Augen von Sen-San ================================================================================ Kapitel 1: schlafende Augen --------------------------- Wie lange ist es her? Wie lange schon habe ich nicht mehr in deine Augen gesehen? Es kommt wir vor wie ein Jahrzehnt. Soll es wirklich erst zwei Jahre her sein? Zwei Jahre ohne dein Lächeln. Zwei Jahre, zwei lange Jahre ohne die Freude in deinen Augen zu erblicken. Warum musste es dir passieren? Warum niemand anderen? Ausgerechnet du. Die Welt ist so ungerecht. Ich will aber Gerechtigkeit. Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Rache! Ja, das ist es. Rache. Ich will Rache an denjenigen nehmen, die di das angetan haben. Darum bin ich bei Weiß. Eine andere Wahl bleibt mir nicht. Nur so kann ich diese Ungerechtigkeit ausgleichen. Mir ist bewusst, dass du meine Taten und Entscheidungen nicht gutheißt, aber es gibt keine andere Wahl. Keine andere Option. Nur diese. Diese eine. Tagsüber arbeite ich in einem Blumenladen, zur Tarnung. Zusammen mit meinen Mitstreitern. Wir alle haben ein bestimmtes Ziel. Das der anderen interessiert mich nicht. Nein, nur mein Ziel habe ich vor Augen. Nur das Ziel, dich zu rächen. Nachts erwache ich dann. Dann kann ich meine Wut freien Lauf lassen. Jeder, den es erwischt, ist nicht unschuldig. Alle haben Dreck am Stecken. Auch wenn sie mit meiner Rache an den Verantwortlichen nichts zu tun haben. Sie haben es einfach verdient. Wenn ich sie nicht aufhalte, können sie eines Tages das gleiche anstellen, wie dieser Kerl! Sie würden Unschuldige solch etwas antun. Das lasse ich nicht zu. Allein schon darum haben sie es verdient zu sterben. Wenn ich dich vor mir sehe, bekomme ich ein schlechtes Gefühl. Schuldgefühle. Die Gefühle in mir, die sagen, ich habe etwas Unrechtes getan. Aber ich kann sie nur ignorieren. Denn sie haben unrecht. Diese Leute haben es verdient. Sie sind alle voller Sünde. Einer Sünde, die niemals verklingen wird. Eine Sünde, die ewig an einem haften bleibt. Ich selbst habe diese Sünde auch schon unzählige Male begangen. Das macht mich nicht besser als diese Kerle. Aber immerhin tue ich es um weitere Unschuldige zu beschützen. Ich tue es für die Menschen. Für Familien, die sonst ein Kind verlieren würden. Für Geschwister, die sonst keine mehr hätten. Für dich. Und für mich. Nur so kann ich damit leben, dir nicht geholfen zu haben. Ich muss es wieder gut machen. Bei dir ist das leider nicht möglich. Nicht mehr. Aber dafür bei anderen. Du würdest mich sicher verachten. D hast das Leben immer geliebt. Warst immer fröhlich. Das ist auch der Grund, warum deine Augen immer so strahlten. Immer so voller Glück und Freude waren. Aber diese Männer, dieser eine Mann hat all das zunichte gemacht. Er hat dir die Freude aus deinen Augen genommen. Dich aus meinen Armen gerissen und dich wie ein Stück Dreck behandelt. So als wärst du nur eine alte Zeitung, die auf der Straße liegt und seelenruhig überfahren werden kann. Als wärst du Luft. Aber du bist ein Mensch., meine kleine Schwester. Niemals werde ich zulassen, dass der Mann, der dir das angetan hat, dich in diesen Zustand versetzt hat, ohne eine Strafe davon kommt. Für dich bin ich zu einem Mörder geworden. Für dich bin ich zu Weiß gegangen. Alles für dich. Insgeheim hoffe ich, dass meine Taten es ermöglichen, deine Augenlieder zu heben und mich mit deinen wunderschönen strahlenden Augen anzusehen. Ich hoffe es bei jedem Besucht. Die Hoffnung will einfach nicht verfliegen. Oft haben die Ärzte gesagt, es sei sehr unwahrscheinlich, dass du aufwachen wirst. Oft haben sie mir Prozente an den Kopf geworfen, die belegen, dass du nicht mehr aufwachen wirst. Aber meine Hoffnung ist so stark, dass sie selbst diese Tatsachen verdrängt. Hoffen ist das einigste, dass ich für die tun kann. Nur hoffen. Wie jämmerlich und schwach ich mir dabei vorkomme. Ich wünschte, das Auto hätte mich erwischt. Ich wünsche mir, ich hätte dir helfen können. Aber der Schock und der Schreck waren zu mächtig. Sie haben es verhindert, dass ich dir helfen konnte. Diese, meine Gefühle sind an deiner Lage schuld. Müsste ich mich selbst dafür töten? Habe ich noch das echt zu leben? Kann ich mit dieser Tatsache leben, dir nicht geholfen zu haben? Kann ich das? Kann ich einfach weiter leben und dich an diesem Bett gefesselt lassen? Meine Gefühle und Gedanken überschlagen sich bei diesen Fragen. Ob das ein Anzeichen ist, dass ich wirklich schuld bin und dafür bestraft werden muss? Sag es mir, Aya-chan. Was bedeutet dieser Sturm in mir? Ich kann ihn nicht deuten. Was will mir mein Herz sagen? Was nur? Was? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)