Wem gehört mein Herz? von NekoTachi (OsaXAsako / AsakoXKiriyan) ================================================================================ Kapitel 1: Freundschaft ----------------------- Sie hatte sie vom ersten Augenblick an faszinierend gefunden. Ihr schmales, androgynes Gesicht, ihre elegante, schlanke Figur, die sie größer wirken ließ als sie war, und ihre scheinbar absolute Aura von Überlegenheit, die niemanden unbeeindruckt ließ. Die perfekte Otokoyaku. Kaum zu glauben dass sie Musumeyaku werden wollte, als sie nach Takarazuka gekommen war. Haruno Sumire wurde von allen anderen um ihre Vorzüge beneidet. Nicht nur optisch war sie die perfekte Männerdarstellerin, auch ihre Stimme war von Natur aus tief und kräftig. Während die meisten jungen Frauen noch fast kindlich wirkten, strahlte Osa bereits früh eine solche innere Ruhe und Reife aus, dass man sie einfach bewundern musste. Man konnte einfach nicht umhin, sie sich als Topstar vorzustellen, in glitzernden, auffallenden Kostümen, ihren pompösen Federschmuck am Rücken tragend und stolz umherschreitend, obwohl sie noch Jahre von diesem Ziel entfernt war. Doch es bestand kein Zweifel daran, sie würde eines Tages Topstar sein, dessen war sich jeder bewusst, auch sie selbst war sich dessen sicher. Als Sena Jun auf die Takarazuka Music School aufgenommen wurde, dauerte es nicht lange, bis sie ihre Lieblings-Senpai gefunden hatte. Als Erstklässlerin hatte sie es hart, wie auch alle anderen vor ihr. Neben den ohnehin schon anstrengenden Plichten als Schülerin, war da das frühe Aufstehen, das tägliche Putzen des Schulgebäudes, das Gehen an den Wänden entlang und das ständige Verbeugen und Türe-Aufhalten für die Zweitklässlerinnen… Doch letzteres bereitete ihr ein heimliches Vergnügen, sofern es sich um ihr Vorbild, Haruno Sumire handelte. In diesem ersten Jahr hätte sie sich nie träumen lassen, wie nah sie ihr mal stehen würde… Zu dieser Zeit war sie jedoch nichts weiter als eine unerfahrene Kohai, eine von vielen und sie war sich sicher, Osa nicht aufgefallen zu sein, obwohl sie versuchte höflicher und zuvorkommender zu sein als all die anderen. Doch schließlich war sie nicht die einzige die die Zweitklässlerin bewunderte. Vielen ihrer Klassenkameradinnen ging es ähnlich wie Asako, und so war der „Kampf“ um ihre Aufmerksamkeit ein harter. Nicht dass irgendeine von ihnen jemals so etwas wie einen „Gewinn“ zu verzeichnen gehabt hätte. Zwar gaben manche hin und wieder damit an, Osa hätte sie angelächelt oder sogar ein nettes Wort an sie gerichtet, doch jeder wusste, dass es eine Lüge sein musste. Die umschwärmte Schülerin war zwar nicht unfreundlich, doch sie wirkte immer konzentriert und etwas distanziert, auf jeden Fall lächelte sie die Jüngeren nicht an, im Prinzip beachtete sie sie kaum, sie verhielt sich genau wie all die anderen Senpai. Doch niemand nahm es ihr übel, schließlich hatte sie viel zu tun, sie musste lernen und trainieren, um immer besser zu werden. Jeder konnte ihr ihren Ehrgeiz geradezu ansehen. Dadurch nahm die Bewunderung der Erstklässlerinnen nur noch mehr zu. Asako wäre es lieber gewesen, sie hätte Osa für sich allein gehabt, ihr eigenes, heimliches Idol. Doch wie es mit Idolen so ist, gehörte sie nicht nur ihr. Und so musste sie sich daran gewöhnen die anderen von ihr schwärmen zu hören, so dass sie sich gewöhnlich und dumm vorkam, eines von vielen naiven Mädchen, nichts Besonderes. Dabei wollte sie nichts mehr als das, etwas Besonderes für Haruno Sumire sein. Sie wollte unbedingt Otokoyaku werden, und Seite an Seite mit ihr spielen. Davon träumte sie zu dieser Zeit und auch später noch. Doch egal wie sehr sie sich auch darum bemühte, in diesem ersten Jahr auf der Music School nahm Osa niemals Notiz von ihr. Als endlich das zweite Jahr begann, entschieden worden war, dass Sena eine Otokoyaku werden würde und die Last der Plichten ihres ersten Jahres von ihr abfielen, war sie dennoch etwas betrübt. Osa hatte natürlich die Schule abgeschlossen, sie war nun keine Schülerin mehr, also hatte Asako auch keine große Chance mehr, ihr zufällig über den Weg zu laufen. Doch ihr Traum blieb bestehen neben ihr auf der Bühne zu stehen, und so gab sie jeden Tag ihr Bestes, trainierte hart, lernte so viel wie möglich und machte ebenfalls nach einem weiteren anstrengenden Jahr ihren Abschluss. Bevor sie nach Takarazuka gekommen war, hatte sie nur Tsukigumi-Vorstellungen gesehen, kannte alle Topstars der Troupe und wollte natürlich auch nach ihrem Schulabschluss nach Tsukigumi kommen, da eine alte Freundin ihrer Mutter eine ehemalige Otokoyaku der Moontroupe war, Ariake Jun. Von ihr hatte sie auch das ‚Jun‘ ihres Künstlernamens. Der andere Teil war dem Vater zu verdanken, denn ‚Sena‘ kam vom Namen seines Lieblingsrennfahrers. Doch nun, 1991, da es soweit war, wollte sie nicht mehr nach Tsukigumi. Sie wollte bei Osa sein, und das hieß nach Hanagumi zu gehen. Und wie das Schicksal es wollte, wurde ihr Wunsch erfüllt. Diese ersten paar Jahre vergingen wie im Flug. Wie jede Takarasienne bekam sie anfangs kleine Rollen, irgendwelche Statisten im Hintergrund, Dienstboten usw. Doch das änderte sich bald, da ihr Talent nicht unentdeckt geblieben war. Und was noch viel wichtiger für sie war, sie lerne Osa kennen. Auch diese hatte Asakos Talent bemerkt, und so wurde ihr Interesse an der jüngeren Otokoyaku geweckt. Sena war nur zu froh darüber, dass sie nicht den ersten Schritt machen musste, denn so sehr sie sich auch wünschte mit Osa zu reden, sie traute sich einfach nicht. Der Gedanke, dass Osa irgendetwas mit ihr zu tun haben wollte, kam ihr lächerlich vor. Doch Haruno war da ganz anders. Sie hatte keine Vorbehalte andere Frauen anzusprechen, und so kam sie ihr eines Tages zwischen den Proben für ein Stück einfach entgegen. Asako sah sie schon von weitem auf sich zukommen, und als sie nur noch zwei Meter von ihr entfernt war, blickte sie nach rechts und links, um sicherzustellen, dass es auch wirklich sie war, auf die Osa zuging. Als offensichtlich wurde dass Haruno mit Asako sprechen wollte, blieb sie einfach nur wie angewurzelt stehen und wusste nicht was sie tun sollte. Osa dagegen sagte ganz locker: „Hi! Ich wollte nur einmal Hallo sagen. Du singst sehr gut so viel ich gehört habe. Mein Name ist Haruno Sumire, die Leute nennen mich Osa…aber du kannst gern Masako zu mir sagen wenn du möchtest, so heiße ich wirklich.“ Sie lächelte charmant und wartete auf eine Reaktion. Sena stand wie angewurzelt da und fragte sich ob sie träumte. Doch dann dachte sie, selbst wenn es ein Traum war, wäre es keine schlechte Idee zu antworten, und wenn es die Realität war, wäre es eine noch bessere Idee. „Eeh…danke… Also…mein Name ist Sena Jun…ehm, Asako ist mein richtiger Name, mein Spitzname ist Asa, oder Sena…du…kannst mich nennen wie du möchtest…“, stotterte sie hervor. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an, sie war sich sicher Rot geworden zu sein und schämte sich mit jeder Sekunde die verstrich mehr. Osa schien sich jedoch kein bisschen daran zu stören. In Wahrheit fand sie Senas Reaktion sogar sehr niedlich und fühlte sich außerdem von Asakos offensichtlicher Bewunderung geschmeichelt. Sie war zwar bei weitem nicht die erste, die ihr auf diese Art begegnete, aber bei Sena schien es ihr irgendwie anders. Sie fand sie sofort sympathisch. „Nun, also Asako, ja? Asa klingt nicht sehr schön, nicht wahr? Viel zu kurz. Und dich bei deinem Künstlernamen anzusprechen kommt mir zu unpersönlich vor. Wollen wir den Text gemeinsam durchgehen? Nun ja, zumindest das wenige, was wir zu sagen haben?“, sie lächelte spitzbübisch und Asako fühlte, wie sie Osas Charme völlig verfiel. Kapitel 2: Die erste Hauptrolle ------------------------------- So begann ihre Freundschaft. Asako lernte bald ihre Befangenheit gegenüber Osa abzulegen, doch ein gewisser Abstand blieb dennoch, der von ihrer anhaltenden Bewunderung herrührte. Wenn sie ihr beim Singen und Tanzen zusah, konnte sie nicht umhin als zu staunen und zu denken “So möchte ich auch sein“. Obwohl Masako, wie sie sie ja nennen durfte, ihre Freundin geworden war, blieb doch immer der Teil in ihr zurück, der sie anhimmelte und sich die Aufmerksamkeit und Zuneigung ihres Idols verdienen wollte. Sie war so sehr darauf konzentriert, Osa zu gefallen, dass sie überhaupt nicht wahr nahm, wie eine andere junge Frau sie ebenso bewundernd und schwärmend musterte, wie sie selbst es oft bei Osa tat… 1996 hatte Haruno Sumire endlich ihre erste Shinjin Koen Hauptrolle, in „How to Succeed“, was sie mit unbändigem Stolz erfüllte. Was sie aber weniger freute war, dass sie ihre Rolle mit einer anderen Nachwuchs-Otokoyaku teilen musste. Noch dazu jemand, der ihr absolut nicht aufgefallen war, ein gewisses Mädchen namens Kiriya Hiromu. Sie hatte den ersten Akt des Stückes zu spielen, während Osa den zweiten spielen sollte. Was sie aber fast noch ärgerlicher fand war, dass Asako eine weitaus weniger wichtige Rolle bekommen hatte, wo doch diese Kiriya erst ein Jahr bei Hanagumi war. Nun ja, zumindest spielte Sena mit Osa gemeinsam in der zweiten Hälfte. Trotzdem konnte sie nicht umhin vor sich hin zu murren, als sie mit ihrer besten Freundin in ihrem Zimmer saß und über das Stück sprach: „Ich meine, das ist doch völlig unfair, du wärst ganz sicher viel besser als sie, warum geben sie ihr diese Rolle??…“ Sena aber wusste genau, dass noch etwas anderes an Masako nagte. Es ärgerte sie, dass Kiriyan anscheinend Klassenbeste in ihrem Jahrgang war, während Osa dieses Ziel nicht erreicht hatte. „Masa-chan, sie hat es sicher verdient, man bekommt keine Shinjin Koen Hauptrolle umsonst.“, antwortete sie lächelnd. Dann fügte sie hinzu: „Anscheinend hatte Touko schon ihre erste Hauptrolle so viel ich gehört habe…“. Touko, also Aran Kei, war die Klassenbeste in Harunos Jahrgang gewesen. Mit diesem Satz wollte Asako den Ehrgeiz ihrer Freundin wecken, und mit Erfolg wie sich herausstellte. Sogleich hellte sich ihre Miene auf und sie sagte mit neuem Elan: „Nun gut! Dann lass uns unser Bestes geben!“ Asako war überglücklich über Osas Hauptrolle, endlich würde sie ihr Idol im Mittelpunkt, im Rampenlicht sehen! Sie unterstützte sie wo es nur ging, übte mit ihr die Texte, Lieder und Tänze und vergaß dabei völlig ihre eigene Rolle einzustudieren. Bis Osa sie ermahnte, als sie gerade dabei war Harunos Text zu lesen: „Also wirklich, Asako, nun reicht es aber! Du musst dich auf deine eigene Rolle konzentrieren, schon vergessen?! Ich schaff das schon!“, wies sie sie zurecht, doch nicht besonders hart, weil sie doch leicht gerührt war über Senas Begeisterung und Einsatz für sich. Sena zweifelte keinen Augenblick daran, dass Haruno glänzen würde, doch sie freute sich einfach zu sehr, um ihre Gedanken auf etwas anderes lenken zu können. Als sie gerade etwas erwidern wollte, und Osa sie scharf ansah, tat sie so als würde sie über ihrem Text brüten, nur um sie zu beschwichtigen. „Wie süß sie ist, wenn sie sich Sorgen macht.“, dachte sie sich, und fing langsam an wirklich an ihrer Rolle zu arbeiten. Schließlich durfte sie gerade weil Osa nun ihre erste Hauptrolle spielte, nicht ihren Traum aus den Augen verlieren, irgendwann an ihrer Seite zu spielen. Wie vorauszusehen war, spielte Osa ihre Rolle perfekt. Sich endlich an dem Ort fühlend, an den sie hingehörte, viel es ihr nicht schwer alles zu geben, und das Publikum hinzureißen. Obwohl ihr Triumpf dadurch geschmälert wurde, dass ihre nur das halbe Stück, und so auch nur die halbe Aufmerksamkeit gehörte…Doch zumindest die Aufmerksamkeit einer Person hatte sie völlig für sich. Wann immer Asako gerade nicht spielte, lugte sie von der Seite aus auf die Bühne, um ihren ganz persönlichen Star bewundern zu können. Die ganze erste Hälfte des Stücks über, hatte sie ungeduldig auf Osas Auftritt gewartet und nur wage mitbekommen, dass auch die andere Hauptdarstellerin wunderbar spielte. Nun da es soweit war, genoss Asako jeden noch so kurzen Moment mit Haruno, ob zu zweit auf der Bühne, oder wie jetzt, als Beobachterin. Sie war so vertieft, dass sie nicht einmal bemerkte dass sich ihr jemand genähert hatte. „Sie ist wirklich gut, muss ich sagen“, hörte sie plötzlich eine Stimme neben sich. Sie zuckte zusammen vor Schreck und drehte sich ruckartig um, um den Übeltäter zu entdecken. Es war Kiriya Hiromu. Nun da sie mit ihrem Part fertig war, hatte sie anscheinend nichts mehr zu tun und lungerte stattdessen hinter der Bühne herum. „Oh, verzeih mir, ich wollte dich nicht erschrecken!“, fügte sie entschuldigend hinzu. „Ach, eh, ist schon ok.“, meinte Asako etwas abwesend. Eigentlich wollte sie jetzt nicht gestört werden, denn jede Sekunde von Osas Spiel war ihr wichtig. Kiriyan merkte wohl an ihrem hin und her wandernden Blick, dass sie sie im falschen Moment angesprochen hatte, daher sagte sie sogleich: „Ich lass dich sofort wieder in Ruhe. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich sehr gut finde, also dein Spiel und so…Nun… Also dann…“. Sie drehte sich um und ging so unauffällig davon, wie sie gekommen war. Asako sah ihr noch einen Moment hinterher, dann wendete sie sich wieder der Bühne zu. Kurz dachte sie noch darüber nach, dass sie zumindest höflichkeitshalber hätte erwidern müssen, dass auch Kiriyan gut gewesen war, doch dazu hatte sie sich einfach zu überrumpelt gefühlt. Noch während ihr Blick wieder auf Osa hing, hörte sie Kiriyans einprägsame Stimme in ihrem Hinterkopf nachhallen. Sie hatte eine wirklich besondere, sehr liebenswürdige, weiche Art zu sprechen… Und noch dazu dieses runde, niedliche Gesicht, völlig anders als Masako. Sena musste ein wenig kichern, und wusste nicht einmal warum. Nachdem das Stück vorüber war, und sich jede von ihnen mehr oder weniger nervös und stotternd vorm Publikum vorgestellt hatte, gingen sie sich umziehen. Es war ein wirklich aufregender Tag gewesen. Sobald Asako mit Osa allein war, warf sie sich um ihren Hals und rief: „Masa-chaaaan!! Du warst umwerfend!! Ich wusste es! Einfach großartig! Niemand ist so toll wie du!!“ Haruno war erst kurz geschockt, dann erwiderte sie Senas Umarmung und legte ihre Arme um ihre Taille. „Vielen Dank, Asako… Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.“, sagte sie beinahe ernst, aber dennoch glücklich. Trotzdem lockerte ihre Freundin ihren Griff und sah ihr ins Gesicht. In Harunos Augenwinkeln zeichneten sich Tränen ab. „Oh, Masako! Was ist denn los?“, fragte sie besorgt. „Ach“, meinte sie mit wegwerfender Handbewegung, „das war wohl alles stressiger für mich als ich gedacht hatte. Ich bin froh es hinter mir zu haben… Aber es hat Spaß gemacht! Ich bin nur glücklich, dass ich dich an meiner Seite hatte, du hast mir Kraft gegeben.“ Asako wusste nicht was sie sagen sollte, das hatte sie nicht erwartet. Osa hatte die ganze Zeit über so stark und furchtlos gewirkt. Senas Hände lagen immer noch um Harunos Nacken, und da ihr keine Worte der Dankbarkeit einfielen, gab sie ihr einfach einen Kuss auf die Wange und lächelte sie liebevoll an, nun ebenfalls mit tränengefüllten Augen. Osa blickte kurz verlegen zur Seite, dann wieder in Asakos hübsches Gesicht, bis sie sich wieder halbwegs gefasst hatte. Langsam löste sie sich behutsam von ihr. „Nun, jetzt sollten wir uns aber endlich fertig machen.“ Kapitel 3: Kiriyas Sicht ------------------------ In Osaka aufgewachsen, war Kiriya Hiromu schon früh mit dem Takarazuka Revue in Berührung gekommen, und hatte sich seit ihrer Kindheit bemüht alles zu tun, um irgendwann selbst auf jener sagenhaften Bühne stehen zu können. Noch eine andere wichtige Tatsache führte dazu, dass sie der ausschließlich weiblichen Theatergruppe angehören wollte. Solange sie denken konnte, schwärmte sie nicht nur für Frauen, sie liebte sie. Die Vorstellung Seite an Seite mit anderen Frauen Liebesbeziehungen offen auf der Bühne leben zu können, und auch hinter der Bühne, wenn auch versteckt, waren eine große Motivation für sie. Schließlich war es immer noch sehr schwer für eine Lesbe in Japan frei zu leben. Das Takarazuka Revue bot seit jeher ein Refugium für jene Frauen, auch wenn viele nach ihrem Retirement dennoch durch den gesellschaftlichen und familiären Druck dazu gezwungen wurden zu heiraten und ein „normales“ Leben zu führen. Wenigstens durften sie einige Jahre während ihrer Zeit im Revue ihre Liebe leben, und schon allein das war für viele ein ausschlaggebender Grund, dem Revue beizutreten. Doch das war Kiriyan nicht genug. Sie wollte keine Lüge leben, und hatte die Hoffnung, dass die Lage sich bis zu ihrem Retirement verbessern würde, das konnte schließlich noch mindestens zehn Jahre dauern. Ihre Aufnahmeprüfung bestand sie auf Anhieb, alle Lehrer waren begeistert von ihr. Wie vorauszusehen war, schloss sie die Music School als Klassenbeste ab und brillierte schon bald darauf in ihrer ersten Shinjin Koen Hauptrolle. Doch schon kurz nach ihrem Beitritt zu Hanagumi, war etwas noch Aufregenderes passiert. Sie hatte sich auf den ersten Blick in eine andere Takarasienne verliebt, eine schöne Otokoyaku namens Sena Jun, wie sie bald herausfand. Sie hatte schon ein paar Jahre mehr Bühnenerfahrung als Kiriya, dennoch würde Sena eine weniger wichtige Rolle spielen als sie selbst, bei ihrer ersten Shijin Koen lead, wofür sie sich etwas schämte. Sie hatte Angst, Asako würde einen Groll gegen sie hegen, doch wie sich herausstellte, nahm sie sie kaum wahr, was fast noch schlimmer war. Jeder konnte ihr ansehen, dass sie völlig eingenommen von ihrer Freundin Haruno Sumire war, die Kiriyas erste Haupttrolle mit ihr teilte. Offensichtlich war es Osa gar nicht Recht ihre Rolle mit Kiriya zu teilen, denn hin und wieder merkte sie wie Haruno sie missgünstig musterte, wenn sie glaubte die Jüngere würde es nicht merken. Kiriya hingegen hegte keine negativen Gefühle gegenüber Osa. Sie wirkte zwar etwas abgehoben und eine Spur zu stolz für ihren Geschmack, doch eigentlich war sie einfach nur eifersüchtig auf sie, die ständig Asakos Aufmerksamkeit bekam. Wie glücklich sie sich doch schätzen konnte… Kiriya beobachtete Asako oft unauffällig, wenn diese gerade durch Haruno abgelenkt, oder in ihr Skript vertieft war. Auch nach ihrem Auftritt ergab sich die Gelegenheit dazu, da Sena gerade hinter der Bühne stand und sich das Stück von der Seite her ansah. Ihr verträumter Blick war wunderschön. Wie sie hin und wieder sanft lächelte ließ Kiriyas Herz schneller schlagen. Sie war das schönste Mädchen, das sie je gesehen hatte. Dennoch hatten sie bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt, was Kiriya ziemlich zerknirschte, schließlich wünschte sie sich so sehr Asako näher zu kommen. Das stellte sich allerdings als schwierig heraus, da Osa und Sena ständig zu zweit herum hingen, und Kiriya Harunos Abwehr gegen sich spürte. Sie wollte jedoch nicht aufgeben und versuchte nach ihrem Auftritt, Asako anzusprechen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie sich ihrem Schwarm langsam näherte. Offensichtlich zu langsam, denn als sie begann zu sprechen, erschrak Sena fürchterlich, da sie gerade wieder einmal damit beschäftigt war, sich auf Osa zu konzentrieren. Leider konnte Kiriya das gut nachvollziehen, ging es ihr doch ähnlich mit Asako. Sie spürte die Eifersucht in sich hochbrodeln. Schnell entschuldigte sie sich, aber merkte gleich, dass Sena nicht ganz bei ihr war. Das hätte sie sich denken können… Sie war enttäuscht und ärgerte sich etwas über sich selbst, ließ es sich aber nicht anmerken. Scheinbar gelassen, sprach sie ein unverfängliches Kompliment aus und verabschiedete sich gleich darauf. Doch nachdem sie sich umgedreht hatte, verzog sie peinlich berührt das Gesicht. Zumindest hatte sie es geschafft sie anzusprechen, das war doch schon etwas. Kurz warf sie noch einen Blick zurück, doch Senas Aufmerksamkeit galt wieder der Bühne, auf der Osa spielte. „Hab ich mich etwa in die Falsche verliebt…?“, dachte Kiriya besorgt. Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Gegen die Liebe kann man nicht ankämpfen.“ So nahm sie sich vor die Hoffnung noch nicht aufzugeben. Kapitel 4: Die zweite Hauptrolle -------------------------------- Diese erste Shinjin Koen Hauptrolle sollte nicht lange die einzige für Osa bleiben. 1997 spielte sie, endlich alleine, die Hauptrolle in „Hollywood Babylon“. Dieses Mal hatte auch Asako eine relativ wichtige Rolle, was ihr ein beinahe diebisches Vergnügen bereitete. Denn bei sich dachte sie, es war als wäre Osa schon Topstar und sie ihre Nibante. Doch eigentlich stimmte das nicht. Sie hatte nur die drittwichtigste Otokoyaku-Rolle des Stücks, die zweitwichtigste hatte Asami Hikaru. Auch sie war mit Osa befreundet, die beiden waren gemeinsam in dieselbe Klasse gegangen und Asako war immer etwas eifersüchtig auf sie. Und nun hatte sie ihr auch noch ihre Rolle weggeschnappt. Schon in ihrem ersten Shinjin Koen Stück hatte Komu eine wichtigere Rolle an Osas Seite gehabt als Sena, dieser Umstand besorgte sie zunehmend. Was wenn Komu immer der Vortritt gegeben, und sie Harunos Nibante werden würde? Was würde dann aus ihr werden? Ob Asami dann auch als Freundin immer wichtiger werden würde für Osa, wichtiger als sie? Doch es machte keinen Sinn sich über solche Dinge Sorgen zu machen, Haruno verbrachte immer noch die meiste Zeit mit Asako. Seit ihrem Auftritt in „How to Succeed“ kam es Sena so vor, als wäre Osas Zuneigung ihr gegenüber gewachsen, was sie unbeschreiblich glücklich machte. Nachdem ihr dieser Gedanke gekommen war, hörte sie auf zu grübeln und steckte ihre Nase wieder in das Skript, das sie auswendig lernen musste. Da sie nun wichtigere Rollen zu spielen hatte, im Shinko, wie auch im normalen Stück, musste sie natürlich mehr Zeit aufwenden, um alles gut einzustudieren. Kurz blätterte sie an den Anfang und sah die Besetzung noch einmal durch, bis ihr ein bestimmter Name ins Auge fiel. Kiriya Hiromu. Sie hatte seitdem diese sie angesprochen hatte, keinen Gedanken mehr an sie verloren. Dieses Mal hatte sie keine so wichtige Rolle zugeteilt bekommen. „Nun ja, das wird Masa-chan wohl freuen“, dachte Sena. Ihr war es im Grunde völlig egal. Sie lenkte ihre Gedanken wieder ihren Textpassagen zu. Haruno war etwas durcheinander. Sie versuchte sich, allein auf ihrem Zimmerboden sitzend, auf ihr Skript zu konzentrieren, doch irgendwie wollte es ihr nicht richtig gelingen. Immer wenn sie über den Namen des Charakters, den Sena spielen würde stolperte, brachte sie das völlig aus dem Konzept. „Mist, was ist nur mit mir los?!“, dachte sie sich verärgert. Nun hatte sie endlich ihre Hauptrolle, außerdem sichergestellt, dass Asako sich mit ihrer eigenen Rolle beschäftigte und konnte sich trotzdem nicht sammeln. Ihre Gedanken schweiften immer wieder auf den Abend zurück, als Asako sie umarmt und geküsst hatte. Sobald sie daran dachte, fühlte Osa wie ihr Gesicht heiß wurde und ihre Hände anfingen zu schwitzen. Sie stand rasch auf, wischte den Schweiß an ihrer Hose ab und ging zur Beruhigung im Raum auf und ab. Das konnte doch nicht passieren, nicht gerade ihr? Sie war sich sicher gewesen, kein solches Interesse an Frauen zu haben… Bei den vielen Mädchen die sie bewunderten, regte sich nichts in ihr, außer vielleicht etwas Stolz, aber hauptsächlich Gleichgültigkeit. Doch bei Asako war es anders. Masako liebte es sie um sich zu haben, sie strahlen zu sehen wenn sie sich trafen, von ihr angehimmelt zu werden. Sie konnte sich gar nicht mehr vorstellen wie es ohne sie wäre, wo Osa doch eigentlich eher der einzelgängerische Typ war… Da fiel ihr ein, dass sie ja noch eine Freundin hatte. Sie brauchte unbedingt jemanden zum Reden, also rief sie Komu an. Sie wusste dass sie ihr vertrauen konnte, wenn es um solche Dinge ging. düüt…düüt…düüt… Haruno hasste das Warten darauf, dass jemand abhob und das nervige Geräusch davor. „Hallo?“ „Komu-chan? Ich bin‘s, Masako! Ehm, ich muss mir dir reden…“ „Was gibt’s denn? Schieß los!“ Das mochte Osa so sehr an ihr. Diese offene, direkte Art. „Also, Folgendes…ich weiß nicht so recht wie ich es sagen soll… Es geht um Asako…“ „Hat sie dir etwa endlich ihre Liebe gestanden?“ „…Was??“ Osa war geschockt. „War nur ein Scherz, sie hat vermutlich nicht mal selbst bemerkt, dass sie in dich verschossen ist, also keine Sorge. Spaß beiseite, was ist denn mit Asako?“ „…Meinst du echt, dass sie in mich verliebt ist?“ Asami merkte Osas unsichere Stimme und wurde daraufhin ernster. „Also…ja, naja, das ist doch ziemlich offensichtlich, oder etwa nicht? Warum? Stört es dich?“ „N-nein, das ist es nicht…nur… Bist du ganz sicher?“ Hatte sie tatsächlich Chancen bei Asako? „Warum fragst du mich das? Moment. Du bist doch nicht etwa…?“ „…“ „Tatsächlich? Du? Miss-Ich-verliebe-mich-niemals? Du hast dich in dein Anhängsel verguckt??“ Haruno merkte wie ihr Gesicht rot anlief. „Sie ist nicht mein Anhängsel! Sie ist…“, ihr fehlten die Worte. „Ach herrje, also meinst du‘s ernst? Nun ja, über so etwas würdest du wohl nie scherzen, was? Und was hast du nun vor?“, nun klang Komu neugierig und belustigt. „Was soll ich schon vorhaben? Ich muss meine Rolle lernen…“ „Ich meine wegen Asako? Wirst du es ihr sagen?“ „Ich weiß nicht…nein…ich glaube nicht… ich kann sowas nicht…“ „Also wirklich! Da sehen wir ständig zu wie Liebesszenen gespielt werden, und du weißt nicht was zu tun ist? Du bist doch Schauspielerin, lass dir was einfallen!“ „Das sagt sich so einfach… Im echten Leben ist das etwas anderes…“ Komu seufzte laut. „Soll ich dir irgendwie helfen?“ „Wie denn?“, fragte Osa ungläubig. „Nun ja, ich könnte dafür Sorgen, dass Asako mitbekommt was in dir vor geht.“ Haruno konnte Komus verschwörerisches Grinsen geradezu vor sich sehen. „Keine Ahnung…nein, lieber nicht… Ich muss noch darüber nachdenken. Vielleicht geht es ja vorbei? Ich muss mich auf die Arbeit konzentrieren…“ „Arbeit, Arbeit, ich kann‘s nicht mehr hören! Du solltest dich auch mal etwas gehen lassen!“ Das prädigte Komu ihr seit Jahren. „Schaun wir mal…Ich überlegs mir, ok?“ „Versprochen?“ „Versprochen.“ „Nun, das ist ja mal ein Wort aus dem Munde des Workaholic Haruno Sumire! Ich wünsch dir viel Glück, Masa-chan!“ „…Danke, Komu-chan. Ich leg dann mal auf…“ „Ist gut, bis dann!“ Klick Osa machte es sich wieder auf dem Boden bequem und dachte nach. War Asako tatsächlich verliebt in sie? Sie hatte es immer für einfache Bewunderung gehalten, aber vielleicht steckte ja wirklich mehr dahinter…Zumindest war Haruno nun etwas beruhigter, also begann sie endlich damit, ihr Skript ordentlich zu üben, und verspürte nun nur mehr ein Glücksgefühl, wenn sie wieder den Namen von Asakos Rolle entdeckte... Der Abend der Premiere kam schneller als gedacht, Asako und Osa hatten sich ausreichend vorbereitet, wenn auch ungewohnter Weise öfters alleine als zu zweit. Haruno hatte die Zeit zum Nachdenken genutzt. Sie hatte für sich beschlossen, dass es nicht nötig war, Asako ihre Gefühle zu gestehen. Sie sagte sich, es würde ihr genügen zu wissen, dass Asako sie liebte, und sie mit ihr zusammen sein könnte, wenn sie nur wollte. Doch Freunde zu bleiben schien ihr einfacher und deshalb die bessere Entscheidung zu sein. Und wenn Komu Recht hatte, wusste Sena selbst nicht, was ihre eigenen Gefühle zu bedeuten hatten, also war sie wohl auch mit der jetzigen Situation zufrieden. Irgendetwas daran zu ändern, könnte nur ihre Beziehung gefährden. Als sie beide nebeneinander hinter der Bühne auf ihren Auftritt warteten, kam Komu an ihnen vorbei. Sie sagte: „Na, wie geht’s?“, ohne auf eine Antwort zu warten und zwinkerte Osa vielsagend zu, bevor sie zu Masae ging, die die weibliche Hauptrolle spielen würde. Sena missinterpretierte das als Geste einer Vertrautheit, die sie mit ihrer Freundin nicht teile und starrte ihr missmutig hinterher. Osa schüttelte nur den Kopf und lächelte Asako unsicher an. „Alles klar? Wir schaffen das schon!“, sagte sie zur Aufmunterung. „Aber natürlich.“, meinte Sena nur und erwiderte ihr Lächeln. Das Stück lief ohne größere Probleme und war ein großer Erfolg. Als sie am Ende in einer Reihe standen, um sich zu verbeugen, wäre es Asako jedoch lieber gewesen neben Osa und nicht neben Komu zu stehen. Doch dagegen ließ sich nichts machen. Sie war dennoch überglücklich und konnte kaum ihre Augen von Osa lassen, die anmutig und stolz den Applaus entgegennahm und dem Publikum ihr schönstes Showlächeln schenkte. Als der Vorhang sich schloss, wendete sie sich jedoch sofort zu Asako und grinste sie breit an. Sena war wieder mal völlig hingerissen, lief ihr entgegen, obwohl sie kaum 2 Meter voneinander trennten und ließ sich überraschend von Osa hochheben und zweimal im Kreis drehen. Haruno war stärker als sie aussah. „Haha!! Masa-chaaan!!“, rief Sena während sie herumgewirbelt wurde. Als sie sie absetzte, umarmte Asako Osa wieder beglückt und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ja“, dachte sich Osa zufrieden, „das reicht mir vollkommen.“ Währenddessen beobachtete Kiriya von weitem unbemerkt das Szenario, und fühlte einen Stich in der Brust. Die Vertrautheit der beiden war nicht zu übersehen. Kapitel 5: Kiriyas Wechsel -------------------------- In der letzten Zeit fühlte sich Kiriya nicht besonders. Jedem der nachfragte sagte sie, sie wäre nur etwas kränklich, aber sie wusste natürlich was der wahre Grund für ihr Unwohlsein war. Sie hatte Liebeskummer. Kiriya konnte sich nicht mehr richtig auf ihre Arbeit konzentrieren, ihre Gedanken hingen ständig an Sena. Sie ertrug es kaum mehr Asako und Haruno zusammen zu sehen. Ihre Leistungen sanken merklich, ihr Gesang, ihr Spiel, ihr Tanz waren nicht wie früher. Das konnte auch für die Choreographen und Mitarbeiter nicht unbemerkt bleiben, und ihnen konnte sie nichts vormachen. In Takarazuka war es keine Seltenheit, dass sich Frauen unglücklich ineinander verliebten. Es wurde jedoch lieber gesehen, wenn sich Paare bildeten, solange es keine negativen Auswirkungen auf ihre Leistung hatte. Es wurde sogar positiv gewertet, wenn dadurch die Chemie auf der Bühne verbessert wurde. Wenn es jedoch zu Leistungsabfällen kam, wusste man was zu tun war. Kiriya wurde in eine andere Troupe versetzt. Nach Tsukigumi. Sie konnte nichts dagegen tun, kein Widerstand und keine Widerrede hätten etwas gebracht, das wusste sie. Also ergab sie sich der Entscheidung und tat was von ihr verlangt wurde. Ihr Verstand sagte ihr, es würde vielleicht ja tatsächlich helfen von Sena getrennt zu sein. Doch ihr Herz tobte und schrie und es fühlte sich an, als würde man es ihr bei lebendigem Leibe aus der Brust reißen. Schon der Gedanke von Asako getrennt sein zu müssen, verursachte ihr körperliche Schmerzen. Dennoch musste sie sich damit abfinden. Sena würde es vermutlich nicht einmal mitbekommen, so beschäftigt wie sie immer mit Haruno war…Trotzdem konnte Kiriya Haruno nicht hassen. Wenn Sena sie liebte, musste es einen Grund dafür geben, auch wenn es ihr unerträgliches Leid bereitete. Das letzte Stück in dem sie spielen würde, war auch wieder eine Shinjin Koen Hauptrolle von Osa. Dabei hatte sich Kiriyan so sehr gewünscht nur einmal an Asakos Seite zu spielen, wenn diese die wichtigste Rolle spielte. Zumindest für sie persönlich, würde sie immer die wichtigste Rolle spielen… Asako war so glücklich wie nie zuvor. Nichts auf der Welt schien sie von Osa trennen zu können. Mittlerweile war es zu so etwas wie einer Routine geworden, dass sie ihre Freundin auf die Wange küssen durfte. Doch eine Routine konnte man es eigentlich nicht nennen, denn jedes Mal war sie von neuem aufgeregt und spürte ein wildes Glücksgefühl in sich, als würden Funken in ihr zerspringen. Natürlich tat sie das nicht vor allen anderen, so etwas wurde eher ungern gesehen. Doch das machte Sena nichts aus. Sie besuchte Haruno oft, und zur Begrüßung gab es immer einen Kuss. Osa bekochte sie gern, denn das konnte sie sehr gut. Sena fragte sich oft, ob es irgendetwas gab, das Masako nicht konnte. Fürs Kochen gab es natürlich zur Dankbarkeit wieder einen Kuss. Danach setzten sie sich gern auf Harunos Coach und schauten sich Takarazuka-Kassetten an, wobei sie mit der Zeit immer näher rückten und anfingen miteinander zu kuscheln… Schon allein bei dem Gedanken hüpfte Asakos Herz höher, und sie starrte verträumt ins Nichts. „Asako? Asako??“, ermahnte Osa sie ungeduldig. „Hä? Was?“, fragte sie verwirrt. Sie waren mitten in den Proben für „That’s Revue“. „Also Asako, du solltest wenigstens während der Proben das Tagträumen lassen!“, meinte sie streng und stupste Sena unsanft mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Ist ja schon gut…“, schmollte sie. Doch Osa hatte Recht, sie ließ sich viel zu sehr gehen. Sie nahm sich vor, das Tagträumen auf ihre Freizeit zu verschieben. Nun ja, zumindest wollte sie es versuchen. Wieder hatte Komu eine wichtigere Rolle in diesem Shinjin Koen Stück als Asako. Das ging ihr langsam auf die Nerven. Dafür war ihre Rolle fix, während Asami nur in Takarazuka spielte, in Tokyo dagegen würde Mizu Natsuki ihre Rolle übernehmen. Im Hauptstück jedoch musste sich Asako ihre Rolle mit Komu teilen. Osa ermahnte Sena immer wieder, dass sie die Eifersüchteleien lassen, und anfangen sollte sich mit Komu zu verstehen. Doch sie mochte ihre übertrieben offene Art nicht, und dass sie jedem ins Gesicht werfen musste was sie dachte. Sena fand, dass sie kein Taktgefühl besaß. Dazu sagte Osa bloß belustigt: „Doch, das besitzt sie, sie achtete nur nicht darauf!“. Wie auch immer, Asako hatte gehört, dieses Stück würde das letzte für Kiriya Hiromu in Hanagumi sein. Deswegen fiel ihr wieder ein, dass sie ihr vor einiger Zeit ein Kompliment gemacht hatte, und sie sich nie dafür bedankt hatte. Außerdem fand sie es schade, dass Kiriya wechselte. Auch wenn sie nicht viel mit ihr zu tun hatte, sie fand sie sympathisch und es war immer traurig wenn ein Mitglied der Troupe gehen musste, da jede Truppe ja beinahe wie eine Familie war. Also ging Sena in der Pause zu Kiriya und sprach sie an. „Hi!“, sagte sie leichthin. Kiriyan wirkte total überrascht und starrte Asako ungläubig an. „Ich wollte mich nur bedanken für damals…weißt du noch? How to Succeed? Ich weiß das kommt ziemlich spät, aber ich hab‘s nicht vergessen, also…danke! Es hat mich wirklich gefreut, dass du mich gelobt hast. Ich hab mitgekriegt, dass du die Troupe wechselst und wollte dass du weißt, dass ich das schade finde…du bist total talentiert, und jetzt müssen wir dich an Tsukigumi verlieren, wie unfair!“, meinte Sena gespielt beleidigt und mit einem herzlichen Lächeln auf dem Gesicht. Kiriya wusste nicht was sie sagen sollte. Stattdessen füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie senkte schnell den Blick, damit Asako es nicht merkte. Sie wischte sich übers Gesicht, als wollte sie den Schweiß vom Training loswerden, doch man hörte ein Schniefen wodurch klar wurde, dass sie weinte. Sena aber tat als würde sie es nicht bemerken, um sie nicht bloß zu stellen. „D-danke“, brachte Kiriya schließlich heraus. Asako tätschelte ermutigend ihren Oberarm und sagte: „Nichts zu danken. Nun gut, ich geh dann mal wieder. Ich wünsch dir viel Glück, Kiriyan.“ Dann machte sie sich wieder auf den Weg zu Osa, die bereits fragend in ihre Richtig gelinst hatte. Kiriya sah ihr hinterher und bemerkte wie Sena Haruno anscheinend erklärte, warum sie gerade mit ihr gesprochen hatte. Osa machte eine wegwerfende Handbewegung und zeigte dann auf ihr Skript. Sie hatten das Thema gewechselt. Kiriya blieb wo sie war, noch immer gerührt und konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Sena hatte sie tatsächlich von sich aus angesprochen und sich auch noch daran erinnert, was sie ihr vor so langer Zeit gesagt hatte. Und sie hatte ihren Namen genannt. Es kam ihr vor wie ein Traum. Nun hatte sie wieder etwas Mut gewonnen. Sie würde diese Troupe verlassen, und Sena einige Zeit nicht sehen, aber sie würden sich wieder begegnen, dessen war sie sich sicher. Kapitel 6: Elisabeth 1998-99 ---------------------------- 1998 hatte Sena Jun endlich ihre erste Shinjin Koen Hauptrolle in dem Stück „Speakeasy“. Doch anstatt wie erhofft Masakos Anerkennung und Stolz zu ernten, war diese viel mehr damit beschäftigt Trübsal zu blasen. Denn zu Beginn dieses Jahres war Komu nach Soragumi gewechselt. Osa hatte nicht einmal die Zeit gefunden, sich ihre erste Performance in der neuen Troupe anzusehen, die zugleich die erste Performance der Cosmos-Troupe überhaupt gewesen war. Asako war darüber weder traurig noch erfreut, aber es tat ihr für Masako leid, denn sie wusste wie sehr sie ihre Freundin vermisste. Sogar für Asami hatte sie etwas Mitleid, denn auch wenn diese ständig selbstbewusst wirkte und alles auf die leichte Schulter zu nehmen schien, die Trennung von Osa fiel ihr sicher sehr schwer. Daher wollte Asako einen Weg finden, Haruno aufzuheitern, auch wenn sie sich stattdessen mit ihrer Rolle befassen sollte. So kam sie auf die Idee, etwas Besonderes mit ihrer besten Freundin zu unternehmen. „Du, Masa-chan?“, fragte sie Osa, während diese wieder einmal schlechtgelaunt herumsaß und in die Leere starrte, als befände sich dort irgendetwas Verhasstes. Das kam öfter vor, seit Komus Wechsel. „Was ist denn?“, begegnete sie ihr genervt, ohne aufzusehen. Über ihre unfreundliche Art sah Asako einfach hinweg, da sie wusste woher sie kam. „Ich hab mir schon seit Ewigkeiten kein Takarazuka-Stück mehr live angesehen, du doch auch nicht, oder? Wollen wir nicht mal gemeinsam gehen? Ich lad dich auch ein! Es spielt doch bald wieder Elisabeth, das soll ganz klasse werden. Und Shizuki Asato wird sicher ein bemerkenswerter Tod sein! Eine Freundin meiner Mutter kann uns gute Karten besorgen! Was hälst du von der Idee?“, fragte sie verheißungsvoll. Ihr war natürlich klar, dass Osa nicht wegen der Tod-Darstellerin Zunko hingehen wollen würde, sondern weil bereits feststand, dass Komu Rudolph spielen würde. Daher sah sie mit erwartungsvoller Miene auf und fragte: „Meinst du echt, dass das geht? Haben wir nicht zu viel zu tun? Besonders weil du doch jetzt deine Hauptrolle hast und so…“ „Ach was, das ist schon in Ordnung!“, antwortete Sena zuversichtlich. Osa stand glücklich lächelnd auf und sagte: „Danke Asako! Das ist eine tolle Idee! Ich freu mich darauf!“ Sena erwiderte ihr Lächeln. Sie war froh, Osa aufgemuntert zu haben. Asako gab ihr Bestes bei ihrer ersten Hauptrolle. Es war eigenartig für sie, ohne Osa auf der Bühne zu sein, aber es fühlte sich überraschender Weise auch sehr gut an, einmal im Mittelpunt zu stehen. Während sie so spielte und merkte, wie die Aufmerksamkeit des Publikums fast unablässig auf sie gerichtet war, kam Sena das erste Mal ernsthaft die Idee, es wäre schön eines Tages Topstar zu werden. Doch das wäre nachdem Masako gegangen wäre und die Vorstellung, jahrelang ohne Osa sein zu müssen erschreckte sie, also dachte sie lieber nicht weiter darüber nach. Am Ende erntete sie einen rasenden Applaus und sie bedankte sich mit vor Rührung zitternder Stimme beim Publikum. Als sie hinter die Bühne kam, wartete bereits Haruno auf sie und empfing sie mit einem strahlendem Lächeln und offenen Armen. Osa hatte verschwiegen, dass sie zu Asakos Performance gehen würde. „Masa-chan?!“ Sena lief ihr überrascht entgegen. Osa umarmte sie und blickte ihr dann stolz ins Gesicht. „Ich wusste dass du es kannst. Du warst großartig, meine Asako!“, sagte sie ehrlich beeindruckt. „D-danke Masa-chan! Ich wusste gar nicht dass du kommen würdest! Ich dachte du hättest zu viel zu tun! Ich hab dich gar nicht im Publikum gesehen!“, sagte Sena verwundert. „Überraschung.“, antwortete Osa schlicht, dann lege sie ihre Hände sanft um Asakos Gesicht, beugte sich vor, blieb ihren Lippen einen Augenblick sehr nah, und küsste sie schließlich zärtlich auf die Wange. Das hatte sie noch nie getan. Asako lief rot an und machte große Augen. Das brachte sie total durcheinander. Sie hatte das Gefühl, gleich vor Glück in Ohnmacht zu fallen. Osa sah sie nur liebevoll an und meinte dann grinsend: „Na los, wir wollen deinen Erfolg feiern gehen!“ Doch bei sich dachte sie verunsichert: „Jetzt hätte ich sie beinahe auf die Lippen geküsst…“ Die Zeit verging rasch, und bald kam der Tag, an dem sie sich Elisabeth ansehen wollten. Beide waren sehr aufgeregt und konnten es kaum noch erwarten. Haruno freute sich natürlich in erster Linie darauf Komu zu sehen, doch Elisabeth live genießen zu dürfen, war auch etwas Besonderes. Es wurde bereits zum dritten Mal aufgeführt und war unheimlich beliebt. Infolgedessen war es beinahe unmöglich an Karten zu kommen, geschweige denn an gute Karten. Und die beiden hatten sehr gute Karten bekommen, worüber sie sich unheimlich freuten. Am Abend vor dem Musical, machten sich die zwei bei Osa daheim zurecht. Sie hofften jedoch nicht allzu viel Aufsehen zu erregen, denn obwohl sie noch Jahre vom Topstarstatus entfernt waren, lauerten überall Fans, die vielleicht anstrengend werden könnten. Als sie das Theater erreicht hatten und sich im Saal zu Recht fanden, stieg ihre Anspannung. Sie standen zwar selbst oft auf der Bühne, doch es war doch etwas komplett anderes, sich ein Stück als Teil des Publikums anzusehen. Sie fühlten sich wieder wie Teenager, die ihre Takarazuka Stars anhimmelten und gingen aufgeregt die Reihen durch, auf der Suche nach ihren Plätzen. Erleichtert stellten sie fest, dass niemand sie zu erkennen schien. Also machten sie es sich nebeneinander bequem und plauderten noch etwas über das Stück, bis es dunkel wurde und sie hörten wie Shizuki Asatos Stimme sich für das Kommen der Zuschauer bedankte und Elisabeth präsentierte. Endlich begann die Vorstellung. Beide blickten gebannt auf die Bühne, wie auch das restliche Publikum. Es war wunderbar. Die Musik war hinreißend, die Darsteller spielten fantastisch und die Kostüme waren bezaubernd. Mari war eine wunderschöne Elisabeth und Zunko ein eiskalter, furchteinflößender und doch charmanter Tod. Nach der ersten Hälfte mussten die beiden Nachwuchs-Otokoyaku sofort anfangen miteinander zu diskutieren. „Wow, ich finde Mari toll, sie bewegt sich so elegant! Sie ist eine super Musumeyaku, findest du nicht?“, meine Asako. „Ja, das ist sie. Und ich mag Zunkos Stimme total!“, antwortete Osa. "Aber ihre Frisur ist etwas komisch…Und Wataru ist ein wenig zu ernst für Lucheni, finde ich…Sie macht mir beinahe Angst in der Rolle…sollte der nicht ein bisschen witziger sein?“, fragte sich Sena. „Witzig? Der hat doch Sisi umgebracht, ich stell ihn mir nicht gerade witzig vor…“, antwortete Haruno. „Aber es ist doch nur ein Musical... Mir gefällt auch die Sophie sehr gut, sie hat eine großartige Stimme.“, sagte Asako. „Du hast Recht, das ist Izumo Aya! Wao ist aber auch ein netter Franz Joseph!“, fand Osa. „Stimmt, aber ich glaube die Rolle vom Tod würde ihr besser stehen.“ „Kann sein. Mich stört nur dass da irgendwie kaum Chemie zwischen Mari und Zunko ist, was denkst du?“ „Hm…du hast Recht. Aber hast du gemerkt wie Wao und Mari sich angesehen haben? Ob da wohl mehr dahinter steckt?“, grübelte Asako. „Wie meinst du das?“, fragte Osa unsicher. „Nun ja, vielleicht mögen sie sich ja wirklich, so wie wir beide!“, sagte Sena leichthin, ohne darüber nachzudenken was ihr Worte bedeuten könnten. Osa aber schwieg nur, und wusste nicht was sie antworten sollte. Zum Glück merkte Asako nichts davon, denn gleich darauf ging das Licht wieder aus und die zweite Hälfte fing an. Während das Stück schon wieder weiterging, sah Osa weiter zu Asako, deren Gesicht leicht vom Licht der Bühne erhellt wurde. „So wie wir beide“, hörte sie die Worte in ihrem Kopf nachhallen. Was waren sie beide eigentlich? Haruno merkte, wie entzückt sie darüber war, Senas Gesicht zu beobachten, während diese auf das Stück konzentriert war. Wie sich ihr Ausdruck veränderte, je nachdem was gerade gespielt wurde. Sie lächelte bei fröhlichen Szenen, sah ängstlich aus bei unheimlichen, zuckte zusammen wenn etwas Überraschendes passierte und ihr Gesicht bekam einen sanften, verträumten Ausdruck bei romantischen Szenen. Schon in der ersten Hälfte hatte Osa das unbemerkt observiert. Bald kam Komus Auftritt, also wendete sie ihren Blick wieder der Bühne zu. „Yami ga hirogaru“ war großartig. Asami spielte überzeugend den hin und hergerissenen Kronprinzen und die Verzweiflung und Angst die er empfand. Auch Gesangstechnisch enttäuschte sie einen nicht. Osa fand es schade, dass Rudolph nur einen so kurzen Part zu spielen hatte. Doch es war trotzdem eine wichtige Rolle und sie war stolz auf Komu, dass sie sie so gut gemeistert hatte. Nach dem Mayerling Walzer und Rudolphs Selbstmord, kam die Szene in der Elisabeth den Tod ihres Sohnes beweint. Osa sah wieder einen Moment zu Sena herüber und bemerkte an ihrem traurigen Gesichtsausdruck, wie sehr diese mitfühlte. Es war herzzerreißend mit anzusehen wie Asako sich um das Leid anderer sorgte, selbst wenn es nur gespielt war. Also legte Haruno vorsichtig ihre Hand auf Senas, um sie zu trösten. Asko sah kurz hinunter, um zu sehen was sie gerade berührt hatte. Dann wendete sie sich Osa zu und lächelte sie sanft an. Als das Stück zu Ende war, seufzte Asako erleichtert auf und zog ihre Hand unter Osas weg, um sich zu strecken. Harunos sah kurz etwas enttäuscht auf ihre Hand. Sie fühlte sich nackt und kalt an, als würde etwas Wichtiges fehlen. Sena entging das völlig, sie stand auf und sagte während sie sich auf den Weg nach draußen begaben: „Wow, das war toll! Ach, stell dir nur mal vor, wir würden in Elisabeth spielen! Du wärst sicher ein atemberaubender Tod, Masa-chan!“ „Ach, meinst du wirklich? Irgendwie eine komische Vorstellung… Naja, du wärst ganz sicher ein witziger Lucheni“, meinte Osa lachend. „Ich wäre lieber deine Elisabeth…“, murmelte Asako mit leicht gesenktem Blick. Haruno musterte sie überrascht. Da hob Sena augenblicklich den Kopf und sagte hastig: „Ach, also ich meine-Ja, vielleicht hast du Recht, Lucheni würd ich schon gern spielen!“ Osa beschloss, nicht weiter darauf einzugehen und wechselte stattdessen das Thema: „Hey, wollen wir nicht Komu besuchen? Wir hatten so gute Plätze, sie hat sicher gesehen dass wir da waren und erwartet uns!“ „Ist gut! Machen wir das!“, erwiderte Sena, offenbar dankbar für das neue Gesprächsthema. So trafen sie hinterher die Rudolph-Schauspielerin und tratschten miteinander über den großen Erfolg, und darüber wie schade es doch war, dass Komu nicht mehr bei ihnen sein konnte. „Wie findest du die Leute in deiner neuen Troupe denn so?“, fragte Osa neugierig. „Ganz nett eigentlich“, meinte Asami. „Zunko und Mari sind toll, aber ich sag euch, da läuft etwas zwischen Wao und Mari! So wie die sich immer anlächeln und ansehen...“, fügte sie mit einer vielsagenden Miene hinzu. Noch bevor die beiden anderen etwas darauf entgegnen konnten, sagte sie aber: „Nun ja, aber gewöhnen brauch ich mich gar nicht an sie, ich werde nämlich schon wieder versetzt, nach Yukigumi.“ „Waaas?!“, sagten Osa und Asako wie aus einem Munde. „Jup, keine Ahnung was das soll, aber jetzt muss ich halt wieder woanders hin. Macht auch keinen großen Unterschied, oder? Ich bin ja so oder so nicht bei euch…“, sagt sie etwas zerknirscht. Doch dann lachte sie wieder und meinte: „Na egal! Kommt, reden wir über erfreulichere Themen als die undurchschaubaren Entscheidungen des Vorstands! Wie geht es denn Maachan?“ Zumindest Osa wusste, dass Maikaze Rira und Komu eine Beziehung miteinander gehabt hatten, als sie noch gemeinsam in Hanagumi gewesen waren. Asami fiel die Trennung von ihr sicher noch schwerer als ihre Trennung von Osa. Sie liebte sie wirklich sehr. Sobald man nicht mehr in derselben Troupe war, war es sehr schwierig, eine Beziehung aufrecht zu erhalten. „Es geht ihr ganz gut, aber sie redet nur von dir!“, meinte Osa lächelnd. Eigentlich ging es ihr gar nicht gut, auch das wusste Haruno da sie auch mit Masae befreundet war. Sie vermisste Komu ebenso und ertrug die Trennung kaum, doch es brachte nichts, ihr das zu sagen. Asami konnte ohnehin nichts dagegen tun. Gegen die Regeln des Takarazuka Revue kam man nun einmal nicht an, damit musste sich jede von ihnen abfinden. Dennoch verbrachten sie einen schönen Abend zu dritt und versuchten sich nicht die Laune verderben zu lassen. Kapitel 7: Dein Duft -------------------- Kiriyan war der Wechsel, wie vorauszusehen, sehr schwer gefallen. Die erste Zeit sprach sie mit kaum jemandem, ging nach den Proben so früh wie möglich nach Hause und weinte stundenlang sobald sie alleine war. Doch die Zeit verging und der Schmerz ließ langsam nach. Außerdem lernte sie freundliche Menschen kennen, die ihr das Einleben in der Troupe erleichterten. Oozora Yuuhi zum Beispiel, sollte ihr bald eine treue Freundin werden. Ihr herzliches, offenes Wesen war dem Kiriyans sehr ähnlich, auch wenn Yuuhi beizeiten in eine ernste Stimmung verfallen konnte. Doch ihr süßes, kindliches Gesicht sorgte immer wieder dafür, dass Kiriyan lächeln musste und ihr Leid vergaß. Nachdem sie sich besser kennen gelernt hatten, konnte sie Yuuhi sogar ins Vertrauen ziehen und ihr von ihrer Liebe zu Sena Jun erzählen. „Tatsächlich? Sie also? Ich war mit ihr in derselben Klasse, weißt du? Also Kiri, sowas dachte ich mir schon, aber ich hätte nicht gedacht dass du in Asako verliebt bist…Hm, nun ja, sie ist schon toll, aber so viel ich mitgekriegt hab hängt sie ständig an Haruno Sumire, oder?“ „Ja, das stimmt…Das hat es mir auch so schwer gemacht in Hanagumi…“, antwortete Kiriyan trübsinnig. „Nun ja, Kopf hoch! Jetzt bist du in Tsukigumi, du musst dich auf die Zukunft konzentrieren Kiri! Du bist sehr talentiert, und dieses Talent darf nicht verschwendet werden, hörst du?“, versuchte sie ihre Freundin aufzuheitern. Als sie merkte dass es kaum klappte, fügte sie verständnisvoll lächelnd hinzu: „Weißt du, das geht bald vorbei, ich weiß das aus Erfahrung…Es braucht seine Zeit, aber du wirst dich bald wieder so gut wie früher fühlen, ich verspreche es dir!“ „Danke Yuuhi“, antwortete Kiriyan und erwiderte ihr Lächeln. Asako konnte ihre Aufregung kaum zügeln, denn bald würde ihr Idol und beste Freundin ihre erste richtige Hauptrolle spielen. Es kam ihr fast so vor, als wäre sie darüber aufgeregter als Osa selbst. Außerdem würde Sena endlich so etwas wie ihre Nibante sein, die zweitwichtigste Rolle im Stück. „The Winters Tale“ war zwar ein kleines Stück, aber das machte ihr überhaupt nichts aus, sie hatte schon so lange davon geträumt auf diese Art an Osas Seite spielen zu dürfen, dass sie es kaum erwarten konnte. Es war ein japanisches Stück und obwohl ihr das nicht sonderlich lag, wollte sie ihr Bestes geben um Haruno nicht zu enttäuschen. Als sie ihr davon erzählte, meinte diese nur: „Aber Asako, du kannst mich doch gar nicht enttäuschen!“ Doch Osa war stolz über den aufflammenden Ehrgeiz ihrer Freundin und beschloss ebenfalls ihr Bestes zu geben, um Asakos Erwartungen gerecht zu werden. Denn in letzter Zeit war es ihr noch wichtiger geworden für Sena zu glänzen. Sie wollte nicht, dass Asakos Begeisterung für sie nachließ, sie brauchte es einfach zu sehr von ihr angehimmelt zu werden. Ihre Liebe und Bewunderung waren nun das wichtigste in Harunos Leben. Sie erkannte sich kaum wieder. Früher hatte sie nie an andere gedacht bei ihrem Spiel. Sie hatte nur für sich selbst auf der Bühne gestanden, doch nun war es völlig anders. „Was hat sie nur mit mir gemacht?“, fragte sie sich immer öfter... Es war anstrengender als sie gedachte hatte, aber machte auch mehr Spaß als sie erwartet hatte. Sena fand es wundervoll so lange Seite an Seite mit Haruno spielen zu dürfen. Es war auch toll, endlich nicht mehr zwei Rollen parallel lernen zu müssen, eine für das Hauptstück und eine fürs Shinjin Koen. Sie konnte sich voll auf diese eine Rolle konzentrieren und ihre ganze Energie hineinstecken. Nun war die Shinjin Koen Zeit sowieso für sie vorbei und Sena war fast ein bisschen traurig, dass sie nur eine Hauptrolle erhalten hatte. Vielleicht war sie ja doch nicht zum Topstar geboren. Umso mehr konnte sie sich darauf konzentrieren eine gute Nibante für Osa zu werden. Doch relativ bald nach diesem Stück passierte etwas Unerwartetes. 2001 spielte auch Sena ihre erste richtige Hauptrolle in dem Stück „Manon“. Sie konnte es kaum fassen. Das hatte sie absolut nicht erwartete. Osa war darüber sehr glücklich, wenn auch etwas überrascht. Sie würde nicht mitspielen, stattdessen hatte sie Zeit Sena zu unterstützen und mit ihr ihre Rolle zu üben. Das was eine ungewohnte Position für sie, doch sie tat es gerne, weil es sich ja schließlich um Asako handelte. Die weibliche Hauptrolle sollte Ayano Kanami spielen. Sie war Asako schon früher aufgefallen, eine talentierte und überaus schöne junge Frau. Sie freute sich darauf mit ihr zusammen zu arbeiten. Osa aber schien sich weniger zu freuen. „Und, wie findest du Mihoko?“, fragte sie einmal, während sich die beiden eine Pause gönnten vom Proben und gemütlich am Boden hockten. „Hm? Ach, sehr sympathisch eigentlich, ich kann gut mit ihr spielen. Schade, dass ich nicht schon früher mit ihr gesprochen habe. Sie ist sehr lustig! Ich hatte schon Angst gehabt, dass ich an eine Musumeyaku gerate mit der ich überhaupt nicht umgehen kann. Aber sie ist total entspannt drauf und außerdem wirklich talentiert!“, sagte Asako glücklich lächelnd. „Ach so.“, antwortete Osa nur. Sie hatte fast gehofft, Sena würde sich ein wenig über sie beschweren. Darüber, dass sie zickig war oder dass sie ihre hohe Stimme nicht ertrug oder dass sie zu schwer war und sie sie deshalb nicht ordentlich hochheben konnte. Doch nichts dergleichen, Asako war anscheinend vollkommen zufrieden. Haruno konnte nicht anders als zu seufzen. „Masa-chan?“, fragte Sena etwas verwundert, als sie ihre Freundin musterte. „Hm?“, machte Osa, mit leicht beleidigtem Gesichtsausdruck. Doch Asako begann zu grinsen. „Du bist ja eifersüchtig Masa-chan!“, sagte sie triumphierend. „Ach was.“, meinte Haruno bloß und wendete sich ab. Da kroch Sena zur ihr über den Boden und legte von hinten ihre Arme um Osa, wobei sie sich auf sie lehnte. „Hihi, Masa-chan ist mal eifersüchtig!! Das freut mich aber!“, piesackte sie sie, während sie auf ihr hing. „Ach, lass das!“, motzte Osa und versuchte sie los zu werden, indem sie Senas um sich verschränkte Arme über ihren Kopf streifen wollte. Das ging jedoch nicht, da Asako nicht daran dachte loszulassen, sodass sich Haruno eine andere Strategie überlegen musste. „Nun lass mich schon Asako!“, sagte sie gespielt beleidigt, aber sie konnte ihr Lachen nicht mehr unterdrücken. Sie hatte seit Ewigkeiten nicht mehr so kindisch herumgerangelt. „Ich denk gar nicht dran!“, kam es protestierend von hinten. „Na dann eben anders!“, sagte Osa und drehte sich um, sodass sie Asako zugewendet war, doch unerwartet verlor sie ihr Gleichgewicht und da Sena immer noch versuchte sich auf sie zu lehnen plumpste sie rücklings auf den Boden, ihre Freundin gleich auf sie drauf. „Uuaa!“, entkam es den beiden, dann begannen sie zu lachend und amüsierten sich über sich selbst. Osa hörte auf sich zu wehren und legte ihre Arme um Asako, deren Kopf neben ihrer Schulter lag. Sena entspannte sich und schloss ihre Augen. Sie atmete tief ein und nahm intensiv den Duft ihrer Freundin wahr. Sie fand, dass niemand so gut roch wie sie. „Masa-chan, du riechst herrlich…“, schwärmte sie. Haruno wurde rot und drückte Asako noch enger an sich. Am liebsten wollte sie sie nie mehr loslassen, es fühlte sich so gut an, eng beieinander zu sein. Doch dann fiel Osa wieder das Stück ein. „Besser als Mihoko?“, fragte sie. Sena seufzte etwas genervt. „Natürlich besser als Mihoko! Und nun halt den Mund und hör mit der blöden Eifersüchtelei auf. Ich spiele doch nur mit ihr. Auf deine Musumeyaku war ich ja auch nie eifersüchtig, oder?“ „Aber bei mir hast du ja auch immer mitgespielt, aber jetzt muss ich dir einfach zusehen, das ist nicht fair…“, schmollte sie wieder. Asako ignorierte das einfach und schmiegte sich an sie. Es freute sie wirklich, dass Osa auch mal eifersüchtig sein konnte. Denn das bewies, dass sie ihr wirklich etwas bedeutete... Das Proben und private Üben mit Osa hatte viel gebracht, Asako spielte ihre Rolle fabelhaft. Osa saß im Publikum und bewunderte ihre Freundin aus tiefstem Herzen. Sie ignorierte alle anderen auf der Bühne und hatte nur noch Augen für Sena. „Meine Asako…“, dachte sie glücklich, während sie sie singen und tanzen sah. Asako währenddessen, gab alles um das Publikum und vor allem Osa zu beeindrucken. Sie wollte dass man sich daran erinnern würde, wenn man sie hatte spielen sehen. Dieses zweite Mal in einer Hauptrolle, intensivierte ihren Wunsch irgendwann einmal Topstar zu werden. Doch darauf konnte sie gerne noch eine Weile warten, denn bei Osa zu sein war ihr im Moment viel wichtiger. Nach dem Stück, trafen sich die beiden in Asakos Umkleide. Im ersten Moment standen sie einfach voreinander, ohne etwas zu sagen. Osa hatte etwas hinter ihrem Rücken versteck, das sie mit einem Schwung und einem „Tadaaa!“ hervorholte. Es war ein wunderschöner Strauß Blumen. „Waaah!“, rief Asako vor Entzückung. Haruno streckte ihr den Strauß entgegen und sagte: „Glückwunsch Asako!“ Sie nahm die Blumen an, betrachtete sie dankbar und roch an ihnen. Dann fiel sie ihrer Freundin um den Hals und sagte: „Danke! Die sind wundervoll und duften ganz herrlich Masa-chan! Aber lange nicht so herrlich wie du.“, sagte sie lächelnd während sich die beiden innig umarmten. Kapitel 8: Vom Winde verweht ---------------------------- Die Zeit verging, Asako wie Osa bekamen viele wichtige Rollen und es sah sehr danach aus, als würde Haruno bald ihr Ziel erreichen Topstar zu werden, wodurch Senas Traum, ihre Nibante zu werden ebenso erfüllt werden würde. Doch dann kam eine Herausforderung auf Asako zu, mit der sie nicht gerechnet hatte. 2002 sollte sie die weibliche Hauptrolle in „Gone with the wind“ spielen, und noch dazu mit Todoroki Yuu in der männlichen Hauptrolle. „Was soll das? Warum nehmen sie denn keine Musumeyaku dafür, das versteh ich nicht!“, beschwerte sie sich bei Osa. Asako hatte nicht die geringste Lust darauf, an der Seite irgendeiner anderen Otokoyaku zu spielen, noch dazu im Kleid. Haruno war auch nicht gerade glücklich darüber, sie würde bei dieser Special Performance nämlich nicht mitmachen. „Nun ja, du bist nicht die einzige, eine Woche vor dir muss auch Komu die Scarlett O’Hara spielen…“ Einerseits ärgerte sich Osa noch vor Beginn der Proben darüber, Asako an der Seite einer anderen Otokoyaku würde sehen müssen, andererseits freute sie sich über die Gelegenheit, ihre hübsche Freundin in Kleidern und mit langen Haaren zu sehen und vor allem, ihre wunderschöne weibliche Stimme zu hören, die sie immer verstellen musste wenn sie Männer spielte. Sie war in ihrer Meinung absolut gespalten was diese Sache anging. Jedoch Komu in der Rolle zu sehen, darauf freute sie sich, denn das stellte sie sich sehr interessant vor. Die Proben fingen früher an, als es Asako lieb war. Am Anfang war es unglaublich unangenehm für sie, in einem Rehersalrock rumlaufen zu müssen und so anders zu spielen als sonst. Doch mit der Zeit gewöhnte sie sich daran und sie musste zugeben, dass es sehr angenehm war, einmal nicht ihre Stimme drücken zu müssen und zeigen zu dürfen was sie drauf hatte. Die Leute waren nicht ohne Grund von ihrer Stimme beeindruckt, die durch das harte Training über die Jahre noch schöner und kräftiger geworden war. Außerdem war die Rolle der Scarlett O’Hara bei weitem nicht so zurückhaltend und langweilig wie viele andere Musumeyaku-Rollen. Langsam verstand Sena, warum Otokoyaku die Rolle zugeteilt worden war. Ein bisschen tat es ihr schon für die Musumeyaku leid, denn sie war sich sicher, dass auch diese gerne eine solche Rolle übernehmen würden. Bei den Proben begegnete sie Komu nach langer Zeit wieder und verstand sich sogar relativ gut mit ihr, nicht zuletzt Osa zuliebe. Asami fand es nicht schlimm eine Frauenrolle spielen zu müssen und tänzelte gern mit ihrem Rock herum und ließ ihn schwingen. Doch sie meinte auch, sich darauf zu freuen wieder Männerkleidung tragen zu dürfen, Sena ging es nun ähnlich. Auch wenn sie sich gewünscht hätte mit Osa in der Hauptrolle spielen zu können. Doch Tom war auch eine großartige Otokoyaku. Sie war genauso groß wie Asako, was zwar nicht besonders groß war, doch sie spielte fast nicht maskulin, sie war es einfach von Natur aus. Ihr schmales Gesicht und ihre Wangenknochen ließen sie unglaublich sexy aussehen und man merkte ihr an, dass sie genau wusste, wie sie eine Frau anzufassen hatte. Zwar fühlte sich Asako nicht zu ihr hingezogen, doch sie spielte gern mit ihr und bewunderte sie. Sena wurde sehr durch Tom angespornt und so gab sie ihr Bestes um eine gute Musumeyaku abzugeben... Zu Asakos Premiere erschien Osa voll Sorge. Sie hatten kaum Gelegenheit gehabt sich in letzter Zeit zu sehen, da Sena so sehr von den Proben vereinnahmt gewesen war. Da Haruno vor kurzem erst Komus Premiere gesehen hatte, wusste sie bereits was auf sie zukam. Sie fürchtete sich. Bei Asami waren ihr die Liebesszenen egal gewesen, doch bei Asako war es etwas anderes. Sie saß inmitten des Parketts und wartete angespannt auf den Beginn des Stücks. Bald hörte sie Todoroki Yuus Stimme, die ihr plötzlich verhasst war, obwohl sie noch eine Woche zuvor an derselben Stelle nichts dergleichen verspürt hatte. Bei Asakos Auftritt jedoch, entspannte sich ihre Stimmung etwas. Sie sah, wie sie erwartete hatte entzückend aus in den weiten Kleidern und mit der süßen, femininen Frisur. Und ihre Stimme war für Osas Ohren der reinste Genuss. Doch sobald Tom auf die Bühne kam, verflog ihre gute Laune wieder. Wie vom Winde verweht. Sie sah sie mit einem giftigen Blick an, als könne sie auf diese Weise verhindern, dass sie ihre Hände um Asakos Taille legte, mit ihr tanzte und sie „küsste“. Osa vergrub krampfhaft ihre Nägel in den Bezug ihres Sitzes und biss die Zähne zusammen. Am liebsten wäre sie sofort aufgestanden und hätte geschrien: „Lass gefälligst die Hände von meiner Asako!!!“ Doch natürlich riss sie sich zusammen und tat nichts dergleichen. Das ganze Stück ließ sie über sich ergehen, während ihre Eifersucht immer wieder in ihr hochkochte. Doch noch etwas anderes begann sich in ihr zu regen. All das was Tom auf der Bühne mit Asako tat, das wollte sie in Wirklichkeit tun. Sie konnte sich dieser Begierde nicht widersetzen. Diese brannte schon zu lange in ihr und langsam schaffte sie es nicht mehr so zu tun, als könne sie sie kontrollieren. Mit Mühe und Not schaffte sie es bis zum Ende der Show, dann als der Vorhang fiel, schloss sie kurz die Augen und versuchte sich zu beruhigen, während die Leute neben ihr schon aufstanden und sich nach draußen drängten. Sie überlegte kurz ob es sich vermeiden ließ, in diesem Zustand Asako zu begegnen, doch sie hatte es ihr versprochen, sie musste gehen. Osa ließ sich noch etwas Zeit, dann erhob sie sich und begab sich langsamen Schrittes in Richtung der Garderobe. Sie schlich den Weg geradezu entlang, nur um so viel Zeit wie möglich verstreichen zu lassen. Vor Asakos Kabine blieb sie kurz stehen und klopfte an, bis Sena mit einem „Ja, bitte?“ antwortete. Als sie eintrat, bemerkte sie gleich, dass Asako bereits umgezogen und abgeschminkt war. Sie saß noch vor dem Spiegel und richtete ihr kurzes Haar. Doch als sie Osa sah, sprang sie auf und fiel ihr in die Arme. „Masa-chan!! Du hast aber lange gebraucht! Wie fandest du's? Was es sehr schlimm mich so ungewohnt zu sehen??“, fragte Asako sofort neugierig. „Ehm, also…nein…Ich fand dich wunderschön. Also ich meine, ich finde dich auch so wunderschön! Ich…“ Haruno hatte sich nicht wie erhofft beruhigen können und schaffte es auch nicht, Sena etwas vorzutäuschen. Verlegen sah sie überall hin, außer ins Gesicht ihrer Freundin und ließ ihren Blick unruhig umherstreifen. „Masa-chan? Geht es dir nicht gut? Du siehst irgendwie gestresst aus…Ist etwas passiert?“, fragte Asako besorgt. „Nein, es ist alles in Ordnung…“, meinte Haruno bloß und sah zur Seite. Doch Sena griff ihr an die Wange. „Du fühlst dich heiß an…“, sagte sie mit besorgter Stimme. Osa hielt ihre Hand fest, schmiegte ihr Gesicht daran und schloss die Augen. Sie fühlte sich so gut an. „Masa-chan…?“, fragte Asako etwas verunsichert. „…Asako…“, flüsterte Osa, mehr zu sich selbst als zu Sena und fing an die Innenseite der Hand ihrer Geliebten mit vielen kleinen Küssen zu bedecken. Dann drückte sie sie wieder an sich und sah ihr in die Augen. Sie schluckte und sagte dann leise aber bestimmt: „Ich dachte es würde mir genügen dich um mich zu haben und zu wissen, ich könnte dich haben wenn ich nur wollte. Aber ich habe mich geirrt. Es genügt mir nicht.“ Asako blickte sie sprachlos an, sie glaubte sich verhört zu haben. Mit besitzergreifender Stimme fuhr Osa fort: „Ich will dein Herz. Ich will deinen Körper und deine Seele. Ich will, dass du mir gehörst, mir allein!“ Sie nahm Asako mit der einen Hand an der Taille und zog sie an sich, noch bevor diese überhaupt reagieren konnte. Mit der anderen Hand strich sie zärtlich über Senas Gesicht. Über ihre Schläfe, ihre Wange, ihr Kinn. Schließlich berührte sie ihre Lippen und fuhr deren Konturen nach. Da die Frau in ihren Armen keine Anstalten machte sich von ihr loszumachen, schien etwas in ihr zur Ruhe zu kommen und ihr den Mut zu geben, weiter zu machen. Asako schloss die Augen und wehrte sich nicht. Sie wollte sich nicht wehren. Sie wollte alles mit sich machen lassen, egal was Osa auch vorhatte. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie wartete auf das was nun kommen würde. Denn die Kraft sich Rühren zu können schien sie verloren zu haben, allein durch die Macht von Harunos Worten und Berührungen. Diese hielt sie schließlich fest und dann küsste sie sie, wie sie Sena schon seit Jahren hatte küssen wollen. Asakos Denken setzte vollkommen aus. Sie fing an zu zittern vor Erregung. Ihre Knie fühlten sich weich an, ihre Körpertemperatur stieg und ihr wurde schwindlig, während Haruno sie immer leidenschaftlicher küsste. Nichts mehr war wichtig in diesem Augenblick, außer diesem einen Gefühl. Diese Hitze, Masakos Arme um sie, ihre Lippen auf Senas. Sie legte ihre Arme auf Osas Rücken, drückte sich ihr noch mehr entgegen und krallte ihre Finger in den Stoff ihres Hemdes, weil es sich so intensiv anfühlte, dass sie glaubte es kaum auszuhalten. Haruno folgte ihrem Gefühl instinktiv und obwohl sie noch nie zuvor jemanden so geküsst, so berührt hatte, fühlte sich alles richtig an, genauso wie es ein sollte. Sie fühlte sich wie von einer fremden Macht geleitet, der sie sich nicht widersetzen konnte und die dafür Sorgte, dass die zwei Liebenden perfekt aufeinander abgestimmt waren. Sie konnte nicht glauben, dass sie so lange darauf gewartet hatte, ein solches Glück zu empfinden. Beide wünschten sich, dieser Moment würde niemals enden, während sie sich weiter in den Armen lagen und nichts zu hören war, außer den zarten Geräuschen ihrer Liebe. Kapitel 9: Topstardebut ----------------------- Asako konnte es immer noch kaum glauben. Sie und Osa waren nun tatsächlich ein Paar. In dem Moment, als Haruno sie geküsst hatte war ihre schlagartig klar geworden, dass sie sich seit einer Ewigkeit nicht nur nach Osas Freundschaft, sondern auch nach ihrer Liebe gesehnt hatte. Und, dass sie ihr seit Langem mehr als einfache Bewunderung entgegenbrachte. Sie konnte nicht sagen wann ihre Gefühle sich so stark geändert hatten. Oder hatten sie sich gar nicht geändert? War es denn ein so großer Sprung von ehrlicher Bewunderung zu Zuneigung und Liebe? Asako war sich nicht sicher, diese Gedanken verwirrten sie. Vielleicht hatte sie Osa ja von Anfang an geliebt… Doch das spielte nun keine Rolle. Alles was zählte, waren sie beide. Sena war so glücklich wie nie zuvor. Was die ganze Situation noch schöner machte war, dass Osa endlich ihr Topstardebut haben würde und Asako so offiziell zu ihrer Nibante wurde. Für sie fühlte es sich so an, als würden sie auf diese Weise ihre Liebe nach außen zeigen. Immer zu zweit auf der Bühne, immer zusammen, so wie auch im alltäglichen Leben. Kurz zuvor würde Komu ihr Topstardebut feiern, was Haruno wiederum unglaublich freute. Nicht nur wegen des Ruhms, den sie verdienterweise bekam, sondern auch für ihr Glück wieder mit ihrer geliebten Masae vereint zu sein, als Topstarpärchen. Für Osas und Asakos Umfeld, die anderen Schauspielerinnen usw. schien sich zwischen den beiden nichts geändert zu haben, da sie ohnehin seit Jahren aneinander hingen und jeder glaubte, es verbinde sie einfach eine tiefe Freundschaft. Eigentlich hätte Sena am liebsten jedem auf die Nase gebunden, was Osa ihr wirklich bedeutete, doch sie wusste natürlich dass das nicht ging. Die meisten würden es ohnehin nicht verstehen. Sena fühlte, wie stark sie mit Haruno verbunden war, stärker als je zuvor. Ihre Geliebte wollte ihr Herz, ihren Körper, ihre Seele? Sie wollte ihr gern alles von ihr geben, einfach alles. Sie wollte ihr völlig gehören. So schloss Asako eine Art Pakt mit sich selbst. Sie schwor sich, dass sie ihr Herz niemals verschenken würde, weil Osa allein es besaß; dass sie ihren Körper niemanden überlassen würde, weil nur Osa ihn berühren durfte und, dass sie ihre Seele an niemanden verlieren würde, denn die hatte sie schon an Osa vergeben. Dies alles geschah freiwillig, sagte sie sich glücklich und zugleich etwas grimmig. Die Dramatik gefiel ihr. Sie sagte aber Haruno nichts davon, weil sie Angst hatte, sie würde es übertrieben finden. Diese hatte sich kurz nach dem Vorfall in Asakos Umkleide dafür entschuldigt, die Kontrolle über sich verloren zu haben. Aber gleichzeitig beteuerte sie, dass das nichts an ihren Gefühlen für Sena änderte. So etwas hatte Asako beinahe kommen sehen. Es sah Masako gar nicht ähnlich, ihre Selbstkontrolle zu verlieren, doch Sena war glücklich, dass es geschehen war. Sie sagte, sie verzeihe ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Osa wurde rot, sah zur Seite und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Wie süß sie doch ist…“, dachte Asako zufrieden. Die Vorbereitungen für Haruno Sumires Topstardebut waren im vollen Gange. Alle, doch besonders Osa, ihre Musumeyaku und ihre Nibante mussten länger und härter trainieren als sonst. In dem japanischen Stück „Akanesasu Murasaki no Hana“, würde Sena die zweitwichtigste Rolle spielen, den Bruder von Osas Charakter. Also war ihre Rolle sogar noch wichtiger als die der Top-Musumeyaku. Das machte sie noch glücklicher, als sie ohnehin schon war. Harunos Topstar-Partnerin war Ootori Rei, eine fabelhafte Schauspielerin, die schon vor Osa Hanagumi-Topstar geworden war. Sie hatte schon an der Seite von Aika Mire und Takumi Hibiki gespielt und so kam es Osa etwas merkwürdig vor, ihre dritte Top-Otokoyaku zu werden, da sie sie schon seit Jahren vom Sehen her kannte. Sie hätte nie geglaubt, dass diese Frau ihre Partnerin werden würde. Asako war froh über diese Entscheidung, denn wie sie gehört hatte hing Midoris Herz immer noch an ihrer ersten Top Otokoyaku Aika Mire, weswegen Sena gar nicht erst eifersüchtig auf sie werden musste. Sie tat ihr jedoch gleichzeitig sehr leid, denn die beiden schienen sich sehr geliebt zu haben. Sie fragte sich was sie wohl getrennt haben könnte… Manchmal wunderte sich Asako, wie blind die Menschen sein konnten für die Chemie die zwischen manchen Topstarpärchen herrschte, deren Blicke, die zärtlichen Berührungen…Sena war überzeugt davon, dass wenn sie Osas Musumeyaku wäre, man nicht übersehen könnte wie sehr sie sich liebten. Als ihre Nibante waren sie das etwas „sicherer“. Doch Asako hatte keine Angst. Sie glaubte daran, dass keine Macht der Welt sie auseinanderbringen konnte. Der Premiere-Abend kam und Osa wie Sena hatten so viel mit den Vorbereitungen zu tun gehabt, dass sie sich außerhalb der Probenräume kaum gesehen hatten und sich so auch nicht mehr näher kommen konnten. Haruno sehnte sich nach den Lippen ihrer Geliebten und so viel es ihr schwer, sich während der Liebesszenen und auch die restliche Zeit, auf Midori zu konzentrieren. Sie hoffte, das bemerkte niemand. Doch sie war nicht ohne Grund Topstar geworden, meistens schaffte sie es ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und so zu spielen, wie es von ihr verlangt wurde. Dass sie nach der Premiere etwas mehr Zeit für Asako haben würde, war ein Lichtblick für sie. Wie zu erwarten war, wurde das Stück ein voller Erfolg. Die Menge jubelte ihrem neuen Star zu und Sena fühlte sich in einen Traum versetzt, so unwirklich schien ihr all dieses Glück. Haruno fühlte wie sie innerlich glühte vor Stolz. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie schwor sich eine der besten Otokoyaku Topstars zu werden, die es Takarazuka je gesehen hatte. Zumindest für Asako war sie dies bereits. Nach dem Stück, warteten beide ungeduldig darauf endlich miteinander allein zu sein. Natürlich musste Osa vorher noch Gratulationen von einigen Leuten annehmen, bevor sie sich unbemerkt in ihre private Umkleide stehlen konnte, in der Sena wie abgemacht bereits auf sie wartete. Bevor sie die Tür behutsam öffnete, hörte sie schon wie diese ungeduldig im Raum hin und her schritt. Als sie eintrat, sah ihre Geliebte sie einen Augenblick einfach nur erwartungsvoll an, dann konnte sie sich nicht mehr zügeln und lief ihr in die Arme, mitten in einen lang ersehnten Kuss. Sobald sie begonnen hatten, konnten sie nicht mehr voneinander lassen, obwohl sie sich gegenseitig die Schminke verschmierten. Das war ihnen völlig egal. „Hmm…Masa-chan…“, seufzte Sena genüsslich in ihren Kuss hinein. Osa spürte, wie Asakos Stimme ihr Verlangen nach dieser noch steigerte. Sie drückte sie mit einer Hand enger an sich und strich ihr mit der anderen die Seite entlang. Sena währenddessen konnte ebenfalls ihre Finger nicht bei sich behalten und rutschte mit ihren Händen, die zuerst auf Harunos Rücken lagen immer tiefer, sie blieb kurz oberhalb vom Gesäß stehen und drückte Osas Becken an ihres. „Ah…“, ließ diese verlauten und begann dann damit zärtlich das Ohr und den Hals ihrer Geliebten zu liebkosen. Sena krallte sich wieder in ihr Gewand und biss sich auf die Lippe um nicht allzu laut aufzustöhnen. Osa unterbrach kurz ihre Zuwendung um ihre Geliebte mit einem vor Begehren brennenden Blick zu mustern. Sie musste sie nehmen. Jetzt sofort. Gerade wollte sie sie wieder küssen da- Tock tock tock Kapitel 10: Ein guter Rat ------------------------- Beide erstarrten vor Schreck und gingen schnell auseinander, die Augen auf die Tür gerichtet. Zögernd sah Osa erst zu Asako, deutete auf ihr von Schminke verschmiertes Gesicht und wendete sich dann zur Tür. Sie würde Ärger bekommen wenn sie die Leute vom Vorstand warten ließ, falls es jemand von ihnen war, der da geklopft hatte. Während Sena in den Spiegel sah um sich schnell zu Recht zu machen, fragte Haruno laut: „Ja, wer ist da?“ „Ich bins, Midori“, kam die Stimme ihrer Musumeyaku von draußen. Was konnte sie wollen? „Ehm, einen Moment bitte!“, antwortete Osa, wendete sich schnell zu Asako, die bereits ein Taschentuch gezückt hatte und nun schnell Harunos Gesicht säuberte. Als sie das mehr oder weniger geschafft hatten, ging der Topstar zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Sie hoffte Midori würde nur ein kurzes Wort an sie richten und dann wieder gehen. „Hallo Osa! Tut mir leid für die Störung, aber hast du Asako gesehen?“, fragte sie freundlich. Sena hörte sie und wunderte sich. Was wollte sie von ihr? „Ehm“, fing Haruno etwas unsicher an, „Sie ist hier bei mir…wir wollten unseren Erfolg feiern…“ Sie lächelte etwas gekünstelt. In einer solchen Situation hatte sie sich noch nie befunden und daher auch keine gute Ausrede parat. „Könnte ich kurz unter vier Augen mit ihr sprechen? Ginge das? Du würdest mir einen großen Gefallen damit tun.“, meinte Midori und lächelte Osa an. Einer solchen Bitte konnte sie sich wohl kaum widersetzten, so gern sie es auch getan hätte. „Aber natürlich!“, antwortete sie daher, warf Sena einen unsicheren Blick zu und sagte dann noch: „Ich vertrete mir derweil etwas die Beine…bis später.“ Dann ging sie an Ootori vorbei und schloss die Tür hinter sich, nachdem die Frau eingetreten war. Die Nibante stand ziemlich verblüfft vor der Top-Musumeyaku. Außerdem sah man ihr leicht die Enttäuschung darüber an, gerade bei etwas Wichtigem unterbrochen worden zu sein. „Nun, du fragst dich sicher, warum ich mit dir reden möchte.“, begann Midori. „Ehrlich gesagt, ja. Ich wüsste nicht was so dringend wäre…“, antwortete Sena wahrheitsgemäß, ohne den Hauch einer Ahnung, wohin diese Konversation gehen sollte. „Also, ich möchte dir einen guten Rat geben, von einer Takarasienne zur anderen.“ Asako schaute verdutzt drein. Midori fuhr fort: „Ich habe gemerkt wie gut du dich mit Osa verstehst. Denke nicht, du könntest mir etwas vormachen. Wenn man dieses Gefühl so gut kennt wie ich, merkt man die Blicke und anderen kleinen Zeichen ganz genau, die Liebende wie ihr miteinander teilen.“ Sena schluckte und sagte nichts darauf. War es wirklich so offensichtlich? Fast geriet sie in Panik. Als Ootori das merkte fügte sie hinzu: „Aber mach dir keine Gedanken, so etwas passiert hier doch ständig. Euch wird nichts passieren, dafür tut eure Chemie auf der Bühne dem Geschäft viel zu gut. Es geht mir um etwas anderes. Ich wollte mit dir darüber reden und nicht mit Osa, weil es mir scheint als wärst du die Gefühlsbetontere von euch beiden.“ Asako horchte auf. „Ich bin mir sicher, ihr beide liebt euch sehr. Aber denke immer daran, dass das was dir hier so natürlich und einfach erscheint, in der Welt dort draußen als abartig und krank gilt. Eine Liebe wie eure ist nicht akzeptabel außerhalb von Takarazuka. Das wirst du früher oder später selbst merken. Also gewöhne dich schon einmal an den Gedanken. Ich musste es auf die harte Tour lernen…“ Sena überlegte kurz, dann antwortete sie: „Warum erzählst du mir das? Warum willst du meine Hoffnung zunichtemachen?“ „Das will ich überhaupt nicht. Ich will nur, dass du dich auf etwas einstellen kannst, das unumstößlich eintreten wird. Wenn ihr Glückt habt, dauert eure Liebe an, bis zu Harunos Retirement. Schön und gut. Aber danach, ich gehe davon aus, dass du der nächste Topstar werden wirst, wird sich einiges ändern. Osa wird außerhalb und du innerhalb von Takarazuka sein. Während dein Traum von der großen Liebe in diesem Klima weiter bestehen wird, wird Osa spätestens dann mit der harten Wirklichkeit konfrontiert werden. Und ich bin sicher dass sie heiraten wird, ob durch den gesellschaftlichen Druck, wegen den Erwartungen ihrer Familie oder freiwillig. Und du wirst alleine da stehen. Dagegen kannst du nichts tu-“ „Moment!“, unterbrach sie Asako. „Nur weil du deine Liebste verloren hast bedeutet das nicht, dass mir dasselbe passieren wird! Du willst doch nur deinen Frust an mir auslassen!“, klagte sie sie zornig an. Midori sah sie einen Augenblick an, in ihren Augen flackerte eine tiefe Traurigkeit auf. „Ja, meine Sonne ist mir genommen worden. Und auch ich werde bald gehen müssen. Sie ist ein bisschen wie du, eine romantische Träumerin, das liebe ich auch so an ihr. Sie wird auf mich warten, doch ich werde sie enttäuschen und einen Mann heiraten, so wie ich es meiner Familie versprochen habe. Das ist der einzige Grund, warum ich noch hier geblieben bin, nach Tamos Retirement. Sobald ich Takarazuka verlasse, muss ich meine Pflicht als Frau erfüllen...“, sagte sie mit einem solchen Schmerz in der Stimme, dass es Senas Herz einen Stich versetzte. Trotzdem musste sie protestieren: „Warum bist du nicht mutiger? Warum stehst du nicht ein für deine Liebe? Wenn Aika auf dich wartet, darfst du sie nicht enttäuschen!“ Ootori lächelte schwach: „Du denkst es wäre alles so einfach, nicht wahr? Aber da irrst du dich. Ich wünsche dir nichts Böses Sena, aber stelle dich der Realität so früh wie möglich. Sonst wirst du große Schmerzen zu ertragen haben, so wie ich jetzt und bald auch meine geliebte Sonne…“ Asako trat auf Midori zu, fasste sie an den Schultern und sah ihr in die Augen. Dann sagte sie voll Überzeugung: „Masako ist stark. Sie wird mich nicht verlassen. Wenn sie geht, wird sie auf mich warten, da bin ich mir sicher. Und wenn deine Geliebte ebenso stark ist, dann musst du ihr beweisen dass du sie liebst, indem du genauso mutig bist! Midori, bitte! Gib nicht auf!“ Doch Ootori wendete sich einfach ab und ging langsam auf die Tür zu. Mit dem Rücken zu Sena sagte sie zuletzt noch: „Mein letztes Stück wird „Elisabeth“ sein. Danach werde ich euch verlassen. Denke daran, was ich dir gesagt habe.“ Dann verschwand sie ohne ein weiteres Wort. Asako glaubte aus den Augenwinkeln gesehen zu haben, wie an ihrem Gesicht Tränen herabliefen. Kurz nachdem sie weg war, kam Haruno herein, die offensichtlich neben dem Raum gewartet hatte und fragte sofort: „Was ist denn mit Midori los? Sie sah irgendwie komisch aus…Warum wollte sie denn mit dir reden?“ „Ich…also…Sie wird nach „Elisabeth“ gehen. Das ist alles.“, antwortete Sena mit versteinertem Gesichtsausdruck. Im selben Moment beschloss sie, Osa niemals etwas vom wahren Inhalt dieses Gesprächs zu erzählen. Kapitel 11: Einseitige Liebe ---------------------------- Kiriya hatte sich dank Yuuhi und einigen anderen netten Takarasiennes gut in Tsukigumi eingelebt. Es kam ihr fast so vor, als wäre sie nie in einer anderen Troupe gewesen. Vor kurzem, hatte sie eine wichtige weibliche Rolle in dem Stück „Guys and Dolls“ gespielt, was ihr einen Riesenspaß bereitet hatte. Obwohl sie als Frau eine Frau gespielt hatte, hatte sie auf alle möglichen Kleinigkeiten achten müssen um nicht zu männlich rüberzukommen, wie zum Beispiel höher zu sprechen und nicht zu breitbeinig zu gehen. Das war fast so etwas wie eine Herausforderung gewesen, denn mit den Jahren war ihre ohnehin schon von Natur aus tiefe Stimme noch tiefer geworden und sie hatte sich die Eigenschaften einer Otokoyaku gänzlich zu Eigen gemacht. Doch sie war immer noch eine Frau, also war es nicht wirklich ein Problem gewesen. Zur Abwechslung mal mit anderen Otokoyaku flirten zu dürfen, hatte ihre gefallen. Ihrer Freundin Yamato Yuuga, mit der sie gespielt hatte, schien es ebenso Spaß gemacht zu haben, obwohl diese eine der wenigen Heterofrauen war, die Kiriya in Takarazuka kannte. Dieses Jahr würde sie endlich ihre erste richtige Hauptrolle spielen, die letzte in „Sarani Kuruwaji“ 2000, hatte sie mit Tani geteilt, was ihr nichts ausgemacht hatte. Nun aber freute sie sich auf ihr eigenes Stück „Slapstick“. Doch da gab es ein Problem, das ihre Aufmerksamkeit beanspruchte, so dass sie sich nicht ganz auf ihre Arbeit konzentrieren konnte. Während der bereits laufenden Proben für das Stück, hatte sie bemerkt, wie eine Musumeyaku sie öfters musterte. Sie befürchtete die Bedeutung ihrer Blicke zu kennen und das bereitete ihre Sorgen. Sie wollte nicht, dass jemand das gleiche Leid durchstehen musste wie sie selbst, doch natürlich ließ es sich schwer vermeiden, dass eine Frau sich in sie verliebte. Sie wollte es jedoch auch nicht einfach ignorieren, also nahm sie sich vor, das Mädchen einmal darauf anzusprechen. Denn diese war wirklich noch ein Mädchen, gerade mal seit 2 Jahren in der Troupe. Shirosaki Ais Verliebtheit erinnerte Kiriyan stark an sich selbst. Das war ein weiterer Grund, warum sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte. Daher fing sie sie einmal nach den Proben beim Weggehen ab und sprach sie an: „Warte mal! Ai-chan, nicht wahr? Kann ich kurz mit dir sprechen?“ Sie wirkte total erstaunt und verlegen von Kiriyan angesprochen zu werden und antwortete etwas stotternd: „Also…j-ja natürlich! Was möchten Sie von mir, Kiriya-san?“ „Keine Sorge, nicht Schlimmes! Wollen wir uns nicht kurz setzen?“, fragte sie behutsam. Da alle anderen schon weg waren, war der Probenraum leer und sie konnten sich auf eine der Bänke setzten, die an den Wänden aufgereiht waren. „Es ist Folgendes“, setzte Kiriya an, „Ich habe bemerkt, dass du…wie soll ich sagen…Ich möchte dir nicht zu nah treten, aber mir ist aufgefallen dass du mich öfters musterst…ziemlich genau…“. Das war reichlich wage ausgedrückt. „Eeehm…Aber Sie spielen doch die Hauptrolle…Ist es da nicht normal Sie anzusehen Kiriya-san?“, fragte Ai unsicher, aber sah offensichtlich peinlich berührt zur Seite. Sie fühlte sich ertappt. „Keine Angst, ich bin nicht böse auf dich oder so! Lass es mich nur so sagen…Wenn du mehr Interesse an mir hast, als an einer einfachen Kollegin oder Senpai…dann mach dir bitte keine Hoffnungen. Ich möchte dir deine Träume nicht nehmen, aber…ich liebe bereits eine andere…“, sagte sie ehrlich. Es war die Wahrheit. Zwar war viel Zeit vergangen, doch sie liebte Asako immer noch. Das war ihr umso klarer geworden, nachdem ihr vor kurzem noch bei einer Special-Performance wieder begegnet war. Sie konnte nichts dagegen machen, selbst die lange Trennung hatte nichts an ihren Gefühlen geändert. Das Mädchen sah sie aufgrund ihrer Offenheit mit großen Augen an. So direkt über derartige Themen zu reden war ganz und gar nicht Sitte in Takarazuka. Als sie ihre Überraschung überwunden hatte, trat ein schmerzlich enttäuschter Ausdruck auf ihr Gesicht. Trotzdem lächelte sie. „Ich verstehe…“, sagte Ai. Nach einer kurzen Pause fragte sie: „Ist…Ist es in Ordnung weiter von ihnen zu träumen, auch wenn ich mir keinerlei Hoffnungen machen kann…?“ Kiriya lächelte traurig. „Das kann ich dir natürlich nicht verbieten, aber ich habe Angst, dass dir das nur noch viel mehr Kummer bereiten wird…“, antwortete sie mitfühlend. „Ich möchte aber…“, sagte Ai mit gesengtem Blick. Dann sah sie auf und blickte sie mit tränengefüllten Augen an. „Ich verehre Sie so sehr Kiriya-san!“, schluchzte sie. „Ich danke dir dafür…“, sagte Kiriya mit sanfter Stimme und tätschelte Ais Kopf. „Würden Sie…I-Ich meine dürfte ich s-sie…nur…nur einmal…um-um…“, brachte das weinende Mädchen gerade noch heraus. Kiriya wusste was sie meinte. Sie nickte und nahm Ai in den Arm, damit sie sich bei ihr ausweinen konnte und streichelte ihr dabei sanft über den Rücken. Es tat ihr unglaublich leid ihr Herz zu brechen. Doch sie sagte sich, auf diese Weise konnte Ai schnell über sie hinweg kommen und sich jemand anderes suchen. Sie wusste es würde keinen Sinn machen sie ewig warten zu lassen, in der Hoffnung, Kiriya könnte ihre Gefühle eines Tages erwidern. Das konnte sie nicht zulassen. „Schhhhh…“, tröstete sie sie, während Ai immer noch weinend in ihren Armen lag. Als sie sich beruhigt hatte, versprach Kiriya ihr: „Ich werde niemanden etwas davon erzählen und dir während der Arbeit und auch sonst natürlich ganz normal begegnen, deswegen brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Du brauchst dich auch nicht unwohl fühlen, denn ich weiß sehr gut wie du dich gerade fühlst. In Ordnung?“ Ai nickte und sagte: „Ich hoffe sie werden glücklich mit ihrer Geliebten, Kiriya-san. Sie ist wirklich zu beneiden.“ „…Danke“, antwortete die Ältere schlicht. Sie sagte ihr natürlich nicht, dass auch ihre Liebe einseitig war, weil sie fürchtete Ai könnte auf die Idee kommen, sie könnten sich gegenseitig trösten. Doch Kiriya brauchte keinen Trost mehr. Sie wollte mutig voranschreiten und sehen was das Leben für sie bereithielt. So trennten sich die beiden und Kiriya war froh, das Mädchen mit einem leichten Lächeln auf den Lippen gehen zu sehen. Sie hatte das Richtige getan. Kapitel 12: Elisabeth 2002 -------------------------- Wie geplant begannen die Proben für „Elisabeth“. Asako versuchte zu vergessen, was Midori ihr gesagt hatte, doch immer wenn sie sie sah, wurde sie daran erinnert. Nicht zuletzt wegen ihres offiziell bekannt gegebenen Retirements, nach „Elisabeth“, so wie sie gesagt hatte. Asako war gleichzeitig wütend auf sie und traurig und enttäuscht über ihren Mangel an Vertrauen in ihre Liebe. Nun ja, dachte sie sich dann aber, vielleicht liebten sich Ootori Rei und Aika Mire ja doch nicht so sehr. Zumindest nicht so sehr wie sie und Osa sich liebten, da war sie sich sicher. Denn ihre Geliebte würde ihr so etwas niemals antun. Zum Glück waren die harten Proben für das Stück eine willkommene Ablenkung für Sena, und so konzentrierte sie sich auf ihre Rolle, „Lucheni“. „Schon komisch, dass es nun wirklich passieren wird…“, sagte Asako gedankenverloren, während sie am Abend nach einem anstrengenden Trainingstag zusammen mit Osa kuschelnd im Bett lang. Sie hatten beschlossen lieber auf etwas Schlaf zu verzichten, anstatt sich nie privat sehen zu können. „Meinst du Elisabeth?“, fragte Haruno nach. „Ja. Genauso wie wir geredet haben, als wir uns die Soragumi Version angesehen haben, weißt du noch? Du als Tod und ich als Lucheni.“, sagte sie glücklich. „Ja, wie könnte ich das je vergessen?“, meinte Osa verschmitzt lächelnd, drehte Asako mit einem Schwung auf den Rücken und legte sich auf sie. Sie küsste sie sanft und flüsterte dann mit verführerischem Ton: „Es tut mir leid, dass du nicht meine Elisabeth sein kannst.“ Asako wurde rot. Sie hatte nicht geglaubt dass Masako sich noch an ihre Worte erinnerte. Sie schlang ihre Beine um ihre Liebste, legte ihre Arme um ihren Hals und neckte sie indem sie sagte: „Wir hatten noch gar keine Gelegenheit dort fortzusetzen, wo wir in deiner Umkleide unterbrochen worden sind …“. Dann zog sie sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Haruno spürte wieder die Hitze in sich hochkochen. Sie griff sich Asakos Oberschenkel und drückte sich enger zwischen ihre Beine. Ihre Hände bewegten sich wie von selbst über den Körper ihrer Geliebten. Sie schoben sich unter ihr Oberteil und strichen über ihren Bauch bis zu den Brüsten. Sena bäumte sich auf vor Erregung und zog ihrerseits Osas Hemd hinten nach oben, sodass ihr Rücken entblößt war. Sie kratzte ihr leicht über die Haut, dann machten sich ihre Finger an Harunos BH-Verschluss zu schaffen und öffneten ihn. Auch Masako schob nun den BH ihrer Geliebten endgültig über die Brüste und berührte sie genüsslich. Sena konnte ein lustvolles Stöhnen nicht unterlassen. Sie ließ ihre Hand an Harunos Körper herunter gleiten und öffnete geschickt ihre Hose, dann schob sie ihre Finger zwischen Osas Beine. Nun war es an Haruno laut aufzustöhnen. „Asako!“, keuchte sie, als ihre Liebste begann sie zu streicheln. „Ich will dich auch…“, flüsterte sie und so fand auch ihre Hand ihren Weg zu Senas Mitte… Sie fühlten sich gegenseitig, ihre Hitze, ihre Feuchte, den Rhythmus in dem sie berührt werden wollten. Sie drängten sich aneinander und keuchten und stöhnten immer lauter während ihres Liebespiels. Osa leckte lustvoll über Asakos Hals während sich beide ihrem Höhepunkt näherten. „M-Masa-chan!“, rief Sena mit geschlossenen Augen als sie schließlich kam und warf den Kopf in den Nacken. Haruno war kurz davor und so stieß Asako ihre Finger noch ein paar Mal in sie, bis auch Osa erlöst wurde. Beide lagen schwer atmend aufeinander und fühlten sich erschöpft und schlapp, aber dennoch auf komische Weise frisch. Vor allem aber waren sie überglücklich und voller Euphorie darüber, was sie gerade getan hatten. Asako schmiegte sich eng an Osa, sie wollte die Wärme nicht wieder verlieren, die sie noch in sich spürte. Haruno legte ihre Arme um sie und so schliefen die beiden zufrieden ein… Am nächsten Tag, als sie gemeinsam zu den angesetzten Proben gingen, meinte Haruno geheimnisvoll: „Ich hab eine Überraschung für dich!“ „Hä? Was denn?“, fragte Asako neugierig. „Du wirst schon sehen…“, meinte Masako nur und betrachtete Sena mit einem nervigen, allwissenden Blick. „Oooch, Masa-chan! Nun sag schon!!“, schmollte sie, doch Haruno blieb still bis sie angekommen waren. Im Probenraum empfingen sie bereits die Choreographen. Als alle anwesend waren, verkündete einer von ihnen: „Guten Morgen allerseits! Wollen wir beginnen? Da Haruno-san einen Vorschlag bezüglich des End-Tanzes eingebracht hat, haben wir uns eine kleine Änderung überlegt. Ich hoffe, dass alle damit zufrieden sein werden. Nun denn, an die Arbeit!“ „Was für eine Änderung?“, dachte sich Sena und sah Osa mit einem fragenden Blick an. Da sagte diese mit einem triumphierenden Lächeln: „Der traditionelle Otokoyaku-Tanz wurde etwas abgeändert, sodass am Beginn der Tod nicht alleine tanzt, sondern zusammen mit Lucheni…“ Asako traute ihren Ohren nicht. Der Tanz, der seit 1996 unverändert geblieben war, wurde geändert nur weil der Topstar es wünschte?! Wenn sie nicht mitten unter all diesen Menschen gewesen wären, hätte sich Sena vor Glück quietschend in Harunos Arme geworfen und sie ohne Unterlass geküsst. Stattdessen begnügte sie sich damit, sie breit anzugrinsen und leise „Danke Masa-chan…“, zu sagen. Die Proben waren hart gewesen, noch härter als für Osas Debut-Stück, denn es wurden große Erwartungen in diese Produktion gesetzt. Doch es zahlte sich aus. Wie Sena erwartet hatte, war Haruno ein hinreißender Tod, kalt und zugleich sexy, so gefiel sie ihr obwohl sie ihr gleichzeitig etwas Angst machte. Sie liebte es außerdem als Lucheni auf der Bühne herum blödeln zu dürfen und fast unabhängig von allen anderen Darstellern agieren zu können, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass diese Rolle nicht ganz zu ihr passte. Wieder wünschte sie sich Elisabeth zu sein und Masakos ewige Geliebte zu spielen, doch das war unmöglich also verwarf sie den Gedanken wieder. Ihr gefiel ihr Part trotzdem, schließlich konnte sie dennoch hin und wieder mit Osa interagieren und außerdem gab es noch den End-Tanz, für den Haruno gesorgt hatte. Sena fiel es jedes Mal schwer an dieser Stelle ernst zu bleiben und nicht anzufangen zu grinsen. Es war wundervoll Seite an Seite mit ihrer Geliebten tanzen zu dürfen, auch wenn es nur kurz war. Sie konnte ihre Augen kaum abwenden von Osa in ihrem wunderschönen, rot-schwarzem, glitzernden Kostüm. Sie fand ihr standen auf komische Weise die blasse Schminke und auch die weißen lockigen Haare, zu einem Zopf gebunden. Wieder fühlte Asako sich, als präsentierten sie dem Publikum ihr Inneres, ihre Liebe füreinander. Wenn es nach ihr ginge, dachte sie sich, konnte es für immer so weitergehen... Kapitel 13: Asakos Wechsel -------------------------- Sie hatten es geschafft, „Elisabeth“ war wie erhofft ein großer Erfolg geworden. Nach Ende der letzten Performance freuten sich Sena und Haruno immer noch enorm über ihr erstes wirklich großes gemeinsames Stück als Topstar und Nibante. Nur eine Sache drückte etwas auf Asakos Stimmung - Midoris Retirement. Bald nachdem diese gegangen war, hörte sie von ihrer Hochzeit, was sie wieder an ihre Worte denken ließ, die sie lieber vergessen wollte… Nun bekam Osa eine neue Musumeyaku, Fuzuki Miyo. Diese schien im Gegensatz zu Ootori Rei sehr wohl Interesse an Haruno zu zeigen, war Sena irrsinnig aufregte. Masako versuchte Asako zu beruhigen, als sie einmal alleine waren und sie sah, wie bedrückt ihre Geliebte wirkte: „Du weißt doch, dass sie für mich nur eine Kollegin ist. Ich will niemanden außer dich…“, dann strich sie Sena eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie zärtlich. Diese musste ihren Groll so zumindest für den Moment vergessen… Außerdem konnte sie nicht umhin als zu merken, wie viel mehr Aufmerksamkeit Osa ihr schenkte als ihrer Musumeyaku, auch wenn es anders hätte sein sollen. Bei einer Aufnahme von den dreien für ein Fernseh-Special, als sie gemeinsam spazieren gingen zum Beispiel, hingen Asako und Haruno ständig zusammen, Fuu-chan dagegen stand meist abseits und wirkte etwas verloren. Dann, Sena konnte es kaum glauben, rief Osa mitten während des Drehs: „ICH LIEBE DIIIIICH!!!!“, auf einer offenen Grünfläche in Richtung Wald. Sena fragte: „Wen denn? Wen?“, doch natürlich wusste sie, dass sie damit gemeint war und spürte wie ihr Herz vor Glück anfing zu hüpfen… Die beiden Geliebten verbrachten eine traumhafte Zeit zu zweit. Sie schliefen so oft sie konnten miteinander ein, und wachten nebeneinander auf. Sie lebten all ihre Leidenschaften aus, sofern es ihnen möglich war, sie spielten Seite an Seite ihre Rollen voll Inbrunst und jeder konnte ihnen ansehen, wie glücklich sie miteinander waren. Doch das sollte sich bald ändern… 2004 mussten sie in getrennten Stücken spielen, Osa ging auf Tour mit „Javan Dancer“ und Asako spielte währenddessen in „The Glow of Sunset in Asuka“ zusammen mit der Moon Troupe. Sena fragte sich zwar was das sollte, aber tat natürlich was ihr gesagt wurde. Hin und wieder Gastauftritte in anderen Troupes zu haben, war schließlich keine Seltenheit in Takarazuka. Einen Tag bevor Haruno abreiste, bereitete Asako ihr zum Abschied ein besonderes Abendessen. Besonders war es, da Sena sonst nie kochte und so gab sie sich besondere Mühe alles perfekt zu machen. Mehr oder weniger gelang es auch, zumindest war das Essen genießbar. Osa freute sich riesig über diese Überraschung und so saßen sie sich gegenüber und genossen ihr Mahl. „Das ist wirklich lecker Asako!“, lobte Haruno sie. „Ach was, nun übertreibe mal nicht, es ist ganz ok…Eigentlich wollte ich es viel besser hinkriegen…“, sagte Sena etwas zerknirscht. „Blödsinn, es ist total gut, wirklich!“, beharrte Osa. Asako musste lachen. „Haha, deine Geschmacksnerven sind tot von zu viel Liebe!“, scherzte sie. „Das kann natürlich auch sein.“, antwortete Masako und blickte drein, als würde sie diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht ziehen, fing dann aber auch zu lachen an. Sena jedoch wurde jetzt etwas ernster. „Ich werde dich so vermissen Masa-chan…“, sagte sie traurig. Osa ließ ihren Kopf etwas hängen und stocherte mit ihren Stäbchen in ihrer Schüssel herum, dann sagte sie leise: „Ich dich auch…“ Asako lehnte sich quer über den Tisch, schnappte sich mit beiden Händen Harunos Gesicht und zog sie in einen kurzen Kuss. Dann setzte sie sich wieder und meinte etwas positiver: „Aber naja! Du bist weniger als ein Monat weg, danach können wir uns ja wieder sehen!“ Haruno erwiderte aber trübsinnig: „Und ein paar Tage danach beginnt deine Show bei Tsuki, da können wir uns auch kaum sehen…“ Asako musterte ihre Liebste traurig, stand auf und ging zu ihr um sich auf ihren Schoß zu setzen und sie zu umarmen. Osa legte ihre Arme um sie und sagte gespielt enttäuscht: „Hey, ich hab noch nicht aufgegessen!“ Sena antwortete darauf verführerisch: „Dann nimm doch mich stattdessen…“ Das ließ sich Haruno natürlich nicht zweimal sagen. Stark wie sie war, hob sie Asako hoch und trug sie wie eine Braut zum Bett, während die schöne Frau in ihren Armen ihr verliebt in die Augen blickte… Sena hatte nicht wirklich Lust darauf, aber nun begannen die Proben bei Tsukigumi. Ihre Geliebte war weg, also war die Arbeit sowieso ein gutes Mittel als Ablenkung gegen die Sehnsucht. Was sie jedoch nervte war der Rollen-Tausch den sie hatte. Eine Rolle teilte sie mit Takashiro Kei und Oozora Yuuhi, die andere ebenfalls mit Kashige. Sie war es kaum mehr gewöhnt zwei Rollen lernen zu müssen, seit ihren Shinjin Koen-Tagen hatte sie das nicht mehr tun müssen. Zumindest war es schön mit netten Leuten arbeiten zu können. Zwar imponierte Sena der Topstar Ayaki Nao nicht unbedingt, doch mit Yuuhi und Kashige zu Proben machte ihr Spaß. Sie hatte beide schon lange nicht mehr gesehen, seit ihrer Zeit auf der Takarazuka Music School, als sie Klassenkameradinnen gewesen waren. Yuuhi wusste immer noch wie man eine gute Stimmung verbreiten konnte und Kashige war überraschenderweise immer noch ein riesiger Fan von ‚GLAY‘ und konnte stundenlang über diese Band reden. Auch wenn Sena das nicht wirklich interessierte, fand sie es doch unterhaltsam. So war dieses Stück für Asako zunächst gar nicht so anstrengend und langweilig wie sie befürchtet hatte… Kiriyan war alles andere als gut gelaunt. Als sie gehört hatte, dass Sena in einem Tsukigumi-Stück mitspielen würde, hatte sie sich beinahe überschlagen vor Freude. Doch nun kam es so, dass sie zur selben Zeit in einer Hanagumi-Performance auftreten musste. Sie kam sich übel hereingelegt vor. Wer konnte so etwas planen? Fast glaubte sie, jemand hegte einen Groll gegen sie und wollte sie quälen. Es war schon schlimm genug, nicht zusammen mit Asako spielen zu dürfen, doch dann musste sie auch noch mit Osa zusammenarbeiten. Osa, die sie durch ihre bloße Gegenwart daran erinnerte, dass Sena zu ihr und nicht zu Kiriya gehörte. Gegen Haruno persönlich hatte sie zwar nichts, doch das änderte nichts an der Eifersucht die sie in ihr auslöste. Doch sie biss die Zähne zusammen, ließ sich nichts anmerken und versuchte nicht an all die Ungerechtigkeit zu denken, die ihr widerfuhr. Sie wusste ja noch nicht, dass sich bald das Blatt zu ihren Gunsten wenden würde… Nachdem das aktuelle Stück zu Ende ging, wurden bei Tsukigumi einige Ankündigungen gemacht. Asako war bereits mit ihren Gedanken bei ihrer Rückkehr in ihre gewohnte Troupe und ihrer geliebten Masako, doch sie lauschte dennoch aufmerksam wie alle anderen Schauspielerinnen: „Emi Kurara wird nach diesem Stück Takarazuka verlassen, das wisst ihr wahrscheinlich alle bereits…“ Asako hatte nichts davon gewusst. Kein Wunder, bei der kurzen Zeit die sie hier verbracht hatte. Sie fragte sich wie Saeko wohl ihre Musumeyaku verjagt hatte und wer wohl die nächste werden würde und verhörte dadurch beinahe den nächsten Part der Ansage. „… Doch stattdessen dürfen wir Sena Jun bei Tsukigumi willkommen heißen! Sie wird nicht wie geplant zu Hanagumi zurückgehen, sondern in der neuen Produktion von „Elisabeth“ die weibliche Hauptrolle übernehmen, die gleichzeitig Ayaki Naos Sayonara-Show sein wird! Gratulation! Auf eine gute Zusammenarbeit!“ Asako stand da wie gelähmt. Dann fing sie an zu lachen. Sie dachte sie hätte sich verhört und sah zu Yuuhi um sich zu vergewissern, doch diese sah sie einfach überrascht an und fing dann an wie alle anderen an zu klatschen. Als der Lärm wieder abgeflaut war, ging die Kundgebung weiter: „Nun die restliche Besetzung! Kiriya Hiromu als Luigi Lucheni! Hatsukaze Midori als Kaiser Franz Joseph! Oozora Yuuhi als Kronprinz Rudolph!...“ Sena hörte nichts mehr davon. Sie starrte ausdruckslos in die Leere und hoffte zu erwachen. Das war ein Traum. Bloß ein schrecklicher Alptraum. Gleich würde die erwachen, neben ihrer Geliebten liegend und diese würde sie tröstend in die Arme nehmen und sagen: „Sshhh, du hast nur schlecht geträumt….“ Doch nichts dergleichen passierte. Die Menschen um sie herum begannen sich zu bewegen, die Realität begann langsam zu ihr zu dringen. Doch sie blieb wie angewurzelt stehen. Sie konnte nichts tun. Yuuhi sah wie geschockt Sena war und nahm sie behutsam an der Schulter. „Ich bringe dich irgendwo hin wo es ruhiger ist, ok?“, sagte sie vorsichtig und geleitete Asako aus dem Raum in ein kleines Nebenzimmer, in dem sich niemand befand. Dort setzte sie sie auf einen Stuhl. Sena ließ alles mit sich machen, wie eine willenlose Puppe und starrte immer noch entgeistert ins Nichts. „Asako?“, fragte ihre Freundin besorgt. Sena reagierte nicht. „Asako…?“, wiederholte Yuuhi. Als diese aber immer noch nichts antwortete begann Yuuhi zu reden: „Sieh mal Asako, das war doch irgendwie zu erwarten, oder? Saeko wird weggehen und du wirst sicher der nächste Topstar, deshalb behalten sie dich hier! Du kannst dich also freuen!...“ „Freuen…?“, murmelte Sena, als kannte sie die Bedeutung der Worte nicht und sah die andere fassungslos an. „Ich soll mich freuen?!“, sagte sie lauter. Dann konnte sie sich nicht mehr halten, sie stand auf, schritt wie von Sinnen im Raum auf und ab und redete vor sich hin: „Ich soll nach Tsukigumi gehen?! Ich soll weg von Masa-chan?! Und Elisabeth spielen?? Warum?? Ich will doch gar nicht Topstar werden, das ist mir völlig gleichgültig! Alles was ich will ist, bei Masa-chan zu bleiben! Das…Das ist nicht…das ist nicht f-fair…“, endete sie, blieb stehen und fing an zu weinen. Sie wischte sich übers Gesicht, doch die Tränen liefen unaufhaltsam an ihr herab. Dann drückte sie ihre Hände gegen die Augen, bis sie schwarz und dann Sterne sah. Sie hoffte, wenn sie die Hände wieder weggab, war dies alles nicht passiert und sie konnte weitermachen wie gewohnt. Doch die schreckliche Realität mit der sie nun konfrontiert wurde, blieb bestehen. Yuuhi näherte sich Sena langsam und versuchte ihr ins Gesicht zu sehen. Diese vergrub es aber wieder in ihren Händen. Dann fiel sie plötzlich ihrer Freundin um den Hals und fing haltlos an zu schluchzen. Yuuhi legte ihre Arme um Asako und versuchte sie zu trösten, indem sie sie einfach fest hielt. „Shhhhhh“ Kapitel 14: Ungerechtigkeit --------------------------- Es ging alles viel zu schnell. Asakos Troupwechsel wurde offiziell bekannt gegeben, so erfuhr Haruno davon. Sie konnte es zuerst kaum fassen. Es kam ihr alles wie ein schlechter Scherz vor, der sich bald aufklären müsse damit wieder alles bei seiner alten Ordnung war. Osa meinte, die Welt müsse sich aufhören zu drehen, so furchtbar fühlte sich die neue Situation für sie an. Doch der Theater-Alltag ging einfach weiter, niemand schien zu merken was für Schmerzen sie auszustehen hatte, durch diese Trennung. Es dauerte eine Weile, bis sie es schafften sich endlich wieder zu treffen, da die Probezeiten der beiden Troupes sich größtenteils überschnitten und sie so kaum Zeit füreinander fanden. Schließlich holte Osa Sena einmal Spätabends nach den bereits laufenden Proben von „Elisabeth“ ab. Sie wartete ungeduldig vor dem Raum, aus dem ihre Geliebte bald kommen würde, und überlegte was sie sagen konnte, doch ihr fiel nichts Passendes ein. Eine unangenehme Spannung baute sich in ihr auf. Sie fühlte sich, als müsse sie die Starke sein, als müsse sie Asako trösten doch sie wusste nicht wie. Sie war doch selbst am Bode zerstört und hatte Schwierigkeiten diese Tatsache zu verbergen. Als Sena endlich herauskam, offensichtlich geschafft von einem harten Arbeitstag, zog sie sie noch bevor diese Osa sah an der Hand zu sich, ohne ein Wort zu sagen, und verschwand so schnell wie möglich mit ihr in der nächstbesten Ecke, in der sie niemand sehen konnte. Asako war zuerst überrascht, doch ließ sich mitziehen als sie erkannte, wer sie mit sich nahm. Sobald sie glaubte unbeobachtet zu sein, schloss Haruno ihre Geliebte in die Arme. Noch immer verlor sie kein Wort. Sena drückte sich an sie, so fest sie konnte. Sie hatte Osa so sehr vermisst. Ihre Wärme, ihren Duft, das Gefühl ihrer Haut und ihrer Haare, das Geräusch ihres Atems und ihres Herzschlags. Sie wollte mit ihr körperlich eins sein, so wie ihre Seelen es bereits zu sein schienen, sodass sie nichts mehr trennen konnte. Wieso verstand niemand ihre enge Verbindung? Warum wollte man sie auseinanderbringen? Asako konnte es nicht verstehen. Als sie bemerkte, dass sie nicht wie erhofft mit Masako verschmelzen konnte, kamen ihr die Tränen. Sie begann schluchzend zu flüstern: „Masa-chan, ich will nicht-“ „Nein Asako, sei still. Ich will nichts davon hören. Du gehörst mir, verstehst du? Niemand kann uns trennen!... Zumindest heute Nacht will ich daran glauben…“, unterbrach sie sie, weil sie es nicht ertragen konnte diese Worte aus dem Mund ihrer Geliebten zu hören. Sena schwieg und sah ihrer Geliebten verzweifelt in die Augen, während ihr die Tränen unaufhaltsam die Wange herabliefen. „Du gehörst nur mir.“, wiederholte Osa. „Sag es.“, forderte sie. „…Ich...ich gehöre nur dir…“, erwiderte ihre Liebste mit zitternder Stimme. „Gut.“, sagte Haruno. Sie hielt Sena fest und blieb ruhig. Asako weinte für sie beide. So standen sie noch länger im Schatten, als wollten sie sich vor der grausamen Welt verstecken, die ihrer Liebe die Freiheit nahm. Nach einiger Zeit gingen sie wortlos nach Hause zu Osa, wo sie so viele sorglos glückliche Stunden miteinander verbracht, und sich geborgen gefühlt hatten. Nachdem sie eingetreten waren, drehte sich Sena zu Haruno. Sie blickte sie mit roten Augen an, die eine klare Botschaft sprachen, die nur ihre Geliebte verstehen konnte. Also trat diese näher und küsste sie ohne Umschweife. Sie umarmten und liebten sich, als gäbe es kein Morgen… Kiriyan war wohl die einzig Glückliche in der neuen Situation. Sie konnte kaum glauben wie drastisch sich die Dinge geändert hatten. Bald würde Sena sicher Topstar werden, und sie ihre Nibante. Gleich nachdem sie zurück in ihre Troupe gekommen war, hatte sie Asako angesprochen und freudig festgestellt, dass auch Oozora Yuuhi mit ihr befreundet war. Sena erinnerte sich an Kiriyan und schien erleichtert, ein weiteres bekanntes Gesicht zu sehen. Kiriya konnte gut verstehen wie sie sich fühlte. Es tat ihr zwar in der Seele weh mit ansehen zu müssen, wie verzweifelt sie war, so gut sie es auch zu überspielen versuchte. Doch die Freude darüber, ihr endlich wieder nah sein zu können überwog eindeutig. Zusammen mit Yuuhi gab sie sich Mühe Asako so oft wie möglich aufzuheitern und sie abzulenken. Das stellte sich allerdings als sehr schwierig heraus, denn durch die ständigen Proben von „Elisabeth“, wurde Sena nur noch mehr an ihr Leid erinnert. Trotzdem gab Kiriyan ihr Bestes. An diesem Morgen schien Asako besonders erledigt zu sein, sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah aus als hätte sie diese Nacht viel geweint und keinen Schlaf gefunden. „Du wirst bestimmt eine wundervolle Sisi sein! Deine Stimme ist einfach wahnsinnig schön! Und nicht jeder Otokoyaku stehen Kleider so gut wie dir, weißt du?“, versuchte sie zu scherzen und grinste Sena freundlich an. „Danke…“, meinte diese jedoch nur ziemlich lustlos und mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. Sie dachte an ihre Rolle der Scarlett O‘Hara in „Gone with the wind“ und wie Osa sie danach in ihrer Umkleide das erste Mal geküsst hatte… Haruno fühlte sich vollkommen verlassen. Sie versuchte von ihrem letzten Treffen mit Asako zu zehren, doch die Sehnsucht brannte schon wieder unbarmherzig in ihr. Ihre Troupe kam ihr leer und fremd vor, ohne Sena. Sie hatte sogar versucht dem Vorstand einzureden, sie bräuchte Sena als ihre Nibante und wolle nicht auf sie verzichten, doch es hatte keinen Zweck gehabt. Nach einem eher erfolglosen Probe-Tag, lag sie völlig in ihrer Trauer versunken in ihrem Bett, als überraschenderweise einer ihrer älteren Brüder anrief. Das kam so gut wie nie vor, denn eigentlich interessierten diese sich nicht für sie und ihre Arbeit, doch es freute sie eine familiäre Stimme zu erkennen als sie den Hörer abhob. „Bruderherz! Ich hab ja ewig nichts mehr von dir gehört, wie geht es dir?“ „Ach Masako, tut mir leid. Ich habe viel mit der Arbeit zu tun, weißt du? Aber sonst geht’s mir gut! Ich wollte fragen wie es dir so geht?“ „…“, kurz schwieg Haruno und überlegte was sie sagen sollte. „Masako?“, fragte ihr Bruder nach. „Ja? Ja, also…Es geht mir…naja, ganz ok…“ „Ganz ok? Das hört sich aber nicht gut an? Ist etwas passiert?“ „Ach…nun ja…meine…eine…eine sehr gute Freundin von mir wurde in eine andere Troupe versetzt. Sie hat die letzten Jahre immer mit mir zusammen gespielt und jetzt können wir uns kaum mehr sehen… Das…macht mir ziemlich zu schaffen…“, sagte Osa mit trauriger Stimme, versuchte aber nicht allzu niedergeschlagen zu klingen. Es gelang ihr nicht wirklich. „Eine Freundin also…? Aber du hast doch sicher auch andere Freundinnen dort? Bei so vielen Frauen!Du wirst schon darüber hinweg kommen.“, antwortete er, unsensibel wie er war. Haruno ärgerte sich darüber. „Sie ist etwas ganz Besonderes, weißt du? Ich kann sie nicht einfach ersetzen von einen Tag auf den anderen! Niemand könnte sie je ersetzten! Was denkst du dir eigentlich?!“, warf sie ihm unwirsch entgegen. „Nun komm aber mal runter! Ich hab‘s ja nicht so gemeint… Naja, egal…Worüber ich eigentlich mit dir reden wollte-“ Doch Osa unterbrach ihn: „Egal?! Nein, das ist nicht egal! Sie bedeutet mir alles, kennst du dieses Gefühl etwa nicht?! Hat dir nie jemand alles bedeutet?! Bist du so naiv?? Du-“ „Jetzt aber mal halblang Masako.“, sagte ihr Bruder mit gebieterischer Stimme, „Was du da redest ist total übertrieben. Denk daran, wenn du fertig bist mit diesem Theater…“ Osa hasste es, wie ihre Familienmitglieder das Takarazuka Revue immer nur als „das Theater“ bezeichneten. „…dann wirst du aufhören damit, hörst du? Du bist eine Frau und solltest nicht in Männerkleidung herumrennen und…und…mit anderen Frauen spielen. Du weißt, dass Vater und Mutter das von Anfang an nicht gut geheißen haben! Dabei hattest du versprochen keine von denen zu werden!“ „Ich..Ich wollte doch Musumeyaku werden aber ich passe nun mal besser als Oto-“ „Na wie auch immer. Das war es ja auch, worüber ich mit dir reden wollte. Ich soll dich daran erinnern, dass du normal werden sollst, sobald du das Theater verlässt. Bereite deiner Familie keine Schande, hast du verstanden? Unsere Eltern würden dir nie verzeihen. Also vergiss diese Freundin am besten schnell wieder und konzentriere dich auf deine Arbeit. Es sollte sowieso nicht mehr allzu lange dauern, oder? Du bist immerhin schon 3 Jahren sowas wie ein Star dort, nicht? Denk an deine Zukunft Masako…Nun…Ich hab noch viel zu tun, also leg ich jetzt auf, ok? Wir hören uns.“ Klick Haruno nahm den Hörer von ihrem Ohr weg und sah ihn angeekelt an. Dann warf sie ihn mitsamt dem ganzen Telefon von ihrem Bett und stieß einen wütenden Schrei aus. So viel Ungerechtigkeit konnte sie einfach nicht ertragen. Sie rollte sich zusammen und fing an still vor sich hin zu weinen… Kapitel 15: Proben ------------------ Asako war zwar irgendwie froh darüber, wenigstens ein paar Leute in der neuen Troupe zu haben, die sie kannte und die ihre Gefühle verstanden. Doch nichts konnte ihr wirklich über den Schmerz hinweghelfen, den ihr die Trennung von ihrer Geliebten verursachte. Sie konnte sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren und es fiel ihr schwer sich mit Ayaki Nao als ‚der Tod‘ anzufreunden, wo sie doch ständig an Haruno in dieser Rolle denken musste und daran, wie sehr sie sich gewünscht hatte ihre ‚Elisabeth‘ zu sein. Zwar war Saeko freundlich und hatte Verständnis für jedes Malheur das ihr passierte, doch das konnte auch nichts an dem Fakt ändern, dass sie nicht Osa war. Sena kam sich ungeschickt und plump vor, weil sie die Bewegungen des Topstars nicht gewöhnt war. Sie war vollkommen auf Haruno eingestellt und das würde sich auch so schnell nicht ändern. Kiriyan fiel bald auf, dass Asako sich nicht an Saeko gewöhnen konnte und wollte versuchen ihr zu helfen. „Du, Asako?“, sprach sie sie in einer Pause an. „Ja?“, fragte diese, lustlos wie immer. „Also…Du kannst nicht so gut mit Saeko, oder?“ Sena sah sie schweigend und leicht überrascht an. Das hatte Kiriya gemerkt? Dann sagte sie: „Also…es ist nicht so, dass ich etwas gegen sie habe aber…“ Da die Antwort schon völlig klar war, verzichtete sie darauf diese näher auszuführen. „Vielleicht solltest du mal versuchen privat mit jemand anderem als ‚Tod‘ zu proben, das könnte dir helfen dich besser in die Rolle einzufinden, meinst du nicht?“, schlug Kiriyan vor, in der Hoffnung sie könnte diejenige sein. Asakos Ausdruck hellte sich auf. „Das ist eine gute Idee Kiri!“, meinte sie und lächelte sogar. „Danke! Ich geh mal kurz raus telefonieren, ok? Bin gleich zurück!“, sagte sie voller Tatendrang und war schon an Kiriya vorbei gerannt, bevor diese noch eine weiteres Wort verlieren konnte. Sie sah Sena noch enttäuscht hinterher und wendete sich dann trübsinnig ihrem Skript zu. Das war nach hinten losgegangen… Asako stand derweil draußen am Gang und wählte Harunos Nummer. Es war eher unwahrscheinlich, dass diese abheben würde, da sie gerade ebenfalls Proben hatte, doch vielleicht hatte sie ja Glück… Düüt Düüt Düüt „Na komm schon…“, flüsterte Sena. „Bitte…“ „Hallo? Asako?“ „Masa-chan!“, sagte Sena freudig. „Ist was passiert?“, fragte Osa besorgt. Sie riefen sich sonst nie zu Probezeiten an. „Nein, nein! Tut mir leid, dass ich dich zu einem so ungünstigen Zeitpunkt anrufe!“ „Schon in Ordnung, es ist schön deine Stimme zu hören…“, sagte Osa und man könnte hören wie sie lächelte. Senas Herz schmerzte bei der Vorstellung. „Es ist so... Ich wollte fragen ob…du heute Nacht Zeit für mich hast?“ „Nun…morgen sind wieder früh Proben angesetzt, bei dir doch auch, oder? Ich würde dich zwar unglaublich gerne sehen…“, sagte sie zögernd. Haruno konnte es sich nicht leisten zu oft die Nächte durchzumachen, da sich ihre Leistungen als Topstar nicht verschlechtern durften. „Ich weiß, aber…nun ja…Ich würde gern mit dir proben.“ „Proben?“, fragte Osa überrascht. „Ja. Ich weiß, das ist viel verlangt, aber ich würde gern ‚Elisabeth‘ mit dir proben. Ich kann mich einfach nicht auf Saeko einstellen, weil ich immer an dich denken muss…“ Osa dachte kurz nach. Es freute sie zu hören, dass Sena nicht Ayaki Nao als ‚der Tod‘ sah, sondern immer noch sie. Haruno konnte nicht leugnen, dass sie Eifersüchtig war auf Saeko, die mit ihrer Geliebten spielen durfte. Eigentlich war dies die Chance, ihren rechtmäßigen Platz an Asakos Seite anzunehmen, auch wenn nur sie beide davon wussten. „…In Ordnung. Ich hol dich heute Abend wieder ab, wie letztes Mal, ok?“, antwortete sie. „Danke Masa-chan! Danke, danke!“, sagte Sena erleichtert. „Das ist doch selbstverständlich…Schließlich bist du in Wahrheit meine ‚Elisabeth‘ und nicht ihre.“, sagte Haruno etwas besitzergreifend. „Ja, du hast Recht, das bin ich…Bis heute Abend…“, sagte Sena dankbar und dachte: „Ich liebe dich.“ „Bis dann.“, antwortete Osa und dachte dasselbe. Klick Asako betrachtete ihr Handy liebevoll und drückte es dann gegen ihre Brust. Sie konnte es kaum erwarten. Mit neuem Elan betrat sie wieder den Proberaum. Kiriya und Yuuhi erwarteten sie bereits und staunten nicht schlecht, als sie sahen wie zufrieden lächelnd Sena ihnen entgegenkam. „Alles ok?“, fragte Kiri. Sie ahnte schon dunkel, mit wem Asako gerade telefoniert hatte. „Ja, alles bestens!“, sagte diese gutgelaunt. „Lasst uns weiter machen, ja? Geben wir unser Bestes!“ „Gute Einstellung!“, entgegnete Yuuhi glücklich über Senas Stimmungswechsel. Kiriya aber schwieg nur und vergrub sich wieder in ihr Skript… Wie ausgemacht, wartete Haruno wieder spätabends darauf Sena zu treffen. Die Leute von Tsukigumi mussten wahnsinnig sein, dachte sie sich. Sie hatten sogar noch längere Proben als bei Hanagumi, doch schließlich würden sie ‚Elisabeth‘ aufführen. Es lag ein großer Erfolgsdruck auf der Produktion, der Jahr für Jahr mit jeder neuen Aufführung stieg. Endlich öffnete sich die Tür und die Leute strömten erleichtern heraus. Osa ließ ihren Blick über die Masse schweifen und versuchte Asako ausfindig zu machen. Sie war eine der letzten und ging in Begleitung von Kiriya Hiromu und Oozora Yuuhi hinaus. Als sie Haruno erblickte, wandte sie sich jedoch sofort von den beiden ab und lief ihr entgegen. „Masa-chan! Musstest du lange warten? Tut mir leid!“, sagte sie mit entschuldigender Miene. „Schon in Ordnung!“, meinte Osa verständnisvoll lächelnd. Dann wendete sie sich höflichkeitshalber an die anderen: „Hi! Wie laufen die Proben denn so?“ „Ganz gut eigentlich, danke der Nachfrage!“, antwortete Yuuhi. Kiriya sagte nichts darauf. Das war Haruno sowieso lieber, also sagte sie noch: „Nun gut, wir werden dann mal gehen! Ich wünsche euch noch einen schönen Abend! Bis bald!“ Dann nahm sie Asako bei der Hand, was diese offensichtlich überraschte. Sie rief noch: „Bis morgen Leute!“ und die beiden gingen davon. Kiriya starrte ihr missmutig hinterher. Als das Paar verschwunden war, musterte Yuuhi ihre Freundin besorgt. „Geht es?“, fragte sie. „Ja…schon in Ordnung…“, meinte Kiriyan, man merkte aber gleich, dass sie niedergeschlagen war. „Komm, lass uns noch was trinken gehen, ich lade dich ein!“, versuchte Yuuhi sie aufzumuntern. „Danke, aber ich bin ganz schön fertig und morgen müssen wir wieder früh raus. Belassen wir‘s für heute dabei, ok?“ „Hm…na gut…“, antwortete die andere schmollend. Sie wusste, dass sie Kiriya dadurch weich kriegen konnte. „Mann, nun guck doch nicht so! Du weißt, dass ich das nicht mag!“, beschwerte diese sich. Doch Yuuhi starrte sie weiter mit ihrem süßesten Hundeblick an. „Verflucht sei dieses Babyface“, dachte sich Kiriya. „Aaach, nach gut, aber nicht lange, ok? Finch-kun wartet schließlich zu Hause auf mich!“, gab sie widerwillig nach. „Juhu! Jaja,eh nicht lange, versprochen! Und dein Hund wird schon nicht verhungern wenn du ein paar Stunden später kommst.“, sagte die andere siegreich. „Jaja...Du schaffst es aber auch immer wieder…“, grummelte Kiri. Auf diese Weise konnte Yuuhi sie zumindest auf andere Gedanken bringen… Als Asako endlich mit Osa alleine war, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen: „Masa-chan? Ist irgendwas? Du hast mich noch nie an der Hand genommen, wenn andere uns sehen konnten…warum also jetzt?“ „Einfach so.“, sagte diese schlicht. „Einfach so?“, fragte Sena nach. Haruno verdrehte die Augen, eigentlich wollte sie das nicht erklären. „Ach, naja…sonst mussten wir immer versuchen nichts nach außen zu zeigen, oder? Nichts, wo jemand auf dumme Gedanken kommen könnte. Aber bei den beiden wollte ich, dass sie sehen, dass wir zusammen gehören…“ „Aber wieso?“, hakte die Jüngere nach. „…Ich hab was gegen Kiriya…“, murmelte Osa. „Was?!“, sagte Sena verwundert. „Sie hat dich schon damals immer so komisch angeschaut! Es ärgert mich, dass ihr nun in derselben Troupe seid und euch nun auch noch befreundet habt…“, rechtfertigte sie sich. „Aber…warum? Sie ist total nett, genau wie Yuuhi. Die beiden helfen mir sehr in Tsukigumi, da ich dort ja sonst kaum jemanden kenne…“ „Das versteh ich ja, aber…ich weiß auch nicht. Irgendwie trau ich ihr nicht über den Weg… Ich hab das Gefühl, sie will dich mir wegnehmen…“ „Masa-chan, wir sind doch nur Freunde! Sie will sonst nichts von mir, ehrlich!“, versuchte sie ihre Geliebte zu beschwichtigen. „Woher willst du das wissen?“ „Nun…keine Ahnung…Aber du brauchst nicht eifersüchtig zu sein, weder auf Saeko, noch auf Kiriya oder sonst jemanden…Ich…Ich liebe doch nur dich…“, sagte Sena ehrlich. „Asako…“, sagte Haruno, ihr Blick wurde wieder sanft. Die beiden gingen gerade einen dunklen Weg entlang, der von hohen Bäumen gesäumt war. Niemand war hier noch um diese späte Uhrzeit unterwegs, man hörte nur den Wind leise säuseln und die Blätter knistern. Osa blieb stehen und wendete sich Sena zu. Auf offener Straße hatten sie sich noch nie geküsst. Auch wenn es im Moment ungefährlich schien, war es etwas Besonderes als sie sich vorbeugte und zärtlich ihre Lippen auf die ihrer Geliebten legte. Dann blickten sie sich liebevoll an und gingen Hand in Hand weiter. Als sie angekommen waren und ihre Sachen ablegten, war beiden nicht wirklich nach einer weiteren Probe zumute. Asako wollte lieber die Zeit nutzen, um ihrer Geliebten auf eine andere Weise nah zu sein, doch sie riss sich zusammen und packte ihr Skript aus, jedoch nicht ohne einen schwermütigen Seufzer hören zu lassen. „Das war dein Plan.“, erinnerte sie Osa. „Ich weiß, ich weiß…“, entgegnete die andere. „Nun gut, welche Szene möchtest du üben?“ „Hm, also zumindest hab ich die meisten Schwierigkeiten mit der letzten, kurz nachdem ‚Lucheni‘ mich umbringt und ich plötzlich superverliebt spielen muss. Die restliche Zeit muss ich sie ja zum Glück meistens ablehnen. Obwohl mir auch die Ballszene etwas schwer fällt, genauso wie die Szene nachdem ich ‚Franz Joseph‘ mein Ultimatum übergebe und ‚der Tod‘ versucht mich zu verführen. Ich scheitere ziemlich daran…oh, und der Endtanz! Gott, ich hasse diesen Tanz mit ihr…Irgendwie war es viel leichter mit Tom zu spielen als mit Saeko…Die wusste wie man mit Frauen umgeht…“ „Ach, erinnere mich bloß nicht daran! Sonst wird mir schlecht…“, sagte Osa und verzog das Gesicht. „Oh, tut mir leid!“, entschuldigte sich Asako schnell. Sie wusste, das war ein wunder Punkt bei ihr. „Naja, womit wollen wir beginnen? Ich hoffe die Nachbarn beschweren sich nicht, wenn wir hier mitten in der Nacht anfangen zu singen…“ „Also…ich denke die Reihenfolge ist ziemlich egal, machen wir die letzte Szene. Ach, wer könnte sich darüber beschweren deine wundervolle Stimme zu hören, Masa-chan?“ „Hör auf mir zu schmeicheln, ich bin ‚der Tod‘, du musst mir widerstehen!“, scherzte Haruno. „Ich glaube nicht, dass ich das kann…“, entgegnete Sena und blickte Osa verträumt an. Sie sah sie vor sich in ihrer schwarz-roten, glitzernden Kleidung, der blassen Schminke und den silbernen zum Zopf gebundenen Haaren, vom Otokoyaku-Endtanz, bei dem sie den Anfang zusammen eröffnet hatten… „Nicht träumen Asako!“, mahnte sie Haruno. „Ach, wie gern würde ich dich wieder als ‚der Tod‘ sehen…Das stand dir wirklich fabelhaft…“, schwärmte Sena. „Asako, wir sollten langsam anfangen, es ist schon spät…“, meinte Osa etwas ungeduldig. „Oh! Ja, in Ordnung, verzeih mir! Also…Ich stehe da und du dort drüben. So…Dann kommt die Musik…hmmmhmhmmm, du weißt schon…und du fängst an …“ Ohne zu zögern begann Haruno perfekt zu singen: „Ima koso omae wo, yomi no sekai e…“ Es war vollkommen anders als mit Ayaki zu spielen. Sena konnte perfekt einsteigen: „Tsurete itte yami…“ Osa fühlte sich durch den zauberhaften Gesang ihrer Geliebten besser als je zuvor in sie Szene ein und sang noch überzeugender weiter: „Futari kiri de oyoide…“ Dann drehte sie sich zu ihr und öffnete die Arme. Asako sah sie gerührt an und lief ihr entgegen. Sie fühlte sich, als wäre sie nach langer Zeit endlich zu Hause angekommen. Haruno umarmte sie innig, als hätte sie Jahre auf sie warten müssen. Dann sah sie sie an und beugte sich zu einem gespielten Kuss vor, schließlich probten sie. Doch Sena konnte den Abstand nicht ertragen, sie überwand die paar Zentimeter, die sie noch trennten und küsste Osa auf die Lippen. Diese erwiderte ihren Kuss ohne viel darüber nachzudenken. „Meine Elisabeth…“, hauchte sie in ihren Kuss hinein. Die Proben waren vergessen, sie konnten nicht voneinander lassen… Kapitel 16: Elisabeth 2005 -------------------------- Obwohl die Probe mit Masako nicht so gelaufen war, wie Asako sich das vorgestellt hatte, war sie doch sehr hilfreich gewesen. Sie hatte zwar kaum Schlaf abbekommen, doch sie war glücklich. Sie spürte immer noch die Hände und Lippen ihrer Liebsten überall auf ihrem Körper, ja, konnte sie förmlich riechen. Auch wenn es nur eine kurze Szene gewesen war, die die beiden gespielt hatten, hatte Sena nun ein Gefühl dafür, wie es wäre Harunos „Elisabeth“ zu sein. Nicht zuletzt weil sie sich als ebendiese die ganze Nacht ihrem 'Tod' hingegeben hatte. Es war eigenartig aber zugleich unglaublich erotisch gewesen… Von nun an sah sie immer Haruno vor sich, wenn sie mit Saeko spielte, keine der Szenen fiel ihr mehr schwer. Viele der Schauspielerinnen wunderten sich offensichtlich über diese Verbesserung, doch keine fragte nach wie sie das zustande bringen konnte. Auch Ayaki war positiv überrascht und lobte sie nach den Proben für die großen Fortschritte, die sie gemacht hatte: „Wirklich Asako, du hast dich unglaublich gebessert! Du spielst, singst und tanzt ganz fabelhaft. Wenn deine Leistung so bleibt, mache ich mir absolut keine Sorgen wegen der Premiere. Das Publikum wird staunen. Du bist sicherlich eine der besten Sisi-Darstellerinnen, die sie je gesehen haben werden.“ „Danke Ayaki-san, ich gebe mein Bestes um niemanden zu enttäuschen!“, erwiderte Sena stolz. Schließlich kam der Tag der Premiere. Asako war aufgeregt aber zuversichtlich, dass alles gut klappen würde. Sie war richtig gut gelaunt und munterte die Leute hinter der Bühne auf, besonders die jüngeren, unerfahreneren Schauspielerinnen, die es nervös machte in einer so wichtigen Produktion zu spielen. Sie scherzte auch mit Yuuhi und Kiriyan: „Mein Sohn, deine Schminke ist da etwas verschmiert, ich bitte dich besser darauf zu achten, hörst du?“, mahne sie ‚Rudolph‘ mütterlich. „Ja Mama!“, entgegnete Yuuhi gehorsam und sah in den Spiegel um ihr Make-up zu richten. „Und du!“, wandte sich die Elisabeth-Darstellerin lächelnd an Kiriyan: „Pass bloß auf, dass du mich nicht wirklich erstichst, du Wahnsinniger!“ „Jaja, wird schon klappen“, meinte diese gespielt gleichgültig aber grinsend, ganz in ‚Lucheni‘-Manier. Sie konnte nicht anders, als sich von Senas guter Laune anstecken zu lassen, auch wenn sie nicht zufrieden war mit der Ursache dafür. Außerdem freute sie sich auf das Stück und darauf, Asakos süßer, voller Stimme lauschen zu dürfen. Nun war es gleich soweit. Sena wusste, dass Haruno im Publikum sein würde. Für sie würde sie spielen, singen und tanzen, für ihre Geliebte und für sonst niemanden. Der Vorhang ging auf, das Stück begann… Asako lugte von der Seite auf die Bühne und sah Kiriyan bei ihrem Spiel zu. Sie fand sie war ein besserer Lucheni als sie es gewesen war, sie hatte ganz einfach diesen verspielten Charakter der dazu passte, im Gegensatz zu ihr. Asako sah ihr gern zu. Ihr war endlich klar geworden, dass Kiriya eine sehr talentierte Otokoyaku war, seit sie gezwungenermaßen mehr Zeit mit ihr anstatt mit Osa verbrachte. Doch lange konnte sie sie nicht beobachten, gleich hatte sie ihren Auftritt. Sie verschwand hinter der Bühne, von wo aus sie durch Sisis Gemälde kommen würde, sobald Kiriyan dieses öffnete. Die junge ‚Elisabeth‘ zu spielen machte ihr Spaß, sie durfte herumblödeln und kindisch sein, ein bisschen so wie sie selbst als Kind gewesen war. Danach kam die erste Szene mit Saeko, als ‚der Tod‘ sich in ‚Elisabeth‘ verliebt. Sena machte es wie bei den Proben, sie sah nur Masako vor sich und spielte fabelhaft. Den ‚Franz Joseph‘ spielte eine charmante Senka namens Hatsukaze Midori. Asako fiel es auch nicht schwer ein wenig verliebt zu tun, da sie sehr sympathisch war, also gab es auch in den weiteren Szenen kein Problem. Bald darauf kam ihr „Watashi dake ni“. Asako dachte an ihre Geliebte und sang voll Inbrunst… Kiriya beobachtete sie und lauschte gespannt ihrer Stimme. Sie hatte dieses Lied unzählige Male während der Proben gehört, doch dieses Mal war es anders. Es war viel besser, viel gefühlvoller, viel rührender und zugleich kräftiger als zuvor. Kiriya konnte es jedoch nicht ganz genießen, egal wie schön es war. Denn ihr war klar, dass Sena nicht, wie sie sang sich selbst gehörte sondern immer noch Osa. Ihr kamen beinahe die Tränen bei dem Gedanken. Asakos Gesang berührte sie tief. Am Ende, nachdem ‚Elisabeth‘ den höchsten Ton perfekt und wundervoll getroffen hatte, gab es einen so tosenden Applaus, wie man ihn selten hörte. Sena hatte ihn vollkommen verdient. Sie war tatsächlich eine der besten ‚Sisi‘-Darstellerinnen die Takarazuka je hervorgebracht hatte. Das Musical verlief auch weiterhin sehr gut. Ayaki Nao war für Asako zwar immer noch ein ungewohnter ‚Tod‘, aber nicht schlecht. Yuuhi spielte einen so süßen ‚Rudolph‘, dass sie sie am liebsten getröstet und mit hinter die Bühne genommen hätte, anstatt sie alleine zu lassen und dem vom ‚Tod‘ herbeigerufenen Selbstmord zu überlassen. Kiriya unterhielt weiterhin die Menge als ‚Lucheni‘, mit sarkastischen Einwürfen und ihrem fiesen Lachen. Gaichis ‚Franz Joseph‘ alterte wie gehabt und wartete vergeblich auf ‚Elisabeths‘ Rückkehr. Schließlich näherte sich das Stück seinem Ende. Kiriya stach den unechten Dolch zum Glück nicht mitten in Asakos Brust sondern dahin wo er hingehörte, und lachte dann wahnsinnig, während sie von ein paar Leuten festgehalten wurde. Sie rief noch „Un grande amore!“ und wurde dann abgeführt. Sena trat in ihrem weißen Gewand auf die mit Nebel bedeckte Bühne. Sie erinnerte sich an ebendiese Szene mit Osa. Genau wie bei ihr, lief sie Saeko gerührt entgegen, ließ sich in den Arm nehmen und „küssen“, was unglaublich echt aussah, wie sie später auf der Aufnahme sehen würde. ‚Elisabeth‘ und ‚der Tod‘ stiegen hinauf, der Vorhang schloss sich, das Stück war vorbei. Nun kam noch der Revueteil. Gaichi sang, danach das Hatsubai, der Otokoyaku-Tanz, bei dem- und darüber war Asako glücklich-‚Lucheni‘ nicht die gleiche wichtige Rolle zukam wie damals bei Osa und ihr. Dieser spezielle Tanz würde hoffentlich auf ewig ihnen gehören. Schließlich kam Senas Tanz mit Saeko, der auch perfekt gelang. Zuletzt noch das Herabschreiten von der Treppe, ein wenig Gesang und Winken und es war zu Ende. Hinter der Bühne freuten sie sich alle über ihren Erfolg. Yuuhi hob Sena hoch und trug sie wie eine Braut herum. Außerdem posierten Asako mit Saeko, die tat als wollte sie sie auf die Wange küssen während neben ihnen Kiriya, Yuuhi und Gaichi knieten und präsentierend in ihre Richtung zeigten. Es wurden Erinnerung-Fotos gemacht und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Trotzdem versuchte sich Sena bald darauf abzuseilen um Osa treffen zu können. Sie bedankte sich bei allen für die gute Zusammenarbeit, wünschte ihnen noch viel Spaß und ging sich dann schnell umziehen. Als sie fertig war, eilte sie zum Hinterausgang des Theaters, wo Haruno bereits auf sie wartete. Als diese Asako erblickte, breitete sie die Arme aus wie ‚der Tod‘ in der letzten Szene. Ihre Geliebte rannte ihr entgegen und umarmte sie innig. „Du warst einfach fabelhaft Asako!“, sagte Osa glücklich. „Danke Masa-chan! Ohne deine Hilfe hätte ich das nie geschafft!“, sagte Sena dankbar. „Ach was…ich hab doch gar nichts gemacht! Bei deinem „Watashi dake ni“ sind mir die Tränen gekommen vor Rührung! Es war wundervoll! Aber das hast du wohl sowieso am Applaus gemerkt.“, lobte sie sie. „Auch da habe ich an dich gedacht…Im Prinzip hab ich die ganze Zeit nur an dich gedacht Masa-chan…“, entgegnete Asako und sah sie liebevoll an. Haruno erwiderte ihren Blick. Sie hätte sie geküsst wenn sie nicht in der Öffentlichkeit gewesen wären. Es war schon gefährlich gewesen sich so innig zu umarmen, überall konnten neugierige Fans oder Paparazzi lauern. „Komm, lass uns gehen meine ‚Sisi‘.“, sagte Osa daher, und die beiden gingen davon, um die wenige Zeit zu genießen, die sie gemeinsam verbringen konnten. Kapitel 17: Ernest in Love -------------------------- ‚Elisabeth‘ ging zu Ende und es kam wie erwartet: 2005 wurde Asako Topstar von Tsukigumi. Auch wenn es zu erwarten gewesen war, freute sie sich sehr darüber. Ihr Debutstück würde „Ernest in Love“ werden, eine kleine Produktion im Umeda Fine Arts Theater. Irgendwie war Sena langsam fast froh darüber, wie die Dinge gekommen waren. Denn nun war sie Topstar ohne, dass Osa dafür fortgehen musste. Zwar sahen sie sich sehr selten, doch würden sie sich wahrscheinlich noch seltener sehen, wenn Haruno erst einmal Takarazuka verlassen hatte. Und schließlich war Sena in der Troupe Topstar geworden, in die sie ursprünglich kommen hatte wollen. Endlich schienen sich die Dinge wieder zum Positiven zu wenden. Asako gefiel ihr erstes Stück als Topstar sehr. Es war witzig, hatte schöne Lieder und sie konnte viel mit Kiriya herumblödeln. Ihre Musumeyaku wurde Ayano Kanami, die schon die weibliche lead in ihrer ersten Hauptrolle in „Manon“ gespielt hatte. Sena freute sich sehr darüber, was für ein Glück sie hatte mit Mihoko spielen zu dürfen. Viele Topstars bekamen Musumeyaku zugeteilt, mit denen sie nie etwas zu tun gehabt hatten. Mihoko war extra nach Tsukigumi transferiert worden um hier Musumeyaku-Topstar werden zu können. Zuvor war sie in Soragumi gewesen, weshalb sich die beiden einige Jahre nicht mehr gesehen hatten. Wie sich herausstellte freute sie sich ebenso, Sena wiederzusehen und ihre Topstar-Partnerin zu werden. Sie verstanden sich auf Anhieb, als wäre kaum Zeit vergangen seit sie sich das letzte Mal begegnet waren. Während ihrer Zusammenarbeit mit ihr, lernte Sena Ayano viel besser kennen. Sie war nicht nur eine wunderschöne und talentierte Frau, sie hatte auch einen starken Charakter, was Asako sehr bewunderte. Man konnte gut mit ihr reden und sie scheute sich auch nicht davor Kritik abzugeben oder diese anzunehmen. Sena konnte sich glücklich schätzen, eine solche Frau an ihrer Seite zu haben. Und nicht zu vergessen Kiriyan. Die Nibante war schließlich genauso wichtig wie die Top-Musumeyaku, und auch mit ihr hatte Asako großes Glück. In ihrer Trauer hatte sie sie noch kaum richtig kennen lernen können. Sie war so gutmütig und sanft wie kaum eine zweite Frau. Außerdem war sie sehr einfühlsam und trotzdem witzig, klug und meistens gut gelaunt, mit einem herzlichen Lächeln auf den Lippen. Man konnte einfach nicht umhin sie gern zu haben. In „Ernest in Love“ tanzten und sangen sie viel miteinander, sie umarmten sich und Asako durfte sogar Kiriyas perfekte Otokoyaku-Frisur in einer Szene durcheinander bringen. Kiri meinte, es freue sie besonders, dass sie während des Stücks essen durfte, weil es zur Rolle gehörte. Für eine Schauspielerin die Essen liebte und immerzu gequält wurde, weil sie immer nur so tun musste als würde sie essen und trinken, war das ein ganz besonderer Pluspunkt. Zumindest ließ sie das Asako glauben. In Wirklichkeit gefiel es ihr am meisten, Sena so oft nah sein zu dürfen. Sie musste sich sehr zusammenreißen, ihre Gefühle nicht offen zu zeigen und in der Rolle zu bleiben, wenn sie mit Asako tanzte und scherzte. Ihr Herz schlug schneller wenn ihre Liebste ihren Arm um sie legte, sie berührte und umarmte. So viel Körperkontakt hatten sie nie zuvor miteinander gehabt… Besonders musste sie aufpassen, weil sie in diesem Stück eine Liebesbeziehung mit Shirosaki Ai hatte und diese nicht durch ihre Schwärmerei vernachlässigen durfte. Sie hoffte sehr, dass Ai-chan nicht mehr in sie verliebt war oder, dass das Spiel ihre Gefühle nicht wieder entflammen ließ. In letzter Zeit gingen sie jedoch sehr freundschaftlich miteinander um, und so waren Kiriyas Befürchtungen nicht allzu groß in dieser Hinsicht. Da sie gut miteinander auskamen, fiel es ihr auch nicht allzu schwer ihr Zuneigung entgegen zu bringen. Und schließlich war sie immer noch Schauspielerin, so viel musste schon zu schaffen sein. Alles in allem überwog die Freude über so manche Sorge. Asako, Mihoko und Kiriya hatten schon während der Proben einen Riesenspaß. Da es eine kleine Produktion war, hatten sie keinen solchen Stress wie bei größeren Top-Star-Debüts. Yuuhi machte leider nicht mit bei diesem Musical, was alle etwas schade fanden. Trotzdem war ihnen bald klar, dass dies sicher eines ihrer Lieblingsstücke sein und bleiben würde. Außerdem freute Asako sich sehr, mit Izumo Aya zusammen arbeiten zu dürfen, die sie damals mit Osa gemeinsam in Elisabeth die Sophie hatte spielen sehen. Im Moment war sie Senka, würde aber ab 2006 ein fixes Mitglied der Moon Troupe werden, was Sena sehr glücklich machte, da sie sie überaus bewunderte. Denn Taki hatte nicht nur viel Bühnenerfahrung und eine unglaubliche Stimme, sie war auch noch sehr freundlich, fast schon mütterlich und immer guter Dinge. Sie war ein sehr geselliger und warmherziger Mensch. Auch wenn sie oft gemeine Rollen spielte, die ihrem Charakter völlig entgegen gingen, woran sie jedoch großen Spaß hatte. Mihoko gefielen die witzigen Stimmungsschwankungen ihres Charakters, zuerst total süß und mit lieblicher Stimme und kurz darauf todernst mit tiefer Stimme, was sie perfekt darstellen konnte. Außerdem mochte sie die Lieder, ganz besonders ihr Liebeslied zusammen mit Asako. Die ganze Liebesgeschichte war allerdings nicht wirklich ernst zu nehmen, und es gab einmal zur Abwechslung kein großes Drama, was sehr selten war in Takarazuka-Stücken. Tatsächlich starb keine einzige Person während des ganzen Musicals. Es steckte also für keinen der drei viel Arbeit in diesem Stück, also waren sie zuversichtlich ein glückliches Topstar-Debüt zu haben. Die Proben waren bald abgeschlossen und die erste Vorstellung rückte näher. Asako war besonders motiviert, da Haruno versprochen hatte, bei ihrem Debut anwesend zu sein. Sie hatte gesagt, das wolle sie um nichts auf der Welt verpassen. Sie konnte jedoch danach nicht länger bleiben, also machten sich die beiden aus, sich am Wochenende nach der ersten Spielwoche zu treffen, auch wenn selbst das schon fast unmöglich war, so sehr war zumindest Osa gerade in ihre Arbeit eingespannt. Langsam war Asako schon gewöhnt daran und ließ sich dadurch nicht die Laune verderben. Sie versuchte sich einfach an der Zeit zu erfreuen, die sie miteinander hatten, weil diese so selten, noch kostbarer geworden war… Nach einer erfolgreichen Spielwoche, kam das langersehnte Wochenende und Sena wartete gespannt in ihrer neuen Wohnung , die deutlich größer und schöner war als ihre letzte, da sie jetzt Topstar war und es sich leisten konnte. Sie war schon neugierig darauf, wie ihre Liebste sie finden würde und natürlich was sie von ihrem Debut hielt. So wie sie Masako kannte, würde sich der heutige Abend nur um Sena drehen, und diese konnte nicht leugnen, dass sie sich bereits auf all die Aufmerksamkeit freute. Als sie es an der Tür klopfen hörte, sprang sie sofort vom Sofa auf und rannte voller Erwartung zur Eingangstür um diese zu öffnen, doch dahinter wartete keine hocherfreute und stolze Masako, wie sie gedacht hatte. Kaum hatte sie ihrer Geliebten strahlend ins Gesicht geblickt, war ihr schon aufgefallen, wie schlecht diese gelaunt war. Sie so zu sehen war Asako überhaupt nicht mehr gewohnt, da Osa immer glücklich schien, sobald sie zu zweit waren. Haruno aber erklärte nichts, ließ nur ein gemurmeltes „Hallo.“ hören und ging einfach an Sena vorbei, direkt in Richtung Sofa um sich dort hinzusetzen, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, ihre Freundin richtig zu begrüßen. „Hi…“, entgegnete Asako verwundet und blickte unsicher in Masakos Richtung, noch immer neben der offenen Eingangstüre stehend. Endlich schloss sie diese und setzte sich behutsam neben ihre Liebste, um ihr sanft eine Hand auf die Schulter zu legen, da sie offensichtlich Trost brauchte. Osa aber schüttelte sie ruckartig ab und wendete sich von ihr, was Sena zusammenzucken ließ. „Masa-chan…Was ist denn los? Hab ich…irgendwas falsch gemacht?“, fragte sie ernsthaft besorgt. „Nein. Ich hatte einfach einen miesen Tag.“, meinte Osa kurz angebunden. „Ist irgendetwas passiert?“, wollte Asako wissen. Als keine Antwort kam, fragte sie noch einmal nach: „…Ist etwas passiert Masa-chan?“ „Aaach!“, entfuhr es Haruno plötzlich und sie stand auf und fing an im Raum auf und ab zu schreiten. „Meine verdammte Nibante! Sie ist einfach zu nichts zu gebrauchen! Ich hasse es, alles läuft nur noch schief wegen ihr!! Die Probe heute war schon wieder der totale Reinfall!“, fluchte sie. Sena dachte kurz nach bevor sie fragte: „Aber…Masa-chan. Ist…Ist es ihre Schuld?“ „Ja natürlich ist es ihre Schuld, worüber denkst du spreche ich gerade?!“, warf Haruno ihr wütend entgegen. Doch Asako ließ sich nicht einschüchtern. „Ich meine…ist es ihre Schuld?“, fragte sie nach, mit einer Betonung um ihrem Gegenüber klar zu machen, was sie meinte. Das sollte heißen: „Liegt es an ihr, oder daran dass sie nicht ich ist?“ Osa blieb stehen und schien kurz ins Grübeln gekommen zu sein. Dann sagte sie: „Ich weiß auch nicht.“, und setzte sich wieder, etwas entfernt von Sena und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Es trat ein kurzes Schweigen ein, dann flüsterte Haruno kaum hörbar: „Du fehlst mir einfach so sehr…Jeden Tag, jede Minute…Wir sehen uns viel zu selten und kaum trennen wir uns, brennt schon wieder die Sehnsucht nach dir in mir…wir haben immer zu wenig Zeit…viel zu wenig Zeit…Ich halte das nicht mehr aus…“ Gegen Ende erstickte ein Schluchzen ihre Stimme und sie war kaum mehr zu verstehen. Asako wusste nicht gleich, was sie sagen sollte. Sie merkte wie Osa anfing zu weinen, und traute ihren Augen und Ohren kaum. Die ganze Zeit über, seit sie von ihrem Wechsel erfahren hatten, hatte Haruno sich stark gegeben. Sie hatte kein einziges Mal Schwäche gezeigt, hatte nie in Senas Gegenwart geweint, nie von dem Schmerz erzählt, den ihr die Trennung verursachte. Sena ärgerte sich über sich selbst. Wie naiv war sie gewesen, zu glauben Masako mache das alles viel weniger aus als ihr. Schließlich liebten sie sich, also war es natürlich auch für Osa eine Qual. „Es tut mir leid Masa-chan. Ich habe überhaupt nicht an dein Leid gedacht, sondern nur an mein eigenes. Ich verspreche, ich werde mich ab jetzt besser um dich kümmern“, sagte sie und näherte sich Haruno, die endlich aufblickte und sie mit tränennassen Gesicht ansah. Asako zog sie zu sich und umarmte sie. „Bitte verzeih mir. Ich weiß, dass du für mich stark sein wolltest.“ „D-du musst nicht…I-ich…“, schluchzte die geliebte Frau in ihren Armen, doch Sena unterbrach sie: „Shhhh…Schon gut. Ist schon gut.“, und strich ihr sanft durchs Haar. „Du lasst es dir heute gut gehen…“, sprach sie weiter. Es war eigenartig, doch Sena machte es irgendwie an, dass Masako Schwäche zeigte. Auch wenn es ihr falsch vorkam, in einer solchen Situation so zu fühlen. Dennoch musste sie diesem Gefühl folgen, nahm Harunos Gesicht in ihre Hände und blickte sie zärtlich an. „Meine süße Masa-chan…“, sagte sie liebevoll und küsste Osa sanft auf die Lippen. Während sie sie weiter küsste, spürte sie wie Masako sich entspannte und anfing sich gehen zu lassen und sie wusste, dass sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. „Hmm…“, machte Haruno und ließ so ihr Wohlgefallen erkennen. Sena unterbrach nun den Kuss um über die Wangen ihrer Geliebten zu lecken und so ihre Tränen aufzufangen. „A-asako…“, flüsterte Osa verwirrt, nicht sicher ob ihr gefiel wie sich die Dinge gerade entwickelten. Sie war es nicht gewöhnt, die Oberhand zu verlieren und alles geschehen zu lassen. Sie kontrollierte lieber was vor sich ging. Daher versuchte sie sich ein wenig zu wehren, als Asako sie nun aufs Sofa drücken wollte: „W-warte Asako…“ „Nein.“, sagte diese simpel und brachte Haruno mit sanfter Gewalt zum Liegen, indem sie ihre Hände festhielt und sich zu einem weiteren Kuss hinab beugte, der schließlich Osas Gegenwehr völlig versiegen ließ. Asako ließ sich viel Zeit und küsste ihre Geliebte zuerst langsam und zärtlich, dann immer leidenschaftlicher, sodass sie spüren konnte, wie der Körper unter ihr anfing heißer zu werden und sich vor Erregung anspannte und sich ihr entgegen drückte. Masako konnte der Zuwendung ihrer Geliebten nicht widerstehen, sie brauchte es jetzt mehr denn je fest gehalten zu werden. Sena fing an ihr Ohr und ihren Hals zu liebkosen, während Osa von ihren Gefühlen übermannt, alles über sich ergehen ließ. Sie hatte ihre Augen geschlossen und ließ hin und wieder einen wohligen Seufzer hören. Asako gefiel es, einmal die Zügel in der Hand zu haben und genoss es offensichtlich. Natürlich war dies nicht das erste Mal, dass Osa sich ihr hingab, doch hatte sie nie zuvor völlig die Kontrolle hergegeben und alles mit sich machen lassen. In diesem Moment lag Masakos Körper vollkommen in Senas Händen, was absolutes Vertrauen voraussetzte. Dass Haruno ihr dieses Vertrauen entgegenbrachte, machte Asako unbeschreiblich glücklich. Sie wollte diesem Geschenk gerecht werden, indem sie Osas Körper ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit widmete, so lange dieser es verlangte… Als Asako am Morgen erwachte, lag Haruno nackt in ihren Armen unter einer weichen, weißen Decke verborgen. Sie betrachtete ihr Gesicht, und dachte darüber nach, wie sie die Liebe einer solch wundervollen Frau verdient hatte. Sie wollte sie nicht wecken, also verhielt sie sich so still wie möglich und rührte sich nicht, auch wenn ihre Position nicht unbedingt bequem war. Wichtiger war es ihr, weiterhin Masakos gleichmäßigen Atem zu spüren und zu lauschen, zu sehen wie ihre Mimik sich leicht veränderte während sie träumte und ihre Wärme und ihren Herzschlag zu fühlen. Zwischendurch murmelte Osa unverständliche Worte, doch einmal verstand Sena ganz deutlich: „…Asa…ko…“. Nach einer Zeit, erwachte schließlich auch Haruno. Sie öffnete langsam die Augen und als sie ihre Liebste erblickte, umspielte ein sanftes Lächeln ihre Lippen. „Guten Morgen…“, sagte sie, doch ihr Tonfall klang so zärtlich, dass es für Sena klang wie „Ich liebe dich“. „Morgen“, erwiderte sie. Haruno entwand sich aus Senas Armen um sich zu strecken, dabei fiel ihr auf dass sie nackt war. Während die andere noch die wohlige Wärme von eben vermisste, fragte Osa entsetzt: „Was zum-! Warum habe ich denn nackt geschlafen?!“ Asako fing an zu grinsen, sie war zumindest halbwegs bekleidet geblieben. „Nun ja, du warst am Ende so erschöpft, dass du auf der Stelle in meinen Armen eingeschlafen bist.“, antwortete sie. Masako zog die Decke soweit sie konnte hoch und lief rot an. „Masa-chan, jetzt tu doch nicht so! Ich kenne deinen Körper doch in und auswendig!“, neckte Sena sie. Doch sie wusste natürlich ganz genau, dass es ihrer Geliebten unangenehm war nackt zu schlafen, besonders da Sena nicht nackt war, so kam sie sich noch entblößter vor. Asako fand ihre Reaktion süß. Sie wollte sie allerdings nicht allzu lange ärgern, also machte sie sich auf um ihnen Frühstück zu machen und ihrer Freundin Zeit zu geben, sich einzukleiden. „Ich mach uns was zu Essen, ja?“ Osa blickte ihr nach und sah wie sie sich noch einmal umdrehte, um ihr wirklich bühnenreif zuzuzwinkern, und merkte wie verliebt sie immer noch in diese Frau war… Wie geahnt verliefen die Vorstellungen von ‚Ernest in love‘ reibungslos und das Stück erfreute sich großer Beliebtheit. Nicht nur auf der Bühne sondern auch dahinter trieben Asako, Kiriyan und Mihoko Blödsinn und hatten ihren Spaß miteinander. Am letzten Aufführungstag erlaubte sich Kiriya sogar einen Streich. In einer Szene saß sie gemütlich herum und mampfte Muffins während Asako sich aufregte und sie schließlich am Kragen packte und von der Bühne zerrte. Eigentlich sollte Kiriyan zwar kurz protestieren, dann aber gehorsam mit ihr gehen und ihre geliebte Süßspeise hinter sich lassen. Dieses Mal aber, nahm sie heimlich ein Stück Muffin mit ohne, dass Sena dies merkte, ließ sich anscheinend willenlos am Kragen hinweg bugsieren, aber stopfte dann im letzten Augenblick die Süßigkeit in Asakos Mund. Diese war so überrascht darüber, dass sie die andere losließ, sodass diese grinsend weglaufen konnte. Erst nach einem Augenblick in dem sie sich fasste, rannte sie ihr hinterher. Hinter der Bühne schnappte sie sich gleich ihre Nibante, immer noch mit vollem Mund. „Kiwian wa follte daf?!!“, brachte sie heraus, konnte aber nicht ernst bleiben, sondern fing dann selbst an zu Lachen. „Hahaha, tut mir leid, ich konnte einfach nicht widerstehen!“, entschuldigte sich Kiriyan mit amüsierter Miene. Sena schluckte endlich den Rest hinunter. „Na ok, schon gut. Los wir müssen gleich wieder auf die Bühne! Passt mein Make-up noch?“ „Hm, ja…warte, nur da hast du noch was…“, meinte Kiri, pflückte ein paar Krümel aus Senas Mundwinkel und vertilgte diese sogleich. „Also Kiri!“, meinte Asako gespielt entsetzt und machte sich dann sogleich auf den Weg zum nächsten Auftritt, die andere ihr hinterher. „Wie viel süßer das plötzlich schmeckt…“, dachte Kiriya noch… Kapitel 18: Retirements ----------------------- 2006 wurde das Retirement von Wao Youka und Hanafusa Mari bekannt gegeben. So ziemlich jede Takarasienne redete darüber. Auch Kiriya und Yuuhi konnten nicht anders. Sie waren gerade mitten in den Proben für ihre Gastauftritte als Oscar, in Hoshigumis „die Rose von Versaillles- Fersen und Marie Antoinette“, was für sich allein schon Aufregung genug war. Dennoch gab es nur ein Gesprächsthema für die beiden. „Irgendwie total merkwürdig, oder? Das ist fast als ob eine Ära zu Ende ginge…“, meine Yuuhi nachdenklich. Ja, Takako und Hana waren jetzt schon so lange ein Topstarpärchen, dass ich gar nicht mehr daran gedacht hatte, dass sie einmal gehen würden.“, stimmte Kiriya zu. „Es wird total unmöglich sein ihren Platz einzunehmen…derjenige der jetzt in Sora Topstar wird, tut mir ehrlich gesagt jetzt schon leid…“ „Nun ja, da kann man nichts machen…bin aber schon total gespannt wer es werden wird!“ Sena währenddessen war nachdenklich gestimmt. Mehr als das Retirement der „Golden Combi“, beschäftigte sie der Rücktritt von Osas Musumeyaku Fuzuki Miyo. Es war schon die Zweite die ging, was Sena beunruhigte war der Grund für diese Entscheidung, auch wenn er sie nicht überraschte. Sie hatte kurz nachdem sie es erfahren hatte, sofort ihre Freundin kontaktiert, um herauszufinden warum die Musumeyaku gehen wollte. Osa hatte zugegeben, dass Fuu-chan schon seit langem unglücklich in sie verliebt gewesen war und es nicht mehr ertragen hatte können, mit ihr gemeinsam zu arbeiten. Asako hatte schon so etwas in der Art vermutet. Sie war sich sicher, dass es viele Frauen gab, die heimlich in Haruno verliebt waren. Nur das Wissen darüber, dass sie eine neue Partnerin bekommen und noch in Takarazuka bleiben würde, beruhigte sie ein wenig. Doch wie lange würde das noch sein? Sie war mittlerweile vier Jahre Topstar, also schon über den durchschnittlichen 3 Jahren und de unumgängliche Rücktritt Osas war ein sehr beängstigender Gedanke für Asako. Noch mehr wurde sie daran erinnert durch das Stück „Akanesasu Murasaki Hana“, in dem sie bald wieder spielen würde. Denn dieses hatte sie bereits 2002 zusammen mit Osa aufgeführt, es war ihr Topstardebut gewesen. Es kam ihr vor, als wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen. Noch dazu hatte sie in dieser Produktion dieselbe Rolle wie damals, obwohl sie nun selbst Topstar war. Die beiden männlichen Hauptrollen waren gleichbedeutende Brüder und die Hauptrollen waren einfach ausgetauscht worden. Sie liebte dieses Stück, doch es kam ihr merkwürdig vor, es ohne Masako aufzuführen und stattdessen an Kiriyas und Yuuhis Seite zu spielen… Sie sagte sich jedoch, dass sie sich dadurch nicht runter ziehen lassen dürfte. Schließlich waren Yuuhi und Kiriya ihre besten Freunde, es würde sicher trotzdem schön werden. Sie erzählte ihnen jedoch nicht, wie sie sich fühlte in Bezug auf das Stück. Die beiden mussten schließlich nicht alles wissen... Die Proben verliefen gut und Ende Jänner spielte sie wie geplant im Chunichi Theater, mit Kiriya in der zweitwichtigsten Rolle. Yuuhi würde diese Rolle um Oktober übernehmen, wenn sie mit dem Stück auf Tour gehen würden. Doch im Moment spielte sie Oscar in "die Rose von Versailles". Sena hatte unerwartet großen Spaß daran, an Kiriyas Seite zu spielen. Doch gleichzeitig hatte sie ein schlechtes Gewissen da sie nun, entgegen ihrer Erwartungen so viel Freude an diesem Stück hatte, wo sie doch meinte es Osa schuldig zu sein, wegen ihrer Abwesenheit in Trauer zu versinken. Doch sie konnte sich nichts dagegen machen, es war herrlich mit ihrer besten Freundin zu spielen. Als der letzte Spieltag kam, war sie richtig trübsinnig und Kiriya ging es genauso. Zur Aufmunterung und zur Feier des Erfolgs, wollte sie Asako nach dem Stück zum Essen einladen. Natürlich wollte Kiriya nur die Zeit nutzen, die sie noch mit Sena alleine verbringen konnte. Diese war begeistert von der Idee und sagte sofort zu. In freudiger Erwartung, spielten sie ihre letzte Vorstellung und gaben sich besondere Mühe. Schließlich kam das Ende, der letzte Vorhang fiel und sie machten sich auf in die Umkleidekabinen. Sena sagte noch beim Vorbeigehen zu ihrer Freundin: „Ich mach mich schnell fertig, wir sehen uns dann in 15 Minuten vorm Eingang, in Ordnung?“ Kiriya nickte ihr zu und machte sich ebenfalls auf um sich fertig zu machen. Sie konnte das schöne Abendessen kaum noch erwarten. Sie hatte extra zwei Plätze in einem Restaurant reserviert, von dem sie wusste, dass Asako es liebte. Der Topstar war richtig aufgeregt vor Freude und machte sich mit vor Glück schlagendem Herzen auf den Weg in seine Kabine. Eigentlich war es jedoch eher ein großzügiges Zimmer, das ihr als Star zum Umziehen zur Verfügung stand, nichts im Vergleich zu den engen Kammern die sie früher hatte benutzten müssen. Gerade als sie mit dem Kleiderwechsel fertig war, klopfte es an der Tür. Sie erwartete niemanden Bestimmten, doch noch am ehesten Kiriyan die wohl ungeduldig war, da sie zu lange brauchte. Also rief Sena: "Einen Augenblick bitte! Ich bin ja gleich fertig!", und ging auf die Tür zu um sie zu öffnen. Sie blieb einen Moment davor stehen und wunderte sich, dass niemand antwortete, dann drückte sie die Türklinke herab um der wartende Person Eintritt zu gewähren. Zu ihrer Verwirrung war es nicht ihre Nibante die da vor ihr stand. Es war Osa. "Hi, Asako!", sagte diese mit einem triumpfierenden Grinsen im Gesicht, da ihre Überraschung offensichtlich gelungen war, und streckte ihrer Freundin einen riesigen Strauß ihrer Lieblingsblumen entgegen. "M-masa-chan...?", stammelte Sena und starrte ungläubig die andere Frau an. Haruno ließ sich von ihrer Verwirrtheit nicht stören, schloss sie in die Arme und ließ einen erleichterten Seufzer hören. "Ich hab dich so vermisst meine süße Asako..." Diese brauchte einen Moment um ihren Schock zu überwinden, ging dann jedoch schnell dazu über sich haltlos zu freuen und die Umarmung zu erwidern. "Masa-chan! Masa-chan!", rief sie glücklich den Namen ihrer Geliebten wie zum Beweis, dass diese tatsächlich hier und keineswegs ein Hirngespinst oder eine Halluzination war. Dann sah Osa sie an, mit diesem speziellen, warmen Blick, den Asako nur zu gut kannte und der verhieß, dass sie sogleich einen Kuss empfangen würde. Masako erfüllte diese Erwartung, legte ihre Lippen auf die ihrer Geliebten und küsste sie zuerst zärtlich, dann begierig. Sie hatten sich wieder einige Zeit lang nicht gesehen und so hungerte Haruno geradezu nach körperlicher Nähe und Liebe. „Mnn...“, machte Sena. Wie sehr sie dieses Gefühl doch vermisst hatte... Doch dann fiel ihr plötzlich Kiriyan ein, die auf sie wartete. Sie unterbrach den Kuss widerwillig und murmelte: „Oh Mist...“ Haruno war irritiert darüber und fragte verwirrt: „Was ist denn los?“ „Ich...also...Warte bitte einen Augenblick hier auf mich, ja? Ich muss nur kurz etwas klären, bin gleich wieder da!“, sagte Asako, löste sich aus der Umarmung ihrer Geliebten, nahm ihr Handy zur Hand, ging zur Tür hinaus und ließ eine verwirrte Osa in ihrer Kabine zurück. Sie lehnte sich am Gang gegen eine Wand und wählte Kiriyas Nummer. Nach einem Moment hob diese bereits ab, anscheinend hatte sie ihr eigenes Handy bereit gehabt. „Hey, Asako, was ist los? Ich warte hier in der Kälte auf dich!“, sagte sie gespielt vorwurfsvoll, doch lächelnd. Noch war ihre Laune nicht verdorben. „Kiriyan! Es tut mir so leid, aber...Also...Ich kann heute doch nicht mit dir ausgehen...“ „Was? Aber...warum denn nicht?“, fragte die andere überrascht. „Ehm...“ Sena zögerte. Aus irgendeinem Grund war es ihr unglaublich unangenehm, Kiriya das zu sagen, doch sie überwand sich schließlich. „Masako ist hier überraschend aufgetaucht...Ich kann sie jetzt nicht einfach wegschicken...“, erklärte sie mit schuldbewusster Stimme. „Oh...Ich verstehe...“, hörte Asako Kiriya mit enttäuscht klingender Stimme sagen. „Es tut mir wirklich leid Kiri...Ich hatte mich so sehr darauf gefreut mit dir essen zu gehen...“, meinte Sena bedauernd. „Ach, schon ok! Ich hatte sowieso nichts Besonderes vorbereitet, also keine Sorge! Ich weiß, dass ihr euch nur selten seht...Verbringe einen schönen Abend mit ihr, ja?“, sagte Kiriya dann jedoch, als mache es ihr überhaupt nichts aus. Sie war eine überaus gute Schauspielerin. „Wirklich? Danke für dein Verständnis Kiriyan! Das ist so lieb von dir! Du hast was gut bei mir! Wir holen das ganz sicher nach, versprochen!“, entgegnete Sena erleichtert. „Ich nehme dich beim Wort! Vergiss es nicht, ja?“ „Sicher nicht! Bis bald Kiri! Und Danke nochmal!“ „Bis bald Asako...“ Klick Sena wurde leichter ums Herz. Sie hatte befürchtet, die Absage würde Kiriya härter treffen, doch offenbar war dem nicht so. Dennoch war sie etwas traurig. Sie freute sich unglaublich über Osas Kommen, andererseits hatte sie sich auch darauf gefreut etwas mit Kiriya zu unternehmen. Ihre Nibante war ihr wirklich ans Herz gewachsen... Doch sie beschäftigte sich nicht länger mit diesem Gedanken und machte sich daran, wie diese es ihr geraten hatte, einen schönen Abend mit Haruno zu verbringen... Kiriya starrte ihr Handy an. Sie spürte wie ihr die Tränen hoch kamen, schloss die Augen und schluckte, um das Verlangen zu weinen zu unterdrücken. Immer noch stand sie in der Kälte draußen, vor dem Hinterausgang. Es war Februar. Sie schlang die Arme um sich und blieb unentschlossen in ihrer Position, den unsinnigen Gedanken abwägend, Asako noch einmal anzurufen und ihr die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit, dass es ihr absolut gegen den Strich ging, sie wieder einmal an Osa freigeben zu müssen und den Abend alleine zu verbringen. Und dass sie sehr wohl Vorbereitungen getroffen und etwas Besonderes geplant hatte. Doch schließlich kam sie zur Vernunft und riss sich zusammen. Sie seufzte schwer und machte sich allein auf den Weg nach Hause, wo niemand auf sie wartete außer ihr geliebter Hund... Bald darauf lud Asako Kiriya zur Wiedergutmachung in ein schönes Café ein. Auch Yuuhi hatte sie eingeladen, was Kiri fast enttäuschte, da sie gehofft hatte ein wenig Zeit allein mit Sena verbringen zu können. Das wiederum verursachte ihr ein schlechtes Gewissen. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken und so plauderten die drei über Yuuhis und Kiris absolvierte Rolle als Oscar und Senas bevorstehende Rolle als André in "die Rose von Versailles". „Wirklich, eine Woche Oscar zu spielen ist genug Kitsch für einige Zeit“, meinte Kiriyan lachend. „Meinst du? Ich hab die Rolle und das Stück wirklich gern...Es hat mir total Spaß gemacht! “, erwiderte Yuuhi. „Ich freu mich darauf, Asako spielen zu sehen! Du wirst sicher ein toller André sein!“ „Wirklich, meinst du? Ach was, du Schmeichlerin!!“, antwortete Sena abwehrend, aber lächelte ihre Freundin herzlich an. Kiriyan ließ noch ein paar Komplimente darüber fallen, was für ein toller Topstar Asako war, woraufhin diese nur verlegen verneinte und dankbar und bescheiden ihren Blick senkte. Yuuhi dagegen blieb eine Weile still und beobachtete die beiden. Seit längerer Zeit machte sie sich schon Gedanken und überlegte, wie sie diese am besten ausdrücken konnte, ohne jemanden zu verletzen. Ihr langes Schweigen fiel schließlich auf und so wendete sich Asako an sie: „Stimmt etwas nicht Yuuhi? Du wirkst so abwesend.“ „Ach? Es ist nichts, ich war nur in Gedanken versunken...“, sagte sie mit deutlichem Unmut in ihrer Stimme. „Oooh, Yuuhi! Nicht traurig sein!!“, platzte Kiriyan sogleich heraus und nahm ihr Freundin tröstend in die Arme. „Was auch immer es ist!“ „Ja! Mach dir nicht so viele Gedanken!“, fügte Sena hinzu und machte eine Gruppenumarmung daraus. „Ah, ihr zerquetscht mich! Ich hab doch gesagt es ist nichts! Was sollen die Leute denken?!“, beschwerte sich Yuuhi, wehrte sich jedoch kaum. Auch wenn die beiden nicht wussten was der Grund für ihren Trübsal war, hatten sie sie doch etwas aufgemuntert. Dennoch nahm Yuuhi sich vor, sobald wie möglich ein ernsten Gespräch mit Kiriya zu führen. Als sie sich am Heimweg befanden und Asako einen anderen Weg einschlug als die beiden, ergab sich schließlich die Gelegenheit dazu. Sie verabschiedeten sich von Sena und gingen einige Meter nebeneinander her, während Kiriya von Asakos bevorstehenden Rolle sprach und darüber, dass sie neugierig darauf war sie spielen zu sehen, obwohl sie kein großer Fan von "Die Rose von Versailles" war. Yuuhi jedoch erwiderte nichts, weil sie damit beschäftigt war nach einer passenden Einleitung zu suchen für das, was sie ihrer Freundin zu sagen hatte. „Yuuhi?“, fragte Kiriya verwundert. „Hm?“ „Du bist doch nicht immer noch traurig? Ich hätte nicht gedacht, dass du so sentimental sein kannst.“ „Kiriyan...ich hab einen guten Grund dafür.“ „Was ist es denn?“, fragte sie neugierig. „Es geht um...Asako. Du...“ „Ja?“ „Du bist noch immer in sie verliebt, oder?“, fragte Yuuhi, so behutsam wie möglich. „...worauf willst du hinaus?“, fragte Kiriya nach einer kurzen Pause. „Bist du's oder nicht?“ hakte ihre Freundin nach. „Ja...aber das weißt du doch...?“, antwortete die andere und blickte verlegen zur Seite. „Nun, also hatte ich Recht.“ „Womit denn?“, fragte Kiriya fast genervt. Sie verstand nicht was das Ganze sollte. „Du klammerst dich an deine Liebe, obwohl sie hoffnungslos ist.“ Kiri schwig. „Wie lange bist du nun schon in Asako verliebt?“ Kiriya überlegte kurz. „...etwas mehr als 10 Jahre...“, antwortete sie schließlich leise. Und dann, gespielt vergnügt: „Tja, wie die Zeit vergeht! Kaum zu glauben, was?“ „Das ist nicht komisch Kiriya.“, erwiderte Yuuhi ernst. Die anderen verging das aufgesetzte Lächeln gleich wieder und sie sah sie nur an, fast schuldbewusst aber gleichzeitig widerwillig wie ein Kind, das ein Vergehen begangen hatte, aber die Schuld dafür nicht annehmen wollte. „Kiriya. Du musst aufhören auf diese Weise an Asako zu denken. Es ist völlig in Ordnung, jemanden zu lieben, doch wenn diese Liebe nicht erwidert wird...Denk nur mal an Ai-chan, ihr hast du dasselbe geraten...“ „Das war etwas völlig anderes. Sie hatte sich doch nur etwas in mich verguckt. Ich dagegen...Ich...Ich liebe Asako von ganzem Herzen. Ich kann diese Liebe nicht aufgeben. Für mich gibt es keine andere Frau, als sie.“, sagte sie überzeugt. Yuuhi blickte ihre Freundin kurz schweigend an, fast bewundernd und doch mitleidig. Dann sagte sie: „Ich will nicht, dass du verletzt wirst...das ist alles...“ Kiriya lächelte. „Danke Yuuhi, aber lass das nur meine Sorge sein. Siehst du...es ist schon so viel Zeit vergangen, dass ich es längst gewohnt bin. Und ich glaube, es muss einen Sinn haben, wenn mein Herz Asako nicht loslassen möchte. Ich glaube daran, dass es eine Bedeutung hat. Selbst wenn ich sterben werde ohne, dass meine Liebe Erfüllung findet, Asako wird immer in meinem Herzen bleiben. Das ist ein so unwiderruflicher Fakt, genau wie dass morgen der nächste Tag anbrechen wird, niemand kann etwas dagegen tun, weder du noch ich.“ Eine kurze Pause tragt ein, dann hatte Yuuhi sich besinnt und meinte lachend: „Mann oh Mann, an deinem kitschigem Gerede merkt man tatsächlich, dass du gerade Oscar gespielt hast!“ „Also...Hey!“, sagte Kiriya gespielt beleidigt, knuffte ihre Freundin zur Strafe in die Seite und grinste dann zufrieden vor sich hin, glücklich dieses Thema geklärt zu haben. Yuuhi hatte eingesehen, dass es wohl keinen Sinn hatte zu versuchen Kiriya von etwas abzubringen, das doch so stark in ihr verankert zu sein schien, dass sie ohne dies, vielleicht nicht sie selbst wäre... Kapitel 19: Asakos Geburtstag ----------------------------- Kiriya freute sich auf den ersten April. Nicht deshalb, weil sie da ihre berühmt-berüchtigte Streiche spielen konnte, sondern weil es Asakos Geburtstag war. Natürlich war ihr klar, dass diese den Tag mit ihrer Geliebten verbringen wollen würde, dennoch bereitete sie eine besondere Überraschung vor, da sie wusste, dass Osa erst abends für Sena Zeit haben würde. So konnten sie zumindest unter Tags gemeinsam mit Yuuhi und Mihoko feiern. Kiriya gab sich die größte Mühe alles perfekt zu machen. Sie backte eine Torte, bereitete außerdem ein köstliches Mahl vor und schmückte ihre Wohnung mit bunten Girlanden und Banner auf denen „Happy Birthday“ stand. Als sie fertig war, betrachtete sie zufrieden ihr Werk und fragte Finch-kun, ihren Hund nach seiner Meinung, der wie üblich nichts darauf antwortete. Das machte Kiriya jedoch nichts aus. Sie plauderte dennoch gerne mit ihm, auch wenn die Gespräche eher einseitig waren. Seit sie ihre französische Buldogge 2004 bekommen hatte, hatte sie sie so ins Herz geschlossen, dass sie gar nicht wusste was sie ohne das Tier täte. Sie kleidete ihn auch leidenschaftlich gern ein, was ihn zwar nicht zu begeistern schien, ihr aber immer wieder eine große Freude bereitete. Auch Asako war entzückt von ihrem Hund, den Kiriya nach ihrer allerersten Shinjin-koen Hauptrolle benannt hatte. Als sie daran dachte, hüpfte ihr Herz vor Glück bei der Erinnerung. Doch dann kam ihr der Gedanke, dass sie diese Rolle ja mit Osa geteilt hatte und ihre Stimmung verfinsterte sich wieder etwas. „Ach, einfach nicht daran denken, nicht wahr?!“, sagte sie entschlossen und blickte wieder hinab zu ihrem Hund, der sie wie immer mit einem nichtssagenden Ausdruck anstarrte, den sie als Zustimmung interpretierte. Es war beinahe Zeit, dass ihre Gäste eintreffen sollten, und so machte sie sich daran sich umzuziehen. Doch was sollte sie bloß tragen? Sie fand, dass es Asako gefallen sollte also wählte sie eine beige, vorne gerüschte Bluse, die ihr Dekolleté betonte ohne zu offenherzig zu wirken. Sena hatte ihr zu diesem Stück einmal ein Kompliment gemacht. Dazu wollte sie eine schokoladenbraune Hose tragen, die farblich gut passte. Fertig eingekleidet, klingelte es auch schon an ihrer Tür. Kiriya beeilte sich und gewährte ihren Freunden Eintritt. Sena , Mihoko und Yuuhi waren gemeinsam gekommen. „Willkommen!“, sagte Kiriya herzlich und begrüßte alle mit einer kurzen Umarmung. „Hi Kiri!“, sagte Asako, als sie in die Arme geschlossen wurde, „Danke für die Einladung!“ „Nicht der Rede Wert! Kommt herein, fühlt euch wie zu Hause!“, ermunterte sie ihre Gäste. „Wow, Kiriyan, du hast dir vielleicht was angetan, all das bunte Zeug!“, meinte Yuuhi ganz baff. „Wie süß, das hast du toll gemacht!“, lobte Mihoko. „Das hätte wirklich nicht sein müssen!“, sagte Sena dankbar lächelnd. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte die Gastgeberin, dass es ihr gefiel. Sie führte die drei zur Couch, auf der sie es sich gemütlich machen sollten. Kaum waren sie in den Raum getreten, kam ihnen schon Finch-kun entgegen gesprungen und hechelte sie glücklich an. „Aaaaw! Da bist du ja Süßer! Ich hab dich vermisst!!“, sagte Asako mit süßlicher Stimme um Finch-kun zu begrüßen. Sie war sofort in die Knie gegangen um den Hund zu streicheln. „Ihr Hundenarren!“, meinte Yuuhi scherzhaft spottend. „Jaja, wir wissen, dass du mehr der Katzenmensch bist!“, sagte Kiriya, während Sena lachte weil Finch-kun sie abschleckte. „Aaahaha, das kitzelt!“ „Finchi, nun sei aber brav und mach Sitz!“, sagte die Herrin und das Tier gehorchte sofort. Asako tätschelte den Hund noch einmal sanft den Kopf und machte es sich dann endlich zwischen Yuuhi und Mihoko bequem. Die vier hatten großen Spaß auf ihrer kleinen gemütlichen Feier. Sie aßen was Kiriya vorbereitet hatte, die für ihre Kochkünste gelobt wurde. Die Gastgeberin brachte die Torte herein auf der mit Zuckerguss: „Happy Birthday Asako!“, in wunderschönen geschwungenen Buchstaben geschrieben stand und das Geburtstagskind durfte die Kerzen ausblasen und sich etwas wünschen. Sena überlegte einen Augenblick, während sie glücklich den Schriftzug betrachtete und blies dann alle Kerzen auf einmal aus. Die drei Freunde klatschten begeistert. Alle vier fühlten sich wieder wie Kinder. „Nun ist es endlich Zeit für die Geschenke!“, sagte Kiri schließlich. „Du hast auch noch ein Geschenk für mich? Aber diese ganze Feier ist doch schon mehr als genug Aufwand!“, meinte Asako schuldbewusst. „Ach was, das ist doch gar nichts! Ein richtiges Geschenk muss schon sein!“ „Da hat sie recht, Asako! Nun hier, das ist mein Geschenk für dich! Alles gute zum Geburtstag!“, sagte Yuuhi und überreichte Sena ein kleines, hübsch verpacktes blaues Päckchen mit roter Schleife drum herum. Asako nahm es dankbar entgegen und betrachte es neugierig. „Darf ich es gleich aufmachen?“, fragte sie. „Aber natürlich, nur zu!“ Also machte sie sich daran das Päckchen zu öffnen, nahm vorsichtig die Schleife ab und hantierte dann am Papier herum, darauf bedacht es nicht kaputt zu machen. „Nun zerreiß es doch einfach!“, meinte Yuuhi ungeduldig. „Warte doch einen Moment! Ich hab's ja gleich!“, protestierte die Beschenkte und tatsächlich, sie hatte es geschafft. Zum Vorschein kam eine wunderschöne Haarspange, die mit kristallenen Ornamenten verziert war. Begeistert starrte Sena den Gegenstand in ihrer Hand an. „Wow! Danke Yuuhi! Die ist wirklich zauberhaft!“, sagte sie und schloss gleich daraufhin ihr Freundin in die Arme. „Darf ich mal sehen?“, fragte Kiriya, nahm die Spange behutsam in die Hand und betrachtete sie aufmerksam. „Die ist wirklich sehr schön! Du hast einen guten Geschmack, Yuuhi“, sagte sie anerkennend. „Stimmt, die ist wirklich sehr hübsch!“, stimmte Mihoko zu. „Danke, ich hatte gehofft, dass sie Asako gefallen würde.“, meinte Yuuhi zufrieden. „Sie gefällt mir sogar sehr!“, bestätigte das Geburtstagskind. „Darf ich?“, fragte Kiri und machte sich daran, die Spange behutsam in Senas Haar zu stecken. Als sie fertig war, betrachtete sie ihre Freundin liebevoll und sagte: „Sie steht dir ausgezeichnet! Sehr süß, wirklich!“ Das Kompliment machte Asako sehr glücklich, doch aus einem Grund der ihr selbst nicht bewusst war, versuchte sie ihre übermäßige Freude heruterzuspielen. "Ach meinst du wirklich? Naja, danke... Nur schade, dass ich sie nicht in der Öffentlichkeit tragen kann...Ich fürchte sie ist viel zu feminin..." "Tut mir leid, daran hatte ich eigentlich auch schon gedacht...", meinte Yuuhi entschuldigend. "Ach was! Ich trage sie einfach wenn wir uns treffen! Vielen Dank Yuuhi!" "So, nun ich!", meine Mihoko und zog ein kleines in rotes Seidenpapier gehülltes Päckchen aus ihrer Tasche und überreichte es dem Geburtstagskind. "Hoffentlich gefällt es dir...", fügte sie mit leicht besorgter Miene hinzu. "Ich bin nicht so besonders gut im Schenken..." "Danke Mihoko, keine Sorge! Der Gedanke ist es doch, der zählt.", erwiderte Sena und entpackte das zweite Geschenk. Es war eine silberne Kette mit einem hübschen, schlichten Kreuzanhänger. Asako starrte das Schmuckstück staunend an, "Mihoko! Wie hübsch... Von wegen du bist schlecht im Schenken! Ich hatte mich schon auf was Schlimmes eingestellt! Sowas wie eine grell gepunktete Fliege oder so! Die Kette ist wirklich schön, vielen Dank!", sagte sie dankbar und umarmte ihre Topstarpartnerin. "Möchtest du sie gleich tragen?", fragte sie dann, woraufhin Asako begeistert nickte, ihr die Kette übergab und sie sich umhängen ließ. "Sieht toll aus Asako!", sagte Yuuhi anerkennend und Mihoko senkte beschämt ihren Blick. Sie hatte ehrlich befürchtet, das Geschenk könne Sena misfallen. "Ein wirklich wundervolles Geschenk Mihoko! So, nun bin aber ich an der Reihe!", meinte Kiriya, sie konnte es nicht mehr erwarten. "Ich bin schon neugierig! Du hast ein so großes Geheimnis aus Asakos Geschenk gemacht, dass ich es kaum mehr erwarten kann!", sagte Yuuhi. "Dir hat sie es also auch nicht verraten?", fragte Mihoko überrascht. "Gleich werdet ihr es ja sehen!", sagte die Gastgeberin geheimnisvoll. "Nur einen Augenblick." Sie verließ den Raum und ging in ihr Schlafzimmer, das bis jetzt verschlossen geblieben war. Zurück kam sie mit einem Korb, der mit einem blauen Tuch bedeckt war, das den Inhalt nicht einsehen ließ. Drum herum war eine große dunkelblaue Schleife. "Alles Gute, Asako!", sagte sie mit einem breiten Lächeln und überreichte feierlich das Geschenk. Sena nahm es entgegen und setzte den Korb auf ihren Schoß, der schwerer war, als sie erwartet hatte. Was konnte sich nur darin befinden? Plötzlich fühlte sie, wie sich etwas im Inneren zu bewegen schien. Unsicher tauschte sie einen Blick mit Kiriya, die nur sagte: „Nun mach es schon auf!“ Asako zog an der Schleife, schob das Tuch zur Seite und plötzlich lugte ein Kopf aus der Öffnung heraus. „Wuff!“, machte der Welpe. Es war eine französische Bulldogge, wie Kiriyans Hund. „Aaaaaaawwwww!“, machte Sena entzückt. Sie hob das kleine Geschöpf vorsichtig aus seinem Korb heraus und hielt es hoch, sodass seine winzigen Beinchen in der Luft herum strampelten. „Wie niiieeeeeedlich!!!“ „Oioi, noch ein Hund!“, sagte Yuuhi überrascht. „Wie süüüß!“, sagte Mihoko strahlend. „Happy Birthday!“, meinte Kiriya glücklich lächelnd. Asako war fassungslos. „Du...willst ihn mir wirklich schenken?“, fragte sie ungläubig, ihren Blick immer noch auf das kleine Wesen gerichtet. „Ja, aber natürlich, schließlich war ne Schleife drumrum!“, scherzte Kiri. Nun begann auch Sena zu lächeln: „Danke Kiriyan! Danke, Danke!!“ Sie legte den Hund vorsichtig auf Yuuhis Schoß, die darüber nicht gerade begeistern wirkte, um ihre Freundin innig umarmen zu können. Kiriya ließ es zu, doch während Sena ihre Arme fest um sie schlang und ihre Hände flach auf dem Rücken lagen, tätschelte sie ihren Topstar nur verzagt, offensichtlich peinlich berührt. Asako nah zu sein, ließ ihr Herz schneller klopfen und sie hatte Angst, das könne die andere bemerken. Nachdem sie befand, dass sie ihrer Dankbarkeit genug Ausdruck verliehen hatte, ließ Sena sie los und nahm Yuuhi den Welpen wieder ab, die darüber offensichtlich erleichtert war. „Ich vermisse Howl...“, meinte sie beinahe bedrückt und starrte missmutig das Geschöpf in Asakos Armen an. „Gut, dass du deine Katze nicht hier hast, sonst würde die jetzt gleich von zwei Hunden herum gejagt werden!“, sagte Kiriya lachend. „Haha.“, meine Yuuhi darauf eher wenig amüsiert. „Der Preis für das beste Geschenk geht offensichtlich an Kiriya!“, sagte Mihoko grinsend. Diese kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ach was, alle Geschenke sind ganz wunderbar! Ich danke euch allen!“, sagte Asako gerührt. Die Nibante betrachtete ihren Topstar überglücklich. Sena so froh zu sehen machte Kiriya unheimlich zufrieden. So zufrieden, dass sie sich dachte: „Es ist in Ordnung. Ich brauche nicht mehr als dein Lächeln. Dich einfach nur glücklich zu sehen reicht mir vollkommen.“... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)