Candy from a Stranger von MC-T ================================================================================ Kapitel 46: Believer -------------------- Chapter 46: Believer Smoker schloss für einen Moment die Augen, ehe er seine so Gott verhasste Lesebrille ablegte und sich wünschte, wieder mehr im Außendienst zu sein als hinter dem Schreibtisch zu hocken und diese unnötige, nervige Papierarbeit zu verwalten. Wofür hatte man denn Praktikanten oder die anderen Idiotien, die für den Außendienst unqualifiziert waren? Zum Kaffee kochen? Zum Nerven und Erinnern an Termine? Das alles war egal. Denn jetzt hatte er dank dieses violetthaarigen Typen so viel vorgelegt bekommen, dass es sich fast schon wie eine Falle anhörte. Jedoch… es war verlockend. Und fast schon zu einfach ja zu sagen. Was er genau machen würde, darüber musste er erst einmal nachdenken. Und sich mit seinem Vorgesetzten unterhalten. Aber selbst in seiner Arbeit waren überall Verräter und Korrupte. Sein Kampf gegen die Mafia war fast schon aussichtslos, und dennoch setzte er sich jeden Tag hier hin und versuchte wenigstens etwas an dieser Welt zu verbessern. Sofern die Bürokratie und die Geldgier der Menschen ihn nicht dran hinderten. Es ging schon lange nicht mehr darum Unschuldige zu retten, es ging hier nur darum das Spiel zu gewinnen. Das Spiel, wer die meiste Macht hatte. Und wer die Macht hatte, hatte es auch in der Hand Unschuldige vor Grausamkeiten zu bewahren. Egal zu welchen schmutzigen Mitteln man greifen musste. Nun denn… Er seufzte leise auf. Wenn er mehr erfahren wollte, musste er die Dinge selbst in die Hand nehmen und dafür sorgen, dass Sir Crocodile die Hände gebunden werden... Als sich die Tür zu seinem Zimmer öffnete und ein bekanntes Gesicht reinkam, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Smoki?“, fragte eine niedliche Stimme und ein kleiner blonder Lockenkopf, dessen Haare gerade lang genug waren für zwei kleine Pippi-Langstrumpf-Zöpfe, trat ein. Ihre Zahnlücke wirkte recht frisch und die kleinen Sommersprossen ließen das Mädchen frech aussehen. Ihre Knie waren mit je einem Pflaster versorgt. Ihre großen grau-blauen Augen strahlten, als sie eintrat und den alten Mann hinterm Tisch sitzen sah. „Leo?“ Er war sichtlich überrascht, das kleine Energiebündel in seinem Büro zu sehen. Wie sie (ganz)selbstverständlich eintrat und erst vor ihm stehen blieb. „Aye!“, grinste sie breit und strahlte übers ganze Gesicht. Sie trug ihr Lieblingskleid. Oder war es das gelbe? Smoker hatte irgendwie schon aufgegeben, denn der Geschmack der Kleinen wechselte ständig. Und die alte Jeansjack darüber hatte auch schon mal bessere Tage gesehen. „Dieses Wochenende passt du auf mich auf, oder?“, fragte sie voller Freude, während sie auf und ab hüpfte. Jener alte Mann stutze kurz auf, ehe er sich seufzend dran erinnerte, dass er dieses Wochenende seine kleine Tochter ja bei sich hatte. „Sag bloß, du hast das vergessen…“, schmollte das kleine Mädchen drauf los, als sie die Reaktion des Mannes erkannte. „Nein… nein, hab ich nicht…“, widersprach er und wunderte sich schon gar nicht, wie sein kleiner Wirbelwind am Empfang vorbei gekommen war. Wieso hier alle nur so unfähig waren, wollte er sich nicht zum x-ten Male an diesem Tag fragen. Leo sah ihn immer noch misstrauisch an, bevor er sie auf seinen Schoss setzte und ihr einen Kuss auf den Kopf gab. „Erzähl… wie war die Schule?“, wollte er von ihr wissen. „Keine Ahnung. Bin ja hier.“, gab sie trocken von sich, was den Vater stutzen ließ. „Wie bitte?“ Er hoffte, er habe sich verhört, aber das Grinsen seiner Tochter wurde breiter. „Jup… hatte keine Lust auf die Mahtearbeit“, gab sie ehrlich zu, was den alten Haudegen aufseufzen ließ. Er schaute auf die Uhr. Es war 08:37. Es war also noch früh. „Und deswegen bist du hier?“ Darauf bekam Smoker nur ein Nicken und große Augen als Antwort. „Captain Smoker…“ Die Tür öffnete sich erneut und Tashigi stand im Raum. „Smoker ihre Tochter ist… oh…“ hörte sie abrupt auf und schwieg, als der Captain eine Handbewegung machte. „Schon gut Tashigi. Ich weiß schon bescheid.“ Er stellte den Rotzbengle auf dem Boden ab und sah sie böse an. „Wenn du das noch einmal machst, gibt es weder Taschengeld noch darfst du mich besuchen kommen. Tashigi wird mit Jack dich zur Schule bringen, und diesmal gehst du auch IN die Schule, sonst werden deine Mutter und ich nicht nur über Stubenarrest reden, sondern ihn umsetzten!“ Die letzten Worte waren so klar, dass dem Mädchen fast die Tränen kamen. Tashigi kam auf die Kleine zu und wollte sie bei der Hand nehmen, doch sie schlug diese weg und ballte ihre kleinen Fäustchen. „DU bist so blöd wie Mama es manchmal sagt!“, motze sie los. „Du denkst nur an die blöde Arbeit. Die können auch andere tun. Immer bist du hier und nie-“ „Leona Smoker! Noch ein Wort und du bleibst das Wochenende bei deiner Mutter!“, kam es von Smoker streng und das Mädchen zuckte kurz zusammen. „Ich will nicht mehr zu dir…“, gab Leo von sich und ging zur Tür, wo sie auf Tashigi wartete. Smoker blieb solange stehen, bis beide sein Büro verlassen hatten, bevor er sich schwer seufzend auf seinen Stuhl sinken ließ. Es war nicht das erste mal, dass seine Tochter die Schule schwänzte, aber es war noch unverantwortlicher, dass sie zum Polizeirevier kam. Hier sollte niemand wirklich von seinem Privatleben wissen. Es war einfach zu gefährlich. Nur Tashigi und Jack wussten von seiner Familie. Ansonsten war er mit seinem Beruf liiert. Und das führte dazu, dass seine Frau und er sich getrennt haben. Das und einige andere Faktoren, die unnötig waren aufzuzählen. Vielleicht auch, dass sie plötzlich Eltern wurden und beide sehr an dem eigenen Job hingen. Zum Glück konnte Tashigi besser mit Leona umgehen als er. Töchter waren ihm immer noch ein Rätsel, auch wenn seine Sekretärin wie eine Tochter für ihn war. Sie war immerhin zielstrebig und kein kleines Kind mehr. Obwohl er das auch manchmal in Frage stellte. So wie es jetzt war, war auch seine Tochter in Gefahr. Irgendwie musste es doch eine Lösung geben… Nachdenklich zündete er sich eine Zigarre an. Heute würde es ein sehr, sehr langer Tag werden. „Bereit?“, wurde der junge MMA Kämpfer gefragt, welcher sich gerade die Bandagen kontrollieren ließ. Er sah auf, blickte in das ernste Gesicht seines Coaches, der offensichtlich unzufrieden war. Seitens Zorro kam ein knappes Nicken. „Gut.“ Der Feuerkopf wandte sich ab, als sie beide allein gelassen wurden. „Nur noch vier Kämpfe, dann bist du bei Dulacre. Dir… ist klar, was das heißt, oder?“ Er sah Zorro fast schon feindselig an, bevor sich dieser erhob und seine Augenklappe richtete. „Aye“, kam es von ihm ernst. „Du bist dir bewusst, dass du niemals mehr da-“, doch bevor Kid noch weiter reden konnte, wurde er von Zorro unterbrochen: „Ja das ist mir bewusst, verdammt nochmal!“, brüllte er seinen Trainer fast schon an. Sein Blick war wütend. „Lassen wir das Thema jetzt. Der Kampf steht an.“, kam es von Zorro leise. Sooft wurde in den letzten Tagen dieses Thema besprochen, und es nervte den Schüler nur noch. Immer wieder wurde er davon abgelenkt, auch wenn es höchste Priorität hatte. Denn es ging um die Lage aller, die mit ihm zu tun hatten. Doch dann erklang das Signal zum Betreten der Halle. Zorro griff nach seiner Jacke, warf sich diese um die Schultern, bevor er schweigend an Kid vorbei ging. Jener beobachtet seinen Schüler. „Sieh einfach nur zu, dass du gewinnst, Zorro.“, murmlete er und erntete dafür nur ein leises verächtliches Geräusch. Als beide die Halle betraten, blendete das Scheinwerferlicht die Sicht des Kämpfers, und er hörte die Menge jubeln. Die Menge, die freudig darauf wartete, das sich zwei Männer die Fresse einschlagen. Zorro grinste. Ja… Darauf freuten sich nicht nur sie beide. Die Dunkelheit in der Gasse erhellte sich, als die Aushilfe des Baraties den Müll rausbrachte. Zugleich zündete sich Sanji eine Zigarette an und gönnte sich eine kleine Raucherpause. Gerade war nichts los und er konnte sich das erlauben. Jeff ärgerte ihn immer wieder und trieb ihn wie Zorro zur Weißglut, doch so war ihr Verhältnis nun mal. Der Blonde blickte zum Himmel hinauf. Wirklich etwas sehen konnte er nicht. Die Lichter der Stadt waren einfach zu stark, als dass man einige Sterne erkennen konnte. Irgendwann würde er aus diesem versifften Loch rauskommen. „Sanji!“, brüllte jemand ihn an und ließ ihn sich umdrehen. „Beweg deinen Arsch hier rein. Jeff will, dass du beim Dessert hilfst. Auch wenn er weiß, dass du das nicht kannst.“, meinte einer der anderen Arbeiter ihn anschnauzen zu müssen. Sanji aber rührte sich nicht, sondern rauchte in Ruhe seine Zigarette. „Sag dem Penner, dass ich definitiv den Nachtisch machen kann und werde. Aber nachher.“ Er drehte sich zu seinem Kollegen um und grinste frech. „Der alte Sack kann mich mal.“ Die Zigarette trat er auf dem Boden aus, ehe er sich langsam in die Küche begab um das Dessert für die Gäste anzurichten. Dieser Abend war eh schon merkwürdig genug. Der Gong erklang und beendete somit die erste Runde. Beide Männer, der eine um einiges größer als der andere und deutlich gebräunter, standen schwer atmend voreinander und sahen sich abschätzig aus ihren Ecken an. Beide erhoben sich nach einer viel zu kurzen Zeit und traten wieder voreinander. Gegner: Chiqicheeta Malandro. Herkunft: Jamaika Dies ratterte kurz durch Zorros Kopf während er ihn weiterhin musterte. Chiqicheeta trug ein selbstsicheres Grinsen im Gesicht, hatte aber auch etwas katzenartiges in seinen Bewegungen und seiner Art, während der Grünhaarige keine wirklichen Emotionen frei gab. Ganz im Gegensatz zu seinem Coach. Kid war außer sich vor Wut, denn der Schiri hatte über ein paar ganz offensichtliche Fouls hinweggesehen oder Zorro einige angerechnet, die er definitiv nicht begangen hatte. Und nun stand sein Zögling recht erschöpft vor dem Koloss eines Mannes und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, was auch nötig war, denn der nächste Angriff kam so schnell wie unerwartet. Zorro konnte ausweichen, indem er sich auf die Knie fallen ließ und den Schwung nutze um durch die Beine seines Feindes hindurch zu rutschen. Dabei griff er nach Chiqicheetah Fußgelenken und zog ihn daran hoch. Der Mann schlug hart auf und der Jüngling wollte ihn zugleich in einen Klammergriff nehmen um die Zweite Runde so schnell wie möglich zu beenden, doch der Schiri pfiff ihn ab. Bevor Zorro noch was sagen konnte, erschien eine gelbe Karte vor seiner Nase. Zum ersten Mal in seinem ganzen Leben sah der Grüne eine gelbe Karte in einem MMA Fight. „Abmahnung!“, brüllte der Schiri ernst und jener Ermahnte verstand nicht. Seit wann war dieser Griff nicht mehr erlaubt? „Was soll das? Willst du mich veraschen?!“, fragte Zorro leicht aggressiv und bekam eine Zweite gelbe, Karte als er auf den Schiri zuging und ihn böse ansah. „Beleidigung des Schiedsrichters!“, ertönte es vom Mann, welcher sich abwandte. Kid, Law und einige andere dachten, sie sehen nicht recht. Kid lief zum Käfig und versuchte auf den Mann einzureden, doch bekam er eine Verwarnung und kurz darauf einen Verweis, sich nicht mehr während des Kampfes am Rand des Käfigs aufzuhalten. Zorro sah seinen Coach an. Wie er weggeführt wurde. Ungläubig ging sein Blick wieder zum Schiri, der alles andere als fair war. Er presste seine Zähne aufeinander. Er war wütend. Und doch musste er sich zusammenreißen, klar bei Verstand bleiben und nicht blind vor Wut werden. Jetzt hieß es, noch mehr darauf zu achten, nichts falsch zu machen. Aber bevor Zorro noch was sagen konnte, wurde er von den Beinen gerissen, schlug hart auf dem Boden auf. Sein ganzer Körper schmerzte ungemein und ihm wurde die Luft aus der Lungen gepresst. Schnell wich er dem kommenden Tritt, der definitiv auf seinem Kopf gezielt war, aus und rollte sich etwas zur Seite ab. In binnen von Sekunden kam er auf die Beine und hielt sich den Schädel mit einer Hand. Er schmerzte, aber dafür war keine Zeit. Er wich den kommenden Angriffen aus, blockte einen und schaffte es einem weiteren Tritt zu entgehen, indem er sich über den Mann hinweg schleuderte und gekonnt landete. Aber er hatte nicht mit der schnellen Reaktion des anderen gerechnet und bekam einen harten Schlag in den Unterleib. Der Schutz dort half auch nichts mehr und Zorro sackte langsam auf ein Knie. Dass ihm schlecht war und er kaum noch Luft bekam, war ihm deutlich anzusehen. Sein Blick wurde eine Sekunde kurz schwammig und er hoffte, dass es schnell vorbei gehen würde. Der Tritt in die Weichteile war eindeutig zu viel gewesen. Jetzt sprang Law von seinem Platz auf und eilte zum Käfig. „Ey!?“, brüllte er den Schiri an. „Das war ein Foul! Sieh dahin du Schwachkopf! Der will den Jungen umbringen?! Diese Tritte sind nicht erlaubt!“ Doch der Schiri schenkte dem Mann kein Gehör und ließ Chiqicheetah machen, wie er wollte. Law schreckte zusammen, als Zorro hart gegen das Metallgitter im Käfig flog und benommen am Boden liegen blieb. „Weg da!“, sprach der Schiri und pfiff die Runde ab. Zorro kam langsam auf die Beine und wischte sich das Blut unter der Nase weg. „Geh weg von dem Mann, oder der wird sofort disqualifiziert!“, kam es harsch vom Schiri, wobei er mahnend die Hand hob, als Law etwas sagen wollte. „Schon gut Law.“, meinte Zorro nur. „Das hier schaffe ich auch ohne Hilfe.“ Dabei grinste der Grüne so selbstbewusst, wie er nur konnte und nahm seine Kampfposition ein. Die Zweite Runde wurde fortgesetzt. Zwar hatte Zorro keinen Plan, wie er diese noch gewinnen sollte, denn jeder Schlag von ihm war entweder ein Foul oder wurde nicht gewertet, doch gab er nicht auf. Er verstand nicht einmal wie die Runden gezählt wurden. Er tat dies für sich. Und für Sanji. Spät am Abend trat der völlig erledigte blonde Schüler aus der Bar und störte sich schon nicht mehr an der Anwesenheit des großen Mannes. „Irgendwann renne ich dir noch weg.“, gab Sanji von sich und ging voraus, während er sich eine verdiente Zigarette anzündete. Aber sein Begleiter schwieg nur darauf und folgte ihm. Das Nachtleben war wieder auf Hochtouren und alles glitzerte und glänzte vor sich hin. Doch so richtig wahrnehmen tat es der Blonde schon lange nicht mehr. Das einzige, was ihm wichtig war, war schnell seinen Weg nach Hause in das Bettchen zu finden und seine Füße hoch zu legen. Aber wie es aussah, würde sein Weg noch recht lange dauern, denn die Stadt war voller Menschen. Er verstand nicht wieso. Es war fast schon überfüllt. Wieso nur? Es war weder Kirmes, noch war es ein spezielles Straßenfest, noch sonst was. Er blickte auf und sah, dass die nächtlichen Nachrichten auf den großen Bildschirmen, die an den Häuserfassaden hingen, gezeigt wurden. Einiges konnte man verstehen, den Rest musste man lesen. Bevor Sanji etwas hören oder sehen konnte, wurde er von zwei Männern angerempelt, die sich vordrängelten. Überrascht fiel er zu Boden und bekam Hilfe von seinem Leibwächter angeboten, doch diese lehnte er ab und versuchte aus dem Lärm etwas zu verstehen, als er aufstand. Doch so wirklich einen Zusammenhang aus den ganze Wortfetzen konnte er sich nicht erklären. Warum waren die Leute jetzt nur noch aufregter? Er wandte sich ab und eilte zu einem Laden für Elektrogeräte, welcher zugleich immer die Nachrichten im Schaufenster laufen ließ und welcher auch von Menschen belagert wurde. Er kämpfte sich durch, um genau zu sehn, was gerade in der Stadt abging. Gerade als er sich durchgekämpft hatte, um ganz vorne zu sein, wünschte er sich, es nicht getan zu haben. Die alten Flimmerkisten zeigten ihm das, was er definitiv nicht sehen wollte, was definitiv das Lächeln aus seinem Gesicht verschwinden ließ. Hart schlug der Grünhaarige, oder wie der Blonde ihn gern betitelte: das Gorillababy, auf dem Boden des Ringes auf. Schwer keuchend wollte er sich erheben, doch ein harter Tritt auf seiner Wirbelsäule ließ ihn nicht gewähren. Jemand bückte sich runter zu ihm und er hörte dessen widerliche Stimme wieder zu nah an seinem Ohr. „Du wirst verlieren.“, kam es hämisch von jenem Feind, welcher sich als Mr. Two betitelte. Starker Gegner und noch stärker war sein Körper. Egal wie sehr Zorro es auch versucht hatte, es hatte den Anschein, als würde alles dem Mann nichts ausmachen. Zorro hatte jegliches studieren seines Feindes abgelehnt und bereute es irgendwie. Aber „Studieren“ stand für ihn gleich mit Betrügen. Das hätte nichts mehr von einem fairen Kampf und den wollte er. Auch wenn sein Gegner anscheinend nicht auf einen fairen Kampf aus war. Denn seine Schläge taten weh und fühlten sich an, als würde man ihm mit Eisenstangen die Seele aus dem Leib prügeln. „Und: Du wirst zu Sir Crocodile zurückgehen. So, wie Blondie…“, diese Worte ließen Zorros Auge größer werden. „Schau nicht so. Ist ein Auftrag vom Boss.“ Damit wandte sich der Mann von Zorro ab, welcher nun langsam auf die Beine kam. Die zweite Runde wurde mit einem Ton beendet. Das Publikum jubelte auf der einen Seite, während es auf der anderen Seite ruhig und beinahe geschockt war. Der Frischling sah zur Reklametafel. Zwei von drei Runden hatte er verloren und müsste mit einem K.O. in der letzten Runde gewinnen, ansonsten wäre es vorbei. Er ließ sich auf seinen Hocker fallen, während Law sein Gesicht ansah und keine allzu schweren Blessuren entdecken konnte. „Zorro…“, kam es vom seinem Coach, welcher recht unzufrieden und fast schon besorgt wirkte. Jener sagt nichts sondern hörte seinem Trainer nur zu, welcher sich an die Security vorbeigemogelt hatte. Es ging hier nicht fair zu, also wozu sollte er sich an Regeln halten. „Was ist los? Du bist nicht bei der Sache. Konzentrier dich!“ Harsch und recht unfreundlich waren die Worte. Doch war es dem Grünen egal, denn er wusste, sein Coach hatte recht. Und es ärgerte ihn, dass er nicht an diesen Mann herankam. Und egal wie hart er zuschlug oder egal wie hart er diesen Leopardenmann auf den Boden warf, der Mann stand einfach wieder auf. Wie eine Marionette. Und er selbst kassierte ein Foul nach dem anderen. Er spuckte nachdenklich in den Eimer. Zorro schloss kurz das Auge und hielt sich den Kopf. Dieser brummte, und er hatte das Gefühl gleich nur noch Sterne zu sehen, sobald er noch einen Schlag kassieren würde. „Etwas stimmt auch nicht mit den Schiris….“, meinte Law leise, was Kid hellhörig machte. „Ich weiß was du meinst.“, stimme er dem Arzt zu und beide ließen den jungen Kämpfer alleine. „Enttäusch uns nicht.“, hörte dieser nur noch und nickte knapp, während er sich erhob und seinen Nacken knacken ließ. Jetzt hieß es alles oder nichts. Smoker schaltete den Fernseher aus und erhob sich. Ein neues Bier musste her und seine kleine Tochter sollte endlich wieder ins Bett. Immer wenn er sie ins Bett schickte, wartete sie ca. 15 Minuten ab und schlich sich auf die Treppe, um heimlich weiter mit ferngucken zu können. Die ersten Male hatte er sie immer noch ins Bett geschickt, doch irgendwann hatte er es aufgegeben und ließ sie auf der Treppe einschlafen. Immerhin war sie so schlau und nahm ihren alten Stoffhasen und eine Decke mit. Ab und an war Smoker schon darüber gestolpert, aber wer sagte, dass Kinder einfach seien… Er hob das kleine Energiebündel von der Treppe hoch und brachte sie in ihr Zimmer. Es war ein richtiges Mädchenzimmer und irgendwie auch nicht. Die Wände waren in einem zartrosa, während sich auf den Regalen Dinosaurier den Platz mit Tranformerautos teilen mussten. Und an der Wand neben der Tür hingen die Balletteschuhe. Alles so, wie die kleine Prinzessin es wollte. Kaum hatte er sie ins Bett gebracht, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und machte das kleine Nachtlicht an. Ohne das konnte sie nicht ruhig schlafen. Der Hase wurde fester an sich gedrückt, als der Vater das Zimmer verließ und leise die Tür schloss. Unten angekommen setzte sich der alte Mann an den Tresen seiner recht einfachen Küche und gönnte sich ein Bier und eine Zigarre. Jetzt war es hin. Er zückte sein Handy, wählte eine Nummer, die er schon allzu lange nicht mehr gewählt hatte, und hoffte, dass sie ran gehen würde. „Ja…?“, kam es überraschend schnell auf der anderen Seite. Die weibliche und mit starkem Akzent belastete Stimme war sichtlich überrascht. „Hi… ich bin’s.“, kam es rau vom alten Mann. Wo sollte er nur anfangen? „Ich weiß…“, wurde es eher nüchtern von der Frau erwidert. „Was ist? Ist was mit Leo?“, sofort hörte man die mütterliche Besorgnis, aber Smoker verneinte. „Nein… sie schläft. Aber… ich denke, es wäre besser, wenn ihr beide für eine Weile zu deinen Eltern nach Russland gehen würdet.“ „Smoker? Was ist los? Ich verstehe nicht?“, kam es etwas überrascht und fast schon unfreundlich von der Frau. „Angelica… bitte. Es ist besser, wenn du dieses eine Mal auf mich hören würdest.“ , versuchte der Mann seiner Ex zu überzeugen doch diese war schon längst sauer. „Was hast du wieder angestellt?!“ Smoker seufzte. Das könnte ja noch heiter werden. Und das wurde es auch. Er hatte eine lange Nacht noch vor sich. „Zorro…“ Kid stand vor der Kabine seines Schülers, welcher gerade verarztet wurde. Die Prellungen und Schrammen an den Armen und dem Oberkörper waren schon versorgt und es deuteten sich schon genügend Blaue Flecken an. Law tupfte ihm das Blut unter der Nase weg und nahm die Augenklappe ab, unter der Blut herausfloss. „Kannst du es öffnen?“, wollte er wissen und Zorro sah niedergeschlagen weg. Law seufzte, packte ihn am Kinn und musterte das Auge. Die Narbe war gut verheilt, aber nun schienen kleine Gefäße in der Augenhöhle betroffen zu sein. „Öffne es freiwillig oder ich mach es auf!“ Zorro knurrte nur und versuchte es zu öffnen. Da wo einst ein Auge war, war nur noch ein schwarzes Loch, durch das man bis auf die Augenhöhle schauen konnte. Das Gewebe war recht gut verheilt, doch noch sehr empfindlich. Bald könnte man ein Glasauge reinsetzten. Damit würde man auch die Augenhöhle stabilisieren. Aber bisher wollte es der Grünkopf noch nicht. Und so wie er gerade Law anschaute, wirkte er sehr verstörend. „Lass.“, schlug der Verlierer die helfende Hand weg, welche gerade dabei war das Blut abzutupfen, und erhob sich. „Bis die Tage!“ Damit griff Zorro seine Tasche und verliess den Sanitätsraum um sich anzuziehen. Schnell hatte er seine alte Jeans und seinen Hoodie samt alter Lederjacke an. Die schwere Sporttasche hatte er sich über die Schulter geworfen und suchte nun den Gott verdammten Hinterausgang. Er wollte jeglichen Reportern und nervenden Menschen aus dem Weg gehen, aber das war nicht so leicht, denn er lief jenen direkt in die Arme. Die Menge tummelte sich jedoch mehr um den Sieger, welcher breit grinsend und überaus selbstbewusst, wenn nicht schon arrogant, jede Frage beantwortete. „Chiqicheetah, sagen Sie, wie war es für Sie gegen Mr. Lorenor zu kämpfen?“, wollte eine viel zu stark geschminkte Reporterin wissen. Jener sah im selben Moment zum Verlierer und grinste breit, ehe er sich wieder der Frage widmete. „Wissen Sie, es war mir von Anfang an bewusst, dass dieser Junge nur ein Poser ist. Die Neulinge sind auch nicht mehr das, was Sie einst waren. Alles nur halbe Männer, die sich über den Ernst des Lebens nicht klargeworden sind und die denken, man könne das große Geld mit wenig Aufwand machen. Aber leider irren sich die meisten.“ Zorro spürte die Wut in sich aufkeimen. „Aber wissen sie… manchmal hat man die falschen Ideale, um einen Kampf zu gewinnen. Oder besser gesagt die falsche Motivation. Man gewinnt nicht für andere einen Kampf, sondern nur für sich. Aber da muss jeder selbst durch. Und man hat nur eine Chance um es sich zu beweisen.“ Damit beendete der Mann das relativ einseitige Interview und grinste Zorro noch einmal zu, welcher sich die Kapuze tiefer ins Gesicht zog und so unbemerkt nach draußen kam. Dort angekommen, lehnte er sich an die Wand und sackte langsam zu Boden. So etwas konnte doch nur ein schlechter Traum sein. Alles wofür er kämpfte, war mit einer Niederlage weg. Und dabei war es so knapp gewesen. So knapp wie noch nichts in seinem Leben. Er hätte nur noch einmal zuschlagen müssen und dann wäre es vorbei gewesen. „Scheiße…“ Er fuhr sich durch die Haare, bevor er in seiner Jackentasche nach einem Glimmstängel fischte, jenen herauszog, sich anzündete und gen Himmel blickte. Er sah weder Sterne noch Wolken. Die Stadt war zu sehr erleuchtet durch die Lichter des Nachtlebens. Kurz lachte er auf, was viel mehr verzweifelt klang als amüsiert. Irgendwie versuchte er alles positiv zu sehen, auch wenn es nicht klappte. Er erhob sich langsam und ging aus der Gasse raus um sich nach Hause zu schleppen. Er musste nach Hause. Er musste nachdenken. Und er musste mit Sanji reden. Ob er wollte oder nicht. Und eine Lösung finden. Wer hätte gedacht, dass er in seiner Siegessträhne auch mal verliert? Er, ehrlich gesagt, nicht. Zu eingenommen von sich selber und zu sehr im Glauben, nichts könne schlimmer kommen, als es schon war, schlug die Realität eiskalt zu. Genau dann wenn er es nicht brauchte. Versager. Zorro, du bist ein Versager. Du bist schwach. Zorro. Dich besiege ich auch im Schlaf. Zorro. Du elendiger Dickkopf. Jener schmunzelte als ihre Stimme durch seinen Kopf hallte. Blöde Kuh, dachte er sich und musste erneut merkwürdig grinsen. Sie hatte recht. Und wie sie recht hatte. Damit verschwand er in der Dunkelheit der Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)