One-Night-Stand von Jeschi ================================================================================ Prolog: Völliger Ernst ---------------------- „Ist das dein Ernst?“ Jakob blickt mich regelrecht fassungslos an und ich frage mich, ob ihn die Neuigkeit wirklich so sehr schockt, wie es gerade den Anschein hat. Ich meine, er ist seit Ewigkeiten mein bester Freund – er kann mir nicht sagen, dass er es nicht irgendwann irgendwie schon mal geahnt hat. Aber tatsächlich schluckt er jetzt nur hart und starrt mich unentwegt an, als wäre ich ein Alien, aber nicht sein bester Freund. So habe ich mir die Sache aber nicht vorgestellt, als ich ihn angerufen habe, um ihn zu bitten, herzukommen, weil ich etwas mit ihm besprechen müsste. Nun nicke ich nur und erwidere: „Mein voller Ernst!“ Nur langsam kommt wieder so etwas wie Leben in ihn, dann bricht es aus ihm heraus: „Krasse Sache!“ Er blinzelt und sieht mich schief an: „Irgendwie hätte ich es mir ja fast denken können, so wie du mit Mädchen umgegangen bist…“ Er seufzt und ich falle mit ein. Ja… meine Beziehungen mit Mädchen waren allesamt ein absolutes Desaster, weil ich sie einfach immer irgendwie komisch fand. „Auf mich stehst du aber nicht, oder?“, fragt er dann auf einmal und ich muss lachen. Warum denken das immer alle zuerst? Also würde man plötzlich auf jeden stehen! Aber ich nehme es Jakob nicht übel – er meint es ja nicht böse. Wie gesagt, er ist seit Kindertagen mein bester Freund und deshalb reagiert er auch nicht so, wie viele andere reagiert hätten. Auf ihn kann man sich noch verlassen. „Natürlich nicht,“ stelle ich also klar und er sieht mich gespielt empört an. War ja klar. Erst haben sie Angst, dass man auf sie stehen könnte und danach sind sie beleidigt, wenn dem nicht so ist. Männer soll man mal verstehen – und da heißt es immer, Frauen sind kompliziert! Wo ich zugeben muss, dass Jakob in der Tat nicht hässlich ist. Er sieht ein wenig aus wie Justin Bieber – nur sieht er im Gegensatz zu Justin Bieber gut damit aus. Die Mädels fliegen natürlich alle auf ihn, trotzdem ist er single. „Und? Gibt es wen, auf den du stehst?“, hakt er nun neugierig nach. Offenbar hat er die Neuigkeit schon gut verdaut, dass er schon Fragen stellen kann. Aber er ist eben hart im Nehmen – da braucht es schon viel, um Jakob Wissmann zu schocken. Neugierig blinzelt er mich an und ich seufze und schüttle deprimiert den Kopf. Leider gibt es nämlich so absolut gar keinen Jungen in meiner Umgebung, den ich auch nur ansatzweise anziehend finde. Klar, einige sind ganz hübsch – aber erstens sind die nicht alle schwul und zweites muss ja auch der Charakter irgendwie passen, dass ich mich in ihn verlieben könnte. Genau diesen Umstand teile ich nun Jakob mit. „Na Danke auch… so unattraktiv bin ich also für meine Artgenossen,“ murrt er nur und ich grinse und boxe ihn in die Seite. Geht die Leiher wieder von vorne los. „Was hätte ich davon – du bist hetero!“ Er grinst und zuckt die Schulter. „Klar… aber du willst mir doch nicht sagen, dass du schon mal einen Kerl gesehen hast, der heißer war, als ich,“ prahlt er dann und ich muss lachen. „Du bist so sexy… unbeschreiblich,“ lache ich und boxe ihn noch einmal, diesmal gegen die Schulter. „Aber trotzdem kann ich mich nicht in dich verlieben. Du bist mir zu doof,“ necke ich ihn. Er zieht eine Schnute, aber nicht für lange. Offenbar will er die ganze Sache noch weiter ausdiskutieren. Aber ehrlich gesagt ist mir alles noch zu fremd und zu neu, um es groß auszudiskutieren. Ich hab erst in den letzten Tagen so richtig realisiert, dass ich auf Männer und nicht auf Frauen stehe. Eigentlich war es mir ja immer irgendwie klar, weil ich Männer schon immer toller fand, als Frauen. Aber ich dachte, dass ich wohl einfach ein wenig zu fanatisch mit Kindheitshelden umgehen würde, oder so. Wer konnte denn ahnen, dass ausgerechnet ich mal schwul werden würde. Wie gesagt, konnte man es aber eigentlich ahnen. Schon alleine, weil ich mich nicht mal für Mädels interessiert habe, als ich in die Pubertät kam. Die Jungs, mit denen ich einige Zeit im Fußballclub war, aber schon. Da gab es einen, der war einfach wahnsinnig süß. Lange dachte ich, ich fände ihn einfach toll, weil er so nett und talentiert war. Aber irgendwann war mir klar, dass ich ihn einfach heiß fand. Leider ist er weggezogen, sonst hätte ich mein Glück jetzt bei ihm versucht. „Erde an Tobias!“, ruft Jakob in dem Moment und wedelt unschön mit seinen Händen vor meinen Gesicht herum. „Lebst du noch?“ Irritiert blinzle ich ihn an. „Was?“ „Hast du es schon deiner Mutter gesagt?“, fragt er erneut und nun ist es an mir, ihn entgeistert anzustarren. Meiner Mutter sagen. Klar… „Natürlich nicht,“ fauche ich ungehalten. Die hat für so was absolut kein Verständnis, dass weiß ich jetzt schon. Das brauch ich gar nicht erst ausprobieren. Mein Dad hat sie damals nämlich verlassen – für einen anderen Mann… „Ist auch besser so, sie bleibt vorerst unwissend. Bis du mal einen Freund hast, oder so,“ stimmt Tobias mir zu und ich nicke. „Aber sie ist deine Mum. Sie wird dich sicher auch noch lieben, wenn sie weiß, dass du schwul bist,“ fängt er dann an, sich doch wieder ins Abseits zu katapultieren. „Du hast ja keine Ahnung!“ Die hat er wirklich nicht. Er kennt zwar die Geschichte mit meinem Dad – er hat sie ja live erlebt, weil wir schon als kleine Kinder gut befreundet waren –, aber er hat keine Ahnung, wie sie bei Schwulen manchmal abgeht und wie sehr sie diese hasst. Glücklicherweise geht er nicht weiter auf das Thema ein. „Und jetzt brauchen wir einen Kerl für dich, oder?“, grinst er und ich lache auf. „Naja… wäre schon nicht schlecht, aber so zwingend brauch ich jetzt noch keine Beziehung.“ Die brauche ich wirklich nicht. Obwohl es schön wäre. Ehrlich gesagt würde ich aber lieber erst mal ein wenig rumprobieren… so erste Erfahrungen mit Jungs austauschen, ehe ich mich wirklich bereit für eine Beziehung fühlen werde. „Wie muss er denn aussehen, der einen Tobias Angemüller verführen kann?“ Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Einfach irgendwie süß.“ Zugegeben, dass ist nicht wirklich die befriedigenste Antwort. Aber ich finde sowieso, dass man das pauschal nicht genau sagen kann. Klar kann ich sagen, dass die und die Blonde heiß ist und Jakob wird mir wohl recht geben, weil er auf Blonde steht. Aber andererseits findet er auch nicht jede blonde Dame hübsch, von daher… „Süß,“ echot er. „Das hilft mir jetzt nicht weiter!“ Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Süß muss dir reichen.“ „Das heißt, wenn ich mal nach einem Typen für dich Ausschau halte, dann sollte ich mich nach einem Milchbubi umsehen, oder wie darf ich das nun verstehen?“, grinst er mich an. Ich verdrehe die Augen. „Kein Milchbubi. Aber halt auch kein Macho sonder eher was… Süßes halt.“ Jakob grinst vergnügt, ja fast diebisch. Ihm scheint das ja totalen Spaß zu machen, mich hier so auszuquetschen. „Wie wäre es, wenn wir heute ausgehen? Dann kannst du mir am lebenden Objekt zeigen, was in deinen Augen süß ist.“ Ich sehe ihn leicht skeptisch an. Ob das so eine gute Idee ist, weiß ich auch noch nicht. Ich kenne ja Jakob. Wenn er schon so seltsam grinst, dann ist das meistens kein gutes Zeichen. Andererseits weiß ich, dass ich kaum eine andere Wahl habe, also sage ich zu. „Dann kann ich vielleicht einen kennen lernen, mit dem ich ein wenig herumprobieren kann… ich komm mir so unerfahren vor,“ gebe ich zu. Weil das Einzige, was ich über Schwule weiß, hab ich aus Pornos. Das ist natürlich nicht wirklich guter Stoff… „Warte… willst du mir zu verstehen geben, dass du gerne einen zum ficken hättest?“ Ich werde rot. So, wie er es ausspricht, klingt es total dämlich. Das sage ich ihm auch und er lacht. „Ach Tobias… Das wird interessant werden, da bin ich sicher!“ Ich mir auch – ich bin mir nur nicht sicher, ob das für mich gut oder schlecht sein wird… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)