ohne Vater von Sen-San ================================================================================ Kapitel 6: Entschuldigung ------------------------- Die Reise der Familie dauerte lange. Die heiße Sonne strahlte erbarmungslos auf sie herab. Den Kindern wurde immer heißer und heißer. “Uns ist heiß.“ quengelten sie. Sarasa und ihr Mann hielten an. Shuri stieg vom Pferd und zog eine Decke aus einem der Gepäcktaschen. Diese Decke legte er über seine Kinder. “Haltet sie gut fest.“ Dann ging er wieder zu seinem Pferd und stieg auf. Zusammen ritten sie dann weiter. Erst am kurz vor Mittag erreichten sie ihr Zieldorf. Die Bewohner des Dorfes standen an der Seite des Weges und starrten die Familie an. Diese aber ignorierte die Blicke und ritt unbeirrt weiter zum Haus Senjus. Es dauerte auch nicht sehr lange bis sie dort ankamen. Das Dorf war recht klein. Bei Senju angekommen stiegen Sarasa und Shuri von ihren Pferden Yato und Toki. Während Shuri das Gepäck von den Pferden nahm, half Sarasa den Kinder vom Pferd herunter. Einer der freiwilligen Waches vor Senjus Haus, brachten die Pferde in den Stall. Dort stand auch das Pferd von Motomichi. Shuri klopfte an der Eingangstür und kurze Zeit später öffnete eine ältere Bedienstete die Tür. Sie erkannte den roten König sofort und ließ ihn ohne ein Wort herein. “Danke.“ sagte er. “Bitte sag Senju-sama, dass wir da sind.“ Die Frau nickte und ging einen langen Flur entlang. Es dauerte eine Weile aber dann kam sie zusammen mit Senju zurück. “Wir sind endlich da.“ begrüßte Shuri sie. Senjus Blick wanderte an ihn vorbei und blieb an Sarasa hängen. Diese lächelte ein trauriges aber mitfühlendes Lächeln. Nun lächelte auch Senju. Die Kinder und Sarasa begrüßten Senju und Senju die anderen. “Wo ist Motomichi?“ fragte eines der Kinder. “Seid nicht so unhöflich.“ Meckerte Sarasa die Kinder an. “Ihr müsst erst euer Gepäck auspacken.“ befahl sie. Murrend folgten die Kinder der älteren Bediensteten, die sie ihr Zimmer brachte. “Wo ist Motomichi?“ fragte Sarasa dessen Mutter. “Er ist im Wohnzimmer.“ “Gut. Dann werde ich gleich mit ihm reden. Jetzt sind unsere Kinder noch beschäftigt.“ Sarasa ging dann ins Wohnzimmer. Sie öffnete dessen Tür. Beim Betreten des Zimmers wandte sich Motomichi zu ihr. “Guten Tag.“ sagte er kurz und wandte sich dann wieder von ihr ab. Sarasa ging ohne ein Wort zu ihm und kniete sich neben ihn nieder. Motomichi schaute sie an. “Ich möchte mich entschuldigen.“ “Wofür?“ “Weil ich für den Tod deines Vaters verantwortlich bin.“ “Das bist du nicht. Das war das Schicksal. Es war meinem Vater vorherbestimmt zu sterben.“ “Das glaubst du aber nicht, oder?“ Motomichi schaute seine Tante fragend an. “Nun, wenn du das glauben würdest, wärst du nicht so traurig.“ “Ich glaube es aber. Du bist nicht daran Schuld.“ “Aber das denkst du.“ “Nein. Das tue ich nicht.“ “Und warum bist du dann so traurig?“ “Ich bin nicht traurig.“ verteidigte er sich. “Doch! Das bist du! Ich kenne dich als glücklichen und energiegeladenen jungen. Aber vor mir sehe ich einen Jungen, der zutiefst traurig ist.“ “Ich verstehe nicht warum Mutter dir verziehen hat. Ich meine, es ist gut, dass sie es getan hat. Aber immerhin ist mein Vater in deiner Gegenwart gestorben. Sie hat mir gesagt, sie habe dir die Schuld daran gegeben. Aber später nicht mehr.“ “Und du kannst es nicht nachvollziehen?“ “Nein.“ “Sie hat mir nur verziehen weil ich deinen Onkel geheiratet habe. Er und Shido waren nicht nur Cousins, sie waren auch die besten Freunde. Sie wollte nur, dass er glücklich ist und darum wollte sie mich nicht hassen. Nur darum hat sie mir verziehen.“ “Wirklich?“ “Ja. Ich habe sie nach dem grund gefragt und das war ihre Antwort.“ “Aha. Gut, das zu wissen.“ Motomichi sah trotz dieser Antwort immer noch traurig aus. “Weißt du. Ich mache mich selbst für seinen Tod verantwortlich.“ “Aber du weißt doch, dass du es nicht warst.“ “Doch. Wäre ich in diesem Moment nicht so schwach gewesen und hätte mich gegen ihn verteidigen können, hätte Hayato mir nicht helfen müssen. Dann wäre dein Vater auch nicht gestorben. Du siehst, es ist also doch meine Schuld.“ “Nein! Das ist nicht wahr! Das war nur Zufall! Mehr nicht. Nur Zufall!“ empörte sich der Junge. Sarasa lächelte nur traurig. “Es ist schön wenn du es so siehst. Aber ich selbst sehe es nicht so. Ich sehe mich verantwortlich dafür. Bis heute. Auch wenn ich Japan befreit habe und als Held gelte, macht es Shido und die anderen Opfer nicht wieder lebendig. Es ist meine Schuld, dass er und andere Menschen sterben mussten.“ “Mach dich nicht umsonst schuldig! Die Menschen haben sich für diesen Weg entschieden und mussten damit rechnen, zu sterben. Du trägst wirklich keine Schuld. Das sehe ich jetzt ein.“ Motomichi lächelte Sarasa wieder wie der fröhliche Junge an, der er eigentlich war. “Danke, Motomichi.“ lächelte sie. Sarasa umarmte den kleinen und zusammen lächelten sie sich an. Sarasa und Motomichi standen auf und gingen zu Shuri und Senju, die sich nun in der Küche befanden. Als die beiden hereinkamen, sah Senju sofort die Veränderung. Ihr Sohn lächelte wieder fröhlich. Senju und Shuri lächelten die beiden an und machten Tee. Kurze Zeit später kamen die Kinder von Sarasa herein. “Wir haben auch schon gesucht. Das Haus ist echt groß. Da verläuft man sich.“ “Es gibt Tee und Kekse. Wollt ihr auch welche?“ fragte die Hausbesitzerin. “JA!“ freuten sie sich im Chor. Alle saßen in der Küche und tranken Tee. Eine der Bediensteten kam herein. “Oh! Verzeihung.“ Sagte diese. “Gut, dass du da bist. Ich wollte dir und den anderen noch etwas sagen. Ihr könnt euch für heute frei nehmen. Sag es auch den anderen.“ Meinte Senju zur Bediensteten. Diese nickte freundlich und ging hinaus. Senju, ihr Sohn und der besuch tranken weiter Tee und aßen Kekse. Nach einiger Zeit waren sie fertig und räumten den Tisch ab. Sarasa wusch die Tassen ab und Senju trocknete sie und stellte sie zurück in den Schrank. “Wollen wir schwimmen gehen?“ fragte eines der Geschwister zu Motomichi. Dieser wandte sich zu den Erwachsenen mit einem fragenden Blick. Die Drei sahen sich an. “Wenn ihr wollt, gerne.“ antwortete Senju. “Aber einer von uns kommt mit zur Aufsicht.“ erklärte sie gleich danach. Sarasa und Senju sahen sofort Shuri an, der sich gegen zwei Frauen nicht wehren konnte und erst recht nicht gegen seine eigene Frau. “Also gut. Ich gehe mit. Aber wer packt meine Sachen aus?“ “Das mache ich schon. Keine Sorge. Wenn ich fertig bin kommen wir nach, nicht wahr Senju?“ “Ja.“ nickte Senju auf Sarasas Frage. Sarasa sah wieder Shuri mit diesmal einem breiten Grinsen im Gesicht an. Der einzigste mann im haus konnte nur seufzen und sich der Entscheidung beugen. Er wartete im Eingangsbereich auf die Kinder, die sich noch schnell ihre Schwimmkleidung anzogen. Dann machten sie sich durch die Hintertür und über die Wiese auf den Weg zum Meer. Sarasa und Senju winkten ihnen hinterher. Nachdem sie sich mehr zu sehen waren, gingen sie wieder hinein und Sarasa packte das Gepäck aus. Keine 20 Minuten später war alles verstaut. Sie kam aus dem Zimmer und vor ihr stand Senju. “Ich bin fertig. Wir können gehen.“ erklärte die Königin. “Ich danke dir.“ “Wofür?“ fragte Sarasa verwundert. “Dafür, dass ihr gekommen seid und du Motomichi aufgemuntert hast.“ “Das war ich dir doch schuldig. Immerhin ist Shido wegen mir gestorben.“ “Das stimmt nicht! Und du weißt das genau!“ antwortete Senju energisch. So sieht man die junge Frau selten. Es ist wirklich nicht oft, sie so entschlossen zu sehen. Sarasa hat es vielleicht ein oder zwei Mal miterlebt. Sonst ist Senju immer sehr besonnen und ruhig. Sarasa lächelte und nickte zustimmend. Dann machten sie sich auf den Weg zum Meer, wo auch schon Shuri und die Kinder waren. Die Kinder planschten im seichten Gewässer und auch Shuri sah nicht sonderlich trocken aus. “Was ist passiert? Warum bist du so nass?“ konnte sich Sarasa nicht verkneifen. “Ich habe mit den Kindern gespielt. Im Wasser.“ “Ach so.“ kam es als Reaktion. Der restliche Tag verging wie im Flug und die Sonnen begann sich zu senken. Senju und die anderen Stiegen wieder hinauf zur Wiese, denn das Meer liegt weit tiefer als die Wiese. Ein großer klippenartiger Berg trennt sie voneinander. Oben an der Wiese angekommen wandten sie sich zum Meer und beobachteten den malerischen Sonnenuntergang. Der Anblick war wunderschön und auch die sonst so lauten Kinder vom roten König waren vom Anblick sprach- und wortlos. Nachdem die Sonne komplett vom Meer verschluckt wurde, begaben sie alle zum Haus. Die nacht war nun hereingebrochen und der Mond schenkte der dunklen Nacht ein wenig Licht. Die Nacht war warm und so beschlossen sie noch etwas draußen zu bleiben und den sternenbehangenen Nachthimmel zu beobachten. Sarasa zeigte den Kindern einige Sternenbilder. Senju war glücklich zu sehen, dass ihr geliebter Sohn den Erklärungen mit größter Neugier und Aufmerksamkeit folgte. Es vergingen noch einige Minuten, dann gingen alle hinein und begaben sich in ihre Zimmer. Ein “Gute Nacht“ hallte durch alle Flure und Etagen. Jeder sagte es von der Tür seines Zimmers zu den anderen im Haus. Dies ging einige Male hin und her und dann war endlich Ruhe. Motomichi konnte in dieser Nacht wesentlich besser schlafen als viele Nächte zuvor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)