Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 30: Aller guten Dinge sind drei --------------------------------------- "Kalt!", rief Kagome zähneklappernd und stürmte, an Inuyasha vorbei, in die Wohnung nachdem Miroku aufgeschlossen hatte. Sie sprang über den Hindernisparcour von Umzugskartons und gestapelten Büchern, sowie Zeitschriften, und diversen anderen noch nicht eingepackten Dingen, lief geradewegs in sein Schlafzimmer und zupfte einen von Mirokus Pullovern aus einer Kiste heraus und zog ihn sich schnell über den Kopf. Nachdem Inuyasha dafür gesorgt hatte, dass ihr eigener Pullover von feuchter, klebriger Farbe durchnässt war, musste sie ihn ausziehen und war die gesamte Autofahrt über, nur mit einem kurzärmeligen Shirt bekleidet gewesen, das sie darunter getragen hatte. Die Außentemperatur hatte längst Minusgrade erreicht und der Wetterbericht kündigte den ersehnten ersten Schneefall bereits an. Sie schaute noch einmal genauer in den Spiegel auf der Schranktür, ob sie auch keinen der grünen Punkte in ihrem Gesicht übersehen hatte. Aber es sah so aus, als ob sie beim Waschen alles erwischt hatte. "Kagome?" Sie drehte sich zur Tür und schaute in das überrascht erfreute Gesicht von Houjo, einem ehemaligen Mitschüler, mit dem sie sich damals ein paar Mal getroffen hatte. Damals, dachte Kagome und wunderte sich, dass es ihr vorkam als wäre sie schon eine halbe Ewigkeit auf dem Internat, dabei war es kaum ein halbes Jahr her, seit ihrem letzten Treffen mit Houjo. "Schön dich zu sehen", sagte er aufrichtig und stellte die Kiste, die er im Arm hielt, vorsichtig auf den Boden. "Sagtest du Kagome?", rief eine aufgeregte Stimme hinter ihm und drängte sich an ihm vorbei. "Hallo, Kouga", grüßte Kagome ihn lächelnd. Kouga grinste sie kokett an, nahm ihre Hand und drückte sie gegen sein Herz. "Kagome, du bist seit unserer letzten Begegnung noch hübscher geworden." "Äh, danke." "Ich wette du hast mich vermisst." "Naja, also-" "Wie geht es dir, Kagome", fragte Houjo und trat ebenfalls näher auf sie zu. "Du siehst etwas blass aus. Isst du auch gesund, auf deinem Internat? Denk daran, mit der Gesundheit ist nicht zu spaßen." "Äh-" "Okay, Leute-" Miroku klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Inuyasha stand mit verschränkten Armen neben ihm und begann Kagomes offensichtliche Verehrer kritisch zu mustern. Widerwillig wandten sich Kouga und Houjo von ihr ab und drehten sich um. "Wir müssen den restlichen Kram in den Kisten verstauen und dann anfangen die Möbel auseinander zu bauen. Sango will alles so schnell wie möglich erledigt haben." "Ich und Kagome bleiben im Schlafzimmer!", rief Kouga und legte seinen Arm um ihre Schulter. "Bauen das Bett auseinander, und so weiter." "Ich dachte eigentlich daran, das Küchengeschirr in Zeitungspapier einzuwickeln und einzupacken", erklärte Kagome und schob freundlich lächelnd seinen Arm weg. "Das können wir doch später ebenfalls gemeinsam machen", beharrte Kouga grinsend, drückte sie wieder an sich und ihr fiel kein guter Grund ein, seinem Vorschlag nicht zu folgen. Sie blinzelte kurz zu Inuyasha rüber, der alles andere als glücklich darüber zu sein schien. "Ich mache mit den Büchern und DVD's weiter", sagte Houjo schnell und hob die schwere Kiste wieder auf. "Und stapele die Kartons erst einmal im Wohnzimmer, damit im Flur niemand darüber fällt und sich verletzt." "Ah, könntest du meine besonderen Filme extra verpacken?", fragte Miroku ihn und Houjo schaute verwirrt drein. "Welche besonderen Filme?" "Na, du weißt schon", flüsterte er mit vorgehaltener Hand und Houjo wurde rot um die Nase, als er verstand. "Oh", nickte er schnell. "Ja, sicher." Kagome rollte mit den Augen. Ob sie ihm sagen sollte, dass Sango seine Pornosammlung längst gefunden hatte? "Okay, gut, ich belade den Wagen und bringe schon einmal die Wohnzimmermöbel zu Sango", erklärte Miroku und räusperte sich kurz. "Inuyasha, du bist doch kräftig. Hilf mir mal mit den schweren Sachen." "Klar", murmelte er und ließ Kagome gezwungenermaßen mit diesem Kouga allein. "Verdammt, das passt nicht", knirschte Miroku eine halbe Stunde später vor dem Mehrfamilienhaus und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Sein Atem ließ einen feinen Nebelhauch in der kalten Luft entstehen. "Und ob das passt!" Inuyasha zog den länglichen Karton noch einmal ein Stück aus dem vollen Kofferraum und drehte ihn ein bisschen, bevor er ihn wieder grob hineindrückte. Die Rücksitze seines alten Toyota Corolla Kombi hatte Miroku schon zusammengeklappt und es fehlte nur ein kurzes Stück, bis der Kofferraum geschlossen werden konnte. "Argh, komm schon!", rief Inuyasha zornig, während Miroku sich erschöpft gegen das Auto lehnte und ihn dabei beobachtete, wie Inuyasha den Karton millimeterweise zwischen die anderen Kartons und die Wagendecke presste. "Irgendwas sagt mir, dass du gerade nicht gut drauf bist." Inuyasha pustete sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Auge und warf Miroku einen grimmigen Blick zu. Kurz darauf klappte er erfolgreich den Kofferraum zu. "Ich sagte doch, das passt." "Der Karton hängt über der Lehne vom Beifahrersitz", bemerkte Miroku. "Du fährst doch alleine, was beschwerst du dich?", knurrte Inuyasha. "Tu ich doch gar nicht." Er hob beschwichtigend die Hände. "Warum plötzlich so griesgrämig?" Inuyasha warf einen Blick auf die Außenseite des Schlafzimmerfensters. Miroku nickte wissend. "Ah, verstehe. Es wurmt dich, dass Kagome so umschwärmt wird. Fühlst dich wohl bedroht, was?" "Halt die Klappe", grummelte er. Miroku lachte auf und klapperte mit dem Schlüsselbund, bevor er einstieg und losfuhr. Als Inuyasha die Wohnung wieder betrat, stieß er beinahe mit Houjo zusammen, der sich daraufhin mehrmals entschuldigte. Er drängte sich ungeduldig an ihm vorbei und blieb im Türrahmen vom Schlafzimmer abrupt stehen. "Warte, Kagome- Jetzt, ziehen!", sagte Kouga und stand dicht hinter ihr, während sie gemeinsam an der Schiebetür vom Kleiderschrank zogen. "Okay", hauchte sie angestrengt. "Setz deine Hüfte ein." Kouga wollte seine Hand gerade auf besagter Stelle ablegen, als Inuyasha sich laut räusperte. Beide schauten ihn an, als sie ihn bemerkten. "Kagome, kann ich dich mal kurz allein sprechen?" Kouga warf ihm einen missbilligenden Blick zu und schaute ihr sehnsüchtig nach, als Inuyasha sie am Arm in die Küche zog. "Was ist los?" "Was sollte denn diese Kuschelaktion vorhin?", fragte er vorwurfsvoll. Sie schaute ihn kurz fragend an und antwortete: "Die Schranktür klemmt. Kouga hat versucht mir zu helfen." "Der hat noch was ganz Anderes versucht", schnaubte er abschätzig. "Er hat mir nur geholfen." "Jedes Mal wenn ein Mann einer Frau von hinten zeigt wie etwas geht, ist das nur eine Ausrede für ihn, um ihr so nahe zu kommen, dass sein Atem ihren Nacken streift, sieht man in jedem Schnulzenfilm." "Das ist doch gar nicht wahr. Er will einfach nur nett sein", versuchte sie Kougas Flirtereien zu verharmlosen. "Er-" Wie auf's Stichwort betrat dieser ebenfalls die Küche und steuerte auf den Kühlschrank zu. Inuyasha brach seinen Satz sofort ab und beäugte ihn stirnrunzelnd. "Ich habe die Tür aufbekommen. Hat viel Muskelkraft benötigt, aber glücklicherweise trainiere ich regelmäßig", prahlte er, bevor er sich eine Flasche gekühltes Wasser herausnahm und einen kräftigen Schluck trank. "Das tut gut. Vom Arbeiten da drinnen kriege ich richtig durst", seufzte er und warf Kagome ein charmantes Lächeln zu. "Du siehst süß aus, wenn deine Wangen vor Anstrengung leuchten. Sag Bescheid wenn du mit dem Bett anfangen willst, Kagome." Kouga ging mit der Wasserflasche wieder hinaus und Inuyasha schaute sie skeptisch an. "Wir bauen nur das Bett auseinander!", beharrte sie weiterhin und rieb sich mit den Fingern über ihre glühenden Wangen. "Erzähl mir nicht, dass du auf sein schamloses Gesülze hereinfällst." "Was?" "Du siehst süß aus, wenn deine Wangen leuchten", wiederholte er spöttisch und verschränkte die Arme. "Ich bitte dich, das ist lächerlich." "Weißt du, gelegentlich ist es schön wenn dir Jemand einfach etwas Nettes sagt", erwiderte Kagome säuerlich. Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und fügte spitz hinzu: "Bei meiner Gesellschaft in den letzten Monaten, waren Komplimente ja leider Mangelware." "Tut mir leid für dich, dass dein weibliches Ego nicht die Zuwendung bekam, die es offenbar normalerweise gewohnt ist, aber es war deine Entscheidung dich als Junge auszugeben, jetzt musst du damit klar kommen. Das ist nicht mein Problem." Kagome seufzte, zog sich das Haargummi aus den Haaren und fuhr sich mit den Händen ein paar mal durch die Strähnen. Sie wollte sich gerade umdrehen und wieder gehen, da fiel ihr noch etwas ein. "Beim Billardspiel gestern hast du mir von hinten gezeigt, wie man den Queue hält", erinnerte sie ihn und bemerkte mit großer Zufriedenheit, wie er erstarrte. "D- Das kannst du nicht vergleichen", widersprach er, "Das war eine völlig andere Situation!" "Inwiefern war die anders?" "Na, ich wollte gewinnen! Und ich konnte deine Unfähigkeit nicht länger ertragen." "Schwachsinn!" Kagome schüttelte den Kopf und baute sich vor ihm auf. "Erklär mir jetzt genau den Unterschied zwischen dem was Kouga macht und dem was du gemacht hast!" Inuyasha öffnete den Mund, um ihr den Unterschied haargenau zu erläutern- allerdings kamen keine Wörter heraus. Er schloss den Mund wieder und verzog krampfhaft die Augenbrauen. Hartnäckig startete er einen erneuten Versuch, bewegte ein paar Mal die Lippen auf und ab, aber die schlagkräftige Antwort blieb aus. Verdammt. "Das gibt's ja nicht", staunte Kagome und lächelte frech. "Bist du etwa sprachlos?" "Grmrl", knurrte er nur unverständlich und starrte sie beleidigt an. "Finde ich gut", nickte sie stolz. "Ich werde mich dann mal, gemeinsam mit Kouga, um das Bett kümmern. Du findest selbst eine Aufgabe, ja?" Daraufhin hüpfte sie fröhlich zurück ins Schlafzimmer und ließ Inuyasha in der Küche stehen. Es dauerte bis spät in den Abend, bis Miroku fast alle auseinander geschraubten Möbel und die voll gepackten Kartons mit seinem Wagen zur neuen Wohnung gebracht hatte. Die übrigen zwei Kisten, wovon eine Mirokus besondere Filme beinhaltete, und die zuletzt abgeschraubten Deckenlampen, passten leicht in den Kofferraum und die fleißigen Helfer konnten schließlich mitfahren. Kouga verabschiedete sich schon vor Mirokus alter Wohnung, und während er noch immer darum bemüht war, Kagome möglichst viele Schmeicheleien zukommen zu lassen, stieg Inuyasha bereits in den Toyota und setzte sich missgelaunt auf den Beifahrersitz. Während der Rückfahrt erzählte Houjo ihr von einigen Geschehnissen aus der Schule. Da hatte sich ihr ehemaliger Sportlehrer als Schwul herausgestellt, eine komplizierte Vierecksbeziehung sorgte für Unruhe im Klassenraum und es gab vor zwei Monaten einen Polizei-Großeinsatz, aufgrund von erschreckenden Schussgeräuschen. Letztendlich hatte sich ergeben, dass ein Schüler bloß einen Knallfrosch angezündet hatte. Kagome hörte ihm allerdings nur mit einem halben Ohr zu. Sie war zu sehr damit beschäftigt, Inuyasha im Seitenspiegel zu beobachten. Sie saß auf dem Rücksitz hinter ihm und konnte, wenn sie den Kopf stark genug neigte, seine Gesichtszüge erkennen. Es war zwar schon sehr dunkel, aber dass alle zwei Sekunden eine Straßenlaterne vorbeihuschte, erleichterte die Sache. Ihr war bewusst, dass Inuyasha wütend auf sie war. Sie hatte ihn ja auch provoziert, indem sie auf die Flirtereien ihres Verehrers eingegangen war, aber so ernst meinte sie das gar nicht. Eigentlich hatte sie weniger Kougas Nettigkeiten genossen, sondern viel mehr Inuyashas offensichtliche Eifersucht. Es hatte sie dazu verleitet, ihre eigenen eifersüchtigen Gefühle einzugestehen und sie kamen ihr nun weniger idiotisch vor. Bei diesem Gedanken huschte Inuyashas Blick ebenfalls in den Seitenspiegel. Er schaute aber schnell wieder weg, als er bemerkte, dass sie ihn ansah. Sie wandte sich auch nicht ab, während er mehrmals überprüfte, ob sie immer noch guckte. Schließlich entschied er sich dazu, ihren Blick trotzig zu erwidern. Minutenlang starrten sie sich gegenseitig durch den Spiegel in die Augen. Die Laternen sorgten für schnelle Schatten, die über ihre Gesichter wanderten. Hell, dunkel, hell, wieder dunkel- dann lächelte Kagome sein Spiegelbild einfach an. Seltsamerweise konnte sich auch Inuyasha ein Schmunzeln nicht verkneifen und plötzlich war sein Ärger verflogen. Es war eine Erklärung, die keine Worte benötigte. Ein stummes Einverständnis das klar machte, dass sie beide quitt waren. Etwa zehn Minuten später parkte Miroku den Wagen vor seinem neuen Zuhause. Houjo nahm die Lampen, Inuyasha trug die schwerste Kiste und Miroku drückte seinen privaten Karton fest an sich, während sie sich die vielen Stufen hinauf schleppten. Oben angekommen stellte Kagome überrascht fest, dass die Küche bereits vollständig aufgebaut und die eine Wand, fertig gestrichen war. Jediglich einige offene Kartons standen noch auf dem Fußboden, die das Geschirr und andere Küchengeräte aufbewahrten. Da noch keine Lampen an den Decken hingen, hatte Sango einige Kerzen angezündet und verteilt, nachdem es dunkel geworden war. An Steckdosen standen kleine Lämpchen auf dem Fußboden, die für schwaches Licht sorgten. Miroku huschte schnell vorbei und verschwand in Richtung Schlafzimmer, vermutlich um seine spezielle Sammlung schnellstmöglich und unauffällig zu verstauen. Inuyasha stellte die schwere Kiste zu den Übrigen und ein lautes Poltern hallte von einer nackten Wand zur Nächsten. "Pscht!", zischte Sango, die daraufhin aus dem Wohnzimmer in den Eingangsbereich lugte. "Ayumi und Eri sind eingeschlafen." Tatsächlich lagen die beiden zusammengekauert auf dem Sofa, das noch provisorisch in der Mitte des Raumes stand, damit die Wände weiter trocknen konnten. Um sie herum standen noch mehr Kartons und Pakete verschiedenster Größen, vermutlich Möbelstücke die noch aufgebaut und zusammengeschraubt werden mussten. "Wann ist denn das passiert?", fragte Inuyasha verständnislos und Sango ermahnte ihn mit einem weiteren Blick leiser zu sein. "Wir warten seit fast einer Stunde auf euch, da sind sie müde geworden. Es ist ja auch schon spät. Yuka ist schon nach Hause gegangen", erklärte sie flüsternd. In dem Moment betrat auch Miroku das Wohnzimmer, sondierte kurz die Lage und grinste, als er die beiden Schlafenden entdeckte. "Ach nein, wie niedlich", lachte er etwas zu laut auf. "Pscht!", zischten Sango, Kagome und Inuyasha gleichzeitig, woraufhin er zusammenzuckte und zustimmend nickte. "Sicher, dass wir Ayumi nicht lieber wecken sollten?", hauchte Kagome und schaute ihre schlummernde Freundin besorgt an. "Wir haben sie schon einmal aus den Augen verloren." "Stimmt, daran erinnere ich mich auch noch", schmunzelte Houjo. "Alle haben im Wald nach ihr gesucht bis sich herausstellte, dass sie die ganze Zeit im Bus saß. Das war ein aufregender Schulausflug." "Ja, aber das hier ist kein Campingausflug, sondern eine kleine Wohnung mit verschlossenen Türen und Fenstern. Hier kann sie sich nicht davon stehlen", beruhigte Sango sie und Miroku schloss umsichtigerweise schnell die Haustür, die den ganzen Tag offen gestanden hatte. "Ähm, wie bitte?" Inuyasha war verwirrt. "Ayumi ist eine Schlafwandlerin", erklärte Kagome. "Das ist doch ein Scherz", schnaubte er, aber sie schüttelte den Kopf. "So richtig mit umherwandern, und so?" "Das volle Programm", bestätigte sie. "Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder mal das Vergnügen." "Ich hänge schnell die Lampe im Badezimmer auf, damit sich dort im Dunkeln niemand verletzt", verkündete Houjo und machte sich fleißig wieder an die Arbeit. "Ist denn sonst alles fertig?", fragte Miroku leise und Sango schüttelte kurz den Kopf. "Im Arbeitszimmer muss ich noch streichen." "Lass uns das zusammen machen", schlug er vor und schob sich die Ärmel nach oben. "Dann können alle Wände über Nacht trocknen und morgen, kann dann alles aufgebaut und eingerichtet werden." Sango stimmte ihm zu und sie verschwanden im unfertigen Zimmer. Kagome wollte einige Kartons nach einer Decke für Ayumi und Eri durchsuchen, also ging Inuyasha wieder zurück in den Eingangsbereich und in Ermangelung einer besseren Idee, begann er damit, das in Zeitungspapier gewickelte Geschirr auszupacken und in den Küchenschränken zu verstauen. Es war sehr ruhig geworden und irgendwann verlor er sich in seinen Gedanken. Außer dem raschelnden Zeitungspapier und dem Ton der erzeugt wurde, wenn ein Glas im Schrank auf die Platte traf, vernahm Inuyasha Geräusche die normalerweise vollkommen untergingen. Entfernt konnte man leise Schritte hören, die Flammen der Kerzen flackerten manchmal kurz auf und sonderten ein kaum hörbares Rauschen ab und trotz geschlossener Fenster konnte er weit entfernt ein lautes Motorrad hören. Inuyasha bemerkte erst, dass er fast fertig war, als Houjo um die Ecke kam und sich suchend umschaute. Leere Kartons stapelten sich neben ihm und es standen nur noch ein Dutzend eingewickelte Gläser auf dem Tresen vor ihm. "Weißt du wo Kagome ist?", fragte Houjo ihn plötzlich, als er die Wohnzimmertür hinter sich schloss und auf ihn zuging. "Sie wollte eine Decke suchen." "Die hat sie scheinbar gefunden. Eri und Ayumi sind zugedeckt. Aber Kagome ist nicht bei ihnen." "Keine Ahnung wo sie hin ist, ich habe nicht darauf geachtet", erwiderte Inuyasha leicht genervt. Houjo seufzte, nahm sich eines der Gläser und füllte etwas Leitungswasser hinein. "Ich wollte mit ihr unsere nächste Verabredung vereinbaren. Ich bin den ganzen Tag noch nicht dazu gekommen mit ihr darüber zu reden", sprach er unaufgefordert weiter und trank einen Schluck Wasser. "Du hast sie doch heute getroffen", murmelte Inuyasha desinteressiert. "Ja, schon", kicherte er verlegen und rieb sich am Hinterkopf. "Aber ich möchte auch alleine Zeit mit ihr verbringen, solange sie hier ist. Ich bin ihr Freund. Da sollte ich sie schließlich ausführen und-" "Warte", unterbrach Inuyasha ihn und starrte ihn verwirrt an. "Was hast du gesagt?" "Ich sollte sie ausführen", wiederholte er gehorsam. Inuyasha schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. "Nein, davor." "Ich bin ihr Freund." "Ihr fester Freund?", hakte er noch einmal nach, um ganz sicher zu gehen, dass er sich nicht verhört hatte und erstarrte bei der Antwort. "Ja. Wusstest du das nicht?" Verärgert schluckte er den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte und knirschte: "Sie hat dich nie erwähnt." "Es ist schwieriger, nachdem sie sich dazu entschieden hat, auf ein Internat zu gehen. Aber ich bin sicher, das kriegen wir hin. Wenn etwas passt, dann passt es und wir beide passen zusammen", lächelte er fröhlich und trank das Glas Wasser aus. "Wie schön für euch", antwortete er mit offensichtlichem Sarkasmus in der Stimme, aber Houjo war zu naiv um es zu bemerken. "Danke", sagte er und nickte. "Würdest du Kagome bitte von mir grüßen, wenn du sie siehst. Ich muss jetzt leider auch nach Hause." Nachdem die Tür hinter ihm zugefallen war, wiederholte Inuyasha das Gespräch zwischen ihnen noch einmal in seinem Kopf. Er hatte sich wohl kaum verhört. Oder vielleicht ja doch. Nein, hatte er nicht! Vor lauter Wut verkrampfte er seine Hände zu Fäusten und das Glas in seiner Hand zerbrach. Klirrend fielen die Scherben auf den Fußboden und Blut lief über sein Handgelenk. "Inuyasha", hauchte Kagome erschrocken. Sie war gerade von der Dachterrasse gestiegen, wo sie etwas frische Luft schnappen wollte und hatte das Missgeschick mit angesehen. Sie nahm sich etwas von dem alten Zeitungspapier und lief eilig auf ihn zu. Mit gerunzelter Stirn sah er ihr dabei zu, wie sie vorsichtig die Scherben aus seiner Handfläche entfernte und notdürftig das Papier sanft auf seine Wunde drückte. "Hey." Inuyasha blickte auf und schaute in ihr besorgtes Gesicht. "Alles okay?" "Eigentlich komme ich mir gerade ziemlich bescheuert vor", fauchte er sie an und zog seine Hand von ihr weg. Bei seinem scharfen Tonfall, zuckte sie unweigerlich zusammen. "Wieso?" "Ich glaube meine Absichten waren doch recht eindeutig." Sein Blick sprach Bände und sie zog die Luft ein, als ihr klar wurde was er meinte. Ihr Gefühl hatte sie also doch nicht getäuscht. Und auch Sango hatte recht gehabt. Befangen senkte sie den Blick. "Inuyasha, ich-" "Du wusstest genau was ich tue!" "Du hast nichts Eindeutiges gesagt", verteidigte sie sich. "Ich habe zweimal versucht dich zu küssen", sagte er schließlich ganz offen und klang immer zorniger. "Zweimal! Wenn das für dich nicht eindeutig war, meine liebe Kagome, dann bist du wahrnehmungsgestört!" "Davor hast du mich zweimal abblitzen lassen!", zischte sie nun ebenfalls verärgert und stemmte ihre Hände in die Hüften. "Du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich ein paar Monate länger gebraucht habe als du." "Und woher sollte ich wissen, dass du es ernst meinst?" Plötzlich klang Kagome sehr verletzlich, was ihn kurz aus der Bahn warf. "Woher sollte ich wissen, dass es nicht wieder eine deiner Launen ist?" Er beruhigte sich etwas und blickte ihr durchdringend in die Augen, als er antwortete: "Ich habe es nie ernster gemeint." Kagome ließ beruhigt die Schultern hängen. "Und du hast ja auch bei allem mitgespielt. Natürlich dachte ich, wir wollen beide dasselbe", verdeutlichte Inuyasha, bevor sich seine Hände wieder verkrampften und der blutige Klumpen Zeitungspapier in seiner Faust nachgab. "Aber dann taucht plötzlich dein Freund hier auf." "Welcher Freund?" Kagome war irritiert. Was hatte sie nun wieder nicht mitgekriegt? "Houjo", knurrte Inuyasha den Namen, als wäre er ein abscheulicher Parasit. "Was hat er denn gesagt?" "Dass ihr ein Paar seid. Ich habe ihm nichts getan. Ich habe nur hier gestanden und schon redet der Typ davon, wie gut doch alles passt. Du bist die Richtige und er auch und irgendwie habe ich mich dann gefragt, wieso ich mir die Mühe überhaupt mache!" Er warf das zusammengeknüllte Papier auf den Boden zu den Scherben und ging an ihr vorbei in Richtung Wohnungstür. "Ich dachte aus uns beiden könnte wirklich was werden. Nur bist du bereits vergeben." "Nein!", beharrte sie und folgte ihm. "Das bin ich nicht." Als er die Tür öffnete, griff sie nach seinem Arm und versuchte ihn zurückzuziehen. "Wir haben uns ein paar Mal getroffen, aber wir waren nie richtig zusammen", erklärte sie. "Wie dumm, dass er das nicht weiß", schnaubte er. "Würdest du dich erst einmal beruhigen?" Nervös schaute Kagome sich um. Sie waren mittlerweile viel zu laut geworden. "Ich will mich nicht beruhigen!", antwortete er trotzig. Sie ließ ihre zittrige Hand seinen Arm hinuntergleiten und verschränkte ihre Finger mit seinen. Er atmete tief durch. "Heute Mittag, da war ein Moment. Als wir uns gegenseitig mit der Wandfarbe bemalt haben", erinnerte er sie und sie dachte nur zu gerne daran zurück. "Zumindest dachte ich, dass es da einen Moment gab." "Es gab einen Moment", stimmte sie zu und Inuyasha wurde unerwartet still, schaute ihr endlich wieder in die Augen. "Ich kläre das mit Houjo. Er muss etwas schrecklich missverstanden haben. Aber ich empfinde nicht so für ihn." "Ich will dich küssen", sagte er und Kagome zuckte bei seiner plötzlichen Direktheit leicht zusammen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie schluckte, bevor sie erwiderte: "Ich will dich auch- küssen." Das letzte Wort war nur noch ein Hauch, als er schließlich die übrige Distanz zwischen ihnen überwand und seine Lippen zärtlich auf ihre legte. Er zögerte, nur einen Augenblick lang, und dann küsste er sie. Er war ihr nun so nah, dass sein heißer Atem über ihre geröteten Wangen streichelte. Sie blinzelte, als ihre Sicht durch die Nähe verschwamm und legte eine Hand auf seine Brust. Sie spürte wie sein Herz genau so schnell gegen den Brustkorb hämmerte, wie ihr Eigenes. Inuyasha strich mit seinen Lippen langsam über ihre, bevor er schließlich sanft ihre Unterlippe zwischen die Lippen nahm. Sie schloss ihre Augen und erwiderte langsam und unsicher seinen Kuss. Dort, mitten im Türrahmen, zwischen Umzugskartons, halb heruntergebrannten Kerzen und dem muffigen Farbgeruch, der sich in der gesamten Wohnung verteilt hatte. Aber das war völlig nebensächlich. Für Kagome war dieser Augenblick absolut perfekt. Doch dann zog er sich zurück. Sie öffnete die Augen und schaute ihn fragend und mit einem Hauch von Empörung an. Er hatte besorgt die Augenbrauen verzogen. "Kagome", hauchte er beinahe lautlos und legte seine unverletzte Hand auf ihre Wange. Sie drückte sich genüsslich gegen die warme Handfläche und ihr wurde vor Glückseligkeit ganz schwindelig. "Vergiss nicht zu atmen", beendete er seinen Satz. "Du läufst blau an." Erschrocken nahm sie einen tiefen Atemzug, bevor er sie erneut küsste. Er küsste sie, atmete den Geruch ihrer Haut ein, spürte ihr weiches Haar unter seinen Fingerspitzen und verstärkte den Druck seiner Lippen. Ein kalter Luftzug aus dem Hausflur fuhr an ihnen vorbei und Kagome erschauerte. Inuyasha legte seine Arme um sie und drückte sie fest an sich, bis sie vollkommen von seiner Wärme eingehüllt war. Immer wieder bedeckte er einen Herzschlag lang ihre Lippen mit seinen und ihr zittriger Atem erinnerte ihn daran, ihr Zeit zum Luft holen zu geben, doch sie wiederum kam jedes Mal wenn er sich ein Stück entfernte, näher auf ihn zu und vergrub ihre Finger tiefer im Stoff seines Pullovers. Er griff mit seiner unverletzten Hand nach ihrer Schulter und drückte sie gegen den Türrahmen. Sie öffnete erstaunt ihre Lippen und keuchte, als seine heiße Zunge über ihre Unterlippe strich und schließlich den Weg in ihren Mund fand. Der Kuss verlor seine unschuldige, vorsichtige Form. Ihre Knie zitterten kraftlos. Mit einer Hand fuhr sie über seinen Oberkörper zu seinem Nacken hinauf und griff in seinen Haaransatz. Er ließ seine Hand über ihren Rücken hinunter gleiten und schob sich unter den Saum ihres Oberteils, streichelte mit einem Finger langsam ihre Wirbelsäule hinauf. Sie keuchte leise in seinen Mund hinein, als seine Zunge in diesem Augenblick ihre traf. Unbeholfen folgte sie seinem vorgegebenen Rhytmus und passte sich dem steigenden Tempo an. Kurz darauf öffnete sich überraschend eine Tür und die beiden lösten sich widerwillig voneinander. Mit ausdruckslosem Gesicht und tapsigen Schritten lief Ayumi an ihnen vorbei. "Oh, nein", seufzte Kagome. "Sie schlafwandelt wieder." "Das mit dem Schlafwandeln war echt kein Witz?", fragte Inuyasha entsetzt. "Nein, und sie läuft geradewegs in die Küche. Die Scherben- ", panisch schaute sie zwischen ihm und Ayumi hin und her und schob ihn mit entschuldigendem Blick von sich. "Ich muss- ich- Ayumi!" Sie lief ihrer Freundin nach um zu verhindern, dass sie geradewegs in die Glasscherben lief. "Ja, sicher", murmelte er leicht benommen, als sie schon längst außer Hörweite war. "Kümmern wir uns um sie." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)