The Collateral Damage of an Airplane Precipice von abgemeldet (LOST in Emotional Chaos) ================================================================================ Kapitel 6: Mr. Trickster ------------------------ Es vergingen einige Tage und alle lebten sich gut an ihrem neuen Wohnort ein. Die meisten schliefen noch und die Sonne war kaum aufgegangen, da entschloss Elena sich dazu ein bisschen am Strand spazieren zu gehen. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und das kühle Meerwasser umspülte ihre Füße. Sand glitt zwischen ihren Zehen durch, mit jeder kleinen Welle, die auf das Festland prallte. Sie war gerade etwa zwanzig Minuten unterwegs, da entdeckte sie Anziehsachen, die auf einem Haufen im Sand lagen. Sah ganz nach einem Mann aus. Ein Buch lag oben auf und sie nahm es in die Hand, um es zu begutachten. Watership Down. Wer las denn so was? „Spitzen Buch.“, erklang plötzlich die rauchige Stimme Sawyers und sie blickte aufs Wasser. Langsam bewegte er sich in den Wellen auf sie zu. „Handelt von Häschen.“, fügte er mit einem charmanten Lächeln hinzu und als er komplett aus dem Wasser getreten war, musste sie feststellen, dass er vollkommen nackt schwimmen gegangen ist. „Ich kenn das Buch, Sawyer.“, gab sie zurück, blickte allerdings nicht weg, als er ihr so nahe kam, dass sie ihn berühren konnte. Sie dachte nicht mal im Traum daran. Stattdessen musterte sie ihn auch noch von oben bis unten, was ihm sehr zu gefallen schien. „Muss ja ziemlich kalt sein... So ohne Shorts.“, vermutete sie und zog eine Augenbraue hoch. Seine hellblauen Augen blitzten sie an, doch er ließ sich nicht von ihr verärgern. Nein, er kam ihr sogar noch näher und starrte sie provozierend an. „Und wie... Wieso kommst du nicht näher und wärmst mich?“, bat er sie und sie konnte nicht anders als zu lachen. „Na ja, viel gibt es da ja nicht zu wärmen.“, log sie unverfroren, warf das Buch wieder auf den Haufen Klamotten und drückte sich an ihm vorbei. Für wen hielt der sich eigentlich? Obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie den Anblick seines Körpers schon sehr genossen hatte. Unter anderen Umständen wäre sie wahrscheinlich über ihn hergefallen. Sein Blick folgte ihr und er musste unwillkürlich in sich hineinkichern. Was für eine harte Nuss. Aber sie hatte damals Recht gehabt, als er den Eisbären erschossen hatte. Sie war nicht, wie die Frauen mit denen er geschlafen hatte. Die hatte er damals mit Leichtigkeit reihenweise abgeschleppt. Doch sie war da von einem ganz anderen Kaliber. Er musste sich wohl etwas besseres einfallen lassen. Als er sich wieder angezogen hatte, beschloss er zu seinem Vorratslager zu spazieren, wobei seine Gedanken immer noch um die junge Ärztin kreisten. Wie konnte er dieses Erdbeertörtchen nur von sich überzeugen? Auf einmal hörte er ein verdächtiges Geräusch. Er blieb stehen und lauschte, dann rannte er los. Es klang so, als ob sich jemand an seinem Versteck zu schaffen machte. Und tatsächlich! Er erwischte Boone, der in dem Koffer wühlte und anscheinend nach irgendetwas suchte. Wütend schritt er ihm entgegen. „Was suchst du an meinem Zeug, Kleiner?“, verlangte er nach einer Antwort. Elena befand sich währenddessen wieder bei den Höhlen und redete mit Jack und Kate. Da tauchte mit einem Mal Shannon auf. Sie stützte ihren Bruder, der wesentlich mehr wog als sie. Er sah schrecklich aus. „Was ist passiert?“, erkundigte Jack sich und er und Elena untersuchten Boone. Er hatte schlimme Verletzungen im ganzen Gesicht verteilt. Irgendjemand hatte ihn ziemlich übel zugerichtet. „Sawyer...“, brachte der junge Mann nur hervor und verdrehte die Augen. Was? Sawyer hatte ihn so verdroschen? Bloß warum? Jack und Elena warfen sie verdutzte Blicke zu. Sie verarzteten ihn. „Er hat mich einfach so angegriffen.“, berichtete Boone und zuckte zusammen, als sie seine Wunden mit Alkohol reinigten. „Wieso das?“, fragte der Chirurg verblüfft und auch Elena konnte nicht wirklich glauben, dass Sawyer einfach so auf Boone losgegangen sein soll. Der Blonde war zwar ein ziemlicher Choleriker und Chaot, aber ohne Grund würde er ganz sicher nicht gewalttätig werden. „Shannon hat Asthma.“, klärte Boone die Ärzte auf, die ihn ungläubig ansahen. „Sie hatte aber noch keinen Anfall, seit wir hier sind.“, wandte Elena ein, doch Boone blitzte sie erbost an. „Weil sie einen Inhalator hatte. Sie benutzt ihn nur, wenn keiner dabei ist. Es war ihr schon als Kind peinlich. Atmen ist anscheinend uncool!“, offenbarte er ihnen und musste über seinen eigenen Witz grinsen, wurde allerdings sofort wieder ernst. „Sie hatte einen?“, harkte Jack nach, wobei er das zweite Wort betonte. Shannons Bruder nickte. „Er ist seit ein paar Tagen leer. Ich hatte noch viel dabei. Genug für Monate... Sie vergisst ihre Medizin immer, deshalb waren sie in meinem Koffer.“, erklärte er und schluckte. „Und heute sehe ich den Arsch Watership Down lesen. Das Buch war in meinem Koffer.“, fügte er hinzu. Den beiden Ärzten ging ein Licht auf. „Also hat er dein Gepäck und damit auch die Inhalatoren.“, schlussfolgerte Elena. Doch das Gespräch wurde von Shannons laute Atemzüge unterbrochen. Sie sahen, dass es ihr heute schlechter ging, als sonst. Würde sie einen Anfall bekommen, sehe es wirklich schlecht aus. Also beschloss Jack zu Sawyer zu gehen, um das Zeug zu holen. „Wo sind die Inhalatoren?“, forderte er eine Antwort von dem Blonden, der mal wieder las. Er saß in dem ehemaligen Ärztezelt, dass er für sich eingenommen hatte, nachdem Elena und Jack zu den Höhlen gegangen waren. „Ach, deswegen die Hektik.“, bemerkte er, als er sah, dass der Arzt ziemlich außer Puste war, da er so schnell wie möglich zu ihm gekommen war. Jack musste tief Luft holen, um nicht ausfallend zu werden. Dieser blöde Arsch! „Du greifst einen Jungen an, ohne dass er dir was getan hat?“, harkte er fassungslos nach und blickte ihn durchdringend an. „Er hat mein Zeug durchwühlt!“, beschwerte Sawyer sich und legte gereizt das Buch zur Seite. Was sollte das? Jacks Gesicht zeigte sich wenig verständnisvoll für Sawyers Beweggründe. „Dein Zeug? Glaubst du, nur weil du ihre Koffer plünderst, gehört alles dir?!“, konterte er empört und war gewollt dem Blonden eine zu verpassen. „Vielleicht ist es bei euch in den Höhlen so, dass man alles miteinander teilt oder gegen Muscheln tauscht. Aber hier am Strand verteidigt jeder seinen Besitz selbst!“, entgegnete er und sie wurden lauter. „Steh auf!“, brüllte Jack sein Gegenüber an. Die Augen verdrehend sah Sawyer den Arzt an. „Wieso? Willst du sehen wer größer ist?“, scherzte er respektlos. „Steh auf!“, wiederholte Jack nur seine Forderung und Sawyer baute sich vor ihm auf, bereit sich auf eine Prügelei mit ihm einzulassen. Doch Elena kam hinzu und bemerkte die Spannung, die in der Luft lag. „Hey, was ist hier los?“, wollte sie wissen, doch sie bekam von keinem von ihnen eine Antwort. Stattdessen blitzte Jack den Blonden zornig an und ging wieder Richtung Wald. Elenas Blick wanderte mit Verachtung ebenfalls auf Sawyer, um dann Jack zu folgen. Sie rannte hinter ihm her. „Ich bring ihn um!“, fluchte der nur wütend und schien jeden Moment auf irgendetwas einschlagen zu wollen. „So kommen wir auch nicht weiter!“, appellierte sie an seiner Vernunft und er wandte sich in ihre Richtung. „Mag sein, aber es wäre ein tolles Gefühl.“, erwiderte er. Und dieser Mistkerl hatte eine Abreibung schon längst verdient. Sie hob verzweifelt die Hände. „Gut, dann mach es... Ich halt dich nicht auf.“, gab sie ihm ihr Einverständnis. Ein Seufzen entwich ihm. „Wir sind keine Wilden... Noch nicht.“, sah er ein, dass diese Idee Unfug war und sie blieben stehen. „Dann werde ich mit Sawyer reden.“, bot sie an und er wirkte ziemlich skeptisch. „Denkst du, er hört auf dich?“, harkte er nach, da er sich nicht recht vorstellen konnte, wie sie die Inhalatoren bekommen wollte. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Er ist der Auffassung, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben.“, klärte sie ihren Kollegen auf, der nun wirklich nicht mehr wusste, was er von dem Ganzen halten sollte. „Und? Ist es so?“, fragte er mit Neugier und Besorgnis in der Stimme. Sie schüttelte den Kopf. „Ich bitte dich... Aber es kann ja nicht schaden, wenn ich mal auf die Tränendrüse drücke, oder?“, bedachte sie mit einem Zwinkern und machte sich auf den Weg. Sie fand ihn unter einem Baum. Er schien gerade in Gedanken zu sein. „Was willst du?“, wollte sie von ihm wissen, was ihn verdutzt dreinblicken ließ. Seine blauen Augen musterten sie. Hatte der Doc sie jetzt etwa vorgeschickt, weil er sich nicht mehr selbst traute? „Auf die Frage hab ich so viele Antworten, Prinzessin. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“, beteuerte er und begann Holz zu hacken. Sie holte tief Luft. „Ich meine für die Inhalatoren.“, sprach sie mit Nachdruck und er wandte sich zu ihr um, um sie frech anzugrinsen. „Oh... Gute Frage. Sekunde... Was will ich dafür?“, überlegte er und spannte sie damit absichtlich auf die Folter. „Ein Kuss würde reichen.“, entschied er schließlich. Ihr wäre beinahe die Kinnlade runtergeklappt. War das sein Ernst? „Was?“, harkte sie erstaunt nach und er lachte. „Ein Kuss... Von dir... Jetzt gleich.“, stellte er die Forderungen und ihre Augen weiteten sich so sehr, dass sie gleich rausfallen mussten. Überlegungen rauschten ihr durch den Kopf. Log er sie an oder wollte er wirklich nur einen Kuss? „Das glaub ich dir nicht.“, entschied sie sich und er wirkte beleidigt. „Wieso nicht?“, wollte er wissen und sie lächelte perplex. „So ein Theater? Das nehme ich dir nicht ab. Ich möchte, dass du einem Mädchen hilfst, das keine Luft mehr kriegt und du willst einen Kuss von mir? Ich bitte dich!“, legte sie ihre Ansicht der Sache aus. „So gemein kann man nicht sein.“, fügte sie ungläubig hinzu und wechselte dann das Thema. „Ich hab es gesehen, Sawyer.“, meinte sie und er sah sie neugierig an. „Was?“, stellte er ihr eine Frage und sie schmunzelte. „Wie du diesen Zettel behandelst, den du immer bei dir hast... Wie behutsam du in faltest. Und dein Gesichtsausdruck, wenn du ihn liest. Er bedeutet dir anscheinend was.“, antwortete sie und wartete auf seine Reaktion. Sie hatte schon oft beobachtet, wie er, wahrscheinlich, einen Brief las und ihn immer wieder in seine Tasche steckte, damit er ihn immer bei sich hatte. Doch sie hatte sich nicht getraut ihn danach zu fragen, da es sie nichts anging. Der Blick des Blonden senkte sich bei der Erwähnung des Zettels und er schwieg. „Du kannst von mir aus weiter Spielchen spielen. Aber ich weiß, dass du eigentlich nicht so kaltherzig bist. Gib mir bitte das Medikament, Sawyer.“, verlangte sie und schritt auf ihn zu, doch sein finsterster Gesichtsausdruck traf sie, sodass sie innehielt. „Du glaubst, du verstehst mich?“, machte er sich über sie lustig, doch sie versuchte sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. „Ja.“, konterte sie resolut. Er schnaubte einmal verächtlich. „Du willst wissen, was ich für ein Mensch bin? Dann lies.“, offerierte er ihr das Stück Papier, dass er so sorgsam hütete. Seine Augen funkelten entschlossen, doch sie zögerte in seine Privatsphäre einzudringen. Als sie ängstlich zurückschreckte, nahm er ihre Hand mit grobem Blick und drückte ihr den Zettel in die kleine Handfläche. Beinahe hätte sie aufgeschrieen vor Schockierung. „Mach schon! Lies es vor!“, knurrte er sie boshaft an und sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und öffnete den Brief, um ihn mit zitternder Stimme vorzulesen. Es war eine krakelige Kinderhandschrift. „Lieber Mister Sawyer, Sie wissen nicht, wer ich bin, aber ich weiß, wer Sie sind und ich weiß, was Sie getan haben. Sie haben mit meiner Mutter geschlafen und dann haben Sie meinem Dad sein Geld weggenommen. Er ist wütend geworden und hat meine Mutter getötet. Dann hat er sich selbst umgebracht.“ Sie hielt inne und weigerte sich weiterzulesen. Eine dicke Träne rann ihre Wange hinunter. Doch Sawyer kannte kein Erbarmen und zwang sie weiterzumachen. „Das schönste kommt noch.“, versprach er ihr mit verbittertem Ausdruck. „Ich kenne nur Ihren Namen, aber irgendwann werde ich Sie finden und dann gebe ich Ihnen diesen Brief, damit Sie nicht vergessen, was sie mir angetan haben. Sie haben meine Eltern getötet, Mister Sawyer.“ Noch bevor sie den letzten Satz zuende gelesen hatte, hatte er ihr den Brief wieder aus den Händen gerissen. „Was ist jetzt mit dem Kuss, Prinzessin?“, erkundigte er sich harsch und vollkommen kalt, wobei er ihr näher kam. Zuerst schwieg sie ihn nur an und wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte. Doch dann konnte sie nicht mehr anders als anzufangen zu schluchzen. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht und weinte. Was war nur mit ihm los? Warum hatte er sie dazu gezwungen so etwas schreckliches vorzulesen? Am liebsten hätte sie ihm dafür geohrfeigt, dass er so grausam war, aber sie konnte nicht. „Das war doch klar.“, murrte er mit Verachtung und ließ von ihr ab, um in sein Zelt zu gehen. Jack suchte hektisch nach irgendeinem Medikament, das Shannon eventuell etwas helfen könnte. Der jungen Frau ging es derweilen ziemlich schlecht. Irgendwo musste es doch etwas geben! „Verdammt!“, fluchte der Arzt leise und Elena zuckte zusammen. Sich räuspernd gesellte sie sich zu ihm. „Tut mir leid, dass ich nichts tun konnte. Ich hätte vielleicht einfach...“, entschuldigte sie sich, doch Jack schüttelte nur zerknirscht lächelnd den Kopf. „Du kannst doch nichts dafür. Sawyer ist derjenige, der sich entschuldigen sollte, Elena.“, bedachte er und wieder stieg Wut in ihm auf. So langsam entwickelte sich dieser Mistkerl zu einem Problem. Wenn sie nicht alle an einen Strang zogen, würde es bald zu Streitereien oder schlimmeres kommen. Wo er so an den blonden Teufel dachte, tauchte dieser auch, mit einem Rucksack bewaffnet, auf. Er ging zur Quelle um sich Wasser zu holen, wobei ihn alle abfällig anstarrten. Aber sein Blick wanderte nur zu Elena hinüber, die beschämt ihr Gesicht von ihm abwandte. Nachdem, was er über sich preisgegeben hatte, konnte sie ihm vorerst nicht mehr in die Augen sehen. Dafür war Jack umso entschlossener den anderen Mann zur Rede zu Stellen. Zielstrebig ging er auf ihm zu. Sawyer hatte ihm den Rücken zugekehrt und füllte Wasser in leere Flaschen ab. „Ich will die Inhalatoren, Sawyer.“, verlangte er und baute sich noch mehr auf, um imposanter zu wirken. Mit einem Grinsen drehte der Angesprochene sich um. „Na also, ich hatte deine Bettelei schon vermisst.“, machte er sich über ihn lustig, doch war vollkommen überrascht von dem Schlag, der folgte. Auch alle anderen ließen ein verschrecktes Raunen von sich. Sawyer wischte sich mit dem Handrücken über, die nun blutende, Unterlippe. Er lachte amüsiert. „Na endlich. Ich sagte ja, dass wir in der Wildnis sind. Ich hatte schon befürchtet, dass du es nicht drauf hast.“, provozierte er den Dunkelhaarigen weiter, der auch gleich, ohne ein Wort zu sagen, erneut zuschlug. Diesmal taumelte der Blonde etwas zurück. „War das etwa schon alles?“, wollte er voller Respektlosigkeit in der Stimme wissen. Die Augen des Arztes wanderten hilflos auf die Anderen, die bloß drum rum standen und nicht so wirklich wussten, was sie davon halten sollten. „Jack...“, hörte man dann Elena murmeln, die nicht wollte, dass die beiden Männer sich gegenseitig verletzten. Sofort ließ Jack von Sawyer ab und ging weg, um etwas allein zu sein. Er wollte sich erst mal abreagieren. Die hellblauen Augen des Blonden streiften Elena, während er an ihr vorbei, in Richtung Strand, ging. Sie konnte seine Missbilligung spüren und es verpasste ihr einen Stich. Doch sie sah ihn nicht an. „Shannon, du musst dich beruhigen.“, forderte Jack die Blondine am nächsten Morgen auf. Ihr Zustand hatte sich mittlerweile so sehr verschlechtert, dass sie drohte zu ersticken. Immer wieder zog sie schwerfällig die Luft ein, wobei ihr Gesicht immer blauer wurde. Boone und auch alle anderen standen besorgt um sie herum. „Hör mir zu, Shannon. Du musst ruhig atmen. Durch die Nase ein und durch den Mund aus... So ist es gut.“, wies der Arzt sie an und es schien zu funktionieren. Zumindest bekam sie wieder etwas mehr Farbe im Gesicht. Dann nahm er sich Boone zur Seite. „Du musst bei ihr bleiben und dafür sorgen, dass sie sich nicht zu sehr aufregt.“, erklärte er und der Bruder nickte verständlich. „Elena, du bleibst auch hier.“, befahl er ihr und sie nickte ebenfalls. Dann ging er los. „Boah, Alter. Er war wie ein Jedimeister.“, bemerkte Hurley, wobei der Ernst in seiner Stimme diese Aussage schon wieder komisch wirken ließ. „Jack, wohin gehst du denn?“, rief Elena ihm fragend hinterher, bekam allerdings keine Antwort. Misstrauisch musste sie feststellen, dass Sayid ihm folgte. Was heckten die Beiden nur aus? „Wir müssen Sawyer zwingen uns zu sagen, wo die Inhalatoren sind. Sonst wird das hier böse enden.“, stellte Jack grimmig fest. Sayid hielt kurz an, was den Arzt ebenso stoppte. „Lass mich das machen. Es gehörte im Nachrichtendienst zu meinen Aufgaben Informationen aus Feinden herauszuholen. Ich brauche höchstens zehn Minuten mit ihm.“, offenbarte Sayid. Jack wusste genau, was das bedeuten würde, aber es musste sein. Also beschlossen die Beiden zusammen nach Sawyer zu suchen. Sie brauchten auch nicht lange, um ihn ausfindig zu machen, denn er lag in seiner Unterkunft und döste. Als er die Augen öffnete, blickte er in das Gesicht des Irakers. Was wollte der denn hier? „Guten Morgen.“, murmelte er nur und schon traf Sawyer der Schlag und alles um ihn herum wurde schwarz. Gemeinsam schleppten die beiden Männer den Blonden vom Strand weg. Elena traf auf sie. „Jack, Sun hat... Was ist hier los?“, brach es aus ihr heraus, als sie sah, dass die Beiden einen bewusstlosen Sawyer hinter sich herschleiften. Eigentlich wollte sie Jack mitteilen, dass die Koreanerin Sun geholfen hatte, Shannons Asthmaanfall lahmzulegen und das mit Kräutern. Aber diese Szene ließ sie ihr Anliegen vergessen. „Was habt ihr vor?“, stellte sie eine erneute Frage und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die entschlossenen Blicke der Männer, der ohnmächtige Sawyer. Sie wollten die Informationen über die Inhalatoren aus ihm herauspressen. Sie wollten ihn foltern. Fassungslos sah sie ihnen nach. Das durfte doch nicht deren Ernst sein! „Wenn du das tust, Jack...“, drohte sie ihm, folgte dann aber doch. Vielleicht konnte sie einschreiten, wenn es zu heftig wurde. Sawyer erwachte, als Sayid ihm Wasser ins Gesicht warf. Mit Verwunderung stellte er fest, dass er mit den Händen um einen Baum gefesselt worden war. Er verdrehte die Augen und schnaubte. „Wie tapfer einen Mann anzugreifen, während er schläft.“, richtete er mit Verabscheuung an den Iraker. Dann bemerkte er auch Jack und Elena. So lief das also. „Jetzt bin ich wohl dran.“, stellte er mit Witz in der Stimme fest und der Arzt trat vor. „Alles was ich will ist das Asthmaspray. Sag mir, wo es ist und wir hören auf.“, offerierte er ihm, doch Sawyer konnte darüber nur lachen. Das war echt lächerlich. „Womit denn, Chico?“, erkundigte er sich neugierig. Mit einem Nicken deutete Jack auf Sayid, der mit einem Messer drei Stücke Bambus schärfte. Elena erkannte sofort, wofür er die benutzen wollte und versuchte ihm die Dinger abzunehmen. „Ihr könnt doch nicht... Jack!“, empörte sie sich, als ihr Kollege sie packte und zur Seite nahm. „Halt dich da raus, Elena. Sonst muss ich dich auch anbinden.“, warnte er sie und sie verzog trotzig das Gesicht. Das Blau ihrer Augen schimmerte traurig, als sie auf Sawyer blickte. „Es muss nicht so laufen.“, bedachte Jack und wartete auf die Reaktion des Blonden. Eventuell könnte man das alles ja doch noch ohne Gewalt regeln. „Oh, doch.“, entgegnete er allerdings nur und das war für Sayid das Zeichen sich an die Arbeit zu machen. „Im Irak gibt es keinen Bambus... Aber etwas ähnliches. Schilf. Der Effekt ist derselbe. Die Spitzen müssen unter die Fingernägel...“, erklärte er und man konnte erkennen, dass es ihm irgendwie schwer fiel zur Tat zu schreiten. „Du hast doch noch nie jemanden gefoltert.“, spottete Sawyer, doch die braunen Augen des Iraker sagten ihm etwas ganz anderes. „Unglücklicherweise, für uns beide, irrst du dich.“, erwiderte er und tat endlich das, wofür er da war. Als er mit dem Bambus unter Sawyers Nägel ging und diese anhob, entwich dem Blonden ein erbärmlicher Schmerzensschrei, der Elena einen Schauer den Rücken runterjagte. Sie schloss die Augen. „Mehr hast du nicht drauf?“, tönte Sawyer jedoch überheblich, um kurz darauf wieder zu schreien. Er musste unglaubliche Qualen verspüren, die sie sich nicht mal vorstellen wollte. Jack schien ebenfalls ziemlich hin und her gerissen zu sein. Er konnte hören, wie sehr sie darunter litt und als sie dann noch anfing zu weinen, war er kurz davor abzubrechen. „Jack, bitte hör auf damit!“, flehte sie ihn an. „Spar dir dein Mitleid, Prinzessin.“, knurrte der Gefolterte, doch sie hatte Jack damit bereits erweicht. Er konnte das Geschreie ja selbst nicht mehr ertragen! „Sayid, hör auf!“, verlangte er und widerwillig löste der Iraker sich von seinem Opfer. Sawyer holte schnappartig Luft. „Nein, nicht aufhören. Das pustet die Nebenhöhlen durch.“, brabbelte er und war kurz davor zusammenzubrechen. Die beiden Männer sahen die Ärztin an, die zuerst nicht wusste, was sie tun sollte. „Lasst mich mit ihm allein.“, befahl sie dann und Sayid und Jack sahen sie sprachlos an. „Bist du dir da sicher?“, erkundigte sich der fürsorgliche Jack bei ihr, doch sie nickte mutig. Also ließen sie sie allein mit dem Blonden zurück. Einen Augenblick lang sahen sie sich bloß an, dann ging sie langsam und äußerst vorsichtig auf ihn zu, obwohl sie wusste, dass er ihr sowieso nichts tun konnte. Sie wischte sie die Tränen weg und bemerkte, dass er momentan einen geschlagenen Hund ähnelte, der nicht wusste, wofür er bestraft wurde. „Na, freut es dich mich so leiden zu sehen, Blutgräfin?“, zischte er, sie verhöhnend. Ruhig schüttelte sie den Kopf. „Das hast du dir doch selbst ausgesucht, du krankes Arschloch!“, konterte sie fauchend und war gewollt ihn selbst zu foltern. Hatte der sie nicht mehr alle? Sie hatte ihn gerade davor bewahrt seine Nägel zu verlieren. Verdutzt blickte er sie an, als sie vor ihm auf die Knie ging und ihn genau ins Gesicht sah. „Ach ja? Wer war sich denn zu fein für einen Kuss? Allein deswegen stecken wir doch in den ganzen Schlamassel, Süße.“, erinnerte er sie und grinste leicht. Doch dafür traf ihn eine saftige Ohrfeige ihrerseits. „Wo ist das Zeug, Sawyer?!“, schrie sie ihn zornig an. War der etwa Masochist oder warum provozierte er sie immer wieder dazu ihn zu schlagen? Gereizt holte er Luft. „Das sag ich dir... Sobald du mich geküsst hast.“, wiederholte er mit Nachdruck und ihr starrer Blick zeugte von Fassungslosigkeit. Ernsthaft? „Was? Das kann doch nicht dein Ernst sein, du mieser...“, wollte sie ihn verfluchen, doch er unterbrach sie. „Baby, ich bin hier in diesem Zauberwald an einem Baum gefesselt... Ich wurde gerade gefoltert von einem verfluchten Chirurgen und einen echten Iraker...“, wandte er ein und ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Klar ist das mein Ernst. Willst du, dass die Kleine erstickt, nur weil du dich nicht überwinden konntest mich kurz zu küssen? Du musst mich ja nicht mal anfassen und ich könnte dich sowieso nicht befummeln, so gerne ich das auch will... Komm schon. Ein kleiner Kuss... Egal wohin...“, lockte er sie und sie schluckte konfus und senkte den Blick. Er legte den Kopf so schräg, dass er ihr trotzdem noch ins Gesicht schauen konnte. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Ich bin sehr bescheiden, Prinzessin. Da hast du Glück.“, scherzte er, was sie zum Lachen brachte. Doch sie war immer noch etwas misstrauisch. Was, wenn sie es tat und er es ihr dann doch nicht sagte? Forschend blickte sie in seine Augen. Wunderschöne hellblaue Augen, die sie verlangend anblitzten. Konnte sie einem solchen Dackelblick wirklich widerstehen? Unschlüssig rutschte sie etwas näher an ihn ran und musterte sein Gesicht. Seine Lippen waren wirklich schön, für einen Mann zumindest. Es würde sie wohl nicht umbringen, wenn sie ihn kurz küsste. „Okay...“, gab sie sich geschlagen, was seine Miene etwas aufhellte. Er nickte. „Okay.“, säuselte er und sie näherte sich ihm mit Bedacht. Beide sahen so aus, als ob sie es lieber unter anderen Bedingungen getan hätten, doch dafür war es nun zu spät. Sanft legten sich ihre Lippen auf seine und er zuckte eine Sekunde lang zusammen, was sie zum Zögern brachte. Sie schmeckte das Blut, an der Stelle, an der seine Lippe wieder aufgeplatzt war. Aus irgendeinem Grund jedoch, kribbelte es in ihrem Bauch und bei ihm schien es ebenfalls so zu sein, denn er lehnte sich noch etwas mehr zu ihr vor, obwohl die Fesseln ihm eigentlich ins Fleisch hätten schneiden müssen. Seine Zunge kam zwischen seinen weichen Lippen hervor und wollten sie auffordern ihn Eintritt zu gewähren, doch sie ließ es nicht zu. Aber beim zweiten Anlauf gab sie nach und der Kuss wurde immer vollmundiger. Sie fasste mit ihren Händen in seinen Nacken und drängte sich etwas näher an seinen Körper. Ein leises Stöhnen entwich ihm und ein Zittern huschte durch ihre beiden Körper. Als sie den Kuss beendete, keuchte sie atemlos auf. Seine Stirn lag an ihre geschmiegt und er biss sich seufzend auf die Unterlippe, wobei sie sich tief in die Augen sahen. Er hatte große Lust sie noch einmal zu küssen, aber das wäre wohl zu viel verlangt. „Ich hab es nicht.“, wisperte er mit einem Mal und sie sah ihn geschockt an. „Wie bitte?!“, harkte sie hysterisch nach und sein Blick wirkte entschuldigend. „Ich hab es nicht... Das Medikament. Hab es nie gehabt.“, gestand er ihr und seine Augen versuchten ihr auszuweichen. „Aber... Das Buch... Es war in Boones Koffer.“, protestierte sie gegen dieses Geständnis. Das war doch jetzt alles nicht wahr! „Es wurde an den Strand gespült... Der Rest muss im Ozean...“, versuchte er ihr das Ganze zu erklären, doch da verpasste sie ihm schon einen Schlag mit ihrem Ellebogen, der seinen Kopf herumschleuderte. „Elender Dreckskerl!“, fauchte sie und stand auf, um zu Jack und Sayid zu marschieren. Als sie ihnen berichtete, dass Sawyer das Zeug nicht hatte, wollte Sayid ihr das nicht glauben. „Er lügt.“, bedachte er und war auch schon wieder auf den Weg zu Sawyer, um ihm eine Lektion zu erteilen. Dieser hatte sich jedoch von seinen Fesseln befreit und die beiden Männer gingen aufeinander los. Elena und Jack konnte nur zusehen, wie Sayid und Sawyer sich gegenseitig zu Boden warfen und miteinander rangen. Doch Sayid hatte immer noch das Messer und plötzlich stieß der Blonde einen gellenden Schrei aus, was den Iraker veranlasste von ihm abzulassen. Im Gerangel hatte er Sawyer das Messer in die Innenseite seines Oberarms gerammt. Während Jack Sayid von dem Verletzten wegnahm, eilte Elena zu ihm und zog die Klinge aus der tiefen Wunde. Sofort spritzte das Blut fontänenartig aus dem Schnitt. „Er hat eine Arterie verletzt.“, klärte sie Jack auf und drückte ihren Finger in die offene Verletzung, um die Blutung zu stoppen. Die Ärzte schickten Sayid sofort los, um Verbandsmaterial von den Höhlen zu besorgen. „Kannst du die Blutung stoppen?“, wollte Jack wissen, der sich mittlerweile auch auf den Knien befand. Mit einem Nicken bestätigte sie ihm, dass sie alles unter Kontrolle hatte. „Lass los! Das würdet ihr doch am liebsten.“, kam es von Sawyer. Elena hätte ihn für diese Bemerkung liebend gerne noch mal geschlagen, unterdrückte dieses Verlangen allerdings. „Nein, Sawyer.“, entgegnete sie und er lachte. „Ihr habt doch nur auf so was gewartet, damit ihr zwei wieder ein auf Doctor House und Florence Nightingale machen könnt. Ihr Helden...“, richtete er sich an Jack, der ihn nur sauer anstarrte. „Halt die Klappe!“, verlangte er grob. Aber Sawyer hatte gerade erst angefangen. „Sag ihr, sie soll loslassen, Captain Hero. Ich hab doch schon mit ihr rumgeknutscht... Für mich gibt es nichts mehr worauf ich mich freuen kann. Wäre ich an eurer Stelle würde ich euch verrecken lassen, das wisst ihr hoffentlich.“, meinte er und schrie auf, als Elena extra feste auf die Arterie drückte. „Wir sind aber nicht du, Sawyer. Also halt dein dummes Mundwerk!“, machte sie ihm klar und endlich hatten sie ihre Ruhe, als er die Augen verdrehte und ohnmächtig wurde. Er lag in seiner Strandhütte, als sich seine Augen wieder öffneten. Vom Licht geblendet, blinzelte er ein paar Mal. Dann bemerkte er, dass er einen Verband um den Arm trug und begutachtete diesen verwundert. „Du lebst also noch, sterbender Schwan?“, ertönte Elenas Stimme direkt neben ihn. Verwirrt sah er sie an. „Jack...?“, erkundigte er sich schwach. Sie lächelte bloß. „Er ist bei den Höhlen und sieht nach Shannon. Also wirst du mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen müssen.“, scherzte sie, was ihm ein Lachen entlockte. „Das ist mir auch lieber.“, gestand er dann und sie warf kurz einen Blick über seinen Verband. Gut, es hatte nicht durchgeblutet. Dann reichte sie ihm einen Brief. Seinen Brief. Falten bildeten sich zwischen seinen Augenbrauen, als er ihr den abnahm. Wieso hatte sie den denn gehabt? „Ich hab den Brief noch mal gelesen... Und wieder und wieder... Ich wollte begreifen, warum du Boone verprügelt und mich angelogen hast, statt einfach zu sagen, dass du das Asthmaspray nicht hast. Warum du uns im Glauben gelassen hast, dass du es hättest... Der einzige Grund, der mit einfiel ist, dass du gehasst werden willst.“, schlussfolgerte sie, was ihm scheinbar überhaupt nicht gefiel, denn sein Blick wanderte an die Decke. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. „Dann hab ich mir den Umschlag angesehen...“, sprach sie weiter und er raffte sie dazu auf, sie doch anzublicken. „Amerikas Zweihundertjahrfeier, Knoxville, Tennessee. Da musst du noch ein kleiner Junge gewesen sein. Vielleicht acht oder neun...“, überlegte sie und er schüttelte ablehnend mit dem Kopf. Nein, das durfte sie nicht sagen. „Elena...“, versuchte er sie zu unterbrechen, doch sie blitzte ihn erbost an, während er aussah, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. „Nein, Sawyer, nicht Elena! Du hast den Brief nie bekommen, richtig? Du hast ihn selbst geschrieben... Du heißt gar nicht Sawyer, oder?“, forderte sie Antworten von ihm. Sie wollte doch nur die Wahrheit kennen, um ihm helfen zu können. Momente lang herrschte Schweigen zwischen ihnen doch dann antwortete er, mit einem betrübten Lächeln. „Das war sein Name. Er war ein Betrüger. Hat mit meiner Mum gevögelt und ihr versprochen, er würde mit ihr fortgehen... Dabei braucht er nur Geld. Er hat meine Eltern ausgenommen wie Weihnachtsgänse... Da schrieb ich diesen Brief im Wissen, dass ich ihn irgendwann finde...“, erzählte er ihr mit leiser, leicht bebender Stimme. Nun war sie diejenige die wegsah, während er sie betrachtete. Ein Kichern entwich ihm. Anscheinend fand er die ganze Situation ziemlich amüsant. „Aber der Ergreifenste Teil kommt noch, Freud... Ich war neunzehn und hatte Schulden bei ein paar Jungs. Sechstausend Dollar. Also hab ich mich an eine hübsche, reiche Lady rangemacht, deren netter Mann so dämlich war ihr das Geld zu geben und sie gab es mir, im Glauben, ich würde sie lieben. Ich machte mich mit der Kohle aus dem Staub.“, fügte er hinzu und Elena bemerkte, dass es ihm, trotz seiner spöttischen Haltung, schwer fallen musste, ihr davon zu erzählen. „So wurde ich zu ihm. Ich wurde zu dem Mann, der meine Eltern umgebracht hat... Tragisch, nicht?“, beendete er sein Geständnis und sie wollte etwas erwidern, konnte allerdings nicht anders als nur wieder zu weinen anzufangen. Seine Miene wurde mit einem Mal kalt und undurchdringlich. „Du kannst dir dein Mitgefühl sparen.“, murrte er und steckte den Brief weg. Tränen liefen ihre Wangen hinunter, als sie ihn verblüfft ansah. „Verschwinde! Hau ab!“, brüllte er sie dann an und sie rannte weg. So schnell sie konnte. Shannon ging es mittlerweile wieder besser. Sun hatte ihr eine Paste aus Kräutern auf die Brust gerieben und hielt ihr eine Hand voll davon vor die Nase, damit sie die ätherischen Öle einatmen konnte. Jack und Elena rochen an der Paste und hätten sich am liebsten gegenseitig vor den Kopf geschlagen. „Eukalyptus! Wir waren so dumm!“, erkannte sie und lachte. Er erwiderte ihre Belustigung und nickte. „Da hätten wir wirklich auch selbst drauf kommen können.“, stimmte er ihr zu. Aber trotz dieser guten Entwicklung, wanderten Elenas Gedanken an diesem Abend immer wieder zu Sawyer. Warum war er nur so? Im einem Moment schüttete er ihr sein Herz aus und im anderen war er kälter als Eis. Sie verstand ihn nicht. Auch Sawyer dachte an das, was heute geschehen war. Grübelnd saß er unter einem Baum und starrte auf das Meer, dass sich mit einem Rauschen in Wellen kräuselte, die auf die Küste prallten. Was war nur in ihn gefahren? Sie war nur eine Frau. Was interessierte sie sein Schicksal? Verwirrt rieb er sich über die Augen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er sich bei ihr entschuldigen müsste. Sein Verhalten ihr gegenüber war ziemlich harsch gewesen, obwohl sie sich scheinbar ziemlich um ihn gesorgt hatte. Die Kleine hatte ihn ja sogar vor Sayid und Jack verteidigt. Vorsichtig nahm er den Brief noch einmal heraus und las ihn selbst. Dann zückte er sein Feuerzeug und hielt die lodernde, kleine Flamme an das, mittlerweile schon in Mitleidenschaft geratene, Papier. Vielleicht sollte er den Brief einfach verbrennen. Dann könnte er eventuell mit seiner Vergangenheit abschließen und Elena könnte ihm dabei wahrscheinlich sogar am besten helfen. Er fühlte sich immerhin sehr zu ihr hingezogen, was er noch bei keiner Frau verspürt hatte. Aber auf einmal steckte er das Feuerzeug wieder weg. Nein, sie hatte doch keine Ahnung, wie es in ihm drinnen aussah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)