Knockin' on heavens door von SukiChii (Sasuke x Naruto) ================================================================================ Kapitel 4: Narutos Wunschliste ------------------------------ Schweigend saßen sich Sasuke und Naruto auf dem Rastplatz gegenüber. Sie hatten sich an einen der hölzernen Tische gesetzt, die draußen auf der Wiese in der warmen Sonne standen. Naruto fuhr mir seinen Fingern nervös die Maserungen im Holz entlang, während Sasuke nicht so recht wusste, ob er nun etwas sagen oder lieber warten sollte, bis der Junge den Mund aufmachte. Schließlich war es tatsächlich Naruto, der das Gespräch eröffnete. „Erst mal tut es mir Leid, dass ich es dir verschwiegen habe“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich dachte, ich würde ohne Probleme bis nach Konoha kommen und du müsstest nichts davon erfahren.“ „Dachtest du“, murmelte Sasuke. Mittlerweile war er sogar ein klein wenig sauer auf Naruto, dass er ihm indirekt diese Verantwortung gegeben hatte. Was, wenn Naruto in einen lebensbedrohlichen Zustand gekommen wäre und ins Krankenhaus gemusst hätte? Sasuke hätte sicherlich Ärger bekommen, dass er den Jungen mitnehmen wollte, obwohl es doch ausdrücklich hieß, dass er zurück ins Krankenhaus müsste. Im Grunde beging Sasuke gerade eine Straftat. „Es ist so… ich will nach Konoha, weil ich die Gräber meiner Eltern besuchen möchte“, erklärte Naruto schwerfällig. „Ich bin da seit Jahren nicht mehr gewesen, seit ich in diese Pflegefamilie in Taki gekommen bin. Vor einigen Wochen wurde bei mir eine seltene Krebsart diagnostiziert, die bereits so fortgeschritten ist, dass Chemotherapien oder ähnliches nicht angesetzt hätten. Darum bin ich bloß in diesem Krankenhaus vor mich hinvegetiert. Vor ein paar Tagen bin ich dann abgehauen, weil ich vor meinem Tod wenigstens noch mal meine Eltern sehen möchte. Es gibt noch andere Dinge, die ich gerne tun möchte, aber das wird niemals passieren.“ „Was ist mit deinen Pflegeeltern?“, rutschte es Sasuke heraus, ehe er Narutos Worte wirklich realisieren konnte. „Die scheren sich einen Dreck um mich“, antwortete Naruto frei raus. „Ich will einfach nur zu den Personen, die mich als einzige je in meinem Leben geliebt haben. Zu meinen Eltern.“ Wieder wurden sie in ein erdrückendes Schweigen gehüllt und Sasuke kam sich beinahe schon schlecht vor. Beschwerte er sich über sein Leben und dann lief ihm ein 18-Jähriger über den Weg, der unheilbar Krebs hatte, dessen Eltern verstorben waren und, der von Menschen umgeben war, die ihn nicht leiden konnten. Sasuke konnte es kaum glauben. Ihm war Naruto so unbeschwert und glücklich rüber gekommen oder war das nur eine Fassade? Nein, das konnte nicht sein. Vielleicht war nur froh endlich aus dem Krankenhaus entkommen zu sein und wieder etwas vom Leben mitzubekommen, auch wenn sein Leben nicht wirklich lebenswert war. Das alles verwirrte Sasuke einfach nur! „Ich kann‘s kaum glauben“, nuschelte er, ohne es aufhalten zu können. „Du hast so glücklich gewirkt…“ „Ich bin nur einfach nicht gerne traurig“, meinte Naruto leise. „Wirst du jetzt das Taki - Krankenhaus anrufen?“ Für einige Sekunden versank Sasuke in seinen chaotischen Gedanken, um diese zu ordnen. Er dachte ernsthaft über diese Frage nach, bis er schließlich zu dem Entschluss kam, dass er noch keine Entscheidung treffen konnte. „Ich entscheide das morgen“, antwortete er also und warf dabei einen Blick in den Himmel, zu der bereits untergehenden Sonne. „Ich denke, es würde dir gut tun mal ne Nacht in einem Motel zu schlafen und ich überleg mir bis morgen, was ich tun werde.“ „Ich hab kein Geld“, sagte Naruto gedrückt. „Ich bezahl dir dein Zimmer“, meinte Sasuke, woraufhin er einen verwunderten Blick zugeworfen bekam. „Warum?“ „Jetzt frag doch nicht so blöd, nimm mein Angebot einfach an!“, zischte Sasuke ein wenig genervt, weshalb Naruto seltsamerweise lachen musste. „Du bist so verkrampft, dass es schon lustig ist“, kicherte er, was Sasuke definitiv nicht witzig fand. Er blickte den Jungen säuerlich an, stand dabei von seinem Platz auf und ging zurück zum Auto, um seine Brieftasche und sein Gepäck zu holen. Der 18-Jährige folgte seinem Beispiel und zusammen checkten sie im kleinen Motel ein, wobei sie ein Zimmer zu Zweit nehmen mussten, da die Inhaber nicht viele Räume zur Verfügung hatten und es so billiger war. Einerseits war es Sasuke recht, dass er mit Naruto in einem Zimmer war, so konnte er die ganze Nacht nach ihm schauen, falls er Atemprobleme oder Sonstiges durch seine Krankheit bekam. Andererseits mochte er sich nicht vorstellen, wie sehr er von dem Blonden und seinem Gelaber genervt sein wird. Tatsächlich dauerte es keine zwanzig Minuten und Sasuke wäre am liebsten geflüchtet. Er bekam von Naruto allerlei Dinge erzählt, da er zu jedem Gegenstand in dem kleinen Zimmer mit den zwei Einzelbetten eine Geschichte wusste. Meistens welche, die er irgendwo mal im Fernsehen gesehen hatte. So verbrachte er zehn Minuten damit ihm die gesamte Storyline von ‚Forrest Gump‘ zu erzählen, nur weil ihn die Seife im Badezimmer an die Pralinenschachtel aus dem Film erinnert hatte. Gestresst lag Sasuke die Arme ausgebreitet auf seinem Bett und blickte an die Decke. Mittlerweile hatte er den Jungen, der auf dem anderen Bett saß und ungehalten redete, ausgeblendet und war ganz mit seinen Gedanken beschäftigt. Tatsächlich konnte er sich nicht erinnern, dass er jemals eine so schwierige Entscheidung hatte treffen müssen. Wenn er so zurückdachte, waren ihm in seinem Leben alle Entscheidungen leicht gefallen, selbst solche, bei denen andere Menschen Schaden davon getragen hatten. Seelischen Schaden, versteht sich. Und überhaupt hatte er stets Entscheidungen zu seinem eigenen Nutzen getroffen. Nie hatten sie jemand anderem etwas gebracht. Eigentlich war Sasuke ein schrecklich egoistischer Mensch und genau dies, nervte ihn gerade ungemein. Vielleicht sollte er wenigstens einmal in seinem Leben etwas richtig machen. Nein, nicht nur vielleicht, er sollte auf jeden Fall endlich mal etwas richtig machen! Doch da kam das nächste Problem: Einen Kranken mit nach Konoha zu holen, bedeutete viel Verantwortung tragen zu müssen. War er für diese Art von Verantwortung überhaupt bereit? „Naja, ich geh dann mal duschen!“, sagte Naruto deutlich lauter als zuvor, weshalb Sasuke aus seinen Gedanken aufschreckte und ihn etwas verstört anschaute. „Ich weiß, dass du mir nicht zugehört hast“, grinste der Blonde. „Das tut nie jemand, aber ich rede trotzdem!“ Und mit den Worten entschwand er ins Badezimmer und schloss die Tür von innen ab. Für einen kurzen Moment wollte Sasuke rufen, dass er die Tür wieder aufschließen sollte, falls ihm etwas passierte, doch dann wurde ihm bewusst, dass Naruto davon sicher genervt sein würde. Im Krankenhaus waren ihm vermutlich alle hinterher gelaufen, hatten ihn behandelt wie ein kleines Kind und ihm stets klar gemacht, wie krank er doch war. Sollte Naruto etwas passieren, würde Sasuke einfach die Tür eintreten. Das würde er schon schaffen… Das hatte er schon einmal geschafft. Seufzend setzte sich Sasuke auf. Sein Blick fiel auf Narutos Bett und sofort verzog er augenrollend den Mund. Naruto hatte wohl sein gesamtes Gepäck auf dem Bett verteilt, überall lagen Hefte, Papiere und Klamotten herum, selbst auf dem Boden. Wie lange waren sie hier? Vierzig Minuten? Und er hatte bereits Chaos angerichtet, als wenn sie hier seit einer Woche Urlaub machen würden. Sasuke schüttelte bloß den Kopf, als sein Blick auf ein weißes Blatt Papier fiel, das bereits stark mitgenommen aussah. Wie automatisch las er die, mit Edding darauf geschriebenen, Worte: „Meine Wunschliste!“ Nun war Sasuke neugierig. Er blickte kurz zum Bad aus dem das laute Geräusch des Wassers erklang und die, nicht wirklich liebliche Stimme von Naruto, die irgendein Lied dahin trällerte. Es war falsch in den Sachen von irgendwem reinzuschauen, doch wenn Naruto das schon so offensichtlich präsentierte… Schnell griff Sasuke nach der Wunschliste, entfaltete das Blatt und überflog die dort niedergeschriebene Liste. Was ich noch machen will: Den Jahrmarkt in Kumo besuchen. Die schönste Person der Welt küssen. Einen guten Freund finden. Den Strand besuchen. Wenigstens einmal richtig feiern gehen. Im besten Ramen-Geschäft der Welt essen. Auf einem Berg den Sonnenuntergang anschauen. Das Grab meiner Eltern besuchen. Einen anderen Menschen glücklich machen. Mit jemandem tanzen. Einige Male las sich Sasuke die Liste durch, faltete sie dann schließlich wieder zusammen und legte sie zurück auf Narutos Bett. Darum hatte er also über den Jahrmarkt in Kumo gesprochen. Wenn Sasuke so nachdachte, könnte er Naruto einige der Wünsche erfüllen. Ein kurzer Abstecher auf den Jahrmarkt, in der Nähe von Konoha gab es einen Berg von welchem aus man wunderbar den Sonnenuntergang zuschauen konnte, das beste Ramen-Geschäft, das Sasuke kannte, gab es in Konoha, zum Grab wollte Naruto ohnehin… Er könnte ihm wenigstens ein paar seiner Wünsche erfüllen. Vielleicht würde sich dann auch Sasuke besser fühlen. Vielleicht würde er dann glauben zumindest ein paar seiner Fehlentscheidungen und schlechten Seiten irgendwie ausgleichen zu können. Indem er eine gute Tat vollbrachte und einem, im Sterben liegenden Jungen, ein paar seiner letzten Wünsche erfüllte. Ja. Das würde er Naruto gleich morgen sagen und dann würden sie erst einmal nach Kumo fahren. Sasuke war sich seiner Entscheidung sicher, er verspürte sogar eine geringe Lust darauf Naruto zu versuchen glücklich zu machen. Es war ein seltsames, ungewohntes Gefühl und Sasuke konnte sich selbst nicht erklären, warum er bei der Sache plötzlich so motiviert war. Den Rest des Abends war er gedankenverloren, Naruto laberte ihn zwar ungehalten zu, doch Sasuke nahm nicht mal die Hälfte von dem, was der Blonde sagte, auf. Schließlich schlief Naruto relativ früh ein - Er wurde mit der Zeit immer schwächer und seine Augenlider drohten noch während dem Reden zuzufallen. Und kurze Zeit darauf tat Sasuke es ihm gleich, auch wenn das Einschlafen lange dauerte, da sein Kopf immer noch ratterte und sich in seiner Gefühlswelt alles drehte. ___ Nächstes Kapitel: 6.06. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)