Candy from a Stranger von MC-T ================================================================================ Kapitel 20: Good night, sleep tight ----------------------------------- Kapitel 15    Good night, sleep tight „Sanji! Sanji!“, schreit eine Stimme nach mir. „Renn! Renn so schnell du kannst!“ Rauch überall Rauch! Und stickige Luft. Blut, viel Blut! Blut an meinem Händen, auf meinem Knien, auf meinem Hemd. Blut klebt an mir. Warum?! Warum?! Die dumpfe Stimme erreicht mich nicht, meine mit schwarzen Punkten benetzte Sicht. Was ist hier nur los? Warum ist hier alles voller Rauch und Qualm? Wer ruft nach mir? Verwirrt suche ich nach einem Anhaltspunkt um mich zu orientieren. Eine Kommode. Sie steht in Flammen. Alles hier steht in Flammen. Wer ruft nach mir? Als ich mir an den Kopf fassen will, spüre ich meine Hände auf etwas warmes stoßen. Ich ziehe sie zurück und sehe, wie frisches Blut die Handflächen ziert. Nein! Nein! Nein! Was ist hier nur los?! Wieder ruft jemand nach mir. Dumpfe Schreie. Endlich schaffe ich es, meinen Blick auf den Ursprung der Schreie zu richten. Meine Augen schweifen durch das Zimmer, durch das brennende Zimmer, und bleiben an etwas hängen, was mich für immer verfolgen würde. Meine Mutter. Meine Mutter liegt greifbar vor mir, doch ich kann meine Beine kaum bewegen. Wie sie da liegt, gefesselt und geknebelt. Schürfwunden zierten ihr Gesicht, Blut rinnt ihr Gesicht runter und sie sieht mich so flehend an. Was sie zu mir sagt, kann ich nicht verstehen. Ich kann gar nichts verstehen. Sehe nur, wie der Schuh eines Mannes ihren Kopf auf den Boden drückt, und mein Blick wandert nach oben. Ich blicke genau in die Augen, die mich von da an jeden Tag in den Wahnsinn treiben würden. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich freiwillig von den Flammen fressen lassen. Dieser Mann richtet seine Waffe auf jene, die mir einst das Leben geschenkt hatte, sagt etwas zu uns. Ich schließe nur noch meine Augen, kann das, was kommen wird, nicht mit ansehen, habe Angst der Realität ins Auge zu sehen. Ein Knall durchdringt die Flammen, Blut ziert nun die Gegenstände, die noch nicht von den Flammen gefressen worden sind, als ich meine Augen öffne. Der leblose Körper meiner Mutter liegt unter den Füßen desjenigen, der mir in meiner Zukunft die meisten und schlimmsten Schmerzen zufügen wird, die sich ein Junge je erträumen kann. Wieso? Eine grobe Hand packt mich an meinem Arm, zieht mich mit. Weg von meiner toten Mutter, vorbei an weiteren leblosen Körpern, die ich kurzerhand als weiter Familienmitglieder erkennen kann. Vater! Schwester! Nein ihr nicht auch noch! Bitte nicht! Meine Augen schmerzen. Meine Sinne brennen, mein Verstand lässt mich im Stich. Was ist nur passiert? Der fremde Albtraum eines Mannes steckt sich eine Zigarre in den Mund, packt mich am Kragen meines Hemdes und wirft mich unsanft durch ein Fenster. Ich lande auf nassem Rassen, spüre, wie mein Gesicht durch den Schlamm gezogen und meine Sicht erschwert wird. Den Dreck ausspuckend werde ich aufgehoben, spüre nur noch wie jemand mir eine kalte Klinge an den Hals hält. Diesen Jemand identifiziere ich als meinen zukünftigen Albtraum und Angstschweiß läuft meine Stirn hinunter. „Na, Püppchen? Willst du es mir immer noch nicht sagen?“, fragt jener. Was? Was soll ich ihm sagen? „Oder willst du streben?“ Ich spüre nur noch wie die kalte Klinge sich durch meine Haut zieht, wie sie langsam meine Kehle erreicht und ... „NEIN!“ Schreiend schreckte Sanji auf. Schweiß gebadet, zitternd saß er in einem Bett. In einem fremden Bett. In einem fremden Zimmer, mit einem fremden Geruch. Bitte lass das nur ein Traum gewesen sein! Aufgelöst fasste er sich an seinem Kopf, fühlte das Zittern in seinen Gliedern, sein Herzrasen, seine Nervosität. Gott, diese Stimmen in seinem Kopf! Warum!? Warum!? Verschwindet! Lasst mich in Ruhe! Bitte nicht! Nein! Leide ich denn nicht schon genug! Warum müsst ihr mich foltern! Seine Hände verkrallten sich in seiner goldenen Mähne und langsam ließ er seinen Kopf auf seine Knie sinken. Lasst mich in Ruhe! Es tut mir Leid! Es tut mir Leid! Es tut mir wirklich Leid! Nicht nur der Blonde litt unter Albträumen. Nein, auch jene Person die draußen vor der Tür ein Auge auf ihn warf, schon seit geschlagenen Stunden über ihn wachte, mit ansehen musste, wie der Kleine sich das Herz aus der Seele schrie, verzweifelt nach Befreiung flehte. Aber da jetzt rein zu platzen wäre ein Fehler. Der Kleine würde noch verwirrter werden, als er ohne hin schon war. Ohnehin würde er sich sicher nicht von ihm , gar jemanden, beruhigen lassen. Aber ihn so hier zurück zu lassen... Der Fremde fasste sich angestrengt an die Schläfen, erinnerte sich nur schwer daran, was wenige Minuten bevor er diesen Flur betreten hatte, geschehen war. ------------------------(Flashback)------------------------ Seufzend und schweren Herzens drehte er dem Anblick den Rücken zu, schritt durch den Flur, öffnete zielstrebig eine Tür und betrat den Raum. Er hatte den Blonden in ein Bett verfrachtet, weil der auf dem Motorrad eingeschlafen war. Scheiße! Wie er es hasste Hilfe in Anspruch nehmen zu müsse, geschweige denn darum erst bitten zu müssen. Und genau das hatte er vor einigen Stunden getan, um das Leben des Blonden und sein eigenes zu retten. Wenn man ihn helfen würde! Che...zwecklos... Still blieb er stehen, wartete auf eine Reaktion von dem, der dem Blonden ein Bett gegeben hatte und nun gemütlich in einem seiner Sessel saß, ein Glas Rotwein in seiner rechten Hand sachte hin und her schwenkend. Die gelben falkenartigen Augen durchdrangen seinen Gegenüber bis auf die Knochen und ein verschmitztes Grinsen zierte die zynischen Züge, die man nur sachte im Mondschein erkennen, erahnen konnte. „Warum?“, fragte dieser, genehmigte sich dabei eine Schluck seines edeln Tropfens. Der selbst eingeladene Gast nahm seinen Helm samt Motorradmaske ab, öffnete seine Lederjacke und setzte sich auf einen der Sessel die ihm der Hausherr anbot. Seine goldene Kette spiegelte das Mondlicht wieder, fiel dem Champ sofort ins Auge und wurde intensiv gemustert. „Warum?“, echote der Grünhaarige und musste leicht schmunzeln. „Wie wär's damit, dass uns beinahe der Arsch aufgerissen wurde, wir jemanden brauchten, der etwas mehr als vier Wände zu bieten hat und mit dem ich über was wichtiges verhandeln kann! Reicht das als Antwort?“ Mihawk Dulacre nickte zufrieden, doch verlangte mehr. „Was willst du?“ Zorro stützte sich mit seinen Ellenbogen auf seine Knie ab, holte kurz Luft und schaute eindringlich den anderen an. „Ich brauche ihr Wort!“ Sir Crocodile war außer sich vor Wut. Wie konnte man nur zwei dumme Kinder hier entfliehen lassen? Und das direkt vor seiner Nase. „Wie dumm müsst ihr sein, euch von einem Schüler überwältigen zu lassen!“ Er zerdrückte den Telefonhörer in seiner Hand, und musste wahrlich mit der Beherrschung kämpfen, sie nicht wieder zu verlieren, denn das hätte weitere Leichen gekostet, die nun ehrfürchtig von weiteren Bodyguards entsorgt wurden. Die Nachricht, die ihm hinterlassen wurde, war ebenso ein Grund für seine schlechte Laune wie die Tatsache, dass sein gerade wieder erworbener Besitz entführt worden war und wie dadurch ein Einzelner seinen Ruf ins Wanken bringen konnte. Ein einzelner Junge hatte mehr Männer auf den Gewissen, als das man es an vier Händen abzählen konnte. Wahrlich, dieser Mann musste eine echte Bestie sein, wenn es um seine Freiheit und die Freiheit eines anderen ging. Er musste den Braten gerochen haben, dass er nicht wirklich die Freiheit bekommen würde... Wer hätte gedacht, dass ein Adonis auch noch Köpfchen hatte?! Die Nachricht war auf einem seiner Bildschirme sichtbar, erinnerte ihn daran, wie unvorsichtig er doch gewesen war, dass der Schein trügen konnte... Hey Croco! Steh nicht so auf lange Reden, also fass ich mich kurz. Goldlöckchen ist bei mir, aber denk ja nicht daran, jemandem, der mit mir in Verbindung gebracht wird, etwas anzutun. Sonst kann ich für nichts garantieren. Wenn doch schick ich ihn dir in Einzelteilen zurück.. Schick den Mustang zu Folgender Adresse... Wenn du ihn wieder haben willst, organisiere einen Kampf mit Mihwak Dulacre. Verliere ich, kannst du mit mir anstellen, was du willst und hast dann auch deinen geliebten Stricher wieder. Aber gewinne ich, lässt du uns beide auf ewig in Frieden! Lorenor Zorro btw: Dein Weinvorrat neigt sich langsam dem Ende zu... Dulacre konnte seinen Ohren nicht trauen. Was hatte der Junge vor ihm gesagt? Er bat ihn wirklich darum, auf Crocodiles eventuellen Anruf einzugehen? Lächerlich. Bei dem, was er Crocodile geschrieben hatte, hätte sich Zorro längst in seine Wohnung gehen und in Ruhe chlafen lassen können. „Sicher fragst du dich, warum ich dich heute Nacht aufgesucht habe, richtig?“ Zorro stand auf, kratze sich am Hinterkopf und suchte nach den richtigen Worten. „Es erschien mir am sinnvollsten. Ich weiß nicht, ob Crocodile sich an die Abmachung hält oder nicht schon einige Männer in meine Wohnung geschickt hat. Mein Instinkt hat mich hierher geführt, irgendwie...“ Dass er sich zu dem auch noch verfahren hatte, verschwieg er lieber. Mihawk gab sich mit der Erklärung zufrieden, ließ den Grünkopf den Raum verlassen. Er brauchte nun Zeit zum Nachdenken. Allein. Zorro schlenderte durch die Räume. Im Hinterkopf immer noch die schluchzende Stimme des Blonden hörend betrat er dessen Zimmer und sah wie jene Person immer noch in derselben Position verharrte. ------------------------(Flashback ende)------------------------ Ja, und nun war er hier. Stand, erschöpft von den Schmerzen, den Ereignissen, vor der angelehnten Tür und hörte das verzweifelte Schluchzen des Jungen. Zorro blickte wieder durch die Tür. Immer noch klein, verängstigt und verzweifelt. Nun stand er hier. Hier vor der Tür des kleinen Blondchens und beobachtete ihn. Was machte Zorro nur hier? Seelenklempner für jemanden spielen, obwohl er selbst ein Analphabet auf diesem Gebiet war, besonders was seine eigenen Gefühle anging? Hatte er sie noch alle? Che...sicher nicht... Genau diese Gedanken schossen ihm durch den Kopf, als er sich zu dem Kleinen setzte, und schweigend auf den Boden starrte. Mehr konnte er nicht für den Kleinen tun. Mehr war einfach nicht drin. „Warum??“, schluchzte der Blonde, vergrub immer weiter seine Hände in seine Haare. Zitternd saß er nun neben ihm, zitternd wie Espenlaub und mit heißerer Stimme krächzte er dieses Warum, was sich immer tiefer in Zorros Kopf einhämmerte. Ja, warum? Das konnte er sich selber auch fragen? Warum hatte er nicht schon vor einigen Jahren erkannt, zu was sein egoistisches Verhalten führen kann? Warum hatte er alles zerstört, was ihm einst wichtig war? Mit kalter Miene seufzte er etwas beklommen, sein Körper wollte sich wieder erheben. Diese Enge erdrückte ihn noch mehr, machte ihm immer weiter deutlich, wie wenig er mit solch einer Situation umgehen konnte. Doch eine zittrige Hand hielt seine Jacke fest, klammerte sich beinahe um das Leder. „Bitte... warum?“, verheulte rote Augen durchdrangen die Dunkelheit, ließen den älteren sich wieder auf das Bett setzen. Doch eine aufmunternde Antwort gab es nicht. „Bitte sag mir, warum?“ Sanji griff nach dem Kragen des Mannes mit seiner gesunden Hand und zog ihn zu sich. „Sag mir warum!“ Zorro schwieg. Das war das einzige, was er richtig machen konnte. Schweigen. Still sein. Nichts sagen, nur denken. Luft ein- und ausatmen. Sauerstoff in Kohlendioxyd verwandeln. Nichts tun. Nichts tun und dem anderen dabei zusehen, wie er den Verstand verlor? Denn dann war er wieder Schuld, dass jemand zugrunde ging, nur weil er nichts gemacht hatte. Diese kalten, schmalen Hände suchten Halt, um das bisschen Leben, was noch in den Augen steckte, irgendwie zu retten. Er musste wirklich bescheuert sein. Denn das, was er tat, passte nicht zu seinem Verhalten. Er ließ den Blonden machen. Spürte wie sich dieser an ihn drückte, sich wie ein kleines Kind an den Mooskopf klammerte und seinen Tränen freien Lauf ließ. Immer wieder murmelte er wirre Worte, schluchzte, brach in Tränen aus. Schock. Es musste der Schock sein... Zorro saß nur da. Machte nichts außer ruhig zu atmen und vorsichtig mit einer seiner großen Hände über das weiche goldene Haar zu fahren. Irgendwie. Soweit es ging. Denn der Anblick des Jungen brachte ihn etwas aus der Fassung. So etwas war er nicht gewohnt. Solch eine Nähe war ihm so fremd. Das Gefühl von Nähe, nicht körperlich sondern tief in ihm drin, war ihm so fremd. So fremd wie er sich selbst war. Gedämmte Sonnenstrahlen durchfluteten das Zimmer, verscheuchten langsam die Nacht und wärmten die gebräunte Haut Zorros, der schon hellwach auf seinem Bett lag. Geschlafen? Kaum. Gedöst? Gott bewahre. Etwas erholt? Das würde nun wahrlich an ein Wunder grenzen, denn jede verdammte Faser seines Körpers tat weh und schrie förmlich nach einer Woche Ruhe. Dunkle Ringe unter seinen Augen machten sich bemerkbar, ließen ihn noch viel düsterer aussehen, als er es ohnehin schon tat. Die ganze restliche Nacht hatte er die Decke angestarrt. Die kahl weiße Decke mit der sehr... sehr speziellen Lampe. In den ganzen vergangenen Stunden hatte er festgestellt, dass diese Lampe grotten hässlich war, dass der Rest des Zimmers gut eingerichtet war. Aber eins konnte er nicht feststellen, wie die anderen Tatsachen: Warum hatte er den Blonden nur wieder gerettet? Warum riskierte er Kopf und Kragen, nur um so eine Zicke zu retten? Genervt schwang er seine Beine aus dem Bett, zog die Gardinen auf und öffnete die großen Fenster. Zum Glück hatte er ein eigenes Zimmer bekommen, sobald der Kleine aufgehört hatte zu weinen und er ihn wieder zugedeckt hatte. Dieser Anblick... Wie ein zerbrechliches Wesen mit geröteten Wangen durch das ganze Weinen. Ob er das alles überhaupt wirklich mitbekommen hatte? Es wäre Zorro lieber, wenn er alles vergessen hätte. Arrrrgh!!! Scheiße! Warum musste, konnte er das Denken - wenn man es so bezeichnen kann - nicht sein lassen. Das passte gar nicht zu ihm. Nach seinen Zigaretten greifend wanderte er in seinem Zimmer auf und ab. Während er da so entlang lief, gedankenlos, öffnete sich die Tür und jemand trat herein. Mihawk Dulacre. Er teilte ihm seine Entscheidung mit, erklärte ihm seinen Standpunkt und bat ihm daraufhin, sein Anwesen zu verlassen, samt dem kleinen Blonden. Während ihres Gespräch fiel Mihawks Blick auf die drei Katanas, die an der Wand gelehnt standen. „Schöne Katanas. Wusste gar nicht, dass du kontinuierlichen Schwertkampf betreibst!“ Zorro hielt inne. Diese sarkastische Stimme, die während ihres Gespräches ihm immer mehr deutlich gemacht hatte, wie sehr er auf Zorro herab blickte. Auch wenn er einen Kampf mit ihm akzeptieren würde, doch das würde er erst dann tun wenn wenn Zorro sich einen Namen gemacht hatte. "Nicht mehr...“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin, und erhielt dafür einen fragenden Blick. Die Augenbrauen hebend sah Mihawk Zorro an, ging in Richtung Fenster, welches eine wunderbare Sicht auf das ruhige Meer ermöglichte. „Wie dem auch sei...“ Er legte eine kurze Pause ein, bevor er weiter fortfuhr. „Lassen wir das unnötige Geschwätz und mach dich endlich vom Acker!“  Zorro zögerte nicht lange, schon hatte er die Jacke und seine wadenhohen Stiefel an. Doch als er seine Katanas greifen wollte, zögerte er etwas. Es waren ja nicht mal seine Katanas. Im Grunde konnte Crocodile ihn wegen Diebstahls wertvoller historischer Objekte anzeigen. Den Prozess würde dieser Schnösel ohnehin gewinnen. Aber eine Anzeige mehr oder weniger macht in Zorros Akte eh keinen großen Unterschied, denn er saß mit seinem halben Arsch schon so gut wie im Knast. Mihawks Blicke auf seinen Rücken spürend schnallte er sich die drei Objekte um und griff nach seinem Helm. Was würde er jetzt für ein deftiges Frühstück geben?! Den Gedanken wegschmeißend lauschte er Mihawks Worte. „Und vergiss dein Blondchen nicht!“ Zorro zögerte, hielt in der Tür inne. „Danke“ kam es eher geflüstert von seinen Lippen, als er den Raum verließ und den Flur entlang schritt. Mutter...Miss Vivi... Nach Luft japsend erwachte Sanji aus jenem schrecklichen Albtraum auf einer etwas harten Matratze und zog das dünne Lacken etwas näher zu sich. Gott war ihm kalt... Au...seine Hand. Sie tat weh. Genau wie jede einzelne Zelle in seinem Körper. Schmerzlaute unterdrückend richtete er sich auf, versuchte sich etwas zu orientieren, hoffte inständig, dass es nicht noch so eine schlimme Umgebung war. War er nicht eben noch in einem großen Bett gewesen? Hatte sich in wohligen Armen ausgeheult? Hatte er überhaupt geheult? Irritiert fasste er sich an seine Wangen. Ouch! Das brennt... Ja er muss geweint haben... Warum? Und warum lag er auf einer Matratze in einem schlicht gehaltenen Zimmer, welches geschmückt wurde durch einen improvisierten Kleiderschrank und Nachttisch und zwei großen Fenstern mit schwarzen Vorhängen. Sich aus dem Bett erhebend, suchte er Anhaltspunkte... und fand diese schneller als gedacht, als er über Hanteln stolperte. Fluchend erhob er sich und sein Blick schweifte auf die Kommode, wo er ein bekanntes Bild von einem Mädchen fand. Überhastet griff er nach dem Bild und betrachtete es genauer. Schien ziemlich alt zu sein. Und das Mädchen war nicht alleine auf dem Bild. Ein Junge stand neben ihr, den Arm um ihre Schulter gelehnt, aber das Gesicht war ausgeschnitten. Ziemlich forsch sogar. Schien aber dennoch ein fröhliches Foto zu sein, den das Mädchen lächelte, schien ziemlich glücklich zu sein. „Schon wach?“, hörte er eine vertraute Stimme fragen, und blickte zur Tür. Jener hatte eigentlich vorgehabt sich wieder hinzuschmeißen und zu pennen, aber das konnte man nun gewiss vergessen. „Marimo!“, kam es ihm unüberlegt von den Lippen, wobei er sich kein Stück schämte ihn so genannt zu haben, geschweige denn es bereute. Zorro, am Türrahmen gelehnt, hatte nur eine dunkle Jogginghose an und schien gerade aus der Dusche gekommen zu sein. Seine nassen grünen Strähnen klebten auf seiner Stirn und ein Handtuch lag auf seinen Schultern. „Leg das wieder weg!“, befahl er harsch und verließ das Zimmer. Sanji bemerkte erst jetzt, dass er das Bild in den Händen hielt und stellte es wieder ab. „Wenn du was essen willst, ich hab etwas in die Pfanne geschmissen...“, kam es aus der Wohn-Essküche, und Sanji folgte der Stimme, die nun etwas weniger brummig klang. Sie klang eher etwas ungläubig, fast zweifelnd an dem, was er von sich gegeben hatte. Kaum betrat Sanji die Küche, bot sich ihm ein Anblick, bei dem er am liebsten los gelacht hätte, er verstummte aber, als er Zorros bösem Blick begegnete. Dieser Kerl lebte alleine und war nicht in der Lage etwas Wirkliches zu Kochen? Gott, selbst er, Sanji konnte, auch wenn seine Familie wohlhabend war, kochen und tat dies aus Leidenschaft. Ein Schmunzeln entwich doch seinen Lippen, als er den Großen in der Küche sah, wie er fluchte und versuchte das Angebrannte zu retten, was letztendlich doch den Weg verfluchend in den Mülleimer fand. Entnervt riss er den Kühlschrank auf, zog zwei Bier raus, öffnete diese und leerte seine Flasche bis zur Hälfte mit nur einem Zug. Sanji hielt er die andere hin, die dieser zögerlich entgegen nahm und daran zaghaft nippte. Immer noch das Lachen verkneifend stand er da und sah, wie Zorro schon im Katalog eines Lieferservices blätterte, zugleich die Nummer davon wählend. „Hallo? Ja, einmal die 34. extra scharf, zweimal Misosuppe und ..“, fragend sah er Sanji an, der ihm jedoch schneller, als er schauen konnte, das Handy aus der Hand nahm und auflegte. „Hey spinnst du Schwuchtel? Ich wollte gerade etwas zu essen bestellen!“, dabei erhob er sich und hatte wie immer eine grimmige Miene aufgesetzt. Gelassen erwiderte er den Blick des Mooskopfes und krempelte sich etwas umständlich mit seiner gebrochenen Hand die Ärmel hoch. „Hallo ich rede mit dir du kleine-“ „Sag zu mir noch einmal Schwuchtel und du bist für deine längste Zeit ein Mann gewesen!“, sagte, nein, knurrte der sonst so zarte und liebevolle Engel mit ernster Stimme und hielt dabei dem Grünen ein Messer unter die Nase, welches er eigentlich benutzen wollte um Essbares zu schneiden. Jetzt wirkte er definitiv nicht mehr wie ein kleines hilfloses Ding, was Schutz braucht. Nein, ganz im Gegenteil. Er sah zum ersten mal aus wie ein junger Mann, der einiges mitgemacht hatte und auch anders sein konnte. Mahnend hatte er seine heile Hand samt Messer gehoben und unterband somit Zorros Beleidigungen, Provokationen und Sticheleien, die sonst zügellos auf ihn ein hämmern würden. Teufel nochmal, wie konnte man nur so schnell schlecht gelaunt sein? Nein, nicht schlecht gelaunt, eher verstört. Denn das, was dieser Junge innerhalb der letzten Stunden durchmachen musste, war weit entfernt von jeder Realität noch alltäglich gewesen. Dass er selbst nicht den Verstand verlor, hatte Zorro seiner Gabe zu verdanken, jegliche menschliche Regung oder Gefühle abzuschalten, oder ein zu schalten, was schon selten genug vor kam, oder dass es ihm nicht zum ersten Mal passierte zwischen die Fronten harter Gesellschaft geraten zu sein. Genervt kratze der Grüne sich am Hinterkopf. Che... Das Chaos kurzerhand beseitigend machte er sich daran etwas brauchbares im Kühlschrank zu finden. Schien so, als ob jemand hier regelmäßig herkam und immer wieder nachschaute, den Kühlschrank füllte und nach dem Rechten sah. Ob das die grüne Matschbirne überhaupt checkte? Fragend und unbemerkt blickte er zur besagten Matschbirne die etwas grimmig auf einem der Stühle saß und mit der leeren Bierflasche spielte. Wow. Das hatte gesessen! Der Kleine konnte ja doch ernst werden. Hatte bestimmt zum ersten mal in seinem Leben so etwas wie Eier in der Hose gehabt. Nein, das war fies. Wer weiß was er schon durchgemacht hatte. Argh, nicht wieder darüber nachdenken! Mitleid brauchen nur Schwächlinge und Mimosen. Und Mitleid empfand Zorro schon lange nicht mehr. Zum Sofa schreitend durchforstete er sein Handy, welches mit sämtlichen Nachrichten bombardiert worden war. Genervt ließ er sich auf seine alte Couch fallen, die etwas knackte, und versuchte sich mit den Nachrichten abzulenken. Mehr Nachrichten von Nami, die ihn daran erinnerten, dass 3 Monatsmieten noch offen standen, gefüllt mit Beleidigungen und unübersehbarer Sorge, wo er nun stecke, schossen ihm entgegen. Shooot... Nami, die gab es ja auch noch. Verdammt!?! Wie dumm musste er nur gewesen sein, mit ihr intimer geworden zu sein!? Dabei war ihm doch sonnenklar gewesen, wer sich am meisten um Nami sorgte, wer ihr immer den Rücken frei hielt und er war es definitiv nicht gewesen. Nein, dieser jemand würde ihm im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf abreisen, ihn auf dem Mond befördern und dafür sorgen, dass er nie – nie wieder – auf die Erde zurück kommen wird oder wollen würde. Und nun? Tja, nun war es zu spät. Geschehenes konnte man nicht rückgängig machen. Er konnte nur dazu stehen, es mit ihr getan zu haben. Sanji sah, wie der andere aufstand und sich seufzend auf die klapprige Couch fallen ließ. Ein Wunder, dass diese nicht zusammen krachte. So ein altes klappriges Teil. Okay, aber jetzt galt seine Aufmerksamkeit mehr dem Essen, was er aus einigen Zutaten zusammen würfelte, und nicht so einem Dickkopf, der ein eindeutiges Problem mit ihm hatte. Zwar war das Schnibbeln und Schneiden mühselig, aber es ging. Und schon landetet das Gemüse samt etwas Fisch in einer Pfanne. Zorro hörte etwas Geklimper hinter sich, doch war zu tief in den Nachrichten versunken um dem noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ouch! Hastig zog Sanji seine vergibste Hand zurück und spürte den pochenden Schmerz. Er hätte doch etwas vorsichtiger sein sollen. Zum Glück war das Größte schon in der Pfanne und brutzelte vor sich hin. Nachdenklich griff Sanji nach weiteren Zutaten. „Was machste da? Hoffe du setzt nicht meine Küche in Brand...“, kam es verschlafen von Zorro, der über Sanjis Schulter schaute. Sanji erschrak, zog reflexartig die Arme hoch, jegliche Farbe verschwand aus seinem Gesicht und ein heller Schrei kam aus seiner Kehle. So schnell, wie klein Blondie reagierte, konnte Zorro nicht schauen. Kaum hatte er sich über seine Schulter gelehnt, das Gesagte sein Mundwerk verlassen, spürte er, wie etwas Hartes die Mitte seines Gesichts traf und ihn aus den Socken riss. Es lies ihn Sternchen sehen und ihm elegant den Mittelfinger zeigen. Langsam drehte sich Schreckhäschen um, sah verwundert in die Luft die hinter ihm war. "War da nicht grad Zorro hinter mir?", fragte er sich leicht beschämt und blickte durch den Raum. Nun denn...der Faulpelz lag sicher noch schnarchend auf dem Sofa und so schnell würde er ja nicht hier her kommen um zu schauen, was Sanji da macht. Nichts zu sehen. Komisch. Doch dann hörte er ein Grummeln von unten kommen. Vor seinen Füßen lag Zorro, mehr oder weniger ansprechbar und mehr oder weniger gut gestimmt. Dieser Anblick ließ Sanji etwas schadenfroh schmunzeln. „Sag mal... willst du mir die Füße küssen, nur weil ich etwas koche?“, provokant kam dies von klein Blondie und er wollte es noch weiter treiben, lies es aber lieber bleiben als sich Zorro, den Kommentar ignorierend, auf die Beine stemmte und sich die Nase rieb. „Was sollte das?“, entnervt kam es mit gedämpfter Stimme vom Spinatschädel, der sich inzwischen ein Trockentuch an die Nase hielt und es voll versaute. Die Prinzessin hatte wohl einen ziemlichen Schlag drauf. Nicht schlecht... „Dachte, du stehst auf Schläge.“, Sanji machte den Herd aus, ließ das Essen vor sich hin garen und drehte sich zu Zorro um. Gott dieser Anblick. Er musste sich das Lachen übelst verkneifen, um nicht eine von Zorro gelangt zu bekommen. Aber es fiel ihm echt schwer. Zorro, der sonst so taffe, stand da mit einer Beule im Gesicht, ein Trockentuch auf seine Nase gedrückt und schaute ziemlich verwirrt aus der Wäsche. Vielleicht versuchte er die Sternchen zu verscheuchen die seine Sicht trübten oder vielleicht musste er erst einmal den Schock verdauen, dass ein weibischer Kerl ihn umgehauen hatte. Wer weiß... Sanji stellte die nun gefüllten Teller auf den Tisch und setzte sich, während eine Zigarette angezündet wurde und blauer Qualm seine Lippen verließ. Fordernde Blicke ließen Zorro sich auf einen Stuhl setzten. Warum benahm sich die Prinzessin nur so, als ob sie sich schon lange kennen würden? Gott, dieser kleine Bengel brachte ihn wahrlich um den Verstand! Seufzend legte er das Handtuch weg, als die Blutung stoppte und sah sich zweifelnd das gut aussehende Essen vor sich an. Ob man das Essen konnte? Ohne weiteres Zögern schob er eine Gabel Richtung Mund und probierte es. Sanji saß ihm weiterhin gegenüber, schien eher sein Essen zu beobachten als es aufzugabeln und in seine Futterlucke zu transportieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab, wanderten zu jener Nacht und verursachten einen leichten Schauer auf seinem Rücken. Aber warum in Gottes Namen war er nur so zickig zu dem, der ihn mehr als einmal den Arsch gerettet hatte? Zum seinem Erstaunen war das Essen mehr als lecker, also zögerte Zorro nicht lange und schob sich weitere Gabeln in den Mund. Es war himmlisch lecker. So was hatte Zorro noch nie in seinem Leben gegessen. Und es ließ ihn etwas die Schmerzen und den Ärger über seine eventuell gebrochene Nase vergessen. Tja, da musste wohl Law ran, aber er wollte eh mal eine Grunduntersuchung machen, wegen dieser Droge, die er des öfteren bekommen hatte, und wegen allerlei Verletzungen die aufgekommen waren. Doch so schnell seine Gedanken gekommen waren, so schnell verschwanden sie auch wieder und er bemerkte, wie sein Gegenüber nur sein Essen abwesend betrachtete und es eher mit seiner Gabel hin und her schob, als diese voll beladen zum Mund zu befördern. „Prinzessin!“, kam es von ihm, während er aufstand und sich in Richtung Schlafzimmer machte. „Iss endlich und geh danach duschen! Tut dir sicher gut!“ Mit diesen Worten schloss er hinter sich die Tür. „Prinzessin?“, wiederholte Sanji fraglich leise. Hatte der Einbrecher in Gustavos Haus nicht ihn auch so genannt? Und... Die gefüllte Gabel fiel zu Boden, während eine zittrige Hand deren Besitzer ins Gesicht fasste. Nein, dass kann nicht sein!? Was sollte er denn jetzt nur tun? Dieser junge Mann... Wozu er alles fähig sein würde... Unschlüssig, was er machen sollte, erhob er sich und folgte dem - für ihm immer fremder werdenden - in dessen Zimmer. Die Hand schon um das Schloss gelegt, wurde die Tür im selben Moment geöffnet. Zorro, völlig in schwarz gekleidet und mit der Kette um den Hals gehängt, stand vor ihm. Wieso war er nicht früher darauf gekommen!? SO dumm kann man doch nicht sein! Mit einer etwas grimmigen Miene sah er klein Blondi an, der etwas geschockt durch das plötzliche Auftreten des Grünhaarigen war. „D...Darf ich...“, Sanjis Stimme wurde brüchig, und ihm steckte ein kleiner Kloß im Hals. Nach einigen wenigen Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, fuhr er etwas sicherer fort. „DU bist doch derjenige, der mich aus Gustavos Villa befreit hat, richtig?“ Entschlossen, von dem Befragten die Antwort zu hören, fragte er weiter. „Ich weiß zwar nicht, wieso du es gemacht hast, aber anscheinend hattest du einen Deal mit Crocodile, dir dadurch deine Freiheit zurück zu kaufen! Und nun haben sie Miss Vivi umgebracht!?“ Sanji sah Zorro mit einer ernsten Miene an. Antworten. So etwas in der Art wollte er. Jetzt und zwar so viele, wie möglich. Zorro schob sich, die Fragen des anderen ignorierend, an ihm vorbei und ließ ihn dort, wo er sich jetzt befand, stehen. Warum all diese Fragen? Sanji spürte nur noch, wie der Größere sich an ihm vorbei schob, ihn die kalte Schulter zeigte und nicht einmal mehr in die Augen sah. Antworten? Fehlanzeige. Hastig drehte Sanji sich ebenfalls um, fing an, weiter zu fragen, verlangte Antworten, wurde immer lauter und versuchte die Aufmerksamkeit des Grünen auf sich zu lenken. Kaum folgte Sanji Zorros Schritten, wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen und er hörte, wie ein Schlüssel diese verriegelte. Dieser verdammte Bastard! Den Türgriff fest umschlungen, versuchte Sanji diese irgendwie aufzureißen. „So eine verdammte Scheiße!“ Fluchend trat er gegen die Tür, doch diese gab kein bisschen nach, nur ein Gequietsche war zu vernehmen. Zorro nahm, nachdem er die Prinzessin eingeschlossen hatte, deren Geschrei nur noch dumpf wahr. Sich kurz an den Nacken fassend versuchte er seine Gedanken wieder zu ordnen. Hinter ihm das dumpfe Hämmern gegen die Tür und dumpfe nicht identifizierbare Worte. „Verdammt!“ Seine heile Hand hatte sich zur Faust gebildet, schlug ununterbrochen gegen die Tür. So stand Sanji schon seit geraumer Zeit da, war den Tränen der Wut und Verzweiflung nahe. Wieso musste er von Hölle zu Hölle hineinfallen? Warum wurde keine seiner Fragen beantwortet? Warum wurde wahllos gemordet? Den Rücken an die Tür gelehnt, sank er auf seinen , verschränkte seinen Kopf in seine Arme und zog seine Knie an. Wie er alles hasste. Wie er sein Leben hasste. Wie er sich selber hasste. -------------------------------------------------------- bis demnächst :) und einen schönen dritten advent :) glg Hutzi :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)