Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 12: Schadensbegrenzung ------------------------------ Als sich die Zimmertür öffnete und Inuyasha hinein kam, saß Kagome augenblicklich kerzengerade auf ihrem Bett. "Hey", begrüßte sie ihn, mit hörbarer Nervosität in der Stimme. "Hi", erwiderte er knapp, öffnete eine Schublade in seinem Schrank und wühlte darin herum. Sie schluckte, ihr Mund fühlte sich ganz trocken an. "Und? Wie geht es dir so, Inuyasha?" "Gut." "Gibt es Neuigkeiten? Hast du irgendetwas zu sagen?", fragte sie beinahe flehend. "Eigentlich nicht", antwortete er und zog zwei Bücher aus der Schublade, die er sofort in seinen Rucksack steckte. Kurz blickte er zu Kagome, die ihn erwartungsvoll ansah, dann wandte er sich wieder von ihr ab. "Ich hole mir etwas zu trinken, soll ich dir was mitbringen?" "Nein, ich brauche nichts." Inuyasha verließ das Zimmer. "Ich bin wunschlos glücklich", seufzte sie in die Stille und zog die Knie heran. Seit Kagomes verrücktem Geständnis vor vier Tagen, herrschte peinliches Schweigen zwischen ihr und Inuyasha. Der Rückflug war der reinste Horror gewesen, vor allem da es eine Verspätung von fast zwei Stunden gab und sie die Wartezeit stumm nebeneinander auf einer Bank gesessen und nichts getan hatten. Im Flieger gab Inuyasha vor zu schlafen und überließ Kagome ihrer Verwirrung und Ahnungslosigkeit. Sie hatte mehrmals versucht ihn auf die verzwickte Lage anzusprechen, aber er hatte immer etwas zu tun, oder vergessen etwas zu holen und musste dringend jemanden suchen. Er fand jedes Mal eine Ausrede, wenn sie ihn denn mal erwischte. Nach dem Unterricht verschwand er sofort in die Bibliothek oder in den Aufenthaltsraum, flüchtete sich in die Sicherheit der Öffentlichkeit, wo sie sich unmöglich aussprechen konnten. Ins Zimmer kam er erst sehr spät zurück und tat so, als würde er etwas suchen, mitnehmen und später wieder zurücklegen und dann das Gleiche noch einmal. Er blieb nur, wenn Kagome ruhig im Bett lag und das Licht ausgeschaltet war. Wenn er also dachte, dass sie schlafen würde. Nach dem erneuten Fehlschlag, beschloss Kagome noch einmal ihre Freundin Sango anzurufen. Sie setzte sich ihre Perücke auf und schlich durch die Flure des Wohnheims. Es war schon recht spät und die meisten Jungs waren bereits auf ihren Zimmern. Nur zu dieser späten Stunde war es Kagome möglich, das öffentliche Telefon unten im Eingangsbereich zu nutzen, um ihre Familie und ihre Freunde anzurufen, ohne dass es jemand mitbekam. "Hallo?", erklang Sangos fröhliche Stimme nach dem Rufton. "Ich mag dich, ich will mehr als nur eine Freundin für dich sein", sagte Kagome. Es war kurz still am anderen Ende der Leitung. "Was?" "Siehst du? Du hast reagiert!", bestätigte Kagome und legte den Hörer auf ihr anderes Ohr. "Das macht man nämlich, wenn einem Jemand sagt, dass man ihn mag." "Ah, wir reden also von Inuyasha", stellte Sango fest. "Dem unergründlichen Inuyasha. Er macht mich noch wahnsinnig! Ich habe ihm reichlich Gelegenheit dazu gegeben auf das Thema zu kommen, aber er tut es einfach nicht. Der Typ geht mir echt auf die Nerven!" Kagome machte ihrem Ärger Luft. Doch statt bekräftigende Worte, hörte sie ein leises Kichern. "Bist du bei Miroku?" "Ja", antwortete Sango entschuldigend. "Schönen Gruß." "Gruß von Kagome", hörte sie ihr entferntes Murmeln. "Hi, Kagome!" ertönte Mirokus lachende Stimme im Hintergrund. Kagome verdrehte schmunzelnd die Augen. Selbst nach zwei Jahren Beziehung, waren die beiden noch so verliebt wie am ersten Tag. "Schreib mir eine Mail, wenn du dich wieder konzentrieren kannst", sagte Kagome nachsichtig und ließ dem Traumpaar ihre Zweisamkeit. "Klar, halt mich auf dem Laufenden." "Falls da je irgendetwas läuft." Sie verabschiedeten sich und Kagome legte den Hörer auf. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ins Bett zu legen und abzuwarten, was der nächste Tag bringen würde. "Gehen wir noch einmal die Faktorisierung eines Polynoms durch. Das ist was ganz tolles Leute", beharrte der Mathelehrer und versuchte seine Schüler zu motivieren. Einstimmiges Murren war die Antwort. "Gut, wir haben da also eine Gleichung, bei der Konstanten und Variablen kombiniert sind. Wir errechnen nur mittels Addition, Subtraktion und Multiplikation." Kagome tat sich schwer mit der Konzentration. Während des Unterrichts, saß Inuyasha direkt neben ihr und hatte nicht die Möglichkeit sich davonzustehlen, allerdings konnte sie ihn auch nicht zur Rede stellen. Das machte sie ganz verrückt! Kagome riss ein kleines Stück Papier von ihrem Block, faltete es zusammen und legte es auf den Rand seines Tisches. Sie machte sich nicht einmal mehr die Mühe etwas darauf zu schreiben. Wie erwartet streckte Inuyasha scheinbar unauffällig seinen Arm aus und schob das Papierstück hinunter auf den Boden. Frustriert stützte sie ihren Kopf auf die rechte geballte Faust und betrachtete ihn mehrere Minuten lang verärgert. Er ließ sich nicht einmal dazu herab sie anzusehen. So konnte es doch nicht weitergehen! Sie mussten reden. Jetzt. Sofort. Kagome war verzweifelt und sah nur einen Ausweg. Sie lachte laut auf. Ihre Mitschüler zuckten allesamt zusammen, auch Inuyasha, der sie nun verblüfft ansah. "Inuyasha, du bist so witzig!", sagte Kagome und prustete erneut los. Der Mathelehrer schaute ganz verdattert. "Entschuldigung, aber das war jetzt gerade echt witzig." "Gibt es ein Problem, Higurashi?" "Nein", antwortete Kagome und rang nach Luft. "Es sei denn Sie sind beleidigt, weil Inuyasha Sie hinter Ihrem Rücken nachgemacht hat." Inuyasha riss fassungslos die Augen auf und der Mathelehrer wandte sich mit empörter Miene an ihn. "Sie machen mich nach, Taishou?" "Nein!", leugnete er. "Ich mache niemanden nach. Ich mag sowas nicht. Ich kann Witze allgemein nicht leiden." Der Lehrer glaubte ihm kein Wort. "Arbeiten Sie doch im Büro des Direktors an ein paar Witzen und Sie, Higurashi, leisten ihm Gesellschaft wenn Sie schon so begeistert von ihm sind. Wird bestimmt ein witziges Wochenende beim Nachsitzen." Während der Lehrer einen Eintrag ins Klassenbuch schrieb, packten Inuyasha und Kagome ihre Sachen zusammen. Ray, Mafuyu und Sam schauten den beiden fragend nach. Yoris Kopf lag auf der Tischplatte. Vermutlich hatte er gar nichts mitbekommen. Als Kagome die Klassentür hinter sich schloss, drehte Inuyasha sich wütend zu ihr um. "Bist du irre? Ich bin in meinem Leben noch nie aus dem Unterricht geflogen!" "Es tut mir leid, aber wie soll ich denn sonst an dich ran kommen?" "Wovon redest du?" "Ich rede davon, dass du mir schon die ganze Woche aus dem Weg gehst!", erwiderte Kagome gereizt. "Wir müssen reden." "Ich gehe dir nicht aus dem Weg", stritt er beharrlich ab. "Ich habe momentan nur viel zu tun." "Oh, hör auf damit! Du gehst mir aus dem Weg weil ich dir gesagt habe, dass ich irgendwie auf dich stehe. Hast du gedacht du könntest die Angelegenheit totschweigen, bis ich dich nicht mehr darauf anspreche?" "Ehrlich gesagt, ja", antwortete Inuyasha unbeirrt. "Das ist ja nicht zu fassen." Kagome verschränkte die Arme vor der Brust. "Ist dir klar, wie rücksichtslos dein Verhalten ist?" "Ist dir klar, dass wir uns keine drei Monate kennen?", kam die Gegenfrage. "Was willst du damit sagen?" "Du kennst mich nicht! Du weißt nichts über mich. Mit welcher Begründung kannst du sagen, dass du mit mir zusammen sein willst?" Kagome senkte schweigend den Kopf. Inuyasha nickte selbstgefällig und ging ein paar Schritte den Flur entlang. "Ja, das dachte ich mir." "Du verabscheust Zucchini", sagte sie plötzlich. Er drehte sich wieder zu ihr um, runzelte die Stirn und blickte sie fragend an. "Was?" "Du hasst Zucchini. Du pickst erst jedes kleine Stück vom Teller bevor du anfängst zu essen. Deine Lieblingsfarbe ist Rot. Du glaubst an Geister, aber magst keine Horrorfilme. Tee trinkst du nur mit viel Zucker. Dein stärkstes Unterrichtsfach ist Geschichte. Von Chemie verstehst du gar nichts. Du bist zwar sportlich, aber faul. Du schaffst es dich einen ganzen Tag lang nur von Kartoffelchips zu ernähren. Deine geheime Leidenschaft ist die Fotografie und nach dem Schulabschluss machst du eine Weltreise, die du schon seit acht Jahren planst, wofür ich dich übrigens sehr bewundere." Kagome holte tief Luft bevor sie hinzufügte: "Und du bist eine Niete bei Hangman." Inuyasha starrte sie entgeistert an. "Hör zu, ich kann verstehen, dass das ein bisschen seltsam wirkt-" "Nicht nur ein bisschen", unterbrach er sie. "-und klar, das sind bloß Kleinigkeiten die ich von dir weiß. Doch es gibt keinen anderen Menschen, bei dem mich diese belanglosen Dinge so sehr interessieren, wie bei dir. Außerdem hast du mir schon so oft aus der Patsche geholfen. Du unterstützt mich und bist immer für mich da, wenn ich dich brauche. All das bringt mich dazu, dich irgendwie gern zu haben. Aber-" Inuyasha öffnete den Mund um etwas zu sagen. "Aber", wiederholte sie etwas lauter und fuhr fort, "ich hatte in den letzten Tagen sehr viel Zeit um richtig darüber nachzudenken und möchte dir nun sagen, dass ich es mir anders überlegt habe. Du kannst dich also wieder beruhigen und dich normal verhalten." "Hä?" "Ich habe es mir überlegt", sagte Kagome noch einmal, als Inuyasha sie unschlüssig anschaute. "Ich nehme alles wieder zurück." "Und was nimmst du zurück?" "Ich empfinde nichts für dich. Dass ich deine Eltern kennengelernt und so getan habe, als wäre ich deine Freundin, hatte mich ein bisschen verwirrt, aber das ist jetzt vorbei." Sie wirkte ganz entschlossen und fing an den leeren Flur entlangzulaufen. "Wir sind Mitbewohner und Freunde, das ist alles was zwischen uns läuft." Inuyasha folgte ihr und hielt sie an der Schulter fest, damit sie wieder stehen blieb. "Also... stehst du nicht auf mich?", fragte er argwöhnisch. "Richtig." Sie schob seine Hand von ihrer Schulter und machte sich weiter auf den Weg zum Büro des Direktors. Inuyasha lief neben ihr her und warf ihr zweifelnde Blicke zu. "Nicht mal ein kleines bisschen?" Kagome blieb stehen und sah ihn fassungslos an. "Dein Ego kennt scheinbar keine Grenzen", sagte sie. "Ich wollte es nur richtig klarstellen, damit dieses Thema nicht erneut zur Sprache kommt", verteidigte er sich. "Das wird es nicht. Es ist alles gesagt." "Gut." "Ja. Sehr gut, dass wir das besprochen haben, bevor ich mich noch ernsthaft in dich verliebt hätte." Mit ihrem folgendem Kichern zog sie diese Vorstellung ins Lächerliche und damit war die Sache abgehakt. Kagome hatte nur das Problem, dass es bereits zu spät war. Sie hatte sich schon ernsthaft in ihn verliebt. Und das wusste sie auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)