Loving the Pain von AlenaChen (u.a. [Marco X Ace] / [Shanks X Ace] / [Law X Ruffy]) ================================================================================ Kapitel 1: Singst du mir ein Schlaflied? ---------------------------------------- 3:46 Uhr. Er hatte sich auf die Seite gedreht und starrte nun schon seit einer guten dreiviertel Stunde seinen Digitalwecker an, welcher weiterhin munter in roten Leuchtziffern die derzeitige Uhrzeit anzeigte. Konzentriert beobachtete er das Display, als ob es auf der Welt nichts Spannenderes gäbe und wartete darauf, dass die Minutenanzeige umspringen würde um anzuzeigen, dass weitere sechzig Sekunden vergangen waren. Obwohl er gänzlich darauf vorbereitet war, erschrak er innerlich dennoch jedes Mal ein bisschen, wenn es wieder so weit war. Ganz so als ob etwas Unerwartetes geschehen wäre, dabei gab es an seinem Digitalwecker bestimmt nichts Außergewöhnliches.   Seltsam wäre es vielleicht gewesen, wenn sich das Radio eingeschalten hätte. Aber das würde es nicht, da Ace die Weckfunktion am Abend ausgeschalten hatte. Schließlich war Heute Samstag und er wollte ausschlafen. Außerdem funktionierte der Wecker schon seit er ihn besaß ohne Probleme. Resignierend ertappte er sich dabei, wie er sich selbst daraufhin mit seinem Wecker verglich und sich wünschte, ebenso problemlos wie dieser funktionieren zu können. 3:47 Uhr war für ihn definitiv keine Zeit für gedankliche Höchstleistungen. Wobei er sich auch fragte, warum er seinen Kopf dann nicht einfach endlich abschalten konnte.   Leise seufzend beschloss er schließlich, nach einigem Nachdenken, dass es ihm vielleicht helfen würde, wenn er die Sekunden mitzählen würde. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass dies eine gute Einschlaftechnik war. Das war so ähnlich wie Schafe zählen, dabei konnte man doch gar nicht wach bleiben! Er versuchte sich auf seinen Atem zu konzentrieren und begann leise murmelnd vor sich hin zu zählen. „Eins… zwei… drei…“ Bloß an nichts Anderes denken, dass war das wichtigste. „Vier… fünf… sechs…“ Er durfte nur nicht mit seinen Gedanken abschweifen…   Die Anzeige des Digitalweckers sprang um auf 3:48 Uhr. Er hatte es kaum bemerkt. Seine Augenlider waren schwerer geworden, bis er sie schließlich gänzlich geschlossen hatte. In eben diesem Moment breitete sich jedoch ein seltsames Leuchten vor seinem inneren Auge aus. Seltsam. Er könnte schwören, dass das aussah wie… Woran sollte er noch gleich auf keinen Fall denken? Feuer. Sein Herzschlag beschleunigte sich und sein zufriedener Gesichtsausdruck wich einer gequälten Grimasse. Das Feuer war immer noch hier. In seinem Zimmer. Genau in diesem Raum.   Er gab einen undefinierbaren, verärgerten Laut von sich und setzte sich mit einer ruckartigen Bewegung in seinem Bett auf. Es half nichts. Er schaffte es einfach nicht sich abzulenken. Mit einer genervten Geste zog er seine Decke von sich und sie landete unordentlich in der Lücke zwischen seinem Bett und der Wand.   Letztlich setzte er sich an seine Bettkante und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Es machte ohnehin keinen Sinn weiter in seinem Bett liegen zu bleiben, wenn er nicht mehr einschlafen können würde. Aber er musste sich definitiv irgendwie ablenken. Angestrengt nachdenkend legte er seinen Kopf in den Nacken und streifte sich mit seiner Hand über die Stirn, wo sich diese angenehm kühl anfühlte. Dieser verdammte Alptraum raubte ihm immer alle Ruhe und vor allem seinen wohlverdienten Schlaf. Naja, vielleicht war dieser auch nicht ganz so wohlverdient, wie er sich das gerne einredete, aber darum ging es ja auch gar nicht. An einem Samstagmorgen schon um vier Uhr nicht mehr schlafen zu können war einfach nicht gerecht, für niemanden.   Am liebsten hätte er einmal kalt geduscht, aber das Badezimmer lag direkt an dem Zimmer seines Bruders an und er wollte diesen auf keinen Fall noch einmal wecken.   Letztlich stand er langsam auf und tastete sich durch sein noch immer dunkles Zimmer, bis er den Lichtschalter gefunden hatte. Das plötzliche Licht schmerzte seine müden Augen und er brauchte einen Moment um sich daran zu gewöhnen.   Leise grummelnd überlegte er sich, was er machen sollte. Sein Blick fiel auf seinen Computer. Videospiele…? Lernen…? Sich sinnlos durchs Internet klicken…? Irgendwie hatte er auf nichts davon Lust, also verwarf er diesen Gedanken wieder.   Dann fiel ihm ein, was er machen könnte. Gestern war er spät nach Hause gekommen und hatte die Post von unten nicht mit hoch gebracht und sein Bruder kümmerte sich um solche Sachen so oder so nicht. Genau. Post holen war um vier Uhr morgens genau die richtige Beschäftigung, dann könnte er sich wenigstens für zwei Minuten die Beine vertreten.   Allerdings war er nur in Boxershorts gekleidet und seine Kleider vom Vortag hatte er, bevor er schlafen gegangen war, in den Wäschekorb gelegt und von dort würde er sie ganz bestimmt nicht wieder rausholen. Etwas anderes zum Anziehen konnte er sich auch nicht besorgen, da seine gesamten Klamotten derzeit in Ruffys Schrank lagen, weil sein eigener vor einigen Wochen zusammengebrochen war. Der Schrank war wirklich schon alt gewesen und bis jetzt hatte er nicht die Motivation gefunden seinen neuen aufzubauen, der Karton mit den Teilen lag noch immer unberührt in der Ecke seines Zimmers wo er ihn vor einiger Zeit hingebracht hatte.   Wie dem auch sei, so kalt würde es im Hausflur auch nicht sein und er brauchte ja auch nur zwei Minuten, mehr nicht. Außerdem würde er um diese Uhrzeit auch bestimmt niemandem über den Weg laufen. Also zog er sich seine Hausschuhe an und beschloss so zu gehen.   Leise bewegte er sich durch die Wohnung, ohne Licht an zu machen und darauf bedacht, keinen Lärm zu veranstalten. Obwohl sein jüngerer Bruder ohnehin einen relativ tiefen Schlaf hatte, aber er wollte auf keinen Fall riskieren ihn zu wecken. Als er die Wohnungstür erreicht hatte, drehte er so langsam wie möglich den Schlüssel im Schloss und schob die Tür einen Spalt weit auf um hindurch zu schlüpfen, dann schloss er sie wieder mit genau der gleichen Vorsicht.   Und jetzt: die Post. Er wollte sich gerade daran machen die Treppe nach unten zu gehen, als ihm gegenüber seiner eigenen Wohnung etwas auffiel. Die Wohnungen lagen sich in diesem Haus mit den Eingangstüren gegenüber und unter der Tür seines Nachbarn konnte er definitiv einen leichten Lichtschimmer erkennen.   Er war also noch wach? Für einen Moment betrachtete er die Tür und blinzelte überrascht. Ob er wohl Besuch hatte? Bestimmt arbeitete er noch, dass sähe ihm ähnlich. Der Typ war ein eindeutiger Nachtmensch. Ob er ihn wohl stören dürfte? Marco, der Mann, der ihm gegenüber wohnte, wusste von seinen Schlafstörungen und hatte ihm schon öfter angeboten, dass er zu ihm kommen konnte, wenn etwas war. Schließlich kannten sie sich schon seit fast fünf Jahren. Ace hatte den Anderen kennengelernt, als er damals mit 17 auf das Internat gekommen war, wo der Andere zu jener Zeit ebenfalls gelebt hatte. Zuerst hatte er ihn nicht gemocht und Marco hatte ihn weitestgehend ignoriert, aber irgendwie waren sie dann doch Freunde geworden. Und wie der Zufall so wollte wohnten sie jetzt im selben Gebäude.   Im Grunde konnte es ja nicht schaden, wenn er nachsah, was Marco machte. Wenn er an der Tür klopfen würde, dann würde der Andere außerdem wissen, dass es Ace war, der vor seiner Tür stand. Das war ihr Zeichen. Ace klingelte nicht, er klopfte. Außer ihm klopfte eigentlich niemand, vor Allem nicht nachts. Und als ob der Ältere Besuch haben würde. Er hatte um solche Uhrzeiten nie Besuch. Zumindest wäre es Ace wenn noch nie aufgefallen. Aber dann wiederrum hatte er um vier Uhr morgens auch besseres zu tun, als auf dem Hausflur zu stehen und zu beobachten, wer bei seinem Nachbarn ein und aus ging.   Jedenfalls hatte er es somit beschlossen. Wenn der Ältere keine Lust auf seine Anwesenheit hatte, könnte er ihm das ja sagen, oder ihn einfach ignorieren. Zaghaft klopfte er an die Tür. Sofort war in der Wohnung vor ihm ein schepperndes Geräusch zu hören. Dann ein gedämpftes Fluchen auf welches ein Moment der Stille folgte.   Ace trat einen Schritt zurück und überlegte sich bereits, ob er lieber wieder in seine eigene Wohnung verschwinden sollte, als die Tür vor ihm einen Spalt breit geöffnet wurde und er unweigerlich in die genervt aussehenden Augen des Älteren blickte. Seine blonden Haare hingen ihm zerzaust ins Gesicht. Er trug eine lilafarbene Jacke, die vorne geöffnet war und das Blickfeld auf seinen muskulösen Oberkörper und das blaue Tattoo, welches seine Brust zierte, freigab. Auf seiner Nase trug er eine schwarze Lesebrille, was Ace darauf schließen ließ, dass er ihn definitiv nur beim Arbeiten gestört hatte. Immerhin etwas.   Der Ältere musterte ihn mit einem kühlen Blick von Oben bis Unten und nahm dann seine Brille ab und rieb sich angestrengt über die Augen. „Morgen Ace.“ Sagte er letztlich. „Du siehst beschissen aus.“ Stellte er sogleich noch schlicht fest und fing sich dafür einen leisen, unverständlichen Protest des Jüngeren ein. „Komm rein.“ Mit diesen Worten ging er ein Stück zur Seite und hielt die Tür auf, sodass der Schwarzhaarige seine Wohnung betreten konnte, eine Aufforderung, welcher dieser sogleich nachkam. Schweigend gingen sie hintereinander in das Wohnzimmer des Älteren und Ace ließ sich sogleich seufzend auf dessen Sofa fallen. Marco musterte ihn noch immer nachdenklich. „Wieder dieser Alptraum?“ Fragte er den Jüngeren schließlich, welcher darauf nur stumm nickte. „Du kannst hier bleiben, aber ich muss noch arbeiten.“ Der schwarzhaarige lächelte ihn als Antwort auf diese Frage freudig an. „Du bist der Beste, Marco!“ Verlegen kratzte dieser sich an seinem Hinterkopf und sah zur Seite „Schon ok.“ Nuschelte er mehr zu sich selbst als das er es zu Ace sagte.   Die Situation war ihm definitiv unangenehm. Zwar hatte er kein Problem damit, wenn der Jüngere bei ihm aufkreuzte, doch musste er dies gerade nur in Unterwäsche bekleidet tun? Er sah erneut zu dem Schwarzhaarigen und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, was der Andere jedoch nicht zu bemerken schien. Was auch eindeutig besser für ihn war, dachte Marco bei sich. Schließlich wollte er um keinen Preis das gute Verhältnis das er zu Ace hatte wegen so etwas zerstören.   Leider konnte er dieses ‚so etwas‘ nicht ändern. Er hatte eben Interesse an dem Jüngeren. Er hatte schon immer mehr auf Männer gestanden, was grundsätzlich kein Problem war und ihn auch definitiv nicht störte. Aber das er gerade an Ace Gefallen finden musste störte ihn dann doch wieder. Letztlich waren sie eher so etwas wie Brüder und er hatte es sich zu seiner Aufgabe gemacht auf ihn aufzupassen, seit dieser damals zu ihnen gekommen war. Außerdem war er ganze zehn Jahre jünger als er. Zehn Jahre jünger und ein Mann. Und als ob Ace auf Männer stehen würde und dann auch noch gerade auf ihn, lächerlich. Das konnte er definitiv vergessen.   „Warte kurz.“ Sagte er schließlich knapp zu dem Schwarzhaarigen und verlies dann für einige Minuten den Raum. Als er wieder zurück kam trug er in seiner einen Hand ein T-Shirt, welches er dem Jüngeren sogleich zuwarf und in seiner anderen Hand hielt er eine Tasse Tee, die er vorsichtig auf dem Wohnzimmertisch abstellte. „Ah, Danke.“ Sagte der Schwarzhaarige und zog sich sogleich das Shirt über.   So ist’s gut. Marco musste unweigerlich grinsen. Dann konnte er wenigstens nicht mehr so schnell auf falsche Gedanken kommen und sich ein wenig beruhigen. Eindeutig besser, als wenn der Andere hier halbnackt auf seinem Sofa saß und er… naja, genau. Darüber wollte er lieber nicht weiter nachdenken, also ließ er es bleiben.   Seufzend setzte er sich schließlich neben den Jüngeren und sah ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?“ Ace schüttelte seinen Kopf, nahm die mit Tee gefüllte Tasse in seine Hand und pustete vorsichtig, damit die Flüssigkeit ein wenig abkühlte, bevor er einige Schlucke davon trank und die Tasse wieder zurück auf den Tisch stellte. „Willst du darüber reden?“ Versuchte Marco weiter den Jüngeren dazu zu bringen etwas zu sagen, doch dieser schüttelte nur erneut seinen Kopf und sah betrübt zu Boden. Er hatte seine Hände in seinem Schoss gefaltet und spielte nervös mit seinen Fingern. „Hey. Ist schon ok. Es ist deine Sache. Aber wenn du darüber reden willst, bin ich für dich da.“ Sagte Marco in einem Versuch den Anderen ein bisschen aufzumuntern. Ace hob seinen Kopf und sah dem Blonden nun direkt in die Augen, sein Blick drückte Schuldbewusstsein aus. Durch den plötzlichen Augenkontakt beschleunigte sich Marcos Herzschlag und er verfluchte sich innerlich dafür, dass er sich so schlecht unter Kontrolle hatte. Letztlich entschuldigte Ace sich dafür, dass er ihn um solch eine Uhrzeit noch störte, doch Marco winkte ab. „Wie gesagt, bleib hier solange du willst.“ „Danke.“ Sagte der Jüngere leise, dann lehnte er vorsichtig seinen Kopf an Marcos Schulter an und schloss seine Augen.   Von dieser plötzlichen Berührung überrascht zuckte der Ältere unweigerlich zusammen, doch er fing sich sogleich wieder. Für einige Zeit saßen sie nur so dort. Marcos Gedanken schlugen Purzelbäume, aber er ermahnte sich innerlich, dass er sich zusammenreißen musste. „Hey Ace.“ Sagte er schließlich „Schlaf ja nicht auf mir ein.“ Der Schwarzhaarige jedoch ignorierte diese Aussage gekonnt und rückte noch ein Stück näher an den Blonden heran. Er legte seinen Arm auf dessen Bein ab und grinste zufrieden. Er war bereits halb eingeschlafen und murmelte nur noch „Kannst mir ja ein Schlaflied singen…“ „Ich denke selbst du weißt, dass das ein ziemlicher Fehler wäre.“ Gab der Blonde trocken zurück und musste unweigerlich Lächeln. Im Grunde war es ihm ganz Recht wenn der Jüngere an ihn gelehnt einschlief, dann konnte er wenigstens dessen Nähe für einige Zeit genießen ohne sich verdächtig zu machen. Letztlich murmelte Ace noch etwas vor sich hin, doch er sprach so leise, dass Marco nicht ausmachen konnte, was er genau gesagt hatte.   Die Minuten verstrichen und der Atem des Jüngeren ging immer gleichmäßiger und tiefer, bis Marco sich sicher war, dass er eingeschlafen war. Er sah den Jüngeren sehnsüchtig an. Er musste sich zurück halten. Er durfte jetzt bloß keinen Fehler machen. Aber eine kleine Berührung konnte doch nicht schaden, oder? Er biss sich nachdenklich auf seine Unterlippe. Der Jüngere würde so schnell bestimmt nicht mehr aufwachen, redete er sich ein. Langsam hob er seine Hand und strich Ace behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er seine Hand auf dessen Wange legte. Der Jüngere fühlte sich ungewöhnlich warm an und seine Handfläche kribbelte dank dieser Berührung angenehm. Vorsichtig strich er Ace mit einem seiner Finger federleicht über die Lippen. Diese warmen, weichen Lippen die er nur zu gerne küssen würde. Seine Hand fuhr unter das Kinn des Jüngeren und er hob dessen Kopf leicht an. Es war nur ein Kuss, es war nichts dabei. Er schlief, er würde es nicht merken.   Er spürte den Atem des Schwarzhaarigen auf seiner Haut, als er sich langsam zu ihm herunterbeugte und…   Nein. Nein. Verdammt nochmal, nein! Das durfte er nicht machen! Er zog seinen Kopf blitzartig zurück und spürte wie er rot wurde. Er deckte sein Gesicht mit seiner freien Hand ab und grummelte etwas Unverständliches, dass sich ziemlich frustriert anhörte, in seine Handfläche. Er war viel zu aufgeregt. Er sollte den Jüngeren jetzt lieber in Ruhe lassen, bevor er seine Beherrschung noch gänzlich verlor. Vorsichtig stand er schließlich auf und legte Aces Körper behutsam auf das Sofa und deckte ihn mit einer dünnen Decke zu.   Egal was er sich wünschte, er musste geduldig sein. Er konnte sich nicht einfach nehmen was er wollte. Definitiv nicht. So war er nicht. So wollte er nicht sein.   Der Jüngere hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. „Träum süß.“ Flüsterte Marco ihm zu, dann ging er zurück in sein Arbeitszimmer um sich wieder an seine Arbeit zu setzen. Leider machte diese sich auch nicht von alleine und es war bereits kurz vor fünf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)