Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 37: Neue Ebenen ----------------------- Das Erste was ihr auffiel, war der Geruch. Eine würzige Frische umgab sie und unbewusst drückte sie ihre Nase näher an die weiche Haut. Sog den Duft tief ein. Bilder von frischem Laub, Morgentau und einer nebligen Waldlichtung erschienen vor ihrem geistigen Auge. Sie lächelte leicht. Es war ein beruhigender Geruch, angenehm. Das Zweite was ihr auffiel, war die Wärme. Eine wohlige Wärme umarmte ihren Körper. Ihre Finger kribbelten leicht, als sie einen nach dem anderen krümmte und damit begann leicht gegen eine harte, warme Oberfläche zu drücken. In diesem Moment öffnete sie ihre Augen. Und sie bemerkte, dass ihre Finger gegen einen muskulösen Brustmuskel drückten und ihre Nase in einer Halsbeuge lag. Sie rutschte mit dem Kopf etwas nach hinten und konnte so Inuyashas Gesicht erkennen. Sie lag halb auf ihm! Außerdem hatten sich ihre Beine um seine geschlungen und es schien so, als hätte sie ihn fest im Griff. Hatte er letzte Nacht das gemeint, als er sagte sie würde klammern? Woher wusste er das? Sie selbst hatte es nicht gewusst. Wie auch? In Gedanken rief sie alle Erinnerungen zurück, aber ihr kam keine Situation in den Sinn, in der sie ihn hätte umklämmern können. Sie war nie zuvor in seiner Reichweite eingeschla- Oh. Der Abend vor dem Fernseher, bei ihm Zuhause. Sie wurde rot bei dem Gedanken und der Vorstellung, dass sie Inuyasha damals genauso umklammert und er sie auch noch hoch getragen hatte. Zu diesem Zeitpunkt, musste er schon Gefühle für sie gehabt haben, wodurch das Ganze rückblickend sogar noch peinlicher für sie war. Sie malte sich die unterschiedlichsten Szenarien aus: wenn sie wach geworden wäre, was hätte sie gesagt, was hätte sie gedacht. Oder wenn er sie hätte fallen lassen. Wo hatte er sie angesehen, ob Inuyasha vielleicht die Gelegenheit genutzt hatte- Jetzt übertrieb sie. Das war nicht Inuyashas Art, aber die Vorstellung reizte sie und beschleunigte ihren Herzschlag. Sie drückte ihre Nase erneut in seine Halsbeuge und sog diesen herrlichen Duft ein. Versuchte ihn sich einzuprägen, als würde sie nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen. Ihr war nie in den Sinn gekommen, dass ein Mann so gut riechen könnte. Als sie ihren Körper noch fester an seinen schmiegte, neigte er sein Gesicht leicht zur Seite und gab ein schläfriges Murmeln von sich. Kagome zuckte zusammen und schob ihren Kopf wieder etwas zurück, damit sie ihn ansehen konnte. Nervös horchte sie auf, suchte einen Hinweis darauf, ob er wach war, ein Zucken in seiner Mimik. Aber er war ganz ruhig und friedlich, atmete langsam und gleichmäßig. Erleichterung ließ ihre Gliedmaßen wieder entspannen. Sie genoss den Moment, so in seinem Arm zu liegen. Es war eine neue Ebene der Intimität, die sie noch nicht kannte und sie wollte es weiter für sich entdecken. Diese schönen Gefühle sollten andauern, so lange es nur ging. Sie wollte ihn ansehen, seiner Atmung lauschen, ihn riechen, ihn anfassen, seinen Körper erkunden und sie wollte ihn schmecken. Diese Erkenntnis verführte sie dazu ihm einen Kuss auf die Halsschlagader zu hauchen. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte sie das pulsierende Blut an ihren Lippen. Ihre Fingerkuppen streichelten in sanft kreisenden Bewegungen über seine Haut. Nur ganz leicht, damit sie ihn nicht aufweckte. Sie zog einen Pfad von seinem Schlüsselbein, den Hals hinauf und fuhr mit dem Zeigefinger ein paar mal über seine Kieferpartie. Ihre Finger tanzten über seinen Kehlkopf, zogen die Linien seiner Brust- und Bauchmuskeln nach. Er hatte immer mit nacktem Oberkörper geschlafen und wie oft hatte sie sich erträumt, ihn berühren zu können? Sie kostete den Moment ganz aus, schloss immer wieder die Augen und genoss die Empfindungen. Als sie an den Bund seiner Boxershorts kam, erstarrte sie kurz. Atmete tief ein und aus. Daraufhin setzte sie ihren Weg am Rand des Stoffes fort, folgte ihm, bis sie Inuyashas linke Hüfte erreichte. Dort überraschte sie eine Erhöhung, die gar nicht zu der glatten, gespannten Haut, des restlichen Körpers passte. Vorsichtig tastete sie die unebene Linie ab, versuchte sich von der Form ein Bild zu machen. Sie runzelte die Stirn, als ihr bewusst wurde, wie lange diese Linie war. Sie zog sich hoch bis zu den oberen Rippen. Sie war noch nicht ganz bis zum Ende der Narbe angekommen, als Inuyasha schlagartig ihre Hand griff und sie fest umschloss. Kagome erschrak fürchterlich und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er war wach geworden, sein Blick auf sie gerichtet und sie erkannte eine Verletzlichkeit, die sie vorher nie wahrgenommen hatte. Sie wollte etwas sagen. Eine Erklärung, Verteidigung, Entschuldigung- irgendetwas. Aber sie brachte keinen Ton hervor. Sie hatte den Eindruck etwas Verbotenes getan zu haben, als hätte sie eine unsichtbare Grenze überschritten und ein Gefühl von Scham überkam sie. Er hob langsam ihre Hand und legte sie zurück auf seine Brust, in Herznähe, und verschränkte seine Finger mit ihren. Durch seine Berührung, ließ das grauenhafte Gefühl und ihre Schockstarre nach. "Ist die von dem Unfall?", hörte sie sich fragen. Inuyasha nickte nur und Kagome biss die Zähne zusammen, schloss entsetzt die Augen, angewidert von sich selbst. Was war das denn für eine dämliche Frage! "Was möchtest du wissen?" Sie öffnete ihre Augen und er schaute sie ganz entspannt an. War er wirklich bereit, mit ihr darüber zu sprechen? Oder sollte sie dieses Angebot lieber nicht annehmen? "Wie ist es dazu gekommen?", platzte sie schließlich heraus. Inuyasha zuckte leicht zusammen und sie bereute es im selben Moment. "Hat Ray dir das nicht schon erzählt?", erwiderte er leise. "Ich weiß was passiert ist", nickte sie. "Aber nicht wie es dazu gekommen ist. Du und deine- ihr habt gestritten?" Er wandte seinen Blick von ihr ab und starrte an die Decke. Stirnrunzelnd schien er einen Moment lang zu überlegen. "Ihr Name war Kikyo", begann er schließlich. "Es war während einer Firmenfeier von meinem Dad und seinen Arbeitskollegen. Sie hatten irgendein Fünfjahres-Ziel erreicht und zwangen alle zu dieser dämlichen Party. Kikyo hatte an diesem Abend überraschend gute Laune. Aber ich war schlecht drauf und das bemerkte sie. Ich sagte ihr, ich sei wütend, weil sie am Mittag ein Treffen mit mir abgesagt hatte. Sie hatte oft freiwillig bei der Pflege von kranken oder alten Leuten geholfen. Hat ihnen vorgelesen oder mit ihnen Kniffel gespielt und so weiter. Und diesen Tag hatte sie wieder mit einem Mann verbracht, dessen Körper voller Brandwunden war. Ich war einmal dabei gewesen und der Typ hat sie mit seinen ekelhaften Blicken verfolgt, als wäre er besessen von ihr. Ich habe mit dieser Wut meine miese Laune begründet." "Aber das war nicht der Grund", schlussfolgerte Kagome. "Ich war wütend auf sie", betonte er. "Aber wegen einer völlig belanglosen Sache." Wie in Trance streichelte sein Daumen über ihren Rücken, auf und ab. Schweigend hörte sie ihm weiter zu. "Sie hatte in den Monaten zuvor, zunehmend auf mich eingeredet. Sie überschrieb meine festgelegten Entscheidungen. Fing an Pläne zu schmieden und sprach von Versionen der Zukunft, mit denen ich mich überhaupt nicht identifizieren konnte. Es klingt sicher dumm, wenn ich sage, dass ich mich überfordert und unverstanden gefühlt habe." "Nein", flüsterte Kagome. "Vielleicht wollte sie nur wissen, wie ich mir den weiteren Verlauf unserer Beziehung vorstellte, ich weiß es nicht. Jedenfalls hatte sich das über Wochen in mir angestaut und an diesem Abend kam es irgendwie raus. Ich sagte ihr, dass ich eine Pause bräuchte. Von ihr, von uns, von diesen Universitätsbroschüren. Ich kann nicht sagen, ob sie wütend, enttäuscht oder traurig gewesen war, sie ließ sich selten etwas anmerken. Sie wollte nur, dass ich sie nach Hause fahre. Mein Bruder wartete auf ein Taxi, also habe ich ihn direkt mitgenommen." Inuyasha schluckte kurz. "Und den Rest kennst du. Ich war unaufmerksam, abgelenkt und habe den Unfall verursacht. Kikyo lag seitdem im Koma. Aber ihre Chancen aufzuwachen, waren von Beginn an sehr unwahrscheinlich und das hat sich im Laufe der Zeit nur verschlechtert. Darum wollen die Ärzte und ihre Familie die lebenserhaltenden Maßnahmen beenden. Wenn sie es nicht schon getan haben." "Du weißt es nicht?" "Ihre Familie gehört seit dem Unfall, nicht zu meinen größten Fans", lächelte er traurig. "Ich habe mich immer zurückgehalten und gesagt, ich möchte nur informiert werden, falls sie aufwacht. Aber Kanon, ihre Mutter, erzählte mir letzten Monat davon und ich habe mich von ihr verabschiedet. Es gab nur keinen festen Termin, für-" Er stockte. "Darum bin ich etwas im Ungewissen." Kagome dachte an den Tag zurück, an dem Inuyasha plötzlich etwas zu erledigen hatte, anstatt mit ihr zum Carson's zu fahren, dem Restaurant von Ray's Eltern. Der mysteriöse Anruf, bei dem Izayoi so nervös wurde und die verdächtigen Textnachrichten zwischen ihm und Ray. Sie verstand es nun. "Und dein Bruder?", fragte sie zögerlich. "Während die Rettungskräfte versuchten uns aus dem Wagen zu schneiden, habe ich das Bewusstsein verloren. Als ich nach der Operation im Krankenhaus wieder aufwachte, war er bereits tot. Noch am Unfallort verblutet, habe ich später erfahren. Durch den Aufprall war das Eisen so gesplittert, dass sein linker Arm abgetrennt wurde. Die Sanitäter hatten zu lange gebraucht um ihn zu befreien." Kagome drückte seine Hand. Ihre Finger verschränkten sich fester ineinander. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, es war zu schrecklich. Aber sie wollte ihm vermitteln, dass sie da war. Dass sie für ihn da war, wenn er sie brauchte. Er verstand es und drehte sich langsam zu ihr um. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. "Ich muss oft daran denken, dass er in diesem Moment direkt hinter mir saß", erzählte er weiter, jedoch sehr viel leiser. "Wir waren keinen Meter entfernt voneinander. Und er blieb so ruhig. Er hat weder vor Schmerz aufgeschrien, noch angemerkt, dass er verletzt war. Er blieb einfach ruhig und sagte mir, dass alles gut werden würde. Ich kann es immer noch nicht fassen." Kagome bewegte ihre Fingerspitzen und er ließ ihre Hand los. Diese legte sie auf seine Schulter und fuhr langsam über seinen warmen Arm. Er legte seine nun freie Hand auf ihre Hüfte. Auf den Stoff ihrer kurzen Pyjamashorts. Da wurde ihr erst bewusst, wie wenig bekleidet sie beide eigentlich waren. Und dass es sie überhaupt nicht störte. Scheinbar zögerlich tauchte er mit seinem Daumen unter den Saum ihres Tops, streichelte sanft über samtigweiche Haut. Zuvor, wenn er das tat, hatte es sie gekitzelt und sie war kichernd zurückgeschreckt. Aber jetzt war sie ganz entspannt und diese kleine, unschuldige Berührung machte ihr Lust auf mehr. Sie ließ von seinem Oberarm ab und strich mit beiden Händen über seinen Oberkörper. Er antwortete mit seiner Handfläche auf ihrem Rücken und ihrer Taille. Sie sah keinen Grund sich zurückzuhalten und schmiegte sich wieder fest an Inuyasha. Ihre Nase wieder in seiner Halsbeuge vergraben, spürte sie seinen Atem in ihrem Haar. Sie wusste nicht, wie lange sie so lagen. Sie glaubte zwischenzeitlich auch kurz wieder eingenickt zu sein. Sie wollte am liebsten für immer unter der gemeinsamen Decke verweilen und die gegenseitigen Streicheleinheiten genießen. Doch sie merkte, wie Inuyasha immer tiefer in seinen düsteren und traurigen Gedanken versank, und das konnte sie nicht zulassen. Ablenkung musste her. "Ich hätte heute gern ein Date mit dir", nuschelte sie an seinem Hals. Er hob den Kopf und stützte ihn mit seinem Arm ab, während er fragend auf sie hinunter schaute und mit der anderen Hand weiter seine Runden auf ihrem Rücken drehte. "Ein Date?", fragte er. "Ja. Es ist Samstag." Sie deutete auf die Sonnenstrahlen, die durch die Vorhänge schienen. "Und es ist so schön draußen." "Okay. Was willst du machen?" "Die Entscheidung überlasse ich dir. So kann ich dich vielleicht noch etwas besser kennen lernen." Sie lächelte, als sie seinen verwunderten Blick bemerkte. "Bist du sicher?" "Klar. Überrasch mich." "Du bist doch eher die, die gerne solche Dinge plant und sich darauf vorbereitet. Bist du überhaupt flexibel genug, um mich dich überraschen zu lassen?" "Ich kann flexibel sein!", beharrte sie mit leichter Empörung in der Stimme. Ihr Gesicht verzog sich zu einem Schmollmund. "Solange alles so läuft wie ich es will, bin ich total flexibel." "Also schön", meinte Inuyasha und stand abrupt auf. "Dann los." Sehnsüchtig schaute sie ihm nach und richtete sich ebenfalls auf. "Jetzt sofort?" "Wir müssen eine Weile lang fahren, um an unser Ziel zu kommen. Und wir haben schon fast Mittag." "Oh, ehm- Okay. Warte- was soll ich anziehen? "Wolltest du nicht flexibel sein?" "Ja, aber gerade dafür muss ich ja wissen, wie ich mich kleiden soll." "Sportlich. Etwas in dem du dich gut bewegen kannst." Und diese Aussage ließ ihre Hoffnung auf ein romantisches Candlelight-Dinner verpuffen. Später saß sie, in ihren bequemsten Jeans, neben Inuyasha in einem Zug Richtung unbekannt. Sie hatte sich während des Menschengewirrs auf der Bahnhofstoilette umziehen können, während Inuyasha Schmiere stand. Ihre Perücke und Männerkleidung waren sorgfältig im Rucksack verstaut. Sie rätselte fieberhaft, wo er sie hinbringen wollte und warum sie dafür über eine Stunde lang in die nächste Großstadt fahren mussten. Es hatte zumindest den Vorteil, dass sie sich nicht verkleiden musste, sondern sie selbst sein konnte. Als sie es schließlich aufgab, darüber nachzudenken, weil es ja doch nichts half, zog sie einen von Inuyashas Kopfhörern aus seinem Ohr und konzentrierte sich auf seine Musik und seine Hand, die ihre während der gesamten Fahrt umschlossen hielt. Als sie am Ankunftsbahnhof schließlich noch ein Stück mit dem Bus fahren mussten, war Kagome mehr als erleichtert, endlich am Ziel zu sein. Und dieses war eine riesige Halle. Eine Kletterhalle, um genau zu sein. An allen Wänden und Ecken waren Klettervorrichtungen angebracht. Im Hauptraum, stand ein Turm in der Mitte, der in einem riesigen Überhang an der über 15 Meter hohen Decke verlief. Und an dieser Decke befand sich ein großes Oberlicht, dass genug Sonnenlicht hinein ließ, um den schönen, aber dennoch kalten Januartag zu genießen. Und bevor sie es richtig realisieren konnte, hatte Inuyasha ihr einen Klettergurt angelegt, zwei Mitarbeiter gefunden, die sie sicherten und Schwupps- schon befand sie sich mit Inuyasha in fünf Meter Höhe über dem Boden und ermahnte sich immer wieder nicht hinunter zu schauen. "Alles okay, Kagome?", fragte Inuyasha mit einem frechen Grinsen im Gesicht. "Du hast nie erwähnt, dass du kletterst!", sagte sie schweratmig und klang dabei etwas vorwurfsvoll. Sie waren noch gar nicht weit gekommen, aber sie schwitzte, als wäre sie drei Runden um den riesigen Sportplatz gelaufen. "Ich war seit Jahren nicht mehr hier", erklärte er und griff nach dem nächsten Henkel an der Felswand. Und trotzdem sah es bei ihm so leicht aus, als würde er das jeden Tag machen, dachte Kagome. "Warte", wimmerte sie leicht und er kam sofort wieder zu ihr hinunter. "Ich komme nicht weiter." Die vielen bunten Griffe überforderten sie und sie waren an einer Stelle angelangt, wo die Wand im leichten Winkel hervorragte und die Schwierigkeit somit erhöhte. "Jede Farbe steht für eine Route oder Schwierigkeitsgrad." Er zeigte ihr, dass die zugehörigen Routen und Griffe eng zusammen lagen und empfahl ihr eine von den leichteren Strecken. Kagome folgte seinen Anweisungen und sie kletterten zwei weitere Griffe hinauf. Dann blieb sie wieder stecken. "Vielleicht habe ich dich zu sehr überfordert", überlegte Inuyasha. "Wir hätten wohl im Kinderbereich anfangen sollen, damit du ein Gefühl dafür bekommst." Das kratzte an ihrem Ego. "Wenn ich da rüber will, wie mache ich das um alles in der Welt? Ich weiß nicht, ich-", murmelte sie hilflos. Inuyasha rutschte an der Wand entlang näher zu ihr. "Halt den roten Griff hier gut fest." "Ja." Sie packte den Henkel in der Wand und konnte die Finger richtig tief eingraben, sorgte so für einen festen Halt. "Stell dich da drauf." Inuyasha zeigte auf einen bunten Knoten der hervorlugte. Sie musste ihr Bein sehr stark anheben, um ihren Fuß darauf abzustellen. "Okay." "Und jetzt schieb einfach den Körper die Wand entlang." Mit aller Kraft versuchte sie sich hochzuziehen, schaffte es aber nicht und sackte zurück in die Ursprungsposition. "Ugh! Ich komm überhaupt nicht hoch." "Noch einmal", feuerte Inuyasha sie an und legte seine Hand auf ihren Rücken. "Einmal kräftig die Beine- Ja!" Er hatte sie unterstützend hochgeschoben und folgte ihr wieder auf gleicher Höhe. "Wenn es dir hier nicht gefällt, können wir auch wieder gehen. Es ist noch Zeit, um etwas anderes zu machen", schlug Inuyasha ihr vor, aber sie schüttelte den Kopf. "Es ist anstrengend, aber es macht auch irgendwie Spaß. Ich dachte bei dem Wort: Date, nur eher an etwas anderes." "An was denn?" "Ich dachte an Kino oder einen Einkaufsbummel." "Kino?" Inuyasha verzog verständnislos das Gesicht. "Was? Was hast du gegen einen schönen Kinobesuch? Es duftet nach Popkorn, es ist dunkel, man kann Händchen halten- " "Das geht hier auch", unterbrach er ihre Aufzählung und griff nach der Hand, mit der sie nicht ihr Gewicht hielt. "Du weißt, was ich meine", lachte Kagome. "Ich finde bei einem Date ins Kino zu gehen ist einfallslos und klischeehaft", sagte er schließlich. "Und man redet kaum miteinander, wodurch man sich auch nicht näher kennen lernt." "Da hast du recht", gab sie zu. "Hier lernst du zumindest von mir, dass ich eine sehr unsportliche Kletterin bin." "Das ist reine Übungssache", heiterte er sie auf. "Möchtest du lieber Bouldern?" "Lieber was?" "Das ist Klettern in Absprunghöhe." "Ähm- Ja." Sie schaute einmal hinunter und wieder hinauf. "Aber jetzt sind wir schon so weit gekommen. Bis nach oben will ich es noch schaffen. Danach, aber sehr gerne." "Alles klar", lächelte Inuyasha und mit seiner Hilfe schaffte sie es tatsächlich ihr selbstgestecktes Ziel zu erreichen. Es dauerte etwas, und Kagome war überzeugt Inuyasha wäre innerhalb dieser Zeit dreimal hoch geklettert, aber schlussendlich berührten sie beide die Hallendecke. Inuyasha gab den Leuten unten ein Zeichen. Gemeinsam konnten sie sich leicht von der Wand abstoßen, und ließen sich Stück für Stück herunterseilen. Sie verbrachten noch den gesamten Tag dort. Als sie den Bus und den Zug zurück nahmen, war es längst dunkel geworden und es war kurz nach 23 Uhr als sie im Internat ankamen. Also längst Bettruhe. In den dunklen Gängen des Wohnheims huschten sie leise hinauf in ihr Apartment und in ihr Zimmer. Das Gefährliche daran: Kagome sah noch aus wie Kagome, denn sie hatte im menschenleeren Bahnhof am späten Abend keine Gelegenheit gefunden sich unauffällig umzuziehen, ohne dass einer von den Sicherheitsleuten oder die Reinigungskräfte das mitbekommen hätten. "Geschafft!", jubelte Kagome in Zimmerlautstärke, als Inuyasha die Tür hinter ihnen verschloss und sie sich endlich im sicheren Bereich befand. Sie war noch etwas aufgedreht von dem ereignisreichen Tag und das leichte Risiko vorhin, hatte in ihr einen kleinen Adrenalinschub ausgelöst. "Ich glaube morgen habe ich Muskelkater-" "Pscht." Inuyasha legte grinsend seinen Zeigefinger über seine Lippen. "Wir wollen Ray und Yori nicht aufwecken." "Nein, wollen wir nicht", flüsterte sie und warf ihre Arme um seinen Hals. Ohne groß darüber nachzudenken, drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. Und dann noch einen. Und noch einen. Sie tänzelten knutschend ein paar Schritte seitwärts und stolperten auf ihr Bett. Sie kicherte ungehalten, als er auf ihr landete und er ihre Haarmähne aus seinem Gesicht schob. "Psch-scht", wiederholte er lächelnd und legte seine Handfläche sanft über ihren Mund, um die Lautstärke zu dämmen. Kagome beruhigte sich wieder, schob seine Hand weg und zog ihn zu sich herunter. Und plötzlich war alles ganz still, und alles was sie spürte waren seine Lippen auf ihrer Haut, während er eine heiße Spur ihren Hals entlang küsste. Es jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. Unbewusst versuchte sie ihre Beine zusammen zu drücken, aber Inuyashas Knie lag dazwischen und versperrte den Weg. Ihre Füße zuckten und versuchten sich unauffällig herauszuwinden. Inuyasha merkte das und schob eines ihrer Beine unter sein angehobenes Knie hindurch und lag nun komplett zwischen ihren Beinen. Sie spürte die Wärme seiner Hände durch den Stoff der Jeans und wie sie sich ihren Weg unter ihr Oberteil bahnten. Abermals versuchte sie ihre Beine zu schließen, aber diese lagen rechts und links von Inuyasha auf seinen Oberschenkeln. Zwischen ihren Beinen rieb sich der Stoff und löste ein Gefühl in ihr aus, dass sie noch nicht kannte, und das sich vertiefte, als Inuyasha noch stärker an sie heranrutschte. Er war mit seinen Küssen mittlerweile an der empfindlichen Stelle hinter ihrem Ohr angekommen und ihr wurde ganz heiß, das Atmen fiel ihr schwer. Sie musste irgendein unterbewusstes Signal gegeben haben, irgendetwas dass Inuyasha zu verstehen gab, dass sie noch nicht soweit war. Denn er hob den Kopf, schaute ihr ins hochrote Gesicht und sagte: "Ich gehe zuerst duschen." Er drückte ihr noch einen letzten Kuss auf die Lippen, stand auf und verschwand durch die Zimmertür. Kagome atmete schnell auf, spürte wie die Luft durch ihre Lungen pumpte. Sie fasste mit den Händen in ihr Gesicht, fühlte ihre heißen Wangen. Und ihre Beine hatte sie so fest zusammengedrückt, dass sie das pulsierende Blut in ihren Waden wahrnahm. Das Erlebnis hatte ihr einen kleinen Schreck eingejagt und sie musste sich kurz sammeln. Nach längerem Nachdenken und Analysieren, richtete sich ihr Blick auf eine der Schubladen in ihrem Schrank. Eilig sprang sie vom Bett und kramte die Verhütungspillen aus der hintersten Ecke ihrer Sockenschublade hervor. Gedankenversunken starrte sie auf die Verpackung. Vor ein paar Wochen, als ihre Mutter ihr die Pillen das erste Mal in die Hand gedrückt hatte, war es ihr so unglaublich lächerlich vorgekommen. Aber wem wollte sie denn etwas vormachen? Sie könnte Inuyasha im Ernstfall niemals widerstehen und somit war Vorsicht besser als Nachsicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)