Dämonenkinder von Azahra (Engel liebt man nicht!) ================================================================================ Prolog: Prolog (neue Version) ----------------------------- Wie ein Gargoyle saß er zwischen den Zinnen der Kirche und starrte in die Dunkelheit hinab. Er spürte die Aura der beiden Kinder. Stärker als je zuvor, doch er nahm noch zwei andere Auren wahr: die zweier Engel! Kadirs Muskeln spannten sich an und seine blutroten Augen glommen auf. Wie er diese Flügelwesen hasste! Wenn er die Augen schloss, sah er deutlich die zwei leuchtenden Punkte, die durch die Straßen wanderten. Es wäre so einfach. Ich könnte sie hier und jetzt töten, dachte er und grinste breit. Doch er konnte dies nicht tun. Es war nicht seine Aufgabe – noch nicht. Der Dämon warf einen letzten Blick hinab auf die beleuchtenden Straßen, bevor er eins mit der Nacht wurde. * „Mara!“ Die Siebzehnjährige blieb stehen und sah sich aufmerksam an. Sie lächelte als sie sah, dass ihre beste Freundin Rina auf sie zu rannte. Sie war völlig durchnässt. Von Himmel prasselte unaufhörlich Regen nieder. Mara hingehen war trocken; sie hatte ihren Schirm nicht zuhause vergessen. Ihre Freundin blieb schwer atmend neben ihr stehen und presste sich an sie. Mara wollte schon etwas sagen, als ihr Jacke sich leicht durchnässt anfüllte, doch Rina plapperte munter drauf los: „Warum hast du nicht auf mich gewartet?!Wegen dir bin ich nun klitschnass!“ Spielerisch knuffte sie die Gleichaltrige in die rechte Seite. „Tut mir leid, Rina, aber ich muss heute arbeiten. Mein neuer Chef besteht darauf, dass ich pünktlich bin“, erklärte die Violetthaarige ihr und seufzt tief. Rina strich sich ihr langes, brünettes Haar zurück. „Stimmt ja, du arbeitest ja nebenbei. Reicht das Geld nicht was dein Bruder verdient?“ Mara schüttelte den Kopf. „Lieder nicht. Mit seinem Geld können wir gerade die Wohnung, Strom und Wasser bezahlen. Mit meinen 400€ können wir uns die Lebensmittel für einen Monat leisten.“ Rina zog eine Schnute als die beiden auf dem Zebrastreifen die Straße überquerten. „Das ist aber nicht gerade viel. Wenn du willst, frag ich meinen Vater, ob er nicht einen Job für deinen Bruder hat“, schlug ihre beste Freundin nun vor und kniff leicht die braunen Augen zusammen. „Nein, danke. Meinem Bruder gefällt es in der Gastronomie; er würde sich sicher wie der erste Mensch bei deinem Vater anstellen. Er hat leider noch nie im Büro gearbeitet.“ – „Schade, ich hätte dir gerne geholfen.“ Rina wirkte leicht beleidigt. Mara grinste und sah ihre Freundin an. „Sag mal Rina: stehst du immer noch auf meinem Bruder?“ Sofort lief die Schülerin rot an. „Also … nun ja … ein wenig, aber das tut nichts zur Sache!“ Mara kicherte. „Soll ich ein Date zwischen euch arrangieren?“ Rina blieb stehen und sah ihre Freundin wütend an. „Nein! Spinnst du!“ Mara kicherte weiter. „Ach komm schon, Rina. Du weißt doch wie es gemeint ist.“ Mara streckte Rina ihren Schirm entgegen. „Hier, denn kannst du haben. Meine Arbeit ist gleich dort vorne“, erklärte sie ihr und zeigte auf eine Pizzeria, die sich zwischen zwei riesigen Bürokomplexen befand. Lächelnd nahm ihre Freundin das Angebot an. „Danke dir.“ Rina und sie umarmten sich noch, dann ging jede ihres Weges. * Kadir zog den Mantel enger um seinen Körper und betrachtete das Mädchen still das gerade in der Pizzeria verschwunden war. Sie hatte langes, violettes Haar, gleichfarbige Augen, einen blassen Teint und sah auch sonst sehr anders aus als die anderen Mädchen in dieser Stadt. Er hat sofort gespürt, dass sie anderes war. Du bist also Mara…. Bald werden wir sehen wie du mit deinem Schicksal zurechtkommst. * Gegen 23 Uhr verließ Mara erschöpft die Pizzeria, nachdem sie sich von ihrer Arbeitskollegin verabschiedet hatte. Als Mara die Tür öffnete, seufzte sie frustriert auf. Es regnet immer noch! Sie hatte Rina ihren Schirm geliehen weil sie dachte, dass bis abends dieses Sauwetter vorbei war, doch sie hatte sich geirrt. Frustriert schulterte sie ihren Rucksack und stülpte sich die Kapuze ihrer Jacke über den Kopf. Sie trat auf die Straße und schon bemerkte sie wie die ersten Regentropfen durch ihre Kleidung drangen. Ganz klasse, dachte sie und steuerte nach links. An einer Kreuzung blieb sie stehen. Mara fröstelte es inzwischen und sie schüttelte sich. Zwar hatte sie nicht weit bis nach Hause, aber ihr war nie wohl bei den Gedanken alleine durch die Stadt zu streifen. Eine Klassenkameradin von ihr war vor ca. fünf Monaten in der Nacht von einem Fremden aufgegriffen und vergewaltig worden. Sie stand immer noch unter Schock und war kaum in der Schule. Manchmal verstand Mara warum sich ihr Bruder, Melvin, solche Sorgen um sie machte. „Ist dir kalt?“ Mara erstarrte, als sie die sanfte, männliche Stimme vernahm. Sie drehte ihren Kopf nach rechts und sah ihn zwei stahlblaue Augen. Eine weißblonde Strähne fiel dem jungen Mann ins Gesicht. Er sah sehr blass aus; fast wie Mara selbst. In der rechten Hand hielt er einen Schirm. Ohne Umschweife streckte er ihr den Schirm entgegen. Mara beäugte ihn. Sie schätze ihn auf Neunzehn; älter konnte er nicht sein. „Nein danke. Der Regen macht mir nichts aus“, antwortete sie barsch. Das Ampelmännchen sprang auf grün und Mara überquerte die Straße. Der junge Mann ließ aber nicht locker. „Jetzt komm schon! Ich möchte nicht das du krank wirst!“ – „Bist du ein Stalker oder was?!“, erwiderte sie nun giftig. Der Unbekannte ergriff ihre rechte Hand und hackte diese bei sich unter. „Hey! Was soll das?!“, rief sie laut und wollte sich von ihm losreißen, doch er ließ sie nicht los. „Hör mir gut zu: Hinter dir ist ein großer Mann in dunkler Kleidung; er verfolgt dich schon eine ganze Weile. Es sieht nicht so aus als würde er locker lassen“, wisperte er ihr leise zu. Mara sah ihn misstrauisch an. „Ist das wahr?“ Der Ältere nickte. Mara tat so, als hätte sie etwas fallen lassen. Sie hob es auf und sah dabei nach hinten und tatsächlich: dort stand ein Mann genau wie der Junge ihn beschrieben hatte. „Ich bringe dich nach Hause“, sprach er zu ihr. Mara nickte knapp und ging neben ihm her. Als die beiden vor einem großen, heruntergekommenen Plattenbau ankamen, atmete Mara tief aus. „Ich danke dir. Wie heißt du?“ – „Ich heiße Finn, und du? Ich möchte doch den Namen von dem Mädchen wissen, dass ich beschützt habe“, antwortete er und der Schalk blitze in seinen Augen auf. „Mara.“ Finn nickte. „Na dann, vielleicht sieht man sich wieder?“, sprach Mara nun und lächelte. Sie wollte gerade durch die Eingangstür als Finn den Kopf schüttelte. „Krieg ich keine Belohnung dafür, dass ich dich gerettet habe?“, fragte er sie und grinste. Mara runzelte die Stirn. „Eine Belohnung? Welche denn?“ Finn trat näher auf sie zu. „Ein kleines Küsschen vielleicht?“ – „Du hast sie doch nicht mehr alle!“, hielt sie dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust. Zugegeben, Finn sah nicht schlecht aus, aber sie würde doch keinen völlig Fremden küssen?! „Nun, wenn du nicht willst, dann muss ich.“ Finn beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Bevor Mara richtig reagieren konnte, war der junge Mann schon weg. „Idiot!“ Mara, die einen hochroten Kopf hatte, sah ihm noch eine Weile lang nach, dann ging sie hinauf in die Wohnung. Sie öffnete die Tür und wunderte sich zuerst, als sie eine fremde, tiefe Stimme vernahm. Sie ging sie ins Wohnzimmer und erstarrte als sie ihren Bruder Melvin – der ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war – mit dem Mann sah, der sie vorher verfolgt hatte. Erst jetzt sah sie sich ihn genau an. Er hatte schwarze, ohrenlange Haare und blutroten Augen. „Ah, da bist du ja, Mara. Wir beide haben dich schon erwartet.“ - „Wer seid Ihr?“, fragte sie und warf ihrem Zwillingsbruder einen ängstlichen Blick zu. „Mein Name ist Kadir. Ich bin ein Dämon … genau wie ihr beide. Ihr müsst wissen, dass ich lange nach euch gesucht habe. Ihr beiden müsst nun euer Schicksal erfüllen.“ Kapitel 1: 1.Kapitel (neue Version) ----------------------------------- Mara saß auf dem Sofa und starrte durch das Fenster in die Nacht hinaus. Der Mond stand in seiner vollen Pracht über den Hochhäusern, und warf sein schwaches Licht über die Stadt. Die Siebzehnjährige hatte die Beine angezogen und die Arme darum geschlungen, während sie hinausstarrte. Mara saß so da, seit Kadir sie verlassen hatte. Seine Worte hallten ihr immer noch in ihrem Kopf wider. Mara seufzte, als sie Melvins schlurfende Schritte höre, die sich ihr näherten. „Du solltest langsam Schlafengehen, Mara, du hast morgen Schule.“ Ihr Zwillingsbruder gähnte und strich sich durch sein violettes Haar, das ihm knapp bis zu den Schultern ging. „Ich kann nicht schlafen. Die Worte dieses … Wesens verwirren mich“, gestand sie ihrem Bruder und sah ihn an. „Verstehst du das alles?“ Melvin setzte sich neben seine Schwester auf das Sofa. „Einen Teil davon verstehe ich nur.“ „Kannst du es mir bitte noch einmal alles erklären?“, bat sie Melvin nun. Dieser nickte. „Neben der Erde gibt es noch zwei andere Welten: Die Dämonen – und die Engelswelt. Seit Jahrhunderten bekriegen sich diese beiden Welten, weil jeder den anderen an etwas heiklem die Schuld gibt. Doch vor ein paar Jahren wurden die sogenannten `Jagdregeln` aufgestellt, damit das Morden dezimiert wird. In diesen wird besagt, dass nur Halbdämonen Engel töten dürfen, und bei den Engeln wiederrum gilt das gleiche. Das Problem ist, dass es damals nicht gerade viele Halbdämonen gab, weswegen viele Dämonen auf die Erde geschickt wurden, um dort Halbdämonen zu zeugen. Die meisten von ihnen wuchsen als Waisen auf – denn die Menschenmütter starben oft nach der Geburt dieser Kinder. Die männlichen Dämonen verließen danach sofort wieder die Erde. Halbdämonen ist es untersagt, wenn sich noch nicht Siebzehn sind, andere Dämonen zutreffen und ausgebildet zu werden. Deswegen werden diese lange in Unwissenheit gelassen, bis sich ein Meister findet, der sie zu Kriegern ausbildet, die gegen Engel kämpfen.“ Mara hatte ihm stumm zugehört. Sie starrte erneut aus dem Fenster. „Wir sind also Halbdämonen“, flüsterte sie kaum hörbar. „Wir sind unreine Wesen, die nur geboren wurden, um ENGEL zu töten!“ Melvin legte ihr tröstend den Arm um seine Schwester und drückte sie an sich. „Mara, das glaube ich nicht. Vater hat uns geliebt. Er war immer bei uns und Mutter, dass weißt du doch Mara. Er hat uns nicht verlassen bevor er und Mutter …starben.“ Seine Schwester löste sich von ihm. „Ich geh schlafen.“ Melvin sah ihr nach. Er strich sich durch sein Haar. „Dämonen…“ Maras Schlaf war unruhig. Immer wieder erschien in ihren Träumen, eine Gestalt, die in Licht getaucht war. Mara konnte nicht erkennen, ob es Mann oder Frau war, doch diese Gestalt sprach zu ihr. Sie verstand aber jedoch kein Wort. Der lichte Schleier löste sich, und Mara konnte ein paar strahlendblaue Augen erkennen. Dann erwachte sie. „Bist du endlich wach?“ Mara erschrak, als sie Kadir sah, der auf ihrem Schreibtischstuhl saß und sie ansah. „Was wollt Ihr?“, fragte sie und klammerte sich an ihrer Bettdecke fest. „Wie seid Ihr hier reingekommen?!“ Kadir lächelte. „Das braucht dich nicht zu interessieren, Mara. Ich wollte mit dir alleine reden.“ Mara wollte den Mund öffnen und nach Melvin schreien, doch Kadir machte eine Handbewegung und Mara verstummte. „Me…Was?!“ Der Dämon lächelte immer noch. „Du kannst alles sagen, nur nicht den Namen deines Bruders. Auch kannst du nicht um Hilfe oder derartiges schreien“, erklärte ihr Kadir breit. Wütend sah Mara ihn an. „Ihr seid hinterhältig! Und dann soll ich auch noch mit Euch reden?!“ „Es ist mir egal, ob du mit mir reden willst oder nicht. Ich muss dir etwas sagen und dies sollte dein Bruder lieber nicht hören.“ – „Ein Geheimnis also? Warum seid Ihr Euch sicher, dass ich es meinem Bruder nicht verrate?“ Der Dämon stand auf und ging auf sie zu. Er streckte ihr seine rechte Hand entgegen. Diese fing augenblicklich Feuer. „Wenn du ihm etwas verrätst, meine liebe Mara, dann werde ich dich am lebendigen Leibe verbrennen.“ Die Schülerin schluckte schwer. Sie hatte panische Angst vor dem Feuer, dass Kadir ihr entgegenstreckte. Wie hatte er das nur gemacht? Etwa Magie? „Verstehen wir uns?“ Mara nickte. Kadir löste den Zauber und setzte sich neben sie auf das Bett, als wäre nichts passiert. Seine blutroten Augen durchbohrten sie. „Dein Bruder und du ihr seid die Kinder von Amael. Das war der richtige Name deines Vaters, und dieser Menschenfrau. Amael war einer der achtzig Prinzen, die von unserem Herrscher Cedric abstammen. Er hätte den Thron bekommen, wenn er sich nicht für das Leben auf der Erde entschieden hätte. Als er sich zu dieser Sterblichen bekannte, verstieß ihn sein Vater und brandmarkte ihn: Cedric manipulierte seine Aura so, dass ihn jeder andere Dämon sofort als Verstoßener erkannte und er nahm ihm seine wertvolle Langlebigkeit. Er alterte nun genauso wie ein normaler Mensch. Sein Vater hat sich sehr lange nicht mehr für sein verbanntes Kind interessiert, bis einer unserer Spione ihn berichtete, dass seine beiden Enkelkinder nun alt genug seien, um mit ihren Kräften umzugehen. Und daher schickte er mich aus um euch beide auszubilden“, erklärte er ihr. Mara hatte ihm aufmerksam zugehört und sie bekam von ihren toten Eltern immer mehr ein anderes Bild. „Warum erzählt Ihr mir dies alles? Was ist daran geheim?“ „Du, Mara, trägst mehr Macht in dir, als dein Bruder. Das ist das Geheimnis.“ – „Warum müssen wir Engel töten? Was haben sie uns getan?“ Sie sah Kadir fest an. „Engel und Dämonen lebten friedlich Seite an Seite, bis ein Streit zwischen den beiden Völkern entbrannte, der bis heute immer noch existiert.“ „Um was ging es in dem Streit?“ „Das darf ich dir nicht sagen“, erwiderte Kadir. Der Dämon stand auf und ging auf Mara zu. „Wenn du dich vielleicht gut gegen die Engel im Kampf schlägst, dann darfst du in die Dämonenwelt. Dieses Privileg hat nicht jeder Halbdämon.“ „Ich will zuerst darüber nachdenken“, verlangte sie nun von ihm und Kadir nickte. „Gut. Du hast drei Tage Zeit und dann will ich eine Antwort.“ Und plötzlich verschwand Kadir und nichts erinnerte an seine Anwesenheit. Kapitel 2: 2.Kapitel (neue Version) ----------------------------------- Melvin starrte grübelnd den Fernseher an, indem gerade die Nachrichten liefen. In seinem Kopf schwirrten immer noch Kadirs Sätze umher. Meine Schwester und ich, die Halbdämonen, dachte er und grinste leicht. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Sollte er dem Dämon Glauben schenken? Der Siebzehnjährige gähnte. Es war zwei Tage her, dass Kadir bei ihm und seiner Schwester gewesen war. Seitdem hatte er nicht mehr richtig geschlafen. Mara ging es genauso, Melvin hatte auf sie einreden müssen, damit sie endlich zur Schule ging und danach in der Pizzeria arbeitete. Seine Schwester hatte noch nie viel Motivation besessen, aber zurzeit war es besonders schlimm. Melvin strich sich durch sein knapp kinnlanges, violettes Haar. Der Hilfskoch sah kurz auf seine Armbanduhr. Es war erst knapp nach 12 Uhr. Melvin seufzte und machte es sich auf dem Sofa bequemer. Er hatte heute frei, worüber er sehr froh darüber war. Der Siebzehnjährige arbeitete in einem kleinen Restaurant am Rande der Stadt. Melvin übernahm meistens die Abendschicht, denn zu dieser Zeit wusste er, dass seine Schwester sicher zu Hause war und ihr nichts passierte. Er liebte seine Schwester über alles! Er würde es sich nie verzeihen wenn ihr etwas passierte. Seit dem Tod seiner Eltern fühlte er sich für sie verantwortlich und er hatte mehr als einmal erfahren müssen, dass man ohne Durchsetzungsvermögen in dieser Welt nicht weit kam. Melvin hatte nach der 8. Klasse die Schule verlassen um zu arbeiten. Er und seine Schwester hielten es in dem Waisenhaus nicht mehr aus. Die beiden wollte eine eigene Wohnung, ein eigenes, neues Leben. Doch jedes Mal, wenn Melvin gleichaltrige im Bus oder in der Straßenbahn sah, schmerzte es ihm doch sehr, dass er die Schule abgebrochen hatte. Aber wenn er seine Schwester ansah, verflog dieser Gedanke sofort wieder und er wusste, dass es richtig gewesen war. Vielleicht sollte ich den Chef fragen, ob er mich nicht zu einem richtigen Koch ausbildet?,fragte er sich in Gedanken. Melvin nahm die Fernbedienung zur Hand und schaltete den Fernseher aus. Er wollte gerade in sein Zimmer gehen, um dort im Internet etwas nachzuschauen, als es an der Tür klingelte. Der Zwilling ging zu Tür und sah durch den Spion. „Rina?“ Melvin öffnete die Tür und sah die beste Freundin seiner Schwester verwirrt an. „Rina? Was machst du hier?“, fragte er sie verwundert. Die Brünette hatte einen leichten roten Schimmer im Gesicht und hielt ein kleines Päckchen in den Händen. „Hallo Melvin“, begrüßte sie ihn schließlich verlegen. „Ist etwas mit Mara?“, fragte er sie sofort und war mit einem Mal hellwach. „Nein! Es ist nichts mit Mara. Ich bin nur früher gegangen weil mein Zeichenclub heute ausgefallen ist“, erklärte sie ihm sofort. Melvin seufzte erleichtert auf. „Willst du reinkommen?“, fragte er die Gleichaltrige und trat einen Schritt zur Seite. Rina aber hingegen streckte ihm nur das Päckchen hingegen. „Mara meinte, dass du damit gerne kochst, also habe ich mich ein wenig erkundigt und dir welche gekauft“, gestand sie ihm und der rote Schimmer in ihrem Gesicht wurde immer dunkler. Melvin nahm das Päckchen entgegen und öffnete es. Er blinzelte ein- zwei Mal – dann sah er Rina an. Im dem Päckchen befand sich ein Gewürz aus Asien, dass er schon seit langem nicht mehr benutzt hatte. „Rina, das kann ich nicht annehmen. Das ist Tasmanischer Pfeffer aus Australien! 30g kosten knapp 6€! Da drin sind ca. 2 kg!“ Er streckte ihr das Päckchen entgegen, doch Rina wehrte ab. „Es ist ein Geschenk, Melvin. Du musst mir versprechen, dass du mich dann probieren lässt, wenn du damit etwas kochst.“ Er lächelte. „Na gut. Dann behalte ich es und rufe dich an, wenn es soweit ist. Danke dir, Rina.“ Die Schülerin lächelte zurück. „Also dann, bis bald“, sagte sie zum Abschied. Sie drehte sich um und ging das Treppenhaus hinunter. Melvin sah ihr noch eine Weile nach, bevor er die Tür schloss. „Nette Geste“, sagte er und sah sich noch einmal den schwarzen Pfeffer an. Er roch leicht süßlich. Ein wenig wunderte sich Melvin darüber, dass Rina ihm etwas so etwas teures schenkte und das ohne Grund! Der Siebzehnjährige hatte Rina bislang nur vier – fünfmal gesehen und kannte sie so gut wie gar nicht, warum also schenkte sie ihm etwas? „Ich werde Mara fragen, was Rina mag“, dachte er laut und nickte als Bestätigung zu seinen Worten. * Gelangweilt schlenderte Mara über den Schulhof, als die Schule endlich aus war. Heute hatte es länger gedauert, da im Physikunterricht zwei ihrer Mitschüler ein Experiment versaut hatten, und der Saal nun aussah, wie nach einem Schlachtfeld. Die Schüler mussten alle zum Aufräumen bleiben, weswegen sie heute erst um 18 Uhr ihre Arbeit antreten konnte, und nicht wie gewohnt um 17 Uhr. Ihr Chef würde toben…. „Hey, du gehst hier zur Schule?“ Mara blieb stehen und drehte sich um. Neben dem Schultort lehnte der fremde Junge, der sie vor ein paar Tagen nach Haus begleitet hatte. „Was machst du hier?“, fragte sie ihn und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Ich muss hier immer vorbei wenn ich auf die Uni muss“, erklärte er ihr. „Na dann…“, begann Mara, doch Finn schnitt ihr das Wort ab. „Hast du heute noch was vor?“ – „Ich muss zur Arbeit.“ Der Ältere verzog kurz die Mundwinkel. „Schade, ich dachte, ich könnte auf einen Kaffee einladen.“ Mara runzelte die Stirn. „Fragst du jedes Mädchen etwa ob sie mit dir Kaffee trinken gehen will?“ Finn grinste. „Nein. Nur bei den besonders hübschen.“ Mara räusperte sich. „Wenn du meinst, dass ich hübsch bin; ich bin nicht davon überzeugt.“ Finn ging näher auf sie zu. „Ich finde, du bist sehr hübsch. Ich habe bis jetzt noch kein schöneres Mädchen als dich gesehen.“ Mara schluckte schwer und sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz gleich zerspringen würde. Sie wich einige Schritte von Finn zurück. „Ich muss jetzt gehen“, stotterte sie. Mara drehte sich um und ging ihrem Weg. Der Ältere sah ihr noch eine Weile lang nach: „Wirklich niedlich.“ Oh mein Gott, Mara! Das war peinlich!,dachte sie und hätte am liebsten laut geschrien, doch die Leute auf der Straße, hätte sie wahrscheinlich für verrückt erklärt. Was wollte dieser Junge nur von ihr? Er kannte sie nicht einmal! Hatte er etwa schon länger auf sie gewartet? Und woher wusste er, wo sie zur Schule ging? All diese Fragen schwebten nun durch ihren Kopf. Ohne das Mara es bemerkte, gesellte sich Rina zu ihr. „Warum bist du noch nicht arbeiten?“ Mara sah ihre beste Freundin erschrocken an. „Wir mussten noch den Physiksaal sauber machen. Ein Experiment ging schief“, erklärte sie ihr und sie versuchte, ihre Nervosität runterzuschlucken. „Ohje! Ich dachte mir schon, dass du unmöglich schwänzen würdest“, gestand Rina ihr und zwinkerte ihrer Freundin zu. „Was machst du eigentlich hier? Du wohnst doch gar nicht in der Nähe?“, fragte sie die Gleichaltrige nun skeptisch. Rina lächelte verlegen. „Ich war nur jemandem besuchen.“ Mara runzelte die Stirn: „So, und wen warst du besuchen? Doch nicht etwa meinem Bruder?“ Rina wurde schlagartig rot und sah beschämt zu Boden. „Ich habe ihm nur etwas gebracht.“ „Und was hast du ihm gebracht?“, stocherte Mara nach. „Gewürze“, flüsterte Rina leise zurück. „Gewürze? Doch nicht den Pfeffer, denn er sich seit Wochen einbildet?“ „Doch, genau den.“ Mara stöhnte auf. „Rina, was machst du nur für Sachen?“ Rina räusperte sich. „Ich wollte nur nett sein.“ Mara legte ihrer Freundin den Arm um die Schultern. „Komm endlich aus dir raus und sag es ihm!“ Rina rollte mit den Augen. „Ja, irgendwann mal. Aber ich glaube du solltest jetzt besser zur Arbeit gehen. Wir können ja morgen darüber weiterreden.“ Die beiden umarmten sich kurz, dann ging jede ihren eigenen Weg. Als Mara in ihrer Arbeit ankam, wunderte es sie erst, dass kein Gast anwesend war. Die Siebzehnjährige schlich sich hinter den Tresen in den Aufenthaltsraum. Dort zog sie sich um und ging wieder nach vorne. Sie sah immer noch niemanden von ihren Kollegen, doch nun sie sah einen Gast, der in einem hinteren Eck an einem abgeschiedenen Platz saß. Sie schnappte sich einen Block und einen Stift und begab sich zu ihm. „Guten Abend, der Herr. Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte sie ihn und hielt den Stift bereit. Der Mann drehte sich langsam zu ihr um. Er trug eine Sonnenbrille, was Mara um diese Uhrzeit sehr ungewöhnlich und ziemlich unhöflich fand. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nahm er sie ab und Mara schluckte schwer, als blutrote Augen sie musterten. „Guten Abend, Mara. Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest“, begrüßte Kadir sie und lächelte breit. Kapitel 3: 3.Kapitel* (neue Version) ------------------------------------ Als Melvin erwachte, war er schon kurz nach 21 Uhr. Der Siebzehnjährige gähnte herzhaft und strich sich sein verwuscheltes Haar glatt. Müde stand er auf und schleppte sich zuerst ins Bad um sich ein wenig zurecht zumachen, dann setzte er sich erneut vor dem Fernseher und wartete bis seine Schwester nach Hause kam. Mara kam um kurz nach 22 Uhr nach Hause. Sie war ungewöhnlich blass und zitterte leicht. Melvin sah seine Schwester besorgt an. „Mara, was ist mit dir?“ Seine Zwillingsschwester setzte sich neben ihm auf das Sofa. „Kadir war bei mir in der Arbeit. Er war dort, bis ich nach Hause gegangen bin. Ich hatte Angst, dass er mir nach Hause folgt!“, gestand sie ihm stotternd. Melvin legte schützen den Arm um seine Schwester und drückte sie an sich. „Es ist alles in Ordnung, Mara“, sprach er ihr gut zu, und strich ihr durchs Haar. „Ich habe Angst vor ihm“, sprach Mara nun schluckte schwer. Melvin löste sich von seiner Schwester und sah sie lange an. „Ich werde mit Kadir reden, versprochen. Ich möchte nicht, dass er dir Angst macht.“ Sie nickte schwach. Mara dankte ihrem Bruder, dann ging sie in ihr Zimmer, um zu schlafen. Als die Tür ins Schloss fiel, stand Melvin auf und ging auf den Balkon. Dort schrie er wütend Kadirs Name in die Nacht hinaus. Er machte sie darüber keine Sorgen, ob ihn ein Nachbar oder ein Fußgänger hörte. Nur Kadir war imstande dies zu hören. Es dauerte keine Minute, und schwarzer Nebel kroch wabernd zu ihm auf den Balkon. Der Nebel schwebte neben Melvin in die Luft und nahm die Gestalt von Kadir an. Seine blutroten Augen glommen auf. „Was ist, Melvin?“, fragte er mit kalter, eisiger Stimme. „Hört auf meine Schwester zu verfolgen! Sie hat schon genug Angst vor Euch, da müsst Ihr sie nicht auch noch belästigen!“, forderte Melvin laut von ihm und funkelte ihn böse an. Kadir hingegen lächelte breit. „Ich habe nicht vor deiner Schwester Angst zu machen, denn immerhin brauche ich euch beide.“ Melvin musterte ihm. „Wer sagt, dass wir Euch aber helfen wollen?“ Kadir lächelte immer noch. „Ihr beide werdet meine Schüler werden, das weiß ich. Ihr habt keine andere Wahl, als euer Schicksal anzunehmen.“ Melvin biss sich auf die Unterlippe. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Kadir Recht hatte! Sie beide hatte keine andere Wahl. Kadir war viel zu stark, niemals könnte sie sich gegen ihn wehren und Hilfe konnte die beiden Zwillinge von außen nicht erwarten. Niemand würde ihnen glauben. „Versprecht mir bitte, dass ihr meine Schwester nicht mehr verfolgt“, bat er erneut und seine Stimme klang leis. „Deine Schwester, Melvin, ist in großer Gefahr. Ich kann sie nicht alleine lassen“, gestand der Dämon ihm nun. Der Siebzehnjährige sah ihn überrascht an. „Wie meint Ihr das?“ Kadir seufzte. „Ein Engel hat ein Auge auf deine Schwester geworfen. Ich verfolge sie, weil ich nicht will, dass etwas was passiert was verehrende Folgen mit sich zieht.“ Melvin blinzelte. „Ein Engel? Woher wisst Ihr das?“ „Ich habe ihn an dem Abend gesehen, als ich zu euch gekommen bin. Deine Schwester kann leider nicht die Aura des Engels spüren, deswegen hat sie es nicht bemerkt. Aber du Melvin, du kannst die Aura von Engel sehen.“ – „Auren von Engel?“ Der Dämon nickte. „Ja. Deine Schwester wird im Umgang mit der Magie eine wahre Meisterin sein, kann aber dafür die Aura eines Engels nicht spüren. Du hingegen kannst dies, dafür aber ist dein magisches Talent nicht sehr stark ausgeprägt.“ Der Zwilling überlegte kurz. „Wie würde der Unterricht bei Euch aussehen?“ „Ich würde euch beide nur nachts unterrichten, denn am Tag fällt es mir schwer, etwas Derartiges zu tun. Ihr seid Halbdämonen, auch ihr seid am Tage schwächer als in der Nacht, aber da durch eure Adern menschliches Blut fließt, könnt ihr am Tag überlegen ohne das eure Kräfte schwinden.“ Jetzt wo Kadir dies aussprach, bemerkte Melvin erst, dass er damit Recht hatte. Tagsüber fühlte er sie meistens matt und elendig, genauso wie seine Schwester, doch nachts fühlte er so stark und war selten müde. „Ich werde mit Mara darüber reden“, erwiderte Melvin schließlich. Kadir, der im Begriff war zugehen, wandte sich von Melvin. „Wartet! Diese Magie, welche Art Magie ist die in meiner Schwester und mir innewohnt?“ Der Dämon blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Schwarze, teuflische Magier wird euer Handwerk sein. Deine Schwester wird das Wasser beherrschen und du das Feuer.“ Der Hilfskoch nickte, dann ging er zurück die Wohnung. Als er die Balkontür schloss, sah er, wie Kadir sie in einem Nebel verwandelte und in der Nacht verschwand. Eine Gänsehaut breitete sich bei Melvin aus. Kapitel 4: 4.Kapitel* --------------------- 4.Kapitel Finn hatte die Augen geschlossen, während er im Sonnenlicht badete. Der junge Mann genoss diese Augenblicke, die doch viel zu selten vorkamen. Immer hatte er irgendeine Aufgabe zu erledigen oder Sakina, seine Mitbewohnerin, scheuchte ihn hin und her. "Sakina sollte sich langsam wirklich einen Mann suchen. Sonst leben wir beide noch weitere 4 Jahre zusammen", dachte er grinsend. Urplötzlich musste er an Mara denken. Dieses Mädchen hat ein Wesen an sich, das ihn faszinierte. Noch nie hatte er vorher so eine Aura gespürt. Und dazu ist sie noch recht hübsch, fügte er hinzu und grinste erneut. „Hey!“ Finn öffnete die Augen und sah Sakina an. Die 25-Jährige hatte die Hände an die Hüften gestützt. Sie trug ein enges, Schulterfreies Ledertop, das ihre Weiblichkeit sehr betonte. Dazu trug sie eine kurze Jeanshose und hochhackige Schuhe. Neben ihr am Boden standen zwei schwere Einkaufstüten. „Finn Sonnenstein! Würdest du mir bitte die Ehre erweisen und mir helfen!“, tadelte sie ihn laut und sah ihn aus violetten Augen wütend an. Der Wind spielte mit ihren langen, blonden Haaren. Finn seufzte tief. „Warum musst du dich immer so freizügig anziehen?“, stellte er eine Gegenfrage und streckte sich genüsslich auf seiner Bank aus. „Das kann dir doch egal sein! Und selbst wenn ich nackt rumlaufen würde!“, hielt sie dagegen. Sie hob eine Einkaufstasche hoch und warf sie Finn in den Schoß. Er stöhnte schmerzerfüllt auf. „Sakina …“ Die Vollbusige streckte ihm die Zunge raus. „Selbst Schuld! Und jetzt komm endlich!“ Grummelnd stand er auf und folgte Sakina widerwillig, die vorausging. „Ach ja! Was für ein schöner Tag es heute ist! Wie wäre es Finn, gehen wir später an den See zum Schwimmen?“, schlug sie ihrem jungen Mitbewohner vor. Finn zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du mir versprichst, dich ein wenig … Anständig zu benehmen, dann ja.“ Sakina sah über die Schulter zu ihm. „Anständig? Was soll das heißen?“, fragte sie ihn und Finn hörte die Wut in ihrer Stimme. „Nun ja … der Bikini vor einer Woche war nicht gerade das … perfekte Strandoutfit“, gestand er ihr und errötete leicht, wenn er daran dachte. „Was war daran auszusetzen?“, fragte sie ihn nun und wurde langsam ungeduldig. „Ähm …. Das Oberteil war viel zu eng, und man hat daher die Hälfte deines … Vorbaues gesehen und deine Hose … War nicht mehr als eine Schnur mit einem winzigen Fetzen Stoff daran. Und nicht zu vergessen das mehr als die Hälfte der Männer dich angegafften und dir ihre Nummern zustecken wollten?“ „Ach, das … Finn du übertreibst! So schlimm war es auch wieder nicht!“, hielt sie dagegen und winkte ab. „Sakina … so findest du niemals einen Mann hier.“ Sakina grinste frech. „Wer sagt denn das Ich einen Mann brauche? Nur weil du dieses kleine Mädchen nicht mehr aus dem Kopf bekommst, musst du deinen Unmut nicht an mir auslassen.“ „Das ist gar nicht wahr!“ Finn lief leicht rot an. Sakina kicherte. „Hör auf zu lügen, Finn! Ich finde es schön das du jemanden gefunden hast, der dir gefällt. Du solltest dich mit ihr treffen.“ „Ich habe nicht mal ihre Nummer“, gestand er schließlich niedergeschlagen. „Aber du weißt, wo sie wohnt, richtig?“, fragte die 25-Jährige ihn. „Ja … das schon aber ich kann doch nicht einfach so bei ihr zuhause aufkreuzen.“ „Jetzt stell dich nicht so an, Finn! Geh gefälligst hin und rede mit dem Mädel! Nicht, dass sie davonläuft.“ „Sakina!“ Mara und Melvin saßen Kadir gegenüber. Der Dämon hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht und betrachtete die Beiden. „Ihr seid also bereit euch zu Jägern ausbilden zu lassen?“, fragte er die beiden und fixierte dabei Mara. Seine blutroten Augen sahen Mara intensiv an. Mara senkte den Blick und sah auf den Boden. „Ja. Wir werden es tun“, antwortete Melvin ihm. Kadir lächelte nun breit. „Gut. Dann werde ich euch etwas zeigen. Streckt euere Hände aus.“ Melvin und Mara taten es. Die 17-Jährige zitterte förmlich. Kadir legte jeweils eine Hand auf den Handrücken der beiden Geschwister. Mara fröstelte es, als sie seine kalte Haut spürte. Langsam murmelte er unverständliche Worte und dann passierte es: In Maras Handfläche flammte eine kleiner runder Ball auf, der an eine blaue Flamme erinnerte und die Konsitenz von Wasser hatte. In Melvins Handfläche loderte eine gewöhnliche Flamme, die schwarz war. „Das ist eure Magie, meine Kinder. Du Melvin trägst das schwarze Feuer in dir. Ein mächtiges Element, das kein Versagen kennt. Und du Mara, bist die Trägerin des dunkeln Wassern, das mehr Kraft und Ausdauer beherrscht als jedes andere Element“, erklärte er den beiden fasziniert. Mara schluckte schwer. Kadir lies die beiden los. Die Flammen tanzten immer noch in ihren Handflächen. Vorsichtig hob Mara ihre Hand empor und blies leicht in die Flamme hinein. Sie verschwand. „Wie kann ich meine … Magie hervorrufen?“, fragte sie Kadir. „Durch langes Training, Mara. Und das werde ich euch beibringen.“ „M … Müssen wir dann … Engel töten?“, fragte die 17-Jährige ihn. Der Dämon nickte. „Ja. Das müsst ihr. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“ Mara wollte erneut etwas fragen, als die Drei hörten, dass es an der Tür klingelte. „I … Ich geh schon“, nuschelte Mara schnell und stand auf. Sie ging zur Tür und sah durch den Türspion hinaus. Verwirrte öffnete sie die Tür und sah Finn an. Finn lächelte verschwitzt. Er hielt in den Händen einen kleinen Blumenstrauß. „Hallo Mara. Ich dachte ich komme dich besuchen.“ Kapitel 5: 5.Kapitel* --------------------- 5.Kapitel Sakina rührte gedankenverloren in ihrem Cappuccino, während sie aus dem großen Fenster des Cafés starrte. Draußen auf der breiten Straße der Innenstadt wimmelte es nur so von Menschen, doch für Sakina war das auch kein Wunder. Es war ein schöner heißer Julitag, den natürlich viele Menschen draußen verbrachten. Sakina seufzte und stocherte erneut in dem Schaum ihres Cappuccino herum. Sie wartete auf ihre Verabredung, doch wie es schien, hatte diese sie vergessen. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte ihre Vermutung. Die Engelsfrau trank ihr heißes Getränk in einem Zug leer, dann stellte die Tasse zurück. Sie legte das Geld neben das Geschirr, dann stand sie auf und ging. Als sie nach draußen trat, atmete sie kurz auf. Die kühle Klimaluft innerhalb des Cafés war angenehm gewesen, dass Sakina niemals darauf gekommen wäre, dass die Hitze draußen unerträglich war. Die 25-Jährige zog ihre Jack aus und streckte sich. Dabei spannte sich ihr enges Top um ihre Brust und ließ ihren Busen noch größer erscheinen, als er sowieso schon war. Einige Männer sahen Sakina grinsend an. Die Engelsfrau zwinkerte ihnen zu. Wenn Finn jetzt dabei wäre, würde er mich wieder schimpfen, dachte sie sich und musste innerlich kichern. Finn war schlimmer als sie sich einen verklemmten Ehemann vorstellte. Sakina fand ja, dass es für ihn an der Zeit war sich endlich eine Freundin zusuchen, doch jedes Mädchen, dass sie ihm vorschlug, war nicht gut genug für ihn. Doch soweit Finn ihr erzählt hatte, hatte er vor kurzen ein junges, nettes Mädchen kennengelernt. Die Engelsfrau drückte ihm die Daumen. War er nicht gestern Abend bei ihr?, fragte sie sich in Gedanken und überlegte. Sie hatte Finn heute den ganzen Tag noch nicht gesehen … „Hallo schöne Frau.“ Sakina drehte sich um und lächelte breit, als sie den Mann sah, der hinter ihr stand. „Jester! Da bist du ja. Ich dachte du hast mich versetzt?“, sagte sie zu ihm und zog eine Schnute. Jester, strich sich verlegen durch sein dunkelblondes Haar. Er hatte braun gebrannte Haut und graue Augen. Der 29-Jährige trug ein teueres T-Shirt einer Desingermarke und eine Jeanshose. „Verzeih mir mein Schatz, aber meine Frau ließ mich nicht früher gehen“, gestand er ihr grinsend und küsste sie schließlich auf den Mund. Sakina ließ ihn gewähren. „Oh … hast du ihr immer noch nicht gesagt, dass du ihr fremdgehst?“, fragte sie ihn unschuldig und hakte sich bei ihm ein. Jester lachte auf. „Soll ich etwa unser kleines Geheimnis verraten?“ Sakina überlegte kurz. „Was würde deine Frau denn sagen, wenn sie dahinter kommt?“ „Sie würde zu einem wahren Racheengel werden“, erklärte er Sakina und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. Bei dem Wort Racheengel zuckte sie kurz zusammen. Jester bemerkte das und legte den Arm um sie. „Keine Sorge, Sakina. Ich werde dich schon vor ihr beschützen.“ Die Blonde schmiegte sich an ihm. „Das klingt toll.“ Mara blinzelte mehrmals, bevor sie Finn antworten konnte: „Äh … Hallo.“ Finn streckte ihr ein wenig unbeholfen den Blumenstrauß entgegen. „Hier. Ich dachte ich bringe dir ein Geschenk mit.“ Zögerlich nahm Mara den Blumenstrauß an. „D … Danke.“ Der 19-Jährige räusperte sich. „Ich weiß das es unhöflich von mir ist dich so einfach zu überfallen, doch ich war gerade in der Nähe und ich dachte ….!“ „Mara! Wer ist an der Tür?“, fragte Melvin laut und Mara hörte die Schritte ihres Zwillingsbruders. Melvin lugte um die Ecke und runzelte die Stirn, als er Finn sah. „Na? Wer bist du denn?“, fragte Melvin ihn verwundert und sah noch erstaunter aus, als er den Blumenstrauß in Maras Händen sah. „Mein Name ist Finn. Ich bin ein … Bekannter von Mara“, stellte sich der Blondhaarige vor. „Ich bin Melvin, Maras Zwillingsbruder“, erwiderte dieser und nickte Finn knapp zu. Die beiden Jungs standen sich lange schweigend gegenüber und Mara kam sich völlig fehl am Platz vor. „K … Komm doch rein“, sagte sie dann schließlich zu Finn und trat zur Seite. Der Ältere nickte dankbar und trat ein. „Wir haben zwar schon Besuch, aber desto mehr, desto lustiger“, sprach Melvin und lächelte schief. Mara führte ihn ins Wohnzimmer und warf Melvin einen Hilfe suchenden Blick zu, während dieser nur mit den Schultern zuckte. Als Finn eintrat, erstarrte er zu Eis. Er sah Kadir aus blauen Augen entsetzt an. Der Dämon hingegen lächelte und seine blutroten Augen durchbohrten Finn. „Hallo Finn. Es ist lange her“, sprach Kadir zu ihm. Finn brachte kein Wort heraus. „Ihr beide kennt euch?“, fragte Melvin die beiden und sah zwischen ihnen hin und her. Finn wollte etwas erwidern, doch Kadir kam ihm zuvor: „Eine flüchtige, kurze Begegnung, nicht wahr, Finn?“ Der 19-Jährige sah hinab zum Boden und seine Umgebung veränderte sich. Alles wurde schwarz und Flammen durchzogen das Ödland. Vor ihm im Feuer stand Kadir. Sein Gesicht war blutverschmiert und ein kaltes Grinsen lag auf seinem Gesicht. Überall um Finn herum lagen Leichen. Toten Engel, die ihr Leben für Finns gelassen hatten. Schlagartig verschwand das Bild wieder und er fand sich in dem Wohnzimmer der Zwillinge wieder. Er lag auf der Couch und die ersten Sonnenstrahlen krochen durch das Fenster. Melvin saß neben ihm auf einem Stuhl und beobachtete ihn aufmerksam. „Du bist ohnmächtig geworden“, erklärte Melvin ihn als Finn die Augen aufschlug. „Wo ist Kadir?“ „Er ist weg. Woher kennst du ihm?“, fragte der Zwillingsbruder ihn sofort. „Das ist eine lange Geschichte“, erklärte Finn ihm und stand auf. Er vergrub den Kopf in die Hände. „Ich werde dich nicht danach fragen, doch ich habe eine Warnung für dich.“ Finn sah Melvin an und der Blick aus seinen violetten Augen ließ ihn frösteln. „Ich weiß, was du bist, Finn. Ich kann deine Aura spüren. Halte dich von meiner Schwester fern, sonst werde ich dich töten müssen!“, prophezeite er ihm. Finn sah Melvin erschrocken an. „Woher weißt du es?“, fragte er ihn leise. Melvin nickte. „Ich bin ein Halbdämon, genau wie meine Schwester. Lass die Finger von ihr, oder du wirst dich daran verbrennen!“ Kapitel 6: 6.Kapitel* --------------------- 6.Kapitel Rina sah immer wieder auf ihre Armbanduhr und zog den Reißverschluss ihrer Jacke weiter hoch, bis er endgültig zu war. Wo bleibt sie wieder?, dachte Rina und seufzte genervt auf. Schon seit einer Viertelstunde wartete sie auf Mara. Die beiden gingen immer gemeinsam zur Schule und deswegen wunderte sich Rina darüber, das sie immer noch nicht an ihrem vereinbarten Treffpunkt erschienen war. Vielleicht ist sie krank?, dachte die 17-Jährige nervös und war gerade dabei auf ihrem Handy Mara anzurufen, als diese wie eine Wahnsinnige um die nächste Ecke bog und vor Rina schwer atmend stehen blieb. „Tut mir leid“, entschuldigte sie atemlos. Rina blinzelte sie ein paar Mal an. „Hol erstmal richtig Luft, Mara, bevor du keine Luft mehr bekommst.“ Mara tat dies auch und nach ein paar Minuten hatte sie sich wieder beruhigt. „Also was ist los? Warum kommst du so spät? Sonst verschläfst du nie“, fragte Rina sie nun neugierig. Mara und Rina gingen nun Richtung Schule. Sie legten ein gemütliches Tempo an. Die Schule begann heute erst ab der 2. Stunde, weswegen Maras Verspätung doch nicht so schlimm war, wie Rina sie darstellte. „Es war gestern ein langer Abend“, erklärte Mara ihrer besten Freundin knapp. Diese wurde hellhörig und grinste. „War etwa dein schöner Unbekannter bei dir?“ Mara lief leicht rot an, und machte der Ampel an der Kreuzung Konkurrenz. „Und?“, bohrte Rina nach und trat näher auf Mara zu. „Ja.“ „Hat er bei euch übernachtet?“ „Ja, doch gezwungenermaßen. Er ist ohnmächtig geworden“, gestand Mara ihrer Freundin und ging über die Kreuzung, als die Fußgängerampel auf Grün umsprang. „Ohnmächtig? Warum das denn?“ Mara biss sich auf die Lippen. Sie konnte Rina unmöglich die Wahrheit sagen, bestimmt würde diese sie für verrückt halten. Mara glaubte nicht einmal selbst an Kadirs Worte. Sie und ein Halbdämon? Vielleicht war dies einfach nur ein dummer Scherz, den sich jemand mit ihr erlaubte. Doch ihr Bruder sah das anders: Er sog Kadirs Worte regelrecht auf wie ein nasser Schwamm. Mara hingegen hatte gestern fürchterliche Angst gehabt als Kadir ihre Magie hatte erwachen lassen. „Er hat ein Kreislaufproblem“, log sie schnell und hob grüßend die Hand als sie zwei Klassenkameradinnen von Rina und ihr sah. „Ist er immer noch bei euch zuhause?“, fragte Rina erneut nach und ihre Neugierde war immer noch nicht gestillt. „Ich weiß es nicht. Als ich aufgestanden bin hab ich nur kurz Melvin gesehen, wie er im Wohnzimmer verschwunden ist.“ Rina seufzte. „Ach, Mara …“ Mara sah sie fragend an. „Was ist?“ „Du solltest Finn fragen, ob er ihr beide nicht mal etwas unternehmen könnt“, platze es nun aus der 17-Jährigen hervor. „Ich habe keine Zeit für so etwas!“, stellte Mara nun klar und trat durch das Schultor. „Ach komm schon Mara. Du brauchst endlich mal etwas Abwechselung. Ständig hängst du nur mit mir rum, das kann auf die Dauer abfärben“, redete Rina weiter und besah sich kurz ihre Fingernägel. Mara verdrehte die Augen. „Rina, ich wünsche mir wirklich, dass du dich einmal selbst reden hören würdest.“ „Warum das denn?“ Die Halbdämonin lächelte. „Du redest nichts als Mist.“ Ihre Freundin kicherte. „Es stimmt doch. Obwohl ich eigentlich nicht so große Reden schwingen, sollte über das Thema Beziehung. Ich traue mich immer noch nicht, deinem Bruder meine Gefühle zu gestehen.“ Mara sah Rina nun besonnen an. „Ach, Rina! Du weißt doch das mein Bruder nicht Nein zu dir sagen würde.“ Rina lief leicht rot an. „Das sagst du so einfach. Jedes Mal, wenn er von mir steht, dann kommt mir nur Unsinn den Kopf und ich kann es ihm einfach nicht sagen!“ „Soll ich es ihm etwa sagen?“ Rina sah ihre Freundin entgeistert an. „Nein! Bloß nicht!“ Mara zuckte nur mit den Schultern. „Dann eben nicht.“ Der Schulgong ertönt. „Wir sollten langsam reingehen. Nicht dass du heute doch noch Ärger bekommst“, sprach Rina schnell und betrat das Schulgebäude. Mara folgte ihr. *** Sakina schlug die Beine übereinander, während sie Finn anstierte. „Und? Wie war der Besuch bei deiner kleinen Flamme?“, fragte sie ihn und nahm einen tiefen Schluck aus dem Weinglas, das vor ihr auf dem Küchentisch stand. Finn saß ihr gegenüber und warf immer wieder einen Blick auf den Herd. Dort stand ein Topf Nudeln, dessen Deckel wild auf und ab hüpfte. Ganz in Ordnung. Du sag mal: Willst du heute wieder verkochte Nudeln essen?“ Sakina folgte seinem Blick. Sie schnippte mit den Fingern. Die Temperatur von der Kochplatte sprang auf 0 und der Topf rückte wie von Geisterhand auf die andere, kalte Platte. „Und jetzt erzähl mir, wie es war?“ Finn senkte kurz die Augen. „Es war schlimm. Ich habe etwas über die Beiden erfahren.“ Die Engelsfrau horchte nun auf. „Und was?“ „Sakina, kannst du dich an Kadir erinnern?“ Das Gesicht der 25-Jährige entgleiste. Wut und Trauer machten sich darauf breit. „Ja, nur zu gut. Was ist mit ihm?“ „Er war bei den beiden. Mara und ihre Bruder Melvin … sind beide … Halbdämonen. Kadir soll sie ausbilden.“ Sakina ließ ihr Weinglas fallen, das klirrend zu Boden fiel und dort zerbrach. „D .. Das ist nicht dein Ernst!“ „Doch. Das ist er.“ Finn lächelte sie traurig an. „Ihr Bruder hat mir gedroht. Wenn ich Mara noch einmal zu nahe komme, dann würde ich mich daran verbrennen.“ Sakina schüttelte sich. „Dieser Halbstarke glaubt doch wirklich nicht, dass er damit durchkommt! Soll ich mich mal mit diesem Melvin unterhalten?“, bot sie ihn an. Finn jedoch schüttelte den Kopf. „Nein. Ich will nicht, dass du das tust. Ich lasse Mara einfach in Ruhe. Sie ist ein Halbdämon und ich ein Engel! Das zwischen uns beide dass … würde nur alles schlimmer machen, als es sowie schon ist.“ Sakina schlug plötzlich mit der flachen Hand auf den Tisch. Finn zuckte zusammen. „Nein! So darfst du nicht denken Finn! Nur wegen diesem dummen Krieg! Du und Mara ihr Beiden dürft auch eine recht auf eure Zukunft haben. Sie ist eine Halbdämonin, na und? Finn, versuch es einfach. Mehr als auf die Schnauze fallen, kannst du nicht.“ Die Blondhaarige stand auf und streckte sich. „Ich mache nun das Mittagessen." Sie wandte ihm nun den Rücken zu. Dabei verfinsterte sich ihr Gesicht. Kadir … ich dachte, dass alles vorbei ist. Warum bist du hier? Was willst du von uns? Und vor allem, was hast du mit diesen dummen unschuldigen Kindern vor? Kapitel 7: 7.Kapitel* --------------------- 7.Kapitel Kadir kniff kurz die Augen zusammen, als das Tageslicht, seine letzten Strahlen sandte. Der Dämon wartete in seinem Versteck geduldig darauf, dass auch endlich diese verschwanden und der Mond am Himmel dafür platz nahm. Er grummelte leise, als er sein vorübergehendes Zuhause verließ. Der Dämon hielt sich in einer Höhle, mitten im Stadtpark auf. Er hatte diesen Ort mit einem Zauber belegt damit ihn niemand, außer er und ein paar andere magischen Wesen, diesen sehen, konnte. Die Sterblichen sahen nur einen grauen Fleck, der sich von einem kleinen Berg abhob. Er streckte sich, als er sich draußen in der kalten Nachtluft befand. Seine blutroten Augen schweiften umher. Er sah und hörte niemanden. Wie immer war er ganz alleine in diesem Teil des Waldes – glaubte er zumindest. Kadir grinste und verließ den magischen Bereich. Er spüre einen leichten Windhauch, der seinen ganzen Körper umfasste, als er diesen hinter sich gelassen hatte. Die Nacht ist noch jung. Mit was fang ich an, dachte er sich und überlegte ob er zuerst nicht zu Melvin und Mara gehen sollte, oder sich davor etwas zum Essen suchen wollte. Gerade als er sich entschieden hatte, hörte er das leise Rascheln von Flügelschlägeln. Eine Gänsehaut kroch ihn über den Rücken Er nahm wahr, dass das Wesen hinter ihm landete. Der Geruch des Engels war ungewohnt – und zugleich vertraut. Mehr als einmal hatte er diesen eingeatmet. „Sakina.“ Die blonde Engelsfrau starrte seinen Rücken wütend an. Ihre weißen Schwingen, die doppelt so groß waren wie sie, ragten aus ihren Schulterblättern. Sakina trug anstatt ihrer üblichen freizügigen Kleidung, ein weißes makelloses Kleid und flache gleichfarbige Schuhe. „Kadir“, antwortete sie und nickte knapp. Der Dämon drehte sich um und betrachtete sie ausdruckslos. Sakinas violette Augen entgegen waren voller Gefühle. Kadir sah dort drin Hass, Verzweiflung und so etwas wie Liebe? „Was willst du hier? Es ist verboten, dass sich ein Engel um diese Zeit hier aufhält“, tadelte er sie. Sakina lächelte. „Ich halte mich nicht gerne an Regeln, genau wie du Kadir.“ Die Blonde streckte ihre rechte Hand aus und streichelte sein Gesicht. Er schloss die Augen, als ihre weiche Haut seine berührte. „Was willst du?“ „Ich möchte, dass du die Zwillinge in Ruhe lässt“, gestand sie ihm und zog ihre Hand zurück. Kadir zog scharf die Luft ein. „Nein. Das werde ich nicht tun.“ „Kadir sei vernünftig! Die beiden sind noch KINDER. Sie wissen nicht, was sie tun. Bitte … denk darüber nach.“ Der Dämon aber grinste nur böse. „Diese Kinder sind kostbar für mich, Sakina. Sie tragen das Blut von Cedric in sich. Kannst du dir vorstellen, wie kostbar Halbdämonen sind, in denen sein Blut fließt? Sakina, diese Kinder sind wertvoller als ein Sack Diamanten!“ Die Engelsfrau wich einige Schritte von ihm zurück. „Kadir gehe bitte in dich. Weißt du, was du Mara und Melvin damit antust? Du zerstörst ihr Leben!“ Kadir lachte laut auf. „Zerstören? Ich zerstöre gar nichts. Ich baue mit diesen beiden Kindern etwas Neues auf. Mit ihnen werde ich der neue Herrscher der Dämonenwelt!“ Sakina fröstelte es plötzlich. Das war nicht der Kadir, den sie vor fast 100 Jahren kennengelernt hatte. Der Kadir, den sie damals geliebt hatte, war schon lange tot. Sie schüttelte rasch den Kopf. „Nein. Ich werde dies verhindern!“ Kadir kniff leicht die Augen zusammen. „Wenn du das tust, wirst du dir einen mächtigen Feind schaffen. Darüber bist du dir doch im Klaren?“ Die Blonde breitete ihre Schwingen aus. „Ich weiß. Und ich werde mit den Konsequenzen umgehen müssen.“ Eine einzelne, einsame Träne rann ihre linke Wange hinunter, dann erhob sie sich in die Lüfte. Kadir sah ihr lange nach. Das Wasser umspielte Mara und wirkte wie eine zweite Haut, die sich um Mara befand. Sie saß am Boden des Beckens und beobachtete die schwimmenden Beine der anderen Badegäste. Mara sah hinab auf ihre rechte Hand. Eine kleine blaue Flamme loderte in ihrer Handfläche. Sie wunderte sich jedesmal, dass es nicht ausging. Mit einem Ruck stieß sie sich vom Boden ab und durchstieß mit dem Kopf die Wasseroberfläche. Dort holte sie tief Luft und schwamm zum Beckenrand, wo Rina auf sie wartete. Die Brünette sah ihre Freundin lachend an. „Mara! Jedes Mal erschrickst du mich! Irgendwann ertrinkst du“, sprach sie augenzwinkernd zu ihr. Mara, die sich am Beckenrand mit den Händen abstemmte und sich so aus dem Wasser hievte, wrang sich ihr nasses Haar aus. „Mir passiert schon nichts, Rina.“ Rina kniff leicht die Augen zusammen. „Verrate mir deinen Trick, Mara. Wie kann man so lange unter Wasser bleiben?“, fragte sie nun und sah Mara misstrauisch an. „Nein. Das musst du nicht wissen“, antwortete sie und streckte Rina die Zunge raus. Diese verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen hoch. „Dann eben nicht.“ Mara holte ihr Handtuch und trocknete sich damit ab. „Und was machen wir jetzt. Es ist erst 16 Uhr“, wollte Rina nun wissen und streckte sich. „Kaffee trinken?“, schlug Mara vor und Rina nickte schließlich. „Ist in Ordnung. Besser als gar nichts.“ Circa 20 Minuten später saßen die Zwei in einem Café in der Nähe der Schwimmhalle. „Hast du schon für die Physikprüfung gelernt? Ich muss zugeben, dass ich noch nicht dazugekommen bin“, gestand Rina und trank einen tiefen Schluck aus ihrem Latte. „Melvin lernt mit mir heute Abend. Alleine kapier ich das nicht.“ Rina seufzte. „Du hast es gut. Dein Bruder versteht etwas davon. Wenn ich meine Eltern frage, ob sie mir helfen, dann holen sie mir sofort einen Nachhilfelehrer“, meckerte sie. Mara sah sie skeptisch an. „Ihr habt doch das Geld dazu euch so etwas zu leisten. Melvin und ich leider nicht.“ Rina sah sie gespielt empört an. „Also bitte! Ich kann dir ja gerne einen zahlen.“ „Nein, nein. Ich bin so zufrieden, wie es ist.“ Rina lächelte. „Das ist schön. Und schon was von Finn gehört?“ „Ja … Er hat mich gestern angerufen. Wir gehen morgen wahrscheinlich aus.“ Mara lief rot an und versteckte sich hinter ihrem Cappuccino. „Das ist doch toll, Mara! Dein erstes richtiges Date!“ Mara antwortete darauf nichts und trank. „Hast du eigentlich ein richtiges Outfit für das Date?“ „Ja. Ich hab soviel Klamotten zuhause, dass ich eine ganze Großfamilie damit durchbringen könnte“, erwiderte Mara nur. „Schade … ich dachte wir machen eine kleine Modenschau.“ „Heute nicht, Rina.“ Die beiden Freundinnen tranken ihr Heißgetränk aus, dann verabschiedeten sie sich und gingen getrennte Wege. Ich bin so was von nervös, dachte Mara und wurde ein wenig hippelig, wenn sie an Morgen dachte. Finn hatte sie fast 2 Wochen lang belagert und nun hatte sie seinem Drängeln nachgegeben. Ein wenig war sie erleichtert, doch anderseits hatte sie Angst vor dem Treffen. Das wird schon schief gehen. Erst muss ich noch diese Prüfung hinter mir bringen, und dann muss ich mich auf das Treffen konzentrieren. Mara atmete tief durch. Morgen würde ein anstrengender Tag werden. Kapitel 8: 8.Kapitel* --------------------- 8.Kapitel Mara saß über den Tisch gebeugt, während in ihrem Kopf alles arbeitete. Sie hatte nur noch eine Frage. Eine verdammte Frage – und ihr fiel die Antwort nicht dazu ein! Es war zum Haare ausreißen. Mara schielte kurz zu Rina. Diese saß mit zusammengefalteten Händen da und starrte die Tafel an. Sie war mit ihrer Arbeit fertig. Als sie sah, dass Mara ihr einen Blick zuwarf, streckte sie ihr die Zunge raus und zeigte ihr das Peace-Zeichen. Diese dumme Kuh! , dachte sie wütend und knirschte mit den Zähnen. Mara wandte sich wieder ab, als die Lehrerin vorne am Pult sich räusperte. Die Halbdämonin seufzte tief ein und aus, bevor sie noch einmal die letzte Frage durchlas. Ich gebe auf, dachte sie schließlich und legte den Kugelschreiber zur Seite. Sie lehnte sich zurück und drehte das Blatt um. Ungeduldig sah sie auf die Uhr. In 10 Minuten würde es zur einstündigen Pause läuten. Mara freute sich schon darauf. Finn hatte versprochen, sie anzurufen. Als sie an den 19-Jährigen dachte, schlug ihr Herz gleich einen Takt höher. So etwas hatte sie vorher noch nie gefühlt und es fühlte sich richtig gut an. Plötzlich begann, ihre Banknachbarin den Kopf ruckartig Richtung Fenster zu drehen. „Oh mein Gott! Sieht der heiß aus!“, flüsterte sie zu Mara und das Mädchen quietschte. Mara blinzelte und sah nun ebenfalls aus dem Fenster hinaus. Ihr Mund klappte leicht nach unten, als sie Kadir sah. Der Dämon lehnte am Schultor und sah sehr gelangweilt aus. Er trug eine Sonnenbrille und einen schwarzen Mantel über seiner weißen Kleidung. Mara sah rasch weg, als der Dämon zu ihr hochsah. „Was will er nur hier?“, fragte sie sich selbst leise und schluckte schwer. Maras freudige Laune war sofort wieder im Keller. Ihre Banknachbarin, die den Namen Luisa trug, sah sie erstaunt an. „Du kennst ihn? Mara! Du musst ihn mir vorstellen. Er wäre perfekt für mich!“ Mara jedoch wehrte schnell ab: „Ich glaube, das ist keine gute Idee. Kadir ist mehr ein Einzelgänger. Ich stelle dich ihm besser nicht vor.“ Luisa schmollte und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie murmelte etwas, doch Mara verstand es nicht. Die Lehrerin ging nun durch die Bankreihen durch und sammelte die Proben ein. Dabei warf sie Mara, aus giftgrünen Augen, einen strengen Blick zu. „Bist du auch wirklich fertig geworden, Mara?“, fragte die ältere Frau sie mit einem Unterton in der Stimme, der der Jugendlichen, ein wenig Angst machte. „J – ja“, antwortete sie zögerlich. Die Lehrerin nahm das Blatt und sah es sich lange an. „Gut.“ Nach diesem Wort ging sie weiter. Mara atmete tief die Luft aus. Es war das erste Mal gewesen, dass Frau Gerlach sie so angesprochen hatte. Ihre Augen, so hatte Mara das Gefühl gehabt, würden sie jeden Moment verschlingen. Plötzlich ertönte der Pausengong. Mara stand blitzschnell auf, legte ihre Fleecejacke um, und rannte nach draußen.Rina sah ihrer besten Freundin verständnislos an. Luisa zuckte nur mit den Schultern und die beiden verließen den Klassenraum. „Was soll der Mist!“ Kadir, der gerade gelangweilt auf seinem Smartphone spielte – Mara wollte nicht wissen, wo er das herhatte -, sah nicht auf, als die wütende 17-Jährige auf ihn zuging. „Was ist denn jetzt schon wieder los?“, fragte er sie nun tonlos. Mara funkelte ihn wütend an. Sie entriss ihm das Smartphone und warf es auf den Boden. Dort splitterten Teile vom Display ab. Ein letztes Mal ertönte die Musik dann war es aus. Kadir seufzte. „Du besorgst mir ein Neues, klar?“ „Ich werde dir kein Neues kaufen! Was denkst du dir eigentlich dabei?! Was ist, wenn dich jemand sieht?“ Der Dämon strich seine Sonnenbrillen ein wenig herab und sah sie aus blutroten Augen ernst an. „Ich muss mich nicht vor dir rechtfertigen, Mara.“ Ein Stechen durchzuckte Maras Herz und sie griff sich an die Brust. Sie begann, heftig zu atmen und sank leicht in die Knie. W … Was macht er mit mir?, dachte sie panisch und sie spürte, dass sich ihre Kehle mehr und mehr zuschnürte. Tränen traten ihr in die Augen. Und dann war es vorbei. Japsend holte Mara nach Luft und brauchte einige Minuten um sich wieder zu sammeln. „Wage es nicht noch einmal so mit mir zu reden, Mara. Ich bin dein Meister, daher redest du mich respektvoll an, sonst … kann ich für nichts mehr garantieren“, versprach er ihr mit einem breiten, galanten Lächeln. Mara sah ihn hasserfüllt an. Sie hasste Kadir, und sie schwor sich, dass sie ihn eines Tages töten würde. „Ja … Meister“, knurrte sie. Mara richtete sich wieder auf und atmete einmal tief aus. „Ich bin hier, weil ich dir etwas mitteilen wollte. Ich habe einen Ort gefunden, an dem ich euch beide ausbilden kann, ohne dass wir gestört werden. Er ist magisches versiegelt, daher können diesen Ort nur magische Wesen sehen und spüren.“ Mara runzelte leicht die Stirn. „Und wo ist dieser Ort?“ „Das verrate ich dir nicht. Ich hole dich und deinem Bruder heute Abend ab.“ „Aber heute Abend, das geht nicht!“, widersprach Mara sofort. Kadir sah sie streng an. „So? Und warum geht das nicht, Fräulein?“ „W … Weil ich mich mit jemandem treffe“, gestand sie ihm, und Mara spürte, wie ihre Wangen rot vor Scham wurden. „Du triffst dich also mit jemandem? Wer ist es denn?“, fragte er sie und beugte sich tief zu ihr hinunter. Mara schluckte schwer. „Sein Name ist Finn. Ich habe vor ein paar Wochen kennengelernt.“ Kadir grinste und zeigte dabei seine spitzen schneeweißen Zähne. „Meine liebe Mara, du widersetzt dich meinem Befehl, wegen eines dummen Jungens, der dich sowieso nur enttäuschen wird? Du wirst dieses Date absagen, verstanden? Du kannst du mit ihm treffen, sobald deine Ausbildung vorbei ist, doch solange du unter meinen Fittichen bist, tust du das, was ich dir sage.“ Kadir richtete seine Sonnenbrille wieder. Er hob das zerstörte Smartphone kopfschüttelnd hoch und warf es in den nächsten Mülleimer. „Um 19 Uhr hole ich dich und deinen Bruder hab“, sprach er als Letztes zu ihr, bevor er ihr den Rücken zuwandte und auf ein schwarzes, teueres Sportauto zusteuerte. Dort stieg er ein und fuhr davon. Mara ballte die Hände zu Fäusten. Dafür wirst du bluten!, dachte sie wütend und Mara bemerkte nicht, wie ihre rechte Hand anfing, blau aufzuleuchten. „Äh … Mara?“ Mara drehte sich um und sah Rina an. Die Flammen um ihre Hand verschwanden urplötzlich. Rina sah ihre beste Freundin skeptisch an. „Mara, wer war das?“ „Ein Arbeitskollege von Melvin. Er wollte mir nur sagen, dass dieser heute länger arbeiten muss.“ Rina wusste, dass ihre Freundin log, sprach sie aber darauf nicht an. „Wenn Finn anruft, muss ich das Date absagen“, gestand Mara ihrer Freundin nun. Rina verstand nun gar nichts mehr. „Wieso das denn?“ „Es ist besser, wenn wir zwei uns besser kennenlernen, bevor wir uns treffen. Vielleicht telefonieren wir die nächsten Tage öfters“, erklärte sie Rina und lächelte diese schwach an. Rina seufzte. „Das musst du wissen, Mara. Ich finde, dass du dich auf das Date einlassen solltest. Aber es ist deine Entscheidung.“ Mara nickte. Ihr Handy vibrierte und Mara ging ran. Rina blieb neben ihrer Freundin stehen und beobachtete sie. „Ja? Hi Finn. Ja danke und dir? Du, ich muss dir etwas sagen. Dass mit heute Abend wird leider nichts. Es ist etwa Wichtiges dazwischen gekommen. Wenn du willst, können wir uns ja nächste Woche treffen, okay? Ja, ich weiß. Aber es ist wirklich dringend! Ich verspreche dir, das nächste Mal klappt es. Okay. Tut mir leid, ja? Tschüss, bis dann.“ Als Mara auflegte, sah Rina ihr an, dass sie nun erleichtert war. „Du hast Angst dich mit ihm zu treffen, richtig?“ Mara senkte den Blick. „Ja. Ein wenig. Es ist … komisch. Ich will nicht mit ihm alleine sein.“ „Soll ich mitkommen, wenn ihr euch treffet?“ Mara sah ihre Freundin aus großen Augen an. „Würdest du das wirklich tun?“ Rina nickte. „Ja, natürlich. Du bist doch meine beste Freundin. Ich lasse dich doch nicht hängen.“ Mara umarmte Rina. „Danke, dass du für mich da bist.“ Rina lächelte. Ich weiß, dass du etwas verbirgst. Und ich werde dahinter kommen, Mara. Darauf kannst du dich verlassen. Kapitel 9: 9.Kapitel* --------------------- 9.Kapitel Mara warf ihrem Bruder einen vorwurfsvollen Blick zu. Die beiden saßen auf dem Rücksitz von Kadirs schwarzem Wagen. Die Straßen waren menschenleer, obwohl es erst kurz nach neunzehn Uhr war. Dafür war es schon stockdunkel. Der Winter rückte unaufhaltsam näher. Melvin blätterte in einem alten Buch, das Kadir ihm gegeben hatte. Es war in einer unbekannten Sprache geschrieben, die Mara nicht kannte. Die Buchstaben sahen aus wie Runen. Kadir sah immer wieder durch den Rückspiegel sie an. Mara bemerkte dies und wandte ihrem Blick wieder aus dem Fenster. Ihr war es unangenehm, wenn der Dämon sie länger als gewohnt ansah. Kadir fuhr aus der Stadt hinaus, hinein in einem Wald. Mara sah wieder Melvin an. Dieser las immer noch in dem Buch. Plötzlich hielt Kadir an. Er schaltete den Motor aus, legte den ersten Gang ein und zog die Handbremse an. „Aussteigen“, forderte er von den Beiden. Melvin schlug das Buch zu und wollte es liegen lassen, doch Kadir gefiel das nicht. „Nimm es mit“, forderte er von ihm. Der 17-Jährige tat dies und stieg aus. Mara folgte ihm nach einigem hin und her. Kaum war sie ausgestiegen, sah sie, dass sie ganz alleine mitten im Wald stand. Kadir und Melvin waren weg! Panisch sah sie sich um. „Wo seid ihr?“, rief sie laut und sah sich hektisch um. Das konnte doch nicht sein. Die beiden waren nicht mal eine halbe Minute vor ihr ausgestiegen! Abrupt drehte sie sich um, als sie einen Schatten wahrnahm. „Kadir? Melvin?“, fragte sie zögerlich. Ängstlich duckte sie sich, als sie einen Luftzug spürte. Sie schrie, als jemand einen dunklen Sack über ihren Kopf stülpte. Wütend begann sie nach hinten auszuschlagen, doch sie traf nicht. Ihr Angreifer stand vor ihr. „Sei ruhig! Du weckst sonst noch das Interesse anderer“, zischte ihr eine Stimme zu, die sie als Kadirs erkannte. „Was soll der Mist!“, brachte sie aufgebracht hervor. Sie war immer noch panisch. „Ich bringe dich zum Trainingsort.“ „Und warum mit einem Sack über dem Kopf?!“ „Ich will nicht, dass jemand weiß wo der Platz ist. Ich vertraue euch beiden noch nicht. Daher diese Maßnahme“, erklärte er ihr schließlich. Mara holte tief Luft. Die Dunkelheit behagte ihr nicht. „Also gut, bring mich hin!“ Mehr als einmal stolperte Mara und zu ihrem Leidwesen, fing Kadir sie jedes Mal auf. Dabei streifte er, unabsichtlich natürlich, ein paar ihrer Körperteile, die er eigentlich nicht berühren sollte. Sie war wütend und hätte ihm am liebsten geohrfeigt. Mara spürte, dass sich der Boden veränderte. Der weiche, lehmige Waldboden wich und sie merkte, dass sie auf einer alten, gepflasterten Straße entlang ging. Bald darauf hörte sie ihr Schritte, die von Wänden als Echo widerhallten. Bestimmt ein Tunnel. „Setzt dich hin“, forderte Kadir von ihr. Sie tat es und fühlte den nassen Stein, auf dem sie Platz nahm. „Igitt.“ Kadir zog ruckartig den Sack von ihrem Kopf weg. Mara sah sich um. Endlich konnte sie ihre Umgebung erkennen. Ihr Bruder saß neben ihr und sah sich ebenfalls um. Die drei befanden sich in einer alten Ruine, die an ein wenig an das Kolosseum im Rom erinnerte. Das graue Gebäude war auf einer Hälfte eingestürzt. Überall lagen Säulen, Steinbrocken und Knochen, die die Zeit überdauert hatten. Wilde Pflanzen des Waldes hatten die Ruine beschlagnahmt. Die Ruine strahlte eine Atmosphäre aus, die Mara unheimlich fand. „Was ist das für ein Ort?“, fragte sie Kadir. Dieser stand in der Mitte auf dem gepflasterten Platz. Die beiden Zwillinge saßen in der ersten Zuschauerreihe, die aussahen wie Stufen. „Er ist magisch, richtig?“ Kadir nickte. „Gut erkannt. Dies war früher eine Arena für uns Dämonen. Wir trugen damals unsere Kämpfe hier aus. Auch ließen wir manchmal Menschen oder Engel hier antreten, um sie zu vernichten“, schwelgte Kadir den beiden vor. Mara sah ihn leicht angewidert an. „Doch als der Krieg zwischen den Engel und uns ausbrach, versiegelten wir diesen Ort. Wir wollten nicht, dass die Engel ihn ganz zerstörten. Dieser Ort ist uns Dämonen heilig. Angeblich gibt es einen unterirdischen Keller, durch den man in die Dämonenwelt gelangt.“ „Angeblich?“, fragte Melvin ihn nun. „Ich weiß es nicht genau. Der Eingang wurde ebenfalls versiegelt, doch kein anderer Dämon hat es bis jetzt geschafft ihn zu öffnen“, erklärte er. Mara legte den Kopf leicht schief. „Was ist wenn dieser Zugang geöffnet wird?“ „Wenn er offen ist können andere Dämonen in die Menschenwelt und umgekehrt. Es gibt zwar noch andere, die offen sind, doch sie sind zu weit weg. Es gibt in diesem Umkreis keinen Zugang.“ Mara nickte stumm. Kadir räusperte sich nun. „So, dann fangen wir an.“ Er zeigte auf Melvin und deutete ihm an, zu ihm zu kommen. „Mach es mir einfach nach“, forderte er von ihm. Melvin nickte und sah Kadir aufmerksam an. Kadir hob seine rechte Hand in die Luft und drehte sich leicht. Eine kleine, grüne Kugel aus Magie erschien in dieser. „Versuch es!“ Melvin tat es ihm nach und es klappte. Eine schwarze Kugel, die leicht flammte, war nun erschienen. „Mara, du auch!“, forderte der Dämon nun von ihr. Mara stand widerwillig auf und tat es. In ihrer Hand erschien eine blaue Kugel, die waberte wie Wasser. „Gut. Und jetzt das“, sprach Kadir weiter. Er nahm seine linke Hand hinzu und tat das gleiche wie zuvor, eine zweite magische Kugel erschien. Dann legte er die linke Hand über die Rechte und aus beiden Kugeln, wurde eine. „Macht es.“ Die beiden Geschwister wiederholten den Vorgang und es klappte. „Sehr gut!“, rief Kadir freudig. Er warf die Kugel ein paar Mal in die Luft. Als sie vor seiner Nase war, zerteilte er sie mit der Hand in zwei Hälfte. Diese fielen auf den Boden und vergingen dort zischend. Mara und Melvin ahmten ihn erneut nach. „Das war es für heute“, verkündete Kadir. „Deswegen mussten wir hierher fahren? Das hätten wir zuhause auch machen können“, protestierte Mara. Kadir seufzte. „Dieser Ort hier bringt eure wahre Stärke zum Vorschein. In eurer Wohnung ist dies nicht möglich. Dort entfaltet ihr eurer ganzes Potenzial nicht.“ Mara schnaubte. „Müssen wir jetzt jeden Tag hierherkommen?“ „Nein. Alle drei bis vier Tage werde ich euch abholen. Und jetzt kommt! Ich fahre euch nach Hause.“ Doch bevor er dies tat, stülpte er den beiden wieder einen Sack über den Kopf. Mara stürmte in ihr Zimmer, als sie wieder Zuhause waren. Sie sah auf ihren Wecker. Es war kurz nach zweiundzwanzig Uhr. Frustriert seufzte sie auf. So sehr hatte sie sich auf den Abend mit Finn gefreut! Wegen diesem dummen Kadir war dieser ins Wasser gefallen! An ihrer Tür klopfte es. „Nein! Lass mich in Ruhe!“, gab sie wütend zurück. „Mara, was ist denn los?“, fragte Melvin und klang enttäuscht. „Es ist nichts! Ich will einfach nur schlafen!“ Sie hatte keine Lust, mit ihm zu diskutieren. „Mara. Was hast du in letzter Zeit? Geht es dir nicht gut?“, fragte er sie nun. „Was ich in letzter Zeit habe! Das fragst du noch? Eines Abends taucht dieser Kadir auf und erzählt uns, dass wir Halbdämonen sind! Und da soll es mir nicht gut gehen, dabei?! Er hat mein ganzes bisheriges Leben kaputtgemacht!“, schrie sie ihm nun an. Melvin antwortete eine Weile nichts darauf. „Mara, glaubst du für mich ist das einfach? Ich weiß dich selbst nicht, was hier gespielt wird. Ich will dich doch nur beschützen, das ist alles“, erklärte Melvin ihr sanft. Mara schloss die Augen. „Ich bin müde. Lass mich schlafen.“ Ohne ein weiteres Wort hörte sie, wie sich Melvin entfernte. Die 17-Jährige zog sich ihre Schlafklamotten an, dann stieg sie in ihr Bett. Sie warf noch ein letztes Blick auf ihr Handy. Sie sah, dass Finn sie einmal angerufen hatte. Wütend nahm sie es, und warf es auf dem Boden. Sie wollte heute einfach nur noch ihre Ruhe haben. Kapitel 10: 10.Kapitel* ----------------------- 10.Kapitel Mara saß in einem Café und rührte lustlos mit eine Löffel in ihrem Kaffee. Die Hellhaarige seufzte tief. Die 17-Jährige sah nervös auf ihr Smartphone. Es war schon kurz nach 16 Uhr. Langsam verlor sie die Geduld. Die Schülerin nahm einem tiefen Schluck aus ihrem Getränk, bevor sie ihren roten Rucksack neben sich auf dem leeren Stuhl stellte. „Wo bleibt er nur?“ Mara wartete auf Finn. Der Ältere hatte sie seit fast zwei Wochen jeden Tag mit SMS belagert und damit dieses Flut endlich endete, hatte sie ihm widerwillig zugestimmt. Richtig Lust hatte sie darauf eigentlich nicht, denn Kadir holte die beiden Zwillinge fast jede Nacht in die alte Dämonenarena; selbst nachdem Mara mit ihrem Job als Kellnerin fertig war, holte er sie ab. Sie war hundemüde. Sie könnte auf der Stelle einschlafen. Heute, das wusste sie, würde Kadir sie nicht holen zum Training. Ihr Bruder musste bis spät in die Nacht arbeiten. Mara fand es ungerecht, dass Kadir auf ihm Rücksicht nahm, und nicht auf sie! Wenn er jetzt nicht gleich kommt, dann steh ich auf und ich gehe, dachte sie wütend. Sie öffnete ihr Smartphone und sah erneut auf die Uhr. Mara nahm ihren Rucksack, und stand auf. Sie trank den Kaffee aus, bezahlte bei der Bedienung und dann ging sie. Mara verließ das Café und steuerte auf die Bushaltestelle zu, die gegenüber von diesem lag. Dort setzte sie sich auf die Bank und wartete. Mara beobachtete die Menschen, die still an ihr vorbeizogen. Ob auch so welche wie Melvin und ich unter ihnen sind?, dachte sie neugierig und besah sich jeden genau. Der Bus kam, und Mara stand auf. Die Türen öffneten sich und die Schülerin setzte gerade einen Fuß auf die Rampe, als jemand ihren Namen rief. Mara verharrte und sah sich um. Finn rannte auf sie zu. Er war völlig außer Atem. „Mara!“ Die Jugendliche verließ den Bus und ging auf Finn zu. Der Bus schloss die Türen und dieser fuhr rauschend ab; ohne sie. „Da bist du ja. Ich dachte, du hast mich vergessen“, sprach sie zu ihm, als er vor ihr stand. Finn stand der Schweiß auf der Stirn. Er musste schon länger als fünf Minuten gerannt sein. „Tut mir leid, aber mein Professor ließ meine Klasse nicht früher gehen“, gestand ihr schwer atmend. „Ist schon in Ordnung. Wärest du später gekommen, wäre ich nun weg.“ Finn lächelte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ja, da hatte ich wohl großes Glück!“ Mara und er schwiegen eine ganze Weile. „Café ist nun spät“, stellte der Ältere fest. Sie nickte. „Ja. Zwar hab ich heute Abend frei, doch lange will ich heute nicht mehr aufblieben“, gestand sie ihm. Finn sah sie an. „Bist du müde?“ „Ja. Und ich tu mich schon länger in Mathe sehr schwer, und deswegen büffle ich fast jede Nacht deswegen.“ Dies war eine Halbwahrheit. Sie tat sich wirklich in letzter Zeit in Mathe schwer, aber dafür würde sie niemals die Nächte lang lernen. Sie konnte Finn ja schlecht sagen, was der wirkliche Grund war. „Du tust dich in Mathe schwer? Ich kann dir helfen, wenn du willst?“, schlug er ihr vor. „Wirklich?“ Finn nickte. „Ich arbeite ehrenamtlich bei einer Nachhilfeschule. Meine Fächer sind Mathe, Geschichte und Englisch. Wenn du willst, kann ich dir helfen. Aber dafür müsstest du zuerst mit mir zu dieser Schule gehen, damit wir ein Formular ausfüllen. Hinterrücks darf ich leider niemandem helfen. Die Chefin muss davon Bescheid wissen.“ „Und wie viel würde das kosten?“, fragte sie ihn nun zögerlich. Zwar verdiente Mara mit ihrem Job immerhin 400€ im Monat, doch das Geld steuerte größtenteils in die Haushaltskasse. Nur etwa 80€ behielt sie für sich selbst. Finn überlegte kurz. Die beiden gingen inzwischen ein wenig durch die Stadt. „Ich koste dich etwa 8€ die Stunde. Freundschaftspreis. Eigentlich 15€, doch für dich mach ich eine Ausnahme.“ Die Schülerin wurde leicht rot. „Okay, und wann hättest du Zeit? „Mittwoch und Freitag. An den anderen Tagen bin ich schon ausgebucht“, erklärte er ihr. Mara überlegte. Mittwoch hatte sie frei, denn da hatte die Pizzeria Ruhetag. Und die 8€ pro Stunde würde sie schon zusammenkratzen. „Gut. In Ordnung.“ Kurzerhand nahm Finn sie an ihrer rechten Hand. „Komm. Gehen wir zu der Nachhilfeschule, damit wir gleich nächste Woche damit anfangen können.“ * Mara füllte brav das Formular aus, während Finn mit der Chefin das Nachhilfeschule sprach. Mara kannte die Frau. Es war ihre Lehrerin Frau Gerlach. Die 17-Jährige mochte die Frau nicht. Sie sah Mara jedes Mal an, als wäre sie ein Stück Müll, das auf einem edlen Glastisch lag. Mara räusperte sich und gab ihr das Formular, als sie damit fertig war. Frau Gerlach sah sie über ihren Brillenrand hinweg an, bevor sie den ausgefüllten Zettel durchlas. „Gut, Mara. Deine Kontodaten werde ich morgen überprüfen lassen, und dann kann es losgehen. Ich hoffe, dass Finn dir helfen kann. Er ist mein bester Nachhilfestudent. Bis jetzt hat er jeden aus der Miese gerissen.“ Mara nickte und lächelte leicht. Sie wusste was ihre Lehrerin damit meinte. Mara war eine ihrer Wackelkandidatinnen. Die Schülerin hatte sich schon immer schwer getan mit dem lernen. Zwar hatten ihr Melvin - und die Erzieherin im Waisenhaus – oft geholfen, doch besser als die Note 4 hatte sie nie erhalten. „Danke, Frau Gerlach.“ Die ältere Frau schnaubte nur kurz, bevor sie sich von Finn und Mara verabschiedete und in den Nebenraum ging, wo dort schon eine Horde ungeduldiger Schüler auf sie wartete. Als die Lehrerin die Glastür schloss, seufzte Mara auf. „Wie ich dieses Weib hasse!“ Finn, der am Empfangstresen lehnte, sah sie aufmerksam an. Die Nachhilfeschule erinnerte die beiden sehr an eine Arztpraxis. Es fehlten nur noch die Bilder an der Wand mit den aufgeschnittenen Menschen und den lateinischen Bezeichnungen dazu. „Ich finde sie ist ganz in Ordnung. Frau Gerlach ist eben mit Herz und Seele Lehrerin“, erwiderte er lächelnd. Mara stand von dem kleinen Tisch auf und streckte sich. „Ich habe sie jeden Tag. Da vergehen einem die guten Gedanken.“ Finn zuckte nur mit den Mundwinkeln. „Frau Gerlach ist kinderlos, und ohne Partner. Daher ist sie bestimmt so streng zu euch, doch sie meint es doch nur gut. Sie ist ein wahrer Engel, wenn man sie besser kennenlernt“, versuchte es der Student. Mara legte leicht den Kopf schief. Warum erzählte er ihr dies nur? „Das kann ja sein, aber ihre Methoden sind alt“, hielt sie dagegen. Finn schüttelte den Kopf und hörte auf, sie weiter vom Gegenteil zu überzeugen. Die Schülerin gähnte. „Ich bin müde.“ „Komm. Ich bring dich nach Hause.“ * Als Mara mit Finn vor ihrer Wohnungstür stand, wurde ihr etwas mulmig zumute. Erst jetzt fiel ihr auf, wie nervös sie war. Den Nachtmittag über war sie normal gewesen wie immer, doch mit einem Schlag hatte sich das geändert. Vielleicht lag es daran, dass sie Angst vor dem Abschied hatte. „Also, da sind wird“, sprach Finn nun und räusperte. Der Blonde räusperte sich. Im war die Situation auch unangenehm. „Na, dann bis Mittwoch“, nuschelte sie und schloss die Tür auf. „Warte.“ Sie drehte sich leicht zu Finn um. „Was ist?“ Mara versuchte, gelassen zu lächeln, doch es fiel ihr schwer. Sie wollte jetzt endlich gehen. Langsam steigerte sich ihr unruhiges Verhalten. Finn umarmte Mara schließlich. Mara stand da, wie eine Statue. Seine Arme schlangen sich um ihren Körper und er drückte sie eng an sich. Sie roch sein Parfüm, und sie fragte sich insgeheim, welches es wohl war. Es roch wirklich sehr gut. Finn war warm, weich und Maras ängstliches Gefühl war mit einem Mal verpufft. Zögerlich erwiderte sie diese Umarmung. Ihr Herz schlug höher, schneller und sie hoffte, dass Finn dies nicht wahrnahm. Der Student ließ sie los. „Bis Mittwoch, ja?“, flüsterte er ihr leise zu. Ein letztes Mal lächelte er sie an, dann ging er das Treppenhaus hinunter. Mara stand noch eine Weile lang so dar und ihr Gehirn arbeitete unaufhörlich. Sie war verwirrt – unsicher. Die Jugendliche fasste sich an in ihr Herz, das immer noch wie verrückt schlug. Hoffentlich ist der nächste Mittwoch bald da,dachte sie und schloss die Augen. Sie roch immer noch Finns Duft, der leicht vor ihr im Treppenhaus in der Luft schwebte. Kapitel 11: 11.Kapitel* ----------------------- 11.Kapitel Gelangweilt starrte Mara aus dem Fenster. Sie beobachtete einige Zugvögel die gen Süden an den Hochhäusern vorbeiflogen. Zwar wunderte sie sich darüber warum die Vögel so tief flogen, doch einerseits was ging sie das an? Sie konnte ja nicht in den Kopf eines Vogels blicken und ihn dazu bringen höher zu fliegen. Die Jugendliche seufzte. Eigentlich müsste sie sich konzentrieren; Finn würde jeden Moment kommen um mit ihr zu lernen doch sie war heute viel zu nervös dafür. Mara gähnte und starrte immer noch hinaus; die Uhr im Hintergrund tickte unaufhörlich. Jeden Moment würde der Zeiger auf 19 Uhr springen …. Mara war froh, dass Melvin heute arbeiten musste. Er würde Finn hochkant rausschmeißen, darüber war sie sie sicher. Sie hatte ihrem Bruder nicht erzählt das Finn zu ihr kam und ihr Mathe beibrachte. Rina war die Einzige die das wusste. Mara hatte immer noch ihre Worte und ihr anzügliches Grinsen im Kopf: „So, So...er soll dir Mathe beibringen? Du solltest aufpassen, dass er nicht anfängt dir was Anderes beizubringen.“ Mara spürte die Röte in ihrem Gesicht aufsteigen; Rina hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Mara hatte wirklich ein wenig Angst davor, dass Finn ihr zu nahe kam. Zwar war sie nicht abgeneigt von ihm doch eigentlich hatte sie nicht vor ihm demnächst als ihren Freund zu bezeichnen. Sie seufzte frustriert auf und fuhr sich mit den Händen durch ihre langen Haare. Warum mussten ihr ausgerechnet jetzt Rinas Worte in den Kopf schießen! Plötzlich schellte es. Mara hob den Kopf und sah auf die Uhr. Es war Punkt 19. Pünktlich wie die Mauerer, dachte sie und unterdrückte ein Grinsen. Mara stand auf und ging auf die Wohnungstür zu. Sie warf kurz einen Blick in den Spiegel; ihre Haare strich sie provisorisch glatt und band sie zu einem Pferdeschwanz. An ihrem schwarzen Pullover entfernte sie einige Fusseln und blickte noch einmal ernsthaft in den Spiegel. Seit wann bist do so eitel?, meldete sich ihr Gewissen und schien enttäuscht über Mara zu sein. Schnell wandte sich Mara von ihrem Spiegelbild ab und öffnete zögerlich die Tür. Finn sah sie ernst an. Sein weißblondes Haar war vom Wind verwuschelt worden. Über sein weißes Hemd trug er eine abgetragene alte Lederjacke und seine schwarze Jeans sah sehr verwaschen aus. In der rechten Hand trug er eine Tasche wie man sie von Lehrern kannte. Dazu trug er noch eine Brille die sehr der von Harry Potter ähnelte. Mara musste mehrmals blinzeln bevor sie ihn richtig erkannte. „Äh…“ – „Ist was?“, fragte er sie und runzelte die Stirn. „Nein, alles in Ordnung. Komm mit rein“, sagte sie stattdessen zu ihm und trat zur Seite. Finn zog seine Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Stumm folgte er Mara die ihn ins Wohnzimmer lockte. Nervös lächelte sie ihn an, als er sich zu ihr an den Tisch setzte. Dort lag bereits alles bereit. Finn griff nach ihrem Mathebuch und blätterte es durch. „Wo seid ihr gerade?“, fragte er sie fast schon gelangweilt. „Seite 98“, antwortete sie und Mara fühlte sich plötzlich ganz klein. Finn blätterte auf die genannte Seite und las sich die Aufgaben neugierig durch. „Welche verstehst du nicht?“ Langsam machte er ihr Angst. „N…Nummer 3.1.“ Finn nahm einen Block zur Hand und schrieb ihr die Aufgabe ab. Mara fühlte sich immer unwohler. Was war nur los mit ihm? Sie hatte ihn noch nie so ernst und gefühlskalt erlebt. „Hier.“ Finn gab ihr den Block. Mara sah sich das Geschrieben an. Wirklich darauf konzentrierte sie sich nicht, sie war immer noch recht durcheinander. „Das ist … logisch“, gab sie nun zu und senkte schuldbewusst den Kopf. „Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?“ Finn drehte ihr das Buch zu. „Versuch 3.2. Ich sehe dir dabei zu.“ Mara nickte und nahm ihren Kugelschreiber zu Hand. Sie bemerkte, dass ihre linke Hand so stark zitterte, dass sie kaum den Stift halten konnte. Finn sah das, sagte aber nichts dazu. Er verschränkte die Hände und stützte seinen Kopf darauf ab. Gebannt sah er sie an. Mara widmete sich der Aufgabe so sehr es ihre Konzentration zuließ. Vielleicht hätte sie doch nicht Finns Angebot annehmen sollen? Er machte sie einfach viel zu nervös; vor allem verstand sie nun langsam warum Melvin so gegen ihn war. „Falsch!“ Seine Stimme durchbrach wie ein schneidiger Windhauch die Stille. Mara zuckte dabei so zusammen, dass sich nun ein Strich quer übers Papier zog. Sie sah ihn geschockt an. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich zeig es dir.“ Finn stand auf und setzte sich neben ihr. Er nahm ihr den Block weg und entzog ihr sanft den Tisch aus ihrer linken Hand. „Schau mir genau zu“, forderte er sie nun auf. Mara nickte fest und hoffte das er nicht sah wie rot sie inzwischen geworden war. Mara spürte Finns Atem dicht neben ihrem rechten Ohr und sie musste sich stark zusammenreißen um sich nicht von ihm abzuwenden; nebenbei begann auch noch ihr Herz wie verrückt zu schlagen. Finn bemerkte, dass Mara nervös war. Er konnte sich denken wieso sie reagierte. Innerlich unterdrückte er den Aufschrei seiner Gefühle. Er freute sich sehr darüber, dass Mara etwas für ihm empfand, doch einerseits hatte er auch etwas Angst davor. Er wusste, dass Mara ein Halbdämon war, doch Mara wusste nicht das er ein Engel war. Das was zwischen ihnen Beiden war durfte nicht sein. Doch wenn Mara nicht wusste was er war, wie konnte es dann verboten sein? Inzwischen war Finn vollkommen klar, dass Mara sich schon nicht mehr lange auf die Aufgabe konzentrierte. Plötzlich legte er den Stift beiseite und schob den Block von sich. Mara blickte immer noch auf den Tisch; sie hatte nicht bemerkt, dass Finn die Utensilien wegräumte. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie sich nicht darauf konzentrierte. Finn umschloss mit seiner linken Hand ihre Rechte. Mara erschrak als sie den festen Druck spürte. Sie sah zu Finn auf. „Was?“ Der Ältere lächelte. „Du bist nicht richtig bei der Sache, Mara. Warum?“, fragte er sie und nahm die Brille ab. Mara sah weg; erneut wurde sie rot wie eine Tomate. „Du machst mich nervös“, gestand sie ihm und sie wurde noch verkrampfter, als Finn ihre rechte Hand sanft streichelte. „Soll ich wieder gehen?“ „Nein! Ich will nicht, dass du gehst“, brachte sie sofort hervor und sah ihn dabei an. „Warum?“ Die Schülerin biss sich auf die Unterlippe. „Weil ich…-“ Mara brach plötzlich ab und schloss den Mund. Nein, das konnte sie unmöglich sagen! Finn bohrte nicht weiter nach. „Ist dein Bruder da?“, fragte er stattdessen und ließ ihre Hand los. Innerlich war Mara traurig darüber, äußerlich ließ sie sich aber nichts anmerken. „Nein. Er wird auch nicht vor 22 Uhr heimkommen“, erklärte sie ihm schließlich. Finn schlug das Mathebuch zu und legte den Block darunter. Seine Brille steckte er in die Außentasche seiner Tasche. „Zum Lernen scheinst du heute ja nicht viel Lust zu haben. Wenn es dir nichts ausmacht würde ich daher noch ein wenig hier bleiben, ist das okay?“ „Ja. Kein Problem. Willst du etwas zu essen oder zu trinken?“, fragte sie ihn schnell. Finn schüttelte den Kopf. „Nein. Danke.“ Finn stand auf und setzte sich auf die Couch. „Ist es okay wenn wir ein wenig Fernsehen?“ Mara nickte nervös und setzte sich neben ihn. Während er durch die Programme zappte sah sie ihn an. Finn wirkte so erwachsen; er hatte gar nichts mit den Jungs gemeinsam die sie sonst so sah. Vielleicht war das der Grund warum er ihr Herz höher schlagen ließ. Noch nie hatte Mara Gefallen gefunden an Jungs die sich kindischer benahmen als sie waren. „Ist dir das recht?“, fragte Finn sie plötzlich und blieb bei einem Actionfilm stehen. Die Jugendliche nickte einfach nur. „Ja. Ist in Ordnung.“ * Kadir legte den Kopf schief und betrachtete Mara und Finn neugierig. Der Dämon hatte die Gestalt eines Raben angenommen und sich auf dem Balkongeländer platziert. Er ließ die beiden keine Sekunde aus den Augen. Er konnte deutlich die Spannung spüren die zwischen den beiden herrschte. Er wartete nur darauf das Finn endlich die Initiative ergriff. Kadir würde ihn nicht daran hindern. Der Dämon wollte selbst sehen wie sich die Sache entwickeln würde. Gegen seine eigentlichen Regeln hörte er auf das was Sakina sagte und würde die beiden in dieser Sache nicht dazwischenfunken. Kadir breitete die Flügel aus und flog davon. * Inzwischen konnte Mara nicht aufhören ständig auf die Wanduhr zu blicken. Es war kurz nach 21 Uhr; Melvin würde in ca. 1 ½ Stunden kommen. Bis dahin musste Finn verschwunden sein sonst würde ihr Bruder durchdrehen. Zögerlich sah sie den älteren Jungen an. Er starrte einfach auf dem Bildschirm und schien kaum Mara wahrzunehmen. Mara hingegen konzentrierte sich nicht wirklich auf dem Film. Sie hatte viel größeres Interesse daran Finn an zusehen. Gerne würde sie näher zu ihm rücken doch auch hatte sie Angst das Finn das missverstehen würde; andererseits war sie auch viel zu schüchtern dafür. „Weißt du was mich jedes Mal an diesen Filmen fasziniert?“, sprach Finn plötzlich. Seine Stimme klang ungewohnt leise. „Was ist es denn?“, fragte Mara ihn. „Das immer, egal was der Hauptcharakter auch für einen Mist baut, das Mädchen am Schluss bekommt, dass er liebt. Es ist immer das gleiche in diesen Filmen; in der Wirklichkeit ist das leider nie so“, antwortete er ihr und sah Mara dabei an. Sein Lächeln sah recht bitter aus. „Warum glaubst du nicht, dass dies in der Wirklichkeit dasselbe ist?“ – „Die Mädchen sind viel klüger als in den Filmen; sie wissen worauf sie sich einlassen und gehen alles zigfach durch. Niemals würde sich eine von ihnen die normal ist auf so jemanden einlassen, da sie wissen was passiert“, erklärte er ihr schwach. Mara begann es plötzlich zu frösteln. Seine Worte waren eisiger als gedacht. „Es gibt bestimmt solche und solche Mädchen. Doch die meisten folgen mehr ihrem Herzen als ihrem Verstand; ich glaube das es genug Frauen auf der Welt gibt die sich eher auf die Gefahr einlassen als auf die Sicherheit.“ Finn stand auf und setzte sich ein Stück näher neben Mara. „Und was sagst du?“ Seine jadegrünen Augen glänzten. „Würdest du eher deinem Herz oder deinem Verstand folgen?“ Finn kam näher auf sie zu. Ihre Gesichter waren nicht weit voneinander entfernt. „I…Ich würde auf mein Herz hören, glaube ich“, stotterte sie nun. Finn strich mit seiner rechten Hand sachte über ihren Hals. Mara spürte die Gänsehaut die seine Berührung bei ihr hinterließ. „Selbst wenn du weiß das es verboten – oder sogar abartig ist- würdest du dann immer noch auf dein Herz hören?“ Seine Hand wanderte zu ihrem Gesicht hinauf und strich ihr dort einige Haare beiseite. „Was meinst du mit verboten?“ Mara zitterte leicht; es war ihr nicht unangenehm, dass er ihr berührte. Ihr gefiel es sogar sehr. „Verboten eben wie bei ... Romeo&Julia?“, erklärte er ihr. Mara schloss kurz die Augen. Sie atmete tief seinen Duft ein. „Ja. Selbst dann noch würde ich auf mein Herz hören.“ Finn ließ seine Hand nun zu ihrem Hinterkopf wandern und zog sie näher zu sich. Mara legte automatisch ihre Hände um seinen Nacken. Sie sah ihn wartend an. „Und auf was würdest du hören?“, fragte sie ihn und schluckte schwer als Finn den Griff um ihren Hinterkopf verstärkte. „Auch auf mein Herz.“ Dann küsste er sie. Mara kam der Kuss wie eine Ewigkeit vor. Sie spürte das Finn seine ganze Gefühle in diesen Kuss legte. Die Schülerin erwiderte den Kuss in der gleichen Intensität wie er es tat. Finn strich sachte mit seiner Zunge über ihre Lippen und Mara ließ ihm einlas. Seine Zunge begann ihre wild zu umkreisen und Mara tat es ihm nach. Inzwischen merkte Mara gar nicht, dass Finn mit seiner linken Hand leicht unter ihrem Pullover strich und dort ihre Haut streichelte. Sie spürte das Kribbeln das ihren ganzen Körper heimsuchte und Mara gefiel es sehr. Finn löste den Kuss und sah Mara an. Seine Augen sahen sie hitzig an. Seine linke Hand strich immer noch über ihre Haut. „Soll ich aufhören?“, fragte er sie nun und seine Stimme klang leicht heißer. „Mein Bruder kommt bald nach Hause“, antwortete sie nur. Finn seufzte und strich sich durch sein Haar. Er stand auf. „Schade. Ich hätte gerne weitergemacht“, antwortete er ihr mit einem Zwinkern. Mara räusperte sich. „Wenn du willst können wir uns ja morgen treffen.“ Finn überlegte kurz und holte seine Tasche. „Meine Mitbewohnerin möchte dich gerne kennenlernen. Ich hol dich morgen nach der Schule ab; ist das okay?“ Die Jüngere nickte. „In Ordnung. Das Restaurant wird gerade renoviert; also hab ich die nächsten zwei Wochen für dich Zeit.“ Finn lächelte sie an. „Ich gehe. Ich will nicht auf deinem Bruder treffen; sonst denkt er noch ich stelle sonst was mit dir an.“ Sie errötete und blickte leicht beschämend auf den Boden. „Vielleicht kann ich mich nächsten Mittwoch mehr konzentrieren.“ Finn zog sie in seine Arme. „Wenn nicht, dann muss ich mir eine andere Lehrmethode ausdenken.“ Der Ältere gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Morgen hol ich dich ab, ja?“ Kapitel 12: 12.Kapitel ---------------------- „Was darf es noch sein?“, fragte die Bäckereiverkäuferin Mara und die Schülerin sah ihr an, dass die morgendliche Arbeit ihr gar nicht gut stand. Nur schwer unterdrückte die Verkäuferin ein Gähnen als Mara verneinte und ihr die gekauften Brötchen in eine hellgelbe Tüte steckte, auf der das Logo des Bäckers übergroß aufgedruckt war. „1,80€ bitte“, verlangte die Verkäuferin und Mara gab ihr das Geld. Danach nahm sie die Tüte von der Theke und verabschiedete sich aus dem Laden. Als sie dir Tür schloss, hörte sie das Klingeln einer Glocke, die über diese angebracht war. Mara trat auf die Straße und atmete die Luft ein, die nach frischem Regen roch. Die Siebzehnjährige verstaute die Brötchen in ihrer Tasche, dann schlenderte sie zur Bushaltestelle, die vor einer alten Näherei am Ende der Straße war. Die Bushaltestelle war leer, weswegen sie sich auf die kalte Bank hockte und seufzte. Um die Wartezeit auf den Bus zu überbrücken, holte sie ihr Smartphone hervor und begann eines dieser unzähligen Onlinespiele zu spielen. Auf der Uhr des Smartphones war es Viertel nach Sechs. In fünf Minuten würde der Bus kommen indem ihre Freundin Rina auf sie warten würde. Zwar konnte Mara auch zu Fuß gehen, denn sie hatte nicht weit, aber ab und zu stand sie freiwillig früher auf um mit ihrer besten Freundin zur Schule zu fahren. Der Bus kam und Mara stand auf. Einige Leute hatten sich nun zu ihr gesellt, aber Mara kannte niemanden davon. Es waren hauptsächlich ältere Leute, die wohl auf den Weg zur Arbeit waren. Der Bus hielt und Mara stieg ein. Sie fand Rina sofort. Sie hockte ziemlich weit hinten und hatte einen Vierer-Platz für sich beansprucht. Die Gleichaltrige winkte ihr aufgeregt zu und Mara nahm neben ihr Platz. „Morgen Rina, warum blockierst du alle Sitze?“, fragte sie ihre Freundin und runzelte die Stirn, als sie sah, wie es sich Rina gemütlich gemacht hatte. Auf dem Sitz, gegenüber von Mara, lag Rinas Rucksack und auf den anderen lagen Rinas Beine. Die Schülerin streckte sich. „Was denn? Wenn jemand hier sitzen will, dann mach ich schon Platz“, erklärte sie ihrer Freundin und wirkte leicht eingeschnappt. Mara holte die Brötchen aus ihrer Tasche hervor und gab eines davon Rina. Diese nahm es dankend entgegen und biss sofort rein. „Mhm, noch schön warm! Ich finde es jedes Mal nett von dir, dass du mir etwas zum Essen mitbringst. Ich wäre viel zu faul dafür morgens zum Bäcker zu laufen um etwas zu holen“, gestand sie ihr und schmatzte laut. Mara grinste. „Aber du hast kein Problem meinem Bruder teure Gewürze zu holen, und die über die Kreditkarte deines Vaters abzurechnen“, stichelte Mara und nahm sich ebenfalls ein Brötchen aus der Tüte. Rina hatte ihres schon längst verdrückt und sie errötete bei Maras Worten. „Tja, ich kann nichts dafür wenn mein Vater alles offen rumliegen lässt“, erwiderte sie nur. Mara und ihre Freundin unterhielten sich noch über dies und das, und als die Schule immer näher kam, standen die beiden auf und gingen zur Tür. „Sag mal, wann holt dich den dein Freund ab?“, fragte Rina sie und grinste. Mara grummelte etwas und steckte den Kopf ein. „Finn ist nicht mein Freund“, erklärte sie. Rina hingegen hob die Augenbrauen. „Ach, wirklich? Nun, er war bei dir und ihr habt euch geküsst. Was ist er denn dann?“ – „Mein Nachhilfelehrer und nur weil er mich geküsst hat, heißt das noch lange nicht, dass wir zusammen sind“, hielt Mara dagegen und stieg als Erste aus, als der Bus hielt und die Tür aufging. Rina schüttelte den Kopf und folgte ihr. „Und wann holt er dich dann ab? Weiß Melvin davon?“ Mara blieb schlagartig stehen. „Er holt mich nach der Schule ab, also um 14 Uhr und nein, Melvin weiß nichts davon. Und ich bitte dich, sag es ihm nicht. Er wird ausrasten wenn er erfährt, dass ich mich mit Finn treffe.“ Maras Stimme klang schon fast flehend. Rina lächelte und nahm ihre Freundin in den Arm. „Spinnst du? Ich werde dich doch nicht verraten, aber ich verlange eine Gegenleistung: Du wirst mich bei deinem Bruder schön reden“, sprach Rina zu ihr und grinste nun. Mara löste sich von ihrer Freundin und kicherte. „Typisch Rina. Na gut, aber nur weil du meine beste Freundin bist.“ Finn stand ungeduldig vor dem Schultor und wartete auf Mara. Der Engel war aufgeregt. Zwar hatte er sich schon mit vielen Mädchen getroffen, zum Spaß, doch das mit Mara war etwas ernstes, dies spürte er. Erneut sah er auf seine Uhr. 13.58 Uhr, bald würde sie kommen. Finn seufzte und durchdachte nochmal alles, was er heute mit ihr vorhatte: Zuerst würde er mit ihr zu sich nachhause gehen, wo auch Sakina schon ungeduldig auf die beiden wartete. Danach würden beide sich ein wenig zurückziehen und er hoffte, dass Sakina die beiden nicht andauernd stören würde. Er möchte sie gerne, immerhin war sie die Einzige hier auf der Erde die zu ihm hielt und für ihn da war, aber manchmal benahm sie sich wie ein Henne, die auf ihre kleines Küken achtgeben musste. „Hey.“ Finn wurde aus den Gedanken gerissen und sah Mara an, die vor ihm stand. Er hatte gar nicht bemerkt, dass die Schule schon aus war. „Hi“, sagte er zu ihr wollte ihr einen Kuss auf die Wange geben, doch Mara entzog sich ihm. Sie errötete. „Nicht hier. Ich will nicht, dass mich meine Schulkameraden so sehen“, flüsterte sie ihm leise zu. Mara wusste, dass sie gerade seine Gefühle verletzte, doch sie schämte sich ein wenig wenn sie mit Finn in der Öffentlichkeit Zärtlichkeit austausche, außerdem waren die beiden nicht mal zusammen! Es gab genug Mädchen in ihrer Klasse, die über sie tuscheln würden. „Darf ich dann wenigstes deine Hand halten?“, fragte Finn sie und überspielte ihre harten Worte mit einem Lächeln. Zögerlich streckte sie ihm ihre rechte Hand entgegen und Finn nahm sie an. Die beiden gingen los und keiner sprach eine ganze Weile etwas. Mara beschränke sich auf den Boden zu sehen um nicht in die Gesichter der entgegenkommenden Menschen zu blicken. Finn hingegen knirschte mit den Zähnen. Er hätte wissen müssen, dass Mara sich mit ihm genierte doch das sie so reagierte, hätte sie nie gedacht. Finn warf ihr über die linke Schulter einen Blick zu und sah Mara an, die auf den Boden starrte. „Bin ich dir peinlich?“, fragte er sie nun und blieb abrupt stehen. Mara sah auf und ihn an. „N…Nein, wie kommst du darauf?“, fragte sie ihn. Der Student seufzte. „Mara, wenn du mit mir nicht blicken lassen willst, dann sag es mir. Ich kann damit leben, okay?“ Er ließ ihre Hand los und sah sie ernst an. „Sag mir die Wahrheit, Mara, möchtest du zu mir oder nicht? Wir können uns auch in ein Café setzen. Also, was willst du?“ Mara biss sich auf die Unterlippe. Finn hatte Recht, er würde ihr nie etwas antun und das wusste sie. Warum stellte sie sich nur so an? Vielleicht weil sie wusste, dass Finn in ihr mehr sah als eine normale Freundin? Sie sah in seinen Augen wie er sie anblickte und Mara musste zugeben, dass es ihr gefiel. „Doch, ich möchte mit zu dir, doch ich weiß nicht was mich dort erwartet. Ich mag dich Finn, aber wie kann ich wissen, dass du mich nicht ausnutzt und du dich danach gar nicht mehr für mich interessiert“, gestand sie ihm und wagte es kaum, ihn ins Gesicht zu blicken. Finn strich sich durch sein weißblondes Haar, bevor er sich zu ihr hinabbeugte. Er hob ihr Kinn an und zwang sie somit, in ihn die Augen zu blicken. „Mara, glaubst du wirklich das ich das tun werde? Du bist etwas Besonderes, dass spüre ich und ich würde dich niemals enttäuschen, glaub mir das.“ Mara nickte nur. „Na los, gehen wir.“ Sakina lächelte breit, als sie Mara und Finn sah. „Hallo, Liebes“, sagte sie zu der Schülerin und zwinkerte ihr zu. „Hallo“, begrüßte Mara sie zögerlich. Die Jüngere musterte Sakina mit großen Augen. Sie trug ein enggeschnittenes Top das sich über ihren Busen spannte, und Mara meinte, dass es bald zerreißen würde. Dazu trug sie eine enge, kurze Jeanshose und ihre langen, schlanken Beine steckten in weißen High Heels, die Mara als überflüssig empfand. Die Blondhaarige war bestimmt ohne diese Dinger immer noch aufreizender als Mara. Sie spähte kurz zu Finn. Dieser wirkte entspannt und unterhielt sich mit Sakina. Warum interessiert er sich für mich, wenn er ein Model zuhause hat?, dachte sie sich und runzelte die Stirn. „Magst du was essen?“, fragte Sakina nun Mara und setzte ein Lächeln auf, mit dem sich schon mehr als einen Mann um den Finger gewickelt hatte. Mara aber ließ dies kalt und schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich möchte nichts.“ Sakina legte den Kopf leicht schief. „Du bist recht schüchtern….los komm, unterhalten wir uns.“ Ohne auf eine Antwort zuwarten nahm Sakina Mara an die Hand und führte sie ins Esszimmer. Mara musste feststellen, dass das Esszimmer sehr hell war und die Küche, die eine direkte Verbindung zum Esszimmer hatte, wurde auch in hellen Tönen gehalten. Mara verglich die Einrichtung mit ihrer. Alles sah hier edler aus als bei ihr. Melvin und sie hielten fast alles in dunklen Tönen, sogar die Küche war mattschwarz. Diese helle Umgebung machte auf Mara einen friedlichen Eindruck. „Also, Mara, Finn hat mir schon einiges über dich erzählt. Ich finde es toll, dass du nun hier bist!“, eröffnete Sakina das Gespräch, nachdem die beiden sich an den Küchentisch gesetzt hatten. Finn blieb in der Tür stehen und sah die beiden an. „Über dich hat er leider noch gar nichts erzählst. Ich wusste nicht, dass er so eine attraktive Mitbewohnerin hat“, gestand Mara ihr und lächelte schwach. Sakina kicherte. „Finn vergisst mich gerne, und danke für dein Kompliment. Jahrelange Arbeit steckt hinter diesem Äußeren“, erklärte die Ältere ihr. „Als was arbeitest du?“, fragte Mara sie nun direkt. Sie setzte alles die Karte Model. Sakina strich sich ihr langes Haar zurück, das ihr ins Gesicht fiel. „Ich arbeite als Begleitdame für ein Unternehmen. Du musst wissen, dass ich fast jede Nacht unterwegs bin und daher Finn oft alleine ist. Ich finde es toll, dass er nun endlich eine Freundin hat! Dann ist er die Nächte nicht mehr so alleine.“ Finn räusperte sich. „Sakina, das gehört nicht hier her.“ Seine Mitbewohnerin wandte sich zu ihm um. „Was denn? Ich habe mir schon langsam ernsthafte Sorgen gemacht. Du hast noch nie eines deiner Mädchen mit nachhause gebracht, geschweige denn je länger als eine Woche mit einer zusammen gewesen.“ Sakina wandte sich Mara zu. „Bist du noch Jungfrau?“ Mara blinzelte. Was hatte die Frau sie gerade gefragt? „Ähm…-!“ – „Sakina, das geht dich gar nichts an!“, zischte Finn ihr zu und er bekam einen hochroten Kopf. Sie winkte ab. „Von dir weiß ich es ja, Finn. Ich wollte nur wissen ob Mara genauso unerfahren ist wie du.“ Finn seufzte. „Sakina, bitte hör auf.“ Die Ältere seufzte und sah plötzlich auf ihre Uhr. „Och, schon zu spät! Ich muss noch zur Agentur. Heute hat mich irgendein reicher Sack angeheuert für einen Firmenparty, die so komische Chips für Computer herstellt.“ Geschwind stand sie auf, drückte Mara einen Kuss auf die Wange und wandte sich dann Finn zu. „Wenn du Kondome brauchst, in meinem Nachttisch sind eine ganze Menge. Nimm dir was du brauchst.“ „SAKINA!“, rief er wütend nach, als sie ihre Handtasche packte und aus der Wohnung verschwand. „Entschuldige, sie ist recht … offen“, sprach Finn zu ihr und schüttelte den Kopf. „Sie geht jetzt nicht wirklich mit diesen Klamotten zur Arbeit?“, fragte Mara stattdessen und versuchte, die Bemerkung von eben, zu ignorieren. „In der Agentur gibt es unzählig viele Kleidungsstücke und eine Visagistin“, war legentlich seine Antwort. Finn ging auf Mara zu. „Kommst du mit auf mein Zimmer?“ Mara nickte, stand auf und folgte ihm. Finns Zimmer wirkte recht karg. An der rechten Wandseite standen ein Bett und daneben ein Schrank. Auf der anderen Seite befand sich ein Schreibtisch auf dem ein Laptop und mehrere Ordner lagen. Neben dem Schreibtisch war ein Wandregal in dem ein Fernseher, mehrere Bücher, DVDs und Dekogegenstände standen. Finn setzte sich auf sein Bett und sah Mara auffordernd an. Die hingegen blieb unschlüssig im Raum stehen und lächelte den Studenten an. „Was ist?“, fragte Finn sie. „Nun, ich weiß nicht ob das Bett groß genug für uns zwei ist“, log sie. Finn runzelte die Stirn. „Sakina passt hier auch mit rein“, erklärte er ihr nun. Mara sah ihn verständnislos. „Sakina schläft hier?“ – „Ab und zu wenn sie alleine nicht schlafen will“, erwiderte er und Mara bemerkte, dass er dies ernst meinte. „Hat sie etwa Albträume?“ „So in der Art. Sakina hat nachts alleine Angst, deswegen macht sich auch diesen Begleitservice mit und übernimmt daher gerne die `Nachtschichten`. Also, nimmst du jetzt Platz oder nicht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)