Das Licht in meiner Dunkelheit von DCMarvelFan ================================================================================ Kapitel 2: Sportunterricht -------------------------- Als Anna schlief wurde sie von längst vergessenen Erinnerungen heimgesucht. Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn, während sie sich immer wieder hin und her wälzte. Stimmen hallten in ihrem Kopf... „Nein bitte!“ flehte eine Frau „Bitte ich habe Familie, Kinder…!“ doch ihre Worte wurden durch das Knacken ihres Genicks abgebrochen. „Wir können sie nicht aufhalten!“ schrie ein Mann, während im Hintergrund das laute Feuern von Maschinengewehren zu hören war. „Du bist nichts weiter als ein dummes Tier“ sagte eine hasserfüllte, männliche Stimme. Dann hörte Anna eine sanfte Frauenstimme an ihrem Ohr „Dein letzter Auftrag Anna, du weist was du zu tun hast!“ In diesen Moment fuhr Anna aus dem Schlaf hoch. Ihr Herz klopfte wild und sie atmete heftig. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und rieb sich mit den Händen über's Gesicht. Mit einem leeren Blick zog Anna eines ihrer zwei großen, langen Messer heraus, das sie stets unter ihrem Kopfkissen versteckt hatte. Die Griffe dieser Messer waren speziell für ihre Hände gemacht worden. Dann ging sie in ihr Bad, stellte sich vor das Waschbecken und ließ etwas Wasser hinein laufen. Mit dem Messer in der Hand schnitt sich Anna ins Fleisch ihres Unterarms sodass Blut floss. Drei weitere Schnitte folgten und das Blut begann in das Waschbecken zu tropfen. Drei Sekunden später hatten sich die Schnitte, die Anna sich zugefügt hatte, wieder geschlossen. *** Wenn es ein Schulfach gab, was Valerie hasste, dann war es Sport. Sie war schon immer unsportlich gewesen. Vielleicht etwas Badminton mit ihrer Mutter im Garten, aber sonst machte sie um Sport einen großen Bogen. Und dass Kamilla und ihre Freundinnen dabei waren machte es nicht einfacher. Der Sportlehrer und Footballtrainer Mr Brondsky wurde von den Schülern hinter seinem Rücken "Der Major" genannt, weil seine grau-weißen Haare in einem typischen kurzen Armeeschnitt gehalten waren und er seine Klasse auch genauso leitete, als wäre es eine Truppe bei der Armee. Also sah Valerie keine andere Möglichkeit, als den Sport einfach durch zu stehen. Aufgrund von Einsparungen musste der Sportunterricht in der Sporthalle mit zwei Klassen durchgeführt werden. Eine der heutigen Aufgaben bestand darin, auf ein Sprungbrett über einen Sprungkasten zu springen und dann über einen Schwebebalken zu balancieren, um auf die andere Seite zu kommen. Valerie blieb nichts übrig, als das Ganze über sich ergehen zulassen. Andererseits hatte das alles auch etwas Gutes, denn die Klasse mit der sie zusammen Unterricht hatte war dieselbe, in die auch das neue Mädchen ging. Die Schüler hatten sich in zwei Reihen hintereinander aufgestellt und warteten, bis der Major sie mit vollem Namen aufrief. „Kamilla Volmont“ rief der Major. Mit dem üblichen Selbstvertrauen sprang Kamila auf den Sprungkasten und balangsierte auf dem Schwebebalken, nur um elegant auf die Matte auf der anderen Seite zu springen, was ihr den Applaus von den anderen Mädchen einbrachte. Valerie musste zugeben, dass sie Kamila's Sportlichkeit bewunderte. Sie war nicht umsonst der Kapitän der Cheerleadermannschaft. Nachdem es auch Kamilla's Freudinnen geschafft hatten, im übrigen allesamt Cheerleader, hieß es plötzlich „Valerie Jenkins“ Valerie atmete tief durch. „Bring es hinter dich“ dachte sie. Valerie tat, was man ihr sagte und sprang auf den Sprungkasten. Kaum oben bekam sie einen Schwindelanfall, denn Valerie hatte Höhenangst. „Jetzt geht’s los, gleich haben wir was zum Lachen“ kicherte Kamila. Schon allein dieser Spruch war ein Grund weiterzugehen. Langsam machte Valerie einen Schritt nach dem anderen. „Ruhig bleiben, immer geradeaus sehen, nicht nach unten sehen" murmelte sie. Zwar waren um den Schwebebalken herum Matten verteillt, falls jemand herunterfallen würde, aber ihr Runterfallen würde Kamila einen Grund dazu geben über sie zu lästern und zu lachen und das wollte Valerie auf keinen Fall zulassen. Der Balken kam ihr viel zu lang vor, je weiter sie ging und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Einmal verlor sie fast das Gleichgewicht, doch dann fing sie sich wieder und vollendete schnell die letzten Meter. Sie war erleichtert, dass sie es geschafft hatte und gleichzeitig zufrieden darüber, dass sie diesmal Kamilla keinen Grund gegen hatte über sie zu lästern. „Anna Kinsey“ sagte Brondsky als nächstes. Sofort drehte sich Valerie um. Das schwarzhaarige Mädchen war jetzt an der Reihe und jetzt wusste Valerie auch endlich ihren Namen: Anna. Stumm trat Anna vor und musterte die vor ihr liegende Aufgabe. Dann nahm sie Anlauf und sprang mit einer Eleganz, die selbst die von Kamilla in den Schatten stellte, auf den Kasten, nur um dann auf den Balken zu treten. Doch sie balancierte nicht auf ihm, sondern schlug mit einer unglaublichen Körperbeherrschung zwei Saltos auf dem Balken, um mit dem dritten auf der Matte zu landen. Alle Blicke waren auf Anna gerichtet. Besonders der hasserfüllte Blick von Kamilla. Man hatte ihr die Show gestohlen und nichts hasste Kamilla mehr als das. Damit war die Feindschaft zwischen den beiden besiegelt. Doch Kamila sollte bald feststellen, dass Anna niemand ist den man sich als Feind aussuchen sollte. Geduscht, in normalen Straßenklamotten und froh, den Sportunterricht hinter sich gebracht zu haben, verließ Valerie die Sporthalle. Mit dem Ende des Sportunterrichts war auch die Schule für heute zu Ende. Somit ging Valerie in Richtung ihres Rollers. Sie hatte gerade ihre Sporttasche unter ihrem Sitz verstaut und den Helm heraus genommen, als sie merkte, dass man sie beobachtete. Sie schaute auf und begegnete dem Blick von Anna. Seelenruhig saß Anna auf ihrer Maschine, die in der Nähe von Valerie's Roller stand und schaute in ihre Richtung. Valerie war erstarrt. Wie hypnotisiert schaute sie in diese grünen wunderschönen Augen. Lange Zeit schauten sich die beiden Mädchen an. Dann senkte Anna den Blick, zog sich ihren Helm auf, startete das Motorrad und fuhr vom Parkplatz. Wie in einer Trance starrte Valerie noch immer dorthin, wo Anna gestanden hatte. Dann wachte sie wieder auf, setzte sich langsam ihren Helm auf und fuhr mit einem komischen Gefühl im Bauch nach Hause. Diese Begegnung hatte etwas in ihr ausgelöst. Etwas das in Valerie seit langer Zeit, seit Cindy nicht mehr da war, geschlummert hatte und nun endgültig erwacht war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)