Verlobung? Nein, Danke! von Phase (RobertxJohnny) ================================================================================ Kapitel 12 ---------- Als sie den Speisesaal fast erreicht hatten, bemerkte Robert Johnny, der sich samt Reisetasche gerade in Richtung Eingangshalle begab, am unteren Fuß der Treppe. Robert hielt inne, blickte die Stufen hinunter und zögerte. „Geh schon mal vor!“, murmelte er beiläufig zu Oliver und lief dann mit eiligem Schritt hinunter, um Johnny abzufangen. Es war ihm relativ egal, ob Oliver tatsächlich vorging, oder ob er abwartete, was zwischen ihm und Johnny passieren würde. Aber es war ihm wichtig, dass er Johnny noch einmal erwischte, bevor er über das Wochenende bei seinen Eltern war. „Willst du nicht mal Tschüß sagen?“ Verdattert blieb Johnny stehen und drehte sich zu ihm um. „Oh, Robert. Hey. Sorry, ich habe gedacht, du bist schon beim Essen.“ „Gedacht oder gehofft?“ Johnny blickte ihn skeptisch an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wo liegt das Problem?“, fragte er mit genervtem Unterton, „Robert, ich habe es eilig, meine Eltern warten.“ Robert blickte ihn für einen kurzen Moment nachdenklich an und meinte dann möglichst beiläufig: „Wann genau hat dein Onkel noch mal Geburtstag...?“ „Morgen Abend ist die Feier“, Johnny zuckte mit den Schultern, „Ich wüsste jedoch nicht, was dich das anginge. Kann ich dann gehen? Im Ernst, meine Mum wird sauer, wenn ich sie so lange warten lasse.“ „Oliver steht da oben, ich denke, es wäre sinnvoll, wenn wir uns anständig voneinander verabschieden, sonst kommt er noch auf die Idee, die Sache sei nicht ernst“, obwohl ihm so gar nicht danach zu Mute war – immerhin hatte Johnny ihn schon wieder belogen und auch allem Anschein nach nicht vor mit der Wahrheit rauszurücken – rang Robert sich ein Lächeln ab und fuhr mit der Hand sanft über Johnnys Wange, „Was meinst du?“ Der Schotte zögerte und warf ihm einen unsicheren Blick zu, ehe er seine Reisetasche unsanft zu Boden fallen ließ und seine Arme um Roberts Nacken legte, um ihn ein Stückchen zu sich herunter zu ziehen. Johnny schloss die Augen und ihre Lippen berührten sich zu einem sanften Kuss, doch Robert war nicht dazu bereit, Johnny so einfach davon kommen zu lassen. Er legte seine Arme um ihn, zog ihn ein Stückchen näher zu sich und nach einem kurzen Zögern rang er sich dazu durch, seine rechte Hand langsam ein wenig nach unten gleiten zu lassen. Als er an Johnnys Hintern griff, keuchte der Schotte überrascht auf, doch noch ehe er sich soweit von seiner Verwunderung erholt hatte, um Robert böse oder zumindest vorwurfsvoll anzusehen, hatte dieser die Situation zu seinen Gunsten ausgenutzt. Sie hatten es bisher noch nicht wirklich geübt, da es Robert bisher doch einen Schritt zu weit gegangen war, aber in diesem Augenblick war es ihm zugegebenermaßen reichlich egal. Johnny schien für einen kurzen Moment einfach nur überrumpelt, als Robert ihren ersten Zungenkuss begann, gab dann jedoch erstaunlich schnell nach, was vermutlich daran lag, dass es sich ganz und gar nicht gut machte, wenn er Robert öffentlich wegen eines Kusses eine Szene machte. Zumal er derjenige gewesen war, der darauf bestanden hatte, ihre Beziehung künftig auch öffentlich auszuleben. Vielleicht gab es da aber auch einen klitzekleinen Teil in Johnny, der bereits so etwas wie Liebe für Robert empfand. Und das war eine weitaus angenehmere Begründung für Johnnys Verhalten. Irgendwie würde er es schaffen, dass Johnny sich in ihn verliebte und wenn er dafür alle Register ziehen müsste – denn für ihn stand mittlerweile nach dem Gespräch mit Oliver fest, dass er ihre Beziehung nicht aufgeben wollte. Johnny hatte ihm gesagt, er schätze Nähe und Geborgenheit und nach der Sache mit Teodoro war er am Boden zerstört gewesen und hatte sich sichtbar minderwertig gefühlt. Also würde er dafür sorgen, dass sich Johnny in seiner Gegenwart so gut und sicher fühlte, bis er sich so stark zu ihm hingezogen fühlte, dass er den letzten Widerstand auch noch aufgab. Er würde Johnny in diese Beziehung notfalls hineinverführen! Für ihren ersten gemeinsamen Zungenkuss stellten sie sich gar nicht mal so dumm an, fand Robert. Gerade Johnny, der im Gegensatz zu ihm auf dem Gebiet keinerlei Erfahrungen vorzuweisen hatte, zeigte sich in gewisser Weise sehr geschickt, was Robert zu der Überlegung führte, ob er nicht vielleicht geübt oder sich ein bisschen was bei Filmen abgeguckt hatte. Als er den Gedanken weiterspann, erfasste Robert das ungute Gefühl, dass Johnny ihn vielleicht als Übungsperson für seine künftige Braut nutzte, damit er sich vor dieser nicht blamierte. Das würde die Bereitwilligkeit erklären und auch, wieso er nach wie vor nicht mit seinen Eltern gesprochen und den Termin abgesagt hatte. Aber warum hätte er das Ganze dann öffentlich machen sollen...? Dennoch, selbst wenn es der Fall sein sollte, hatte er doch immer noch die Chance, Johnny dazu zu bringen, Gefühle für ihn zu entwickeln, oder?! Noch während sie den Kuss wieder lösten, plagten Robert diese Gedanken. Und er ärgerte sich darüber, dass er durch seine Sorgen nicht im Stande war, die Zärtlichkeit einfach zu genießen. Verdammt, warum konnte das alles nicht ein wenig einfacher sein? Johnny blickte ihn ein wenig unruhig an, allem Anschein nach war er sich nicht ganz sicher, ob er die ‚Herausforderung‘ erfolgreich gemeistert hatte. Oder konnte es noch einen anderen Grund geben? Robert lächelte, obwohl in ihm nach wie vor ein heftiger Konflikt tobte, strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir sehen uns am Montag.“ Ein wenig steif nickte Johnny, griff nach seiner Reisetasche, die neben ihm am Boden lag, und machte Anstalten zu gehen, ehe er nochmals kurz zögerte und Robert auf die Wange küsste. Damit wandte er sich endgültig ab und marschierte davon. Zurück ließ er Robert, der endlich einen Plan gefasst hatte, wie er die ganze Angelegenheit hoffentlich für sich zum Guten wenden würde. Auch wenn dabei einige seiner Verpflichtungen auf der Strecke bleiben würden. Doch durch Oliver war ihm klar geworden, dass er schlichtweg nicht mehr auf die Nähe zu Johnny verzichten wollte. Mit seinen Aufgaben würde er sich schon noch irgendwie arrangieren. Und sei es, indem er größeren Gebrauch seines digitalen Terminplaners machte. Als der Deutsche sich umwandte, konnte er sehen, dass sich mittlerweile zu Oliver, der grinsend am Geländer lehnte, Enrico gesellt hatte. Mit einem gequälten Seufzen und dem Wissen, dass er sich gleich ein paar dämliche Kommentare zu dem, was er gerade getan hatte, anhören durfte, machte er sich auf den Rückweg zu seinen Teamkollegen. Noch bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, meinte er: „Das Training heute Abend fällt aus, ich habe etwas zu tun.“ Enricos Miene hellte sich augenblicklich auf und er zückte sein Handy, tippte wild darauf herum, Oliver hingegen starrte ihn skeptisch an. „Du hast doch nichts Dummes vor?“ „Nein“, es klang weniger überzeugend, als Robert es sich erhofft hatte, „Ich muss nur etwas erledigen.“ „Wie beispielsweise deinem Freund nachzufahren und ihn mit deinem Wissen zu konfrontieren?“, Olivers ganze Haltung verriet deutlich, dass er nicht sonderlich viel von dieser Idee hielt. Neugierig sah Enrico auf und blickte etwas ratlos in die Runde: „Worum geht es gerade...?“ „Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen würde“, murmelte Robert und blickte ein wenig gereizt zur Seite. „Das ist die dämlichste Idee, die du jemals hattest!“, der Vorwurf schwang deutlich in Olivers Stimme mit, „Ich bin mir sicher, dass Johnny es weder gut heißen wird, wenn du ihm ohne Vorankündigung hinterher fährst, noch wenn du zeigst, dass du keinerlei Vertrauen zu ihm hast.“ „Du hast selbst gesagt, dass er versuchen könnte mich eifersüchtig zu machen!“ „Das war nur so ein Gedanke, das heißt nicht, dass es auch so sein muss. Robert, denk bitte nochmal ganz ruhig über alles nach. Hat das nicht auch noch Zeit bis Montag?“ „Oliver, ich bin Stratege. Ich weiß genau, was ich tue“, die Miene des Deutschen zeigte klar, dass er einen Entschluss gefasst hatte und sich wohl nicht mehr davon abbringen lassen würde. Enrico starrte vorwurfsvoll in die Runde. „Wie kann es sein, dass ich für fünf Minuten auf der Toilette bin und plötzlich gar keine Ahnung mehr habe, worum es hier eigentlich geht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)