The Collateral Damage of an Airplane Precipice von abgemeldet (LOST in Emotional Chaos) ================================================================================ Prolog: Blue Eyes ----------------- „Das ist nicht dein Ernst, Elena!“, beschwerte sich ihre Freundin lauthals und raufte sich ihr blondes Haar. Genna Bricks braune Augen funkelten die junge Frau fassungslos an. Elena seufzte und legte ihr Buch zur Seite. „Was kann nicht mein Ernst sein, Genna?“, wollte sie von der ungefähr gleichaltrigen Frau wissen. Sie setzte sich ihr gegenüber und hielt das Buch hoch. „Das du, während David da draußen abfeiert, hier rumsitzt und... Eh... A Song of Ice and Fire liest!“, schimpfte sie. Elena, die in Australien bei ihrer Freundin untergekommen war, da sie und David dort zusammen an einem Hilfsprojekt arbeiteten, verdrehte genervt die Augen. „Hey, du weißt ganz genau, dass ich nicht so drauf steh mich in eine Disco zu begeben, wo mich bereits nach zehn Sekunden einer dieser besoffenen, widerlichen Kerle angräbt.“, erinnerte sie ihre Freundin und spielte mit ihren schwarzen Locken, die sie zu einem Pferdeschwanz geflochten hatte. Sie hatte sich erst letzte Woche mit ihrem langjährigen Freund, David Henderson, der, wie sie, als Arzt arbeitete, verlobt und in zwei Tagen würden sie nach Los Angeles fliegen, um ihre Hochzeit vorzubereiten und im Kreise der Familie zu heiraten. „Wir müssen ja nicht in eine Disco gehen. Wir können auch in eine Kneipe... Ich mein ja nur, dass es toll wäre, wenn du den letzten Abend als Miss Cavern mit deiner allerbesten Freundin, sprich mir, verbringen würdest.“, bettelte die Blondine förmlich und Elena ließ sich schließlich erweichen. Genna hatte ja auch Recht. Wenn David abfeiern konnte, bis der Arzt kam, dann würde sie heute auch mal so richtig ihren Spaß haben. Etwa eine Stunde später zogen die beiden Freundinnen los, um die Straßen Sydneys unsicher zu machen. Genna kannte da eine gute kleine Bar, die im Hafen lag, wo sich beide ein Bier bestellten. Keine fünf Minuten später, stieß Genna die junge Ärztin an. Elena blickte sie erbost an, doch die Australierin beugte sich besonnen zu ihr vor. „Schau mal... Dort am Tresen der Typ. Ist der nicht absolut heiß?“, fragte sie mit geheimnisvoller Stimme. Die Ältere sah sofort hinüber und ihre Augen trafen die eines wirklich umwerfend gutaussehenden Mannes. Er trug eine Lederjacke und Jeans. Der konnte nur Amerikaner sein. Lässig strich er sein mittellanges, stufiges blondes Haar zurück und zwinkerte den Frauen zu. Vor ihm stand ein Glas Whiskey und er war allein. Ohne Begleitung. Elena wandte sich wieder von ihm ab, wofür sie den bösen Blick ihrer Freundin erntete. „Was ist? Schau mich nicht so an.“, murrte sie nur antwortend. „Ehrlich... Ich kapiere es nicht. Wie du überhaupt mit David zusammen kommen konntest, ist mir immer noch ein Rätsel.“, wunderte Genna sich und nahm einen großen Schluck von ihrem Bier. Nicht mal flirten konnte sie! Nun war es Elena, die empört dreinschaute. „Was denkst du von mir, Genna? Ich bin ernsthafte Onkologin und nicht irgendeine dieser Ärzte aus Private Practice!“, zischte sie, doch die Blonde kannte keine Gnade. „Ach, ernsthafte Onkologin! Und ich bin ernsthafte Anwältin und trotzdem würde ich mir dieses Sahneschnittchen von einem Mann nicht durch die Lappen gehen lassen.“, entgegnete sie witzelnd. Elena verdrehte erneut die Augen. Genna, die ernsthafte Anwältin, hatte auch keinen festen Freund und schon gar keinen Verlobten. „Ich wette, David flirtet gerade auch mit einer gutaussehenden Tänzerin in irgendeiner Stripbar. Finn meinte, sie wollten in irgendeinen Club.“, stachelte diese jedoch weiter und hatte Elena nun dort, wo sie sie haben. Trotzig erhob sie sich und funkelte ihre Freundin an, bevor sie auf den schönen Fremden zusteuerte. Der hatte bereits darauf gewartet, dass sie sich ihm näherte. Sawyer war auf der Suche nach, wie er sich ausdrücken würde, neuer Beute und diese süße Lady kam ihm da gerade recht. „Hey, meine Freundin da drüben, denkt, dass ich mich nicht traue Sie anzusprechen.“, begrüßte die Frau mit den schwarzen Locken und den auffallend blauen Augen ihn. Für einen Moment war er so von der Farbe ihrer Augen hypnotisiert, dass er vergaß etwas zu erwidern. Diese Augen waren aber auch blauer als jedes blau, dass er bis jetzt gesehen hatte. „Hm... Dann wollen wir ihr mal das Gegenteil beweisen, oder?“, schlug er vor und sie lachte, dann reichte sie ihm ihre Hand und er bemerkte den Ring. Mist, sie war anscheinend schon vergeben. So ein Pech aber auch! „Ich bin Elena.“, stellte sie sich ihm vor und er grinste. „Sawyer.“, gab er zurück und sie blickten sich einige Sekunden, die allerdings länger schienen, an. Ihr fiel auf, dass er vom Nahen noch viel attraktiver war. Und er hatte tolle hellblaue Augen. „Was machen Sie hier in Sydney?“, wollte sie dann neugierig wissen und er lehnte sich etwas zu ihr vor. „Ich hab geschäftlich hier zu tun.“, verriet er und sah sie dann fragend an, obwohl sie einige Zeit brauchte, um zu verstehen, worauf er hinauswollte. „Oh, ich bin Onkologin und arbeite vorrübergehend im Sydney Hauptkrankenhaus.“, erklärte sie und er nickte anerkennend. Doch als er nachdachte, erinnerte er sich daran, dass er sie schon einmal gesehen hatte. „Sagen Sie, Elena... Kann es sein, dass ich Sie schon einmal irgendwo gesehen habe? Im Fernsehen oder in der Zeitung?“, harkte er nach und sie errötete ertappt. „Vielleicht in Verbindung mit dem kalifornischen Gouverneur, Ronald Cavern?“, half sie ihm weiter und er lachte überrascht. „Nein, Sie sind seine Tochter, richtig?“, fiel es ihm wieder ein und sie bestätigte dies durch ein Nicken. Eigentlich war es ihr immer sehr unangenehm, wenn man sie darauf ansprach. „Sehr interessant.“, meinte Sawyer dann und fuhr sich erneut durch sein Haar. Doch ihr Gespräch wurde von einem älteren Herrn unterbrochen. „Elena Cavern? Sie waren doch mit meinem Sohn auf der Uni. Er heißt Jack Shephard.“, erklang eine Frage und Elena drehte sich zu einem ergrauten Mann um, der am anderen Ende der Theke saß. Sie erkannte ihn. „Christian Shephard? Oh, schön sie zu sehen. Wie geht es Jack?“, erkundigte sie sich und sie verfielen in ein Gespräch, was Sawyer ziemlich nervte, denn er hatte sich mehr erhofft, als nur eine kleine Unterhaltung. Als sie ihre Konversation mit dem Mann, der anscheinend auch mal Arzt gewesen war, beendet hatte, wandte sie sich allerdings wieder ihm zu. In ihrem Gesicht ein entschuldigendes Lächeln, dem er unmöglich widerstehen konnte. „Tut mir leid... Wollen Sie tanzen, Sawyer?“, wollte sie dann von ihm wissen, doch bevor er irgendetwas sagen konnte, hatte sie ihn schon gepackt. Die Bar hatte sich mittlerweile schon reichlich gefüllt und es waren sogar ziemlich angesehene Leute mit von der Partie. Elena hatte Genna schon längst im Getümmel verloren, aber die Blondine hatte sich wahrscheinlich schon einen anderen Mann geangelt. Also ließ sie sich nicht zieren. Aus dem lauten Boxen drang The Way You Love Me von Keri Hilson und sie bewegte sich im Rhythmus. Sie vergaß vollkommen, dass sie eigentlich verlobt war und machte sich schamlos an Sawyer, der sich momentan in einer Art Opferrolle fühlte, was aber auch durchaus antörnend sein konnte, ran. Ihre Hüfte kreiste, als sie sich an ihn schmiegte und mit einem Ruck zog sie ihn an sich ran. Die Lippen der Beiden waren sich so nahe, dass sie sich beinahe berührten. Dann stieß sie ihn wieder weg und drückte ihr Hinterteil an sein Becken. Er biss sich auf die Unterlippe, während er seine Hände auf ihre Oberschenkel positionierte, die von dem kurzen gelben Kleid, dass sie trug, kaum bedeckt wurden. „Wie wäre es, wenn wir zwei uns einen ruhigeren Ort suchen, Baby.“, flüsterte er in ihr Ohr und ihr wurde etwas schwindelig, als sein Atem ihren Hals kitzelte. Sie spürte, wie erregt er war, was auch sie ziemlich anmachte, doch bevor sie ihm wie ein Hund folgte, kam ihr David wieder in den Sinn. Nein, flirten war ja okay, aber das ging dann doch zu weit. Sie drehte sich zu ihm um und er dachte, sie wollte ihm einen Kuss geben, doch sie hielt abwehrend einen Finger hoch. „Nicht so schnell, Mister. Ich bin verlobt.“, erinnerte sie ihn und deutete auf ihren Diamantring. Er stöhnte genervt auf und verdrehte seine hübschen Augen. „Mh... Da haben wir wohl ein liebes, nettes Hausmütterchen, dass sich nur an einen Mann hält, wo sie mit ihrem Aussehen doch so viele haben könnte.“, erkannte er, auch wenn er ihr dabei noch ein Kompliment machte. Sie wollte gehen, doch er hielt sie fest. „Warte mal, wie wäre es, wenn wir dann...“, wollte er etwas vorschlagen, doch sie verpasste ihm eine, womit er nicht gerechnet hatte. Ein anderer Mann, älter als Sawyer, sah, dass Elena sich scheinbar bedroht fühlte durch den Blonden und mischte sich ein. Sie kannte ihn. Er war der australische Landwirtschaftsminister, der gerne auch einen draufzumachen schien. Doch Sawyer wollte sich von dem Politiker nicht in die Schranken weisen lassen und schubste ihn. Eine Rangelei entfachte, die sich in eine Schlägerei ausartete, sodass die Polizei gerufen wurde und die Bar geräumt werden musste. „Wow, was war das denn? Der reinste Wahnsinn!“, stieß Genna hervor, die, an der frischen Luft, endlich wieder aufzufinden war. „Wo warst du die ganze Zeit?“, wollte Elena wissen und sie gingen Richtung Heim. Die Blondine grinste. „Ich hab mich an einen wirklich netten, heißen Immobilienmakler rangeschmissen.“, gestand sie mit Unschuldsmiene und Elena zog eine Augenbraue hoch. Das war ja mal wieder klar gewesen. „Hey, sie mich nicht so vorwurfsvoll an, Elena. Ich hab genau gesehen, wie du dich an dieses Karamellbonbon geheftet hast. Das sah ja beinahe schon so aus, als würdet ihr auf der Tanzfläche kopulieren.“, neckte Genna ihre Freundin. Die streckte ihr die Zunge raus, während ihre Wangen rot anliefen. „Keine Angst, das bleibt natürlich unter uns.“, versprach die Blondine ihr dann noch, worüber sie beruhigt war. Wenn David das Wissen würde, würde er diesen Sawyer aufspüren und ihm einen Einlauf verpassen. Einen richtigen Einlauf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)