The Beginning von KUR0SAMA (私はあなたに会ったとして ~as I met you~) ================================================================================ Kapitel 3: Lost in your eyes ---------------------------- Gerade klangen die sanften Töne von Metallica’s Nothing Else Matters aus den Radiolautsprechern im Badezimmer, als Rai vor dem Spiegel stand und sich die Haare stylte. Er betrachtete seine geloungene Arbeit und lächelte kurz. Wieder kreisten seine Gedanken nur um diesen einen fremden Mann mit dem schwarzen zerzausten Haaren und dem, Rai sehr symphatischen, Killerblick. Wäre Rai gläubig erzogen, so wäre er zu einem Schrein und hätte all sein Geld für ein Gebet geopfert. Ein mal wollte er ihn wieder sehen. Nur noch ein mal. Ihn nur von der ferne zu sehen, das würde ihm reichen. Es war unglaublich, wie ein Fremder einen so sehr faszinieren konnte. Jemanden aus der Fassung bringen mit nur einem Blick, mit der alleinigen Anwesenheit! Byou hatte ihm einmal gesagt, dass er wie eine Geisha wäre. Er konnte einen Mann mit nur einem Blick aus dem Gleichgewicht bringen. Rai hatte das alles für Humbug gehalten, doch nun, als er es selbst erlebt hatte, musste er zugeben, dass es sowas tatsächlich gab. Beängstigend. Rai hatte sich schick gemacht, ein weißes Ed Hardy Hemd mit Totenkopfaufdruck hinten, zusammen mit einer verwaschenen Jeans die in Stiefeln steckte. Er hatte sich sogar ein wenig geschminkt, um nicht vor den anderen beiden Bandmitgliedern wie ein Idiot dazustehen. Yuuki und Shou. „Yuuki ist ein schöner Name“, murmelte er leise. Schließlich war Mikaru nicht da. Aber da es zwischen ihnen ja eh aus war, machte das keinen Unterschied. Rai blickte auf seine silberne Rolex, die motiviert vor sich hintickte. Es war 13:30. Sollte er die nächste U-Bahn nach Ikebukuro nicht mehr erwischen, würde er zu spät kommen, also sputete er sich und machte sich auf seine sieben Sachen zusammen zu suchen, vergaß dabei beinahe seine Gitarre, die er in seinem Lieblingsgitarrenkoffer transportierte und jumpte aus der Tür, stolperte dabei fast über ein paar von Mikarus Schuhen, die am Hauseingang standen. Rai warf ihnen einen Hasserfüllten Blick zu und versetzte ihnen, wie zur Strafe, einen Tritt. Für einen kurzen Moment war er am überlegen, sie aus dem Fenster zu schmeißen, aber er unterließ es. Mikaru würde seinen Krempel schon noch holen. Wo würde der Größere jetzt nur wohnen? Sie hatten gemeinsam in dieser Wohnung hier gelebt. Womöglich zog er zu einem Freund oder zog zurück in seine eigene Wohnung, in der er vor der Partnerschaft mit Rai gewohnt hatte, welche er dann aber von Grund auf neu einrichten musste. Irgendwie tat er Rai schon leid... „Nächster Halt: Ikebukuro Bahnhof.“, hörte Rai die Stimme der Ansagerin und erhob sich von seinem Sitzplatz, stellte sich an die Tür. Es war nicht wirklich voll und so ließ er seinen Blick über die einzigen zwei Fahrgäste, außer ihm natürlich, schweifen. Ein junges Paar. Beide trugen sie ihre Schuluniformen und Rai musste etwas die Augen hinter der getönten Sonnenbrille zukneifen um erkennen zu können, was sie taten. Ja, das Mädchen im Minirock saß auf ihrem Freund, verzog das Gesicht und stöhnte leise. Rai sah weg. Er mochte keinen Sex mit Frauen. Er stand auf Männer! Richtige Männer die ihn so hart rannahmen, dass er schrie vor Lust. Oh ja, so mochte der sonst so süße, unschuldige Rai das. Doch als er so still dem leisen Keuchen der kleinen, vielleicht 18 jährigen, lauschte, desto mehr mehr ließ er den Blick sinken. Mikaru hatte so was seinem Stöhnen immer vorgezogen. Aber was konnte er denn dafür, dass er nun mal einen Schwanz hatte? Und wieso hatte der Größere sich überhaupt mit einem Mann eingelassen, wenn er doch Frauen lieber mochte? Rai verstand es nicht. Die Türen öffneten sich und Rai stieg aus, konnte aber noch das laute Aufstöhnen des Mädchens hören, als sich die Türen schon wieder schlossen. Er kämpfte sich den Weg durch die Menschenmassen hinaus. Er kniff die Augen zusammen und schaute sich um. Tetsu meinte, er würde ihn hier abholen. Die Leute quetschten sich an ihm vorbei, um in die Bahn einzusteigen, aus der er gerade kam. „Wo bist du nur?“, murmelte er leise und seufzte. Doch zwischen den ganzen Menschen mit Koffern und großem Handgepäck, konnte er einen kleinen Kerl mit schwarzen Haaren ausmachen. Schon korrekt, in Japan sind kleine Kerle mit schwarzen Haaren oft anzutreffen – wobei ‚oft’ untertrieben, sogar SEHR untertrieben ist – aber Rai würde seinen kleinen Tetsu überall wiedererkennen. So einen süßen kleinen Schnuckel gab es nur ein mal in ganz Tokyo! Rai lächelte, ging zu ihm. Tetsu, der kleiner war als der braunhaarige lächelte ebenfalls und stürmte Rai entgegen. „Rai-chuuuuuuuuu“, grinste er übertrieben süß, als er ihm an den Hals sprang und ihn fest umarmte. „Hey Kleiner! Ich hab dich vermisst!“, meinte er und gab dem anderen Gitarristen einen Kuss auf die Wange. Seine riesigen Glubschaugen funkelten Rai liebevoll an und der Braunhaarige quiekte. „Du wirst immer süßer“. Der angesprochene grinste. „Und du wirst immer heißer.“ Diese liebevoll gesagten Worten zwischen ihnen hatten rein gar nichts zu bedeuten, es war normal, dass sie sich gegenseitig so anflirteten. „Mikaru hätte das bestimmt nicht gefallen...“, dachte Rai. Moment! Wieso zur Hölle dachte er nun wieder an Mikaru? „Es ist Schluss, siehs ein!“, versuchte er sich selbst in Gedanken einzureden. Er konnte es nicht leugnen, er hatte immer noch Gefühle für den Größeren. Die beiden Musiker liefen eine Weile durch die leeren Seitengassen Ikebukuros, bis sie schließlich am Proberaum angelangt waren. Der Himmel war blau, die weißen Wolke bauschten sich wie süße Zuckerwatte inmitten des großflächigen Pastelltons auf. Vögel zwitscherten, Raben erfüllten die leisen Straßen mit ihren unangenehmen Geschrei. Das Gebäude, in dem sich ihr Proberaum befand, war nicht sonderlich modern. Ein 70er Jahrebau, schon fast retro, aber besser als nichts, wie Rai immer so schön zu sagen pflegte. Schon vor der Tür parkte ein sündhaft teurer Geländewagen in weiß mit schwarzen Applikationen, der aufgrund seines teuren Glanzlacks in der Mittaglichen Sonne vor sich hinfunkelte. Nichts dagegen war der vergammelte Nissan Micra hinter dem riesigen Geländewagen, welcher Jun gehörte. „ich brauch keine großen, in Stand gehaltenen Autos, ich fahr ja eh kaum“, war seine Entschuldung für den furchtbaren Zustand des Kleinwagens. Rost überzog das, inzwischen schon 10 Jahre alte Auto. Wenn man den Zündschlüssel betätigte, gab er ein hässliches Quietschen von sich, das man noch gefühlte 4 Kilometer weiter hörte. Die Reifen waren abgenutzt, Jun wechselte sie nicht wirklich oft. Er hatte keine Ahnung von Autos, außer eventuell in Videospielen. Dort war Jun aber in allem gut, hatte von allem Ahnung und war in allem Meister. Eine Stufe, zwei Stufen, drei Stufen- je höher sie kamen, desto nervöser wurde Rai. Er war sich sicher, dass die beiden anderen hochnäsige, geldgeile Idioten waren. Das Auto, das wohl einem der beiden gehörte, hatte alles gesagt. „Bestimmt lachen sie mich aus“, dachte er und schluckte, war kurz davor wieder kehrt zu machen. „Da sind wir“, lächelte Tetsu und schloss die Tür des Proberaums auf. „Oh fuck...“ Es war durch die LED-Lampen hell beleuchtet, überall waren lange schwarze Kabel und Marshall-Boxen verteilt. Rai kniff die Augen vor dem Licht zu, das in den Augen stach. „Raaaaaaaaaaai“, wurde auf einmal aus dem hinteren Teil des Zimmers gerufen und ein schwarzhaariger junger Mann rannte ihn über den Haufen. „Hey Jun!“, begrüßte er ihn mit einem Kuss auf die Wange, wie er es schon zuvor bei Tetsu getan hatte. Der Zocker, der ungefähr genauso groß war wie Rai, trug ein enges, langärmliges schwarzes Shirt auf dem ein DIABLO 1 print zu sehen war und Camouflage Baggypants, zusammen mit seinen hässlichen braunen Jesus-latschen, die anscheinend jeder Japaner zu Hause rumstehen hatte. Außer Rai, selbst verständlich, solche Dinge kamen zu ihm nicht ins Haus. Deswegen durften Mikaru's auch nicht mit in Rais Wohnung ziehen, sondern landeten auf dem Sperrmüll. Juns Haare waren ungestylt und er trug kein Make Up, weswegen Rai sich momentan doch etwas zu overdressed fand. Jun löste sich von ihm , ging zur Seite. „Rai, darf ich dir Shou vorstellen?“. Der Braunhaarige hob seinen Blick zu einem süßen, großen und verdammt dünnen jungen Mann, der sich lächelnd verbeugte. „Freut mich.“. Auch seine Haare waren gestylt und er trug ein weißes Hemd mit einem Blazer darüber. Sehr süß eigentlich. Seine Haare waren schwarz und er lächelte. Nun, dieses Lächeln hatte auf jeden Fall wiedererkennungswert. „Hallo, ich bin Rai!“, stellte auch der Gitarrist sich vor. „Yuuki kommt gleich, er ist noch kurz was erledigen“, warf Tetsu lächelnd ein. Rai nickte. Nervös spielte er an seinen Fingern herum. Also, der war ja ganz nett. Es war der Drummer, also fehlte noch... ein Sänger. Rai graute es schon. Vocals waren meistens arrogant und hielten sich für die geilsten. „Mikaru hatte auch schon einmal überlegt, eine Band zu gründen...“, dachte Rai schwermütig, verzog dann aber das Gesicht. „Himmel, kannst du scheiß Gehirn mal aufhören, mir ständig was von Mikaru vorzu-“ Rais innerer Monolog wurde gestört, als auf einmal die Tür hinter ihm zu quietschen begann. „Ah, Yuuki, da bist du ja.“ Rai drehte sich um, sah den neuen Sänger an. Und sein Herz schien stehen zu bleiben. Herein kam ein ca. 1,84m großer Mann. Schwarze, wild abstehende Haare umgaben sein markantes Gesicht und seine dunkelbraunen Augen waren auf Rai gerichtet. Seine vollen Lippen waren leicht geöffnet und er und Rai starrten sich an. Das war unmöglich. Nein, das konnte nicht wahr sein... Er war es. Yuuki war der Mann, von dem Rai seit der Minute in der sie sich zum ersten mal sahen, dachte. Rai glaubte nicht an Zufälle. Und tat es auch dieses mal nicht. Das konnte kein Zufall sein. Es sollte so sein. Irgend eine höhere Macht wollte, dass die beiden zusammen waren, das spürte er. Er stand ihm direkt gegenüber und von nahem war er sogar noch schöner. Yuuki. Ihm kam es vor wie Stunden, wie sie da standen und sich angafften. Yuukis sah Rai wortlos in die dunklen Augen, musterte ihn dann von oben bis unten, sah ihm dann wieder ins Gesicht. Sie mussten aussehen wie Idioten. Aber das war Rai im Moment egal. Jedoch fürchtete er für einen Moment, dass sein Gehirn sich mit ihm wie so oft einen Schabernack erlaubte und er das alles nur träumte. Doch sein Herz sprang in seiner flachen Brust so wild auf und ab, Rai kam es vor, als ob es gleich in tausend Teile zersprang. Es konnte kein Traum sein. Er war es tatsächlich... Die anderen drei schauten verwirrt zwischen ihnen hin und her. „Ehm... kennt ihr euch?“. Keiner der beiden rührte sich, sahen sich weiter minutenlang in die Augen, bis Yuuki sagte: „Jetzt schon.“ Die Stimme des Sängers war tief, jedoch nicht so tief, wie Rai erwartet hatte. Sie klang schön, allein schon, weil es die Stimme Yuukis war. „Rai ist ein toller Gitarrist, Yuuki! Du wirst ihn mögen.“. Der große Schwarzhaarige blickte erneut an dem Kleineren hinunter, musterte ihn von oben bis unten. „Das tue ich jetzt schon“, murmelte er und erntete verwirrte Blicke von seinen Freunden. „Yuuki?“, wollte Shou verwirrt ob dieses Anmach-blickes wissen, da er wusste, dass Yuuki nur auf Frauen stand. Jun sah zu Rai und grinste, schüttelte den Kopf. Wie schaffte der Kleine das nur? Er zog heterosexuelle Männer an. Oder aus. Ja, aus trifft es eher. Als der große schwarzhaarige es schaffte, seinen starren Blick von Rai zu nehmen, blickte er zu Tetsu und den anderen auf, schien irritiert. Er würdigte Rai noch eines letzten Blickes, dann drückte er ihm seine Gitarre in die Hand, wandte sich ab und meinte: „Also, zeig mal was du drauf hast.“ Rai steckte vorsichtig seine Gitarre an die Marshall Boxen an und spielte einen Ton, um zu sehen, ob alles stimmte. Yuuki und der Rest, die jenseits der Glaßscheibe standen, beobachteten ihn. Rai richtete sich auf, hob den Daumen um anzuzeigen, dass er bereit war. Yuuki nickte, setzte die Kopfhörer auf. Rai begann zu spielen. Seine geschickten Finger glitten über die Saiten, entlockte ihnen ihre schönsten Töne. Ob diese geschickten Finger wohl auch Yuuki wunderschön eTöne entlocken konnten...? Der Gedanke daran bescherte dem Gitarristen eine Gänsehaut und er hätte fast einen falschen Ton gespielt, weil er sich nicht konzentrierte. Der Gitarrist hob den Blick zu Yuuki, den er durch die Scheibe sehen konnte und beobachtete sein konzentriertes, regungsloses Gesicht. Er begann etwas nervös zu werden. Yuuki sah nicht begeistert aus. Überhaupt nicht begeistert. Was, wenn er schlecht war? Wenn seine Künste auf der Gitarre nicht so gut waren, wie Byou es ihm immer vorgeschwärmt hatte? Panik kam in ihm auf. Was sollte der schwarzhaarige Sänger von ihm denken? Er würde ihn auslachen, wenn nicht noch viel schlimmeres. Er konnte es schon sehen, wie er enttäuscht die Kopfhörer fallen ließ und vor lauter Ärgernis über so viel Unfähigkeit den Kopf schüttelte. Der Zustand verschlimmerte sich, als Yuuki die Händen faltete und die Ellenbogen auf die leere Fläche vor ihm abstützte, seine Hände vor dem Mund platzierte und mit den Daumen an seinen Lippen rumspielte. Rais zitternden Finger setzten schon an, eine falsche Saite zu benutzen, als Yuuki durch ein Mikro meinte „Dankeschön.“ Rai steckte seine Gitarre aus, legte sie vorsichtig zurück in ihren Koffer. Er war so schlecht gewesen... Als die Verschlüsse des Koffers sich mit einem Klick schlossen, bemerkte der Braunhaarige einen Schatten und blickte hinter sich. Yuuki stand hinter ihm, auch die restlichen kamen in den Raum um das Urteil des Sängers zu hören. Es wurde still. So still, dass Rai nicht wagte zu atmen, aus Angst, Yuuki könne es als Störung auffassen. Der Größere sah wirklich nicht gerade freudlich aus. Eher wie ein schwerstverbrecher, der gerade 15 Jahre lang seine Strafe wegen Todschlag abgesessen hatte. Und er würde der nächste sein, weil er so miserabel vorgespielt hatte. Mit weichen Knien stand er auf. Wieder sah der schwarzhaarige Sänger ihm tief in die Augen. Seine Mimik zeigte keine einzige Regung, wie immer. Rais Puls, so schien es ihm, setzte für einen Moment aus. Er konnte sich nicht daran erinnern je so aufgeregt gewesen zu sein. Nervös biss er an seiner Lippe herum. Yuuki aber nickte leicht und sogar ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine vollen Lippen als er sagte: „Willkommen in der Band, Junge.“ Rai fühlte sich, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen wefggezogen, aber er nahm Yuukis Hand mit Freuden an, als er sie ihm entgegen streckte, wollte sie gar nicht mehr loslassen. Sie war so weich. Sehr warm und weich. Die Finger waren lang und schlank und ihr Anblick brachte Rais Gehirn dazu, sich vorzustellen, wie Yuuki ihn mit diesen schönen Händen berührte, sie sanft über seine Haut streicheln ließ. Rai sah die Hand des Sängers fasziniert an, wurde dann rot, als ihm auffiel, dass er wohl gerade die Hand schüttelte, mit der Yuuki sich des öfteren einen runterholte. Also hatte Rai gerade irgendwie im übertragenden Sinne Yuukis Penis angefasst. Der Kleinere kam sich vor wie ein Schuljunge der Mittelstufe und er kam sich bei dem Gedanken dumm vor, fragte sich, was bei ihm schief gelaufen war, dass er solche dummen Gedanken hatte. Yuuki löste den Händedruck und nun kamen auch die anderen angerannt und umarmten ihn. Er war nun offizielles Mitglied von UnsraW. Um ehrlich zu sein interessierte ihn das nicht wirklich, sein Blick hing weiter an Yuuki, als er Tetsu umarmte. Ihn interessierte nur der Sänger. Wenig später saßen die fünf Männer in einer gemütlichen Bar in Ikebukuro, die Tetsu vorgeschlagen hatte, um sich besser kennen zu lernen. Die fünf Jungs saßen an einem Tisch, an der Wand war ein Sofa, auf dem Yuuki alleine saß, rechts daneben auf einem Stuhl saß Jun, daneben Shou. Auf Yuukis anderer Seite saß, ebenfalls auf einem Stuhl, Tetsu. Die Stühle waren unbequem, darüber waren sich die Männer alle einig. Sie waren aus Holz mit einer etwas geschwungenen Sitzfläche, die nach einer Stunde sitzen wirklich schmerzte. Rai saß gegenüber von Yuuki, der wie ein Pascha breitbeinig dasaß und sein Bier trank. Das gedämpfte Licht in der rötlich gestrichenen Bar schien nur ein wenig auf Yuukis Gesicht, warfen einen langen Schatten über seine Wange. Der Gitarrist beobachtete ihn immer dann, wenn er gerade nicht zu ihm sah, um zu vertuschen, dass er Interesse an ihm hatte. Nein, es war nicht nur Interesse. Es war Liebe. Das war es schon von Anfang an gewesen. Liebe auf den ersten Blick. Wie in einem der süßen europäischen Märchen, in dem der Prinz seine Prinzessin sieht und sie sofort heiraten will. Oder so in der Art. Dieser Mann ließ ihn all seine Sorgen vergessen. All seine Probleme schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Seit zwei Stunden, seit Yuuki den ersten Schritt in den Proberaum gesetzt hatte, hatte der Gitarrist keinen einzigen Gedanken mehr an seinen, nun Ex-Freund, Mikaru verloren. Und er hatte es auch weiterhin nicht vor. In lauter Hingabe zu dem muskulösen Sänger versunken, bemerkte er nicht einmal, das selbiger ihn gerade ansah und Jun zum fünften mal „Rai? Raaahai?“, verlauten ließ. Der Angesprochene schreckte auf, bemerkte nun auch Yuukis Blick auf sich und seine hochgezogene Augenbraue, während er an seinem Bier nippte. Rai lief rot an, blickte dann zu Jun. „Was?“, fragte er kleinlaut. „Wie läufts mit Mikaru?“, wollte der Bassist wissen. UnsraW’s neuer Gitarrist seufzte. Es tat weh, wieder an ihn erinnert zu werden. „Es ist aus.“ - „Was?!“, entkam es Tetsu und Jun gleichzeitig. „Wie, es ist aus? Wer hat Schluss gemacht und warum? Ihr wart so ein süßes Paar!“ Rai lächelte leicht. „Naja, er mochte meinen Schwanz noch nie“, lachte er. Jun schüttelte den Kopf. „Also hat er dich verlassen, weil du ein Mann bist? Was eine Schweinerei! Der Junge hat doch keine Ahnung was ihm entgeht! Du bist so eine wundervolle Personen und so freundlich und süß und...“ - „Ich bin sicher, dein Schwanz ist bezaubernd.“, meldete sich Yuukis tiefe Stimme gleichgültig zu Wort, bevor er wieder sein Bierglas ansetzte. Alle schwiegen und Rai wurde mit einem mal knallrot. Ein Grinsen machte sich auf den vollen Lippen des Sängers breit. Worte wie diese aus Yuukis Mund zu hören empfand Rai als schön, um nicht zu sagen erregend. Wie würde das wohl dann erst sein, wenn sie miteinander schliefen? Rai würde wohl schon beim Anblick des nackten Yuuki kommen. Es dauerte nicht mal ein paar Sekunden, da spürte Rai, das dieser Gedanke ein furchtbarer Fehler war. Er biss sich kurz auf die Lippe, blickte mit hochrotem Kopf seine Freunde an. Er hatte die ganze Zeit über Juns Aufregung über Mikarus und seine Trennung überhaupt nicht mitbekommen. Rais Gehirn konnte es nicht lassen, sich die weichen Finger des schwarzhaarigen vorzustellen und damit seine Erregung noch mehr zu provozieren. Er fragte sich, wie hart der schwarzhaarige ihn denn rannehmen würde, wenn Rai nackt auf dem Bett wand und sich sexy über die Lippen leckte? Und was ihn noch viel mehr interessierte: Wie gut war der große, muskulöse Mann wohl bestückt? 10cm? 14? Oder gar 18? Vorsichtig hob Rai das gerötete Gesicht zu Yuuki, der ihn noch immer ansah. Sein breites Grinsen ließ erahnen, dass er genau wusste, was soeben in Rais Kopf vorging, oder in seiner Hose. „Oh Gott...“, dachte der Braunhaarige verzweifelt. Sein Ständer drückte immer mehr gegen seine Hose und es tat weh. Rai selbst war für einen so zierlichen Japaner auch nicht schlecht bestückt, was ihm im Moment eher ein Fluch als ein Segen war. Noch dazu brannte Yuukis Blick auf seiner Haut wie Feuer. Er hielt es nicht mehr aus. „Gleich wieder da“, entschuldigte Rai sich schnell und rannte zur Toilette, wäre dabei fast über seine Stiefel bestolpert. Die anderen sahen ihm nach und Tetsu grinste in die Runde. „Ich hab doch gesagt er ist niedlich.“ Ca. 6 Minuten später war das Problem beseitigt und Rai kam zurück zum Tisch. Die Runde grinste heiter und kaum hatte sich Rai gesetzt, sprang Tetsu auf und meinte „Ich geh mir was neues bestellen.“ Auch Jun und Shou erhoben sich. „Ja, ich auch!“ und ehe man sich versah waren sie verschwunden. Rai zuckte. Für einen Augenblick hatte er überlegt aufzuspringen und zu sagen „Ich auch!“ um mit Yuuki nicht alleine sein zu müssen, aber irgendwie fühlte es sich gut an, mit ihm alleine hier zu sitzen. Er kam sich ein wenig vor wie Yuukis Date. Romantisch Essen und trinken gehen in einer schicken Bar mit seinem Liebsten. Oh ja, das wäre er gerne... Wieder sah Yuuki ihn regungslos an, nachdem sie sich einige Minuten angeschweigt hatten. „Also, erzähl mal“, meinte er „du hattest einen Freund? Also bist du schwul nehme ich an?“. Diese, relativ intime, Frage kam ein wenig unverhofft, aber Rai nickte. „Ja. Wir waren ein halbes Jahr lang zusammen und haben gemeinsam in Shibuya gewhnt. Seit gestern Abend ist Schluss.“, erklärte er. Der vocal nickte. „Ich verstehe ihn nicht.“, meinte Yuuki nur und zündete sich die, bestimmt schon 13te, Zigarette an diesem Abend an. Verwirrt sah Rai auf und wie zur Erklärung fügte Yuuki hinzu: „Wie kann man so etwas hübsches verlassen?“ Rai stockte der Atmen. Hatte er sich da etwa verhört? Yuuki fand ihn hübsch! Und wären sie zusammen, würde er ihn nie verlassen! Verwirrt zupfte er an seinen Haaren herum, biss sich auf die Lippe. „Naja also...“, stotterte er und lachte verlegen. Yuuki ergriff erneut das Wort. „Wäre ich schwul, würdest du jetzt schon mir gehören.“ BAHM, BAHM, BAHM. Rai fühlte einen Schmerz, der sich nicht geringer anfühlte als ein Tritt in den Magen. „Wäre ich schwul“... Yuuki war hetero. Rai hätte heulen können. Er hatte sich so sehr in den Fremden hineingesteigert... und nun das. Dabei war sich Rai sicher, dass es ein Zeichen der Götter war. Das eine göttliche Fügung ihn dazu gebracht hatte, Yuuki zu treffen und dass es ihre Bestimmung war, zusammen zu sein. Anscheinend aber hatten die Götter sich in der Hausnummer geirrt. Der Sänger war hetero. Und nun stellte sich auch Rai selbst noch als naiv hin, weil er dachte, die ganzen Dinge hätten etwas bedeutet. Die Blicke, die sie tauschten, wie sie sich minutenlang in die Augen schauen, wie Yuuki ihn musterte. Vielleicht tat er das immer? Vielleicht war das seine Art herauszufinden, wer die Menschen wirklich sind, sie besser kennen zu lernen. Sie würden also nie zusammen sein, nie miteinander schlafen, nie heiraten und auch keine Kinder adoptieren. Vielleicht hatte er ja sogar eine Freundin oder war verheiratet? Ein zweiter Tritt in den Magen. Rai brauchte Gewissheit. „Wenn ich fragen darf, hast du eine...“ – „Sieh mal einer an, wer ist denn da?“ Rai fuhr zu der bekannten, sogar sehr bekannten, Stimme herum. Geschockt sah er den Mann neben sich an, schreckte hoch. „Mikaru, was willst du denn hier?“ Yuuki blickte regungslos zwischen Rai und Mikaru hin und her. Der ungebetene Gast antwortete nicht, sondern blickte zu Yuuki. „Hast du etwa jetzt schon einen neuen? Du bist wirklich so ein Stricher wie alle sagten.“. Rai blickte zu Boden. Man nannte ihn des öfteren einen Stricher, weil seine Partner früher oft variiert hatten und auch weil es kein Geheimnis war, dass der ehemalige JOKER-vocal Byou ihn früher jede Nacht flachgelegt hatte, auch, als sie noch nicht zusammen waren. „Mikaru, das...“ – „Ist er nicht.“, stellte Yuukis Stimme mit einem aggressiven Unterton klar. Rai sah ihn erschrocken an. Er blickte Mikaru aus kalten, wütenden Augen an. Er war gerade nicht zum scherzen aufgelegt, soviel stand fest. „Yuuki, nicht...“, murmelte Rai ihm leise entgegen. „Yuuki also, hm? Ist er der Typ, den du gestern zufällig ‚gesehen’ hast und dich gleich soooo unsterblich in ihn verliebt hast?“ Die Worte Mikaru’s waren mit Pfeilen zu vergleichen, welche unaufhaltsam auf ihn einprasselten. Er senkte den Blick. Yuuki würde ihn für verrückt halten, da war sich Rai sicher, doch der schwarzhaarige hatte Mikarus Kommentar anscheinend nicht gehört, wollte ihn icht hören, hatte ihn nicht verstanden oder was auch immer, aber Rai dankte dafür. „Verzieh dich jetzt einfach, er gehört mir.“, fauchte Yuuki ihn bedrohlich an und stand auf. Er war größer als Mikaru, um einiges sogar. „Und wenn du meinem Freund noch mal zu nah kommst“, fuhr er zischend fort, beendete den Satz aber nicht, sein auftreten hatte gereicht. Yuuki sah furchterregend aus, wenn er sauer war, aber dennoch in Rais Augen wunderschön. Mikaru hatte den Blick noch oben zu Yuuki gerichtet und er schluckte leicht und möglichst unauffällig. Sein Blick wanderte zu Rai. „Du gehörst immer noch mir.“, murmelte er laut genug, damit er es verstehen konnte und wandte sich zum gehen. Er warf einen letzten, abartig hasserfüllten Blick zu dem Sänger, verließ dann die Bar. Rai sah ihm nach. Was war grade passiert? Rai verstand es nicht. Es war alles viel zu schnell gegangen. Wieso hatte Yuuki das getan? „Wieso hast du dich so für mich eingesetzt?“, wollte Rai kleinlaut wissen. Sie kannten sich doch kaum und schon beschützte er ihn so, als würden sie sich schon ewig kennen? Er sah zu dem Sänger. Der schwarzhaarige zeigte ein seltsames Grinsen, schüttelte dann den Kopf. "Hey, was was denn jetzt grad los? War das Mikaru?", Jun und die anderen, welche gerade von der Theke zurückkamen, waren verwirrt. Sie sahen zu Yuuki, der neben dem Tisch stand und grinste. „Wir sehen uns morgen bei der ersten Bandprobe. Sei pünktlich.“, sagte er noch an Rai gewandt, holte einen 20€ Schein aus seinem prallgefüllten, aus schwarzem Krokodilleder gefertigten Geldbeutel, ließ sie sachte auf den Tisch niederfallen. Er steckte sein Portmonai zurück in die Hosentasche, nahm seine glühende Zigarette, die er vorher beim Aschenbecher abgelegt hatte, wieder in die Hand und zog einmal tief daran, behielt den Rauch für einige Zeit in den Lungen, während er Rai wortlos ansah. Dann grinste er. Yuuki grinsen zu sehen war wie ein Geburtstagsgeschenk für den Gitarristen. „Gib auf dich Acht, Kleiner.“, meinte Yuuki und der Zigarettenrauch quoll über seine Lippen. Nicht nur die liebenswerte Aussage des Großen, sondern auch die Nummer mit der Zigarette bescherten Rai eine Gänsehaut und seine Erektion meldete sich schon fast wieder zu Wort. Wegen des dichten Rauches konnte Rai Yuukis Gesicht kaum sehen, doch es reichte, um zu sehen, dass er ihn schon wieder musterte. „Falls der Wichser dich noch mal belästigt, lass es mich wissen.“, meinte er, salutierte dann mit dem Zeige und Ringfinger, verschwand dann durch die Tür in die Nacht. Zurück blieb ein sehr verwirrter, aber verliebter Rai und die unbeantworteten Fragen Jun's. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)