Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 15: Schuldgefühle ------------------------- Inuyasha hatte eine gewaltige Bombe platzen lassen, die alle sprachlos werden ließ. Kagome sah ihn entgeistert an. Das hatte sie nicht erwartet, nicht von Inuyasha. Er hatte sie immer unterstützt, ihr geholfen und ihr mehr als einmal versichert, das Geheimnis zu bewahren. Warum hatte er sein Versprechen nun gebrochen? Hatte sie ihn wirklich so wütend gemacht, reagierte er so empfindlich? Andererseits verhielt er sich schon seit mehreren Wochen sehr merkwürdig. Nachdem sie ihr Geständnis zurückgenommen hatte, glaubte sie zunächst es wäre wieder alles in Ordnung. Allerdings ging er immer mehr auf Abstand und stieß sie Stück für Stück von sich weg. Aus welchem Grund auch immer er so handelte, sie fühlte sich von ihm verraten und war maßlos enttäuscht. Er wich ihrem Blick aus und weil keiner mehr etwas sagte, drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand in seinem Zimmer. Yori war der erste, der das Schweigen brach. "Ja, natürlich", sagte er und fing an zu lachen. "Kaoru, ein Mädchen... Moment." Er stutzte und betrachtete seinen schmächtigen Mitbewohner noch einmal genauer. "Nun, das würde zumindest einiges erklären." "Kaoru", sagte Ray leise. "Was geht hier vor?" Kagome zog die durchnässte Perücke herunter. Ihre langen, ebenfalls nassen Haare fielen ihr über die Schulter. Den klammen schwarzen Pullover, der ihr zwei Nummern zu groß war, zog sie sich über den Kopf. Darunter trug sie nur ein enges, blaues Unterhemd unter dem sich deutlich ihre bandagierte Oberweite abzeichnete. "Mein richtiger Name ist Kagome", sagte sie traurig und setzte sich auf die Couch. Die anderen folgten ihr mit erstaunten Blicken und sie erklärte ihnen, wie es soweit gekommen war. "Ich gebe mich als Junge aus, weil es keine freien Plätze für Mädchen mehr gab." "Und dafür hast du eine falsche Identität angenommen?", fragte Ray ungläubig. "Das ist Betrug. Wenn das bekannt wird, dann-" "-dann gibt es gewaltigen Ärger, ich weiß. Deshalb sollte es ja eigentlich auch geheim bleiben." Es dauerte einen Moment, bis die drei diese verrückte Geschichte verarbeitet hatten. Man merkte ihnen deutlich an, wie surreal ihnen das alles erschien. "Sind du und Inuyasha zusammen?", fragte Yori plötzlich und betrachtete Kagome sehr intensiv. "Nein", bestritt sie sofort. "Nein, das sind wir nicht. Inuyasha war die ersten zwei Wochen genau so ahnungslos wie ihr und seitdem sind wir nur Freunde, nichts weiter." Leider. "Also, ich finde das großartig!", warf Ronnie ein und lächelte Kagome fröhlich an. "Wieso?", fragte diese überrascht. "Das ist eine interessante Geschichte, darüber könnte man glatt einen Roman schreiben. Ich hoffe du hältst mich auf dem Laufenden." "Da muss ich dich wohl enttäuschen." Kagome senkte den Blick. "Ich werde Musashi verlassen." "Was?" "So kann ich nicht weiter machen. Ich bin noch kein halbes Jahr hier und es wissen schon vier Leute über mich Bescheid. Diese lächerliche Aktion muss abgebrochen werden, bevor es zu spät ist. Ich hätte es gar nicht versuchen sollen, das war furchtbar unüberlegt von mir." "Du kannst nicht gehen", unterbrach Yori ihre Selbstzweifel. "Du bist schon so weit gekommen und jeder glaubt, dass du ein Junge bist. Ich wäre nie darauf gekommen, wenn Inuyasha es nicht verraten hätte. Es ist nicht schlimm, dass wir es jetzt wissen. Wir sind deine Freunde und behalten es natürlich für uns, nicht wahr?" "Klar!", sagte Ronnie sofort und stupste ihren Bruder auffordernd an. "Du auch, Ray?" "Ich weiß nicht", antwortete er zögernd. "Es gibt Regeln und Gesetze. In was für einer Welt würden wir leben, wenn sich niemand daran halten würde." "Verdammt noch mal!", fluchte Yori. "Zieh dir den blöden Stock aus dem Arsch." Ronnie lachte laut auf. "Das ist schon okay", meldete Kagome sich wieder zu Wort. "Ich kann nicht verlangen, dass ihr euch mit meinen Problemen auseinandersetzt." Sie lächelte tapfer, aber das lenkte nicht von ihrem bemitleidenswerten Anblick ab. Ray seufzte. "Ich will nicht der Buhmann sein. Meinetwegen behalte ich das Geheimnis für mich." "Siehst du? Selbst Ray ist auf deiner Seite, du kannst also bleiben", betonte Yori. "Das ist wirklich lieb von euch" sagte Kagome und erhob sich von der Couch. "Aber ich werde trotzdem gehen. Es muss sich nur einer von euch verplappern und ich bin dran. Auf Inuyasha kann ich mich ja offensichtlich auch nicht verlassen." "Naja", murmelte Ronnie," wir haben ihm vorgeworfen ein Unterwäschedieb zu sein, das ist schon etwas hart. Außerdem, selbst wenn er uns in dem Glauben gelassen hätte, wäre Yori ihm so lange auf die Nerven gegangen, bis es früher oder später sowieso rausgekommen wäre." "Hey!" "Ist doch so." "Mag ja sein, aber das macht es auch nicht besser", sagte Kagome und ging mit gesenktem Kopf und schlurfenden Schritten ins Schlafzimmer. Inuyasha hatte sich bereits aus der nassen Kleidung befreit und sich umgezogen. Als sie den Raum betrat rubbelte er sich mit einem T-Shirt gerade die Haare trocken. Er warf ihr einen feindseligen Blick zu und nahm eine Position ein, als würde er ein Wortgefecht erwarten. Aber Kagome ließ sich nicht darauf ein. Sie hob ihren Koffer, den die anderen offen auf dem Boden stehen lassen hatten, auf ihr Bett und fing an ihre Sachen aus dem Kleiderschrank hinauszulegen. "Was machst du da?", fragte Inuyasha und versuchte dabei möglichst desinteressiert zu klingen. "Ich packe. Ich verschwinde von hier." "Gut", meinte er und versetzte Kagome damit einen gewaltigen Stich ins Herz. "Das ist vermutlich das Beste." "Darum also", hauchte sie verletzt. "Was?" "Du willst mich loswerden. Darum geht es hier?" Er antwortete ihr nicht. "Ich verstehe das nicht, Inuyasha. Was ist denn auf einmal los mit dir? Seit letztem Monat verhältst du dich so seltsam. Ich bin freundlich zu dir und du weist mich zurück. Wenn ich mich von dir fernhalte, ist es genau umgekehrt. Kann man es dir überhaupt recht machen?" "Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst." Er verließ das Zimmer und ließ sie allein. "Natürlich nicht", zischte Kagome und packte ihre Sachen zusammen. Ronnie und Yori hatten versucht an der Tür zu lauschen und wurden dabei von Inuyasha überrascht. "Geht mir aus dem Weg!", rief er verärgert und schob die beiden zur Seite. Dann ließ er sich mit einem mürrischen Knurren auf die Couch fallen. Ray musterte ihn aufmerksam. "Was ist los? Bleibt sie hier?", fragte Ronnie aufgeregt. "Nein, sie geht." "Was machst du dann hier draußen?" Yori raufte sich die Haare. "Geh wieder da rein und halte sie davon ab!" "Was interessiert es dich, ob sie bleibt oder nicht?", fragte Inuyasha misstrauisch. "Du scheinst nicht zu verstehen, in was für einer Situation wir uns befinden", antwortete Yori angespannt. "Wir haben hier ein Mädchen! Ein Mädchen wohnt hier bei uns! Und ohne diese bescheuerte Perücke und in einem hübschen Kleid, ist sie vermutlich auch noch ziemlich heiß! Das klingt nach der perfekten Backgroundstory für einen Porno!" "Vorsicht!", sagte Ray verärgert und deutete auf seine kleine Schwester. "Sorry, ich meinte natürlich Erotikfilm." Inuyasha und Ray verdrehten simultan die Augen. "Deshalb willst du unbedingt, dass sie hier bleibt?", fragte Ronnie vorwurfsvoll. "Nur wegen deiner schmutzigen Fantasien? Hätte ich mir denken können." "Oh bitte, als wäre ich der Einzige hier mit solchen Gedanken. Sei ehrlich, Inuyasha. Du und Kagome, nachts allein auf eurem Zimmer und nur ein Meter trennt euch voneinander- In den drei Monaten hattest du sicher auch die eine oder andere Idee was man mit ihr anstellen könnte." "Nein, hatte er nicht", nahm Ronnie ihn sofort in Schutz. "Inuyasha mag ja manchmal unausstehlich sein, aber er ist immerhin anständig!" "Vielen Dank", murrte Inuyasha sarkastisch. "Ist zwischen euch beiden irgendetwas gelaufen?", fragte Ray argwöhnisch. Inuyasha musste unwillkürlich an den Abend denken, an dem sie sich gegenseitig zum ausziehen angestachelt hatten. Die beiden hatten heftig miteinander geflirtet und wie weit sie gegangen wären, wenn man sie nicht unterbrochen hätte, stand in den Sternen. Deshalb hatte er sich noch am selben Abend geschworen, sich von Kagome nie wieder den Kopf verdrehen zu lassen. Aber es wurde zunehmend schwerer, sie auf Abstand zu halten. Und sie auch auf Abstand halten zu wollen. "Nein, da läuft überhaupt nichts. Sie ist mir absolut gleichgültig." Das war natürlich gelogen und Ray durchschaute ihn sofort. Er kannte ihn einfach zu gut. "Heißt das, du würdest nicht mit ihr hinter das letzte Bücherregal gehen?", fragte Yori anzüglich. Das berüchtigte letzte Bücherregal, in der abgelegensten Ecke der Bibliothek, wurde bekannterweise häufig von den Schülern als intimer Rückzugsort genutzt. "Ich finde Knutschereien hinter staubigen Bücherregalen widerlich", entgegnete Inuyasha und wich der eigentlichen Frage gekonnt aus. "Was ist mit dir, Ray?" "Manchmal höre ich dir nicht zu, da beobachte ich nur wie sich dein Kiefer auf und ab bewegt." Auch er ging nicht auf Yoris Provokation ein. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, weitere Szenarien aufzustellen. Er betonte, dass von allen Mädchen mit denen er schon hinter dem Bücherregal war, Kagome vermutlich die Aufregendste sein würde. Daraufhin begann er aufzuzählen welche Vorteile es haben konnte, ein hübsches Mädchen in der Wohngemeinschaft zu haben. Mit jedem weiteren Satz, verdunkelten sich Inuyashas Gesichtszüge mehr. "Ab zweiundzwanzig Uhr, darf sich kein Mädchen mehr in diesem Wohnheim aufhalten. Das gilt aber nicht für Kagome, denn alle denken ja, sie sei ein Junge. Ein heißes Mädchen, das die ganze Nacht verbotenerweise bei uns Jungs abhängt und-" "Das reicht!" Yori blickte verwundert zu Inuyasha, der aufgestanden war und ihn zornig ansah. "Es gefällt mir nicht, wie du über sie redest", sagte er mit einem unmissverständlichen, drohenden Unterton in der Stimme. "Wie rede ich denn über sie?" "Als wäre sie ein seelenloses Sexobjekt." Yori hob herausfordernd eine Augenbraue. "Wenn sie dir so gleichgültig ist, warum stört es dich so sehr?" "Das hat nichts mit Kagome direkt zu tun, es würde mich bei jedem Mädchen, über das du so redest stören." "Was auch immer", sagte Yori und wirkte auf einmal sehr ernst. "Wenn du sie nicht durchnimmst, werde ich es tun." Diese Bemerkung brachte das Fass zum überlaufen. Inuyasha holte mit seiner rechten Faust aus und schlug ihm fest ins Gesicht. Ronnie zuckte erschrocken zusammen. Yori stöhnte gequält auf und legte die Hände auf seine Nase. Unter den Fingern floss das Blut. "Nein, das wirst du nicht!", rief Inuyasha verärgert und wollte noch einmal zuschlagen. Ray konnte ihn gerade noch davon abhalten. "Kagome würde nie auf einen Idioten wie dich reinfallen!" "Okay, Inuyasha, du hast jetzt Auszeit, raus mit dir!", sagte Ray entschlossen und deutlich und zerrte seinen Freund in den Flur des Wohnheims. Die Apartmenttür schloss er hinter sich. Inuyasha riss sich los und ging vor Wut schäumend den Gang ein paar mal auf und ab. "Zwischen dir und Kagome ist also nie etwas vorgefallen und sie ist dir völlig gleichgültig", wiederholte Ray und postierte sich im Türrahmen. "Das wirkte aber vorhin, als du ihre Ehre verteidigt hast, ganz anders." "Ich habe ihre Ehre nicht verteidigt", knurrte Inuyasha. "Wie würdest du es sonst nennen?" "Ich habe einem dämlichen Mistkerl die gerechte Strafe zugefügt. Anders versteht er es ja nicht!" "Ah, also prügelst du dich jetzt wieder? Haben deine Aussetzer zufälligerweise was mit dem Jahrestag vom letzten Monat zu tun?" Inuyasha blieb augenblicklich stehen und ließ die Schultern hängen. "Das hatte ich befürchtet", murmelte Ray und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Ich wusste mir dein momentanes Verhalten nicht zu erklären, aber jetzt wo ich über Kaoru Bescheid weiß, kann ich es mir denken." "Und was denkst du?", fragte Inuyasha und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. "Ich denke, dass du es dir durch deine Schuldgefühle gewaltig mit diesem Mädchen verscherzt. Dass sie dir eben nicht gleichgültig ist, hat man ja gesehen. Es ist nicht fair, deine Probleme an ihr, uns oder irgendwem sonst auszulassen. Du musst damit zurechtkommen und niemand kann dir das abnehmen. Es ist nun schon über ein Jahr her. Du darfst glücklich sein. Lass nicht zu, dass dir dieser eine Fehler alles verbaut." "Ich bin gefahren", knirschte Inuyasha. "Ich weiß, das zwischen dir und Kikyo war etwas Besonderes." Ray ging langsam auf Inuyasha zu und legte behutsam eine Hand auf seine Schulter. Er reagierte nicht. "Das was ich jetzt sage tut unglaublich weh, aber dir die Schuld zu geben wird sie nicht zurückbringen. Es ist wichtig, dass wir allmählich akzeptieren, dass sie nie mehr wiederkommt." "Aber, was wenn-" "Nein", unterbrach er Inuyasha sofort. "Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert liegt praktisch bei Null." Ray leckte sich über die trockenen Lippen und atmete tief durch. "Hör zu, Kagome ist da drin und packt gerade ihre Sachen zusammen. Stell dir die Frage, ob du wirklich willst, dass sie geht. Oder ob du bloß glaubst, dass du das willst, damit sich erst gar nicht etwas entwickeln kann. Darüber solltest du jetzt gründlich nachdenken. Und du solltest dich damit beeilen, denn sehr lange wird sie nicht mehr brauchen. Und dann ist sie weg und kommt nie wieder. Nie wieder, verstehst du?" Er antwortete ihm nicht, aber Ray hatte alles gesagt was er zu sagen hatte. Deshalb ging er zurück in das Apartment und ließ die Tür angelehnt. Inuyasha blieb noch eine Weile so stehen und dachte über seine Worte nach. Er hatte recht. Mit allem was er gesagt hatte. Und er hasste Ray dafür, dass er immer recht hatte. Es war eine Tatsache, dass er für den Unfall verantwortlich war. Er trug die Schuld dafür, dass zwei Menschen ihr Leben verloren hatten. Zwei Menschen, die einfach nicht mehr da waren, während er dort stand und sein Leben weiterleben konnte. Das klang einfach nicht fair. Andererseits war es auch Kagome gegenüber nicht fair. Inuyasha fasste den wohl einzig richtigen Entschluss und ging wieder hinein. Ronnie tupfte gerade mit einer Handvoll Taschentüchern das Blut von Yoris Nase. Dieser warf ihm einen empörten Blick zu. "Das war echt uncool, Inuyasha. Uncool!" Inuyasha beachtete ihn nicht weiter. Als er das Schlafzimmer betrat, hatte Kagome bereits fertig gepackt und kämpfte nun mit dem Verschluss des Koffers. "Was war denn das vorhin für ein Theater da draußen?", fragte sie angestrengt und zog noch einmal an der Schnalle. "Was hast du denn gehört?", fragte Inuyasha vorsichtig. "Kein verständliches Wort, die Wände sind zu dick. Also, was war los?" "Nichts, es war nur- Warte, ich helfe dir." Inuyasha versuchte es selbst den oberen und unteren Riemen mit aller Kraft zusammenzuziehen, aber auch das schlug fehl. "Setz dich mal drauf." Kagome hüpfte auf den Koffer und wippte ein paar mal auf und ab. Inuyasha versuchte es noch einmal und dieses Mal schaffte er es. "Hervorragend", sagte Kagome und rutschte wieder auf den Boden. "Er ist zu." "Ja, fertig gepackt und startklar." Inuyasha beobachtete Kagomes Reaktion im Augenwinkel. Sie wirkte sehr entschlossen und vermutlich würde sie wirklich von hier verschwinden. Verdammt. Er hatte gehofft, sie würde es sich selbst ausreden. Inuyasha seufzte leise und öffnete den Koffer dann wieder. "Was soll das denn jetzt?", fragte Kagome aufgebracht. "Du solltest hier bleiben." Er hob den Deckel an und begann damit, Kagomes Kleidung wieder in den Schrank zu räumen. "Das hast nicht du zu entscheiden!" "Die ganze Zeit warst du fest entschlossen diese Sache durchzuziehen. Warum der plötzliche Meinungsumschwung?" "Falls du es schon vergessen hast, vor nicht einmal einer Stunde hast du mein Geheimnis einfach ausgeplaudert." Sie holte ihre Klamotten aus dem Schrank und legte sie erneut in den Koffer, aber Inuyasha zog sie wieder raus und wiederholte die ganze Aktion. "Ich hätte kein Wort verraten, wenn ich mir nicht ganz sicher wäre, dass die Drei dicht halten werden." "Und was wenn nicht?" "Werden sie." "Aber was wenn nicht?", fragte sie lauter. "Hab ein bisschen Vertrauen." "Ich habe dir vertraut und wurde enttäuscht." Sie riss ihm einen Stapel Jeanshosen aus dem Arm und warf sie wütend auf den Kleiderhaufen im Koffer. "Auf eine derartige Wiederholung kann ich gut verzichten, danke." "Okay", meinte Inuyasha und sah sie eindringlich an. "Ich gebe zu, dass ich das jetzt verdient habe." Er machte eine kurze Pause und beobachtete wie Kagome interessiert aufhorchte. "Aber hätte ich wirklich so tun sollen, als wäre ich ein Unterwäsche-Fanatiker?" "Ich hätte es für dich getan, wenn die Situation andersherum verlaufen würde", antwortete sie schnippisch und faltete ihre Wäsche wieder zusammen. "Damit wären wir nie durchgekommen", beharrte er und sie wusste, dass er damit richtig lag. "Dann hätten wir uns eben etwas anderes einfallen lassen." "Und was?", fragte er und griff nach dem frischgefalteten Stapel Pullover und legte ihn in ihren Kleiderschrank. "Na, eben irgendetwas und hör auf meine Sachen zurückzuräumen! Ich will noch heute Abend hier raus sein." "Überleg dir das noch einmal. Die anderen halten dicht, und kein anderer aus dieser Schule kommt dir und deinem Geheimnis so nahe, wie wir vier. Die schlimmste Gefahr ist gebannt." "Was soll das, Inuyasha?", fragte sie verzweifelt und rieb sich die Schläfen. "Eben hast du es noch für eine gute Idee gehalten, dass ich gehe." "So war das nicht gemeint", entgegnete er bedrückt und wusste nicht, wie er ihr das erklären sollte. "Ach, dann willst du mich also nicht loswerden?" "Nein." Er griff nach ihrer Hand und zog sie in seine Arme. Kagome war völlig verwirrt und konnte gar nicht so schnell reagieren. Noch bevor sie ihren Unmut darüber äußern konnte, lag sie bereits in der Falle und konnte sich nicht mehr retten. Sie war hoffnungslos verloren. "Ich will, dass du bleibst", flüsterte er ihr zögernd ins Ohr. Sein heißer Atem ließ ihren Kopf hochrot anlaufen, ihr Herz rekordverdächtig schnell schlagen und ihre Beine zitterten. Inuyasha drückte sie noch fester an sich. Seine Wärme umschloss ihren Körper und sie war sich sicher, dass sie vorhin gefroren hatte, auch wenn es ihr noch nicht bewusst gewesen war. Das war das erste Mal, dass ein Junge sie so umarmte. Er spürte, wie sie sich langsam entspannte und ihre Atmung ruhiger wurde. Und obwohl Inuyasha sich sicher war, dass er bereits erreicht hatte was er wollte, konnte er noch nicht loslassen. Und das beunruhigte ihn. Er ertappte sich selbst dabei, wie er ihren Geruch einsog und eine ihrer kaltnassen Haarsträhnen um den Finger wickelte. Unentschlossen drückte er sie sanft von sich. Sie blinzelte verlegen und sah ihn an, als erwarte sie eine Erklärung. Inuyasha schluckte, ordnete schnell seine Gedanken und griff dann wieder nach einigen herumliegenden Kleidungsstücken. "Ich helfe dir beim einräumen", sagte er und Kagome nickte nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)