Treat Me Like A Stranger von mangacrack (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 1: Sommerfreuden ------------------------ Titel: Treat Me Like A Stranger Genre: Drama Warnungen: Drogen, Angst, ShônenAi Personen: Naruto, Sasuke, Tobi Inhalt: Für Naruto ist es bei der billigen Anmache bereits zu spät und bei Sasuke liegt der Anfang und das Ende unter einem Grabstein. Kommentar: Anlässlich eines Wettbewerbs, der nach Drogen, Drama und ShônenAi verlangte. Ich hoffe, ich werde dem gerecht. mangacrack Sommerfreuden 18. Juli 09:13 Uhr Nächste Woche wird er vierundzwanzig Jahre alt. Das Datum auf der Zeitung erinnert ihn daran. Aber im Grunde ist es Sasuke egal, denn seine Geburtstage sind ihm schon lange nicht mehr wichtig gewesen. Lediglich seinen 18. hat er ein wenig gefeiert, weil es bedeutete, dass seine Minderjährigkeit endlich vorüber war. Inzwischen gibt es auch sehr viel weniger Menschen mit denen Sasuke hätte feiern können. Sicher finden sich immer ein paar Herumtreiber auf der Straße, doch als Drogendealer erwarteten sie praktisch von ihm, dass er an seinem Geburtstag großzügig war. Die einzigen Personen, die seinen Geburtstag interessant machen könnten, sind im ganzen Land verstreut. Bis zu Karin sind es fünf Stunden mit dem Zug und den Spaß kann er sich im Moment nicht leisten. Tobi will immer noch Geld von ihm, weil er sich um ein paar Angelegenheiten gekümmert hat, während Sasuke im Gefängnis war. Sicherlich könnte er auch trampen gehen, er kennt die geheimen Zeichen der Landstreicher und der Obdachlosen, um auf weiten Strecken über die Runden zu kommen, doch solange er noch Schulden hatte, würde er in der Stadt bleiben. Im Verhältnis zu anderen Arbeitgebern war Tobi ehrlich zu seinen Angestellten und das war ein Vorteil, den Sasuke nicht verlieren wollte. Außerdem wäre es gefährlich, in eine Lage zu geraten, die man als Flucht auslegen konnte. 23. Juli 21:47 Uhr Die Bar ist voll wie immer. Musik spielt im Hintergrund und Mädchen vergnügen sich mit Cocktails. Sasuke hat sich an einen Tisch verzogen, der dicht in einer Ecke steht und guten Ausblick bietet. Wichtiger ist ihm aber die Nähe zur Ausschenke und zur kleinen Küche. Ganz zu schweigen davon, dass der Hintereingang nicht weit weg ist. „Arbeitest du heute nicht?“, fragt ihn Tobi, als er ihn ein wenig später entdeckt. „Nicht heute.“ Tobi nickt verständnisvoll und winkt dem Barkeeper zu, zwei Drinks zu bringen, ehe er sich Sasuke gegenüber niederlässt. Schweigend duldet Sasuke es, denn Tobi ist einer der wenigen, der seine Lebensgeschichte kannte. Außerdem arbeitet Sasuke häufig genug und bringt genügend Stammkunden in die Bar, um sich genau drei Tage Urlaub im Jahr gönnen zu können. Sein Geburtstag ist einer davon, weil doch irgendwann Kindheitserinnerungen in ihm aufstiegen, die ihm eine bessere, glücklichere Zeit vor Augen hielten. Der zweite Urlaubstag, der 9. Juni lag gerade erst zurück. Diesen Tag hatte Sasuke bei Itachi verbracht, bis der Friedhofswärter ihn hinaus geworfen hatte. Der dritte Urlaubstag ist im Winter und daher weit genug entfernt, um nicht ins Gewicht zu fallen. „Bleib heute hier“, meint Tobi und entscheidet sich direkt aus der Flasche zu trinken, als eine hübsche blonde Kellnerin die Drinks mit einem Lächeln serviert. „Du kannst oben schlafen, wenn du genug hast, solange du die Gäste im Auge behältst.“ „Hm.“ Mehr als diese einsilbige Antwort bekommt Tobi nicht. Sasuke trinkt sein eigenes Bier gedankenverloren bis er bemerkt, dass sein Boss aufgestanden und verschwunden war. Lustlos zuckt er mit den Schultern. 24. Juli 01:36 Uhr Sasuke bestellt sich ein weiteres Bier. Die blonde Kellnerin kommt wieder und lächelt ihn strahlend an. Ein genauerer Blick verrät ihm, dass die Kellnerin eigentlich ein Mann ist. „Hi“, strahlte der junge Mann. „Bist du öfters hier?“ „Hm.“ Eigentlich ist ihm diese Anmache zu billig, doch genauso offensichtlich war, dass der blonde Kellner nicht locker lassen wird. Daher zwingt Sasuke sich den Kellner genauer anzusehen. Das Haar ist mehr schmutzig braun als blond, dazu ungekämmt oder es verfehlt halt den derzeitigen ‚Go Wild’ Look um Meilen. Die Augen wirken nicht strahlend blau, wie es in Romanzen und Filmen gerne beschrieben wird. Eher sehen sie müde und abgekämpft aus. Sicherlich begann die Schicht etwa eine Stunde vor Einlass und die Bar öffnet üblich um acht. „Willst du ficken?“, fragt Sasuke direkt. Hätte er Sinn für die ästhetischen Regeln der Gesellschaft würde er mit Mitte Zwanzig mit dem Studium fertig sein und nicht wie ein Ausreißer auf der Straße leben. Der Kellner blinzelt kurz überrascht und stellt dann das Bier vor Sasukes ab. „Eigentlich meinte ein gemeinsamer Freund von uns, dass ich bei dir Stoff kaufen kann. Aber das Angebot schlage ich nicht aus, wenn du warten kannst, bis meine Schicht zu Ende ist.“ Ein Schulterzucken kommt als Antwort: „Ich habe Zeit“ Wohl wahr. Sasuke treibt nichts, außer den natürlichen Bedürfnissen des Menschen wie Hunger, Durst oder Kälte. An die verächtlichen Seitenblicke, die man als Herumtreiber bekommt, gewöhnt man sich. Zumindest wenn man weiß, wo die eigenen Prioritäten liegen. Der namenlose Kellern verschwindet in der Menge und raunt mir nur kurz: „Warte auf mich.“ 24. Juli 01:45 Uhr Plötzlich taucht Tobi auf. Er kommt aus der Küche geschlendert und wedelt mit einem Zettel vor sich herum. Kurz befürchtet Sasuke, dass er heute doch noch Arbeiten und an der Straße Drogen verkaufen gehen musste. Ihm wird jedoch bloß eine Kopie vorgehalten. In dem schummrigen Licht der Bar ist der Text schwer zu lesen, aber einen Schuldschein erkennt Sasuke nach seiner langen Erfahrung als Drogenkurier auch bei buntem Scheinwerferlicht Er liest den Namen, der auf der Adresszeile eingetragen ist. „Uzumaki Naruto?“ „Der Kellner, der eben bei dir war“, erwidert Tobi. „Er schuldet mir Geld und wollte es hier in der Bar arbeiten.“ „Ist er dir die nächste Zahlung schuldig?“ Das würde bedeuten, dass Sasuke die Aufgabe zugeteilt bekäme, eben diese einzutreiben. In dem leichten Nebel des Alkohols bedauert er kurz, dass sich das auf den Sex auswirken wird, dem man ihm vor ein paar Minuten versprochen hat. „Noch nicht“, grinste Tobi und zupft an seiner orange-schwarz gestreiften Krawatte herum, die ihn eindeutig als Besitzer der Bar identifiziert. „Aber ich wäre erfreut, wenn du dafür sorgst. Bei seinen Einkäufen macht er es sowieso nicht mehr lange und ich würde gerne so viel aus ihm herausbekommen wie möglich.“ „Okay.“ Ändern kann Sasuke die Situation nicht. Einen Süchtigen zu kurieren ist sowieso unmöglich, das hat er selbst oft genug erlebt. Auch deuten die körperlichen Anzeichen des Kellners auf seinen Drogenkonsum hin, nur hatte Sasuke es zunächst der langen Schicht zugeschrieben. „Wonach ist er den süchtig?“, fragt Sasuke noch, als Tobi wieder gehen will, nur um sicher zu gehen. Gewisse Fälle sind ohnehin hoffnungslos. Sasuke handelt meistens mit den Menschen, die bereits abhängig sind und da Naruto alt genug aussieht, um kein experimentierfreudiger Jugendlicher zu sein, ist es nicht seine Aufgabe den Vernünftigen zu mimen. Die Rolle fällt meist jenen zu, welche die Bar nie von innen sehen, sondern nur die Trinkopfer und Gelegenheitskiffer am nächsten Morgen von ihrem Sofa pflücken. „Opium.“ 24. Juli 02:09 Uhr Naruto schleppte sich müde durch die immer noch volle Bar. Endlich ist seine Schicht zu Ende. Zetsu hat ihn gehen lassen. Oder ihn zumindest nicht daran gehindert. Die Luft ist durch den Nebel auf der Tanzfläche und dem Qualm der Raucher so stickig, dass der frische Luftzug in der Umkleidekabine durch das offene Fenster in seiner Lunge brennt. Der Geruch des alten Fettes aus der Küche ist ihm vertrauter. Ähnlich wie die finstere Gestalt, die inzwischen das Bier ausgetrunken hat und an dem Tisch herumlungert, wo in der Regel nur Tobi und seine Geschäftspartner sitzen. Naruto kennt Sasuke nur vom Hörensagen oder von weitem. An einigen Tagen durchstreift er die Bar, als wenn er ein Teil davon wäre, dann taucht er lange gar nicht auf. Aber man kennt Sasuke in der Szene. Naruto konnte durchaus beobachten wie einige Stammkunden der Bar an dem Tisch in der Ecke stehen geblieben sind. Viele von ihnen sehen schlechter aus als der Mensch, der sie offensichtlich gut kannte und wohl mit Stoff versorgte. Sie wirken dünn und fahl, die Haut ist grau und ungesund. Sasuke hingegen sieht aus wie der Rowdy, den man tagsüber meidet. Viel benutzte und durch das Wetter verdunkelte Kleidung, alles Leder – weil es am längsten hält. Einige Bartstoppeln, die ein Anzeichen dafür sind, dass Rasieren nur drin ist, wenn ein Bad in der Nähe ist. Aber das sind nur äußere Erscheinungsmerkmale. Gefährlicher empfindet es Naruto, dass Sasuke um diese Uhrzeit noch nüchtern ist. Es sind nur zwei oder drei Bier gewesen, die Naruto ihm im Laufe des Abends serviert hatte . Deswegen trifft Naruto jetzt einen sehr wachen und scharfsinnigen Geist, als er durch die Hintertür tritt. Sasuke wartet am Rande eines Lichtkegels, den die nächste Straßenlaterne wirft. „Wo wohnst du?“ Er fragt leise und Naruto erzittert ein wenig. Fast hat er mit Sex in einer kleinen Gasse gerechnet, davon gibt es hier genug. Vielleicht ist Sasuke lediglich bequem und zieht das Bett vor. „Folge mir“, sagt Naruto, nicht wissend was das für ihn bedeutet. Sasuke folgt leisen Schrittes. Hin und wieder nickt er einem bekannten Gesicht zu, das sich auf Straße vor der Bar herumtrieb. Er kennt viele dieser Leute, einige besser als andere, jedoch waren es keine Freundschaften. Dafür leben sie einfach nicht lange genug. 24. Juli 02:28 Uhr Blass leuchten die Lichter der Laternen. Hin und wieder hört man die Autos auf der Hauptstraße. Sanft brummend fährt links ein spärlich besetzter Bus vorbei und biegt zwei Kreuzungen weiter um die Kurve, sodass er aus ihrem Sichtfeld verschwindet und die einzige Bewegung aus den zwei Männern besteht, die ohne Eile schweigend den Gehweg hinunter wandern. Seit ihrem Aufbruch haben sie kaum mehr als ihre Namen ausgetauscht. Als seine Augen auf die erleuchteten Fenster eines Drogeriekette fallen, fummelt Sasuke in seiner Jackentasche nach einem Kondom. Opium ist eine Droge, die geraucht oder flüssig geschluckt wird. Daher ist die Gefahr einer HIV Infektion weniger hoch, dennoch hat Sasuke gelernt vorsichtig zu sein. Es ist eine der wenigen Lektionen, die Itachi ihm hat beibringen können. Es steht außer Frage, dass Sasuke jung sterben wird, aber nicht durch eine Dummheit wie Aids. Das sind die paar Minuten Sex nicht wert. 24. Juli 06:15 Uhr Ein wenig unausgeschlafen, aber insgesamt zufrieden steigt Sasuke das schmale Treppenhaus hinunter. Der Sex letzte Nacht war nicht berauschend oder tief bewegend, aber allein für das Frühstück würde er wiederkommen. Früchte in einem Obstkorb und ein paar Brötchen an denen er sich bedient hat, dazu der Saft aus dem Kühlschrank. Ebenso annehmbar ist die recht große Dusche, deren warmes Wasser nun leider aufgebraucht war. Für seine üblichen Verhältnisse ist dieser Morgen ein echter Luxus gewesen. Als Gegenleistung wird er Naruto einen guten Preis für die Lieferung des Opiums geben, das nächste Woche fällig ist. Befriedigt schlendert Sasuke die Straße hinunter, auf dem Weg zum Bahnhof. Sicher wartet dort später Arbeit auf ihn. Vielleicht ließe sich zwischendurch in ein paar Geschäften das Mittagessen zusammenstellen, nun wo er sich um den morgendlichen Hunger keine Gedanken mehr machen musste. Mit ein wenig verteiltem Glück bezüglich Narutos Sucht, ließe es sich einrichten, dass er sich sein Winterquartier sichern konnte. Nachts wird es in den kalten Jahreszeit bekanntlich sehr kalt und ungemütlich. Immerhin kann Sasuke von sich behaupten, dass er seit dem Beginn seines Jobs als Drogenlieferant noch nie von einer Tür abgewiesen wurde. - * - * - Kapitel 2: Winterleiden ----------------------- Dieses Kapitel ist die Rohfassung, weil meine Betaleserin im Moment viel zu tun hat. Die korrigierte Version folgt so bald wie möglich. Winterleiden 7. November 20:30 Uhr Eins... , zwei... , drei... ein frustriertes Stöhnen erklingt. Sasuke schlägt ein wenig fester zu und Naruto schreit in das Kissen. Unnachgiebig folgen mehr Klapse auf das Hinterteil, bis die Backen rot glühten. Es ist nicht seine bevorzugte Art von Sex, aber solange er nicht am anderen Ende ist, schert es Sasuke nicht. Weit dankbarer ist er dafür, dass er sich den Pornotalk sparen kann. Naruto zu sagen, dass er böser Junge ist, ist nicht seine Aufgabe. Besonders nicht, wenn es wahr ist. Wobei ... Sasuke würde nicht das Wort ‚böse’ benutzten. Dumm trifft eher zu. Dumm, weil das Säckchen für den Joint in seinem Rucksack wartet. Dumm, weil Naruto bei dem Konsum bald finanzielle Probleme bekommen wird. Dumm, weil Sasuke sich dann einen anderen warmen Zufluchtsort würde suchen müssen 11. November 18:29 Uhr Die Couch ist bequem und der Fernseher vor ihm ein seltener Luxus. Es passiert nicht oft, dass er einen stillen Nachmittag in einer Wohnung verbringt. Hin und wieder sucht er sich einen Unterschlupf bei anderen Leuten, die so wie er auf der Straße leben. Es gibt genügend verlassene Plätze, wo sie untertauchen können. Sasuke weiß, dass jeder von ihnen seine eigene Geschichte hat. Manche kehren wieder um und finden ihren Weg in die Gesellschaft zurück. Ausgerissene Jugendliche sind das zu meist. Sie haben noch eine Chance auf ein normales Leben. Obdachlose, die Ehre im Leib haben, kümmern sich um diese Kinder bis sie nach Hause wollen. Sie bringen ihnen bei wie man überlebt und schützen sie vor Übergriffen. Mädchen haben es auf der Straße schwer. Sasuke kennt nicht mehr viele von ihnen, die überlebt haben. Karin ist die Einzige, zu der er noch Kontakt hat. Doch auch sie hat sich am Rande der Gesellschaft eine Ein-Zimmer Wohnung gesucht, um sesshaft zu werden. Sie ist nicht wie Orochimaru, der vor zwanzig Jahren alles aufgab und seitdem sich weigert die Welt zu verlassen, die ihn glücklich macht. In Momenten wie diesen, wenn Sasuke in einem normalen Heim sitzt und für einen Tag den Luxus von Sicherheit und Wärme genießt, fragt er sich wie sein Leben ausgesehen hätte, wäre er nicht an Orochimaru geraten. Wäre es nicht dem Mann begegnet, der ihm zeigte, wie man frei leben kann ohne sich den Regeln der Gesellschaft zu beugen. Vielleicht hätte ihn das Jugendamt gefunden und eine Therapie verpasst. Hätte ihn in die Schule geschickt und daran erinnert, ein Leben zu leben, das seine Eltern akzeptiert hätten. Doch dies ist vorüber. Sasuke lebt schon zu lange in einer anderen Welt. In einer Welt ohne saubere Toiletten, warme Duschen, Erwartungen, Nachrichten und grenzenlosem Materialismus. Die Eingangstür quietscht und Naruto tritt herein. „Wie bist du hier herein gekommen?“, fragt er verwundert, denn die Tür soll abgeschlossen sein. „Durch die Tür“, beantwortet Sasuke das Offensichtliche und streckt lässig seine Beine aus. Die Freizügigkeit, die Sasuke sich herausnimmt, treibt ihn in den Wahnsinn. Besser wäre es, er würfe ihn hinaus, aber Naruto freut sich jedes Mal, wenn Sasuke auftaucht. Unangemeldet, so wie immer. Aber mit Stoff im Gepäck, so wie immer. „Was machst du hier?“, fragt Naruto mit Nachdruck, weil er sonst auf die Knie sinken und Sasuke einen blasen würde. Die Antwort hält ihn jedoch vorerst davon ab. „Meine Wäsche waschen“, meint Sasuke gleichgültig und wendet sich wieder dem Fernseher zu. 26. November 14:56 Uhr Träge schließt Sasuke den Gürtel seiner Hose, um anschließend zu kontrollieren, ob die Taschen noch voll sind. Schlüssel, Portemonnaie, Zigaretten, ... alles noch da. Der Rucksack mit den kleinen Tüten darin liegt unter dem Bett. Unentschlossen hebt Sasuke ihn auf. Er spürt wie zwei brennende Augen ihn vom Bett aus verfolgten. Zuerst ruhen sie auf seinem nackten Oberkörper, weil das Hemd und der Pullover noch auf der Kommode liegen, aber schnell wandern sie zu seinen Händen. Langsam hebt Sasuke den Rucksack auf und fängt Narutos Blick ein. Noch immer liegt er im Bett, das Haar zerzaust und der nackte Körper bloß spärlich von der Bettdecke verdeckt. Rasch geht sein Atem, ähnlich wie ein paar Minuten zuvor, als zitternde Finger die eigenen Arschbacken auseinanderhielten. Doch dieses Mal ist der Grund nicht Sasukes harter Schwanz. Gier liegt den Augen des anderen und aufmerksam verfolgen sie jede seiner Bewegungen. Demonstrativ dreht Sasuke sich um und trägt den Rucksack zur Kommode, um ihn dort abzulegen, während er sich zu Ende anzieht. Noch immer ist kein Wort gefallen. „Wo ist das Geld?“, fragt Sasuke schließlich und bricht das Schweigen. Scharf sieht er Naruto an, als der ihm nur Verwirrung bietet. „Ich dachte, ich hätte dich gerade bezahlt“, kommt die Antwort leise und bitter, als wollte Naruto sich nicht eingestehen, was gerade passiert ist. „Ja, die Zinsen“, antwortet Sasuke betont langsam. „Aber nicht der Preis für den Stoff. Sehe ich kein bares Geld, nehme ich die Säckchen so wie sie sind wieder mit.“ Ein verzweifeltes Winseln dringt aus Narutos Mund. Sasuke kennt dieses Geräusch. Beim Sex gefällt es ihm, aber Verhandlungen wie dieser bedeutet es, dass kein Geschäft zu Stande kommt. „Das kannst du nicht machen“, krächzt Naruto heiser und zieht die Bettdecke höher. Schamesröte bedeckt jetzt sein Gesicht. „Pech für dich.“ Sasuke wendet seine Aufmerksamkeit von dem blonden Junkie ab und beginnt nach seinen Schuhen zu suchen. Naruto redet allerdings weiter auf ihn ein. „Sasuke, bitte. Du kriegst das Geld schon noch, aber bitte lass mir Stoff da.“ „Nein.“ Die Antwort kommt kurz angebunden und beendet das Gespräch. Sasuke ist bereit aus der spärlichen Wohnung zu verschwinden. Warm geduscht hat er bereits, damit ist der eigentliche Grund erfüllt, warum er sich auf den Handel in Naturalien eingelassen hat. Genervt von der quengelnden Stimme im Hintergrund, klatscht Sasuke schließlich ein einzelnes Säckchen auf die Kommode. „Sag nicht, ich hätte nie etwas für dich getan“, meint Sasuke und greift nach der Türklinke. Rasch verschwindet er aus der warmen Wohnung, bevor Naruto noch etwas sagen konnte. Der jetzt wahrscheinlich nach dem Säckchen greift und sich in dem zerwühlten Bett einen Joint reinzieht. Sasuke hält er nun wieder für seinen Retter, hingebungsvoll und großzügig. Dabei sollte Naruto es besser wissen. Das kleine Säckchen, dass Sasuke dagelassen hat, ist bei weitem nicht genug für einen Süchtigen. Aber es hat den gewünschten Effekt, dass Naruto bald wieder Stoff braucht und sich keinen neuen Dealer sucht. 05. Dezember 13:34 Uhr Vor der Tür schlägt Sasuke die nasse Kälte des Winters entgegen. Er denkt an Naruto in seiner behaglichen Wohnung, aber er hat noch einiges zu tun. Erst die halbe Tour ist gemacht, doch die kann warten bis das Einkaufszentrum schließt. In der Vorweihnachtszeit sind die Menschen großzügiger, da lohnt es sich für eine nichtssagende Organisation Spenden zu sammeln. Es füllt schnell seine Kasse, seinen Magen und warm ist es zudem auch noch. Schuldgefühle hat Sasuke deswegen nicht. Anders als bei Spendensammlern, wo die Hilfskräfte nicht bezahlt werden und das Geld in den Verwaltungskosten verschwindet, können die braven Bürger bei ihm sicher sein, dass zumindest ein Mensch am Ende des Tages satt wird. Nämlich er selbst. Ganz zu schweigen davon, dass in dem Einkaufstrubel Taschendiebe weniger auffallen. Das Gedränge auf Weihnachtsmärkten hat ihn schon öfters über den Winter gebracht. Besonders da er nicht dumm genug ist, um selbst abhängig zu sein oder Tribut an einen Hintermann zahlen zu müssen. 18. Dezember 07:02 Uhr Sasuke stürmt durch die Tür und schmeißt den noch schlafenden Naruto aus dem Bett. Weißer Schnee liegt in seinen dunkeln Haaren und seine Haut ist blass. Er sieht aus als wäre er die ganze Nacht auf gewesen. „Wo ist es?“, donnert Sasuke unheilvoll und drückt seine Hand gegen Narutos Kehle. „Wo ist der verdammte Stoff?“ Naruto keucht. Er ist noch nicht richtig wach und es hilft nicht, dass er bloß Boxershorts trägt. Sasuke hingegen ist dick gekleidet und trägt schwere Winterstiefel. „Wo ist der Stoff, den du mir geklaut hast, du dummer Junkie?“, donnert Sasuke erneut und drückt zu bis Naruto zu husten anfängt. Sasuke lässt schließlich von ihm ab, als er die Panik in Narutos Augen sieht. Blaue Streifen ziehen sich über seine Kehle, aber Sasuke fühlt nichts außer blinder Wut. Die gesamte Nacht ist er durch die Straßen gerannt und hat sich überlegt was passiert, wenn Tobi erfährt, dass der Stoff weg ist. Ihm bleibt nur die Hoffnung, dass Naruto sich nicht alles auf einmal eingeworfen hat. Da er noch lebt und nicht an einer Überdosis verreckt ist, scheint das Meiste noch da zu sein. „Im Schrank“, hustet Naruto. „Der Rucksack ist im Schrank.“ Seine Lippe fängt an zu bluten, als Sasuke ihn schlägt und schließlich von ihm ablässt, um sich die Drogen zu holen. Sein sicherer Schritt und der Schmerz, der die Apathie durchdringt, zeigen Naruto wie aufgeliefert er in Wirklichkeit ist. Sasuke kommt und geht wann er will, um Naruto zu behandeln, wie er will. Naruto fragt sich kurz, ob von den Drogen je loskommen wird, wenn es doch eigentlich dieser unnahbare Mann ist, von dem er abhängig ist. Traurig, dass die klassische Geschichte von dem Missbrauchsopfer, dass alles mit sich machen lässt, nicht einmal stimmt. Der Sex ging immer von ihm aus, nie hat Sasuke ihn freiwillig berührt. Verloren starrt Naruto auf den dreckigen Teppich. Offensichtlich ist Sasuke fertig mit der Inspektion seiner Drogen. „Glück für dich, dass noch alles da ist“, zischt Sasuke gefährlich wütend. Es ist die erste Emotion seit Monaten, die Naruto zu Gesicht bekommt. . „Glaube ja nicht, dass dies keine Folgen haben wird“, fügt er leise hinzu und greift sich Naruto Kinn, um ihn dazu zu zwingen ihn anzusehen. „Ab sofort kannst du dir deine Drogen bei Tobi persönlich abholen und er wird dir sicherlich keinen Rabatt geben. Er fickt keine Jungs.“ Sasuke dreht sich um, um zu verschwinden. Naruto fühlt brennende Tränen auf seinen Wangen. Die letzten Worte haben wehgetan. „Glaubst du, ich würde für dich die Beine breit machen, wenn ich deinen Boss bezahlen könnte?“, schreit Naruto ihm bitter hinterher, aber er ist sich nicht sicher, ob Sasuke ihn noch gehört hat. Selbst wenn doch, so wissen sie beide, dass es eine Lüge ist. Naruto ging es nie um die Drogen und Sasuke nie um den Sex. 24. Dezember 17:54 Uhr Die Bar ist leer. An Heiligabend kommt keiner, daher hat Tobi das Schild ‚geschlossen’ gedreht. Auf dem Tisch in der Ecke steht Pusch und der kleine Weihnachtsbaum neigt sich schräg in eine Richtung. Draußen ist es dunkel und ungemütlich, aber Sasuke ist an dem einzigen Ort, an dem er in der Lage ist, sich wohl zu fühlen. Tobi sitzt vor ihm und genießt sie die Stille, ebenso wie er. Zwischen ihnen steht eine Gedenkkerze, daneben ein Familienfoto. In Stunden wie diesen dringt an die Oberfläche, dass sie verwandt sind. Sasuke erinnert sich dunkel an seine Kindheit und an den Onkel mit den wilden Haaren. Der Onkel, der im Gefängnis saß, als seine Eltern erschossen wurden und den Itachi fand, ohne ihm etwas zu sagen. Der Onkel, der Itachi half seine Eltern zu rächen und Sasuke seinen Bruder, als die Zeit kam. Sie schweigen und Sasuke ignoriert den Schatten unter der Straßenlaterne, der schon seit geraumer Zeit dort wartet. „Was willst du wegen ihm unternehmen?“, fragt sein Onkel schließlich. Sasuke unentschlossen zuckt mit den Schultern. Madara greift hinter sich und zieht seine Pistole aus dem Gürtel, um sie Sasuke über den Tisch zu schieben. Er zieht seine Hand zurück, sodass die Halbautomatik einsam zwischen der Kerze und dem Familienfoto liegt, ehe Sasuke danach greift und sie in seiner Hand wiegt. Er hat sie bereits einmal benutzt. „Du könntest es wieder tun“, errät Madara seine Gedanken. „Es ist besser, wenn du ihn loswirst.“ Misstrauisch sieht Sasuke auf und ist sich nicht ganz sicher, ob er seinem Onkel Madara oder seinem Boss Tobi ins Gesicht blickt. „Ist es wegen dem Geld, dass er dir schuldet?“, fragt Sasuke. Für ihn käme eine Ausrede gelegen. Naruto umzubringen wäre befriedigend, aber er möchte nicht, dass es persönlich wird. Junkies, die wegen Drogen auf der Straße erschossen werden, erhalten weniger Aufmerksamkeit. Keiner braucht die Geschichte von einem College Studenten, der von seinem Liebhaber eine Kugel durch das Herz gejagt bekommen hat. „Auch“, antwortet Madara kryptisch und summt vor sich hin. „Nenne es einen symbolischen Racheakt, weil er ein Versprechen nicht gehalten hat, dass mir wichtig war.“ Sasuke sieht seinem Onkel tief in die Augen und fragt sich zum ersten Mal, wie Naruto überhaupt an Tobi geraten ist. Oder welchen Grund es für Naruto gab Drogen zu nehmen. Schließlich nickt er zufrieden und steckt die Waffe ein. Als Auftrag ist ein Mord Grund genug für ihn, nicht unprofessionell zu werden. Es wird ihn ablenken und ihn nicht zögern lassen. Fehler kann er sich nicht erlauben. Denn egal, was er sich vormacht oder vielleicht nicht eingesteht: nur für Itachi ist er ins Gefängnis gegangen und die Zeit für den Totschlag an dem Mörder seines Bruders hat er abgesessen. Naruto wäre seine Freiheit niemals wert. Sasuke und Madara trinken weiter ihren Punsch bis der Schatten unter Laterne schließlich verschwindet. 01. Januar 00:05 Uhr Ein Streichholz flammt auf und erleuchtet die Gasse für ein paar Sekunden. Der Lichtkreis fällt auf eine ausgewaschene Jeans und ein paar Sneakers. Sie haben Risse und der Schnee hat die Sohlen ihres Besitzers durchweicht. Nicht, dass es diesen jetzt noch interessiert. Zum ersten Mal fühlt er die Kälte nicht mehr. Das Streichholz verglimmt, als es in den braunen Schnee fällt. Sasuke dreht sich um und verschwindet langsam, die düstere Gasse und einen steif werdenden Körper zurücklassend. Über seinem Kopf krachen die Feuerwerke und fremde Menschen jubeln sich zu, um das neue Jahr zu feiern. Die Schritte verstummen kurz, als sie im Schatten eines Hauseinganges stehen bleiben. Es klackt und die Sicherung der Waffe rastet wieder ein, um im Gürtel der Hose zu verschwinden. Raschelnd fällt die Winterjacke darüber. Niemand wird sie bemerken und die fehlende Kugel im Magazin wird man zwischen den Müllsäcken niemals finden. Den toten Körper des jungen Mannes aber schon. Aber die Polizei hat an Silvester besseres zu tun und die Waffe wird wieder in Madaras Besitz sein, bevor die ersten Gäste die Party verlassen werden. Sasuke dreht sich ein letztes Mal, um die Leiche im Schnee zu betrachten. „Es gibt Mörder im Knast, die ich mehr respektiert habe, als du.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)