I'm disgusting von _Nikushimi_ (Ich bin ekelhaft) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Sooo, das is mein ABSOLUTES Lieblingskapitel :D Wirklich, das is mein Kappi das ich am besten finde. Ach, ich bin so stolz darauf :D Nikushimi Kapitel 10 "Hi", sagte sie, als sie ins Auto einstieg. Die paar Meter von der Haustür zur Autotür hatten gereicht, dass ihre Nase und Wangen knallrot vor Kälte geworden sind. Sie schloss schnell die Tür und wurde schon von der wohligen Wärme einer Autoheizung begrüßt. "Hi", antwortete Kevin auch flott, nachdem er sie perplex angestarrt hatte, wie sie die Hände auf die Lüftung legte. Sie lächelte, war ihr das irgendwie überaus peinlich. Sie nahm die Hände von dem Armaturenbrett und legte sie auf ihren Schoß. Und linste dann zu Kevin rüber. Der grinste, wie nicht anders zu erwarten. "Ist Ihnen so kalt, Euer Tiefwohlgeboren?", fragte er und erhöhte die Temperatur etwas. Ihre Miene wurde böse und er grinste weiter. "Du bist doof. Lass uns losfahren, sonst kommt noch meine Mutter und will dich kennen lernen", meinte sie, während sie über die Autotür strich und dabei mit den Augen rollte. "Also mich würde das überhaupt nicht st-" "Fahr", herrschte sie an. Michelle blickte stur nach draußen in die eisige Kälte, die man dem Dorf gut ansehen konnte. Sie fuhren, wie es aussah, in die nächste Stadt. "Kennst du die Bäckerei Dart?", fragte Kevin, der mit ihr sprach ohne von der Straße aufzusehen. Michelle schüttelte den Kopf, bis sie bemerkte, dass er es ja gar nicht sehen konnte. "Nein, kenne ich nicht", meinte sie dann und rieb sich weiter die Hände. Kevin lachte auf. "Nein? Dann fahren wird dahin. Da haben sie den besten Kaffee und die allerbesten Brötchen! Selbst Käsebrötchen schmecken bei denen nicht zum Kotzen!" Jetzt musste Michelle auch lächeln. Er war so voller Freude, dass er vermutlich etwas auf sie übertrug. Sie musste ihn unwillkürlich mit einem Kind in der Jahrgangsstufe Sechs vergleichen, welches die Welt noch so wenig kannte, dass es selbst die gewöhnlichsten Sachen außergewöhnlich spannend und interessant fand. Er sah sie kurz an und grinste weiter. "Ich schwöre es dir!" Sie lachte. "Ja ja, magst du etwa keine Käsebrötchen?", fragte sie dann. Er verzog das Gesicht. "Bei den meisten schmecken sie wie alte Socken in Kotze eingelegt." Jetzt verzog Michelle auch das Gesicht. "Danke. Jetzt kann ich nie wieder Käsebrötchen essen...", meinte sie. "Sorry nochmal, dass ich dir die SMS so spät geschickt habe." Sie winkte mit ihrer Hand ab. "Nicht so schlimm, obwohl du mich von meinem kostbaren Schlaf abgehalten hast. Wärst du trotz allem heute um Neun oder Zehn aufgeschlagen, hätte ich dir ins Gesicht geschlagen, deine Unterhose bis zum Anschlag hochgezogen und wäre dann wieder ins Bett gegangen." Er starrte sie erschrocken an, widmete seine Aufmerksamkeit aber wieder der Straße. "Wow, du bist wirklich... unmenschlich. Nein, männerfeindlich. Meine armen Nüsse!", japste er auf, das Szenario wohl bildlich im Kopf habend. Sie lachte fies. Sie stiegen aus und sie hüpfte schnell in das Geschäft, was wie ein riesiges Café aussah. Drinnen standen zahlreichen Tische und Stehtische, eine Theke mit vielen verschiedenen Backwaren und eine Ecke mit einem richtigen Coffeeshop. "Sieht aus wie bei Mecces. Nur mit Brötchen!", meinte Michelle und strahlte übers ganze Gesicht. Kevin grinste. "Das habe ich das erste Mal auch gedacht." Sie sah ihn an und er zurück. Es war ein seltsames anstarren, aber nicht unangenehm. Eher so, als ob sie gerade bemerkt hätten, das sie sich doch gut verstanden. "Yo! Calvin!" Kevin zuckte, als er die Stimme vernahm und mit ihr ein junger Mann zu ihnen herüber kam. Kevin grinste und umarmte den Kerl auf männliche Weise. So sah es zumindest für Michelle aus. "Yo, was machstn hier? Ist doch Samstag, da gehste doch immer zu deinem Opa!" Kevin grinste. "Heute mal nicht, weil ich mit ihr hier bin." Er deutete freundlich auf Michelle, ging sogar ein Stück zur Seite, um sie Hauptthema des Gespräches zu machen. "Wegen der Klee-" Kevin schlug seine Hände vor den Mund des Kerls. Michelle musste lächeln, aufgrund seiner Lernfähigkeit. "Es ist nicht so gut, wenn du sie so nennst, wie du sie nennen wolltest. Das is Michelle. Michelle Brauer. Die von meiner neuen Realschule." Die Augen von dem Neuen weiteten sich, konnte mit dem Namen wohl einiges anfangen. "Alter? Die, die dir in die Eier getreten hat? Hat Björn etwa keine Witze gemacht?", fragte er Kevin. Er lächelte. "Nein, aber sie ist ganz schon tough, oder?", fragte Kevin, zeigte auf Michelle, die ihm die Zunge herausstreckte. "Bei so einer Zierlichkeit kann man das gar nicht erwarten. Apropos! Wo sind meine Manieren?" "Welche Manieren?", fragte Kevin dazwischen, wurde aber überhört und ignoriert. "Ich bin Markus Lübke, freut mich dich kennen zu lernen. Dich, als Bezwingerin des unbezwingbaren Calvin Klein!" "Calvin Klein?", fragte sie mit etwas schief gelegtem Kopf. Markus vergrub seine Finger in Kevins Schulter und sah verstört zu ihm und Michelle. "Alter, die ist ja...!" Kevin im Gegensatz grinste wissend. Michelle war jetzt verunsichert, weil die beiden über sie zu reden schienen, ohne dass sie wusste, was sie jetzt getan hatte. Wie ein verlorenes Kind stand sie vor den beiden Jungs, die beide einen guten Kopf größer waren. "Haltet die Klappe. Das ist unhöflich gegenüber einer jungen Frau, was ihr da macht!" Sie stapfte zur Theke mit den Backwaren, sie hatte genug von den beiden Idioten. "Die ist ja ultra niedlich, wenn sie was nicht versteht!", meinte Markus halblaut, als Michelle außer Hörweite war, was Kevin wieder zum grinsen brachte. "Und wie. Aber wir sehen uns später irgendwann Mal", meinte er, während er wieder zu Michelle lief. Michelle schaute über die Schulter, als sich eine Hand darauf legte. Kevins. "Tut mir Leid. Das war ein alter Klassenkamerad vom Gymnasium", lächelte er sie entschuldigend an. Sie zog eine Schnute, beließ es aber dabei. Sollte er doch machen was er wollte, eigentlich dürfte sie es überhaupt nicht stören. Mit einem prüfenden Blick schaute sie über das Abdeckglas der Theke. Kevin konnte beobachten, wie sie ihre Fingerspitzen aufeinander legte, als ob sie beten wollte und sie dann an ihre Lippen drückte. Sie kam ihm vor, wie ein aufgeregtes Schulmädchen, was auf ihren Schwarm wartete. "Ähm... Entschuldigen Sie, wie viel kostet das Dingens hier?", fragte Michelle und deutete auf ein Schokocroissant. Die Frau sagte ihr den Preis und sah Kevin an. "Schmeckt das auch so gut?" Er sah sie an. "Natürlich. Ich hab doch gesagt hier schmeckt alles!" Er schüttelte den Kopf und schob sie ein kleines bisschen zur Seite. "Zwei Schokocroissants und zwei Kaffee." Michelle meldete sich, indem sie die Hand kurz hob. "Ich mag eigentlich keinen Kaffee..." Kevin zog die Augenbrauen hoch. "Was darf es denn sein?", fragte die Frau freundlich. "Haben Sie heiße Schokolade mit Sahne?" Die Frau nickte lächelnd. "Dann hätte ich gern das." Die beiden Frauen strahlten sich an, was Kevin die Stirn runzeln lies. Frauen konnten so gruselig sein. Sie setzten sich an einen Tisch, der am Fenster stand und einen tollen Blick auf das vereiste Feld vor dem Café ermöglichte. Die Bäckerei lag am Stadtrand, war aber mindestens so gut besucht, als würde sie in der Fußgängerzone liegen. Die Bedienung brachte ihnen ihre Bestellung und Michelle strahlte über das ganze Gesicht. "Danke, dass du mich eingeladen hast", meinte sie, während sie das Croissant beäugte. "Gerne!", sagte er. Sie war lange nicht mehr so gelassen und glücklich in Anwesenheit einer anderen Person gewesen, wie jetzt. Sie sah Kevin an, der sich schon etwas primitiv das Croissant in den Mund schob. Das erinnerte sie stark an ihren Bruder. "Danke." Er blickte auf. "Du hast doch gerade schon Danke gesagt...", sprach er mit vollem Mund, wobei ihm beinahe die Hälfte heraus fiel. Sie lächelte. "Diesmal meinte ich nicht das Frühstück." Er hörte auf zu kauen und sah Michelle an, die gedankenverloren beim vorigen Tag war. Auch gestern hatte er es geschafft ihr die schlechte Laune zu nehmen, sie ihren Tag einigermaßen zu genießen lassen. Jetzt spürte sie gar nicht mehr den Druck, der ihr tagtäglich diese Kopfschmerzen bereitete. Sie blickte von ihrem Kakao auf und lächelte dann betrübt. "Seit ungefähr Fünf Jahren hat mich Jakobs gedemütigt und fertig gemacht. Mich belehrt, mir das Leben schwer gemacht und mir so einige Stunden beim Direktor beschert. Er hatte unzählige Gespräche mit meinen Eltern bei Sprechtagen und auch zwischendurch. Es war zwar nicht das Schlimmste, was einem passieren konnte, aber so langsam hielt ich es nicht mehr aus." Ihr stiegen die Tränen in die Augen, die sie aber durch ein paar Mal leise und tief Einatmen unterdrücken konnte. "Ich bin dir so dankbar, dass du mit deinem Opa gesprochen hast, dass ich heulen könnte. Das ist wie ein Ablassbrief für die Sünde Jakobs. Verstehst du das?" Ihre Tränen schimmerten noch immer in ihren Augen und Kevin blieb die Luft weg. War sein Großvater zu ihr so mies gewesen? Wenn das stimmte was sie sagte, hatte er sie wirklich derbe auf dem Kieker gehabt. Sie war richtig fertig und er sah es ihr auch an, dass das alles tief in ihr drin hing. Fünf Jahre. Da war sie, wenn er sich nicht verrechnete, auch Dreizehn Jahre alt gewesen. Und da hatte er selbst auch noch Angst vor seinem Großvater gehabt, obwohl sie verwandt waren. Sein Mund war trocken, deshalb nickte er nur. "Ich bin lange nicht mehr so glücklich gewesen..." Ihre Gedanken schienen wieder eine Erinnerung gefunden zu haben, denn sie blickte wieder auf ihren Kakao, wo die Sahne langsam angefangen hatte zu schmelzen. Er trank einen Schluck von seinem Kaffee, wartete bis Michelle wieder in der Realität war. Sie nahm gedankenverloren den Löffel und rührte ihren Kakao um. Dann blinzelte sie zweimal und war wieder da, nahm den Kakao und trank einen Schluck. "Seit ungefähr... Ja, Fünf Jahren. Da kam alles zusammen. Nadine, Jakobs und Seba-" Sie riss die Augen auf und starrte Kevin an. Was zum Teufel tat sie da?! Sie hätte ihm gerade beinahe gestanden, dass Sebastian dazu kam! Michelle konnte ihren Mund nicht mehr schließen und auch nicht aufhören Kevin anzustarren, als ob er der kopflose Reiter wäre. Sie lachte gekünstelt und legte ihre Hand über ihren Mund. "Ach du Scheiße. Das tut mir Leid. Ich laber dich hier mit meinen billigen Problemen zu!" Sie wäre am liebsten aufgesprungen und weggerannt. Die Bilder von Sebastian fanden wieder den Weg in ihr Bewusstsein. So wie er damals war. Glücklich, offen und einfach nur der beste Freund ihres Bruders. Wo sie sich ihrer abartigen Gefühle noch nicht bewusst war. Sie wollte sich wehtun. Sie wollte, dass diese Bilder, diese ekelhaften Bilder aus ihrem Kopf verschwanden. Michelle musste sich konzentrieren um nicht zu hyperventilieren. Sie zwang sich normal und tief einzuatmen. Sebastians Kinderstimme rief sie in ihre Gedanken. Wie er ihr dankte, dass sie ihm von Baum geholt hatte. Wie er ihr seine selbstgemachte Limonade als erstes gab. Wie er Robin sagte, dass er Michelle mochte. Wie er sie getröstet hatte, als er noch so jung gewesen war, dass er noch als unbeschreiblich süß galt. Und wie er fragte was los sei, als sie bemerkte, was sie da tatsächlich für ihn fühlte. "Michelle?!" Ihr eigener Name riss sie aus ihrer Schockstarre und Kevin hockte mit besorgtem Blick auf Augenhöhe neben ihr. Ihre Tränen waren herunter gelaufen, was sie anhand der nassen Striemen auf ihren Wangen merkte. Sie spürte auch die Hand, die auf ihrer Wange lag, die zu Kevin zu gehören schien. "Alles gut? Bist du wieder hier? Was war denn los? Du hast auf einmal geheult wie ein Baby ohne auch nur einen Mucks von dir zu geben!" Sie schüttelte den Kopf, wobei er die Hand von ihrer Wange nahm, wischte sich die Tränen weg. Dann strahlte sie ihn wieder an. "Nichts, bin nur wieder auf einen emotionalen Tiefgang gestoßen, den ich längst vergessen hatte. Kein Problem, ist wieder alles gut", meinte sie. "Ich wollte dich nicht mit meinen Null-Acht-Fünfzehn Problemen belästigen...!", wedelte sie mit den Händen abwehrend vor sich. Kevin hielt sie fest. "Nein, ich höre mir das gerne an! Das ist kein Problem für mich! Du wirkst so, als ob du alles irgendwie mal herauslassen müsstest und ich bin doch perfekt dafür! I-Ich kenn dich kaum, du kannst alles sagen was du willst! Ich bin ein Außenstehender, kann also alles aus einem anderen Blickwinkel sehen!" Er hielt ihre beiden Hände in seinen und war voller Selbstvertrauen über seine Aussage. Er war davon sichtlich überzeugt, dass es ihr dadurch besser gehen würde. Er sah sie erwartungsvoll an. Sie lächelte. "Nicht nötig", meinte sie und versuchte wirklich so herüber zu kommen, als ob sie es nicht bräuchte. Anders als erwartet sah es nicht so aus, als ob Kevins Herz zersplitterte, sondern sein Gesicht verzog sich zu einer entschlossenen Maske. "Ich werde darauf warten. Wenn du bereit bist, kannst du mich jederzeit anrufen, anquatschen oder was auch immer. Ich bin jederzeit für dich da. Morgens, mittags, abends, nachts. Immer. Ich verspreche es dir!" Perplex sah sie ihn an, dann löste er seinen Griff um ihre Hände und setzt sich wieder auf seinen Platz. Er aß sein Croissant unbeirrt weiter und lächelte sie auch an, als ob die letzten paar Minuten nie gewesen wären. Nun fing auch sie an, ihren mittlerweile lauwarmen Kakao zu trinken und ihr Croissant zu essen. Sie fragte sich, ob sie es irgendwann könnte. Immerhin war es auch einfach gewesen ihren ganzen Gedankenhaushalt über Herrn Jakobs bei ihm auszuschütten und ihm beinahe von der Liebe zu Sebastian zu erzählen. Sie blickte auf. "Du könntest mir als Beweis erst einmal etwas beantworten", meinte sie und Kevin sah sie ratlos an. "Das wäre?", fragte er nach. "Was hältst du davon, dass ältere Menschen Jüngere lieben?" antwortete sie. "Du meinst dieses Sachverhältnis Pädophil, oder?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Pädophil ist ja wirklich ekelhaft. Mir geht es eher darum, wie du dazu stehst, wenn zum Beispiel... ein Vierundzwanzigjähriger auf eine Sechzehnjährige steht." Kevins Blick wanderte zur Decke und erschien ernsthaft darüber nachdenken zu müssen. Er wippte mit dem Stuhl, bis er anfing seien Gedanken zu erklären. "Also. Ich finde es nicht schlimm. Mit Sechzehn weiß man eigentlich schon recht gut, natürlich mit einigen Ausnahmen, was man so will." Michelle klappte der Mund auf. "Aber Hallo? Der wäre acht Jahre älter und volljährig, während sie minderjährig ist!" Kevin zog eine Augenbraue nach oben. "Na und? Sie ist sechzehn, da kann man es in der Regel schon selbst entscheiden, wen man liebt. Und der wäre vierundzwanzig, ja? Sagt man nicht sowieso immer, dass Männer ihrem Alter Drei Jahre oder so hinterher hängen? Dann wäre er ja erst einundzwanzig, oder? Dann sind es auch nur noch fünf Jahre und das ist ja nun wirklich nicht schlimm!", rechnete er ihr vor und zuckte mit den Schultern. "Meine Mom ist zum Beispiel auch Sechs Jahre jünger als mein Dad. Die verstehen sich auch Prima und keiner hatte was dagegen. Okay, außer Opa, aber der ist immer überall dagegen! Ich sehe da nur ein Problem wenn Volljährige was mit Kindern unter Zwölf wollen, das geht gar nicht." Michelle sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Was denn?", fragte er deshalb und sie rümpfte die Nase. "Und was ist dann mit den Kindern zwischen Zwölf und Sechzehn?" Er geöffnete den Mund um zu antworten, beließ es aber dabei. "Gute Frage. Naja, Dreizehn ist auch nicht viel weiter als Zwölf. Vierzehn ist irgendwie so ein Mysterium und Fünfzehn... Naja, wenn es gut läuft würde ich es zu sechzehn zählen...", meinte er anschließend. Sie hätte am liebsten geschrien. Sie wusste nicht, ob sie es gut finden sollte, dass er das Thema so locker sah oder sich darüber freuen, weil damit ein neuer Kandidat für ihr 'Coming Out' gefunden war. "Warum eigentlich?", fragte Kevin sie plötzlich. "Ähm, nur so. Nadine hatte es nämlich letztens angesprochen und da hab ich mich halt gefragt, wie du das siehst." Er nickte verstehend. "Lust auf ein Stück Kuchen?", fragte er freudestrahlend. Sie nickte. "Ja, mit viel Sahne bitte!" Sie war mit dem Gefühlsumschwung von ihm gut zurecht bekommen. Sie hatten beide ein Stück Schwarzwälderkirschtorte und ein Stück Bienenstich gegessen. Sie hatten über belangloses Zeug wie Hobbies gesprochen, wo Michelle unbedingt bemerken musste, dass er in seinen Hobbies ziemlich Mainstream war. Er spielte Gitarre, hing gern mit seinen Freunden rum und fand es wahnsinnig geil Onlinespiele zu spielen. Dass sie überhaupt das Wort Mainstream benutzt hatte, hatte sie selbst überrascht, aber er schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass sie es falsch aussprach. Alles in allem war sie wirklich zufrieden, als sie bei sich zu Hause aus dem Auto steigen wollte. "Danke für den geilen Tag heute, Gecko!", strahlte sie ihn an. "Bitte gern. Können wir ruhig öfter machen, wenn du Lust hast, Euer Tiefwohlgeboren." Der Motor brummte und es wurde schon dunkel. Sie hatten wirklich den ganzen Tag zusammen verbracht. "Warum nennst du mich Tiefwohlgeboren? Reicht Michelle nicht? Meinetwegen nenn mich Mische, aber Tiefwohlgeboren?", meinte sie und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Kevin dachte einen Moment nach. Dann ließ er den Gang raus, zog die Handbremse an und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. "Naja, weil ich ja nicht Kleene sagen darf. Tiefwohlgeboren ist sowohl höflich, als auch eine Anspielung auf deine geringe Körpergröße..." Sie verdrehte die Augen. "Egal. Du wirst schon merken, dass es irgendwann auch genau den gleichen Status wie Kleene hat..." Sie schaute böse und grinste dabei. "Ich habe Angst." "Ich weiß!", freute sie sich im Gegenzug. "Warte!", meinte er schnell, bevor sie ganz aus dem Wagen aussteigen konnte, hielt sie dabei an der Hand fest. Er holte Luft, konnte aber nichts weiter sagen. Michelle lächelte sanft. "Ich weiß..." Sie wollte ihm die Hand entziehen, aber er zog einmal kräftig daran, sodass sie zu ihm fiel. Sie war nur ein paar Zentimeter von seinen Lippen entfernt, was er auch sogleich beseitigte. Er küsste sie. Ein Kribbeln machte sich in ihren Lippen breit, ihr Herz klopfte schneller und ihr Verstand setzte aus. Schüchtern öffnete sie die Lippen und Kevin nahm diese Einladung dankend an. Er zog sie mit einer Hand näher zu sich und sie ignorierte, dass sie halb auf der Handbremse lag. Seine Lippen waren weich und unglaublich warm, sein Drei-Tage-Bart kratzte sie leicht. Weich drückte er seine Lippen gegen ihre, spielte zuerst mit der Unteren, dann mit der oberen Lippe. Sie handelte wie aus einem Instinkt heraus, hielt sich an seinem Ärmel fest, drückte ihre Lippen fordernd gegen seine. Sie zuckte leicht zusammen, als seine Zunge über ihre Lippen strich. Zögernd folgte sie der Aufforderung und er leckte über ihre weiche Zunge. Anders als erwartetet war seine Zunge weich und nicht rau. Ein Hupen riss die beiden aus ihrem Kuss und Michelle merkte recht schnell, dass Kevin sich ausversehen auf dem Lenkrad abgestützt hatte. Sie starrte ihn knallrot an, sagte nichts und verschwand schnell aus dem Auto. Ein Pfeifen ertönte etwas weiter neben ihr und sie sah Robin unter der nächsten Laterne stehe, ungefähr sieben Meter weit weg. Sie wusste worauf sich das Pfeifen bezog, sie hätte ihm einen Spruch an den Kopf geworfen, wenn Sebastian nicht neben ihm gestanden hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)