小さな驚き ~A Little Surprise~ von Teiko (UruhaxKai) ================================================================================ Kapitel 1: 目が覚める ~Wake up~ -------------------------- „Kai. Kai. Kai. Kai. Kai. Kai-chan. Kai-chan. Kai..." Gereizt zuckte mein Auge in unregelmäßigen Abständen, während ich stur versuchte dieses nervende Etwas neben mir zu ignorieren. Das Aoi ihn nicht still halten konnte regte mich wirklich auf, ganz zu schweigen von dem nervtötenden Gebrabbel selbst. Ohne Pause sagte er meinen Namen, hängte hin und wieder ein 'chan' hinten dran und/oder wechselte die Stimmlage. Wohl das erste Mal in meinem Leben freute ich mich auf den Moment, an dem es Zeit war in den Unterricht zurück zu kehren. Denn dort würde ich endlich wieder meine Ruhe haben. „Bitte mach was, Kai. Jin wird nicht eher ruhig sein, bis du ihn beachtest. Denk' auch ein wenig an uns, wir haben nicht solche Stahlnerven wie du.", warf Rui leidend in Jin's einsilbiges Geplapper ein, was mich dann doch von meinem ach so interessanten Essen aufsehen ließ. Als auch Manabu, der neben Rui saß, bittend die Hände vor sein Gesicht hob, seufzte ich geschlagen und drehte meinen Kopf ein wenig in die Richtung des Blonden, der immer noch nicht damit aufgehört hatte meinen Namen herunter zu rattern. „Was ist los?", fragte ich ohne großes Interesse in der Stimme. Ich wusste genau, was jetzt kommen würde und es ließ meine sonst so gute Laune in den Keller sacken. Erleichtert wirkend stoppte Jin seinen Redewahn. „Endlich! Mann, wegen dir rede ich mir noch den Mund fusselig.", beklagte er sich. „Das machst du täglich." „Aber nicht immer mit demselben Wort." „Sag' einfach was du willst, Jin." Mancher hatte es vielleicht noch nicht bemerkt, aber meine Laune an diesem Tag hielt sich leicht in Grenzen, was nicht unwesentlich etwas mit einem kommenden Ereignis zu tun hatte. Ich wusste jedoch, dass meine Freunde dieses Ereignis alles andere als schlecht fanden...Ganz im Gegenteil. Bitte, Jin! Bitte wirf mir jetzt nicht das an den Kopf, was ich befürchte... „Egal was du sagst, Kai-chan, wir werden deinen Geburtstag feiern. Ich verstehe sowieso nicht, warum du das nie willst und wir dich immer dazu zwingen müssen.“, bestätigte eben jener meine schmerzliche Vermutung und sah mich über den Tisch gebeugt mit großen Hundeaugen an, die allerdings keinen Widerspruch duldeten. Wieso sich auch wehren? Am Ende hatte ich sowieso keine andere Wahl, als eine Geburtstagsfeier über mich ergehen zu lassen. So war es schließlich jedes Jahr, seitdem wir uns kannten. „Ich sehe einfach keinen Grund darin einen Tag zu feiern, der mir nur allzu deutlich klar macht, dass ich alt werde.“, erklärte ich meinen Standpunkt, während ich wieder auf mein Essen hinunter starrte. Es war echt zum Kotzen. Normalerweise war ich immer der, der in der kleinen Gruppe, die meine Freunde und ich bildeten, mit Jin um die Wette grinste und lachte. Aber wenn es um den Tag ging, der mich unweigerlich dem Altersheim näher entgegenbrachte, war ich echt für nichts zu begeistern. Was ich auch tat, nichts wollte meine Laune heben. „Ich finde nicht wirklich, dass 20 alt ist...Ich meine, sieh dir Aoi an. Der ist 22! Wenn schon, dann ist das alt.“, versuchte Jin mich von meinem nicht altem Alter zu überzeugen. „Ey!“, empört verschränkte Aoi seine Arme vor der Brust und sah beleidigt zu seinem besten Freund, welcher ihm kurz einen entschuldigenden Schmatzer auf die Wange drückte und sich wieder mir zuwandte. „Ich finde es irgendwie falsch, wenn man so einen besonderen Tag nicht feiert. Wenigstens wir könnten was zusammen machen. Nur unter engen Freunden.“ An solchen Tagen fiel mir auf, wie gut der Blonde schmalzen konnte. Nicht, dass uns am Ende noch Herzchen aus den Ohren flossen. Klar, ich konnte hin und wieder auch etwas kitschig sein, aber sobald ich genervt war, verdrängte ich das. Außerdem hatte ich sowieso nicht großartig Lust an meinem Geburtstag das Haus zu verlassen. Es war schon schlimm genug, dass ich an dem Tag zur Universität gehen und büffeln musste, da wollte ich den Abend doch lieber alleine auf der Couch mit meinem geliebten Fernseher vor der Nase verbringen und nicht noch groß weg gehen. „Ich möchte aber nicht.“, sagte ich leise und malträtierte die Nudeln auf meinem Teller mit den Stäbchen. Sterbt, ihr widerliche Ausgeburt von Cafeteria-Fraß, sterbt. Während ich meine Verzweiflung, dass Jin mich nicht in Ruhe lassen würde, ehe ich zugestimmt hatte, an den unschuldigen Matschnudeln ausließ, gesellte sich eine weitere Person an unseren Tisch. Ich musste nicht aufsehen um zu wissen wer sich neben mich setzte. Das Parfüm und sowieso die unheimlich selbstsichere und anbetungswürdige Ausstrahlung dieser Person konnte man mit geschlossenen Augen unter Tausenden wiederfinden. Ich stellte mir lieber selbst nicht die Frage, warum ich so auf sein Erscheinungsbild achtete. Das würde in der Nacht nur wieder in fürchterlichen Grübeleien ausarten. „Habe ich was verpasst?“, fragte Kouyou, oder auch Uruha, fröhlich und schnappte mir das Essen unter der Nase weg, da er wusste, dass ich es ohnehin nicht mehr essen würde. Sobald ich irgendwie damit anfing mein Essen zu quälen, war das für alle das Startzeichen sich ungefragt über es hermachen zu dürfen. Eigentlich praktisch, dann musste ich es später nicht bis zum Geschirrwagen schleppen. Diese Aufgabe ging nun auf Uruha über. Hehehe~ „Uru-chan, Kai will wieder nicht seinen Geburtstag mit uns feiern!“, quengelte Jin auch gleich drauf los um den Älteren über den ach so großen Ernst der Lage in Kenntnis zu setzen. Eher wenig überrascht sah mein bester Freund zu mir und stupste seinen Ellbogen leicht in meine Seite, was ich mit einem mahnenden Knurren kommentierte. Ich war kitzlig, verdammt, und Uruha wusste das als mein ’bester Freund’ von Allen am besten. Idiot. „Tu’ Jin den Gefallen, Kai. Du weißt doch, dass er sich sonst tagelang darüber den Kopf zerbrechen wird, warum du ihn auf einmal nicht mehr lieb hast. Außerdem fände ich es auch nicht schlecht an deinem Geburtstag mal wieder etwas zu unternehmen. Wird bestimmt lustig.“ „So lustig wie es sein kann, dass man bald im Rollstuhl auf der Terrasse eines Altersheimes sitzt und sich von irgendwelchen überfreundlichen Menschen füttern lassen muss, weil das Armheben viel zu anstrengend geworden ist.“, meinte ich mit einem unüberhörbaren sarkastischen Unterton und sah den Blonden neben mir strafend an. Warum konnten sie mich damit nicht einfach in Ruhe lassen? „Du kannst echt ein hartnäckiger Pessimist sein, Kleiner.“, seufzte Uruha theatralisch, machte sich schließlich aber über sein, beziehungsweise mein, Essen her, wofür ich ihm dann doch dankbar war. Vielleicht würde ich jetzt ohne Störungen meinen Gedanken nachhängen können. Mir war klar, dass Jin, und nun wahrscheinlich auch Uruha, nicht aufgeben würden und das hier jetzt nur die Ruhe vor dem Sturm war. Vor allem Jin war viel zu hartnäckig um einfach so aufzugeben. Und hatte Uruha einmal Blut geleckt, kam er dem Jüngeren vom Verhalten her sehr nahe. Obwohl...die Chance, dass ich bei meinem besten Freund stur bleiben konnte, war um einiges geringer. Weshalb das so war, das wusste ich nicht genau. Ich wurde immer weich, wenn er mich zu irgendetwas überreden wollte, was natürlich auch an seiner Überredungsart an sich liegen konnte. Er hatte die blöde Angewohnheit Leuten etwas nah auf die Pelle zu rücken, sie einzuengen und wenn es Not tat auch zu bezirzen. Seine Hemmschwelle lag erstaunlich hoch, sodass es ihm auch kaum Überwindungen kosten würde, vor versammelter Menge einen Stripthese hinzulegen. Ich hatte schon oft, zu oft, darüber nachgedacht, denn eigentlich sollten mich Uruha’s Versuche mich umzustimmen, die schon häufig ins Flirten ausgeartet waren, kalt lassen. Schließlich war ich hetero, hatte auch eine Freundin, nur verbrachte Rin im Moment leider ein Jahr im Ausland als Au-pair, und gerade deshalb fragte ich mich, wieso mein Verstand so auf Uruha reagierte. Wenn es denn nur mein Verstand wäre... „Kai, beweg’ endlich deinen Arsch und komm!“ Jemand zog leicht an meinem Kragen, was mich zusammenzucken ließ, doch als ich mich umdrehte sah ich, dass die Anderen schon längst weg waren, nur Uruha noch da stand und mich aus meinen bescheuerten Gedankengängen gerissen hatte. „Du solltest damit aufhören in solche tranceartigen Zustände zu verfallen, irgendwann kriege ich dich nicht mehr da raus.“, lächelte mein bester Freund sanft, nachdem ich aufgestanden war. „Sorry.“, nuschelte ich peinlich berührt. Ja, es war mir peinlich, denn solche ’tranceartigen Zustände’, wie Uruha sie liebevoll nannte, traten ziemlich häufig auf. Ich besaß einen Hang dazu mich in meine Überlegungen hineinzusteigern und dann nichts mehr von meiner Umwelt mitzubekommen. Ich war mir sicher, dass über mir die Uni explodieren könnte ohne dass ich es bemerkte. Auch wenn das vielleicht etwas übertreiben war. „Wenn du dich nicht beeilst, dann kommst du noch zu spät. Ich habe jetzt Freistunde, wenn du willst, dann bringe ich dich noch bis zum Vorlesesaal.“ „Wir sind heute in der Küche. Praktische Arbeit...und so.“, stellte ich Uruha richtig, nickte aber schließlich um seine Frage zu beantworten. Ohne Worte machten wir uns auf den Weg. Diese Stille beunruhigte mich, denn normalerweise war mein bester Freund immer am Reden, sei es auch nur, um sich über den schlechten Kaffee hier zu beschweren oder über die neusten Modetrends zu schwadronieren, wovon ich sowieso nichts verstand. Aber das störte ihn eigentlich nie, wenn ich nur stumm zuhörte und hin und wieder nickte. Überlegte er etwa? Ich war mir hundert Prozentig sicher, so ein Phänomen bei ihm noch nie wirklich erlebt zu haben. Außer es ging um ein wirklich ernstes Thema, was allerdings relativ selten vorkam. Uruha hatte generell wenige Probleme. Im Gegensatz zu mir, wo ich doch jede noch so kleine Nichtigkeit zu etwas Großen machte und mir stundenlang darüber den Kopf zermarterte. Was beschäftigte ihn also? „Alles okay, Ruha?“, fragte ich vorsichtig und erhaschte somit seine Aufmerksamkeit. Sein Blick wanderte in meine Richtung und blieb an meinen Augen hängen, betrachtete mich mit einem Anflug von Sorge. Was zur Hölle? „Wieso willst du deinen Geburtstag nie feiern? Ich kann mir kaum vorstellen, dass du nur Angst vor dem Alt werden hast.“ Gut, diese Frage überraschte mich jetzt doch ein wenig. „Denkst du etwa, ich wurde als Kind an meinem Geburtstag mit irgendeinem traumatisierenden Erlebnis konfrontiert?“ Der Gedanke kam mir absurd vor. Meine Kindheit war eine goldene Erinnerung in meinem Leben. Ich hatte fast nie mit irgendetwas kämpfen müssen, aber woher sollte Uruha das auch wissen, schließlich sprach ich nur selten über meine Vergangenheit, da ich mich lieber auf die Gegenwart und Zukunft konzentrierte. Vergangenheit war Vergangenheit und sollte es auch bleiben. „Ich weiß nicht...kann doch sein.“, unsicher wandte der Ältere seinen Kopf wieder ab und sah stur auf den Boden. Irgendwie mochte ich es, wenn er sich Sorgen um mich machte. Es war wie eine Bestätigung, dass er der Mensch in meinem Leben war, dem ich alles erzählen konnte und der mir immer zur Seite stehen und sich um mich kümmern würde. Trotz meiner eigentlich schlechten Laune lächelte ich und legte im Gehen meine Arme um Uruha’s schlanken Oberkörper. Die Gänsehaut ignorierend, die sich seltsamerweise auf meiner Haut ausbreitete, drückte ich hin leicht an mich. „Danke, dass du dich um mich sorgst, aber es ist alles bestens. Damals sowie heute. Ich habe wirklich nur, wie du es so schön ausgerückt hast, etwas Angst vor dem Alt werden. Mich graut es einfach bei der Vorstellung, dass ich irgendwann auf die Hilfe anderer angewiesen sein werde. Mehr nicht.“, sagte ich immer noch lächelnd und drückte ihn noch einmal, bevor ich wieder von ihm abließ. Auch auf seine Lippen hatte sich ein Lächeln gelegt, was zu zuerst erleichtert, doch plötzlich etwas schadenfroh aussah. Skeptisch sah ich zu ihm auf, als er schließlich zu grinsen begann. „Dann steht einer Party ja nichts mehr im Wege!“ „Kou!“ Vollkommen fertig hatte ich es schließlich doch noch zu meinem kleinen Apartment geschafft, nachdem Uruha und Jin mich den restlichen Tag eine Art Hölle hatten durchleben lassen. Eine Hölle bestehend aus Anhänglich- und Niedlichkeit, sowie von etwas übertriebener Körpernähe. Meinem besten Freund schien die Feier wirklich echt wichtig zu sein, sonst hätte er nicht wieder versucht, mich auf seine, bei mir so gefürchtete Art und Weise, umzustimmen. Manchmal konnte man echt meinen, er hätte Interesse an Männern, so ungehemmt wie er sich manchmal an mich ranschmiss. Aber vielleicht machte er das ja auch nur bei mir, schließlich war unsere Beziehung zueinander schon etwas Besonderes. Bei dem Gedanken liefen leichte Schauer meinen Rücken hinunter und bereiteten mir zum wiederholten Male an diesem Tag eine Gänsehaut. Ach verdammt, schon wieder eine dieser verräterischen Körperreaktionen, die auf die meisten Annäherungsversuche Uruha's folgten. Dabei gab es mir echt zu bedenken, dass ich so etwas noch nie bei Rin hatte... Schnell schob ich diese Irritation meinerseits beiseite. Ich hatte keine Lust mich heute noch in irgendetwas hineinzusteigen, somit wieder Unmengen an Schlafenszeit verlor und diese, ob ich es nun wollte oder nicht, beim Unterricht in der Uni nachholte. Wenn es auch manchmal etwas stressig war, wollte ich dennoch etwas lernen und es half nicht sonderlich viel, wenn ich diese kostbare Zeit verpennte. Als ich auf die Uhr sah, merkte ich, dass es ohnehin Zeit war den Computer anzuschalten. Seitdem Rin in Deutschland war und auf drei kleine Kinder aufpasste, unterhielten wir uns fast täglich über Videochat und heute waren wir wieder verabredet. Also fuhr ich meinen heißgeliebten Laptop hoch und ging im Chat gleich online. Gott sei Dank war meine Freundin auch schon dort, so blieb mir die lästige Wartezeit erspart und ich lief nicht erneut Gefahr an Dinge zu denken, die ich nur schwer wieder aus meinen Kopf verbannen konnte. Es waren kaum ein paar Sekunden vergangen, da blinkte der Anrufbutton auf, ich nahm an und hatte augenblicklich Rin’s schönes Gesicht auf dem Bildschirm. In Deutschland war es erst am frühen Vormittag, so um die 11 Uhr, weshalb der Raum, in dem sie sich befand, schon hell von Sonnenstrahlen erleuchtet war, während sich hier die Sonne schon seit einer Weile verabschiedet hatte. „Na.“, begrüßte ich die Brünette lächelnd. Meine Begrüßungen fielen immer etwas wortkarg aus. Warum das so war, wusste keiner von uns. „Hey, Süßer! Ich sehe, bei euch ist es schon dunkel? Ich komme mit den Zeiten immer etwas durcheinander. Hattest du einen schönen Tag?“, plapperte Rin schon fröhlich drauf los und grinste in die Kamera. Als ich ihre Frage richtig aufgenommen hatte, schnaufte ich leise und machte ein wehleidiges Gesicht, was meine Freundin allerdings noch etwas breiter grinsen ließ. Natürlich konnte sie ganz genau erahnen, wie mein Tag abgelaufen war. „Jin und Kouyou sind wieder auf Überzeugungskurs...“, knurrte ich missbilligend, was sie schließlich doch zum Lachen brachte. Fallen sie mir alle in den Rücken...elende Verräter... „Gott, wenn du Uruha bei seinem richtigen Namen nennst, dann muss er dich ja echt nerven.“ „Vom Nerven her ist er ja noch das kleinere Übel. Aber Jin zieht wieder die Schmusenummer ab, also ist er eher der, den ich am liebsten fesseln, knebeln und irgendwo einsperren würde.“ „Sei froh, dass du so tolle Freunde hast, Kai. Und ganz ehrlich! Würde ich in Japan sein, würde ich genauso versuchen dich zum Feiern zu bewegen, wie die Zwei.“ Ich sagte doch, alles Verräter... „Wieso versteht mich eigentlich niemand!“, kam es theatralisch über meine Lippen und ich fühlte mich fast wie Uruha, wenn dieser mal wieder auf Diva machte, um Etwas dramatischer rüberzubringen. Kein Wunder, dass Rin und mein bester Freund sich so gut verstanden. Zwei Mädels unter sich. Oder zumindest ein Mädel und ein Kerl, der aussah, wie eines. „Weil deine Ängste Blödsinn sind, Süßer. Du musst das Leben genießen, solange du noch jung bist! Wenn du dich weiterhin so benimmst wie jetzt, dann wirst du schneller alt als du gucken kannst.“ „Jaja.“ Es hatte doch eh kaum Sinn, Rin zu widersprechen. Sie betrieb immer kleine Psychospielchen mit mir, die mich nicht nur zum Nachdenken, sondern meist auch dazu brachten, meine Meinung zu ändern. Gruselig aber wahr. „Aber erzähl mal! Jin’s Kuschelattacken kenne ich ja wirklich zu genüge, aber Uru zieht seine Nummer ja immer nur dann ab, wenn ihr alleine seid. Du hast mir noch nie gesagt, was er macht.“ „Warum so neugierig?“ Amüsiert hob ich eine Augenbraue und musterte meine Freundin, welche versuchte meinem Blick standzuhalten, dann aber auf ihre Hände sah, die sie auf dem Tisch zusammengefaltet liegen hatte. Sie wusste, dass ich es wusste, aber trotzdem war es ihr immer etwas unangenehm, wenn ich sie direkt darauf ansprach. Sie vergötterte meinen besten Freund. Nicht auf Gefühlsbasis, sondern so, wie man ein Idol vergötterte. Rin beneidete ihn. Um seinen Sinn für Mode, für Make-Up, für Haare und für allen anderen modischen Schnick-Schnack von dem ich nicht wirklich etwas verstand. Ich kannte ein paar Klamottenmarken, aber dort hörte mein Wissen auch schon auf. Doch Rin verstand Uruha, und sie wollte etwas so sein wie er. Irgendwie bereite mir der Gedanke, dass sie so auf ihn abfuhr, Bauchschmerzen. Ich wollte nicht sagen, dass ich eifersüchtig war. Vielleicht nur ein bisschen. Doch dieses Gefühl, was mir immer wieder den Magen zuschnürte, wenn ich daran dachte, dass Uruha vielleicht lieber mit Rin redete, als mit mir, gehörte zu denen, die ich einfach nicht zuordnen konnte. Und warum war ich überhaupt auf Rin eifersüchtig? Logisch wäre es eher, wenn Uruha derjenige wäre, der mir in dem Falle ein Dorn im Auge war. Und wieder lief hier etwas grundsätzlich falsch. „Vergiss es, ich brauche es gar nicht zu wissen.", erregte Rin wieder meine Aufmerksamkeit, doch als ich sie ansah, war ihr Blick traurig, dennoch trug sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Was war denn jetzt kaputt? Eben noch voller Elan und Neugierde und jetzt auf einmal so...niedergeschlagen? „Ist alles in Ordnung, Rin?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein... Nein, Kai hier ist gar nichts in Ordnung. Wieso machen wir das?" „Was machen wir?" Okay, jetzt war ich verwirrt. Wovon redete sie? Manchmal war sie echt ein wandelndes Rätsel, das man kaum lösen konnte. Aber was hieß hier manchmal. Es gab oft, sogar sehr oft, Momente, wo ihre Laune auf einmal umschlug, und sie Dinge zu sagen begann, auf die ich keinen Reim wusste. „Wieso sind wir zusammen? Das tut uns beiden nicht gut, aber anscheinend bemerke das nur ich." „Rin, rede bitte Klartext! Ich verstehe nicht was du meinst. Warum sollten wir nicht zusammen sein?" Ich sah, wie Rin tief Luft holte, als würde es ihr schwer fallen weiter zu reden. Schließlich richteten ihr Augen sich in Richtung Kamera, sodass ich das Gefühl hatte, sie würde mich direkt ansehen, mich geradezu mit ihren Blicken durchbohren. „Du liebst mich nicht, Kai." Mein Herz stoppte für einen Moment. Mein ganzer Körper schien sich in eine Art Schockstarre zu versetzten. Ich...was? Als Rin weiter sprach, kam mir ihre Stimme so verdammt weit entfernt vor und doch verstand ich jedes Wort klar und deutlich. „Du liebst mich nicht, zumindest nicht so wie ich dich. Ist es dir denn noch nie aufgefallen? Du nennst mich nie ’Schatz’ oder ’Süße’. Du hast mir noch nie gesagt, was du für mich empfindest. Wir sind in unserer Beziehung nie weiter gekommen als Küssen. Dabei wäre ich so gerne weiter gegangen. Ich weiß, dass du liebst, Kai. Das ist mehr als offensichtlich. Nur leider bin nicht ich es, die mit deiner Liebe gesegnet ist." Langsam erwachte mein Körper wieder. Er fühlte sich taub an, als hätte Rin mir mit ihren Worten jegliches Gefühl aus den Gliedern gesaugt. Und das Schlimmste war: Jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, bemerkte ich, dass sie richtig lag. Ich verspürte bei ihr nichts. Keine Schmetterlinge im Bauch, kein Kribbeln auf den Lippen, wenn wir uns geküsst hatten. Alles war immer von ihr ausgegangen, ich war nie auf die Idee gekommen, ihr die Arme um die Hüfte zu legen und unsere Münder aufeinander treffen zu lassen. Aber wieso? Wieso merkte ich das erst jetzt? Und wieso, hatte Rin nie früher etwas gesagt? „Wen?", brachte ich mit zittriger Stimme über die Lippen. Noch immer hatte ich keine wirkliche Kontrolle über meinen Körper. Wen liebte ich? Und warum wusste ich es nicht selbst? Das war einfach vollkommen absurd! „Kai, wieso bist du nur so naiv?", Rin lachte leise, aber es klang keines Falls fröhlich. Es hörte sich eher so an, als wäre sie kurz davor zu weinen. Ich ertrug es eigentlich nicht sie so zu sehen, aber meine ganze Konzentration galt dem, was sie sagte. Was sie gleich sagen würde. „...Kouyou...." °~°~°~°~° Sooo~ das war nun das erste Kapitel und ich hoffe, dass es Lust auf mehr gemacht hat ^^ Und ich hoffe ebenfalls, dass meine große Angst, es könnte dir, Onee-san, nicht gefallen, unbegründet ist >-< Naja, ich bin eigentlich relativ zufrieden und habe auf jeden Fall vor, diese FF zu beenden. Wenn es gut kommt, dann schaffe ich das noch vor September, wo meine Sommerferien aufhören. Bestimmt werde ich in den Ferien öfters zum schreiben kommen :3 Wahnsinnig lang wird die FF sowieso nicht werden. Ich habe 8 Kapitel und zwei Zusatzkapitel geplant. Ist also nicht so viel :) Bis zum nächsten Kapitel dann! (^o^)つ LG Teiko^^ Kapitel 2: 計画 ~Plan~ -------------------- Ich hatte sie abgewürgt. Nachdem Uruha’s Name gefallen war, hatte mein Körper wie von alleine reagiert und den Computer kurzerhand ausgeschaltet. Ich wusste nicht, warum ich das getan hatte. Irgendetwas in meinem Gehirn hatte für kurze Zeit ausgesetzt, mein Herz hatte fast sofort damit angefangen, hart gegen meine Brust zu hämmern und ich hatte kurzweilig das Gefühl gehabt, einer Ohnmacht nahe zu sein, so schnell war das Blut durch meine Adern geflossen. Nur ich konnte mir wirklich beim besten Willen nicht erklären, warum ich so impulsiv reagiert hatte, denn das war normalerweise Jin’s Art und nicht meine. Unruhig wälzte ich mich auf die andere Seite meines Bettes und drückte dort mein Gesicht in die Bettdecke, die ich bis zum Kopf hochgezogen hatte, als würde sie mich vor weiteren bösen Gedanken beschützen können. Mittlerweile war es fast Mitternacht und ich hatte es immer noch nicht geschafft, auch nur für einen kurzen Moment, ein Auge zu zutun. Na super...da nahm man sich schon vor, sich über nichts Sorgen zu machen, um eine ruhige Nacht, fröhlich im Land der Träume, verbringen zu können, und dann das! Diesen Tag konnte man getrost in die nächste Tonne kicken. Einfach aus dem Leben streichen, alle Beteiligten und sich selbst einer Gehirnwäsche unterziehen und so tun, als wäre nie etwas gewesen. 

Wie kam Rin überhaupt auf die vollkommen bescheuerte Idee, ich wäre ernsthaft an meinem besten Freund interessiert. An meinen heterosexuellen, besten Freund, wohl bemerkt! Das war doch absurd! Okay, es mochte ja vielleicht wahr sein, dass ich keine Gefühle für Rin hegte, die über eine gute Freundschaft hinausgingen. Ich konnte mit ihr reden, ich war mir sogar sicher, dass ich ihr wirklich alles anvertrauen konnte, aber ich hatte mir nie vorgestellt, wie es wäre, in unserer Beziehung weiter zu gehen, als hin und wieder ein paar Küsschen. Wie es wäre mit Rin...zu schlafen. Gott! Wie zur Hölle war es möglich, dass mir allein dieser Gedanke vollkommen abwegig vorkam? Ich fand daran nichts reizvolles. Nichts, was mich...erregen würde. Aber das musste doch nicht gleich heißen, dass ich nicht auf Frauen stand und schwul war! Ja gut, ich musste zugeben, dass Uruha verdammt hübsch war, aber fand das nicht jeder normaldenkende Mensch? Ich hatte mich ohnehin nie groß mit dem Thema beschäftigt. Selbst dann nicht, als Jin und Aoi ihre Vorliebe zum gleichen Geschlecht bekannt gegeben haben. Es hatte mich schlicht und weg nie interessiert, solange die Zwei damit glücklich waren, war ich auch zufrieden und brauchte keine Bücher über Homosexualität zu durchforsten oder mich tiefgehender damit beschäftigen. Warum auch? Ich hatte eine Freundin, war mehr oder weniger glücklich mit ihr und lebte ansonsten ein wunderbares, weitgehend sorgenfreies Leben. Und das sollte jetzt vorbei sein? Nur weil meine Freundin der banalen Annahme war, ich würde mich nicht zu ihr, sondern zu Uruha, einem Mann, hingezogen fühlen? Und überhaupt, wie kam sie ausgerechnet auf Uruha?!? Hatte sie das denn unbedingt so spezifizieren müssen?! Wieder wurde meine aktuelle Haltung ungemütlich und ich drehte mich ruckartig auf den Bauch, presste mein Gesicht in mein Kissen, biss leicht in den Stoffbezug und schrie meine Verzweiflung in das, eigentlich unschuldige, Kissen hinein. In meinem Kopf arbeitete es unermüdlich, ich hatte das Gefühl, jedes einzelne Rädchen wie in einem Uhrenwerk eindeutig klacken zu hören und sie ließen mir einfach keine Pause, um klar, und vor Allem vernünftig, denken zu können. Vielleicht half es, wenn ich mir einredete, dass Alle um mich herum Idioten waren, die mich nicht mal ansatzweise kannten und sich so auch kein Urteil über mich erlauben konnten. Eine schöne Vorstellung war es jedenfalls. Dann würde ich wenigstens ein bisschen Zeit zum Schlafen haben und könnte mir dann morgen in der Uni weiter das Hirn zermartern. Eigentlich wirklich keine schlechte Idee, nur leider machte mir das Vibrieren meines Handys, was neben mir auf dem Nachttisch lag, dreist einen Strich durch die Rechnung und ich war nun wirklich nicht mehr in der Lage, diesen aufdringlichen Ton zu ignorieren. Soviel zu meinen ’Stahlnerven’, danke Rui. Mit genervt zusammengezogenen Augenbrauen fischte ich blind, da mein Gesicht immer noch in den Kissen vergraben war, nach meinem Mobiltelefon und starrte, als ich es endlich in der Hand hatte, auf das viel zu helle Display. Eine Nachricht von Rin...Ein Teil in mir schrie, die SMS sofort zu löschen und aus meinem Gedächtnis zu streichen, doch der erwachsene Teil in mir obsiegte natürlich und ließ mich die Nachricht doch ansehen. Schlimmer konnte es ja eh nicht mehr kommen... Falls ich dich wecke, tut es mir Leid, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du immer noch nicht schläfst...Sorry, dass ich dich so damit überrollt habe, aber ich konnte es nicht weiter mit ansehen, wie du dich dazu zwingst mich zu lieben und eigentlich nur Augen für Kouyou hast. Ich liebe dich wirklich sehr und gerade deshalb weiß ich, dass es besser ist, Schluss zu machen. Kümmere dich lieber darum, Kouyou zu erobern. Rin Oh. Na. Toll. Da ging es mir natürlich gleich viel besser. 
Bevor ich das Handy fast schon brutal zurück auf den Tisch knallte, warf ich noch einen flüchtigen Blick auf die Uhr, um zu sehen, wie viel potentielle Schlafenszeit mir noch blieb...Schon nach Mitternacht... Herzlichen Glückwunsch zum Zwanzigsten, Kai! Und zur Feier des Tages gibt es eine frische Trennung von deiner viel zu lieben und zerbrechlichen Freundin Rin, die jetzt irgendwo am anderen Ende der Welt unter Tränen auf kleine Kinder aufpasst, weil du Flachzange sie nicht liebst. Wir sind froh, dass es dich gibt und jetzt darfst du deine Kerzen ausblasen und dir was wünschen! *YAY* In meinem Kopf hörte sich das alles so furchtbar sarkastisch und auf eine skurrile Weise schon fast zynisch an, dass ich bitter lächeln musste. Ich hatte immer gedacht, dass mein Geburtstag nie schlimmer werden konnte, als in diesem Jahr, wo ich am Morgen mit einem Filmriss in meiner fast komplett zerlegten Wohnung aufgewacht war und Aoi und Jin, bei genauerer Inspizierung des Trümmerfelds, fummelnd, halb nackt und immer noch betrunken in meiner Badewanne erwischt hatte. Vielleicht waren sie auch bekifft gewesen, oder beides zusammen. Zumindest würde ich ihnen beides ohne mit der Wimper zu zucken zutrauen. Und dabei sollte man meinen, dass gerade die Zwei, als Medizinstudenten, die Finger von zu viel Alkohol und Drogen lassen würden. Spätestens da hatte ich das Trauma erleiden müssen, von dem Uruha gestern befürchtet hatte. Allerdings kam mein Geburtstag mir jetzt noch um einiges schlimmer vor. Viel intensiver, was vielleicht auch daran lag, dass ich direkt betroffen war und ich kein Blackout durch zu viel gesundheitsschädliches Zeugs hatte. Am Besten, ich erstellte schnell eine kleine Zusammenfassung und anschließend ein Fazit des Abends und ließ die Sache dann wenigstens für die nächsten Stunden fallen, in denen ich dann hoffentlich endlich meine Ruhe finden würde. 
Also gut: 1. Rin hatte mit mir Schluss gemacht (an meinem Geburtstag). 2. Rin hatte aus purer Selbstlosigkeit mit mir Schluss gemacht (also war ich im Endeffekt Schuld.) 3. Ich hatte Rin eher ungewollt das Herz zerbrochen...zerquetscht...zerstochen...ich war brutalst drauf herum getrampelt. 4. Rin war der festen Überzeugung, ich sei schwul. 5. Laut Rin, stand ich auf Uruha. Meinen besten, und nicht zu vergessen, heterosexuellen Freund. 6. Ich hatte wahnsinnige Schuldgefühle und war verwirrt. 7. Ich hatte, verdammt noch mal, Geburtstag! Fazit: Kurz und bündig. Der letzte Dreck. Nach dieser Eingebung, hatte ich es dann doch geschafft endlich ein wenig zu schlafen. Oder zumindest zu dösen, denn Schlafen konnte man dieses Rumgerolle im Halbschlaf nicht nennen. Am Morgen war mein Bett vollkommen zerwühlt gewesen, doch ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, es wieder in Ordnung zu bringen, sondern war gleich duschen und mich fertig machen gegangen, da ich sowieso nicht sonderlich viel Zeit mehr hatte. Mit den Nerven vollkommen am Ende kam ich wie durch Zauberhand an der Uni an, war im ersten Moment noch froh, dass ich es geschafft hatte, auf dem Weg hier hin, nicht vor eine U-Bahn oder ein Auto zu laufen, doch im zweiten Moment wünschte ich mir, dass eben das passiert wäre. Wie sollte ich mich denn jetzt verhalten? Ich kann doch nicht so tun, als wäre alles Friede Freude Eierkuchen und als hätte ich keine Sorgen, die mein Leben tonnenschwer erscheinen ließen. Ich hatte schlecht geschlafen, sah sicherlich auch genauso aus, und ich hatte Geburtstag. Zwei Gründe, weshalb mich meine Freunde heute wohl kaum in Ruhe lassen würden. Warum konnte es nicht einfach Wochenende sein, an dem ich mich in meinem Zimmer verkriechen und die neuste und schwerste Information im Leben in Ruhe verdauen konnte. Ohne Freunde, die ,Happy-Birthday-singend, Konfetti durch die Luft werfend und mit Geschenken vor meiner Nase rumwedelnd, meine Nerven strapazierten konnten. Und nebenbei werden sie auch noch fragen, ob alles in Ordnung sei und warum meine Augenringe so dunkel wären, wie Aoi's und Manabu's Haare zusammen. Sollten Menschen an ihrem Geburtstag nicht mit viel mehr Elan in den Tag starten? Warum musste ich eine Ausnahme sein? Deprimiert schlurfte ich die Treppe hinauf in das riesige Gebäude und hatte prompt ein kleines Etwas namens Jin um den Hals hängen, welches mir fröhlich die ersten Glückwünsche des Tages ins Ohr quietschte. Aber -oh Wunder- Aoi war, im Gegensatz zu gestern, in der Lage seinen besten Freund im Zaum zu halten und zerrte Jin von mir weg. Allerdings konnte ich die neu gewonnene Freiheit nicht lange genießen, denn schon umarmten mich auch die Anderen, Aoi eingeschlossen, der Reihe nach und wünschten mir alles Gute. Naja, alles Gute konnte ich bei meinem aktuellen Gefühlschaos irgendwie schon gebrauchen. Also: ,,Danke, Leute.", flüsterte ich, nun doch leicht lächelnd. Süß waren meine Freunde ja schon irgendwie. Ungläubig segelte Jin's Kinnlade gen Boden und seine Augen weiteten sich (als ob sie nicht schon groß und kindlich genug wären) ein Stück, während er aufgebracht mit seiner Hand vor Rui's Gesicht herum wedelte, welcher sie mit einem gekonnten Griff davon abhielt, ihm später noch ungestüm ins Gesicht zu klatschen. ,,Kai hat gelächelt! An seinem Geburtstag! Also, jetzt bin ich baff! Kann der Tag denn noch besser werden?!", lachte Jin fröhlich, nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, und fiel mir erneut um den Hals. ,,Ist gut, Jin-chan." Leicht pattete ich seinen blonden Haarschopf. Aus irgendeinem Grund, war ich im Moment vollkommen entspannt. Vielleicht lag es daran, dass sie mich nicht gleich mit Geschenken und Plänen für den Tag überhäuft, sondern mir lediglich gratuliert und mich umarmt hatten. Und wer wurde schon nicht gerne beglückwünscht? Oder es lag daran, dass ich Uruha nirgends sehen konnte. So hatte ich keinen Grund, mir den Kopf zu zerbrechen, sondern konnte Rin's Worte einfacg mal vergessen und alle Last von mir abfallen lassen. Und es tat verdammt gut. ,,Happy Birthday, too you.", hauchte mir plötzlich eine dunkle Stimme ins Ohr und just war meine Entspannung entschwunden und purer Anspannung gewichen. Ich fühlte Uruha's Körper hinter mir, diese Wärme auf meinem Rücken und seinen gleichmäßigen Atem auf meiner Haut. Sofort schoss mir Rin's Vermutung, obwohl es eher eine Feststellung war, wieder in den Kopf und der schöne Teil des Tages schien schon vorbei zu sein. Ade, ihr kurzweiligen Glücksgefühle! Hab euch lieb gehabt! Uruha's Lippen streiften leicht mein Ohr und ich fragte mich ernsthaft, ob er immer noch auf Überredungskurs war und warum die Stelle, an der sein Mund meine Haut berührt hatte, so furchtbar angenehm kribbelte. Verzweifelt suchte mein Blick den von Rui, welcher mich ruhig musterte, als versuchte er etwas an mir zu finden. Ich wusste, dass Rui sehr einfühlsam war und hoffte inständig, dass er nicht auch auf die selbe, irrsinnige Idee kam, wie Rin. Ich war nicht in Uruha verliebt, verdammt noch mal! Ich war hetero! Und daran würde sich nichts ändern. ,,Hab ich dich etwa erschreckt?", fragte Uruha schuldbewusst, was gar nicht falscher hätte klingen können, löste sich von meiner Kehrseite -Gott ich danke dir!- und stellte sich vor mich, die Arme ausgebreitet. ,,Oder warum bist du zur Salzsäule erstarrt? Na komm schon! Lass dich von deinem besten Freund zum Geburtstag knuddeln!" NEIN! Nein, bitte nicht noch mehr Körperkontakt, der zu Reaktionen meinerseits führte, die ich nicht wahrhaben wollte! Bitte verschone mich! Doch natürlich wurden meine Stoßgebete missachtet und ich fand mich keine Sekunde später in der kräftigen Umarmung Uruha's, an seine Brust gepresst, wieder. Mein Gesicht lag in seiner Halsbeuge und ich wäre beinahe lieber erstickt, als diesen süßen, leicht blumigen Geruch seiner Haut einzuatmen. Sollte ich Bedenken haben, dass er ein Frauenparfüm trägt? Nein, lieber nicht. Er studiert schließlich auch Design und weiß über Mode und Schminke mehr bescheid als so manche Frau, also geht wohl auch dieses Parfüm klar. Außerdem passt es ja irgendwie auch zu ihm. Um nicht den Anschein zu erwecken, dass mit mir wirklich etwas nicht in Ordnung war, legte ich meine Arme auch um Uruha's Brustkorb und drückte ihn leicht an mich. Schließlich war er mir immer noch sehr wichtig und es wäre recht seltsam gewesen, wenn ich ihn nicht zurück umarmen würde. Außerdem hatte Jin damit angefangen komisch zu gucken, als ich wie paralysiert in die Gegend gestarrt hatte. Aufsehen zu erregen war echt nicht mein Ziel. ,,Die Stunde fängt gleich an, also löst euch von einander und wir treffen uns in der Pause!", verkündete Aoi nach einem Blick auf die Uhr und prompt schwirrten alle auseinander und auch Uruha ging, nachdem er mir nochmal durch die Haare gewuschelt hatte -Idiot-, in Richtung seines Raumes. Hö? Keine Vorschläge, wie ihr mich heute foltern könntet? Keine glitzernden Jin-Augen, wenn er mir erzählte, was sie vorhatten? Rein gar nichts? War ich im falschen Film gelandet, oder was war hier los? Was hatten diese fünf Hochstapler mit meinen Freunden gemacht??? Nun doch hochgradig verwirrt und durch Uruha's Körpernähe noch etwas benebelt, bewegte ich mich in die Richtung meines Vorlesesaals. Moment! Ich war nicht benebelt durch seine Körpernähe, er hatte einfach zu fest gedrückt und jetzt waren meine Glieder taub! So hört sich das doch gleich viel besser an. Vollkommen perplex stand ich vor dem leeren Tisch. Vor unserem leeren Tisch. Den Tisch, den meine Freunde und ich zu jeder Pause besetzten und nie, wirklich nie, jemanden fremdes erlaubten, sich auf unsere heiligen Bänke zu setzten und unsere heilige Tischplatte mit seinem Fraß zu entweihen. Okay, dass war lediglich Jin's Ansicht, denn der Kleine würde wohl eher sterben, als diesen Platz freizugeben und die anderen Studenten machten geflissentlich immer einen großen Bogen um uns, wenn Jin ebenfalls am Tisch saß, da dieser zu einem blondhaarigen Monster mutieren konnte. Aoi und Rui hatten schon überlegt, ob sie ihn vorsichtshalber zu einem Psychologen bringen sollten, denn diese Besitzansprüche waren echt nicht mehr normal. Und gerade deshalb schockierte es mich zutiefst, dass nicht mal Jin hier war, um unser/sein Territorium zu verteidigen. ,,Hey, Kai! Ist euer Tisch heute frei?", hörte ich in meinem Dämmerzustand jemanden neben mir sagen. Doch irgendwie brachte ich es noch nicht über mich, meinen Blick von meinen nicht anwesenden Freunden loszureißen. ,,Ich glaube, er hat dich nicht gehört, Saga.", kicherte eine zweite Stimme und eine Hand wedelte vor meinen Augen hin und her, was mich dann doch erwachen ließ. Neben mir standen Shou, Saga und Hiroto, wobei ich eigentlich nur Saga wirklich kannte, da dieser ein guter Freund von Uruha war. Normalerweise waren sie zu Fünft, doch Tora und Nao schienen sich heute ebenfalls Zeit zu lassen, genau wie meine Freunde. ,,Wieder unter den Lebenden?", grinste Shou mich an und ich nickte als Anwort leicht, was dann auch die leichte Sorge aus Hiroto's Augen verschwinden ließ. War ich etwa so weggetreten gewesen, dass man sich Sorgen um mich machen musste? Vielleicht sollte ich mal zum Psychologen gehen. ,,Also? Ist euer Tisch heute frei? Ist die kleine, knuffige Bestie nicht da?", fragte Saga erneut und legte seinen Arm um die Hüfte von Shou, welcher sich leicht an ihn lehnte. Waren die Beiden etwa...? Verdammt, jetzt muss ich wieder an Uruha denken! ,,Kai!" ,,Ähm, ja. Ja, ich glaube schon.", stammelte ich erschrocken, stolperte schließlich langsam in Richtung Tür, als die Drei sich bedankten. ,,Ach, übrigens alles Liebe zum Zwanzigsten!", rief Saga mir hinterher, worauf hin mir auch Shou und Hiroto gratulierten. Vielleicht sollte ich meine Symphatie für Saga noch einmal überdenken, denn, Glückwünsche schön und gut, er hatte mich auf mein Alter aufmerksam gemacht. Unsensibler Idiot. Sollte froh sein, dass ich in Eile und etwas durch den Wind war, sonst wäre ich ihm wahrscheinlich noch an die Kehle gesprungen. Aber jetzt war es eben wichtiger meine verschollenen Freunde ausfindig zu machen. Das stellte sich dann allerdings doch leichter raus als gedacht, denn ich bemerkte Manabu, welcher an einem Kaffee nippend, an eine Säule gelehnt stand und auf den Boden vor sich starrte. ,,Ma-chan!", machte ich ihn auf mich aufmerksam, worauf er nur leicht lächelte, sich aber plötzlich eiligen Schrittes auf den Weg Richtung Ausgang machte. Ähm, hallo!?! Er hatte mich sehr wohl bemerkt, dann konnte er doch nicht einfach so tun, als wäre ich nur Luft! Zumal das überhaupt nicht Manabu's Art war. Immer wieder seinen Namen rufend und dass er gefälligst stehen bleiben sollte, lief ich ihm durch den fast leeren Flur hinterher, worauf er seine Schritte beschleunigte, damit ich ihn nicht einholte. Na, das war doch wohl die Höhe! Was wurde hier gespielt und wieso? ,,Manabu!" Schnell schlüpfte der Schwarzhaarige durch die Eingangstür und ich zögerte kurz, ehe ich ihm folgte. Eigentlich war es verboten wärend der Unterrichtszeiten das Unigelände zu verlassen und auch, wenn es zur Pause erlaubt war, war diese nicht mehr lang genug, als dass es sich lohnen würde schnell noch frische Luft zu schnappen. Was also wollte Manabu dort draußen, zumal vor allem er sich immer hütete, auch nur gegen die kleinste Regel zu verstoßen? Irgendwas ging hier wirklich mächtig schief und auch wenn ich noch nicht wusste was, würde ich es wohl sehr bald herausfinden, denn Manabu stiegt gerade in ein Auto ein, welches ich als Rui's "Baby" erkennen konnte. Also waren die Anderen, oder zumindest Rui, auch da, was mein Unbehagen gegenüber der Situation allerdings kein Stück beruhigte. Was konnte es schon Gutes bedeuten, dass meine Freunde alle zusammen gequetscht in Rui's, nicht gerade großem, Auto vor dem Unigelände auf mich warteten? Genau, nichts! Dennoch riss ich aufgebracht die Beifahrertür auf und starrte in Rui's strahlendes Gesicht. ,,Hey.", flötete er amüsiert, was mir noch mehr Sorgen bereitete. ,,Was zur Hölle soll das?", zischte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen und sah der Reihe nach jeder Person ins Gesicht, die sich in diesem Wagen befand. Wieder mal fehlte nur Uruha, doch die anderen Drei saßen allesamt, genauso strahlend wie Rui, auf der Rückbank. ,,Steig ein, dann wirst du es gleich wissen.", erklärte Rui und deutete auf den Beifahrersitz, worauf ich mich auch gleich nieder ließ. ,,Ihr wisst schon, dass wir hierfür ziemlich Ärger bekommen werden?", gab ich meine Zweifel an der Aktion kund, als Rui den Wagen startete. „Ach, wir haben das geklärt, keine Angst.", wank Jin zwinkernd ab und legte seinen Kopf auf die Schulter von Aoi, welcher interessiert auf die vorbeirauschenden Häuser starrte. „Was?" „Wir sind alle krank. Haben uns gegenseitig angesteckt." „Und das hat man euch geglaubt?", hakte ich skeptisch nach, vernahm darauf ein leises, unterdrücktes Kichern von Jin und Aoi und ein schuldbewussten Seufzer von Manabu. Also hatte sie irgendetwas angestellt. „Wenn man eine Mutter hat, welche dich sehr gerne hat und mit körperlichen Reizen, sowie einer vollen Tasche dem Direx den Kopf verdreht, dann schon.", prustete Jin los, worauf Manabu seinen Kopf gegen die Schreibe hämmerte. „Wehe Einer erzählt das weiter!", jammerte er gequält und vergrub das Gesicht in den Händen. Oh mein Gott... „Deine Mutter hat den Direktor bestochen?!?“ „Jaaa.", gab Manabu immer noch wehleidig von sich. Ihm schien die Sache wirklich unangenehm zu sein. „Sie meinte, für so einen tollen Jungen, wie dich, kann man sein Geld ruhig mal für etwas illegales verwenden." Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Manabu's Mutter und ihre Großzügigkeit in allen Ehren, aber das war verrückt. Und die Vorstellung unglaublich seltsam, wenn nicht schon fast abstoßend. Diese Frau, die sich für ihr Alter wirklich gut gehalten hatte, und unser alter Direktor?? No Way! Die neugewonnenen Informationen erst mal verdauend, blockte ich jeden weiteren Redeversuch an mich ab und betrachtete, mit der Stirn an die kühle Scheibe gelegt, das an uns vorbei ziehende Tokyo. Es war mir immer noch schleierhaft, was die Vier vorhatten und außerdem wollte ich wissen, wo Uruha war. Normalerweise fehlte er nie, wenn Jin und Aoi irgendwelchen Mist verzapften. Nein, er half sogar noch fröhlich mit und war am Ende, ob seines Mutes, stolz wie Oskar. Also warum war er nun nicht da? Sollte ich mir Sorgen machen? Oder war das nur wieder ein Fall seiner regelmäßigen Verspätungen? Oder gehörte seine Abwesenheit vielleicht sogar zum Plan? Ach verdammt, was zum Henker wurde hier gespielt?!? Ab heute war es offiziell: Ich hasste Überraschungen. Finster starrte ich weiter aus dem Fenster und versuchte anhand der Gebäude, die viel zu schnell vorbei zogen, zu erkennen, wo wir waren. Aber keine Chance. Ich meinte zwar, dass ich in dieser Gegend schon mal gewesen war, aber das dann anscheinend so selten, dass mein Gehirn nicht in der Lage war, irgendwelche Informationen hervor zu kramen. „Jetzt sagt schon, wo wir sind!", meckerte ich lautstark gegen das inzwischen laut aufgedrehte Radio an, welches auch gleich von Rui leiser geschaltet wurde. „Wir sind gleich da. Also gedulde dich noch ein bisschen." „Ich will mich aber nicht gedulden! Ich habe euch von Anfang an gesagt, dass ich keine Lust habe, irgendetwas an meinem Geburtstag zu unternehmen! Warum seid ihr nur so erpicht darauf, euch gegen mich zu stellen und mich zu irgendwelchen Unternehmungen zu nötigen!?", pfefferte ich Rui wütend ins Gesicht, auch wenn das an alle hier gerichtet war, und dieser sah mich kurz erschrocken aus dem Augenwinkel an, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte und leicht lächelte. „Wir wollen doch nur das Beste für dich.", sagte Manabu leise und eigentlich hätte ich ihn jetzt mit einem bösen Blick bestrafen müssen, doch bei ihm brachte ich es einfach nicht übers Herz. Manabu war ein viel zu zartes Persönchen, als dass er bösen Blicken standhalten könnte. Dann hätte ich nicht nur ein eingeschüchtertes und verunsichertes Ma-chan, sondern auch einen angepissten Rui, welcher es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Manabu vor solchen Menschen zu beschützen. Also beließ ich es dabei, schnaubte nur kurz meine Wut hinaus und strafte meine Freunde erneut mit purer Ignoranz. Doch das musste ich nicht lange durchziehen, denn kaum fünf Minuten später, hielten wir und ich sah mich neugierig um, ehe mir perplex der Mund offen stehen blieb, als ich erkannte, wo ich hin verschleppt worden war. „Das "Golden Crystal"? Der Laden, wo Uruha arbeitet? Warum schleppt ihr mich zu einem Hostclub?!?", quietschte ich entsetzt, denn ich wusste beim besten Willen nicht, was ich davon halten sollte. Schlagartig kamen Bilder in meinem Kopf auf. Bilder von Uruha, in feinster Hostmontur, wie er mit mir an einem der Tische in diesem eleganten Etablissement saß. Einen Arm um meine Schulter gelegt, ein Glas Champagner in der anderen Hand, beugte er sich langsam, mit einem Grinsen auf den Lippen, zu mir hinunter und... „Bist du etwa schon wieder weggetreten?", riss Aoi's mahnende Stimme mich aus meinen wirren Gedanken und ich schüttelte energisch den Kopf. Ich durfte nie wieder so einen Schwachsinn denken. Nie wieder! Es war absurd und vollkommen ausgeschlossen, dass das jemals passieren würde. Uruha war hetero. Ich war hetero. Es würde niemals einen Grund geben, der zu diesem Szenario führen könnte. Nie-mals. „Also warum bringt ihr mich hier her?", fragte ich erneut, nachdem ich aus dem Wagen ausgestiegen war und den Anderen über den kleinen Parkplatz, hin zum Eingang des "Golden Crystal" folgte. Einmal nur hatte ich dieses Gebäude bis jetzt betreten und vorher war ich nie auf die Idee gekommen, einem Hostclub zu nahe zu kommen. Doch Uruha hatte schon immer Host werden wollen, und dass er die Chance bekommen hatte, in einem Club wie dem "Golden Crystal" zu arbeiten, war eine große Ehre für ihn. Als er uns damals von der Neuigkeit berichtet hatte, war er den Tränen nah gewesen und war gleichzeitig so hibbelig vor Freude geworden, dass wir alle schon gedacht hatten, Jin's Geist wäre auf ihn hinüber gesprungen oder sowas. Und dann hatte Uruha uns unbedingt seine neue Arbeitsumgebung zeigen müssen. Durch eine mit roten Samtvorhängen verdeckte Glastür, traten wir in einen, von kleinen Kronleuchtern erhellten, Flur ein, welcher ebenfalls mit rotem Samtteppich ausgestattet war. An einer Tür uns gegenüber stand ein vornehm gekleideter Herr an einem Tresen und trat nun freundlich lächelnd auf uns zu. ,,Guten Tag, die Herren. Wie kann ich ihnen behilflich sein?", sprach er mit angenehm tiefer Stimme in höflichster Manier und verbäugte sich leicht vor uns, was wir alle schnell erwiderten. „Wir haben einen Tisch reserviert. Auf den Namen Shiroyama.", sagte Aoi nach der Begrüßung und folgte dem Mann, welcher ihn zum Tresen winkte, wo Aoi in einem Buch unterschreiben musste. Nachdem das erledigt worden war, bat der Herr uns einzutreten. Es wunderte mich ein wenig, wie selbstverständlich Aoi das alles handhabte. Als wäre er schon öfters in einem Hostclub dieses Kaliebers gewesen. Eine komische Vorstellung. Wir traten in einen großen, rundlichen Raum ein, in dessen Mitte sich eine leicht beleuchtete Bar befand, an der ein ebenfalls sehr seriös wirkender Mann eifrig Getränke mixte und sie anderen Männern, und auch Frauen, in die Hand gab. Diese gingen dann zu den Tischen, welche in Nischen in die Wand eingelassen und von einer langen, gepolsterten Bank umgeben waren, an denen mehrere Frauen und Männer saßen. Sprachlos sah ich mich um, denn der Club kam mir eher vor wie ein Nobelrestaurant der besonderen Art und nicht wie ein Hostclub. Uruha musste hier ja eine Menge Geld verdienen. Ich war wohl von meiner Umgebung so verblüfft gewesen, dass ich, ohne es zu merken, stehen geblieben war, denn Aoi packte mich am Handgelenk und zog mich leicht hinter sich her zu einem Tisch, wo gerade ein kleines 'Reserviert-Schild' weggenommen wurde. Immer noch vollkommen baff, ließ ich mich in die weichen Polster fallen. Wenn man sich so umsah, wie adrett hier manche gekleidet waren, konnte man sich fast schon ein bisschen schäbig vorkommen, so in ganz normalen Alltagsklamotten. „Schick hier, oder?", grinste Aoi, worauf ich nur nickte, denn ich war immer noch nicht in der Lage ein Wort rauszubringen. „Der Laden ist wirklich gut und gehört zu den Besten seiner Art. Du kannst dich hier von jedem Typ Frau oder Mann bedienen lassen. Es gibt sowas wie eine Speisekarte, wo du dir einen Host aussuchen kannst, der den Abend für dich verantwortlich sein soll. Sofern er oder sie frei ist.", erklärte der Schwarzhaarige weiter und bestätigte damit meine Vermutung, dass er wohl nicht nur einmal hier zu Gast gewesen war. „Das ist ja schön und gut, aber ihr habt mir immer noch nicht erklärt, was das hier alles soll. Man geht doch nicht einfach mal so in einen der besten Hostclubs der Stadt und wirft dabei noch eine Menge Kohle raus.", fand ich endlich meine Sprache wieder und betrachtete meine Freunde der Reihe nach neugierig, welche sich verschwörerische Blicke zuwarfen, ehe sie alle grinsten. „Wir haben einen Plan erstellt. Für das ganze Wochenende. Jeder von uns hat sich ein Ziel ausgesucht, zu dem wir dich mitschleppen werden und immer derjenige bezahlt, der sich für den Spaß entschieden hat. Und der Hostclub ist unsere erste Station. Du kannst dich hier mal richtig verwöhnen lassen und musst noch nicht mal dafür bezahlen." Okay, das war ja an sich eine nette Idee, auch wenn mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, dass andere für mich bezahlten. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir uns hier in einem Hostclub befanden und ich mich reichlich unwohl dabei fühlte, hier von einer hübschen Dame bedient und verwöhnt zu werden, für die Geld hingeblättert wurde. Das ist ja schon fast wie in einem Bordell. „Und wer hatte die Idee und bezahlt den ganzen Spaß?" „Ich." Erschrocken starrte ich zu der Lautquelle, welche vor Scham schon fast im Sitzpolster zu versinken drohte. Nicht im Ernst oder? Manabu?!? °~°~°~° Ich habe es endlich geschafft genügend Elan aufzubringen und genügen Inspiration zusammen zu kratzen *stolz ist* Also hier das neue Kapitel. Eigentlich sollte es noch zum nächsten Kapitel gehören, aber das wäre dann doch zu lang geworden, also habe ich es geteilt ^^ Uuu~ wer hätte gedacht, dass Manabu sich sowas traut! Das kleine, unschuldige, süße Ma-chan. x3 Aber er hat einen guten Grund das zu tun, denn ganz so selbstlos ist seine Idee nicht...Aber was ist der Grund? *hehehe* Das Kapi wurde noch nicht gebetatet, da mein liebes Betalein im Urlaub ist. Ich werde sie das Kapitel nochmal überlesen lassen^^ Und alice nine musste einfach rein Auch wenn die Fünf eher unbedeutende Nebencharaktete sind, die nicht viel zur Story beitragen, habe ich sie ganz doll lieb :D Applaus für alice nine!!! LG Teiko^^ Kapitel 3: 新しい面識 ~New Acquaintances~ ------------------------------------ Hach, da bin ich endlich wieder *-* Das Problem, was mir irgendwie die Fähigkeit mich zu konzentrieren genommen hat, ist überwunden und ich konnte endlich wieder schreiben. Ich will auch nicht lange vorweg labern, aber eine kleine Ankündigung ist zu machen: Ich werde ab 8.9 für 3 Monate in Frankreich wohnen bei meiner lieben Gastfamilie. Ab Montag ist wieder Schule und es wird etwas stressig, deshalb kann ich noch nicht genau sagen, wann das nächste Kapitel kommt. Ich werde auch versuchen in Frankreich möglichst viel zu schreiben, doch da weiß ich auch noch nicht, wie oft ich das schaffe. Also wird es ab jetzt etwas unregelmäßig werden mit den Uploads (als ob sie nicht schon unregelmäßig genug wären). Ich hoffe, ihr versteht das ;) Danke übrigens für die Kommentare und die vielen Favo's 0.0 Hätte nicht gedacht, dass es so viel wird! Danke euch! °~°~°~° „Ma-Manabu! Der Hostclub war deine Idee?!?" Entgeistert war ich aufgesprungen und hang nun mit einem Bein auf dem Boden, mit dem anderen auf den Sitzpolstern, relativ unelegant über den Tisch gebeugt, damit ich dem Kleineren in die Augen sehen konnte. Dieser schien zu merken, dass er in seinem Vorhaben, mit den Polstern in seinem Rücken zu verschmelzen und so unsichtbar zu werden, scheiterte und grub lieber sein vor Scham rot angelaufenes Gesicht in Rui's Schulter, welcher ihm beruhigend über den Kopf streichelte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sich Aoi hektisch und peinlich berührt umsah, ehe er nach meiner Schulter griff, um mich wieder in meine vorherige, weitaus weniger Aufsehen erregende, Sitzposition zu drücken. Der erste Schock war verflogen und so bemerkte ich erst jetzt, dass wir von fast allen Gästen und Hosts, neugierig angesehen wurden. Manche guckten auch eher verärgert. „Kai, verdammt! Komm wieder runter, sonst schmeißen die uns hier noch raus.", zischte Aoi leise, was mich dann endgültig dazu brachte, mich wieder halbwegs zu entspannt hin zu setzen. Trotzdem kam ich nicht umhin Manabu, der sich langsam wieder hinter Rui hervor traute, unentwegt anzustarren. Aber was sollte ich auch anderes machen? Er hatte gerade einen Teil meines Weltbildes zerstört! Ich hätte Aoi und Jin, ja sogar Rui, der sonst von solchen Dingen nicht viel hielt, zugetraut, dass es ihre Idee gewesen sein könnte. Ich hätte im Notfall auch damit gerechnet, dass Uruha gleich aus einer Ecke gesprungen wäre und laut 'Überraschung' gerufen hätte. Aber doch nicht Manabu! Nicht dem kleinen, niedlichen und vor allem unschuldigen Ma-chan, der bei jedem noch so kleinen Flirt, auch nur bei einem zufälligen Berühren der Hände, rot anlief wie eine Tomate, minutenlang keinen Ton mehr herausbrachte und sich lieber hinter seinem Beschützer Rui versteckte. Und dieser kleine Kerl, hatte die Idee von einem Hostclub?!? ,,Ihr macht mich fertig.", seufzte ich und rieb mir mit Zeige- und Mittelfingern die Schläfen, hinter denen es schon gefährlich zu pochen begann. Wie sollte ich das nur ein ganzes Wochenende aushalten? Am Ende landeten wir noch in irgendeinem Stripclub. „Hallo, die Herren.", begrüßte uns plötzlich ein Mann, ungefähr in unserem Alter, mit relativ heller Stimme und ließ mich so kurz zusammen zucken, da ich mal wieder viel zu tief in Gedanken versunken gewesen war. Auf seinen gepiercten Lippen lag ein breites Lächeln, was ihn allerdings etwas frech wirken ließ, als er sich leicht mit einer Hand auf dem Tisch abstützte und sich etwas vorbeugte. Er trug ein weißen Hemd, darüber ein Jackett, was beides etwas weiter aufgeknüpft war und somit perfekt wirkende Haut entblößte. Um seinen Hals hing eine goldene Kette mit ebenfalls goldenen Anhängern. Kein Zweifel, der Kerl war ein Host. „Habt ihr euch schon für Jemanden entschieden?" Ach Gottchen, das klang ja wirklich, als hätten wir uns auf der Speisekarte ein Menü herausgesucht. Schrecklich, der Gedanke, dass die Hosts hier mit Essen verglichen wurden. „Bist du denn noch frei?", fragte Jin aufgeregt und klimperte bezaubernd mit seinen kindlichen Augen dem Host zu, was dessen Lächeln in ein nun wirklich freches Grinsen verwandelte. „Ja, das bin ich durchaus. Soll's denn nur ich sein, oder wollt ihr noch jemand Anderen?" Aoi schnappte sich ein Heft von der Mitte des Tisches, das ich erst jetzt bemerkte, und blätterte die Seiten durch, auf denen jeweils ein Junge oder Mädchen abgebildet waren, darunter der Name. Unter den ganzen mir fremden Menschen erkannte ich auch Uruha, welcher für mich herausstach, wie ein bunter Hund. Aoi überblätterte ihn allerdings, als hätte er ihn nicht bemerkt. Ob er wohl auch da war? War er deshalb nicht mit im Auto gewesen? „Ist Byou-san da?", fragte Aoi nach kurzen Überlegen, worauf der Host sich schnell umsah. Manabu hingegen sah Aoi erschrocken an, ehe sein Gesicht sich wieder in das Ebenbild einer Tomate verwandelte. Was zu Hölle... ,,Ich fürchte, er ist gerade beschäftigt. Aber die Herrschaften sind schon eine ganze Weile da, weshalb ich überzeugt bin, dass Byou-san bald wieder zu haben ist. Sonst noch Wünsche?" Es war echt seltsam, wie die hier redeten. Störte das die Anderen denn gar nicht? Ganz im Ernst, wenn sie mir nachher noch beichten würden, dass sie öfters hier her kamen, würde ich von der Bank kippen und/oder in Ohnmacht fallen. Nicht, dass mir das später wirklich noch alles zu viel wurde. „Uruha-san?" „Ihn habe ich eben mit ein paar jungen Damen gesehen, also-" Ab da hörte ich nicht mehr zu. Also war Uruha wirklich hier! Möglichst unauffällig ließ ich meinen Blick durch den Raum, über die vielen Menschen, streifen, auf der Suche nach meinem besten Freund. Was trug er überhaupt, wenn er als Host arbeitete? Es war nämlich nicht so, dass jeder Host einfach nur einen Anzug und die Hostessen ein vornehmes Kleid trugen, so wie ich mir einen solchen Club immer vorgestellt hatte. Nein, jeder hatte seinen eigenen, individuellen Look, vielleicht hatte hier auch jeder sein eigenes Image, so wie dieser Kazuki wohl eher zu der rebellischen Sorte gehörte. Wenn ich sein freches Grinsen so zuordnen durfte. Also was war Uruha? Bestimmt würde er eher adrett gekleidet sein. Vielleicht ein leicht aufgeknöpftes Hemd, eine Kette um den Hals und eine schlichte, etwas enger anliegende Hose, gehalten von irgendeinem Markengürtel. Es war erschreckend, wie gut ich mir ihn in diesem Outfit vorstellen konnte, doch es passte schlicht ergreifend zu seinem Stile. Er war jemand, der peinlichst genau auf sein Aussehen achtete und immer nur die besten Sachen trug. Nur leider schien das hier bei mehreren der Fall zu sein. Es wäre bestimmt das Beste, wenn ich einfach abwartete, bis Uruha irgendwann zu uns kam. Schließlich war unser kleines Grüppchen nicht zu übersehen, zumal ich eben sowieso schon die Aufmerksamkeit des ganzen Clubs auf mich gelenkt hatte. Und selbst, wenn das nicht passiert wäre, würde man wenigstens Jin ohne Probleme bemerken. „Was wollt ihr denn zu trinken haben?“, fragte Kazuki immer noch grinsen und sah jeden der Reihe nach an. Ohne auf irgendeine Antwort zu warten, bestellte Aoi für alle eine Runde Bier, außer für Rui, da dieser ja noch fahren musste. Er wollte es wohl langsam angehen lassen, was mich etwas wunderte, denn normalerweise begann zumindest Aoi schon ganz am Anfang mit dem harten Zeug. „Habt ihr eine lange Nacht geplant, oder was?“, wollte ich wissen und schmunzelte, denn langsam begann ich einzusehen, dass es keinen Sinn machte, den Miesepeter zu mimen. Vielleicht würde der Tag ja noch ganz lustig werden, wenn ich mitspielte. Oder noch besser, ihnen verging der Spaß daran mich ohne meine Erlaubnis irgendwo hinzuschleifen und sie ließen mich früher nach Hause gehen, wo dann eine gemütliche Coach und ein leckeres, selbstgemachtes Essen auf mich warteten? „Wie kommst du darauf?“ „Weil du nicht vorhast, dich gleich volllaufen zu lassen.“ Skeptisch hob Aoi eine fein geschwungene Augenbrauche, lachte dann aber kurz leise auf und lehnte sich entspannt zurück, nachdem er mir auf den Rücken geklopft hatte. „Ganz Recht, Sherlock. Der Tag ist noch lange nicht vorbei.“ „Und was kommt noch?“, wollte ich neugierig wissen, auch um den Ernst der Lage wirklich abschätzen zu können. Bestimmt war der Hostclub nur eine harmlose Eingewöhnung, ehe es richtig zur Sache ging. Aber eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass meine lieben Freunde mir nichts sagen würden. „Jaaaa. Das wüsstest du wohl gerne, Kai-chan!“, strahlte Jin selbstsicher und ich verzog beleidigt das Gesicht. Bingo. Dann musste ich wohl alles auf mich zukommen lassen. „Aber keine Angst. Hier kannst du dich entspannen. Wär auch besser, sonst schaffst du den Abend nicht mehr.“ Nun musste ich doch schlucken. In meinem Kopf sammelten sich wieder die absurdesten Bilder, was sie wohl noch vorhaben könnten. Vielleicht sollte ich mich ablenken und da Kazuki gerade mit einem Tablett, auf dem unsere Getränke standen, zu uns kam, war es auch nicht sonderlich schwer eine Ablenkung zu finden. Leider meinte Kazuki noch, das Bier, ganz Gentleman-(oder Host-)like, in Gläser umfüllen zu müssen, die er auch gleich mitgebracht hatte. Dann verteilte er die Getränke an uns. Artig bedankte ich mich, nahm dann aber gleich einen besonders großen Schluck, was mich leicht erschaudern ließ, denn das Bier war etwas zu bitter für meinen Geschmack. Ach, hauptsache Alkohol. Ich wusste, dass ich nicht viel vertrug und schnell betrunken sein würde. Aber das war schließlich mein Ziel, also war es mir relativ egal, das mein Glas echt verdammt schnell leer war. Sogleich schenkte Kazuki mir nach. Jetzt erst fiel mir auf, dass der brünette Host bei uns Platz genommen hatte. Er saß zwischen Aoi und Jin, hatte seinen Arm hinter dem Kleinen auf der Lehne platziert und dieser schien die kleinen Flirts wirklich zu genießen. Man konnte es ihm auch nicht verübeln, denn Kazuki war wirklich sehr hübsch und attraktiv...Okay, vielleicht hatte ich doch ein wenig mehr getrunken, als ich gedacht hatte. Einen Mann mit ’hübsch’ zu beschreiben ist ja noch normal, aber was wenn man ihn ’attraktiv’ nannte? War das noch normal? Gott, dieser Gedanke, dass Rin mich für schwul hielt, machte mich echt meschugge. Schrecklich war das. Sonst hatte ich mir über sowas nie den Kopf zerbrochen. „Sagt mal. Aoi-san habe ich hier ja schon öfters gesehen, aber euch noch nicht. Gibt es einen besonderen Anlass oder wolltet ihr es einfach mal ausprobieren?“, fragte Kazuki in die Runde und lenkte somit meine Aufmerksamkeit auf sich. Gut, da hielt ich mich raus. Das sollten die Anderen hübsch selbst erzählen, schließlich hatte ich mit der ganzen Aktion nicht zu tun. Abgesehen davon, dass ich das Opfer war. „Ja schon.“, erzählte Rui und lächelte. Moment? Seit wann war denn eine Hostess hier? Ich überlegte mir die Sache mit dem Psychologen besser nochmal. Wie kann es sein, dass ich wieder so stark abgedriftet war und nicht mitbekommen hatte, dass Rui sich auch jemanden gesucht hatte? „Unser lieber Kai feiert heute seinen Zwanzigsten. Und wir wollten etwas Besonderes unternehmen.“ „Da habt ihr euch das Richtige ausgesucht.“, grinste Kazuki noch an Rui, wandte sich aber schließlich an mich. Skeptisch sah ich von meinem Glas auf und betrachtete den Brünetten aus dem Augenwinkel. Natürlich wusste ich, was jetzt kommen würde. „Dann wünsche ich dir alles Gute, Kai-san!“ „Danke.“, nuschelte ich leise, sodass er mich kaum hätte verstehen können. Doch damit schien er sich zufrieden zu geben und nahm sein Gespräch mit Aoi und Jin wieder auf. Rui unterhielt sich mit der Hostess, Manabu besah sich mit unsicherem Blick die Umgebung und ich ließ mich volllaufen. Irgendwie kam mir das alles ein wenig trostlos vor. Zumindest für Manabu und mich. Suchte der Kleine eigentlich etwas? Er sah so aus, als würde er nach etwas oder jemandem Ausschau halten... „Ma-chan?“, sprach ich ihn an. Fast schon ertappt zuckte dieser zusammen, drehte seinen Kopf zu mir und betrachtete mich mit roten Wangen. Da war doch irgendetwas im Busch. Klar wurde Manabu häufig rot, sehr häufig sogar, aber doch nicht, wenn ich ihn ansprach. „Suchst du jemanden?“ Ich hoffte, dass Aoi und Jin uns so weit ausgeblendet hatten und Kazuki’s Gesellschaft genossen, dass sie von unserem Gespräch nichts mitbekamen. Dann würde ich aus Manabu nichts mehr rausbekommen, dann war die Sache gelaufen und das wollte ich nicht. Normalerweise müsste man mit ihm unter vier Augen sprechen, damit er etwas erzählte, was ihm womöglich peinlich war. Und normalerweise war es nicht ich, sondern Rui, mit dem er redete. Jin würde nur alles ausplaudern und Aoi war einfach zu unsensibel. Rui war genau die richtige Ansprechperson, und deshalb auch Manabu’s bester Freund, nur war eben dieser mit der Hostess beschäftigt und stand nicht zu Verfügung. Also war es an mir. „Ähm...naja...ich-“, stotterte Manabu leise vor sich hin und starrte auf die Tischplatte. Ich war mich sicher, dass er weiter geredet hätte, nur leider war Aoi wohl doch nicht so hin und weg von Kazuki’s Präsens, wie ich es erhofft hatte, denn er schaltete sich kurzerhand ein. „Er hält nach Byou Ausschau.“, grinste der Schwarzhaarige, worauf Manabu etwas geschockt drein sah, dann noch eine Spür röter wurde. Armer Kerl. „Byou? Dieser Host, nach dem du gefragt hast, der aber noch beschäftigt ist?“, wollte ich nun von Aoi wissen, denn Manabu hatte abgeschaltet, saß nun in die Polster eingesunken da und zwirbelte eine dunkle Haarsträhne zwischen seinen Fingern, sah sich nur noch selten in der Gegend um. Ergo: Nicht mehr ansprechen. „Genau der. Weißt du, Ma-chan hat irgendwie einen Narren an Byou gefressen. Keine Ahnung, ob er bloß zu ihm aufsieht oder ob da was anderes hinter steckt. Da ist Rui der Mann für. Aber Eines ist klar: Byou hat es ihm angetan.“ „Ich dachte, Manabu war noch nicht hier? Das hat Kazuki doch gesagt, dass er bisher nur dich hier gesehen hat.“ „Mag daran liegen, dass wir Kazuki und Byou mal privat in der Stadt begegnet sind. Da hat Jin uns zum Shoppen mitgeschleppt. Du hattest irgendwie keine Zeit. Musstest lernen oder so. War übrigens eine super Ausrede, denn, so sehr ich Jin liebe, Shoppen mit ihm ist die reinste Tortur.“ „Dann meide Uruha in solchen Dingen.“ Oh. Mein. Gott. Ich hatte gelacht...Aber es war doch wahr. Befand sich Uruha einmal im Kaufrausch, war er nicht mehr zu stoppen. Erst wenn er pleite ging, doch selbst dann hatte ich ihn einmal davon abhalten müssen, etwas einfach so mitgehen zu lassen. Da die Kette ja so toll gewesen war, dass man sie auf keinen Fall nicht hätte kaufen dürften. Oder klauen...Am Ende hatte ich sie bezahlt. Aber dass Manabu so zu einem Mann aufsah? Sodass er bei der kleinsten Erwähnung von Byou’s Namen schon verlegen wurde? Bestimmt hatte Aoi wieder nur etwas falsch eingeschätzt, denn Manabu schien doch ganz offensichtlich verknallt zu sein. Damit ich aber in diesem Fall keine zu voreiligen Schlüsse zog, nahm ich mir lieber vor, den Jüngeren genau zu beobachten, wenn Byou zu uns stieß. Leider vergingen dabei schon ein paar mehr Minuten. Inzwischen wusste ich auch nicht mehr, wie viel Bier ich intus hatte. Gott sei Dank blieb es bei Bier und kam nicht zu irgendwelchem wirklich harten Alkohol, mit dem ich mich dann richtig abschoss und am Ende kotzend auf dem Klo landete. Ich wollte echt nicht, dass mein Geburtstag wieder so endete, wie der Letzte. Mit Schnapsleichen um mich herum und einem gehörigen Blackout. Nein danke! Gerade wollte ich mein Bier wieder an die Lippen setzten, als ein weiterer Host an unseren Tisch trat. Irrte ich mich, oder sah hier echt jeder verboten gut aus? Das war doch nicht mehr normal... Der Host hatte ebenfalls braunes Haar, dass in leichten Wellen bis auf die Schulter fiel. Unter diesen Prachthaaren, denn sie sahen wirklich unglaublich weich aus, blitze ein Ohrring hervor, der kunstvoll verarbeitet und teuer aussah. Dann trug er noch ein schwarz-weißes Blumenhemd (wenn das Blumen waren, konnte auch irgendein wirres Muster sein, dass Blumen ähnlich kam...war mir aber eigentlich auch egal). Darüber eine schwarze, enge Weste, noch fingerlose Handschuhe und was weiß ich, ich war inzwischen zu faul, mir alles genau anzugucken. Er sah gut aus, das musste reichen. Und Manabu wurde verdächtig rot...Moment! War das etwa dieser Byou? Ich wollte Manabu doch beobachten, um mir bestätigen zu können, dass der Kleine in diesen Host verliebt war...Ich hätte doch ein bisschen weniger trinken sollen, ich wurde schon vergesslich, was eigentlich nie der Fall war. Ich, Yutaka Uke oder auch Kai, vergas nie etwas! Never! „Hey, wir kennen uns doch.“, begann Byou und grinste in die Runde. Vielleicht war er auch eher der rebellische Typ? Oder der Perverse? Irgendwie machte sein Blick mir Angst. Er inspizierte uns, als wären wir Frischfleisch, das nur darauf wartete, gefressen zu werden. Vor allem an Manabu blieb er lange hängen, welcher dadurch nur noch weiter in sich zusammen sackte und langsam eine Gesichtsfarbe annahm, die mir Sorgen bereitete. Vielleicht bräuchte ich gar nicht so lange beobachten? Eigentlich waren seine Reaktionen doch vollkommen eindeutig. „Du kommst genau richtig! Die Herrschaften wollten dich sowieso für sich.“, antwortete Kazuki anstatt von uns und hob zur Begrüßung leicht die Hand. „Okay, ich bin jetzt frei und geselle mich gerne zu euch.“ Und das tat Byou auch. Manabu sprang fast augenblicklich auf und machte dem Host platz, damit er sich zu ihnen setzten konnte. Währenddessen verabschiedete sich die Hostess von uns. Weshalb wusste ich nicht und es interessierte mich auch kaum Meine ganze Aufmerksamkeit lastete auf Manabu. Der Kleine benahm sich äußerst Liebes-verdächtig. Byou redete fast ununterbrochen, Kazuki ebenfalls, während Manabu in verkrampfter Haltung neben Erstgenanntem saß und es wieder kaum wagte aufzusehen. Wahrscheinlich war er sich meiner Blicke nur zu gut bewusst, und fühlte sich dadurch noch unwohler, aber damit musste er klarkommen, wenn er mir schon nicht sagte, was in ihm vorging. Ich hatte sowieso nichts, mit dem ich mich beschäftigen konnte und Redeversuche seitens der Hosts und Rui wehrte ich stur ab. Ich hatte keine Lust mich mit ihnen zu unterhalten. Wie schon gesagt: Manabu war gerade um einiges interessanter. Und spätestens nachdem das Objekt meiner ungeteilten Aufmerksamkeit zusammengezuckt und wie eine Tomate rot angelaufen war, als Byou einen Arm um ihn gelegt hatte, war ich mir zu hundert Prozent sicher! Unser kleines, unschuldiges, noch vollkommen unerfahrenes Ma-chan war verliebt. Und das richtig. Jetzt war auch endlich die Frage nach seiner sexuellen Orientierung geklärt, die uns allen schon Kopfzerbrechen bereitet hatte. Wir waren schon zu dem Schluss gekommen, dass Manabu vielleicht Asexuell war und somit gar nicht lieben und/oder Sex wollte. Irgendwie war ich dann doch erleichtert. „Na, na. Du solltest nicht so viel trinken, Kai-chan.“, säuselte mir plötzlich eine nur allzu bekannte Stimme ins Ohr und ließ mir einen wohligen Schauer über den Rücken fahren. Na klar. Mein Körper musste ja mal wieder so reagieren, wie ich es überhaupt nicht wollte. Elender Verräter... „Erschreck mich nicht so.“, nuschelte ich als Antwort und trank, irgendwie auch aus Provokation, noch einen großen Schluck Bier, ehe ich etwas zu Aoi hin rutschte um Uruha Platz zu machen. Nachdem er sich neben mich gesetzt hatte und sich genüsslich streckte, traute ich mich auch endlich ihn anzusehen. Bisher hatte ich immer nur auf mein halbvolles Glas gestarrt, denn aus irgendeinem Grund hatte ich ziemliches Herzklopfen und musste damit erst mal klar kommen. Ich war nicht in ihn verliebt! Ich war nicht in Uruha verliebt! Das was ich allerdings neben mir sah, ließ meinen Atem stocken. Von wegen seriös und vornehm gekleidet. Uruha trug eine schwarze Weste, die über und über mit weißen Steinchen geschmückt war. Darunter ein sehr feines Netzoberteil. Als mein Blick tiefer wanderte, meinte ich zu spüren, wie mein Herz doch tatsächlich kurz aussetzte. Er- Uruha...Er trug Hotpants, die vorher vielleicht mal eine Hose war, nur dass die Beine abgeschnitten und etwas weiter unten wie Strapse wieder angebracht worden waren. So hatte ich meinen besten Freund noch nie gesehen. Klar hatte er schon das ein oder andere sehr außergewöhnliche Kleidungsstück in seinem überdimensionalen Schrank, doch mit Hotpants hätte ich nie gerechnet. Schon gar nicht mit Strapsen. Ich schien vollkommen falsch informiert zu sein. Uruha schien meine Reaktion bemerkt zu haben, denn er lehnte sich ein wenig zu mir, eine Hand auf meinem Oberschenkel und streifte mit seinen Lippen leicht mein Ohr. Was...?!? „Findest du mich heiß?“ Das ’heiß’ betonte er ganz besonders und versetzte mich in eine Art Schockstarre, doch als seine Zähne nach meinen Ohrringen schnappten, zuckte ich etwas zurück und sah ihn mit entgeistertem Blick an, was Uruha wiederrum zum lachen brachte. „Ach, Kai-chan. Du müsstest dein Gesicht sehen!“ Als er sich nach ein paar Augenblicken wieder beruhigt hatte, klopfte er mir, freundschaftlich wie normalerweise immer, auf die Schulter. „Ich mach doch nur Spaß. Es ist mein Job hier, die Kunden so anzumachen.“ „So nah kommst du eigentlich aber niemandem.“, mein Kopf drehte sich ruckartig zu Kazuki, welcher breit grinsend zu uns sah und leicht mit den Augenbrauen wippte. Auch Aoi, Jin und Byou konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen, während Rui mich nur wieder so komisch musterte und Manabu immer noch von Byou’s Anwesenheit gefangen war und anscheinend gar nichts mehr mitbekam. „Bei Kai mache ich eine Ausnahme. Er ist schließlich mein bester Freund, ich necke ihn öfters so.“ Aber noch nie vor so vielen Leuten, fügte ich in Gedanken skeptisch zu, beruhigte mich aber schnell wieder. „Ist es nicht eigentlich der Job eines Hosts, die Kunden zu unterhalten? Ohne anzüglich zu werden?“, fragte ich leise. Das Glas Bier hatte wieder meine volle Aufmerksamkeit, damit ich nicht zu sehr von Uruha’s Oberschenkeln abgelenkt wurde. Denn, dass musste ich ehrlich zugeben, die waren echt heiß. Auch wenn ich das jetzt nicht laut sagen würde, denken war ja nicht verboten. Und es war auch kein Anzeichen von Liebe, dass ich seine Oberschenkel anziehend fand. Das fand wahrscheinlich jeder. Ob Mann oder Frau. „Schon, aber hier sind die Host in kleine Gruppen eingeteilt. Es gibt verschiedene Typen und ich bin halt eher der anzügliche, heiße Typ. Kazuki gehört zur rebellischen und Byou zur seriösen Gruppe. Obwohl Byou hin und wieder auch etwas pervers wird, was so eigentlich gar nicht abgemacht war.“, Uruha’s Stimme wurde gespielt vorwurfsvoll, als er Byou lächelnd ansah und leicht mit dem Kopf nickte. Angesprochener hingegen zuckte nur mit den Schultern. „Ich bin halt so. Manchmal fällt es mir halt etwas schwer, das zu unterdrücken. Vor allem bei solchen Sahneschnittchen, wie diesem süßen Kerlchen hier.“ Oh oh...er hatte Manabu gemeint und das war mehr als offensichtlich, wo er sich doch auch gefährlich nahe mit seinen Lippen dessen Ohr genähert hatte und mit den Fingern seinen Hals entlang strich. Manabu hingegen schien das nicht so lustig zu finden, wie Aoi, der lachend ein paar blöde, oder eher wieder typisch unsensible, Kommentare ablieferte, denn er spannte sich mit einem Mal komplett an und glich zum wiederholten Male einer überreifen Tomate. Er tat mir echt leid. „I-Ich muss...Ich muss mal kurz.“, stotterte der Schwarzhaarige aufgeregt, sprang auf und hastete in Richtung Toiletten. Byou schien verwirrt durch den schnellen Abgang seines ’Sahneschnittchens’. „Habe ich was Falsches gesagt? So hat noch Keiner reagiert.“, fragte er nun mit sorgevollem Blick. „Bei Manabu musst du mit solchen Aktionen etwas aufpassen. Er ist sehr schüchtern und wird ziemlich schnell verlegen.“, klärte Rui ihn auf, ohne vorwurfsvoll zu klingen. Der Host hatte das ja auch nicht wissen können. Schließlich hatte niemand ihn darauf hingewiesen. „Er kommt bestimmt gleich wieder, aber dann solltest du dich etwas zurückhalten. Sonst bekommen wir ihn gar nicht mehr hier her.“, erzählte Rui weiter und nippe an seinem Glas Cola. Es war gut, dass wir Anderen die Klappe hielten, dann hätten wir womöglich noch etwas Falsches gesagt. Rui kannte Manabu am längsten und konnte auch am besten mit dessen, manchmal etwas schwierigen, Eigenheiten umgehen. „Wenn Manabu wieder da ist, sollten wir uns auch auf den Weg machen. Wir haben schließlich noch was Anderes vor.“, sagte Uruha. Und dreist wie er nun mal war, nahm er mir mein Glas aus der Hand und trank es leer. Es war zwar wirklich nicht mehr viel drin gewesen, doch hier handelte es sich um mein Bier! Meines nicht Uruha’s! „Ey!“, beschwerte ich mich ärgerlich und versuchte das Glas wieder zurück zu erobern, nachdem der Dieb es sich wieder aufgefüllt hatte. Doch er hatte zu lange Arme und hielt es einfach von seinem Körper weg, dass ich nicht dran kommen konnte, es sei denn ich würde über seinen Schoß krabbeln. Und so betrunken war ich noch nicht, dass ich mich das getraut hätte. „Du solltest nicht so viel trinken, Kleiner. Das verträgst du doch nicht.“ „Ich darf so viel trinken wie ich will!“, meckerte ich weiter. „Eigentlich ja nicht~“, sang er leise vor sich hin und grinste mich an. Ja...verdammt er hatte Recht. Wieso ließ man es überhaupt zu, dass wir, Jin, Manabu und ich, hier Alkohol tranken? Laut Gesetz durften wir das doch noch gar nicht...Und war ein Hostclub für unter Einundzwanzigjährige überhaupt erlaubt? Anscheinend waren mir diese Fragen wie ins Gesicht geschrieben, denn Aoi klärte mich kurzerhand auf. „Ich bin hier sowas wie ein Stammkunde, musst du wissen und ich kenne den Chef. Euch lässt er nur rein, weil ich und Uruha ihn darum gebeten haben. Außerdem machen wir das alles hier ausschließlich auf meinen Namen.“ „Aha.“ Bildete ich mir das nur ein, oder mochten es meine Freunde seit kurzem kriminell zu werden? Erst die Bestechung des Direktors und jetzt das? „Zur Not, falls wir kontrolliert werden sollten, was ohnehin extrem selten der Fall ist, haben wir gefälschte Ausweise für die Küken unter uns.“ Und mit diesen Worten gab er mir meinen ’Ausweis’. Laut diesem, war ich ein Jahr früher geboren worden. Okay, ich korrigierte mich: Bestechung, Einschleusen von Minderjährigen in einen Hostclub und Ausgabe von Alkohol UND nun auch noch Ausweise fälschen? „Habt ihr sie eigentlich noch alle?“, zischte ich entgeistert, doch als Aoi bloß mit den Schultern zuckte, penetrierte ich Rui mit meinem entsetzen Blick, welcher nur schief lächelte, dabei aber doch etwas schuldig aussah. „Sieh’s mal so, Kai. Ohne die Ausweise könnten wir doch kaum was unternehmen. Es gibt hier nur wenige Discos, die Minderjährige reinlassen und dann auch nur bis Mitternacht. In den Hostclub dürftet ihr auch nicht rein und Alkohol wäre ebenfalls tabu.“ „Wir tun das nur zu eurem Besten.“ Pff, das ich nicht lachte. Kriminell! Das wart ihr! Doch ich hütete mich, das laut auszusprechen, sonst würde mich Aoi nur die ganze Zeit damit ärgern, was für ein Spießer ich doch sei. Darauf hatte ich, gelinde gesagt, null Bock. Also begnügte ich mich damit, die Augen zu verdrehen. „Hast du jetzt eigentlich Schluss, Uruha?“, wollte Kazuki wissen, sah kurz interessiert zu meinem besten Freund, dann allerdings wieder auf sein Glas, das er gerade neu füllte. „Ja. Ich bin heute kurzfristig für Ryoga eingesprungen. Ray sagte, er hätte sich eine miese Erkältung eingefangen und da wir sowieso hier her kommen wollten, hat das doch wunderbar gepasst.“ „Ich wette, Ryoga ist nicht krank, sondern hat einfach eine Ausrede gesucht um sich mit diesem Kifumi zu treffen. Ihr wisst schon, diesen Host vom Konkurrenten gegenüber.“, gab Kazuki zu bedenken, worauf Byou sich einschaltete. „Ist doch egal. Sollen sie ihren Spaß haben. Außerdem ist das Ryoga’s und nicht unsere Sache.“ „Hast wohl Recht.“ „Bin wieder da.“, kaum hörbar hatte Manabu sich wieder zu uns gesellt. Er war immer noch ein bisschen rot um die Nasenspitze, sah ansonsten aber ganz okay aus. Hoffentlich hielt Byou sich an Rui’s Rat und benahm sich Manabu gegenüber jetzt etwas disziplinierter. Ihn schien die plötzliche Nähe seines Schwarms etwas überfordert zu haben. „Super, dann können wir uns auch gleich auf den Weg zu unserer nächsten Station machen.“, verkündete Jin enthusiastisch, gab Kazuki noch ein Küsschen auf die Wange, ehe er aufsprang und über uns herüber kletterte. Da hatte es aber jemand eilig. Was sie wohl vorhatten... °~°~°~° Kleine Anspielung auf ein paar Bornmembers, weil ich doch weiß, dass mein Schwesterchen die liebt :D Vor allem Ryoga und Kifumi ;) Falls ich Uruha's Outfit hier nicht gut genug beschrieben habe und ihr euch das besser vorstellen könnt ^^'': http://yaplog.jp/cv/empty-crycry/img/252/58_p.jpg Das trägt der Gute bei der Arbeit~  Kapitel 4: 敵 ~Enemies~ ---------------------- Ich melde mich endlich wieder zurück!!! Dieses Mal gibt es kein ellenlanges Vorwort wie sonst bei mir (sorry dafür ^^'') sondern nur sonnige Grüße aus Marseille! *_* Bin jetzt schon fast 2 Wochen in Frankreich und, auch wenn ich meine Freunde in Deutschland ziemlich vermisse, ist es wahnsinnig toll hier (Ausnahme: Schule D:) S'amusez-vous! :* Habt Spaß! :* °~°~°~°~°~° Ich war geschockt. Einfach, schlicht und ergreifend, geschockt. Da rechnete man mit dem absolut Schlimmsten, stellte sich schon auf die größte seelische Folter seines Lebens ein und dann war das nächste Ziel der 'Wir-Quälen-Kai-An-Seinem-Geburtstag-Reise' eine Disco? Eine stinknormale Disco? Vielleicht sollte ich doch etwas an der kranken Kreativität meiner Freunde zweifeln oder zumindest am Einfallsreichtum von demjenigen, der sich dieses Ziel ausgesucht hatte. Neugierig betrachtete ich das Gebäude von außen. Obwohl es noch nicht mal ansatzweise Zeit war zum feiern, es war schließlich noch helllichter Tag, war das türkise Neonschild, das über dem Clubeingang hing, eingeschaltet und blinkte uns fröhlich seinen Namen, der aussah wie von Graffiti gesprüht, entgegen. "NonStop"...auch Clubbesitzer waren wohl nicht sonderlich einfallsreich, hier zumindest nicht. Vielleicht sollte ich anmerken, dass ich noch nie wirklich in einer Disco war. Als ich 17 war hatte mich mein ehemaliger Kumpel K, der nach Osaka umgezogen war, mal in irgendeinen Club reingeschleppt, wo wir aber relativ schnell wieder gegangen waren. Weshalb wusste ich nicht mal genau, ich vermutete aber, dass K ein paar Drogen hatte mitgehen lassen, um sie dort zu verscherbeln. Er war leider auf die schiefe Bahn abgerutscht, seine Mutter hatte ihn deshalb rausgeschmissen und ihn zu seiner Tante nach Osaka abgeschoben. Seitdem hatten wir keinen Kontakt mehr, was eigentlich schade war, weil K ein echt netter Kerl sein konnte. Aber egal, Vergangenheit war Vergangenheit und in der Gegenwart stand ich mit den Anderen kurz vor den Sicherheitsleuten, die die Ausweise kontrollierten. Je näher wir ihnen kamen, desto schneller schlug mein Herz und ich wurde nervös. Ich würde gleich etwas Kriminelles tun und mir war bei dem Gedanken echt unwohl, nur leider war das meinen lieben Freunden ja egal. Ehe ich mich versah hatten wir alle unsere Ausweise vorgezeigt und standen plötzlich mitten im Getümmel, das voller Partylaune um uns herum tänzelte oder taumelte. Es wunderte mich sehr, dass hier schon so viel los war um diese Tageszeit. Weshalb war um 14 Uhr in einer Disco schon so eine große Menge an partywütigen Menschen? War das normal? „Darf ich fragen, was das soll? Gegen Disco an sich habe ich ja nichts, aber was machen wir um diese Uhrzeit hier? Es ist noch nicht mal Abend.", schrie ich gegen den Lärm der Musik Uruha entgegen, der mich am Handgelenk hinter sich her durch die Menge den Anderen hinterher zog, die sich gerade einen Tisch erkämpft hatten. Jin hatte es geschafft, die Jungs, die vorher dort saßen, mit seinen enormen Besitzansprüchen zu verjagen. Mein Respekt vor dem Kleinen wurde immer größer. „Schön, dass du gegen die Disco nichts hast. Dann habe ich das ja gut ausgesucht.", brüllte mein bester Freund grinsend zurück, als wir am Tisch angekommen waren. Ach also er war der Unkreative...ER, der der Design studierte! „Und wegen deiner Frage: Dieser Club hat extra schon früh geöffnet, damit die, die Abends keine Zeit haben oder zu faul sind sich noch vom Fernseher weg zu bewegen, auch mal feiern können als gäbe es keinen Morgen. Die achten hier peinlichst genau darauf, dass kein Tageslicht rein kommt, dann hast du ein richtig schönes Nachtfeeling. Toll oder?" Joa. Praktisch war da schon, dass musste ich zugeben. Nur wenn man am nächsten Morgen früh raus muss, dann sollte man es hier auch nicht übertreiben, sonst würde das den gleichen Effekt haben, als ob man die Nacht durchgemacht hätte. Also lag der Sinn der Sache auch an dem Kunden. Eigentlich ja wirklich schlau gemacht. „Was wollt ihr trinken?", bot ich mich höflich an uns die erste Runde zu holen/spendieren. Denn es war ja immerhin meine Feier und somit war ich indirekt der Gastgeber, auch wenn ich nichts von dem hier geplant hatte. Ich musste ja nicht gleich verhätschelt werden, die geben ja sowieso schon zu viel Geld für das Alles aus. Nachdem mir alle ihre Getränkewünsche entgegengeworfen hatten, schlängelte ich mich wieder durch die Menge hindurch zur nahegelegenen Bar, da Jin uns extra einen Tisch organisiert hatte, von dem wir schnell an was trinkbares heran kommen konnten. Mensch, langsam begann ich Spaß an meinem Geburtstag zu haben...Irgendwie gruselig, aber ich würde mich hüten mir die Laune wieder zu verderben, die an diesen Tag im Jahr normalerweise immer gen Keller rauschte. An der Bar angekommen bestellte ich gleich die Drinks, setzte mich für die Wartezeit auf einen der vielen Hocker und betrachtete das Innere der Disco mal genauer. Sie war so aufgebaut, dass sich in der Mitte des Raumes eine große Tanzfläche befand und darum in einigem Abstand Tische und verschiedene Sitzgelegenheiten. Weiter hinten gab es eine Treppe, die wahrscheinlich zu den VIP-Bereich hochführte. Die Bar befand sie dieser Treppe gegenüber am anderen Ende des Raumes. Als ich gerade mit der Inspektion fertig war, stand plötzlich Uruha neben mir und lehnte sich mir entgegen, nachdem er sich ebenfalls auf einen der Hocker niedergelassen hatte. „Aoi will lieber irgendeinen Whiskey-Mix anstatt dem Bier. Hat wohl vergessen, dass er jetzt einen drauf machen kann." „Hö? Ist der Tag den nach dem hier schon vorbei?", fragte ich erstaunt, denn Aoi hatte doch vorgehabt, vor Ende der Fete sich nicht zu betrinken. ,,Fast, aber es geht morgen ja noch weiter, also freue dich nicht zu früh, Kai-chan.", ein verschwörerisches Zwinkern folgte, doch bevor ich irgendwie beleidigt reagieren konnte, stellte der Barkeeper mir die Getränke vor die Nase. „Hier bitte, Ihre-", der junge Mann stockte, starrte Uruha kurz erschrocken an, ehe seine Miene sich verfinsterte, fast schon zu einer psychopatischen Grimasse wurde. „Kouyou.", fauchte er. Verwirrt sah ich von Einem zum Anderen um vielleicht aus den Gesichtern herauszulesen, was hier los war. Uruha's Gesichtszüge hatten sich ebenfalls verfinstert und eine seiner Hände umfasste plötzlich meine. Ich wusste, dass es vielleicht der falsche Moment war, aber seine Hand lenkte mich doch schon ein bisschen von dem eigentlich Interessanten ab. Ich würde die Disco auf jeden Fall dazu nutzen, mich selbst zu testen um dann am Ende sagen zu können: Ich bin nicht in meinen besten Freund verliebt! „Was willst du hier, Ruki?", zischte Uruha dem Barkeeper (oder Ruki) entgegen. Hoppla, sie kannten sich, also hatte ich einen Grund mir diesen Ruki genauer anzusehen. Schwarze Haare mit roten Strähnen, graue Kontaktlinsen, dunkel geschminkte Augen und nun fiel mir auch auf, dass er relativ klein war. An sich ein leicht außergewöhnliches Äußeres, aber ich hatte schon extremeres gesehen. Und was war zwischen den Beiden vorgefallen, dass sie sich unheimlich freundlich begrüßten? „Ich arbeite hier. Und was machst du hier? Zusammen mit...", er musterte mich abwertend. Hallo?!? ,,...dem da?" Ach nein! Er hatte mich nicht nur abwertend gemustert, sondern sprach auch noch so. Dem da. Hatte ich ihm was getan, dass er auf einmal so unhöflich zu mir war? Oder hatte er Spaß daran Kunden runter zu machen? Was auch immer, Höflichkeit war was anderes. „Das geht dich überhaupt nichts an! Ich habe dir schon mal gesagt, du sollst dich aus meinem Leben raushalten." „Und wer hat gesagt, dass ich das auch mache? Du weißt genau, dass ich dich nicht in Ruhe lassen werde, ehe du wieder bei mir in meinem-" ,,Halt die Fresse!" Erschrocken zuckte ich zusammen, als Uruha auf einmal aufgesprungen war und Ruki am Kragen gepackt hatte. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt, er sah so aus, als wäre er kurz davor Ruki Eine reinzuhauen. „Lass ihn sofort los.", erklang plötzlich eine, ebenfalls sehr unfreundliche und bedrohliche, Stimme hinter uns und eine Hand legte sich grob um Uruha's Schulter. Ich sah den Mann an und war schon etwas überrascht. Zwar kannte ich ihn nicht, aber seine strohblonden, aufgestylten Haare und vor Allem der Lappen in seinem Gesicht waren schon ziemlich auffällig. Liefen heute viele auffällige Leute in meiner Umgebung rum. Er schien Uruha mit seinen Blicken erdolchen, foltern, auf grausamste Weise mästen zu wollen und dadurch bekam ich es schon mit der Angst zu tun, doch meinem besten Freund schien das vollkommen kalt zu lassen. „Dann sag deinem Kampfzwerg, dass er sich aus meinem und dem Leben meiner Freunde raushalten soll, Reita!", schnaubte er schließlich, ließ Ruki los, der durch die plötzliche Freiheit beinahe umkippe, und schnappte sich stattdessen mein Handgelenk, zog mich von der Bar weg. Direkt in Richtung Tanzfläche. „Uru, die Geträn-", wollte ich schnell darauf aufmerksam machen, dass unsere Saufgelegenheiten noch unberührt auf dem Tresen standen, doch bevor ich meinen eher gestammelten Satz zu Ende bringen konnte, legte Uruha mir seine Hand auf den Mund. „Bitte, Kai. Immer wenn Ruki auftaucht könnte ich am Ende alles und jeden umhauen. Lass uns tanzen, damit ich mich ablenken und diesen Vollidiot vergessen kann." Tausende Fragen huschten mir durch den Kopf, als Uruha sich im Takt der Musik zu bewegen begann während ich stocksteif vor ihm stand. Wer genau war Ruki? Was war passiert, dass sie sich so überhaupt nicht leiden konnten? Und dieser Reita? Was hatte der mir der Sache zu tun? Vielleicht sollte ich Jin dazu anstiften die Beiden zu stalken und ein paar Dinge heraus zu finden. Der Kleine würde das sicherlich unheimlich gerne machen. Detektiv spielen wäre doch was für ihn. Aber meine Gedanken wurden je abgebrochen, als ich Uruha’s Körper nah an meiner Vorderseite fühlte. Viel zu nah. Erschrocken zuckte ich etwas zurück, wurde aber von einem Arm, der sich um meine Schulter schlang, an Ort und Stelle gehalten. Bevor ich etwas sagen konnte, vergrub der Ältere sein Gesicht an meinem Hals, drückte sich noch fester an mich. So, in einer halben Umarmung, schunkelten wir ganz leicht im Takt hin und her. Uruha’s warmer Atem streifte meinen Hals und verschaffte mir eine leichte Gänsehaut, die ich versuchte mit aller Kraft zu verhindern, damit ihm das nicht auffiel. „Uru?“, flüsterte ich unsicher in sein Ohr, was sich nahe meines Mundes befand. Generell war der Körperkontakt zu intensiv...Ich wollte nicht gegen mich selbst verlieren und mir am Ende eingestehen müssen, dass mein bester Freund mich anmachte, dass ich auf ihn stand, ihn vielleicht sogar liebte. Das wäre eine Niederlage gegen mich selbst. Wie erbärmlich war das denn? Deshalb legte ich meine Hände leicht an seine Oberarme und versuchte ihn unauffällig etwas von mir zu schieben. Das hatte nur leider den umgekehrten Effekt, als ich ihn gewollt hatte, denn er drückte sich nur noch dichter an mich. „Kou ist alles in Ordnung?“, fragte ich nun lauter, vielleicht hatte er mich ja nicht gehört oder mich nur ungewollt ignoriert. Dieses Mal bekam ich auch eine Antwort in Form eines kaum merklichen Kopfschüttelns. „Warum ist der hier?“, nuschelte er gerade mal so laut, dass ich es eben noch verstehen konnte, wobei sein Atem durch den geöffneten Mund noch mehr warme Luft auf meine Haut raunte und mich leicht erzittern ließ. Verdammt.... „Wer?“ „Na, Matsumoto...Ruki.“ „Er arbeitet hier.“ „Das wollte ich nicht. Ich wollte ihn nicht sehen.“ Wieder versuchte ich ihn von mir zu drücken, dieses Mal um ihm in die Augen sehen zu können, wenn ich mit ihm redete. „Was ist denn zwischen euch passiert, dass ihr euch so wenig leiden könnt?“ Uruha hob seinen Kopf leicht an, löste sich aber sonst nicht weiter von mir, und sah aus dem Augenwinkel zu mir nach oben. In seinem Blick lag etwas, was mich verwirrte. Uruha wirkte unsicher, fast schon wie ein kleines Kind, dass man beschützen musste. Das passte nicht zu ihm und ich wusste nicht, was ich tun sollte, wenn er es mir nicht erzählte. „Wir hatten oft Streit und ich wollte ihn nicht mehr sehen. Das ist alles. Nur lässt er mich nicht in Ruhe.“ Ich hatte das Gefühl, dass er log. Das war bestimmt nicht alles. Allerdings beschloss ich nicht weiter nach zu haken, er würde es schon noch erzählen, wenn es Zeit dazu war oder er sich dafür bereit fühlte. Nur leider hatte das die Stimmung jetzt etwas versaut. Uruha versteckte sein Gesicht wieder in meiner Halsbeuge und bewegte sich kaum noch. Warum hatten wir diesen Ruki auch treffen müssen? „Wollen wir wieder zu den Anderen gehen? Dann kannst du dich ablenken.“, schlug ich zaghaft vor, strich meinem Freund leicht über den Rücken um ihn zu beruhigen. Ohne mir zu antworten schmiegte er sich noch einmal kurz aber kräftig an mich, sodass mir fast die Luft wegblieb, löste sich dann abrupt von mir um zu unserem Tisch zurück zu gehen. Ich huschte noch schnell zur Bar, nur um zu entdecken, dass unsere Gläser weg waren und bestellte gleich eine neue Ladung. Bezahlt hatte ich ja sowieso noch nicht und wer weiß, was da schon alles reingekippt worden sein könnte. Schließlich waren wir hier in einer Disco mit vielen jungen Leuten und da waren auch K.O.-Tropfen nicht weit. Ruki bediente Gott sei Dank gerade jemand Anderes, sodass sich der andere Barkeeper um mich kümmerte. War auch gut so, ich hatte wenig Lust mit dem Feind meines Freundes zu reden. Wie hieß es doch so schön? Der Feind meines Freundes ist auch mein Feind und da er mich doof angemacht hatte sowieso. Ein paar Minuten später hatte ich es geschafft die Gläser, auf dem mir dafür bereitgestellten Tablett, zu unserem Tisch zu balancieren und stellte sie mit einer Entschuldigung für die Verspätung auch gleich dort ab. Ehe Aoi sich versah, hatte Uruha sich seinen Whiskey-Cola-Mix gegriffen und die ersten großen Schlucke genommen, machte allerdings keine Anstalten das Glas dem eigentlichen ’Eigentümer’ zu geben. Na tolle Ablenkung. Lass dich volllaufen. Während Aoi noch lauthals protestierte und schließlich aufsprang um sich was neues zu holen, ließ ich mich neben Rui fallen, der etwas zur Seite rutschte, da Uruha meinen Platz neben sich mit seinen langen Beinen besetzte. Hatte ich schon erwähnt, dass der Kerl immer noch in dieser, viel zu aufreizenden, Strapsen-Hose steckte? Wir waren so schnell aus dem Host-Club weg, dass er gerade mal Zeit gehabt hatte seine normalen Klamotten zu holen, aber nicht um sich um zu ziehen. So könnte er noch zusätzlich Werbung machen, hatte er gesagt. „Ist was passiert? Oder warum klaut Uruha jetzt schon Aoi’s Alkohol?“ Rui beugte sich leicht zu mir, sodass Uruha uns nicht hören konnte. Ich nickte, sagte aber ansonsten nichts. Vielleicht wollte Uruha ja nicht, dass ich die Sache mit Ruki erzählte und da hielt ich vorsichtshalber lieber die Klappe. Rui würde auch so verstehen, dass das womöglich nicht für die Ohren anderer bestimmt war und würde aufhören zu fragen. So war er nun mal. Immer verständnisvoll und hilfsbereit. Die perfekte Mami für unsere kleine Clique. Irgendwer musste Aoi und Jin ja im Zaum halten und Manabu zur Hilfe eilen, wenn er sie benötigte. Uruha und ich kamen ja ganz gut alleine zurecht, nur gerade war ich mir bei Erstgenannten nicht so sicher. Seitdem Ruki uns über den Weg gelaufen war, benahm er sich wirklich komisch. Es dauerte auch nicht lange, da war Uruha schon ziemlich beschwipst, versank still immer weiter ins Polster der Sitzbank, sah dabei wahnsinnig mitleidserregend aus, während Aoi alles um sich herum egal war und er Jin halb tot knutschte, welcher das albern kichernd hinnahm. Ja, auch Jin war betrunken, zwar nicht so extrem wie Aoi, aber immerhin. Er hielt nun mal nicht so viel aus. Rui hatte Manabu auf die Tanzfläche gezerrt, um ihm ein klein wenig Selbstvertrauen einzutanzen, und somit war ich mit den Dreien alleine. ICH war allerdings nicht betrunken, höchstens leicht benebelt, aber nicht so, dass ich am nächsten Morgen einen Kater haben würde und so bekam ich auch alles mit und dann war es nicht leicht mit ihnen alleine zu sein, wenn SIE zu viel getrunken hatten. Bitte holte mich doch jemand hier raus! Ganz allein lassen konnte ich sie auch nicht, wer weiß was sie, oder zumindest Aoi und Jin, dann anstellen würden. Meine Rettung ließ sogar nicht mal lange auf sich warten, da entdeckte ich zwei mir neuerdings bekannte Gesichter in der Menge. Ich winkte den Zweien zu, die mich auch sehr bald entdeckten und auf uns zusteuerten. „Was macht ihr denn hier?“, begrüßte ich sie neugierig, bot ihnen die Plätze neben mir an, die durch Rui’s und Manabu’s Abwesenheit frei geworden waren. „Wir haben Schluss und wollten etwas feiern. Und da wir keine Lust hatten bis zum Abend zu warten haben wir uns eine Tag-zu-Nacht-Disco ausgesucht.“, grinste Kazuki mir entgegen, plumpste auch schon neben mich und besah sich interessiert meine betrunkenen Genossen. „Hey Uru-chan!“, lachte er meinem besten Freund entgegen, der sich gerade aufgerichtet hatte um sich nachzuschenken. Als Antwort hob er nur skeptisch eine Braue, verzog kurz das Gesicht, eher er sich wieder nach hinten fallen ließ. Bestimmt hatte er Kazuki und Byou gar nicht richtig mitbekommen und nur seinen Namen gehört. „Wie geil ist das denn? Er protestiert nicht, wenn ich ihn Uru-chan nenne! Er könnte öfters betrunken sein!“, gab Kazuki fröhlich kund und fing sich nun meinerseits einen skeptischen Blick ein. „Ich finde das nicht lustig.“, meinte ich nur trocken, wodurch ich den Brünetten in seiner Ektase stoppte. „Das Uru-chan betrunken ist?“ „Ja.“ „Kai, ich mag dich! Du bist wenigstens vernünftig.“, meldete sich nun auch Byou zu Wort. „Musst du gerade sagen! Der, der sich jedes zweite Wochenende erbarmungslos unter den Tisch säuft.“ „Ich habe nie gesagt, dass ich vernünftig bin, Kazu.“ Ich schüttelte den Kopf. Rui, komm und rette mich! Ich bin von Säufern umgeben! Weinerlich vergrub ich kurz das Gesicht in meinen Händen, ehe ich aufsprang und über die beiden Hosts hinweg aus der Bankreihe rauskletterte. „Könntet ihr aufpassen, dass Jin und Aoi es nicht zu weit treiben und Uruha nicht von der Bank fällt? Ich hole schnell was trinkbares, was nicht so viel Alkohol hat.“, fragte ich in der Hoffnung einmal kurz von hier weg zu kommen. „Klar. Aber bring uns bitte was Hartes mit! Egal was.“ Kazuki hob kurz die Hand, ehe er sich so setzte, dass er die sich Küssenden gut im Blick hatte und mich weitgehend ignorierte. Byou nickte nur zustimmend und ich machte mich auf zur Bar. Doch noch bevor ich die Chance hatte eine Bestellung aufzugeben, spritze mir irgendwas leicht Alkoholisches ins Gesicht und über mein T-Shirt. Ein kurzer Schrei entwich mir und fast schon panisch versuchte ich die Flüssigkeit aus meinen Augen zu kriegen, da die paar Tropfen, die ins Auge gegangen waren, höllisch brannten. Nachdem das einigermaßen erträglich war, starrte ich mit offenem Mund auf die Quelle des Angriffs und erspähte einen heimtückisch grinsenden Ruki. Okay, er sah eher entschuldigend drein, aber dieser Ausdruck schrie nur so nach Heuchelei und ich konnte das Grinsen in seinen, wohlgemerkt nicht von Alkohol geröteten, Augen sehr gut erkennen. Dieser verdammte.... „Tut mir Leid, mein Herr! Das war ein dummes Versehen von mir.“, sagte er ’mitfühlend’ und, bestimmt nur für mich bemerkbar, mit einem schadenfrohen Unterton. Sag mal...gings noch?!? Was hatte ich diesem Zwerg denn getan, dass er mich aus heiterem Himmel mit Alkohol angriff? Mit dem war doch irgendwas nicht in Ordnung! „Sie sollten sich die Augen schnell auswaschen, nicht das sich da noch etwas entzündet! Und Matsumoto-san holt Ihnen ein Handtuch. Wir werden selbstverständlich für die Reinigung Ihrer Kleidung aufkommen.“, schaltete sich ein etwas rundlicher Mann mit Halbglatze ein, der wahrscheinlich der Besitzer des Ladens hier war. „Danke, aber mir geht’s gut.“, zischte ich angriffslustig, denn, so selten das auch vorkam, ich war sauer! Einfach sauer auf diesen offensichtlich dreisten und kranken Typ, der mal irgendwas mit meinem besten Freund zu tun hatte. Mit einem giftigen Blick entriss ich Ruki das Handtuch und rannte in Richtung Toiletten um mir den Rest Alkohol aus den Augen zu waschen, die immer noch brannten. In der Männertoilette angekommen, die widererwarten menschenleer war, klatschte ich mir gleich eine Ladung Wasser ins Gesicht, in die Augen und auch etwas in die Haare. Ich stank einfach unerträglich nach diesem Gesöff, was Ruki mir, auf jeden Fall absichtlich, über den Kopf geschüttet hatte. Nur leider ging der mit Wasser nicht wirklich raus, vor allem nicht aus meinen Klamotten. Aber ich wollte mir nicht von diesem Teufel in Zwerggestalt helfen lassen. Jetzt konnte ich auch gut nachvollziehen warum Uruha nichts mehr von dem wissen wollte. Der Kerl war absolut gaga. Nachdem ich das Gefühl hatte, das Schlimmste beseitigt zu haben, trocknete ich mir das Gesicht mit dem Handtuch ab, rubbelte meine Haare ansatzweise trocken und zog mir dann mein nasses T-Shirt über den Kopf um dieses über dem Waschbecken auszuwringen. Na super. Jetzt durfte ich entweder den restlichen Abend mit nassen Sachen rumrennen, oder wir beendeten meine Party vorzeitig. Angesichts der Lage von Aoi, Jin, Uruha und mir, war ich definitiv für die zweite Option. Noch einmal vergrub ich mein Gesicht in dem weichen Stoff des Handtuches und strich damit leicht über meine Haut, doch als sich plötzlich zwei Arme um meinen nackten Oberkörper legten, stockte ich in meiner Bewegung. Ich spürte weiche Lippen auf meiner rechten Schulter, die langsam in Richtung meines Nackens fuhren und einen warmen Körper der sich von hinten an mich schmiegte. Geruch von Alkohol und einem Parfüm, das ich nur zu gut kannte, stiegen mir in die Nase und ich riss meinen Kopf nach oben, damit ich im Spiegel die Person hinter mir sehen konnte. „Uruha!“, quietschte ich mit erstickter Stimme, was eben diesen die Augen öffnen, die er bis eben noch genussvoll geschlossen hatte, und mich durch den Spiegel ansehen ließ. Er war ohne Zweifel immer noch betrunken, aber weshalb so eine Aktion? Gab es irgendwas, wozu er mich überreden wollte? „Uruha...lass mich los.“ Unbeholfen ruckelte ich etwas an seinen Armen, damit er sie von mir löste, denn das Gefühl, was sich bei seinem Anblick und seinen Lippen auf meiner nackten Haut in mir ausbreitete, gefiel mir ganz und gar nicht. Es war so angenehm, so berauschend...eben so, wie ich es nicht haben wollte! „Kouyou!“, sagte ich nun mit etwas gefestigter Stimme, da er auf meine zaghaften Versuche mich zu befreien ja nicht ansprang, doch mal wieder passierte das, was ich auf keinen Fall beabsichtigt hatte. Uruha riss auf einmal die Augen auf, drehte mich in seinen Armen um und drückte mich mit seinem Körpergewicht neben das Waschbecken brutal an die Wand. Ein leichter Schmerz durchzuckte meine Wirbelsäule als diese mit den harten Fliesen kollidierte und ein qualvolles Keuchen entkam meinen Lippen, das allerdings von Uruha abgedämpft wurde, indem er seine Lippen grob auf meine presste. Erschrocken hörte ich auf mich zu wehren, starrte perplex auf Uruha’s krampfhaft geschlossene Augen direkt vor mir. Als ich nicht erwiderte drückte er sich noch fester an mich, drang mit der Zunge ungefragt in meinen Mund ein, den ich bei dem Schreck vergessen hatte zu schließen. Wild suchte er nach einem Gegenpart, doch bekam er diesen nicht, da ich mich nicht traute zurück zu küssen und ich wollte es auch gar nicht. Uruha war betrunken, er wusste nicht was er tat und er würde sich morgen mit Sicherheit nicht mehr an das hier erinnern können. Ich musste ihn davon abhalten etwas zu tun, was er später bereuen würde, also holte ich meinen Körper aus seiner Starre und stemmte meine Hände gegen seine Schultern. Das hatte wiederrum zur Folge, dass er nach meinen Handgelenken griff und sie über meinem Kopf mit einer Hand gegen die Fliesen fest hielt, sodass ich mich nicht mehr wehren konnte, ohne ihm weh tun zu müssen. „Kou-“, presste ich angestrengt gegen seinen einseitigen Kuss, worauf er sich von meinen Lippen löste, sich stattdessen an meinem Hals zu schaffen machte. Herr Gott, was war mit ihm los?!? Wenn ich bisher gedacht hatte, er benähme sich komisch, dann übertraf diese Aktion hier das bei weitem! Das war doch nicht mehr er selbst! Das war nicht Takashima Kouyou! „Hör auf!“, rief ich, biss mir heftig auf die Lippen, als er seine Zähne leicht in die Haut meiner Halsbeuge versenkte und anschließend mit der Zunge drüber leckte, um mir einen Laut zu verkneifen, der hier absolut fehl am Platz war. Wenn das vom Schicksal ein Wink mit dem Zaunpfahl sein sollte, dann hatte er gewirkt und ich würde mich geschlagen geben und akzeptieren, was ich nicht akzeptierten will. „Uruha, bitte! Hör auf mit diesem Blödsinn!“ Und irgendwie wirkte es. Uruha hielt still. Er bewegte sich keinen Millimeter mehr, ehe er so, als hätte man ihm auf einmal alle Knochen aus dem Körper gezogen, gegen mich sackte. Schnell griff ich nach seinem Oberkörper, damit er mir nicht auf den Boden fiel. „Scheiße.“, fluchte ich leise vor mich hin, als ich versuchte ihn hinzusetzten und gegen die Wand zu lehnen, damit ich mir mein T-Shirt wieder anziehen und ihn hier raus bringen konnte. Als ich es endlich geschafft hatte, dass er nicht mehr drohte einfach zur Seite zu kippen, zog ich mich so schnell wie möglich wieder richtig an. Nachdem ich fertig war, zog ich mein Handy aus der Hosentasche und rief Rui an, damit er hier her kam und mir half Uruha ins Auto und nach Hause zu bringen. Raus konnte ich nicht, da ich ihn nicht alleine lassen wollte, also musste ich darauf hoffen, dass Rui sein Handy hörte und auch abnahm. „Jaahaaa~“, kam es fröhlich von anderem Ende der Strippe. „Rui, komm bitte in die Männertoilette. Uruha ist zusammengebrochen und sitzt jetzt ins Nichts starrend auf dem Boden. Ich bekomme ihn nicht allein weg.“, trampelte ich seine Fröhlichkeit verbal nieder und legte auch sogleich auf, damit ich mich um meinen besten Freund kümmern konnte, der wie ein Kartoffelsack mehr hing als saß und nichts tat. Würde ich nicht sehen, dass er atmete, würde ich annehmen er sei nicht mehr am Leben. Ich benetzte das Handtuch, welches mir auf den Boden gefallen war, mit etwas kaltem Wasser und tupfte damit Uruha’s, von einer Schweißschicht überzogenes, Gesicht ab, während ich ihn prüfend betrachtete. Er tat mir wirklich Leid. Bestimmt hing seine Aktion eben irgendwie mit Ruki zusammen, dessen Anwesenheit ihn ja wirklich mitgenommen hatte. Als die Tür lauthals aufflog und Rui, sowie Kazuki, hereingestürmt kamen, legte ich das Handtuch zur Seite. „Gott, er sieht ja echt scheiße aus.“ „Wie feinfühlig Kazuki!“, schimpfte Rui, gab Kazuki einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, welchen dieser Gefühlsklotz auch wirklich verdient hatte. Er mochte vielleicht ein netter Typ sein, doch er war anscheinend genauso unsensibel wie Aoi, wenn nicht sogar noch schlimmer. „Helft mir einfach ihn ins Auto zu bringen, ohne dass wir ihn überall gegenstoßen oder fallen lassen.“, gab ich leise meine Anweisung, betrachtete dabei weiterhin Uruha’s Gesicht, dass sich inzwischen entspannt hatte. Die Augen waren geschlossen, der Atem nur leise und gleichmäßig. Er war eingeschlafen. „Und dass wir ihn nicht aufwecken.“ „Er wacht schon nicht auf, dafür hat er zu viel getrunken.“, meine Rui ebenso leise wie ich, hievte Uruha in die Höhe, indem er ihm unter die Arme griff und seine um seinen Rücken legte. Rui war hierfür genau der Richtige, wie bei den meisten Problemen. Er war stark im Gegensatz zu mir und konnte Uruha besser tragen. „Wenn Besoffene einmal schlafen, dann schlafen sie. Habe ich bei Byou schon oft genug miterlebt.“, gab Kazuki wieder seinen unsensiblen Senf dazu und erntete dafür mahnende Blicke seitens Rui. „Am Besten du hältst einfach den Mund und hilfst uns.“ Irgendwann hatten wir es geschafft den schlafenden Uruha auf Rui’s Rücken zu bekommen, die Anderen einzusammeln, was sich als ziemlich schwer herausstellte, da Jin und Aoi nicht mehr da waren, wo sie sein sollten und Manabu und Byou irgendwo außerhalb des Clubs gestanden hatten, und alle ins Auto zu verfrachten. Kazuki und Byou sahen uns hinterher, als Rui den Motor startete und davon fuhr. Jin war inzwischen auch eingeschlafen und lehnte mit der Stirn an der kalten Fensterscheibe. Aoi hingegen war hellwach und beschwerte sich lautstark über die vielen Häuser, die einfach so vorbei flogen und nicht auf den Straßenverkehr achteten, wobei fliegen auf der Straße bestimmt sowieso verboten sei. Rui ertrug das tapfer während ich Uruha, dessen Kopf auf meiner Schulter lag, sanft durch die blonden Haare strich und ihn beim schlafen beobachtete. Schicksal...du hast gewonnen. Uruha ist für mich mehr, als nur mein bester Freund. Kapitel 5: あ然とした ~Speechless~ ----------------------------- Ich bin zurück!!! *freu* Es tut mir so wahnsinnig leid, dass es so lange gedauert hat! >.< Ich habe auch das Gefühl, dass ich ein bisschen rausgekommen bin, ich hoffe, ich irre mich ;) Dann wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! Nach so langer Zeit! °~°~°~° Unser nächster Halt war sogar noch unspektakulärer als die Idee mit der Disco. Wenn auch teurer, denn Rui hatte uns doch tatsächlich drei Hotelzimmer für das Wochenende besorgt, alle samt mit Doppelbetten ausgestattet und ich natürlich mit dem, von mir neuerdings akzeptierten Objekt meiner Begierde, zusammen in einem Zimmer und somit auch in einem Bett. Aoi und Jin waren von Rui in das Zimmer ein paar Türen weiter verfrachtet worden und Manabu war auch gleich ins Bett gegangen, was er sich mit Rui teilte. Es war seltsam, wie kaputt wir alle waren, obwohl es weder Abend noch eine menschliche Zeit zum schlafen war. Zumindest galt 16 Uhr für mich nicht als normale Schlafenszeit für (fast) erwachsene Männer. Während Uruha friedlich seinen Rausch ausschlief, konnte ich meine Augen nicht von ihm lassen. Die Erkenntnis, dass ich mich anscheinend wirklich in ihn verliebt hatte, bereitete mir Kopfschmerzen und hielt mich eisern wach. Ich war noch nie verliebt gewesen. Zumindest noch nie richtig. Außer Rin war in meinem Liebesleben noch nie etwas passiert, vielleicht mal eine unbedeutende ’Willst du mit mir zusammen sein, kreuze ’Ja’ oder ’nein’ an.’-Beziehung in der Vorschule. Und jetzt verguckte ich mich ausgerechnet in einen Kerl, der a) mein bester Freund und b) hetero war. Ziemlich unglücklich würde ich mal sagen. Na klar, Uruha fand es lustig Leute, ob Männchen oder Weibchen, mit seinen Reizen zum schmelzen zu bringen. Mit den Frauen fing er auch hin und wieder was an, brachte öfters mal eine Neue mit, aber mit den Kerlen erlaubte er sich wirklich nur kleine Späße. So wie halt auch bei mir. Nur wollte ich für ihn wirklich lieber mehr sein, als ein kleiner Spaß für Zwischendurch. Gott, ich hörte mich an wie ein Teenager. Schrecklich war das, nur leider wahr. Warum hatte ich das denn auch bemerken müssen? Warum hatte Rin mich darauf auch aufmerksam gemacht? Hätte sie das nicht getan, dann würde ich jetzt wahrscheinlich immer noch ahnungslos und verwirrt über die Reaktionen meines Körpers auf Uruha’s Annäherungen durch die Weltgeschichte marschieren. Denn wahrscheinlich wäre ich nie selbst darauf gekommen, hätte Rin mir nicht einen gehörigen Tritt in den Hintern verpasst. Beschiss... Erschöpft schloss ich die Augen, riss somit meinen Blick von Uruha’s immer noch schlafender Gestalt und drehte mich auf die andere Seite, das Gesicht in das Kissen gekuschelt. Ich war ein Idiot. Ein unglücklich verliebter Idiot und dämlich dazu noch obendrein. Ein Idiot, der von Liebe zwischen Männern nur so viel Ahnung hatte, wie man es halt mitbekam, wenn im Freundeskreis zwei der Jungs, und neuerdings auch Manabu, auf Männer standen. Und da ich mich nie weiter damit beschäftigt hatte, befand sich mein Wissensstand auf null. Vielleicht 0,1. Am besten wäre es einfach alles zu vergessen, so zu tun, als hätte ich meine Zuneigung zu Uru nie entdeckt, als wäre noch alles normal. Dann wären alle glücklich und zufrieden. Leider fiel mir auf, wie oft ich in letzter Zeit schon darauf hoffte, einfach alles aus meinem Gedächtnis zu löschen. Und ob das jemals klappen würde, war mehr als nur fraglich.... Am nächsten Morgen wachte ich in einer seltsamen Seesternhaltung quer über dem Bett auf. Noch müde steckte ich mich, griff über meinen Kopf nach meinem Handy, das auf dem Nachttischchen lag, um die Uhrzeit nachzugucken. 4 Uhr morgens... War ja klar, so früh wie wir ins Bett gegangen waren. Bestimmt würden wir heute Abend einen jetlagartigen Zustand durchleben müssen, weil wir nicht wieder zu früh schlafen gehen durften. Als ich mich langsam in eine sitzende Haltung hievte, bemerkte ich, dass es auf meiner rechten Seite leer und Uruha verschwunden war. Wasserrauschen im angrenzenden Badezimmer erklärte sehr bald wohin er entschwunden war und ich beschloss mich wieder auf den Rücken fallen zu lassen bis er fertig wurde und ich mich duschen konnte. Da das etwas länger dauerte, schnappte ich mir wieder mein Handy und begann eines meiner Spiele zu spielen. Die Jungs, oder besser Uruha, hatten vor der “Überraschung“ ein paar Sachen von mir zusammen gepackt und im Kofferraum von Ruis Mini verstaut. Wann auch immer Uruha in meiner Wohnung gewesen war. Wahrscheinlich nach Beginn der Uni und vor seiner Schicht im Hostclub. Da er einen Zweitschlüssel von meiner Wohnung besaß konnte er immer und so oft er wollte zu mir kommen. Als das Wasserrauschen verstummte und wenig später die Tür geöffnet wurde, sah ich von meinem Spiel auf....und musste doch glatt schlucken. Uruha betrat nur mit einem Handtuch um die Hüfte, noch nasser Haut und nassen Haaren das Zimmer, sah kurz aus müden Augen zu mir und wandte sich dann seiner Tasche zu, die ich auf einen Stuhl gestellt hatte, als wir hier angekommen waren. Meine Augen schienen an seiner mit Wassertropfen übersäten Haut zu kleben, grasten jeden Zentimeter genauestens ab, doch dieses Mal wehrte ich mich nicht. Irgendwie war die Blockade in mir zu Bruch gegangen, jetzt wo ich akzeptierte, dass ich wohl eine Neigung zu Männern hatte. Aber als Uruha sich umdrehte und meinen Blick erwiderte, sah ich so schnell es ging weg. Anmerken wollte ich mir trotzdem lieber nichts und solange ich jetzt nicht rot anlief, bestand noch die Möglichkeit, dass er nichts bemerkt hatte. „Morgen.“, sagte er heiser und ein leichtes, müdes Lächeln schlich sich auf seine vollen Lippen. Ich sah zu ihm zurück. Gruselig, was mir jetzt auf einmal alles an ihm auffiel, was ich vorher nie registriert hatte...Seine einzigarten Lippen, diese schönen, braunen Augen, sogar dieser kleine Leberfleck an seinem Hals kam mir wie was Besonderes vor... „Morgen.“, erwiderte ich die kurze Begrüßung, betrachtete ihn dann leicht besorgt. „Wie geht es dir?“ „Kopfschmerzen.“, murrte er und verzog leidend das Gesicht während er sich ein T-Shirt überzog. Dieses Mal versuchte ich mich nicht von seinem Körper ablenken zu lassen, was erstaunlich schwer war. „Ist ja auch kein Wunder.“ „Ja. Nie wieder Alkohol.“ Ich lachte leise. Vielleicht sollte ich anfangen eine Strichliste zu führen, wie oft er diesen Vorsatz schon gebrochen hatte. „Dann hoffe ich, dass ihr für heute nichts allzu anstrengendes geplant habt. Du solltest dich ausruhen. Jin und Aoi auch.“ „Haben sich auch so zugesoffen?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich meinen, offensichtlich noch extrem verschlafenen, Freund an, bis er verstand, was er gerade gefragt hatte. „Okay, doofe Frage.“ Uruha seufzte. „Das kotzt mich an. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern. Wir haben den Zwerg und Reita getroffen...dann ist alles verschwommen und ist irgendwann ganz weg.“ Innerlich fiel mir ein Stein vom Herzen. Dann wusste er also nicht mehr, was in der Toilette passiert war. Was für ein Glück. „Darf ich dich was fragen?“, setzte ich vorsichtig an, als Uruha schließlich ganz angezogen war und sich wieder aufs Bett fallen ließ. „Was denn?“ „Was ist zwischen dir und Ruki passiert? Und wer genau ist dieser Reita?“ Skeptisch sah er mich an. Er sah mich lange an. Seine Blicke bohrten sich regelrecht in mich, als wollten sie etwas herausfinden. „Habe ich dir das nicht schon gestern erzählt? Daran meine ich mich noch erinnern zu können.“ „Ja hast du. Aber das war doch sicherlich noch nicht alles.“ „Doch war es. Kai, an sich war es keine große Sache, was zwischen Matsumoto und mir passiert ist. Sein Verhalten hat mich fertig gemacht und leider ist der Zwerg extrem stur und lässt mich nicht in Frieden. Mehr ist da nicht.“ Lügner. Und dazu auch noch ein schlechter, man sah ihm genau an, dass diese “nicht große Sache“ sehr wohl eine Große war. Nur warum wollte er mir das nicht erzählen? Sollte ich ihn damit in Ruhe lassen und warten, bis er von selbst mit der ganzen Wahrheit rausrückte? Oder sollte ich ihn weiterhin fragen? Nein, die erste Möglichkeit war glaube ich die Schlauere. Nicht, dass Uruha am Ende noch sauer auf mich war. „Und Reita?“ „Der ist Ruki’s Freund, Schoßhündchen und Bodyguard in einem. Er ist immer bei ihm und weicht auch nicht von seiner Seite. Macht jemand sein Herrchen blöd an, beißt er zu.“ Ich nickte. Mit dieser Antwort gab ich mich zufrieden. „Ich nehm’ noch schnell eine Tablette. Mach du dich fertig, damit wir gleich los können.“ „Los wohin?“ „Wir treffen uns alle um 5 bei Jin und Aoi im Zimmer.“ „Was habt ihr vor? Muss ich Angst haben?“ „Eigentlich nicht...vielleicht nur ein bisschen. Kommt drauf an, wie ernst Jin macht.“ Uruha grinste leicht und schob mich schließlich ohne auf meine Proteste zu achten ins Bad. Okay...jetzt hatte ich Angst. Nervös saß ich auf dem Bett in Jins und Aois Zimmer. Aoi war noch im Bad, Uruha lag hinter mir und döste ein bisschen, Manabu las in dem Buch, was er sich mitgebracht hatte, und lächelte verträumt vor sich hin und währenddessen huschte Jin von einer Ecke des Zimmers in die Andere, wobei Rui versuchte ihn runter zu bringen. An sich konnte ich keine Hinweise auf die anstehende Überraschung entdecken. Nur der Gegenstand, den Jin bei meinem Eintreten hastig versteckt hatte, weckte mein Misstrauen. Was auch immer es war, der Kleine achtete genauestens darauf, dass ich es nicht zu Gesicht bekam. „Können wir nicht endlich mit, was auch immer ihr vorhabt, anfangen?“, gab ich meine Ungeduld zu verstehen und bedachte das schelmische Grinsen Jins, was sich auf seinem Gesicht ausbreitete, mit einem bösen Blick. „Nur Geduld, Kai-chan. Sobald Aoi fertig ist, können wir anfangen.“ Mit einem genervten Seufzer ließ ich mich auf den Rücken fallen, wobei mein Hinterkopf auf Uruhas Bauch landete. Den anschließenden Reflex wieder hoch zu fahren verhinderte ich Gott sei Dank. Wär schon etwas auffällig, wenn ich bei jeder Berührung von Uruha wegzucken würde, als hätte ich mich verbrannt. „Bin da. Können anfangen.“, meinte Aoi, als er aus dem Badezimmer kam. Nun richtete ich mich doch ruckartig auf und sah gespannt zu meinen Freunden. „Super, dann setzt euch mal alle im Kreis auf den Boden. Rui, gib du mir mal die leere Bierflasche von gestern.“ Ich ließ mich also nieder, neben mir Uruha und Manabu. Rui platzierte die ebengenannte Bierfalsche in der Mitte des Kreises...Echt jetzt? „Jin?“, fragte ich misstrauisch, meinen Blick nicht von der Flasche abwendend. „Ja?“, hörte ich ihn fröhlich. „Flaschendrehen?“ „Genau! Ist das nicht toll!?“ Das blonde Monster schien voller Enthusiasmus. „Jetzt im Ernst? Was soll das bringen?“ „Das macht die ganze Sache nur etwas spaßiger. Sonst wäre der erste Teil meines Geschenkes total unspektakulär.“ „Der erste Teil?“ Mein Herz begann schneller zu klopfen. Was hatte er nur vor? Bei Aoi war ich ja schon misstrauisch, aber bei dem, was Jin da glücklich vor sich hinbrabbelte, trat mir regelrecht der Angstschweiß auf die Stirn. Und vor allem: Was wollte Jin bei Flaschendrehen schon großartig machen? Und was war sein Geschenk?? „Jup. Ich habe zwei Geschenke für dich. Aber das Eine ist zur Hälfte auch Aois.“ „Ist gut, Jin. Hör auf zu reden, sonst verratest du noch was.“, brachte Aoi ihn zum schweigen und drehte die Flasche das erste Mal. Und bei meinem Glück blieb sie natürlich bei mir stehen. Ein nervöses Seufzen glitt über meine Lippen, während Jin sich diabolisch die Hände rieb. „Ich will anfangen! Also Kai. Wahrheit oder Pflicht?“ Ich hatte dieses Spiel noch nicht häufig gespielt, aber die Male, die ich die Ehre hatte an einer solchen Runde teilzuhaben, hatte ich schnell gelernt, dass ich mit Pflicht vorsichtig sein musst. Manche kamen einfach auf blöde Ideen. Und verweigern durfte man nicht. Zumindest hatte ich es bisher nie gedurft. „Wahrheit.“ Ich wollte erst einmal vorsichtig sein. Gucken, wie weit die Anderen gingen. Jin aber schien enttäuscht. „Pfff, wie langweilig.“ Doch dann schien ihm etwas einzufallen. Oh oh... „Kai, das haben wir uns alle schon mal gefragt. Und du redest nie darüber.“ „Über was?“ „Über dein Sexleben.“ Ich hatte es geahnt.... „Können wir Sex aus dem Spiel lassen?“ „Waaaas? Nein! Sex und Liebe sind die wichtigsten Fragebestandteile von Flaschendrehen. Ganz ehrlich, sonst könnte man es auch gleich lassen.“, schaltete Uruha sich empört ein und auch Aoi nickte. Also gab ich mich geschlagen. Was sollte ich auch tun? Bisher hatte ich doch immer gegen sie verloren. Unglaublich wie fit alle waren. Trotz der Sauforgie gestern. Vielleicht hätte ich sonst eine Chance gehabt. „Was willst du wissen?“, fragte ich also, bereitete mich innerlich schon mal auf eine Frage vor, die schwer zu beantworten war. Bestimmt fragte er bloß, ob ich schon mal Sex gehabt habe. Und da alle dachten, ich hätte eine glückliche Beziehung, nahmen sie wohl auch an, wir wären schon im Bett gewesen. Und dass Rin mit mir Schluss gemacht hatte, konnte ich nicht sagen. Dann würden sie den Grund wissen wollen. Und da der Grund unmittelbar neben und zwei Labertaschen mir gegenüber saßen, hielt ich in diesem Sinne doch lieber meinen Mund. „Hattest du schon mal Sex?“ Bingo. Wie schlau ich doch bin... Also, es musste ein Notplan her. Ich wollte sie erst mal glauben lassen, Rin und ich wären noch zusammen. Zumindest so lange, bis sich das geklärt hatte. Dieses...kleine Problem mit Uruha...und meiner...Liebe zu ihm...Verdammt! „Klar.“, schoss es mir plötzlich heraus und fast augenblicklich verfluchte ich mich dafür. Ich war ein schlechter Lügner. Warum zur Hölle hielt mich meine Angst so sehr davon ab meinen Freunden die Wahrheit zu sagen? Das war wirklich erbärmlich. Ich hatte doch keine Ahnung, wie sich sowas anfühlte! Also...Sex. „HA!“ Ich zuckte zusammen, als Jin plötzlich breit grinsend aufsprang und sich fast unmittelbar wieder hinsetzte. Allerdings hibbelte er noch eine Weile aufgeregt auf der Stelle herum. „Ich wusste, dass du uns das verschwiegen hast!“ Jin freute sich. Und wie er sich freute. Gruselig war das. Auch Uruha grinste. Nur Rui musterte mich wieder eigenartig und Manabu schien zu ahnen was folgen würde, was an seiner Gesichtsfarbe unschwer zu erkennen war. Doch nun schaltete sich Aoi ein, der sich ein schelmisches Grinsen ebenfalls nicht unterkneifen konnte. „Was?“, fragte ich skeptisch. „Wie war’s? Wie habt ihr es getan? Wo habt ihr es getan? Ich will alle schmutzigen Details!“ „AOI!“ Natürlich war es von ihm zu erwarten gewesen, dass sowas kommen würde. Aber mir war das unangenehm. Mal ganz abgesehen davon, dass ich gelogen hatte. „Was? Ich bin doch nur neugierig!“ „Ich sag dir das nicht!“ „Aber Kai~!“, Aoi setzte einen Schmollmund auf. „Nein!“ „Ab-“ „Ist gut, Jungs. Wenn Kai das nicht sagen will, dann ist das okay. Er hat die Frage beantwortet, mehr muss er nicht tun.“ Erstaunt sah sich zu meinem Retter. Uruha interessierte sich also nicht dafür? Oder war er bloß rücksichtsvoll? Was auch immer es war, es brachte Aoi zum schweigen und mir Erleichterung. „Danke.“ „Kein Problem.“ Ein warmes Lächeln schlich sich auf Uruha’s Lippen und brachte mich dazu, eben auf diese zu starren. Im Ernst, wieso war mir vorher noch nie aufgefallen, wie wunderschön und einzigartig Uruha’s Lippen waren? Und wie...anziehend sie auf mich wirkten. Es entfachte in mir einfach das Verlangen ihn zu mir zu ziehen und diese Lippen zu küssen. Blöd, dass ich das nicht machen konnte. Und ob ich mich das einfach so trauen würde, war dann schon wieder eine andere Frage. „Jetzt aber weiter. Du bist dran.“, forderte Uruha mich plötzlich auf und riss mich so aus meinen Träumen und Fragen. Ich nickte bloß und drehte die Flasche mit viel Schwung, versuchte mir dabei schnell zu überlegen, was ich fragen bzw. verlangen könnte. Die Flasche blieb stehen und zeigte auf Aoi. „Wahrheit oder Pflicht?“ „Pflicht.“, kam es wie aus der Pistole geschossen und ich stockte. Was sollte ich jetzt fragen? Ich war in solchen Sachen einfach ziemlich unkreativ und wollte eigentlich auch nichts anstößiges verlangen, auch wenn Aoi das sicher recht gewesen wäre. „Ähm...“ „Lass ihn einfach Jin küssen.“, flüsterte Uruha mir aus heiterem Himmel ins Ohr und mir lief ein Schauer über den Rücken. Wieso musste er nur immer so nah kommen? Ich könnte seine Lippen direkt auf meiner Haut spüren. „Wieso?“ „Da wird er nicht meckern und du musst dir nichts mehr ausdenken.“ „Wo werde ich nicht meckern?“, wollte Aoi wissen. Aber sein selbstsicheres Grinsen verriet, dass ihm fast alles recht war. „Küss Jin.“, forderte ich also und es dauerte nicht mal eine Sekunde, da schienen Aoi’s Lippen schon an denen von Jin festzukleben. Man sah ihre Zungen immer wieder zwischen ihren Mündern wechseln und leichtes Schmatzen war zu hören. Sie schienen vollkommen auszublenden, dass wir noch im Raum waren. Ich ließ sie eine Weile so weiter machen, bis Jin von Aoi niedergedrückt wurde und ich entschied, dass es genug war. Sonst würden wir hier gleich noch einen Live-Porno erleben und das wollte niemand. Nur Uruha vielleicht. Murrend lösten sich die Beiden voneinander, schienen aber offensichtlich ohne Worte auszumachen, dass sie am Abend da weitermachen würden, wo sie hier unterbrochen worden waren. Na wenigstens war Uruhas und mein Zimmer ein paar Türen weiter, sodass wir nicht gestört werden konnten. „Sagt mal. Ihr habt doch was am laufen.“, stellte Uruha fest, musterte die Beiden neugierig. „Die Frage ist nur, ob es sich hier bloß um Friendship with Benefits handelt oder etwas Anderes.“ „Wir sind seit ein paar Wochen zusammen.“, erklärte Aoi und schloss Jin in seine Arme. „Vorher war es wirklich nur für hin und wieder aber inzwischen haben wir entschieden, dass da mehr ist. Was allerdings auch zur Folge hat, dass wir es jetzt wesentlich öfter tun als davor.“ „Ja danke, das wollten wir jetzt gar nicht wissen.“ Ich lachte. Ja, ich lachte, denn ich freute mich für sie. Warum auch nicht? Es war doch schön, dass sie zusammengefunden hatten....Was mich auch schon wieder auf ein anderes Thema brachte und mich unauffällig zu Uruha schielen ließ. Verdammt! Ich sollte damit aufhören! „Ruha!!!“ Whut? Ich sah auf und musste feststellen, dass Aoi die Flasche bereits gedreht hatte und sie bei Uruha stehengeblieben war. Gott sei Dank nicht bei mir. Irgendwie hatte ich immer noch relativ wenig Spaß an diesem Spiel. „Okay, ich nehme Pflicht.“, entschied Uruha und ich war gespannt, was Aoi sich für ihn ausdachte. „Wunderbare Entscheidung.“ Aoi sah zu mir. Na toll. Es hatte also irgendwas mit mir zu tun. Bitte tu nicht das, was ich befürchte. „Du wirst jetzt Kai küssen. Und zwar richtig. Mit Zunge.“ Fuck. „Aber...Aber Rin!“ „Rin wird davon nichts erfahren, außerdem ist das hier bloß unter Freunden und Uruha ist ein Kerl und hetero. Sie sollte darin kein großes Problem sehen. Außerdem wird sie wohl eher bereuen, nicht dabei gewesen zu sein.“ Mist, da kam ich nicht gegen an. Rin war ein Fan von japanischer Rockmusik. Aus mir unerfindlichen Gründen liebte sie den Fanservice, den die Musiker manchmal auf der Bühne zum Besten gaben. Sie würde wahrscheinlich quietschend und fröhlich vor uns sitzen und nur darauf warten, dass wir uns küssten. Was mich auch gleich wieder auf den Punkt brachte. Ich spürte Uruha’s Finger an meinem Kinn, welche meinen Kopf sanft in seine Richtung drückten. Er war schon verdammt nahe. Uruha ist hetero! Er ist hetero! Immer wieder schoss mir dieser Gedanke durch den Kopf, als sich Uruha’s Lippen meinen näherten. Es war doch nur ein Spiel für ihn... Aber das änderte nichts daran, dass ich mich nichts sehnlicher wünschte, als ihn zu küssen. Und das nervte mich. Dieses ewige hin und her meiner Gedanken zwischen den Tatsachen, dass Kouyou nicht auf Männer stand, dass ich mich in ihn verliebt hatte und dass ich ihn einfach küssen wollte. Aber wenn ich kurz davor war es einfach zu tun, kam mir wieder in den Sinn, dass er nicht schwul war. Deshalb konnte ich mich jetzt einfach nicht darauf einlassen und die Gelegenheit nutzen, dass er kurz davor war mir von sich aus und bei vollem Verstand den ersehnten Kuss zu geben. Eigentlich wollte ich weiter protestieren, ihn von mir weg stoßen. Aber ich konnte es nicht. Und ehe ich mich versah, lagen seine Lippen auf meinen. Meine Starre entwich und ich drückte mich wie automatisch gegen ihn. Es fühlte sich einfach zu gut an. Mein ganzer Körper kribbelte und unsere Lippen wurden zum Mittelpunkt meiner Wahrnehmung. Ich vergaß, dass wir nicht alleine waren. Meine ganzen Zweifel schienen kurzzeitig wie weggefegt und ich genoss es einfach. Leider dauerte das wirklich nur kurz und gerade, als Uruha seine Zunge zwischen meinen Lippen hindurch schob, kehrten meine Gedanken zu mir zurück und ich drückte ihn von mir. „Kai! Das ist gegen die Regel!“, meckerte Jin laut. „Seine Zunge war in meinem Mund, wir haben uns so geküsst, wie Aoi es wollte.“ Und Jin wurde still. Denn es stimmte ja auch. Mich selbst verfluchend, dass ich den Kuss wirklich unterbrochen hatte und Uruha’s prüfende Blicke auf mir hatte, biss ich mir auf die Unterlippe um so wenigstens noch ein wenig von ihm schmecken zu können. Ich war wirklich erbärmlich. „Da haben wir nichts gegen zu setzen.“, half Rui mir weiter und forderte Uruha auf zu drehen. Dieses Mal blieb die Flasche bei Jin stehen. Manabu und Rui schienen vollkommen außen vor, was aber wahrscheinlich auch gut war. Zumindest für Manabu und Rui interessierte sich sowieso nicht so sehr für solche Spiele. Zumindest nicht, solange kein Mädchen anwesend war. Uruha wollte gerade den Mund auf machen doch prompt kam Jin ihm dazwischen.
„Stop! Ich bin dran und ich habe vorher mit mir selbst ausgemacht, dass ich Kai sein Geschenk gebe, wenn die Flasche das erste Mal bei mir anhält.“ Dann würde ich jetzt also erfahren, was in dem mysteriösen Karton war, den er so schnell versteckt hatte. Auch nicht schlecht.
Neugierig nahm ich das, in buntes Papier eingewickelte, Geschenk an und öffnete es umgehend. Meine Sorgen waren kurz vergessen. Und anscheinend schien niemand außer Jin zu wissen, was drin war, denn alle beugten sich ebenfalls gespannt zu mir, um einen Blick in das Innere der ominösen Schachtel zu werfen. Doch als ich den Deckel anhob, erstarrte ich. Und plötzlich waren alle still. Nur Aoi und Jin nicht, welche sich fröhlich ein High-Five gaben und laut anfingen zu lachen. Ich war sprachlos. Wirklich. Ich glaube, ich hatte noch nie zuvor das Gefühl, meine Zunge so derart tief im Hals stecken zu haben. „Jin?“, erhob Rui ein wenig vorwurfsvoll das Wort. „Was? Der ist perfekt für Anfänger geeignet! Mir ist er etwas zu klein, aber für Rin...“ „Du hast den ausprobiert?!?“
 „NEIN! Ich habe bloß auch so einen!“ „Ein...D...Dildo?“, brachte Manabu mit ebenfalls geschockter Stimme hervor. Erstaunlich, dass er sich schneller gefangen hatte als ich. „Das ist kein Dildo! Das ist ein Vibrator! Außerdem, was ist denn schlimmes dabei?“ Wie um zu demonstrieren, dass von diesem Ding keine Gefahr ausging, nahm Aoi es an sich und hielt es in die Luft. Er betätigte irgendeinen Knopf, denn ein leises Summen flutete den Raum und ES bewegte sich leicht hin und her. „Und die Vibration lässt sich noch viel höher stellen.“, grinste er dreckig. „Ich kann das nicht annehmen, Jin.“, gab ich ganz leise von mir und versuchte krampfhaft nicht auf den Vibrator in Aoi’s Hand zu sehen. „Klar kannst du! Und wenn du noch nicht bereit dafür bist, ihn mit Rin auszuprobieren, dann verstaue ihn erst mal irgendwo. Aber behalte ihn auf jeden Fall!“ Von wegen, der erste Teil von Jins Geschenk wäre unspektakulär. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)