Der Pakt von Phai8287 ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Am nächsten Morgen, an Ciels sechzehnten Geburtstag, wurde der junge Lord mit einem Stück Schokokuchen geweckt, um ihn direkt versöhnlich zu stimmen für den Rest des Tages. Er konnte schmecken, dass sich Sebastian dafür noch mehr Mühe als normalerweise gegeben hatte, genauso wie für die Kleidung, die der junge Earl an diesem Tag tragen würde. „Elegant“ kommentierte Ciel diese. „Lizzy wird sie wohl für nicht süß genug halten.“ „Ihr solltet euch wohl fühlen.“ Sebastian nahm das Frühstückstablett an sich und half dem Jüngeren dann aus dem Bett. „Außerdem bin ich kein Kind mehr““ stimmte Ciel dem zu. „Sie sind ein erwachsener, junger Mann.“, wurde ihm bestätigt und Sebastian kniete vor ihm nieder um ihm die Socken überzuziehen. „Wo wir beim Thema sind…“ Der junge Phantomhive strich sich über die Wangen. „Brauche ich noch eine frische Rasur?“ „Wenn sie es wünschen, kann ich sie gleich noch einmal frisch rasieren.“, bot der Butler an. „Das wäre mir sehr recht.“ Es gab zwar noch nicht viel zu rasieren, aber Ciel bestand dennoch darauf. „Sehr wohl.“ Sebastian nickte und kleidete den Jüngeren weiter. Bevor Ciel aber seinen Rock übergezogen bekam, wurde er gebeten, sich zu setzen, damit der Ältere die Rasur beginnen konnte. Ciel schloss erwartend die Augen und lehnte den Kopf nach hinten. Doch bevor er rasiert wurde, holte sein Butler alles, was er dafür brauchte. Der sonst so ungeduldige junge Mann wartete stumm und ohne zu mosern auf die Prozedur, welche er auch endlich bekam, wobei sich Sebastian viel Mühe gab und nach der Rasur eine Gesichtsmassage vollzog. Nun wesentlich frischer erlaubte der junge Lord es sich sogar seinen Butler anzulächeln. „Jetzt kann der Tag nur schlimmer werden.“ Mit einem Nicken wurde ihm gedankt. „Bis ihre Tante eintrifft, haben sie noch genügend Zeit, sich um die Angelegenheit ihrer Firma Funtom zu kümmern.“ „Großartig! Das wird meine Gedanken von der unsäglichen Feier nehmen.“ Ciel ließ sich weiter ankleiden, wobei ihm auffiel, dass die fast rituellen Handgriffe seines Butlers schneller waren als sonst. Auch sonst schien der routinierte Ablauf ihres Tages aufregender für Sebastian zu sein als normal, denn er sah auch, wie der Ältere immer wieder über seine, gut in den Handschuhen verborgenen Hände rieb. „Es ist nur eine triviale Feier, Sebastian!“ rief Ciel schlussendlich aus, als der Butler ihm etwas Leichtes zum Mittag brachte. „So etwas hat dich doch noch nie aus der Ruhe gebracht!“ Er wurde aus unschuldigen, roten Augen angeblinzelt, als der Ältere seinen Platz etwas hinter und neben dem Earl beim Essen einnahm. „Wie meinen?“ „Du wirkst…nun wie soll ich sagen? Aufgeregt.“ Die Hände von Sebastian verschwanden hinter dessen Rücken, wo er wieder über sie rieb. „Es ist alles bestens, junger Herr.“ „Nun gut. Ich will es dir durchgehen lassen.“ „Ihre Verlobte und ihre Tante wird auch in der nächsten Stunde hier eintreffen. Ich habe alles vorbereitet, damit es keine Komplikationen gibt.“ „Darauf vertraue ich. Jetzt muss sich nur noch Lizzy in Griff haben, damit der Abend ohne Blamage von Statten geht.“ „Sie könnten sie zu Beginn zum Tanzen auffordern und sie etwas ermüden. Da ihre Gästeliste sehr lang ist, wird sie danach genügend Beschäftigung mit den anderen jungen Damen haben.“ „Das klingt nach einem vernünftigen Vorschlag“ stimmte Ciel zu. „Es freut mich, dass sie an meiner Idee Gefallen gefunden haben.“ „Ich fürchte schon jetzt, dass es ein stressiger Abend werden wird“ erklärte der junge Phantomhive, als er sein Besteck beiseitelegte und den Kopf verlegen abwandte. „Nach so vielen Strapazen werde ich möglicherweise einer erneuten Massage bedürfen.“ „Wünschen sie eine Massage von mir?“, fragte Sebastian ruhig. „Falls nicht, werde ich einen neuen Masseur suchen müssen. Mr. Smith, so hörte ich, hatte einen fürchterlichen Unfall.“ Sofort war Ciel hellhörig. „Einen Unfall? Was ist geschehen?“ „Wie ich hörte, ist er unter durchgegangene Pferde gekommen und hat die Folgen des Unfalls nicht überlebt.“ „Wie fürchterlich! Erinnere mich daran der Familie mein Beileid auszusprechen!“ „Sehr wohl.“ Sebastian verbeugte sich. „Ich denke ich sollte mich jetzt auf die Party vorbereiten“ seufzte Ciel da auf einmal und stand auf. Wieder stimmte sein Butler zu und schob ihm weiter den Stuhl zurecht. Der junge Lord stolzierte voran aus dem Zimmer, wohl wissend, dass sein Butler ihm folgen würde. Nachdem Ciels Verlobte und dessen Mutter, seine Tante, eingetroffen waren, inspizierte diese natürlich aufs genaueste das gesamte Anwesen. Die Örtlichkeit, an dem die Feier zum Geburtstag des Earl stattfinden sollte kontrollierte sie sogar noch genauer, wenn das denn möglich war. Viel irritierender als das, fand ihr Neffe, dass sie dabei völlig vergas ihre Tochter zu ermahnen, die an Ciels Arm hing wie eine Klette. Außerdem stand irgendwie und immer zufällig Sebastian, sein Butler zwischen ihnen. Frances Midford schien jenen mit noch mehr Missachtung zu betrachten, als sie es ohne hin schon tat. Die gestandene Frau und der junge Butler schienen sogar irgendwie einen stillen Krieg zu führen. Gerade, als sie ihren Neffen dann um ein privates Wort bitten wollte, unterbrach dieser sie, noch bevor sie die Frage gestellt hatte. „Verzeih, Tante, aber die restlichen Gäste werden gleich eintreffen und ich muss sicher gehen alle entsprechend zu begrüßen. „Natürlich, gewiss.“, versicherte sie, innerlich nicht begeistert, aber ein begeistertes Glitzern in Sebastians Augen sehend. Sie warf dem Butler einen bitterbösen Blick zu und nahm dann ihre Tochter beiseite, damit sie dieser letzte Anweisungen geben konnte, schließlich war sie die zukünftige Lady Phantomhive und sollte als solche ebenfalls die Gäste begrüßen. Das zusätzlich für die Feier eingestellte Hauspersonal stand in der Empfangshalle bereits stramm, als Ciel diese betrat und verbeugte sich vor ihm. „Also daran könnte ich mich gewöhnen“ murmelte der junge Lord, so leise, dass nur Sebastian ihn hören konnte. Der schmunzelte daraufhin und dachte sich seinen Teil. Bereits kurz darauf trafen die ersten Gäste ein unter denen auch Ciels andere Tante war, die ihn so überschwänglich begrüßte, wie Lizzy es getan hatte. Viele der kurz zuvor eingetroffenen Herren, wünschten sich in diesem Augenblick an Ciels Stelle. „Ich darf doch wohl bitten, Tante An!“ empörte sich aber der junge Lord, der darum bemüht war seine Contenance zu wahren. „Immer so schüchtern!“, lachte sie mit einem zwinkernden Augen und ließ Ciel die nächsten Gäste begrüßen. Dadurch, dass unter ihnen mehrere Geschäftspartner waren, verbrachte Ciel den größten Teil des Abends damit wichtige Gespräche zu führen. Dabei wich Sebastian auch nicht nur einen Moment von seiner Seite. Zum Ärger von Lady Midford, die immer wieder gekonnt daran gehindert wurde, mit dem jungen Earl zu sprechen. „Meine Güte. Erwartet etwa jeder hier, dass ich mit ihm persönlich anstoße?“ beschwerte Ciel sich, als sie von Lord Beddington wegtrat, der qualitativ hochwertige Wolle für Funtom beschaffte. „Wenn es so weiter geht bin ich bald betrunken.“ „Es reicht, wenn sie nur so tun, als würden sie trinken, junger Herr.“, erklärte Sebastian ihm und zeigte ihm hinter einem Vorhang wie er das Glas ansetzte, ohne wirklich zu trinken. Danach schien er ganz nebenbei auf seine Taschenuhr zu sehen. „Liege ich richtig in der Annahme, dass es noch eine Überraschung gibt?“ kommentierte Ciel das irritiert, da er nur bedingt ein Freund von Überraschungen war. „Eure Tante trat an mich heran, das ist schon richtig. Aber machen sie sich keine Sorgen, ich habe schlimmeres verhindert.“, versprach Sebastian ihm lächelnd. „Warum wirkst du dann so unter Zeitdruck?“ „Sie müssen sich irren, junger Herr.“, versicherte der Butler, der sich nun wieder die Hände rieb. „Ich denke nicht, dass ich das tue!“ „Ich fühle mich nicht ganz wohl.“, gestand Sebastian nun leise und erklärte somit die unterschwellige Nervosität und Unruhe, die nur Ciel an diesem Tag gespürt hatte. „Wirklich?“ Ehrliches Erstaunen lag in Ciels blauen Augen, als er zu seinem Butler aufsah. „Du warst noch nie krank.“ „Es ist nichts Ernstes.“, versprach der Ältere, der sich auch etwas Mitgefühl erhofft hatte. „Lassen sie sich von meiner Verfassung auf ihrer Feier nicht stören.“ „Habe ich nicht vor! Reiß dich also zusammen, bis alles vorbei ist!“ „Sehr wohl, My Lord.“ Sebastian verbeugte sie und trat wieder, hinter Ciel, hinter dem Vorhang hervor. Es folgten eine ganze Reihe weiterer Gespräche, sowie Speis und Trank. Der Abend schien zu verfliegen, bis dann, zu Ciels Leidwesen, die Tanzfläche eröffnet wurde und seine Verlobte lieblich zu ihm lächelte, als sie darauf wartete, dass er sie aufforderte. „Ich werde tanzen müssen, nicht wahr?“ fragte der Earl seinen Butler leidend. „Zumindest einen Tanz.“, bestätigte der ruhig. „Noch ein Grund, warum ich solche Festivitäten hasse…“ „Sie werden es überleben, junger Herr!“, versicherte Sebastian mit einem kleinen Seitenhieb, wegen dem fehlenden Mitleid. Ciel schnaubte und setzte dann ein gezwungenes Lächeln auf, bevor er festen Schrittes zu seiner Cousine schritt. Er hatte gehofft, durch Absatzschuhe den Größenunterschied auszugleichen, da Elizabeth bereits jetzt drohte so groß wie ihre Mutter zu werden, wohingegen er selbst nur selten wuchs und noch immer kleiner war als sie. „Ciel.“, grüßte sie freudig und trat ihm die letzten Schritte entgegen. Mit krampfenden Wangen verbeugte der Earl sich höflich vor ihr und forderte sie dann zum Tanz auf. Überglücklich reichte sie ihm ihre Hand und ließ sich auf die Tanzfläche führen. „Das ist ja so lieb von dir!“ Der Meinung war ihr Verlobter nicht, dennoch wirbelte er sie mit erzwungener Eleganz über das Parkett. Doch bereits nach der Hälfte des Tanzes sah er, wie Sebastian auf sich aufmerksam machte und etwas wichtiges von ihm wollte. Bevor Ciel aber zu ihm fliehen konnte, ‚klatschte‘ Madam Red ab und wollte den Tanz mit ihm beenden. Panisch konnte Ciel sich nicht dagegen wehren, vor allem da sie ihn fest an ihren voluminösen Busen drückte. Weil sie aber eine besonders erfahrene und gute Tänzerin war, ging ein begeistertes Raunen durch die Reihe der Gäste. Ciel betete dabei, dass keiner seine Scham bemerkte, da ihn seine Tante in ziemliche Verlegenheit brachte. Zu seinem Glück, war der Tanz aber bald vorbei und Sebastian trat diskret zu ihm. Erleichtert leuchteten Ciels Augen auf, als er ihn erblickte. „Entschuldige mich, Tante. Es scheint wichtig zu sein!“ „Sicherlich, wann ist es mal nicht wichtig.“, lachte sie und entließ ihn ohne Probleme. Fluchtartig trat Ciel da an Sebastians Seite. „Was gibt es oder war das nur ein Rettungsmanöver?“ „Sie haben noch einen weiteren Gast, junger Herr. Sie sollten ihn aber unter vier Augen begrüßen.“, erklärte sein Butler. „Noch ein Gast?“ Überrascht sah Ciel sich um. „Ich war mir sicher alle von der Gästeliste begrüßt zu haben.“ „Wenn sie mir bitte folgen würden, junger Herr.“, erklärte hingegen Sebastian und ging vor, wobei er den Saal in dem gefeiert wurde, verließ. Misstrauisch hielt Ciel mit ihm Schritt, als sie durch die dunkeln Flure schritten. „Was ist das für ein geheimnisvoller Gast?“ „Ein Gast mit einem Geheimnis, Earl Phantomhive.“, antwortete Sebastian nicht wirklich und führte den Jüngeren weiter und zu seiner eigenen Räumlichkeit. „Was tun wir hier, Sebastian??“ Doch jener schwieg und ging in seinem Zimmer an den Vorhang, der am Kopfende seines Bettes hing. Dort zog er seinen Handschuh aus und legte die Hand an die Wand hinter dem Stoff, wonach ein schleifendes Geräusch erklang. „Ich bin heute das erste Mal seit 16 Jahren Gast in diesem Hause, Earl.“ „Was zum…?“ Erschrocken trat der junge Lord einen Schritt zurück und wusste nicht, was er von der Situation halten sollte, noch wie er zu reagieren hatte. „DU bist der Gast? Das ist doch lächerlich!“ Sebastian zog seinen Handschuh wieder fein säuberlich an, wobei Ciel zwar die Hand, aber nicht den Handrücken erblicken konnte. Dann sah der junge Earl, wie sich die Wand hinter dem Bett öffnete. „Wissen sie, dass sie des Abends geboren wurden? Um genau zu sein um 23 Uhr und 55 Minuten. Exakt 5 Minuten vor Mitternacht und Beginn des nächsten Tages.“ „Was geht hier vor, Sebastian? Ich fordere eine Erklärung!“ Da lächelte ihn der Ältere zart an und hatte offensichtlich nicht mehr die unterwürfige Haltung des Dieners in sich. „Ich erwähnte ein Familiengeheimnis, von dem ihr offensichtlich nichts wisst. Ich bin ein Teil davon. Normalerweise ist die Stunde vor dem wahren 16. Geburtstermin Vater und Sohn allein bestimmt, damit der Ältere den Jüngeren einweihen kann. Zu meinem Bedauern ist das in ihrem Fall leider nicht mehr möglich. Deshalb obliegt es mir, sie in die Geschichte ihrer Familie einzuweihen.“ Sebastian entflammte eine Fackel, die in dem Gang hinter der Wand hing und wartete auf Ciel. Der junge Lord war hin und her gerissen. Seit dem Tod seiner Eltern, seiner eigenen Entführung und der Rettung durch Sebastian vertraute er jenem mehr als allen anderen, doch die Situation überforderte ihn sichtlich. „Sebastian…“ „Ich tu dir nichts, Ciel.“ Sebastian trat wieder auf ihn zu. „Ich bin seit Beginn der Schwangerschaft deiner Mutter im Hause der Phantomhive. Meine Aufgabe ist es, dich mit allem zu schützen, was in meiner Macht steht. Diese Nacht, heute wird entscheiden ob das vielleicht auch in Zukunft so sein darf. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass du mir vertraust.“ Der Ältere sprach so sanft, wie Ciel ihn zu letzt hörte, als er noch ein sehr kleines Kind gewesen war und Sebastian ihn vor dem Monster unter dem Bett beschützt hatte. Der junge Mann schien sich zu fassen und er griff nach der Hand des Butlers. „Wehe das ist nicht so wichtig, wie du hier tust!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)