Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 5: Wahre mein Geheimnis ------------------------------- Seit einer geschlagenen Stunde, lief Kagome im Zimmer auf und ab. Dumm, so dumm! Warum hatte sie denn die Zimmertür nicht abgeschlossen? Oder sich, wie sonst auch, ins Badezimmer zurückgezogen. Sie machte sich schwere Vorwürfe für ihre Nachlässigkeit und versuchte verzweifelt eine Lösung für Etwas zu finden, für das es einfach keine Lösung gab. Gedanken, dass ihre Eltern davon erfahren würden, wie enttäuscht sie von ihr wären, ihr ein Schulverweis- oder Schlimmeres- drohte, bereiteten ihr panische Angst. Dann blieb sie abrupt stehen und ihr kam der Gedanke, dass Inuyasha vielleicht noch gar nichts verraten hatte. Sonst wäre doch in der Zwischenzeit bestimmt etwas passiert. Womöglich hatte sie noch die Chance mit ihm zu reden und ihm die Sache zu erklären. Nachdenklich starrte sie auf die Uhr vom Wecker, der auf dem Nachttisch stand. In wenigen Minuten würde es Mittagessen geben. Sie musste es versuchen! Schnell warf sie sich ihre Perücke wieder über den Kopf, zog sich Jeans und Hemd über und verließ eilig das Apartment, auf dem Weg zur Cafeteria. Nervös stand sie in der großen Halle, wo sich die meisten Schüler schon an der Mahlzeit erfreuten. Etwas weiter hinten am üblichen Tisch, gemeinsam mit Ray und Samantha, saß er... Inuyasha! Kagome schluckte. Sie hatte das Gefühl, ihr würde ein dicker Kloß im Hals stecken. Zaghaft und langsam näherte sie sich ihren Mitschülern. Schließlich hatte sie den Tisch erreicht und die anderen bemerkten sie. Sie hatten über irgendetwas gelacht, verstummten aber bei ihrem Anblick und sahen sie eindringlich an. Bis auf Inuyasha, der lieber wahllos in seinem Essen herumstocherte. "Lügner!", sagte Sam. Kagomes und Inuyashas Blicke trafen sich bei dieser Bemerkung. Sie wissen es! Er hat es ihnen erzählt, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war kurz davor sich einfach umzudrehen und wegzulaufen, als Sam weitersprach: "Sagtest du nicht, dass du noch das gesamte Wochenende im Bett verbringen müsstest?" "Was?" In Kagomes Ohren pulsierte das Blut und ihr war ganz warm geworden. Ray musterte sie besorgt. "Was ist los, Kaoru? Du siehst so blass aus." "Ich... äh..." "Jetzt setz dich erstmal hin!" Sam zog den Stuhl neben sich hervor und deutete ihr, dass sie sich neben ihr niederlassen sollte. Kagome ließ sich auf den Stuhl fallen. "Du kannst ja wieder ganz normal laufen. Schön, dass dein Bein so schnell geheilt ist." Ray war wie immer freundlich und höflich. "Du hast wohl ziemliches Glück gehabt." Kagome nickte ihm schwach zu und blickte wieder zu Inuyasha, der sie weiterhin unentwegt ansah. Sie konnte sein ausdrucksloses Gesicht nicht deuten. Wie es schien, hatte er doch keinem was verraten. Jedenfalls noch nicht. Doch was hatte er nun vor? Würde er sie erpressen? Sie sah sich schon Selbst in Gedanken, die schwersten und entwürdigsten Arbeiten verrichten- bis Yori sie dabei unterbrach, indem er ihr freundschaftlich auf die Schultern klopfte und sich daraufhin neben sie setzte. "Sieh an! Der Held hat sich erholt und ist zurück, bereit neue Schlachten zu schlagen!" "Kaoru, tu mir bitte den Gefallen und überlass Yori seinem Schicksal, wenn es so weit sein sollte. Ihn würde keiner vermissen", bemerkte Sam. "Natürlich würde man mich vermissen! Ha! Und du sicher am meisten!" Verärgert stand Sam auf, legte ihre Faust auf Yoris Stirn und drückte ihn stark nach hinten, sodass er auf seinem Stuhl rücklings umfiel, was ein lautes Scheppern verursachte und die Aufmerksamkeit vieler Schüler auf sich zog. Als Yori sich wieder aufgerafft hatte, entfachte eine lautstarke Diskussion zwischen ihm und Sam. Nach einigen Minuten hatte Ray es geschafft, den Streit zu schlichten und die beiden wieder an den Tisch zu setzen. Yori setzte sich nun aber auf die gegenüberliegende Seite von Sam und Kaoru, neben Inuyasha und grummelte wütend vor sich hin. Kurz darauf warf Inuyasha sein Besteck ohne Vorwarnung auf den Teller und stand auf. Die anderen sahen ihm überrascht nach, als er wortlos verschwand. Ray beugte sich zu Kagome rüber: "Hey, Kaoru. Weißt du, was mit ihm los ist?" "Äh, nein. Keine Ahnung." Kagome ließ sich viel Zeit mit dem Essen. Zum einen weil ihr der Appetit deutlich vergangen war und zum anderen, weil sie ein erneutes Aufeinandertreffen mit Inuyasha so weit hinauszögern wollte, wie möglich. Wenn er sie nicht verraten würde, was hatte er dann vor? Er wird vermutlich zuerst einmal eine Erklärung fordern, dachte Kagome. Und wenn sie ihm die gesamte Wahrheit erzählt hatte und seine Neugier befriedigt war, würde er sich in aller Ruhe überlegen, wie er dieses Wissen zu seinem Vorteil nutzen könnte, während sie zu seinen Füßen um Gnade bettelte. Das würde zu Inuyasha passen! Als sie später ihr Zimmer betrat, hatte sie bereits sämtliche grauenvolle Szenarien im Kopf durchgespielt, und ihr war vor Nervosität übel. Sie schloss die Tür hinter sich und blickte auf. Inuyasha saß seelenruhig auf seinem Bett und schaute aus dem Fenster. Auf ihrem Bett allerdings herrschte das reinste Chaos. Er hatte ihre Sachen durchwühlt! Kleider, Röcke, Schuhe, Unterwäsche und ihr richtiger Ausweis. Das alles lag auf ihrer Seite des Zimmers quer verteilt. Kagome warf ihm einen finsteren Blick zu, zog ihre Perrücke vom Kopf, da sie ihren Zweck ohnehin nicht mehr erfüllte und begann damit, alles wieder in ihrem Koffer zu verstauen. Inuyasha beobachtete sie dabei aus den Augenwinkeln und sagte kein Wort, was Kagome nur noch nervöser machte. Sie schob den vollen Koffer wieder unter ihr Bett und fand endlich den Mut, direkten Augenkontakt aufzunehmen. "Ich nehme an, du erwartest eine Erklärung", begann sie. "Ich höre." Inuyasha verschränkte die Arme und starrte sie erwartungsvoll an. Kagome überlegte, wie sie anfangen sollte, wie sie ihm verständlich machen konnte, warum sie das unbedingt tun musste und wie sie möglichst viele Mitleidspunkte sammeln könnte. "Ich höre immer noch zu." Kagome sah auf und schaute in das neugierig, fragende Gesicht von Inuyasha. Sie atmete einmal tief durch, setzte sich auf ihr Bett und begann damit, ihm alles zu erklären. Dass sie in Wirklichkeit Kagome hieß. Dass es eine Ewigkeit gedauert hatte, bis ihre Eltern mit dem Schulwechsel einverstanden waren. Wie sie erfahren musste, dass ihre Entscheidung zu spät kam und alle freien Plätze für Mädchen belegt waren. Sich in ihrer Verzweiflung als Junge ausgab. Sie erzählte ihm, wie sie es bisher geschafft hatte unentdeckt zu bleiben und Inuyasha hörte ihr stillschweigend zu, sagte kein Wort, bis sie mit ihrer Geschichte fertig war. Angespannt wartete sie auf seine Reaktion. "Wow", brachte er schließlich hervor, "das ist echt-" "Energisch? Zielstrebend?", beschönte Kagome ihr Handeln. "Absolut bescheuert!", beendete er seinen Satz. "Ich meine, wie hast du dir das gedacht? Du setzt eine Perrücke auf, sprichst ein wenig tiefer und schaffst es drei Jahre lang, dich als Junge durchzuschmuggeln?" "Naja- Ja", erwiderte Kagome eingeschüchtert. Wenn man es so sagte, klang das wirklich ein bisschen unüberlegt. "Du hast einen gefälschten Ausweis. Einen falschen Namen. Du gibst dich als jemand aus, der nicht existiert. Das ist Betrug und du steckst in ernsten Schwierigkeiten wenn das rauskommt. Und so nebenbei, du gibst nicht gerade den besten Jungen ab wenn ich das sagen darf." Sie verzog unglücklich das Gesicht, während Inuyasha sich mit beiden Händen durch die Haare fuhr. Beide Hände, soll heißen, doppelt verzweifelt. "Warum hast du nicht einfach bis nächstes Jahr gewartet?", seufzte er. "Du wärst ganz oben auf der Warteliste gelandet und hättest garantiert einen Platz bekommen." "Mein Stipendium wäre nächstes Jahr nicht mehr gültig gewesen", antwortete Kagome bekümmert. "Und meine Familie könnte das Schulgeld nicht aufbringen. Es war eine einmalige Chance, die ich nie wieder bekommen hätte. Ich musste sie einfach ergreifen!" "Ich verstehe", erwiderte Inuyasha und überlegte einen Moment lang. "Was denkst du soll ich jetzt tun, nun da ich dein Geheimnis kenne?" "Ich hoffe dass du mich nicht verrätst. Ich- Ich würde auch alles dafür tun!" Sie kniff ihre Augen fest zusammen und lehnte sich leicht nach vorne, eine Art Verbeugung im Sitzen. Inuyasha verstand zuerst nicht, was sie damit meinte. Dann machte es bei ihm Klick. "Alles, ja? Für wen hältst du mich! Glaubst du ich nutze diese Situation aus, um dich zu erpressen?" "Etwa nicht?" Erstaunt öffnete Kagome ihre Augen und verfiel wieder in eine aufrechte Position. Unentschlossen sah er sie an. "Nun, ich kann verstehen, warum du das tust und du hast immerhin etwas Gut bei mir", Er machte eine kurze Pause, "also werde ich es für mich behalten." Kagome musste sich stark zusammenreißen um keine Freudensprünge zu machen, und lächelte Inuyasha hoffnungsvoll an. "Wirklich?" Zögernd erwiderte er das Lächeln. "Wirklich." "Danke! Vielen Dank! Mir fällt ein Stein vom Herzen! Danke!" "Hör auf dich zu bedanken, sonst überlege ich es mir anders." "Entschuldige, ich höre auf. Danke! Jetzt höre ich auf." Erleichtert atmete sie auf. "Es hat kaum zwei Wochen gedauert, bis ich dich entdeckt habe", murmelte Inuyasha. "Aber wir teilen uns ein Zimmer, es war nur eine Frage der Zeit, bis ich dahinterkommen würde. Man hat dir deine Verkleidung abgekauft, aber du solltest dich möglichst unauffällig verhalten, wenn du draußen unterwegs bist. Schwierig wird es bei Ray und Yori. Sie sind unsere Mitbewohner, du musst ständig aufpassen und darfst dir keine weiteren Fehler erlauben." Während Inuyasha seine Überlegungen fortsetzte, verlor Kagome sich in ihren Gedanken und sie musste plötzlich an ihren seltsamen Traum denken. Ihr Blick fiel auf seine Lippen und sie überkam eine leichte Gänsehaut. Inuyasha schien wirklich kein schlechter Kerl zu sein. Er hatte die Tatsache, dass er sein Zimmer mit einem Mädchen teilte, recht gelassen aufgenommen und wollte ihr nun sogar helfen. "Und du wirst es wirklich für dich behalten?", fragte Kagome, obwohl sie die Antwort schon kannte. "Du wirst es auch den anderen nicht erzählen?" Inuyasha hob seinen Blick und runzelte die Stirn. "Wenn es jemand anderes erfährt, dann aufgrund deiner Nachlässigkeit. Ich an deiner Stelle hätte die Zimmertür ja abgeschlossen." "Ja, ich weiß! Ich werde in Zukunft besser aufpassen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)