der Junge der vor mir hier gearbeitet hat, Surya, war Hindu. Er hat erzählt, dass Herr Hiruko ihn immer Verse aus dem Bghagavad Gita hat vortragen lassen, die er auswendig konnte... das muss ihm sehr gefallen haben. Anscheinend ist ihm die Art der Religion nicht so wichtig, aber er liebt alle Verse, die sich seit Tausenden von Jahren nicht verändert haben... sie haben den „Klang der Ewigkeit“, sagt er.“ Deidara hob die Augenbrauen und sparte sich einen Kommentar. „Was ist mit Surya?“, wollte er stattdessen wissen, „Gefeuert worden?“ Ihre großen, braunen Augen huschten an ihm hoch, „Uhm... ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Es muss wohl andere Probleme gegeben haben. Er hat mich noch herumgeführt und mir alles gezeigt... am nächsten Tag war er weg. Vielleicht wollte er schon länger aufhören.“, sie zuckte die Schultern, „Heh, ich hoffe ja, dass ich noch nicht gefeuert werde“, ein unsicheres Lächeln, „Das... ist erst eine Woche hier.“ Deidara hatte ein seltsam mulmiges Gefühl dabei, als er sie ansah. Diese Augen waren plötzlich wie die großen, feuchten Augen dieser Kuh, die er auf ihrem Schulausflug zu einer großen Farm früher als Kind einmal begeistert gestreichelt und mit abgerissenem Gras gefüttert hatte. Danach hatten sie sich die Hamburger- Fabrik angesehen, und als seinem kleinen, unschuldigen Hirn der Zusammenhang klar geworden war, war er weiß geworden und hatte sich an Ort und Stelle übergeben. Lange her... „Wohnst du hier in der Nähe?“, fragte er, um sich abzulenken und die merkwürdige Stimmung abzuschütteln. „Oh! Nein... es gibt Gästezimmer, wenn du hier arbeitest. Du musst nichts dafür zahlen.“ „Hm“, trotz so gut wie allem an dem hier, das sämtliche Alarmglocken schrillen ließ... irgendwie konnte er nicht verleugnen, dass ihm das ganz gelegen kam. Sicher, seinen privaten Kram musste er irgendwo anders unterbringen... vielleicht konnte er ihn in den Kellerräumen im Atelier zwischenlagern? Viel hatte er sowieso nicht... „Musst du nochmal was besorgen, oder-...?“, fragte sie, „Sonst zeig ich dir, wo du dich zurückziehen kannst. Herr Hiruko ist heute leider noch ziemlich beschäftigt... aber er zahlt dir tatsächlich jede Stunde, die du hier bist. Egal was du machst. Also... was meinst du?“ ~ Das Gästezimmer war ein kleiner, enger Raum, ganz und gar ausgekleidet mit einer vergilbten, uralten Tapete in schimmelgrün. Mit Vögelchen- Muster. Es gab eine Menge irgendwie kindlicher Sachen hier drin, was alles noch creepiger machte. Eine Spieluhr, ein Puppenhaus... Irgendwie sah es aus, als sei das Ding hier einmal eine Art Kinderzimmer gewesen, oder- noch gruseliger- extra hergerichtet worden um Leute wie ihn zu empfangen. Geradezu vollgestopft mit Antiquitäten, uraltem Spielzeug und einem mit Schnitzereien verzierten Himmelbett trotzte es genau so der Zeit, wie alles andere hier an diesem seltsamen Ort. Die halb transparenten Seiden- Vorhängen, die von den Seiten des Bettes herunter hingen, waren vollkommen reglos. Kein einziger Luftzug bewegte sich hier. Aus einer Ecke glotzte ihn ein großer, glasäugiger Teddy an, vom Schrank herunter lauerten gleich drei Exemplare von pausbäckigen, grotesk bewimperten Ringellockenpuppen in Rüschenkleidchen. Deidara fuhr sich kopfschüttelnd durch die Haare. Schräg. Einfach... verdammt schräg. Und er war Künstler um Himmels Willen- er hatte schon eine ganze Menge von schrägen Sachen gesehen! Kurzerhand gab er sich einen Ruck, warf seinen Seesack auf die Matratze und sich selbst dazu, rollte sich auf den Rücken um die Federung zu testen und fuhr prompt zusammen. Oh mann... natürlich. „Hallo, schöner Mann“, murmelte er ironietriefend, schob sich den Unterarm unter den Kopf um bequemer zu liegen und streckte die freie Hand aus. „Gefällt dir, was du siehst, mh?“ Dort an der hölzernen Decke war ebenfalls eine Schnitzerei. Eine bunt bemalte, verzerrte Clownsfratze mit geschlossenen Augen und breitem Nussknacker- Mund. Verächtlich schnippte Deidara mit dem Finger dagegen. Sicher war, dass er hier ganz bestimmt nichts von dem essen oder trinken würde, was der Alte ihm anbot. Wusste doch jeder, dass es in keinem Märchen, keiner Geschichte und keinem Gruselfilm eine gute Idee war, von seltsamen Leuten Nahrungsmittel anzunehmen. Und ja, er rechnete schon damit, dass das hier einfach nur ein einsamer alter Kerl war und der Typ vielleicht krank im Kopf aber nicht wirklich SO krank sein würde... Aber wenn doch, naja. Er war nur hier für Kohle. Vollkommen hilflos war er nicht... Da hatte der Alte sich vielleicht verschätzt. Deidara nahm etwas Plastiksprengstoff aus seiner Tasche und begann langsam, ihn zwischen den Fingern zu kneten. „Du willst meine Kunst sehen, alter Mann?“, flüsterte er zu der Clownsfratze über ihm. „Zeig mir erst mal, was DU draufhast...“ ~ Nur ein paar Zimmer weiter, fuhr auf quietschenden Reifen der Rollstuhl mit seiner unförmigen, buckeligen Last in die Mitte des dunklen Raums, in dem ein einziger Laptop mit blau leuchtendem Bildschirm auf einem Tisch stand. Das Wesen hielt inne. Es gab ein tiefes Ächzen von sich, ein ungesundes Röcheln und Zischen und auf einmal klappte sein Kopf nach vorn. Es sackte in sich zusammen. Und dann öffnete sich sein Rücken. Stück für Stück, Rippe für Rippe, knackend und knirschend platzte er in einem obszönen Schauspiel auf und wie aus einem Kokon, wie aus der hässlichen Puppe einer Zikade entstieg ein koboldhaftes Elfenwesen, ein androgynes Etwas mit übernatürlich blendender Makellosigkeit. Haaren in einer Farbe wie Blutstropfen auf Schnee, dunkle Augen voll von einem Ausdruck weit jenseits von Menschlichkeit und Gewissen, mit milchblasser Haut, vollen Knabenlippen und weißen, kindlichen Fingern. Lautlos kletterte es aus seiner Schale, schritt wie schwebend zum Tisch hinüber um eine Taste zu drücken. „Meine Botschafter“, sagte er leise, „Berichtet.“ ~ In seinem Unterschlupf blinzelte Suigetsu widerwillig in die Bildschirmkamera des Laptops, als Hidans Griff in seinen Haaren ihm den Kopf hochhielt oder zumindest drohte, ihn andernfalls mit einem Ruck zu skalpieren, wenn er nicht still hielt. Ein heiseres Wimmern aus seiner Kehle unterstrich seinen unschönen Zustand. Blut trocknete in einem Rinnsal unter dem rechten Nasenloch und über das Kinn hinunter, sein eines Auge war zugeschwollen und leuchtete in allen Farben. „Das ist er“, schnaufte Kakuzu, schwenkte den Laptop noch etwas herum und nahm ihn dann wieder weg, um ihn etwas entfernt auf den Tisch zu stellen, „Der Nachfolger. Sagt er. Behauptet, der Uchiha stört uns nicht mehr. “ Hidan hob einen seiner schweren Stiefel und setzte ihn sorgfältig zwischen die Beine ihres Gefangenen, dessen Wimmern sofort deutlich lauter und alarmierter wurde. „Sollen wir uns um ihn... kümmern?“ Suigetsus gepeinigtes Heulen vor Schmerz aus dem Hintergrund beeindruckte seine Besucher wohl ebenso wenig wie ihren Auftraggeber. „Er sagt, er kennt das Revier. Und er wäre bereit, alte Bindungen hinter sich zu lassen. Für uns zu arbeiten.“ „Oh mann... Bullshit“, grollte Hidan aus dem Hintergrund, „Mit sowas wie dem kann man keine Geschäfte machen! Die Ratte verspricht dir was du willst, weil sie sich vor Angst grade einscheißt... das ist ne erbärmliche Drogenvotze!“ „Halt die Klappe“, zischte Kakuzu. „Was?!“, maulte er, „Stimmt doch!“ Die Stimme aus den Lautsprechern schwieg. Hidan schmollte, Kakuzus Augenbraue zuckte-... Suigetsu blinzelte mühsam, kniff rissige Lippen zusammen. „Bitte bringt mich nicht um“, wisperte er, „Oh Gott... fuck... ich tu alles was ihr wollt“ „Schnauze“ „Hidan!“ Endlich-... ein leises, zufriedenes Summen aus knisternden Lautsprechern. „.... Ausgezeichnet.“ Alle Anwesenden blinzelten in verblüffter Ungläubigkeit auf einen schwarzen Bildschirm. „Er ist ausgezeichnet“, wiederholte die Stimme, „Ich bin sehr zufrieden mit euch.“ Hidan und Kakuzu blinzelten sich ratlos an, Kakuzu wandte sich zuerst wieder um. „Was sollen wir-...?“ „Lasst mich mit ihm sprechen.“ Kakuzu zögerte kurz, dann machte er einen Schritt über leere Plastikflaschen und hielt den Bildschirm wieder vor das Gesicht ihres Opfers. Suigetsu versuchte mühsam zu schlucken, seinen abdriftenden Blick in dunkles Nichts zu fokussieren und trotz seiner rauen Kehle etwas zu sagen. „H-... Hallo?“ „Hör mir gut zu, Mensch. Drei Dinge kommen unerwartet und wenn man nicht an sie denkt: der Messias, der Fund... und der Skorpion.“ Suigetsus Unterlippe zuckte. Er war sichtlich überfordert-... so ziemlich allem was gerade passierte. „Der Skorpion ist der Herr der steinigen Orte. Sein Stich kommt aus dem Verborgenen. Und sein Gift... bedeutet größte Qual oder höchste Glücksseligkeit. Es ist die Pforte zum Paradies... oder zur ewigen Hölle. Du, Mensch, wirst der Zeuge sein, wenn die Zeit anbricht. Du sollst es am eigenen Körper spüren und Wegbereiter sein. Für mich und für den, der nach mir kommt. Du sollst der erste sein, der die Wirkung erfährt. Und du sollst die Kunde verbreiten. Damit sich jeder dem wahren Herrn beugen wird, wenn er seinen rechtmäßigen Platz wieder einnimmt. Und seine rechtmäßige Herrschaft antritt, auf dem Thron der Unterwelt.“ Stille. Ein Geräusch, als würde er mit den Fingern schnippen. „Sorgt dafür, dass er schluckt.“, kam die nüchterne Anweisung. Suigetsu spürte seinen Magen zu Eis werden. Er riss sein noch halbwegs funktionstüchtiges Auge auf, versuchte zu strampeln, seinen Kopf aus Hidans Stahlspangengriff zu winden-... vergeblich. Kakuzu, der große, dunkel vermummte der Beiden, nahm eine kleine Packung aus der Innentasche seines Mantels. Eine Handvoll Pillen waren darin-... weiß, rund und klein, vielleicht halb so groß wie ein Daumenfingernagel, mit einem blutroten Skorpionssymbol als Prägung. „Nein-... nein! Wartet! Was ist das?! Was gebt ihr mir?!“ Weitere Proteste gingen in ersticktem Gurgeln unter, als Hidan ihm den Kiefer aufzwang, ihm den Kopf in den Nacken drückte, Kakuzu beinahe sanft seine Hand über die Lippen schob und die Tablette unwiederbringlich in seinen Rachen fallen ließ, mit etwas Sodapop nachspülte. Suigetsus Beine zuckten, er riss in blanker Verzweiflung seine Wunden an beiden Handgelenken wieder blutig, brach in Sekundenschnelle in Schweiß aus und gab helle, panische Geräusche von sich, als der Mann mit den grauen, zurückgegelten Haaren und dem Stiernacken ihm die Kiefer fest zusammendrückte. Was auch immer es war, es löste sich langsam auf, setzte seine Wirkstoffe frei... und ging ohne weiteren Widerstand sicher ins Blut über. Suigetsu begann zu zittern, sein Blick wurde starr, sein Körper schlotterte und wurde steif als hätte er einen epileptischen Anfall- erst als der Anfangseffekt wieder nachließ und er heftig keuchend, nassgeschwitzt in sich zusammen sackte, ließen die unerwünschten Besucher wieder von ihm ab. „Freu dich“, brummte Kakuzu, tätschelte wohlwollend seine Wange, „Du hast die Ehre als erster... Zivilist dieses Zeug zu testen. Brandneu entwickelt. Kickt gut rein, oder?“ Der Gefangene starrte mit zitternden Pupillen ins Leere, sein Körper sank kraftlos gegen die Kante des Schreibtischs, er gab ein ersticktes Ächzen von sich. „Tja... der einzige Nachteil sind die Entzugserscheinungen. Schon nach der ersten Dosis, in etwa... zwölf Stunden. Die willst du nicht haben. Was bedeutet, dass du schön brav bleiben wirst... denn ansonsten kannst du den Nachschub vergessen. Ahja, von früheren... Experimenten wissen wir, dass ein Zustand ähnlich dem Hirntod eintritt, wenn man zu lange oder zu hochdosiert konsumiert. Alle Körperfunktionen bleiben erhalten, aber eigene Impulse werden vollkommen unterdrückt... du wirst... sozusagen... ein Zombie. Eine Puppe. Und wenn niemand so nett ist, dich dann regelmäßig mit Nahrung und Flüssigkeit wieder aufzufüllen... bist du tot.“ Suigetsu konnte nicht antworten. Seine Augen waren weit aufgerissen, ohne zu blinzeln lag er da, heftig schnaufend, die Pupillen so weit, dass die Iris darum nur noch ein winziger Kreis war. Seine Beine begannen schon wieder zu zittern. „Mmmh... scheint, als hättest du etwas viel erwischt“, Kakuzu beugte sich herunter, um die blutverklebten Handschellen zu lösen. „Vielleicht schießt es dich ja bei der ersten Dosis schon hinter den Point of no Return in den Orbit... das wäre auch kein so herber Verlust. Aber vielleicht kannst du vorher doch noch etwas nützlich sein.“ Er warf das Päckchen mit den übrigen Pillen auf den Tisch. „Du bist jetzt unser Mann, also benimm dich auch so. Bring das Geschäft wieder zum Laufen. Andernfalls... hey Hidan. Wenn unser Dornröschen hier wieder aus seinem Schlummer aufwacht, gehört er so gut wie zur Familie. Zeigen wir ihm... was mit Leuten passiert, die versuchen, uns in die Quere zu kommen.“ „Oh mann, na endlich!“ ~ Suigetsu war kalkweiß, ein paar Stunden später. Er saß mit weiten Augen immer noch reglos auf dem Platz an der Kante des Schreibtischs, wo sie ihn zurückgelassen hatten, rührte sich nicht einen Millimeter. „Was sollen wir mit dem Rest?“, fragte Hidan gerade seinen Partner, wischte mit dem noch halbwegs sauberen Teil seines Unterarms ein paar Blutspritzer von seinem Gesicht, „Wieder ein Überraschungspaket für unsere Freunde bei der Polizei?“ „Nein“, Kakuzu winkte ab, „Dafür müssten wir schon einen Polizisten erwischen.“ „... also aufräumen?“ „Aufräumen.“ Es gab hübsche Päckchen in schwarzen Mülltüten... Etliche. Sie wurden säuberlich verpackt in Kartons und danach verschickt mit der Post. Die deutliche Aufschrift: „Pflanzendünger“ würde auch den leicht strengen Geruch erklären, falls es mit der Zustellung mal etwas länger als üblicherweise dauern sollte. Irgendwo, hinter den Grenzen der Stadt, in einer Anlage für biologische Schädlingsvertilger, nahm Tage später jemand die Päckchen entgegen. Er öffnete sie leise summend, mit einer schwarzen und einer weißen Hand. Die Pflanzen in den Gewächshäusern strotzten vor Grün, und vielleicht lag es auch an dem Laubhächsler, der mit ohrenbetäubendem Rattern und Surren seinen Dienst tat, wenn er unter nassem Spritzen und Knirschen und dem Heraufwirbeln einzelner Stücke mit schier unstillbarem Appetit große Teile klein fräste und das Material in bequem portionierbarer Masse dem ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens zurückführte... ~ Ein ohrenbetäubendes Gebell brach los. Urushi, die kräftige, kniehohe Promenadenmischung aus Kakashis Rudel flitzte von seinem Schlafplatz unter der Eckbank, wie eine Kanonenkugel zwischen Lees und Gaaras Beinen hindurch, war mit einem Satz auf dem Fensterbrett und stemmte beide Vorderpfoten gegen das Glas, um wie besessen, mit gefletschten Zähnen und fliegenden Speicheltropfen durchs Fenster zu kläffen. Sein Rückenfell war gesträubt wie eine Bürste, der Schweif kerzengerade in der Luft. Lees Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen. „Whow-... was hat ihn denn gebissen?“ Gaara hob eine Schulter. „Mmmh... Kiba meint, er hält sich für Superdog... und das sind seine verrückten Psi- Kräfte.“ „Was?!“, Lee lachte schallend, „Er braucht ein Cape! Superdog to the Rescue!“ „Nein, okay...“, schmunzelte der Rothaarige, „Er hat es anders ausgedrückt: sein „emotionaler Radar“ ist riesengroß, er bekommt sofort mit wenn irgendwas nicht stimmt, selbst wenn es irgendwo draußen ist... und er meint dann, jemand müsste was tun. Das versucht er dir klarzumachen. Und wenn niemand reagiert, glaubt er, er wäre selbst verantwortlich. Deswegen ist er ständig so überspannt.“ „Ooohkay“, Lee warf einen skeptischen Blick auf den Hund, der an der Scheibe scharrte und sich gebärdete wie in akuter Tollwut, „Das klingt anstrengend“ „Mmmh. Die Theorie ist, dass er deswegen im Tierheim so durchgedreht ist. Zu viel Stress überall.“ „Und wieso hat er dich dann mal beinahe angefallen, als du nur ins Bett wolltest?!“ Gaara rollte vielsagend die Augen und senkte seine Stimme ein wenig: „Kiba meint, vielleicht hat er -es- gespürt.“ „Oh...“ „Mmmh...“ „Okay... ich finde, er bräuchte trotzdem ein Cape! Hey, wenn ich morgen dran denke, kauf ich ihm eins! Na, Urushi! Wie findest du das, Kleiner?! Hey, gib mir fünf! Hallo, Kumpel!“ Lee schlenderte sorglos zu dem Vierbeiner hin und bekam den Blick aus der Hölle mit dazugehörigem Monstergrollen als Antwort, so plötzlich und bitterböse, dass selbst er inne hielt. „Whoa!“, blinzelte er, die Hände abwehrend in der Luft, „... Ich spreche ja nicht so gut hündisch wie ihr, aber-... hat er mich grade beleidigt?“ Ein gellender Pfiff drang vom unteren Stockwerk herauf, und Urushi, der Monsterhund spitzte die Ohren. Ein heiseres, leises Antwortwuffen wie zu sich selbst, ein zaghaftes Schweifwedeln-... und im nächsten Moment war er winselnd an der Tür, kratzte, sprang an die Klinke hoch, warf den Kopf zurück um laut zu jaulen. „Ein Glück, dass wir keine direkten Nachbarn haben“ Die Tür ging auf, Urushi rollte sich vor lauter Erleichterung einmal quer über den Boden und sprang dann Kiba mit solcher Wucht entgegen, dass der die Treppen beinahe wieder abwärts gepoltert wäre. „Alter-... was zum-...?!“ Der Inuzuka streckte den Kopf herein, eine Hand im Nacken des Vierbeiners, der die Vorderpfoten um seinen Hals klammerte, und den er soeben versuchte, von sich zu zerren, „Hi...“, brummte er, „Ähm... ich... nehm ihn mal besser mit runter, da hab ich ihn mehr im Blick. Sorry...“ Endlich löste sich das Tier von ihm, und er hielt ihn am Nackenfell von sich, mit dem Ergebnis, dass er mit großen Augen und angelegten Ohren hektische Schwimmbewegungen durch die Luft machte und sich winselnd die Schnauze leckte. Selbst Akamaru, der wahrscheinlich aus purer Neugier mit nach oben gekommen war, warf einen skeptischen Blick auf den Artgenossen und dann einen bedauernden auf seinen Rudelführer, als würde er sich ein wenig fremdschämen. Kiba schloss die Tür wieder, und Gaara schüttelte nur leicht den Kopf, als sie wieder allein waren. „Hier“, meinte er, schüttelte das Wasser aus dem Sieb voller Salatblätter, stellte es in die dazu gehörige Plastikschüssel, drückte den Deckel darauf und reichte das Ergebnis seinem Freund, „Du kannst das machen. Also... wo waren wir? Du wolltest grade was erklären?“ „Ach ja... jedenfalls!“, Lee nahm die Schüssel, stellte sie auf den Tisch und griff die Kurbel mit der freien Hand, „Um auf vorhin zurück zu kommen: Das ist der Grund, warum ich dir nur - total - ans Herz legen kann, auch einen Trainingsplan zu erstellen! Ich könnte dich coachen, dann würden wir uns im Studio sehen und hätten ganz nebenbei auch mehr Zeit miteinander! Wäre das nicht-...“, er drehte die Kurbel der Salatschleuder mit solchem Enthusiasmus, dass man den Eindruck hatte es könnte kein heiles Blatt dabei wieder herauskommen sondern nur grüner Brei, „... einfach toll?“ Gaara schob sich ein Stück Gurke, die sich soeben im Schnippelprozess befand, zwischen die Lippen und schüttelte entschieden den Kopf, „... nein. Du. Und ich. Und Sport- oh nein!“ „Ach, komm schon...!“, Lee versuchte den motivierenden Dackelblick, „Das wird toll! Ich werde ganz locker sein und total langsam mit dir einsteigen...“ „Du kannst nicht „langsam einsteigen“, Lee“, Gaara nahm ihm augenrollend den Salat ab, um die in Mitleidenschaft gezogenen Blättchen in die Schüssel zu kippen, „Du musst Leute coachen die dein Tempo auch mithalten. Das gibt sonst nur sinnlosen Frust. Und ich - hasse - Sport.“ „Aber das ist total gesund, und es würde dir total guttun-..!“ Gaara warf ihm einen warnenden Blick zu. „... Bitte.“ „Aber-...“, der junge Mann mit der lackschwarzen Topffrisur war sichtbar nicht glücklich, „Ich dachte nur... ich bin sonst so viel unterwegs, das macht mir ein schlechtes Gewissen.“, mit zweifelnder Miene putzte er ein paar Radieschen. „Ist doch Quatsch...“ „Heute wurde du-weißt-schon-wer verlegt, und-... das ist alles so furchtbar, ich muss ständig dran denken was wäre, wenn irgendjemand dich attackiert hätte... und dann denk ich, meistens bist du hier mit Kiba, vielleicht verbring ich zu wenig Zeit mit dir?“ Gaara hob den Kopf, wechselte einen fragenden Blick mit Lee, dessen Augen verräterisch glänzten. Er beugte sich kurzerhand näher und gab ihm einen versöhnlichen Kuss auf die Wange. „Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen“, beruhigte er ihn. „Ja, aber-...!“, widersprach Lee, „Ich will nicht, dass sich jemand von uns irgendwann, irgendwo an einem Krankenbett schreckliche, schreckliche Vorwürfe machen muss!“ „Muss er schon nicht.“ „Bist du ganz sicher, wirklich?“ „Lee...zwing mich nicht mit dir zu trainieren... ernsthaft!“ „Na gut... mann... es tut mir leid. Es war, wie gesagt, wirklich nur ein ganz lieb gemeinter, neutraler Vorschlag.“ „Mmmh.“ Der Mann mit der Topffrisur schnitt vor sich hinbrütend etwas Brot auf. „Gehst du jetzt eigentlich zu dieser Heimtiermesse?“ „...wahrscheinlich nicht.“ „Was?! Warum nicht?! Du bist doch sogar extra eingeladen! Das ist eine totale Ehre, trau dich ruhig! Du schaffst das, ich glaub an dich!“ „Vielleicht, aber-...“, Gaara sah auf seine Finger, nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug und stählte sich dann für die Konfrontation, als er den Blick seines Freundes suchte. „Ich-... ich hab überlegt-... Lee, ich will versuchen, die Medikamente abzusetzen... oder, wenn das nicht geht, wenigstens soweit wie möglich runter zu reduzieren, und auf Depot umzustellen.“ „Oh?“ Der Rotschopf war blasser als sonst, leckte nervös über trockene Lippen und suchte Halt im Gesichtsausdruck seines Freundes, „Ja ... ich hab schon mit Dr. Battour darüber gesprochen... und er meinte, es wäre okay. Es ist nicht undenkbar ... ich müsste eben mehr darauf achten genug zu schlafen, regelmäßig zu essen, keinen unnötigen Stress zu haben und so ... regelmäßige Tagesabläufe, sichere Notfall-... pläne... das Ganze...“ „... Klar.“ Gaara schluckte schwer. „Ja … also … Erstmal nur reduzieren. Ich meine, dann sehen wir ja. Und- ... ich hab … schon Angst, was passieren wird, aber... ich will das versuchen, verstehst du?“ Lee sah auf, kam nach kurzem Nachdenken zu ihm herüber und schlang starke Arme um seinen Rotschopf, gab ihm einen Kuss in den Nacken und schmiegte sich an ihn, hielt ihn so lange bis der Andere sich entspannte. „Hey“, kurzerhand zupfte er ein Salatblatt aus der Schale um zu naschen, „Wenn du das willst, geht das nirgendwo besser als hier, oder? Und wenn nicht jetzt, wann dann? Es ist ne gute Gelegenheit. Versuch es. Wenn dein Körper irgendwie ohne Medikamente klar kommen kann, wird es schon funktionieren. Und wenn nicht, dann ist es eben so... Du bist grade gut eingestellt, oder? Das wird schon, wir unterstützen dich. Aber...“, er wiegte nachdenklich den Kopf hin und her, „Du weißt schon.... regelmäßiger Sport wäre -gerade dann- eben auch-...“ „Oh mann, Lee...!“ „Ich mein´ ja nur!“ ~ „Mal im Ernst“ Sasukes Stimme war ruhig und dunkel, als er Narutos Hände einfing, die sich nach ihm ausstreckten und zu seinen Schenkeln hinunterdrückte, wo sie akzeptierend blieben und streichelten. Sein Kopf war herrisch gebeugt, er saß über dem Uzumaki, der Andere lag flach und wehrlos am Rücken, und trotzdem war da dieses süße Gefühl von kurz zuvor, dieses angenehm warme Kitzeln im Bauch bei dem Haltegriff, irgendwo noch tief in ihm. Es änderte auch nichts daran, wenn er Narutos Hände wieder griff und sie mit seinen eigenen fest neben den Kopf des Anderen auf die Matten drückte. Kein bisschen von dem alten Dominanzgehabe konnte an dem Gefühl etwas ändern. Und... es gefiel ihm. Aber... „Wenn jemand passiv ist- Gaara behauptet ja, jeder kann passiv sein, aber-... ich finde, -er- ist es zum Beispiel schonmal nicht-... was heißt das? Passiv, submissiv, du weißt schon, was... ist überhaupt ein Sub?“ „Was für eine Frage..!“, Naruto schnaufte beeindruckt und blinzelte leicht überfordert, "Oh wow." „Ich dachte immer-...“, Sasuke ließ ihn abrupt los, verlagerte sein Gewicht zurück nach hinten, saß aufrecht und bequem über ihm auf den Knien, ein wenig unschlüssig: „... bei SM ist der passive Part doch ein Nichts. Ein Sklave...? So ein wurmähnliches, rückgratloses Etwas, das dir am Stiefel klebt und von morgens bis abends nur winselt-...“ Naruto streckte lächelnd die Arme wieder am Boden abwärts, hielt Blickkontakt und fand Sasukes Knöchel, streichelte zärtlich, hingebungsvoll mit den Fingern und warmen Handflächen über die nackten Fußsohlen. „Sowas... das keine Rechte hat, keine eigene Meinung-...“, Sasuke zuckte leicht, biss sich mit dunklem Blick auf die Lippe um das wohlige Stöhnen zu verkneifen das hochdrängte, seine Knie wichen leicht auseinander und er sank noch ein wenig schwerer auf den Anderen, „... eine Art... lebendes Sexspielzeug.“ „Mmh...“ Naruto hob eine Augenbraue. Sasuke legte den Kopf schief: "Oder wie eine Art Groupie.", ergänzte er. „Ahh, das kannst du so nicht sagen.“, der Blonde hob eine Schulter. „... ach nein?“ „Naja“, Naruto nahm den rechten Arm aufwärts, spielte gedankenverloren an der offenen Seite von Sasukes weißem Kampfanzug, glitt mit der Kuppe des Zeigefingers federleicht über die Haut gleich darunter, „Ich denke, submissiv ist jemand... der es einfach gern etwas heftiger mag... der sich nicht immer groß einen Kopf um alles mögliche machen will? Jemand, der... sich fallen lassen und auch mal abschalten möchte? Jemand, der... auf den Thrill dabei steht?“ Sasuke runzelte seine Stirn. Er ließ den Blonden mit beiden Handflächen an seinen Schenkeln aufwärts gleiten, bis der heiße Schauder durch ihn hindurch kitzelte, als er beide Hände auf seinen Po unter dünnen Hosen schob. Die Erregung wandelte sich in Energie und die aufgekratzte Lust darauf, ihn jetzt anders zu spüren. Härter. Heißer. Heftiger. Mit einem Ruck kam er auf die Beine, zog Naruto entschlossen an der Hand mit sich aufwärts, wich tänzelnd über die Matten zurück: „Schluss mit dem Gequatsche“, grollte er hungrig, die Spannung summte durch seinen Körper, seine Schritte federten leichtfüßig: „Lass uns jetzt endlich kämpfen!“ ~ Sie trainierten genau so wie früher. Freestyle. Zwei Männer, die sich einander mit allem was sie hatten entgegen warfen. Es hatte etwas zutiefst raues, sinnliches, sich gegenseitig- um eine angemessen drastische Wortwahl zu benutzen: die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Sasuke fragte sich, ob es vielleicht nur ihm allein so ging. Oder sportlichen, schwulen Männern allgemein. Ob es in jeder Sportart so war, dass man den Gegner so intensiv spürte. Sicher nicht in jeder, in der man nicht so auf Vollkontakt kam. Das war hier nämlich der eigentliche Kick: Es pushte ihn jedes Mal, einen Schlag zu spüren, die Bewegung voraus zu ahnen, zu reagieren bevor der Andere es tat, Energie in sich hinein pumpen zu lassen und sie direkt wieder zurück zu stoßen-... Es war intim. Und gierig. Und herrlich befriedigend. Sein Oberteil verabschiedete sich irgendwann mittendrin aus dem Gürtel, wie immer, und er hätte auch keinen großen Wert mehr auf seine Hosen gelegt. Wenn er gegen Naruto kämpfte spürte er kaum was ihm weh tat, er spürte kaum wie sehr er schwitzte oder wie erschöpft er war. Das kam später. Wenn sie dabei waren, achtete er nicht darauf. Es war viel zu geil. Wie ein Rausch. Und heute konnte er endlich hemmungslos angreifen, um genau das zu bekommen. Heiß, wütend schickte er Fußtritt um Fußtritt gegen den Kopf des Anderen, spürte den eisernen Griff um den Knöchel, das Fegen nach seinem Standbein. Normalerweise war er immer bemüht gewesen, Narutos engen, körperbetonten Kampfstil von sich zu schleudern, ihn auf Abstand zu bringen. Normalerweise war es auch so, dass er hauptsächlich verteidigte-... Schläge, Fußtritte um Distanz zu gewinnen- und dass Naruto angriff-... mit allen Mitteln und extrem direkt. Schmetterfäuste gegen den Solarplexus, gegen die Nase, Griffe ans Revers, um den Hals-... Naruto rollte im Kampf auf einen zu wie eine entfesselte Naturkatastrophe... diese Welle von heißer Wucht und dem auf einmal vollkommen unzensierten Instinkt, zu überwältigen, zu unterwerfen, einen Gegner mit purer Übermacht in die Knie zu zwingen, das war direkt in der Luft zu schmecken wenn er ernst machte. Es war nicht so, dass Sasuke das nie bemerkt hätte, er hatte es nur... bisher nie - so - gesehen. Und als er Anlauf nahm, um vom Ende der Halle- zwei Sätze die senkrechte Wand hinauf und mit Schwung wieder herunter- umzudrehen und ihm entgegen zu sprinten, hatte er einen Moment lang ein Deja- vu von damals, im alten Überlaufbecken, kurz bevor die Geschichte zwischen ihnen zum ersten Mal bitter geendet hatte. Naruto kam frontal auf ihn zu, die Faust gehoben, die Zähne gefletscht-... und Sasuke erinnerte sich an die bittere Leere danach. Das Gefühl, das so unerträglich vertraut war. Das ihn immer begleitet hatte. Außer... mit ihm. Er hatte damals keine Wahl gehabt, oder? Davon war er irgendwie überzeugt gewesen. Er war sich nach wie vor noch nicht sicher. Aber heute? „Du hast jetzt die Wahl“, hatte der Blonde gesagt, und „Ich will, dass du frei bist“ Sasuke gefiel es, die Wahl zu haben. Es gefiel ihm auch sehr, frei zu sein... Kurz vor dem Aufprall traf er, rein aus Neugier und Wagemut, eine neue Entscheidung. Er schlug nicht zu, blockte nur soweit nötig um das Nasenbein nicht zertrümmert zu kriegen-... und dann ließ er sich einfach so mit dem ganzen Körper in die Kraft des Anderen fallen, ließ es zu, dass Naruto ihn ungebremst von den Füßen riss. „Whoa!“ Die Welt wirbelte in buntem Chaos, einen Moment war es unmöglich zu sagen, wo oben und unten war, er flog durch die Luft, spürte irgendwann einen Griff am Arm und kollidierte so hart mit der Bodenmatte, dass ihm Funken vor die Augen stoben und ihm einen Moment lang die Luft wegblieb. „Alter!“ Das war Narutos Stimme. Sasuke rang nach Atem. Er zog die Beine an, hustete leicht, blinzelte aufwärts. Der Blonde hielt immer noch seinen Arm fest und sah fassungslos auf ihn herunter: „Was war das denn! Scheiße! Ich wollte dich noch am Kragen packen, dass du nicht voll aufs Kreuz krachst, aber dein scheiß Kampfanzug hängt ja schon wieder sonst wo! Zieh dich mal ordentlich an, Mensch, sonst kann ich das nicht mehr verantworten! Fast hätt´ ich dir noch den Arm ausgekugelt!“ Sasuke grinste spöttisch. Ihm tat alles weh, aber er bereute es kein Bisschen. Mit dem Daumen wischte er sich den Mundwinkel, weil es metallisch schmeckte. Wahrscheinlich hatte er sich beim Aufprall etwas auf die Lippe gebissen. „Tss... bei MMA kämpft man immer ohne Oberteil.“, bemerkte er und rappelte sich wieder auf. „Schön für dich! Ich hab nun mal keinen schwarzen Gürtel in MMA, bei so Situationen kickt der Judo- Instinkt einfach rein!“ Sasuke schüttelte sich. Fuhr sich durch die verschwitzten, zerzausten Haare. Seine Mundwinkel zogen sich aufwärts, er konnte nicht einmal erklären wieso. Er war bis zu den Haarspitzen voll mit Glückshormonen. Diese neue Sichtweise eröffnete eine schier ungeahnte Menge an Möglichkeiten. „Idiot, es gibt keine Gürtel bei MMA.", knurrte er, "Und Judo ist eh nur für Pussys.“ „Ah ja?“, Naruto stuppste ihm zudringlich seine Zehen in die Seite, „Beim Kickboxen spürt man aber nicht so gut, wann irgendwas für den Anderen zu viel wird... beim Karate auch nicht, oder?“ Sasuke hob gleichgültig eine Schulter, „War mir immer relativ egal, ob dem Anderen was zu heftig wird... ist ja seine Entscheidung, sich mit mir anzulegen. Oder sich bei nem Wettbewerb anzumelden. Wer zu schlecht ist, kriegt ein paar aufs Maul, so einfach ist das.“ Naruto stieß ihm, diesmal etwas mahnender, seine Fußkante in die Seite, „Alter!“ „Was?“, Sasuke schüttelte nur den Kopf einmal kurz und richtete provozierende Augen zurück zu ihm, „Ist doch so.“ „Siehst du, das ist eben nicht so-... du musst echt mal lernen ein bisschen einfühlsamer zu werden!“ „Tss, wieso sollte ich? Du bist der Top oder nicht?“ Naruto zielte mit einem halbherzigen Schwinger und der offenen Hand nach seinem Hinterkopf, traf nur nicht weil der Uchiha sich elegant wegduckte. „... Du bist echt so ein Bastard.“, bemerkte er. „Ich weiß“, gab Sasuke ungeniert selbstzufrieden von sich. „Trinkpause?“ „Hn.“ ~ Oh, es tat gut nach ein paar heftigen Runden den Kopf zurück zu legen und kaltes, klares Wasser aus der Flasche zu saugen, die Kehle abwärts laufen zu lassen und übers Gesicht zu wischen. Das Beste. Sasuke schüttelte Tropfen aus schweißnassem Haar und richtete einen glühenden Blick hinüber zu Naruto. „Aber... sag mal“, begann er noch einmal nicht ganz überzeugt, „Ein Sub -oder ein Sklave -ist doch der, der auf den Knien liegt und dem Anderen die Füße küsst. Richtig? Jemand, der sich unterwirft. Der Schwächere. Der Passive.“ Naruto setzte schnaufend sein Wasser ab, keuchte, wischte sich übers erhitzte Gesicht: „Ja... naja-... nein.“ "Wie, nein?" Er schnalzte leicht mit der Zunge und ließ die Flasche mit zwei Fingern wieder zurück in seine Sporttasche fallen, „In Pornos vielleicht... aber die meisten Subs die ich kenne sind eigentlich sogar eher selbstbewusst. Ich meine, du musst wissen was du willst, wenn du Leute suchst, die das mit dir machen-... abgesehen davon braucht es- ehrlich mal- Eier aus Stahl, um sich fallen lassen zu können, obwohl man weißt, dass dem Anderen alles mögliche einfallen kann, also-... echt jetzt... phew! „Schwach“ finde ich das nicht wirklich. Obwohl ja die Notbremse theoretisch immer bei dir bleibt-... aber-... ich seh das einfach nicht so gern mit "schwach" und "stark" oder pervers und nicht pervers, das kommt immer drauf an, wie man spielt, mit wem-... und selbst dann ist es immer nur eine Variation. Total individuell, Mann! Das ist so wie... mit Musik!“ "Musik", Sasuke blinzelte verständnislos. "Ja!“, Naruto sah auf, „Musik ist toll, oder? Jeder liebt Musik- auf die ein oder andere Art, es verbindet Menschen-... es ist gefühlvoll und kreativ-... Genau so wie Sex! So, und wenn, sagen wir, Tantra jetzt klassische Musik ist, okay, dann ist BDSM vielleicht mehr sowas wie-... Rockmusik! Und-... verdammt, weißt du wie viele verschiedene Arten von Rockmusik es gibt? Punkrock, Klassic Rock, Alternative, Indie, Hardrock... wow! Manche Leute rümpfen die Nase und sagen oh, das ist so brutal, dieses laute ins-Mikro-brüllen und die aggressiven Beats-... es gibt sogar welche die meinen es -macht- aggressiv, und alle die Rockmusik hören sind böse-... aber im Grunde ist es doch nur, naja... Musik halt! Klassik ist schon total künstlerisch wertvoll und alles, aber ich mag Rockmusik, weil es eben-... rockt!", er hob zur Bekräftigung eine locker geballte Faust mit leicht abgespreiztem Zeige- und kleinem Finger: "Und deshalb kannst du das nicht so verallgemeinern. So wie nicht alle, die Punkrock hören Bier saufen und keinen Job haben, oder nicht alle Fans von, ich weiß nicht, Mozart- verklemmte Eierköpfe sind-... genau so sind auch nicht alle Subs total unterwürfig. Also-... zumindest vielleicht nicht so, wie du dir das jetzt vorstellst. Und es ist ja auch total egal, oder? Wenn du gern Emo- Musik hörst, gibt´s ja auch keine Regel, dass du dich ab dann nur noch schwarz anziehen darfst, oder?" Sasuke legte den Kopf schief, "Du findest, SM... ist wie Rockmusik?“ Naruto sah ihn fragend an, zuckte einmal die Schultern: „Klar!“ Der Uchiha unterdrückte ein geschocktes Lachen: „Sicher, dass du das jetzt nicht ein bisschen krass verharmlost?“ In diesem Moment unterbrach sie der Handy- Klingelton. Das Geräusch war irritierend genug, etwas das in eine Wolke von Testosteron hinein drang mit technischem, ernüchternden Plastikjingle. Sasuke blinzelte und seine beleidigten Ohren versuchten für die ersten paar Momente vergeblich, die Töne irgendeinem bekannten Song zuzuordnen. Noch irritierender war, dass Naruto tatsächlich nachsehen ging. Hallo, sie hatten hier eine wichtige Diskussion! Sie waren beschäftigt! „Hi!“, Naruto wandte sich atemlos seinem unsichtbaren Gesprächspartner zu und weg von dem Uchiha. „Ja... heh, nein schon gut. Du störst nicht.“ Sasukes Augen wurden schmal. Natürlich störte der blöde Anrufer! „Was gibt’s denn? Ah... Mh. Okay? Wer kommt sonst noch?“ Der Blick des Blonden flackerte hinüber zu Sasuke, der nur immer noch irritierter wurde. „Mmh. Gut, ich komme... nein, beruhig dich. Ich komme. Hey... wird schon!“ Leichtes Nicken, der Blonde begann schon einmal, seine Tasche zu schultern, „Ja... bis gleich!“ Er schloss das Handy, sah sich zu Sasuke um und wandte sich zur Tür: „Okay... also... sorry, aber... ich muss dann gleich nochmal los... Hab mich gerade verabredet.“ „Was?... Mit wem?“ „Mmmh... mit Leuten. Neji und Kiba und so...“ „Neji und Kiba?“ Sasuke verstand nicht. „Ja, Gaara kommt auch, Hinata, Lee vielleicht...", Naruto druckste herum, und rückte schließlich doch mit der Sprache heraus: "Neji hat diesen Freund und-... er will, dass ein paar Leute dabei sind, wenn er versucht ihm klarzumachen, dass nicht nur totale Freaks ins, uhm, Darkside gehen.“ Sasuke hob fassungslos beide Augenbrauen: „Und da ruft er euch an? Der muss ja total verzweifelt sein.“ Naruto grinste. „Was willst du machen?", wollte er wissen, "Gehst du zurück ins Versteck? „Allein? Auf keinen Fall, ich verkriech mich doch nicht, während du draußen rumtollst.“ „Aber...“, der Blonde zögerte. „Komm mir nicht mit "es ist gefährlich"", schnaubte Sasuke, "Du bist genauso in Gefahr, inzwischen. Und du bist so ein Trottel, dass du es wahrscheinlich nicht mal kapieren würdest, wenn dich jemand angreift. Bis es zu spät ist.“ „Danke für die Blumen, Arsch...", Naruto rollte die Augen, "Wie du vielleicht weißt, hab ich auch ein -bisschen- Straßenerfahrung.“ „Es geht hier nicht ums Streber verprügeln. Idiot. Wenn die dich erwischen, bist du tot.“ Der Uzumaki stutzte ungläubig. „Willst du mir verbieten, meine Freunde zu treffen?“ „Nein.", kurzerhand schulterte Sasuke sein eigenes Gepäck, "Ich will mit.“ „Alter-...“, Naruto lachte ungläubig, „das ist bescheuert-... wenn du da mitgehst denken die, du wärst mein Sub oder so...“ „Vielleicht denken sie ja auch DU wärst MEIN Sub“ "Pff!", Naruto lachte schallend auf, "Ja, na klar!" „Wann ist das Treffen?“, verlangte Sasuke zu wissen. „Jetzt dann... so... im Irish Pub.“, der Blonde hob den Blick. Ihre Augen trafen sich. Sasuke bewegte sich zuerst Richtung Dusche: „Na dann beeil dich mal lieber!“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)