小さな驚き ~A Little Surprise~ von Teiko (UruhaxKai) ================================================================================ Kapitel 2: 計画 ~Plan~ -------------------- Ich hatte sie abgewürgt. Nachdem Uruha’s Name gefallen war, hatte mein Körper wie von alleine reagiert und den Computer kurzerhand ausgeschaltet. Ich wusste nicht, warum ich das getan hatte. Irgendetwas in meinem Gehirn hatte für kurze Zeit ausgesetzt, mein Herz hatte fast sofort damit angefangen, hart gegen meine Brust zu hämmern und ich hatte kurzweilig das Gefühl gehabt, einer Ohnmacht nahe zu sein, so schnell war das Blut durch meine Adern geflossen. Nur ich konnte mir wirklich beim besten Willen nicht erklären, warum ich so impulsiv reagiert hatte, denn das war normalerweise Jin’s Art und nicht meine. Unruhig wälzte ich mich auf die andere Seite meines Bettes und drückte dort mein Gesicht in die Bettdecke, die ich bis zum Kopf hochgezogen hatte, als würde sie mich vor weiteren bösen Gedanken beschützen können. Mittlerweile war es fast Mitternacht und ich hatte es immer noch nicht geschafft, auch nur für einen kurzen Moment, ein Auge zu zutun. Na super...da nahm man sich schon vor, sich über nichts Sorgen zu machen, um eine ruhige Nacht, fröhlich im Land der Träume, verbringen zu können, und dann das! Diesen Tag konnte man getrost in die nächste Tonne kicken. Einfach aus dem Leben streichen, alle Beteiligten und sich selbst einer Gehirnwäsche unterziehen und so tun, als wäre nie etwas gewesen. 

Wie kam Rin überhaupt auf die vollkommen bescheuerte Idee, ich wäre ernsthaft an meinem besten Freund interessiert. An meinen heterosexuellen, besten Freund, wohl bemerkt! Das war doch absurd! Okay, es mochte ja vielleicht wahr sein, dass ich keine Gefühle für Rin hegte, die über eine gute Freundschaft hinausgingen. Ich konnte mit ihr reden, ich war mir sogar sicher, dass ich ihr wirklich alles anvertrauen konnte, aber ich hatte mir nie vorgestellt, wie es wäre, in unserer Beziehung weiter zu gehen, als hin und wieder ein paar Küsschen. Wie es wäre mit Rin...zu schlafen. Gott! Wie zur Hölle war es möglich, dass mir allein dieser Gedanke vollkommen abwegig vorkam? Ich fand daran nichts reizvolles. Nichts, was mich...erregen würde. Aber das musste doch nicht gleich heißen, dass ich nicht auf Frauen stand und schwul war! Ja gut, ich musste zugeben, dass Uruha verdammt hübsch war, aber fand das nicht jeder normaldenkende Mensch? Ich hatte mich ohnehin nie groß mit dem Thema beschäftigt. Selbst dann nicht, als Jin und Aoi ihre Vorliebe zum gleichen Geschlecht bekannt gegeben haben. Es hatte mich schlicht und weg nie interessiert, solange die Zwei damit glücklich waren, war ich auch zufrieden und brauchte keine Bücher über Homosexualität zu durchforsten oder mich tiefgehender damit beschäftigen. Warum auch? Ich hatte eine Freundin, war mehr oder weniger glücklich mit ihr und lebte ansonsten ein wunderbares, weitgehend sorgenfreies Leben. Und das sollte jetzt vorbei sein? Nur weil meine Freundin der banalen Annahme war, ich würde mich nicht zu ihr, sondern zu Uruha, einem Mann, hingezogen fühlen? Und überhaupt, wie kam sie ausgerechnet auf Uruha?!? Hatte sie das denn unbedingt so spezifizieren müssen?! Wieder wurde meine aktuelle Haltung ungemütlich und ich drehte mich ruckartig auf den Bauch, presste mein Gesicht in mein Kissen, biss leicht in den Stoffbezug und schrie meine Verzweiflung in das, eigentlich unschuldige, Kissen hinein. In meinem Kopf arbeitete es unermüdlich, ich hatte das Gefühl, jedes einzelne Rädchen wie in einem Uhrenwerk eindeutig klacken zu hören und sie ließen mir einfach keine Pause, um klar, und vor Allem vernünftig, denken zu können. Vielleicht half es, wenn ich mir einredete, dass Alle um mich herum Idioten waren, die mich nicht mal ansatzweise kannten und sich so auch kein Urteil über mich erlauben konnten. Eine schöne Vorstellung war es jedenfalls. Dann würde ich wenigstens ein bisschen Zeit zum Schlafen haben und könnte mir dann morgen in der Uni weiter das Hirn zermartern. Eigentlich wirklich keine schlechte Idee, nur leider machte mir das Vibrieren meines Handys, was neben mir auf dem Nachttisch lag, dreist einen Strich durch die Rechnung und ich war nun wirklich nicht mehr in der Lage, diesen aufdringlichen Ton zu ignorieren. Soviel zu meinen ’Stahlnerven’, danke Rui. Mit genervt zusammengezogenen Augenbrauen fischte ich blind, da mein Gesicht immer noch in den Kissen vergraben war, nach meinem Mobiltelefon und starrte, als ich es endlich in der Hand hatte, auf das viel zu helle Display. Eine Nachricht von Rin...Ein Teil in mir schrie, die SMS sofort zu löschen und aus meinem Gedächtnis zu streichen, doch der erwachsene Teil in mir obsiegte natürlich und ließ mich die Nachricht doch ansehen. Schlimmer konnte es ja eh nicht mehr kommen... Falls ich dich wecke, tut es mir Leid, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du immer noch nicht schläfst...Sorry, dass ich dich so damit überrollt habe, aber ich konnte es nicht weiter mit ansehen, wie du dich dazu zwingst mich zu lieben und eigentlich nur Augen für Kouyou hast. Ich liebe dich wirklich sehr und gerade deshalb weiß ich, dass es besser ist, Schluss zu machen. Kümmere dich lieber darum, Kouyou zu erobern. Rin Oh. Na. Toll. Da ging es mir natürlich gleich viel besser. 
Bevor ich das Handy fast schon brutal zurück auf den Tisch knallte, warf ich noch einen flüchtigen Blick auf die Uhr, um zu sehen, wie viel potentielle Schlafenszeit mir noch blieb...Schon nach Mitternacht... Herzlichen Glückwunsch zum Zwanzigsten, Kai! Und zur Feier des Tages gibt es eine frische Trennung von deiner viel zu lieben und zerbrechlichen Freundin Rin, die jetzt irgendwo am anderen Ende der Welt unter Tränen auf kleine Kinder aufpasst, weil du Flachzange sie nicht liebst. Wir sind froh, dass es dich gibt und jetzt darfst du deine Kerzen ausblasen und dir was wünschen! *YAY* In meinem Kopf hörte sich das alles so furchtbar sarkastisch und auf eine skurrile Weise schon fast zynisch an, dass ich bitter lächeln musste. Ich hatte immer gedacht, dass mein Geburtstag nie schlimmer werden konnte, als in diesem Jahr, wo ich am Morgen mit einem Filmriss in meiner fast komplett zerlegten Wohnung aufgewacht war und Aoi und Jin, bei genauerer Inspizierung des Trümmerfelds, fummelnd, halb nackt und immer noch betrunken in meiner Badewanne erwischt hatte. Vielleicht waren sie auch bekifft gewesen, oder beides zusammen. Zumindest würde ich ihnen beides ohne mit der Wimper zu zucken zutrauen. Und dabei sollte man meinen, dass gerade die Zwei, als Medizinstudenten, die Finger von zu viel Alkohol und Drogen lassen würden. Spätestens da hatte ich das Trauma erleiden müssen, von dem Uruha gestern befürchtet hatte. Allerdings kam mein Geburtstag mir jetzt noch um einiges schlimmer vor. Viel intensiver, was vielleicht auch daran lag, dass ich direkt betroffen war und ich kein Blackout durch zu viel gesundheitsschädliches Zeugs hatte. Am Besten, ich erstellte schnell eine kleine Zusammenfassung und anschließend ein Fazit des Abends und ließ die Sache dann wenigstens für die nächsten Stunden fallen, in denen ich dann hoffentlich endlich meine Ruhe finden würde. 
Also gut: 1. Rin hatte mit mir Schluss gemacht (an meinem Geburtstag). 2. Rin hatte aus purer Selbstlosigkeit mit mir Schluss gemacht (also war ich im Endeffekt Schuld.) 3. Ich hatte Rin eher ungewollt das Herz zerbrochen...zerquetscht...zerstochen...ich war brutalst drauf herum getrampelt. 4. Rin war der festen Überzeugung, ich sei schwul. 5. Laut Rin, stand ich auf Uruha. Meinen besten, und nicht zu vergessen, heterosexuellen Freund. 6. Ich hatte wahnsinnige Schuldgefühle und war verwirrt. 7. Ich hatte, verdammt noch mal, Geburtstag! Fazit: Kurz und bündig. Der letzte Dreck. Nach dieser Eingebung, hatte ich es dann doch geschafft endlich ein wenig zu schlafen. Oder zumindest zu dösen, denn Schlafen konnte man dieses Rumgerolle im Halbschlaf nicht nennen. Am Morgen war mein Bett vollkommen zerwühlt gewesen, doch ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, es wieder in Ordnung zu bringen, sondern war gleich duschen und mich fertig machen gegangen, da ich sowieso nicht sonderlich viel Zeit mehr hatte. Mit den Nerven vollkommen am Ende kam ich wie durch Zauberhand an der Uni an, war im ersten Moment noch froh, dass ich es geschafft hatte, auf dem Weg hier hin, nicht vor eine U-Bahn oder ein Auto zu laufen, doch im zweiten Moment wünschte ich mir, dass eben das passiert wäre. Wie sollte ich mich denn jetzt verhalten? Ich kann doch nicht so tun, als wäre alles Friede Freude Eierkuchen und als hätte ich keine Sorgen, die mein Leben tonnenschwer erscheinen ließen. Ich hatte schlecht geschlafen, sah sicherlich auch genauso aus, und ich hatte Geburtstag. Zwei Gründe, weshalb mich meine Freunde heute wohl kaum in Ruhe lassen würden. Warum konnte es nicht einfach Wochenende sein, an dem ich mich in meinem Zimmer verkriechen und die neuste und schwerste Information im Leben in Ruhe verdauen konnte. Ohne Freunde, die ,Happy-Birthday-singend, Konfetti durch die Luft werfend und mit Geschenken vor meiner Nase rumwedelnd, meine Nerven strapazierten konnten. Und nebenbei werden sie auch noch fragen, ob alles in Ordnung sei und warum meine Augenringe so dunkel wären, wie Aoi's und Manabu's Haare zusammen. Sollten Menschen an ihrem Geburtstag nicht mit viel mehr Elan in den Tag starten? Warum musste ich eine Ausnahme sein? Deprimiert schlurfte ich die Treppe hinauf in das riesige Gebäude und hatte prompt ein kleines Etwas namens Jin um den Hals hängen, welches mir fröhlich die ersten Glückwünsche des Tages ins Ohr quietschte. Aber -oh Wunder- Aoi war, im Gegensatz zu gestern, in der Lage seinen besten Freund im Zaum zu halten und zerrte Jin von mir weg. Allerdings konnte ich die neu gewonnene Freiheit nicht lange genießen, denn schon umarmten mich auch die Anderen, Aoi eingeschlossen, der Reihe nach und wünschten mir alles Gute. Naja, alles Gute konnte ich bei meinem aktuellen Gefühlschaos irgendwie schon gebrauchen. Also: ,,Danke, Leute.", flüsterte ich, nun doch leicht lächelnd. Süß waren meine Freunde ja schon irgendwie. Ungläubig segelte Jin's Kinnlade gen Boden und seine Augen weiteten sich (als ob sie nicht schon groß und kindlich genug wären) ein Stück, während er aufgebracht mit seiner Hand vor Rui's Gesicht herum wedelte, welcher sie mit einem gekonnten Griff davon abhielt, ihm später noch ungestüm ins Gesicht zu klatschen. ,,Kai hat gelächelt! An seinem Geburtstag! Also, jetzt bin ich baff! Kann der Tag denn noch besser werden?!", lachte Jin fröhlich, nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, und fiel mir erneut um den Hals. ,,Ist gut, Jin-chan." Leicht pattete ich seinen blonden Haarschopf. Aus irgendeinem Grund, war ich im Moment vollkommen entspannt. Vielleicht lag es daran, dass sie mich nicht gleich mit Geschenken und Plänen für den Tag überhäuft, sondern mir lediglich gratuliert und mich umarmt hatten. Und wer wurde schon nicht gerne beglückwünscht? Oder es lag daran, dass ich Uruha nirgends sehen konnte. So hatte ich keinen Grund, mir den Kopf zu zerbrechen, sondern konnte Rin's Worte einfacg mal vergessen und alle Last von mir abfallen lassen. Und es tat verdammt gut. ,,Happy Birthday, too you.", hauchte mir plötzlich eine dunkle Stimme ins Ohr und just war meine Entspannung entschwunden und purer Anspannung gewichen. Ich fühlte Uruha's Körper hinter mir, diese Wärme auf meinem Rücken und seinen gleichmäßigen Atem auf meiner Haut. Sofort schoss mir Rin's Vermutung, obwohl es eher eine Feststellung war, wieder in den Kopf und der schöne Teil des Tages schien schon vorbei zu sein. Ade, ihr kurzweiligen Glücksgefühle! Hab euch lieb gehabt! Uruha's Lippen streiften leicht mein Ohr und ich fragte mich ernsthaft, ob er immer noch auf Überredungskurs war und warum die Stelle, an der sein Mund meine Haut berührt hatte, so furchtbar angenehm kribbelte. Verzweifelt suchte mein Blick den von Rui, welcher mich ruhig musterte, als versuchte er etwas an mir zu finden. Ich wusste, dass Rui sehr einfühlsam war und hoffte inständig, dass er nicht auch auf die selbe, irrsinnige Idee kam, wie Rin. Ich war nicht in Uruha verliebt, verdammt noch mal! Ich war hetero! Und daran würde sich nichts ändern. ,,Hab ich dich etwa erschreckt?", fragte Uruha schuldbewusst, was gar nicht falscher hätte klingen können, löste sich von meiner Kehrseite -Gott ich danke dir!- und stellte sich vor mich, die Arme ausgebreitet. ,,Oder warum bist du zur Salzsäule erstarrt? Na komm schon! Lass dich von deinem besten Freund zum Geburtstag knuddeln!" NEIN! Nein, bitte nicht noch mehr Körperkontakt, der zu Reaktionen meinerseits führte, die ich nicht wahrhaben wollte! Bitte verschone mich! Doch natürlich wurden meine Stoßgebete missachtet und ich fand mich keine Sekunde später in der kräftigen Umarmung Uruha's, an seine Brust gepresst, wieder. Mein Gesicht lag in seiner Halsbeuge und ich wäre beinahe lieber erstickt, als diesen süßen, leicht blumigen Geruch seiner Haut einzuatmen. Sollte ich Bedenken haben, dass er ein Frauenparfüm trägt? Nein, lieber nicht. Er studiert schließlich auch Design und weiß über Mode und Schminke mehr bescheid als so manche Frau, also geht wohl auch dieses Parfüm klar. Außerdem passt es ja irgendwie auch zu ihm. Um nicht den Anschein zu erwecken, dass mit mir wirklich etwas nicht in Ordnung war, legte ich meine Arme auch um Uruha's Brustkorb und drückte ihn leicht an mich. Schließlich war er mir immer noch sehr wichtig und es wäre recht seltsam gewesen, wenn ich ihn nicht zurück umarmen würde. Außerdem hatte Jin damit angefangen komisch zu gucken, als ich wie paralysiert in die Gegend gestarrt hatte. Aufsehen zu erregen war echt nicht mein Ziel. ,,Die Stunde fängt gleich an, also löst euch von einander und wir treffen uns in der Pause!", verkündete Aoi nach einem Blick auf die Uhr und prompt schwirrten alle auseinander und auch Uruha ging, nachdem er mir nochmal durch die Haare gewuschelt hatte -Idiot-, in Richtung seines Raumes. Hö? Keine Vorschläge, wie ihr mich heute foltern könntet? Keine glitzernden Jin-Augen, wenn er mir erzählte, was sie vorhatten? Rein gar nichts? War ich im falschen Film gelandet, oder was war hier los? Was hatten diese fünf Hochstapler mit meinen Freunden gemacht??? Nun doch hochgradig verwirrt und durch Uruha's Körpernähe noch etwas benebelt, bewegte ich mich in die Richtung meines Vorlesesaals. Moment! Ich war nicht benebelt durch seine Körpernähe, er hatte einfach zu fest gedrückt und jetzt waren meine Glieder taub! So hört sich das doch gleich viel besser an. Vollkommen perplex stand ich vor dem leeren Tisch. Vor unserem leeren Tisch. Den Tisch, den meine Freunde und ich zu jeder Pause besetzten und nie, wirklich nie, jemanden fremdes erlaubten, sich auf unsere heiligen Bänke zu setzten und unsere heilige Tischplatte mit seinem Fraß zu entweihen. Okay, dass war lediglich Jin's Ansicht, denn der Kleine würde wohl eher sterben, als diesen Platz freizugeben und die anderen Studenten machten geflissentlich immer einen großen Bogen um uns, wenn Jin ebenfalls am Tisch saß, da dieser zu einem blondhaarigen Monster mutieren konnte. Aoi und Rui hatten schon überlegt, ob sie ihn vorsichtshalber zu einem Psychologen bringen sollten, denn diese Besitzansprüche waren echt nicht mehr normal. Und gerade deshalb schockierte es mich zutiefst, dass nicht mal Jin hier war, um unser/sein Territorium zu verteidigen. ,,Hey, Kai! Ist euer Tisch heute frei?", hörte ich in meinem Dämmerzustand jemanden neben mir sagen. Doch irgendwie brachte ich es noch nicht über mich, meinen Blick von meinen nicht anwesenden Freunden loszureißen. ,,Ich glaube, er hat dich nicht gehört, Saga.", kicherte eine zweite Stimme und eine Hand wedelte vor meinen Augen hin und her, was mich dann doch erwachen ließ. Neben mir standen Shou, Saga und Hiroto, wobei ich eigentlich nur Saga wirklich kannte, da dieser ein guter Freund von Uruha war. Normalerweise waren sie zu Fünft, doch Tora und Nao schienen sich heute ebenfalls Zeit zu lassen, genau wie meine Freunde. ,,Wieder unter den Lebenden?", grinste Shou mich an und ich nickte als Anwort leicht, was dann auch die leichte Sorge aus Hiroto's Augen verschwinden ließ. War ich etwa so weggetreten gewesen, dass man sich Sorgen um mich machen musste? Vielleicht sollte ich mal zum Psychologen gehen. ,,Also? Ist euer Tisch heute frei? Ist die kleine, knuffige Bestie nicht da?", fragte Saga erneut und legte seinen Arm um die Hüfte von Shou, welcher sich leicht an ihn lehnte. Waren die Beiden etwa...? Verdammt, jetzt muss ich wieder an Uruha denken! ,,Kai!" ,,Ähm, ja. Ja, ich glaube schon.", stammelte ich erschrocken, stolperte schließlich langsam in Richtung Tür, als die Drei sich bedankten. ,,Ach, übrigens alles Liebe zum Zwanzigsten!", rief Saga mir hinterher, worauf hin mir auch Shou und Hiroto gratulierten. Vielleicht sollte ich meine Symphatie für Saga noch einmal überdenken, denn, Glückwünsche schön und gut, er hatte mich auf mein Alter aufmerksam gemacht. Unsensibler Idiot. Sollte froh sein, dass ich in Eile und etwas durch den Wind war, sonst wäre ich ihm wahrscheinlich noch an die Kehle gesprungen. Aber jetzt war es eben wichtiger meine verschollenen Freunde ausfindig zu machen. Das stellte sich dann allerdings doch leichter raus als gedacht, denn ich bemerkte Manabu, welcher an einem Kaffee nippend, an eine Säule gelehnt stand und auf den Boden vor sich starrte. ,,Ma-chan!", machte ich ihn auf mich aufmerksam, worauf er nur leicht lächelte, sich aber plötzlich eiligen Schrittes auf den Weg Richtung Ausgang machte. Ähm, hallo!?! Er hatte mich sehr wohl bemerkt, dann konnte er doch nicht einfach so tun, als wäre ich nur Luft! Zumal das überhaupt nicht Manabu's Art war. Immer wieder seinen Namen rufend und dass er gefälligst stehen bleiben sollte, lief ich ihm durch den fast leeren Flur hinterher, worauf er seine Schritte beschleunigte, damit ich ihn nicht einholte. Na, das war doch wohl die Höhe! Was wurde hier gespielt und wieso? ,,Manabu!" Schnell schlüpfte der Schwarzhaarige durch die Eingangstür und ich zögerte kurz, ehe ich ihm folgte. Eigentlich war es verboten wärend der Unterrichtszeiten das Unigelände zu verlassen und auch, wenn es zur Pause erlaubt war, war diese nicht mehr lang genug, als dass es sich lohnen würde schnell noch frische Luft zu schnappen. Was also wollte Manabu dort draußen, zumal vor allem er sich immer hütete, auch nur gegen die kleinste Regel zu verstoßen? Irgendwas ging hier wirklich mächtig schief und auch wenn ich noch nicht wusste was, würde ich es wohl sehr bald herausfinden, denn Manabu stiegt gerade in ein Auto ein, welches ich als Rui's "Baby" erkennen konnte. Also waren die Anderen, oder zumindest Rui, auch da, was mein Unbehagen gegenüber der Situation allerdings kein Stück beruhigte. Was konnte es schon Gutes bedeuten, dass meine Freunde alle zusammen gequetscht in Rui's, nicht gerade großem, Auto vor dem Unigelände auf mich warteten? Genau, nichts! Dennoch riss ich aufgebracht die Beifahrertür auf und starrte in Rui's strahlendes Gesicht. ,,Hey.", flötete er amüsiert, was mir noch mehr Sorgen bereitete. ,,Was zur Hölle soll das?", zischte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen und sah der Reihe nach jeder Person ins Gesicht, die sich in diesem Wagen befand. Wieder mal fehlte nur Uruha, doch die anderen Drei saßen allesamt, genauso strahlend wie Rui, auf der Rückbank. ,,Steig ein, dann wirst du es gleich wissen.", erklärte Rui und deutete auf den Beifahrersitz, worauf ich mich auch gleich nieder ließ. ,,Ihr wisst schon, dass wir hierfür ziemlich Ärger bekommen werden?", gab ich meine Zweifel an der Aktion kund, als Rui den Wagen startete. „Ach, wir haben das geklärt, keine Angst.", wank Jin zwinkernd ab und legte seinen Kopf auf die Schulter von Aoi, welcher interessiert auf die vorbeirauschenden Häuser starrte. „Was?" „Wir sind alle krank. Haben uns gegenseitig angesteckt." „Und das hat man euch geglaubt?", hakte ich skeptisch nach, vernahm darauf ein leises, unterdrücktes Kichern von Jin und Aoi und ein schuldbewussten Seufzer von Manabu. Also hatte sie irgendetwas angestellt. „Wenn man eine Mutter hat, welche dich sehr gerne hat und mit körperlichen Reizen, sowie einer vollen Tasche dem Direx den Kopf verdreht, dann schon.", prustete Jin los, worauf Manabu seinen Kopf gegen die Schreibe hämmerte. „Wehe Einer erzählt das weiter!", jammerte er gequält und vergrub das Gesicht in den Händen. Oh mein Gott... „Deine Mutter hat den Direktor bestochen?!?“ „Jaaa.", gab Manabu immer noch wehleidig von sich. Ihm schien die Sache wirklich unangenehm zu sein. „Sie meinte, für so einen tollen Jungen, wie dich, kann man sein Geld ruhig mal für etwas illegales verwenden." Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Manabu's Mutter und ihre Großzügigkeit in allen Ehren, aber das war verrückt. Und die Vorstellung unglaublich seltsam, wenn nicht schon fast abstoßend. Diese Frau, die sich für ihr Alter wirklich gut gehalten hatte, und unser alter Direktor?? No Way! Die neugewonnenen Informationen erst mal verdauend, blockte ich jeden weiteren Redeversuch an mich ab und betrachtete, mit der Stirn an die kühle Scheibe gelegt, das an uns vorbei ziehende Tokyo. Es war mir immer noch schleierhaft, was die Vier vorhatten und außerdem wollte ich wissen, wo Uruha war. Normalerweise fehlte er nie, wenn Jin und Aoi irgendwelchen Mist verzapften. Nein, er half sogar noch fröhlich mit und war am Ende, ob seines Mutes, stolz wie Oskar. Also warum war er nun nicht da? Sollte ich mir Sorgen machen? Oder war das nur wieder ein Fall seiner regelmäßigen Verspätungen? Oder gehörte seine Abwesenheit vielleicht sogar zum Plan? Ach verdammt, was zum Henker wurde hier gespielt?!? Ab heute war es offiziell: Ich hasste Überraschungen. Finster starrte ich weiter aus dem Fenster und versuchte anhand der Gebäude, die viel zu schnell vorbei zogen, zu erkennen, wo wir waren. Aber keine Chance. Ich meinte zwar, dass ich in dieser Gegend schon mal gewesen war, aber das dann anscheinend so selten, dass mein Gehirn nicht in der Lage war, irgendwelche Informationen hervor zu kramen. „Jetzt sagt schon, wo wir sind!", meckerte ich lautstark gegen das inzwischen laut aufgedrehte Radio an, welches auch gleich von Rui leiser geschaltet wurde. „Wir sind gleich da. Also gedulde dich noch ein bisschen." „Ich will mich aber nicht gedulden! Ich habe euch von Anfang an gesagt, dass ich keine Lust habe, irgendetwas an meinem Geburtstag zu unternehmen! Warum seid ihr nur so erpicht darauf, euch gegen mich zu stellen und mich zu irgendwelchen Unternehmungen zu nötigen!?", pfefferte ich Rui wütend ins Gesicht, auch wenn das an alle hier gerichtet war, und dieser sah mich kurz erschrocken aus dem Augenwinkel an, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte und leicht lächelte. „Wir wollen doch nur das Beste für dich.", sagte Manabu leise und eigentlich hätte ich ihn jetzt mit einem bösen Blick bestrafen müssen, doch bei ihm brachte ich es einfach nicht übers Herz. Manabu war ein viel zu zartes Persönchen, als dass er bösen Blicken standhalten könnte. Dann hätte ich nicht nur ein eingeschüchtertes und verunsichertes Ma-chan, sondern auch einen angepissten Rui, welcher es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Manabu vor solchen Menschen zu beschützen. Also beließ ich es dabei, schnaubte nur kurz meine Wut hinaus und strafte meine Freunde erneut mit purer Ignoranz. Doch das musste ich nicht lange durchziehen, denn kaum fünf Minuten später, hielten wir und ich sah mich neugierig um, ehe mir perplex der Mund offen stehen blieb, als ich erkannte, wo ich hin verschleppt worden war. „Das "Golden Crystal"? Der Laden, wo Uruha arbeitet? Warum schleppt ihr mich zu einem Hostclub?!?", quietschte ich entsetzt, denn ich wusste beim besten Willen nicht, was ich davon halten sollte. Schlagartig kamen Bilder in meinem Kopf auf. Bilder von Uruha, in feinster Hostmontur, wie er mit mir an einem der Tische in diesem eleganten Etablissement saß. Einen Arm um meine Schulter gelegt, ein Glas Champagner in der anderen Hand, beugte er sich langsam, mit einem Grinsen auf den Lippen, zu mir hinunter und... „Bist du etwa schon wieder weggetreten?", riss Aoi's mahnende Stimme mich aus meinen wirren Gedanken und ich schüttelte energisch den Kopf. Ich durfte nie wieder so einen Schwachsinn denken. Nie wieder! Es war absurd und vollkommen ausgeschlossen, dass das jemals passieren würde. Uruha war hetero. Ich war hetero. Es würde niemals einen Grund geben, der zu diesem Szenario führen könnte. Nie-mals. „Also warum bringt ihr mich hier her?", fragte ich erneut, nachdem ich aus dem Wagen ausgestiegen war und den Anderen über den kleinen Parkplatz, hin zum Eingang des "Golden Crystal" folgte. Einmal nur hatte ich dieses Gebäude bis jetzt betreten und vorher war ich nie auf die Idee gekommen, einem Hostclub zu nahe zu kommen. Doch Uruha hatte schon immer Host werden wollen, und dass er die Chance bekommen hatte, in einem Club wie dem "Golden Crystal" zu arbeiten, war eine große Ehre für ihn. Als er uns damals von der Neuigkeit berichtet hatte, war er den Tränen nah gewesen und war gleichzeitig so hibbelig vor Freude geworden, dass wir alle schon gedacht hatten, Jin's Geist wäre auf ihn hinüber gesprungen oder sowas. Und dann hatte Uruha uns unbedingt seine neue Arbeitsumgebung zeigen müssen. Durch eine mit roten Samtvorhängen verdeckte Glastür, traten wir in einen, von kleinen Kronleuchtern erhellten, Flur ein, welcher ebenfalls mit rotem Samtteppich ausgestattet war. An einer Tür uns gegenüber stand ein vornehm gekleideter Herr an einem Tresen und trat nun freundlich lächelnd auf uns zu. ,,Guten Tag, die Herren. Wie kann ich ihnen behilflich sein?", sprach er mit angenehm tiefer Stimme in höflichster Manier und verbäugte sich leicht vor uns, was wir alle schnell erwiderten. „Wir haben einen Tisch reserviert. Auf den Namen Shiroyama.", sagte Aoi nach der Begrüßung und folgte dem Mann, welcher ihn zum Tresen winkte, wo Aoi in einem Buch unterschreiben musste. Nachdem das erledigt worden war, bat der Herr uns einzutreten. Es wunderte mich ein wenig, wie selbstverständlich Aoi das alles handhabte. Als wäre er schon öfters in einem Hostclub dieses Kaliebers gewesen. Eine komische Vorstellung. Wir traten in einen großen, rundlichen Raum ein, in dessen Mitte sich eine leicht beleuchtete Bar befand, an der ein ebenfalls sehr seriös wirkender Mann eifrig Getränke mixte und sie anderen Männern, und auch Frauen, in die Hand gab. Diese gingen dann zu den Tischen, welche in Nischen in die Wand eingelassen und von einer langen, gepolsterten Bank umgeben waren, an denen mehrere Frauen und Männer saßen. Sprachlos sah ich mich um, denn der Club kam mir eher vor wie ein Nobelrestaurant der besonderen Art und nicht wie ein Hostclub. Uruha musste hier ja eine Menge Geld verdienen. Ich war wohl von meiner Umgebung so verblüfft gewesen, dass ich, ohne es zu merken, stehen geblieben war, denn Aoi packte mich am Handgelenk und zog mich leicht hinter sich her zu einem Tisch, wo gerade ein kleines 'Reserviert-Schild' weggenommen wurde. Immer noch vollkommen baff, ließ ich mich in die weichen Polster fallen. Wenn man sich so umsah, wie adrett hier manche gekleidet waren, konnte man sich fast schon ein bisschen schäbig vorkommen, so in ganz normalen Alltagsklamotten. „Schick hier, oder?", grinste Aoi, worauf ich nur nickte, denn ich war immer noch nicht in der Lage ein Wort rauszubringen. „Der Laden ist wirklich gut und gehört zu den Besten seiner Art. Du kannst dich hier von jedem Typ Frau oder Mann bedienen lassen. Es gibt sowas wie eine Speisekarte, wo du dir einen Host aussuchen kannst, der den Abend für dich verantwortlich sein soll. Sofern er oder sie frei ist.", erklärte der Schwarzhaarige weiter und bestätigte damit meine Vermutung, dass er wohl nicht nur einmal hier zu Gast gewesen war. „Das ist ja schön und gut, aber ihr habt mir immer noch nicht erklärt, was das hier alles soll. Man geht doch nicht einfach mal so in einen der besten Hostclubs der Stadt und wirft dabei noch eine Menge Kohle raus.", fand ich endlich meine Sprache wieder und betrachtete meine Freunde der Reihe nach neugierig, welche sich verschwörerische Blicke zuwarfen, ehe sie alle grinsten. „Wir haben einen Plan erstellt. Für das ganze Wochenende. Jeder von uns hat sich ein Ziel ausgesucht, zu dem wir dich mitschleppen werden und immer derjenige bezahlt, der sich für den Spaß entschieden hat. Und der Hostclub ist unsere erste Station. Du kannst dich hier mal richtig verwöhnen lassen und musst noch nicht mal dafür bezahlen." Okay, das war ja an sich eine nette Idee, auch wenn mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, dass andere für mich bezahlten. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir uns hier in einem Hostclub befanden und ich mich reichlich unwohl dabei fühlte, hier von einer hübschen Dame bedient und verwöhnt zu werden, für die Geld hingeblättert wurde. Das ist ja schon fast wie in einem Bordell. „Und wer hatte die Idee und bezahlt den ganzen Spaß?" „Ich." Erschrocken starrte ich zu der Lautquelle, welche vor Scham schon fast im Sitzpolster zu versinken drohte. Nicht im Ernst oder? Manabu?!? °~°~°~° Ich habe es endlich geschafft genügend Elan aufzubringen und genügen Inspiration zusammen zu kratzen *stolz ist* Also hier das neue Kapitel. Eigentlich sollte es noch zum nächsten Kapitel gehören, aber das wäre dann doch zu lang geworden, also habe ich es geteilt ^^ Uuu~ wer hätte gedacht, dass Manabu sich sowas traut! Das kleine, unschuldige, süße Ma-chan. x3 Aber er hat einen guten Grund das zu tun, denn ganz so selbstlos ist seine Idee nicht...Aber was ist der Grund? *hehehe* Das Kapi wurde noch nicht gebetatet, da mein liebes Betalein im Urlaub ist. Ich werde sie das Kapitel nochmal überlesen lassen^^ Und alice nine musste einfach rein Auch wenn die Fünf eher unbedeutende Nebencharaktete sind, die nicht viel zur Story beitragen, habe ich sie ganz doll lieb :D Applaus für alice nine!!! LG Teiko^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)