Wem gehört mein Herz? von NekoTachi (OsaXAsako / AsakoXKiriyan) ================================================================================ Kapitel 6: Elisabeth 1998-99 ---------------------------- 1998 hatte Sena Jun endlich ihre erste Shinjin Koen Hauptrolle in dem Stück „Speakeasy“. Doch anstatt wie erhofft Masakos Anerkennung und Stolz zu ernten, war diese viel mehr damit beschäftigt Trübsal zu blasen. Denn zu Beginn dieses Jahres war Komu nach Soragumi gewechselt. Osa hatte nicht einmal die Zeit gefunden, sich ihre erste Performance in der neuen Troupe anzusehen, die zugleich die erste Performance der Cosmos-Troupe überhaupt gewesen war. Asako war darüber weder traurig noch erfreut, aber es tat ihr für Masako leid, denn sie wusste wie sehr sie ihre Freundin vermisste. Sogar für Asami hatte sie etwas Mitleid, denn auch wenn diese ständig selbstbewusst wirkte und alles auf die leichte Schulter zu nehmen schien, die Trennung von Osa fiel ihr sicher sehr schwer. Daher wollte Asako einen Weg finden, Haruno aufzuheitern, auch wenn sie sich stattdessen mit ihrer Rolle befassen sollte. So kam sie auf die Idee, etwas Besonderes mit ihrer besten Freundin zu unternehmen. „Du, Masa-chan?“, fragte sie Osa, während diese wieder einmal schlechtgelaunt herumsaß und in die Leere starrte, als befände sich dort irgendetwas Verhasstes. Das kam öfter vor, seit Komus Wechsel. „Was ist denn?“, begegnete sie ihr genervt, ohne aufzusehen. Über ihre unfreundliche Art sah Asako einfach hinweg, da sie wusste woher sie kam. „Ich hab mir schon seit Ewigkeiten kein Takarazuka-Stück mehr live angesehen, du doch auch nicht, oder? Wollen wir nicht mal gemeinsam gehen? Ich lad dich auch ein! Es spielt doch bald wieder Elisabeth, das soll ganz klasse werden. Und Shizuki Asato wird sicher ein bemerkenswerter Tod sein! Eine Freundin meiner Mutter kann uns gute Karten besorgen! Was hälst du von der Idee?“, fragte sie verheißungsvoll. Ihr war natürlich klar, dass Osa nicht wegen der Tod-Darstellerin Zunko hingehen wollen würde, sondern weil bereits feststand, dass Komu Rudolph spielen würde. Daher sah sie mit erwartungsvoller Miene auf und fragte: „Meinst du echt, dass das geht? Haben wir nicht zu viel zu tun? Besonders weil du doch jetzt deine Hauptrolle hast und so…“ „Ach was, das ist schon in Ordnung!“, antwortete Sena zuversichtlich. Osa stand glücklich lächelnd auf und sagte: „Danke Asako! Das ist eine tolle Idee! Ich freu mich darauf!“ Sena erwiderte ihr Lächeln. Sie war froh, Osa aufgemuntert zu haben. Asako gab ihr Bestes bei ihrer ersten Hauptrolle. Es war eigenartig für sie, ohne Osa auf der Bühne zu sein, aber es fühlte sich überraschender Weise auch sehr gut an, einmal im Mittelpunt zu stehen. Während sie so spielte und merkte, wie die Aufmerksamkeit des Publikums fast unablässig auf sie gerichtet war, kam Sena das erste Mal ernsthaft die Idee, es wäre schön eines Tages Topstar zu werden. Doch das wäre nachdem Masako gegangen wäre und die Vorstellung, jahrelang ohne Osa sein zu müssen erschreckte sie, also dachte sie lieber nicht weiter darüber nach. Am Ende erntete sie einen rasenden Applaus und sie bedankte sich mit vor Rührung zitternder Stimme beim Publikum. Als sie hinter die Bühne kam, wartete bereits Haruno auf sie und empfing sie mit einem strahlendem Lächeln und offenen Armen. Osa hatte verschwiegen, dass sie zu Asakos Performance gehen würde. „Masa-chan?!“ Sena lief ihr überrascht entgegen. Osa umarmte sie und blickte ihr dann stolz ins Gesicht. „Ich wusste dass du es kannst. Du warst großartig, meine Asako!“, sagte sie ehrlich beeindruckt. „D-danke Masa-chan! Ich wusste gar nicht dass du kommen würdest! Ich dachte du hättest zu viel zu tun! Ich hab dich gar nicht im Publikum gesehen!“, sagte Sena verwundert. „Überraschung.“, antwortete Osa schlicht, dann lege sie ihre Hände sanft um Asakos Gesicht, beugte sich vor, blieb ihren Lippen einen Augenblick sehr nah, und küsste sie schließlich zärtlich auf die Wange. Das hatte sie noch nie getan. Asako lief rot an und machte große Augen. Das brachte sie total durcheinander. Sie hatte das Gefühl, gleich vor Glück in Ohnmacht zu fallen. Osa sah sie nur liebevoll an und meinte dann grinsend: „Na los, wir wollen deinen Erfolg feiern gehen!“ Doch bei sich dachte sie verunsichert: „Jetzt hätte ich sie beinahe auf die Lippen geküsst…“ Die Zeit verging rasch, und bald kam der Tag, an dem sie sich Elisabeth ansehen wollten. Beide waren sehr aufgeregt und konnten es kaum noch erwarten. Haruno freute sich natürlich in erster Linie darauf Komu zu sehen, doch Elisabeth live genießen zu dürfen, war auch etwas Besonderes. Es wurde bereits zum dritten Mal aufgeführt und war unheimlich beliebt. Infolgedessen war es beinahe unmöglich an Karten zu kommen, geschweige denn an gute Karten. Und die beiden hatten sehr gute Karten bekommen, worüber sie sich unheimlich freuten. Am Abend vor dem Musical, machten sich die zwei bei Osa daheim zurecht. Sie hofften jedoch nicht allzu viel Aufsehen zu erregen, denn obwohl sie noch Jahre vom Topstarstatus entfernt waren, lauerten überall Fans, die vielleicht anstrengend werden könnten. Als sie das Theater erreicht hatten und sich im Saal zu Recht fanden, stieg ihre Anspannung. Sie standen zwar selbst oft auf der Bühne, doch es war doch etwas komplett anderes, sich ein Stück als Teil des Publikums anzusehen. Sie fühlten sich wieder wie Teenager, die ihre Takarazuka Stars anhimmelten und gingen aufgeregt die Reihen durch, auf der Suche nach ihren Plätzen. Erleichtert stellten sie fest, dass niemand sie zu erkennen schien. Also machten sie es sich nebeneinander bequem und plauderten noch etwas über das Stück, bis es dunkel wurde und sie hörten wie Shizuki Asatos Stimme sich für das Kommen der Zuschauer bedankte und Elisabeth präsentierte. Endlich begann die Vorstellung. Beide blickten gebannt auf die Bühne, wie auch das restliche Publikum. Es war wunderbar. Die Musik war hinreißend, die Darsteller spielten fantastisch und die Kostüme waren bezaubernd. Mari war eine wunderschöne Elisabeth und Zunko ein eiskalter, furchteinflößender und doch charmanter Tod. Nach der ersten Hälfte mussten die beiden Nachwuchs-Otokoyaku sofort anfangen miteinander zu diskutieren. „Wow, ich finde Mari toll, sie bewegt sich so elegant! Sie ist eine super Musumeyaku, findest du nicht?“, meine Asako. „Ja, das ist sie. Und ich mag Zunkos Stimme total!“, antwortete Osa. "Aber ihre Frisur ist etwas komisch…Und Wataru ist ein wenig zu ernst für Lucheni, finde ich…Sie macht mir beinahe Angst in der Rolle…sollte der nicht ein bisschen witziger sein?“, fragte sich Sena. „Witzig? Der hat doch Sisi umgebracht, ich stell ihn mir nicht gerade witzig vor…“, antwortete Haruno. „Aber es ist doch nur ein Musical... Mir gefällt auch die Sophie sehr gut, sie hat eine großartige Stimme.“, sagte Asako. „Du hast Recht, das ist Izumo Aya! Wao ist aber auch ein netter Franz Joseph!“, fand Osa. „Stimmt, aber ich glaube die Rolle vom Tod würde ihr besser stehen.“ „Kann sein. Mich stört nur dass da irgendwie kaum Chemie zwischen Mari und Zunko ist, was denkst du?“ „Hm…du hast Recht. Aber hast du gemerkt wie Wao und Mari sich angesehen haben? Ob da wohl mehr dahinter steckt?“, grübelte Asako. „Wie meinst du das?“, fragte Osa unsicher. „Nun ja, vielleicht mögen sie sich ja wirklich, so wie wir beide!“, sagte Sena leichthin, ohne darüber nachzudenken was ihr Worte bedeuten könnten. Osa aber schwieg nur, und wusste nicht was sie antworten sollte. Zum Glück merkte Asako nichts davon, denn gleich darauf ging das Licht wieder aus und die zweite Hälfte fing an. Während das Stück schon wieder weiterging, sah Osa weiter zu Asako, deren Gesicht leicht vom Licht der Bühne erhellt wurde. „So wie wir beide“, hörte sie die Worte in ihrem Kopf nachhallen. Was waren sie beide eigentlich? Haruno merkte, wie entzückt sie darüber war, Senas Gesicht zu beobachten, während diese auf das Stück konzentriert war. Wie sich ihr Ausdruck veränderte, je nachdem was gerade gespielt wurde. Sie lächelte bei fröhlichen Szenen, sah ängstlich aus bei unheimlichen, zuckte zusammen wenn etwas Überraschendes passierte und ihr Gesicht bekam einen sanften, verträumten Ausdruck bei romantischen Szenen. Schon in der ersten Hälfte hatte Osa das unbemerkt observiert. Bald kam Komus Auftritt, also wendete sie ihren Blick wieder der Bühne zu. „Yami ga hirogaru“ war großartig. Asami spielte überzeugend den hin und hergerissenen Kronprinzen und die Verzweiflung und Angst die er empfand. Auch Gesangstechnisch enttäuschte sie einen nicht. Osa fand es schade, dass Rudolph nur einen so kurzen Part zu spielen hatte. Doch es war trotzdem eine wichtige Rolle und sie war stolz auf Komu, dass sie sie so gut gemeistert hatte. Nach dem Mayerling Walzer und Rudolphs Selbstmord, kam die Szene in der Elisabeth den Tod ihres Sohnes beweint. Osa sah wieder einen Moment zu Sena herüber und bemerkte an ihrem traurigen Gesichtsausdruck, wie sehr diese mitfühlte. Es war herzzerreißend mit anzusehen wie Asako sich um das Leid anderer sorgte, selbst wenn es nur gespielt war. Also legte Haruno vorsichtig ihre Hand auf Senas, um sie zu trösten. Asko sah kurz hinunter, um zu sehen was sie gerade berührt hatte. Dann wendete sie sich Osa zu und lächelte sie sanft an. Als das Stück zu Ende war, seufzte Asako erleichtert auf und zog ihre Hand unter Osas weg, um sich zu strecken. Harunos sah kurz etwas enttäuscht auf ihre Hand. Sie fühlte sich nackt und kalt an, als würde etwas Wichtiges fehlen. Sena entging das völlig, sie stand auf und sagte während sie sich auf den Weg nach draußen begaben: „Wow, das war toll! Ach, stell dir nur mal vor, wir würden in Elisabeth spielen! Du wärst sicher ein atemberaubender Tod, Masa-chan!“ „Ach, meinst du wirklich? Irgendwie eine komische Vorstellung… Naja, du wärst ganz sicher ein witziger Lucheni“, meinte Osa lachend. „Ich wäre lieber deine Elisabeth…“, murmelte Asako mit leicht gesenktem Blick. Haruno musterte sie überrascht. Da hob Sena augenblicklich den Kopf und sagte hastig: „Ach, also ich meine-Ja, vielleicht hast du Recht, Lucheni würd ich schon gern spielen!“ Osa beschloss, nicht weiter darauf einzugehen und wechselte stattdessen das Thema: „Hey, wollen wir nicht Komu besuchen? Wir hatten so gute Plätze, sie hat sicher gesehen dass wir da waren und erwartet uns!“ „Ist gut! Machen wir das!“, erwiderte Sena, offenbar dankbar für das neue Gesprächsthema. So trafen sie hinterher die Rudolph-Schauspielerin und tratschten miteinander über den großen Erfolg, und darüber wie schade es doch war, dass Komu nicht mehr bei ihnen sein konnte. „Wie findest du die Leute in deiner neuen Troupe denn so?“, fragte Osa neugierig. „Ganz nett eigentlich“, meinte Asami. „Zunko und Mari sind toll, aber ich sag euch, da läuft etwas zwischen Wao und Mari! So wie die sich immer anlächeln und ansehen...“, fügte sie mit einer vielsagenden Miene hinzu. Noch bevor die beiden anderen etwas darauf entgegnen konnten, sagte sie aber: „Nun ja, aber gewöhnen brauch ich mich gar nicht an sie, ich werde nämlich schon wieder versetzt, nach Yukigumi.“ „Waaas?!“, sagten Osa und Asako wie aus einem Munde. „Jup, keine Ahnung was das soll, aber jetzt muss ich halt wieder woanders hin. Macht auch keinen großen Unterschied, oder? Ich bin ja so oder so nicht bei euch…“, sagt sie etwas zerknirscht. Doch dann lachte sie wieder und meinte: „Na egal! Kommt, reden wir über erfreulichere Themen als die undurchschaubaren Entscheidungen des Vorstands! Wie geht es denn Maachan?“ Zumindest Osa wusste, dass Maikaze Rira und Komu eine Beziehung miteinander gehabt hatten, als sie noch gemeinsam in Hanagumi gewesen waren. Asami fiel die Trennung von ihr sicher noch schwerer als ihre Trennung von Osa. Sie liebte sie wirklich sehr. Sobald man nicht mehr in derselben Troupe war, war es sehr schwierig, eine Beziehung aufrecht zu erhalten. „Es geht ihr ganz gut, aber sie redet nur von dir!“, meinte Osa lächelnd. Eigentlich ging es ihr gar nicht gut, auch das wusste Haruno da sie auch mit Masae befreundet war. Sie vermisste Komu ebenso und ertrug die Trennung kaum, doch es brachte nichts, ihr das zu sagen. Asami konnte ohnehin nichts dagegen tun. Gegen die Regeln des Takarazuka Revue kam man nun einmal nicht an, damit musste sich jede von ihnen abfinden. Dennoch verbrachten sie einen schönen Abend zu dritt und versuchten sich nicht die Laune verderben zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)