Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Zusatzkapitel 2 --------------- In Gedanken ging Robert, während er ziellos durch die Gänge eilte, sämtliche Räumlichkeiten durch, die er selbst nutzen würde, sofern er jemanden ungestört beiseite nehmen wollte. Am nahsten und noch dazu gut abgeschirmt war der Kartenraum. Dort würde es niemandem auffallen, wenn eine Gruppe Schüler irgendwelchen Unsinn anstellte. Robert drehte um, schlug den entsprechenden Weg ein und dachte darüber nach, was Teodoro mit Johnny vorhaben könnte. Johnny hatte ihn oft genug durch bessere Leistungen übertrumpft und er selbst hatte Teodoro erst vor wenigen Wochen vor seinen Freunden ziemlich gedemütigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Teodoro ihren Zwist vergessen wollte, war so verschwindend gering, dass Robert sich fragte, warum um Himmelswillen Johnny überhaupt mitgegangen war. Das war doch einfach nur naiv! Als er in den Gang einbog, sah er eine hochgewachsene, schlanke Frau, die vor der Tür des Kartenraums stand und ihn desinteressiert musterte. Er hatte sie noch nie zuvor an der Schule gesehen, doch ihre Kleidung war aufreizend und ließ einen Schluss zu, der Robert ganz und gar nicht gefiel. Gereizt ballte er seine Hände zu Fäusten, als ihm klar wurde, was Teodoro sich da allem Anschein nach für einen ‚Streich‘ ausgedacht hatte. „Wenn Teodoro Sanchez Sie hierher bestellt hat, dann würde ich an Ihrer Stelle jetzt verschwinden“, meinte Robert beiläufig und zog sein Handy aus der Hosentasche, „Und zwar schnell.“ Doch die Frau grinste ihn nur dämlich an: „Sorry, sofern du nicht vorhast meine Rechnung zu begleichen, bleibe ich hier stehen.“ „Wie Sie meinen“, antwortete Robert in scharfem Tonfall - er hasste es, wenn man ihn einfach duzte - und betätigte sein Handy. Jeder Schüler des Internats hatte die Nummer des Sicherheitsdienstes in der Kurzwahl. Das hatte den einfachen Grund, dass Entführungen reicher Nachkommen recht populär waren und der Sicherheitsdienst direkt vor Ort war, während die Polizei einen längeren Anfahrtsweg hatte. „Sicherheitsdienst des Internats Higher Education for Aristocratic Youths, Miller am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“, meldete sich sofort eine männliche Stimme. „Hier Robert Jürgens. Allem Anschein nach wird im Kartenraum, Zimmer N247, ein Schüler gegen seinen Willen festgehalten. Bitte prüfen Sie das“, teilte Robert mit und wartete auf Bestätigung. Der Sicherheitsdienst war dazu verpflichtet, jeden Vorfall zu kontrollieren. Da die Gefahr bestand, dass dies von einigen Schülern zu ihrer persönlichen Belustigung missbraucht wurde, waren die entsprechenden Strafen für einen Alarm ohne begründeten Verdacht entsprechend hoch. Robert machte sich jedoch deshalb weniger Sorgen. Er hatte einen begründeten Verdacht und selbst wenn es sich als Fehlalarm herausstellen sollte, war ihm das Johnnys Sicherheit allemal wert. „Wir haben jemanden in der Nähe und schicken ihn gleich zu Zimmer N247. Wissen Sie bereits Genaueres über den Tatbestand?“ „Ich habe die Sachlage noch nicht genau geprüft“, gab Robert offen zu, „Es ist jedoch davon auszugehen, dass eine Gruppe Schüler dafür verantwortlich ist. Vor dem Zimmer steht eine Frau, die zudem meines Wissens nicht zum Personal oder der Schülerschaft gehört.“ „Vielen Dank. Bitte halten Sie sich bedeckt und warten Sie auf den zuständigen Mitarbeiter.“ Für einen kurzen Moment zögerte Robert und dachte darüber nach, ob er es wirklich über sich bringen könnte, Johnny auch nur einen Augenblick länger in dem Zimmer alleine zu lassen. Gut, er wusste nicht sicher, ob das, was er befürchtete, sich auch tatsächlich bewahrheitete, doch er würde es bestimmt nicht darauf ankommen lassen. „Sorry, das geht nicht“, meinte er und legte auf. Vielleicht nicht das Sinnvollste, aber ehrlicherweise hatte er nicht den Nerv noch länger zu warten. Auch wenn das vielleicht hieß, dass Teodoro genügend Zeit hatte, sich eine Ausrede auszudenken. Er warf einen scharfen Blick auf die Professionelle neben der Tür. Wenn die Frau es nach wie vor nicht für nötig hielt zu verschwinden, war ihm das nur Recht. Dann konnte sich Theodoro wenigstens aus dem ganzen Mist nicht ganz so einfach wieder herausreden. Er griff nach der Türklinke und ohne weiter nachzudenken, trat er ein. Die Szene vor ihm hätte eindeutiger nicht sein können. In der Mitte des Raumes saß Johnny mit gesenktem Blick auf einem Stuhl, die Arme hinter dem Rücken. Neben ihm stand Teodoro, der ihn grinsend ansah und gerade etwas davon sprach, dass sein ‚erbärmliches Schwuchtel-Dasein‘ wohl bald ein Ende hätte. Einer seiner Freunde stand etwas abseits mit einer Videokamera in der Hand, während ein zweiter an einem Tisch ein paar Gegenstände aus einem Rucksack holte und ausbreitete. Der Dritte im Bunde stand daneben und besah die Szene mit einem Grinsen. „Tut mir Leid, dass ich die kleine Party hier unterbrechen muss. Aber Johnny hat heute noch ein paar andere Termine, die er wahrnehmen muss.“ Sofort fuhren die vier Jugendlichen herum und Johnny hob überrascht seinen Kopf. Robert verschränkte die Arme vor der Brust und sein Gesicht verriet deutlich, wie wenig er von der ganzen Angelegenheit hier hielt. Teodoro war wie erstarrt und Robert nutzte die Gelegenheit, ein paar Schritte nach vorne und vor Johnny, der ihn gequält und peinlich berührt zugleich ansah, in die Hocke zu gehen. Er berührte in sanft an der Wange und war schockiert darüber, wie heiß sich Johnnys Haut anfühlte. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, doch der Schotte nickte lediglich mit zusammengepressten Lippen. „Ich hol‘ dich hier raus“, meinte er und küsste ihn vorsichtig auf die Stirn, während er sich wieder erhob. Teodoro, der sich wieder gefangen hatte, lachte trocken. „Ach ja, und wie willst du das anstellen? Ich will erst mal sehen, wie du hier wieder herauskommen willst!“, dass Teodoro in seiner Notsituation versuchen wollte seine Machtposition aufrecht zu erhalten, was klar ersichtlich, doch Robert kümmerte sich wenig darum, trat um Johnny herum und durfte feststellen, dass sie ihn mit Hilfe von Handschellen an den Stuhl gekettet hatten. „Wo ist der Schlüssel?“, fragte er und Teodoro starrte ihn vorwurfsvoll an. „Ich glaube, das ist nicht so wichtig“, meinte er gereizt, „Ich an deiner Stelle würde mir lieber darüber Sorgen machen, wie du hier wieder rauskommst, ohne das gleiche Schicksal zu teilen, wie dein Freund hier.“ Robert sah ihn unbeeindruckt an. „Ich denke, die einzigen im Raum, die sich Sorgen um irgendwelche Konsequenzen ihres Handelns machen müssen, seid ihr drei. Und vielleicht die Frau vor der Tür.“ „Und wie kommst du bitte darauf?“ Als wäre es abgesprochen gewesen, klopfte es in diesem Moment an die Tür, im nächsten flog sie auch schon auf und einer der Wachleute stand im Türrahmen, der die Szene kritisch musterte. „Weil ich im Gegensatz zu euch nachdenke, bevor ich handle“, sagte Robert und nickte dem Mann zur Begrüßung knapp zu, ehe er sich erneut an Teodoro und seine Freunde wandte, „Wenn ich nun nochmals um den Schlüssel bitten dürfte...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)