Deep footprints ... von Maulbeere (... will be washed away.) ================================================================================ Kapitel 1: Burning Ambition --------------------------- 4:32 Uhr Zentralbüro des Weltweiten Zauberer-Nachrichtendienst [WZN]: Keuchend und völlig beschmutzt stolperte sie aus dem Kamin und sank auf die Knie. Es war wirklich sehr knapp gewesen. Sie schüttelte sich leicht und ignorierte die besorgten Fragen, stattdessen stand sie langsam wieder auf und versuchte endlich genug Luft in ihre Lungen zu pumpen. Es war ihr zu wieder versagt zu haben. Verdammt, sie war die Beste und das wollte sie auch noch eine zeit lang bleiben. Agnes biss die Zähne zusammen und streckte sich. Der Schmerz raubte ihr den Atem und ließ sie schwanken, doch anstatt auf die Stimmen zu hören, die forderten das sie sich setzten sollte, wankte sie in Richtung Toilette. Sie traute sich nicht in den Spiegel zu sehen, stattdessen kniete sie sich über eine Kloschüssel und übergab sich. Als sich nichts mehr ihren Rachen hinauf bewegte hielt sie inne. Solch eine Angst wie nur wenige Augenblicke zuvor hatte sie noch nie erlebt, jedenfalls nicht um ihr eigenes Leben. Ein schaudern lief durch ihren Körper und ein paar salzige Tropfen fuhren Bahnen in ihr verrußtes Gesicht. Kein Laut drang aus ihrem Mund, niemand sollte je erfahren das Lady Cold auch ein Mal schwach war. Erneut presste sie ihre Kiefer aufeinander, erhob sich und schleppte sich zum Waschbecken, ein Blick in den Spiegel und ihr wurde schwarz vor Augen. Wunden bluteten, verbrannte Haut schälte sich. Sie sah aus, wie eine Figur aus einem Horrorfilm. Agnes wusch vorsichtig den Schmutz aus ihrem Gesicht und stellte befriedigt fest, dass wenigstens ihr Gesicht unbeschadet davon gekommen war. Gewaltsam presste sie erneut Luft in ihre Lungen, dann richtete sie sich auf, strich die Haare aus dem Gesicht und machte sich auf den Weg zu ihrem Boss. Die Bürotür war bereits offen, das bedeutet, er erwartete sie. Die Sekretärin warf ihr einen mitleidigen Blick zu, der jedoch schnell wieder verschwand als Agnes sie mit dem ihrigen erdolchte, dann Schritt sie hocherhobenen Hauptes in das Büro. Der dunkle Schreibtisch passte perfekt zu den Mahagoni verkleideten Wänden und dem mächtigen Schreibtischstuhl dahinter. Der Mann auf eben jenem Stuhl sah sie ruhig aus klugen, hellen Augen an. „Miss Sturm, setzten sie sich doch,“ sprach er äußerst höflich und ignorierte die Tatsache, das der dunkle Ledersessel gleich ruiniert sein würde. Agnes setzte sich und fühlte sich ziemlich unwohl, bis jetzt hatte sie ihren Boss oder wie ihn hier alle nannten Chief, immer zufrieden stellen können. „Erzählen sie mir von ihrem Auftrag,“ fuhr er ungerührt fort und musterte eine Akte. Agnes blähte die Nasenflügel. „Nun, wie sie es wollten, habe ich die Abtrünnigen beobachtete. Sie haben sich in einem Canyon verschanzt am Ende der Welt.“ Chief hob eine Augenbraue. „Und wo soll das genau sein?“ fragte er und lehnte sich nach vorne. „Nepal.“ Chief’s andere Augenbraue wanderte ebenfalls nach oben. Dann nickte er um Agnes zu deuten, weiter zu erzählen. „Die ersten Tage liefen auch wunderbar, nur mussten sie meine Anwesenheit bemerkt haben, denn sie lösten einen Zauber, der ein Drachenei verschleierte. Sie können sich vorstellen, die Mutter fand es nicht so toll mich in der Nähe ihrer Brut vor zu finden. Auf dem Weg hierher begegnete ich noch zweien, die wohl durch die Mutter auf mich aufmerksam geworden sind.“ Agnes senkte den Blick und konzentrierte sich auf ihre Hände, sie hasste es dermaßen die Kontrolle verloren zu haben. „Nun Miss Sturm, sie haben den Auftrag also nicht beenden können,“ stellte er überflüssigerweise klar. Agnes nickte trotzdem leicht. „Das ist trotzdem nicht der Weltuntergang, ziehen sie kein so ein Gesicht, sonst muss ich jede Person in ihrer Nähe vor dem Herzstillstand bewahren. Es nicht schlimm, wenn mal etwas nicht funktioniert. Natürlich sind Fehler schlecht, aber sie haben keinen begangen. Eine höhere Macht war im Spiel. Seien sie beruhigt. Jetzt müssen wir nur jemanden finden der sich mit Drachen auskennt.“ Gedankenverloren strich er sich durch das Haar und begann dann in den Akten auf seinem Tisch zu lesen und hielt schließlich mit einem begeisterten Grinsen inne. „Ach da habe ich sie ja, ein wirklich toller Kerl, hat mit Bestnoten abgeschnitten. Er gilt als eine wahre Koryphäe.“ Mit leuchteten Augen reichte er Agnes die Akte, die ein wenig verstimmt aussah. Es war ihr nicht wohl dabei, sie hatte ein schlechtes Gefühl und es bestätigte sich kaum später. Der Reinblüterin entgleisten für einen Moment die Züge, nur um dann noch kälter zu ihrem Boss auf zusehen. „Nun wie und wann soll ich ihn treffen.“ Es stand außer Frage, dass sie den Auftrag auch zu Ende bringen würde. Manchmal musste man eben über Leichen gehen. Oft genug hatte das ihr Ausbilder gesagt und ihnen allen diese Worte eingebläut. Chief seufzte leicht und für einen Moment sah er dem Alter entsprechend aus. Ganze 110 Jahre war er nun auf der Erde und seit etwa der Hälfte, saß er nun in diesem Büro. Er hatte viele Zauberer gekannt, die längst aufgehört haben und hätten. Doch er würde hier bleiben, es war sein Job und er liebte ihn. Und dieses Mädchen, jung, ambitioniert und voller Tatendrang lag ihm besonders am Herzen, auch wenn sie gerne Lady Cold gab. Und er würde ihr beim Aufstieg helfen. Also lächelte er leicht. „Nun im Britischen Ministerium ist bald wieder eine Feier zu ehren von Mr. Potter. Warum gehen sie nicht anstelle von mir? Sie können selbstverständlich ihren Schützling mitnehmen.“ Er konnte dieses Biest ja nicht leiden, aber Miss Sturm kümmerte sich rührend um sie und nicht selten, führten die beiden Gemeinsam einen Auftrag aus. Agnes blickte ihn nun direkt an und nickte. Es würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als ihrem alten Leben Hallo zu sagen. Sie spürte bereits den aufkommenden Schmerz in ihrem Herzen. Aber wenigstens konnte sie Yael mitnehmen. Agnes wurde aus dem Büro entlassen und stürzte so schnell sie konnte nach Hause. Jetzt hieß es sich verarzten und dann die Kleine überzeugen. Sie verließ die Innenstadt Helsinkis und bald öffnete sich die dichte Stadt in locker gebaute Siedlungen. Agnes benutzte stets ein Auto um normal zu wirken, auch trug sie im Gegensatz zu den meisten Zauberern auch moderne Kleidung, benutzte Handy und GPS. Es war eben jene moderne Haltung die sie zu ihrem Job gebracht hatte. Sie hielt vor einem kleinen gelb gestrichenen Häuschen und grüßte nickend die Nachbarn. Hier war sie keine Hexe sondern ein ottonormal Mensch. Die Muggel sahen nur eine junge Frau, die sich fürsorglich um ihre Cousine kümmerte, die ein wenig verrückt war. Agnes durchschritt das Gartentor und hörte bereits ein langgezogenes Mauzen. Sie öffnete die Tür mittels ihres Schlüssels und schob den grauweiß getigerten Kater sanft nach hinten um eintreten zu können. „Nes, du bist ja schon da!“ Ein Mädchen hüpfte die Treppe runter und grinste breit. Allerdings verlor sich das Grinsen schnell, besorgt musterte sie Agnes. „Mach dir keine Sorgen, Kleines, nur ein paar Kratzer.“ Agnes küsste Yael auf die Wange und schob sich an ihr vorbei ins Badezimmer. Yael folgte ihr unverzüglich. „Lass mich dir helfen“, forderte sie schlicht und half Agnes aus den Klamotten. „Warum kannst du nicht mal auf dich aufpassen?“ fragte Yael und musterte besorgt die Prellungen und Verbrennungen. „Nun, das ist nicht so einfach, wenn einen drei Drachen jagen.“ Yael seufzte tief. „Manchmal wäre es mir lieber, meine Blutsschwester wäre keine Hexe und schon gar nicht eine, mit so einem gefährlichen Beruf.“ Agnes musste lächeln. „Ach komm schon, es hätte dich auch schlimmer treffen können… Autsch, nicht so brutal.“ Yael biss nur die Zähne zusammen und versuchte nun etwas sanfter, die Brandwunden mit Creme einzuschmieren. Bestimmt gab es auch dafür einen Zauberspruch, aber Yael war das ziemlich suspekt, da griff sie lieber auf die Muggelmethoden zurück. Es dauerte Ewigkeiten bis Agnes endlich von Kopf bis Fuß eingecremt und verbunden war. „Ich komme mir vor wie eine Mumie,“ brummte sie und schob sich in Richtung Wohnzimmer, sie brauchte jetzt etwas zu trinken, etwas richtiges zu trinken. Yael folgte ihr und schob den Kater vom Sofa. „Kasimir, du weist doch das du da nicht drauf liegen darfst,“ tadelte die Blonde und zupfte an den Ohren des Katers . Agnes kicherte leise. „Lass ihn doch,“ damit nahm sie sich ein Glas aus der Vitrine und öffnete die Falsche Vodka. „Du bist so unkonsequent,“ lächelte Yael und ihr wurde bewusst, wie viel ihr doch an Agnes lag, die doch viel mehr wie ihre Mutter und Schwester war, als die eigenen. „Yael, hast du eigentlich demnächst mal Zeit?“ fragte Agnes setzte sich auf die Couch und entspannte endlich. Die Jüngere hob den Kopf. Yael nannte ihre Blutsschwester sie nur, wenn es wichtig war. „Ich denke schon, um was geht es denn?“ fragte sie und setzte sich neben Agnes. „So wie es aussieht geht es für uns bald auf einen Ball des Ministeriums. Und da ich dich mitnehmen darf…“ „Klar komme ich mit, irgendjemand muss ja auf dich aufpassen. Wird es Schwierigkeiten geben?“ fragte sie dann sanft und blickte in die grauen Augen von Agnes. „Nun es ist das Britische Ministerium. Den Rest kannst du dir denken.“ Yael erstarrte und musterte Agnes nun noch besorgter. Das war gar nicht gut, überhaupt nicht. Angst machte sich in ihr breit. „Agnes, wir müssen das bestimmt nicht. Es gibt auf jeden Fall eine andere Lösung,“ sprach sie besorgt und spürte, wie auch der Kater aufmerksam das Geschehen beobachtete, als wüsste er, das etwas nicht stimmte. „Die gibt es schon, aber das würde damit einhergehen, dass ich den Auftrag abgebe und das kommt nicht infrage, schlimm genug, dass sie mich entdeckt haben. Es geht nicht anders.“ Das hörte sich dermaßen Hilflos an, das Yael einfach die Arme um die Sturm legte und sie leicht auf die Schläfe küsste. „Das wird schon, ich passe auf dich auf, niemand wird dir zu nahe kommen. Ich verspreche es.“ Die beiden Frauen sahen sich in die Augen. „Danke.“ War das letzte Wort, das die Stille brach. Sein Blick schwebte einen Moment über den Worten die ihn da erreicht hatten. Selten hatte das Britische Ministerium etwas mit dem WZN zu tun. Großbritannien bekam seine Probleme selbst im Griff, aber dass er nun dorthin zurück gerufen wurde um gerade für den WZN einen Auftrag zu übernehmen, fand er mehr als zweifelhaft. Er fühlte sich hier wohl. Amerika war seine Wahlheimat geworden und er fühlte sich verbunden mit diesem Land. Natürlich lief hier alles anders, aber auch zwangsloser. Hier gab es kaum Reinblüter und das fand er mehr als entspannend. Außerdem war er den Fängen seiner Mutter entkommen. Wider blickte er zu dem Brief und seufzte tief. Und dann auch noch einen Ball, als hätte er nicht den ganzen Tag im Schlamm zu tun. Drachenwärter war ein harter Job, die Tiere unberechenbar und voller Zorn gegen die Menschen, die ihren Lebensraum zerstörten. Deshalb lebten sie oft an Orten die schwer zugänglich waren, musste er also einem verletzten Tier helfen blieb ihm nichts anderes übrig als all sein Können aufbringen. Aber er war schließlich nicht umsonst der Beste. Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. Nun gut, es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, schließlich arbeitete er noch immer für das Britische Ministerium, nur eben weit weg. Er stand auf, ging die gnarzenden Treppenstufen hinab und blickte sich kurz im Flur um. Wie immer waren seine Sinne geschärft und er nahm das leise Flügelschlagen eines Schmetterlings war. Nun er wusste warum er sich einen Wohnort wie diesen ausgesucht hatte. Er öffnete die Tür und atmete tief ein. Jetzt im Sommer war die Luft geschwängert mit Blumendüften und dem Geruch der Wohltat. Die Sonne kitzelte ihn sanft und er hob den Kopf. Der Himmel war wolkenlos... Kapitel 2: Old footprints ------------------------- Sie blickte in den Spiegel und drehte sich einmal nach links, dann nach rechts. Sie selbst sah sich selten in etwas anderem als Hosen. Seit damals war sie die starke junge Frau. Jetzt hier, in diesem Kleid wirkte sie schwach und zerbrechlich. Das dunkelgrüne Kleid betonte ihre vollkommene Blässe. Schlank lief es an ihr hinab bis zum Boden und wurde nur durch eine Korsage mit schwarzer Spitze gehalten. Ihre Haare hatte sie eilig streng hochgesteckt. So wirkten ihre Züge noch feiner. Noch einmal drehte sie sich vor dem Spiegel. Dann zog sie sich die flachen schwarzen Ballerinas an und ging nach unten. Yael wartete bereits auf sie. Die Blondhaarige hatte sich das kleine schwarze angezogen, das die Tattoos die sie besaß stark betonte. Ihre Augen waren wie immer stark geschminkt. Kasimir strich ihr schnurrend um die Beine und ließ sich kraulen. „Du musst zu Hause bleiben, Prinzchen,“ murmelte Yael liebevoll. „Wir werden über den Kamin im Bahnhof reisen,“ erklärte Agnes kühl und schritt voran. Der Kamin im Bahnhof war der einzige öffentliche in Helsinki, normalerweise reiste man nur über den Hauseigenen. Die beiden Frauen verließen das Haus und eilten halb Richtung Auto. „Ah Ruova Sturm, sie haben sich ja rausgeputzt. Darf man fragen wo es hingeht?“ fragte die Nachbarin. Agnes zwang sich ein Lächeln auf. „Auf einen Ball, meine Arbeitskollegen und ich feiern zwanzigjähriges bestehen,“ erklärte sie, „Ich muss dann mal los, nicht das wir zu spät kommen.“ Die beiden huschten zum Auto und hielten gespannt den Atem an, bis sie das Wohngebiet verließen. Am Bahnhof angekommen, schlichen die beiden in eine Telefonzelle. Agnes tippte eine Nummer ein und sie beide verschwanden. „Ich hasse es, hier unten ist es wirklich widerlich,“ murmelte Yael und betrachtete angewidert die verschmutzten Wände, wenigstens war der Boden trocken. Agnes schmunzelte leicht und betrat den Kamin, Yael quetschte sich zu ihr. „Britisches Ministerium,“ zischte sie und die beiden lösten sich in grünen Flammen auf. Dort angekommen war es still. „Sind wir zu spät?“ fragte Yael und sah sich um. Agnes nickte nur leicht und huschte weiter. „Wahrscheinlich hat Chief mal wieder nicht aufgepasst,“ erklärte sie und begann sich bereits zu hassen, zugesagt zu haben. „Oh, dann geben wir jetzt gleich den großen Auftritt oder?“ Yaels Stimme klang trocken und auch das Lächeln war gekünstelt. Agnes nickte nur leicht, atmete tief durch und öffnete die Tür. Großes Gewimmel herrschte in dem Saal. Bis jetzt hatte noch keiner gemerkt, dass sich die Tür geöffnet hatte. Agnes sah sich um, suchte nach den Köpfen die einmal so wichtig für sie gewesen waren. Dann wurde es still, man hatte sie entdeckt und starrte sie nun mit unverhohlener Neugier an. Agnes riss sich zusammen und reckte den Kopf. Langsam schritt sie die drei Stufen hinab. „Miss Sturm, schön sie hier zu sehen,“ erklärte Hermine Granger und lächelte freundlich. „Oder muss ich inzwischen Mrs. sagen?“ Hackte sie verwundert nach, da Agnes erst nur mit einem verhaltenen Blick reagiert, doch jetzt lächelte sie. „Immer noch Miss, Mrs. Granger. Es freut mich hier zu sein,“ erklärte Agnes mehr kühl als freundlich. Wieder wurde es für einen Moment still, dann hörte man schnelle Schritte auf hohen Schuhen und Arme legten sich um Agnes’ Hals. Verwundert blickte sie auf einen Rotschopf, der nun ein wenig heller war, so dass das Rot sich mit Blond vermischte. „Ist das schön das du wieder hier bist,“ erklärte Rose und blickte auf. „Nimm deine Pfoten von ihr!“ Ein dunkles knurren, sorgte dafür, dass Rose zurück fuhr. Yael hatte sich neben Agnes begeben und die Arme vor der Brust verschränkt. „Was fällt dir ein?!“ zischte Rose empört. „Was fällt dir ein?! Das könnte ich genauso gut dich fragen.“ Automatisch war Yael vor Agnes getreten und beugte sich leicht vor. „Lass es gut sein, Kleines,“ erklärte Agnes und griff nach Yaels Arm um diese ein Stück zurück zu ziehen, „Du hast also Malfoy geheiratet.“ Leichtes Murmeln ging durch die versammelten Menschen. „Woher weist du das?“ fragte Rose, nun lag Unglauben in ihrer Stimme, obwohl sie noch immer empört zu Yael blickte. „Deine Haare, dein Verhalten, dein Auftreten. Durch und durch Malfoy,“ es klang wie eine Beleidigung aus ihrem Mund. Rose Malfoy wurde blass, das Glitzern in ihren Augen erlosch. „Du scheinst es nicht verlernt zu haben, Menschen schmerz zu zufügen.“ Scorpius Malfoy legte zärtlich den Arm um seine Frau und blickte Agnes mit eisiger Kälte an. Deren Mundwinkel hoben sich nun ein Stück. „Noch immer der Gefrierschrank, von damals, aber ich dachte du wärst über die Kinderein hinaus?“ stellte sie die Frage, wandte sich aber im selben Atemzug Mrs. Granger zu. „Ich habe nicht viel Zeit, eigentlich sollte ich Mr. Goyle hier treffen,“ erklärte Agnes und genoss es den wütenden Blick zu spüren, den der Malfoy aussandte, weil man ihn ignorierte. „So so, du bist also zurück.“ Sie starrte Vincent an, unfähig etwas zu erwidern und er blickte sie an. Spannung lag in der Luft. Es fühlte sich an, als könnte man mit bloßen Händen die Luft zerteilen. Sekunden wurden zu Minuten, doch der Saal blieb still. Stattdessen wartete man gespannt, was nun passieren würde. Die Spannung wurde durch klirrende Kälte durchbrochen. Endlich wandte Agnes den Blick ab und sah in ein weiteres Augenpaar. Augen die den ihren so ähnlich waren. „Bruder.“ Die Geschwister blickten einander fremd an. Es war als wären sie nie Verwandt gewesen, als wären sie Unbekannte oder sogar Feinde. Agnes senkte den Kopf in einer stummen Geste der Demut. Ihr Bruder hingegen reagierte nicht. „Wer?“ fragte eine zarte kindliche Stimme. Agnes blickte wieder auf. Ein kleines Mädchen stand da wacklig auf den kurzen Beinchen und blickte sie fasziniert an. „Das ist deine Tante Agnes, Luise.“ Agnes erkannte die junge Frau. Martha, die Verlobte, oder mittlerweile wohl die Frau, ihres Bruders. Das kleine Mädchen gluckste leicht und tapste dann näher. Wie von selbst ging Agnes in die Hocke und breitete die Arme aus. Luise stolperte hinein und krallte sich kichernd in das Kleid. Agnes hob sie hoch und strich ihr über die blonden Löckchen. Wie alle geborenen Mitglieder der Familie Sturm hatte sie die charakteristischen grauen Augen. Doch sie strahlte so viel Licht aus, das sie all die Kälte und Spannung die im Raum herrschte, einfach weg wischte. Agnes strich ihr sanft über die Wange um dann zu Martha zu gehen und ihr sanft Luise zurück zu geben. „Eine wundervolle Tochter die du da hast,“ erklärte sie und strich erneut über die blonden Haare. Martha lächelte leicht. „Ja, sie ist wirklich bezaubernd … Und es ist schön, das du wieder zurück bist, oder zumindest mal vorbeischaust.“ Martha lächelte und Agnes küsste die junge Mutter auf die Wange. „Ich glaube kaum, dass es jemanden gütigeren gibt als dich.“ Die Dunkelhaarige wandte sich wieder ihrem Bruder zu. „Ich hoffe ich habe euch nicht allzu viel Schmerz bereitet. Das war nicht meine Absicht.“ Sie machte einen Schritt zurück, sah sich nach Yael um und schnappte Vincent Goyle am Arm. „Ich denke wir besprechen das besser an einem anderen Ort.“ Zu Dritt verließen sie den Raum. Im Eingang war es noch immer leer. Sie ließ den Goyle los und wies Yael an, sich zu setzten. „Ich soll dir also helfen,“ warf Vincent ein und sah wie Agnes sich versteifte. Sie hasste es also immer noch um Hilfe zu bitten. Lächelnd lehnte er sich an die Wand. „So kann man das sagen. Bei meiner letzten Mission habe ich festgestellt, dass sich die gesuchten Personen, in einem Gebirge befinden, indem sich auch drei Drachen herum treiben, darunter einer mit Gelege,“ erklärte sie kühl und blickte ihn voller Stolz und Arroganz an. Der Goyle hob eine Augenbraue. „Und ich soll die drei Drachen jetzt zähmen?! Nah ihr seid ja lustig. Ich wusste doch das der WZN nichts taugt. Ihr denkt immer alles ginge so schwup die wup.“ Agnes verdrehte die Augen. „Nun übertreib es mal nicht. Du sollst lediglich die Drachen von mir fern halten, während ich meiner Aufgabe der Überwachung nachgehe.“ Vincent seufzte leicht. „Das ist jetzt aber kein Versuch mich zu verführen oder?“ fragte er lässig und grinste leicht. Agnes verlor das Gefühl nicht, das er vom Charakter her jünger war, einfacher, hirnloser. Anderseits auch körperlich schien er jünger auszusehen. Das lag jedoch nur daran, dass er an Muskelmasse verloren hatte und nun drahtiger wirkte. Agnes zog ihren Zauberstab und setzte ihn an Vincents Hals. „Jetzt hör mir mal zu Goyle. Ich bin nicht umsonst gegangen. Das einzige was ich von dir, Vollpfosten, erwarte ist das du deinen Auftrag erfüllst und was das verführen angeht. Wenn du nicht aufpasst ist dein Gesicht möglicherweise Brei.“ Vincent wunderte sich, dass noch kein Eis seine Beine hinauf kroch, denn er fröstelte bereits, nicht nur von ihren Worten, die er eigentlich lächerlich fand, nein, sondern von dem Ausdruck in ihren Augen. Verloren. Das stand da ganz dick geschrieben und dahinter trieben Gefühle, Bedauern, Einsamkeit, Schmerz. Er war nicht mehr fähig weiter hinein zu blicken. Er schob sie grob von sich. „Deine Drohungen sind lächerlich. Natürlich werde ich meinen Auftrag erfüllen, aber ich werde dabei nicht sämtlichen Menschen auf die Füße treten, im Gegensatz zu dir.“ Ruckartig wandte er sich ab und verließ das Ministerium eiligen Schrittes. Zurück blieb Agnes, die ihm hinterher starrte während sich ganz langsam Tränen in ihren Augen sammelten. Noch immer war sie also nicht fähig, gegen ihn anzukommen. Sie spürte wie sich ein Arm um sie legte. „Komm Nes, wir sollten nach Hause gehen,“ sprach Yael und zog die Hexe langsam zu dem Kamin. „Ja du hast recht.“ Mit jedem Schritt wurde seine Atmung schneller, er musste weg von hier und vor allem weg von ihr. Dieser vermaledeite Hexe. Niemals hätte er zustimmen dürfen. Nein, er hätte dort bleiben sollen, wo er seinen Frieden gefunden hatte. Doch mit jedem weiteren Atemzug schien der Frieden aus ihm zu verschwinden, machte feuriger Wut und kaltem Hass platz und ließ ihn immer schneller werden. Er rannte durch die Straßen Londons, ignorierte die erstaunten Blicke. Schon seit damals, als sie ihn verlassen hatte, war Laufen ein Mittel gegen den Schmerz gewesen und gegen die Rachegedanken, die sich in seinen Kopf eingenistet hatten und sich gegen jeden gerichtet hatten. Seine Beine schienen regelrecht über den Asphalt zu fliegen. Schneller. Er genoss das Gefühl, wenn er den Wind im Gesicht spürte, es fühlte sich an als würde der Wind diese schändlichen Gedanken weg tragen. Er genoss das ziehen in seinen Beinen, wenn die Muskeln an ihre Grenzen gerieten. Und noch viel mehr genoss er das bersten seiner Lunge, weil sie nicht mehr Luft aufnehmen konnte. Er wusch sich rein von diesen dummen Gedanken. Bald verließ er Londons Innenstadt geriet in die verbauten anderen Bezirke und rannte weiter. Wenn er langsamer wurde, stellte er sich vor wie ein Drache, größer als alles was er je gesehen hatte, ihn jagte. Adrenalin fraß sich durch seine Adern, er wurde noch schneller. Seine Beine beschleunigten ihren Rhythmus. Sein Herz raste und schließlich musste er stehen bleiben, es ging nicht mehr weiter, sein Körper war an seine Grenzen gelangt. Er keuchte und sah sich um, es war eines jener Londoner Viertel die man abends besser nicht betrat. Besoffene Jugendliche randalierten, Obdachlose saßen in ihren Ecken und murmelten vor sich hin. Von irgend woher hörte er die Sirene eines Polizeiautos. Das Auto neben ihm war völlig ausgeräumt worden, man hatte nur die Karosserie zurück gelassen. Er lehnte sich dagegen und Müdigkeit überfiel ihn und ließ ihn langsam wieder zu seinen Gedanken zurück kehren. Er hatte sie vermisst, dieses makellose Gesicht, mit den grauen Augen, die so eisig sein konnten, aber das schlimme war, er wusste auch wie diese Augen aussehen konnten, wenn sie frei war. Seine Gedanken kehrten zurück zu jenem Moment wo sie sich geküsst hatten, wie Ertrinkende hatten sie sich aneinander gedrängt und versucht für wenigstens diese Stunde nicht über altes nachdenken zu müssen. Und genau in jenem Moment, da hatten ihre Augen geleuchtet, sie waren zu Kometen geworden, die ihn und sein Herz ein für alle mal verschlungen hatten. Er hatte ihr Haar gefühlt, das so weich wie Seide gewesen war. Gequält schloss er die Augen. Der Schmerz zog sich durch ihn, wie das Adrenalin. Es fühlte sich an als würde er brennen. Er drehte sich um und erbrach sich, holte alles aus sich heraus um vielleicht damit auch den Schmerz loszuwerden, doch während er seinen Kopf noch gebeugt hielt, wusste er, dass er verloren hatte. Sie würde ihn verspeisen, so wie Jahre zuvor und er hatte keine Chance es zu verhindern. Tränen benetzten den Boden... Kapitel 3: Vulnerable --------------------- Mit wenigen Handgriffen packte sie ihre Tasche. Es wurde Zeit für ihren Auftrag. Agnes seufzte leise und sah sich um. Sämtliche Notwendigen Dinge waren bereits ordentlich verstaut. Sie selbst trug eine enge Jeans aus extrem robustem Stoff, dazu ein Nylon-Shirt in schwarz und eine dicke Lederjacke. Den klassischen Zaubererumhang hatte sie sich um die Hüfte gewickelt. Ihre Füße presste sie in Springerstiefel und schnürte diese fest. Dann ging sie nach unten und besah sich Yael, die ebenfalls in ihrem Auftragsoutfit steckte. „Können wir?“ fragte die Blonde und ging Richtung Flur. Seit Tagen war sie gereizt, weil Agnes auch nach ihrem erbärmlichen Betteln nicht nachgegeben hatte und darauf bestanden hatte den Auftrag auszuführen. Agnes kniete sich hin und strich dem Kater Kasimir über den Kopf. „Ich überlasse es dir unser Heim zu bewachen.“ Sie gratulierte sich mal wieder dazu ein Knieselmischling aufgenommen zu haben. Sie richtete sich wieder auf und verließ das Haus. Beide Frauen stiegen in den Wagen und fuhren zum WZN um von dort aus zu apparieren. Wie immer wurde Yael mit misstrauischen Blicken bedacht. Eine Nichthexe war hier sehr ungern gesehen. Die Blonde ignorierte die etlichen Blicke und stellte sich selbstbewusst neben Agnes die mit Chief sprach. „Sie werden Mr. Goyle vor Ort treffen, er bereitet bereits alles vor. Ich hoffe ihr erwischt sie, diese elendigen Du-weist-schon-wer Anhänger sind wirklich eine Plage,“ brummte er und streckte der Dunkelhaarigen energisch die Akte entgegen. „machen sie kurzen Prozess. Ich habe bei weitem die Schnauze voll!“ giftete er und drehte sich zu seinem Fenster. Agnes konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sie drehte sich um und öffnete die Tür. „Ach Miss Sturm, passen sie auf sich und Goyle auf.“ Agnes nickte und verließ das Büro. Kaum später apparierte sie mit Yael gemeinsam. Vincent stöhnte leicht, seit Stunden hatte er die Gegend abgesucht und keinen einzigen Drachen gefunden. Aber er wurde das Gefühl nicht los das mindestens einer von ihnen direkt in seiner Nähe war. Wie hatte es Mrs. Granger ausgedrückt. „Sie werden die Angst im Nacken sitzen haben.“ Er knirschte mit den Zähnen und fragte sich welcher Zauber mächtig genug war um die Drachen vor ihm zu verstecken und vor allem, diese davon zu überzeugen, das er ebenfalls nicht existierte. Er drehte sich Richtung Süden, ging zurück zu seinem Apparierpunkt und begann die Zelte aufzustellen. Dieser Platz war geschützt genug um einen Rückzugsort zu bieten, außerdem war er für Drachen ein schlechter Angriffspunkt. Er lehnte sich zurück und packte eine Tafel Schokolade aus. Es gab nichts Besseres als den Süßen Geschmack nach dieser nervenaufreibenden Suche. „Wie ich sehe kannst du es immer noch nicht lassen.“ Ihre Stimme klang anders, nicht so kalt wie an jenem Abend sondern sanft, fast schon fröhlich. Er blickte auf und sah sie auf ihn zukommen im Schlepptau dieses seltsame Mädchen. „Wen hast du denn da mitgebracht?“ fragte er also und knüllte das Schokoladenpapier zusammen um es in der Manteltasche verschwinden zu lassen. „Das geht dich gar nichts an,“ giftete Yael und legte ihre Tasche ab. „Natürlich geht es mich etwas an, wenn wir unnötigen Ballast mit uns herum schleppen.“ Er sah wie die Blond die Zähne auf einander presste und zu einer mit Sicherheit biestigen Antwort ansetzte, als Agnes ihren Arm berührte. „Es geht dich wirklich nichts an, Vincent.“ Wie sie seinen Vornamen aussprach, er spürte wie seine Knie weich wurden. Was war mit ihr los? „Nur so viel, sie wird uns von nutzen sein.“ Der Goyle runzelte die Stirn, doch er ließ es auf sich beruhen. „Seit wann bist du so freundlich zu mir?“ fragte er stattdessen und schwang nebenher seinen Zauberstab um einen Ortungszauber für Drachen auszuführen. Agnes drehte sich nicht zu ihm um. Sie sprach einen Spruch aus, der dazu führte das sich in weiter ferne leuchtende Punkte zeigten. „Ich habe entschieden, das wir eine gewisse Verantwortung für diesen Auftrag tragen und da kann Nettigkeit unter umständen Leben retten. Außerdem bin ich nicht wütend auf dich.“ Und plötzlich klang ihre Stimme haltlos. Er spürte ein starkes ziehen in seiner Brust und erkannte das sein Herz endlich wieder erwachen wollte. Er ignorierte es großzügig. „Was sollen die Punkte da?“ fragte er und nickte in die Richtung aus dem ihm die seltsamen Dinger entgegen funkelten. „Markierungen, mir gelang es einige ihrer Gegenstände, die sie bei sich hatten zu markieren und jetzt sehe ich nach ob sie sie immer noch mitführen.“ „Mit Sicherheit haben sie das bereits bemerkt,“ erklärte er. Agnes wandte sich halb zu ihm um. „Vincent, ich habe einen Ausbildung abgeschlossen, denkst du wirklich ich wäre so blöd? Dieser Zauber erlöscht sobald er bemerkt wird, eine sehr praktische Eigenschaft, außerdem ist er sehr schwach.“ Der Goyle hob skeptisch eine Augenbraue und hielt inne. „Wo ist eigentlich dein kleines Haustier?“ fragte er und sah sich suchend um. „Keine Angst, sie weis was sie tut. Sie wird morgen wieder auftauchen. Ich denke wir sollten es hierbei belassen und uns morgen nähern. Ich will das so schnell wie möglich hinter mich bringen.“ Vincents zweite Augenbraue hob sich. „Und das liegt wohl nicht an meiner Gegenwart?“ fragte er und grinste belustigt als sie ihn spielerisch anfauchte. „Sehr witzig. Nein, ich will nur nicht noch einmal versagen,“ erklärte sie und schlüpfte in eines ihrer Zelte. Noch vor Sonnenuntergang am nächsten Morgen machten sich die beiden auf den Weg zu den leuchtenden Punkten. „Warum können wir die Markierungen sehen, sie aber nicht?“ fragte Vincent neugierig, nachdem sie das Camp verlassen hatten ohne auf Yael zu warten. „Seit wann bist du so neugierig?“ fragte Agnes und schob ein paar Äste aus dem Weg. Der Goyle zuckte mit den Schultern. „Es liegt an unserer Struktur, oder besser an der Struktur unserer Magie, wir haben gute reine Magie, oder zumindest halbwegs,“ sie wandte sich zu ihm um und zwinkerte ihm zu, „Sie dagegen haben von Grund auf böse Magie, deshalb können sie die Markierungen nicht sehen.“ Vincent nickte und folgte ihr weiter. Sein Instinkt war angespannt, irgendetwas irritierte ihn völlig. Er lief in Agnes hinein die stehen geblieben war und leise knurrte. „Mist,“ erklärte sie und als Vincent neben sie trat, erkannte er was gemeint war. Die Zauberer die sie offensichtlich gesucht hatten waren Tod ihre Körper säuberlichst aufgereiht und über ihren Köpfen schwebte eine alte Planke auf der „Dummköpfe“ geschrieben stand. „Was zur Hölle soll das den heißen?“ fragte er und trat näher. Agnes zuckte mit den Schultern. „Sie haben sie getötet damit wir nicht über sie an Informationen kommen können. Ich denke das hier ist eine Falle,“ erklärte sie und legte sich ihren Umhang um. „Und warum warten wir dann ruhig hier bis die Falle zuschnappt?“ fragte er und sah sich unsicher um. Agnes lächelte leicht. „Weil du ein Drachflüsterer bist und Yael alles andere bereits aus dem Weg geräumt haben dürfte.“ Vincent packte Agnes Arm und zog sie hinter sich her. „Ich denke wir sollten trotzdem keine Gefahr eingehen. Und was ist diese Yael bitte?“ fragte er und jagte den Hügel hinab um zum Camp zu gelangen. Er spürte bereits die Gefahr näher rücken. Agnes machte sich von ihm los und lief ihm eilig hinterher. Der junge Drachenwärter hatte ein ganz schönes Tempo drauf. „Yael habe ich vor einem Jahr aufgegabelt und ihr ein zu Haus gegeben, weil sie selbst keines hatte. Mehr kann ich dir nicht sagen, nur das man ihr Vertrauen kann, sie ist ein wahrhaftig zauberhaftes Wesen.“ Plötzlich ging alles ganz schnell. Der Goyle packte die junge Frau, schubste sie ins Geäst zückte seinen Zauberstab und sprach einen Zauber, der die Flammen der beiden Drachen aufhielt. Es waren beides Männchen von einer durchschnittlichen Größe, aber von eindeutig aggressivem Gemüt. Er sah sich um, der dritte Drache musste ganz in der Nähe sein. Erneut schossen Flammen auf ihn zu. Die beiden Sprüche die er sprach, trafen die Drachen hart und sorgten dafür, das sie zumindest für einen Moment abstand hielten und ihre Flammen ins leer gingen. Er packte Agnes am Arm und zog sie mit sich. „Egal was deine kleine Freundin ist, ich hoffe sie trifft nicht auf die Drachen.“ Damit apparierte er und zog Agnes erbarmungslos mit sich. Im Britischen Ministerium angekommen, starrte ihn Agnes an und platzte fast. „Wie konntest du es wagen mich einfach wegzuzaubern, weis Gott was mit Yael passiert!“ fletschte sie und ihre Augen glänzten bedrohlich. Er hob die Hände. „Ich bin nur für deine Sicherheit verantwortlich und wenn sie wirklich so ein zauberhaftes Wesen ist, dann wird sie es schon alleine schaffen,“ antwortete er ihr und entriss ihr den Zauberstab, damit sie nicht auf die Idee kam zurück zu gehen. „Vincent Goyle, du bist wirklich Rücksichtslos!“ brüllte sie und lenkte damit alle Blick auf sie. Er trat ganz nah an sie heran, bis sie begann zurück zu weichen. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie fühlte sich unendlich verletzlich ohne ihren Zauberstab. „Das könnte ich von dir auch sagen. Schließlich bist du einfach gegangen und hast dich nicht bei uns gemeldet. Weist du wie verzweifelt Rose war und wie oft sie auf diesem vermaledeiten Turm stand und sich überlegte zu springen? Und weist du wie oft ich neben ihr stand? Hast du wirklich geglaubt wenn du gehst wird alles gut und wir leben unsere Leben als hätte es dich nie gegeben? Wer zum Teufel hat dir ein so winziges Gehirn geschenkt?“ fragte er und sorgte dafür das sie eingeklemmt zwischen ihm und der Wand stand. Mittlerweile hatte sich ein ganzes Dutzend an Menschen versammelt und alle sahen den beiden zu. Agnes verzog das Gesicht zu einem Lächeln, das mehr traurig als alles andere wirkte. „Sieh es so Goyle, wäre ich geblieben, es wäre alles nur noch schlimmer geworden und wie du siehst, seit ihr doch auch ohne mich klargekommen. Du hast deinen Job, Rose hat Scorp und der hat bestimmt diverse Opfer gefunden die er durch seine Art tyrannisieren kann.“ Der Goyle starrte sie völlig verdattert an, dann Ohrfeigte er Agnes und packte ihre Arme. „Wie kannst du es wagen?“ zischte er und die unterdrückte Wut begann sich ihren Weg nach oben zu suchen. Er hörte nicht einmal wie Mrs. Granger aufgeregt an sie heran trat. „Hören sie auf damit. Mr. Goyle lassen sie Miss Sturm los,“ befahl sie und zückte ihren Zauberstab, doch stattdessen blickte Vincent sie nur kalt an. „Das ist Reinblutsache halten sie sich da raus.“ Seine Worte waren so kalt, dass das gesamte Gebäude zu gefrieren schien. Noch ehe Mrs. Granger etwas erwidern konnte, hatte Vincent Agnes losgelassen und blickte sie nun mehr als überheblich an. „Ich weis nicht wie deine Eltern sind, aber meiner Meinung nach, haben sie völlig versagt. Vielleicht hätte dein Vater öfters mal einen Cruciate auf dich anwenden sollen, vielleicht wärst du dann zu etwas erträglichem geworden.“ Innerlich leckte er sich über die Lippen. Verdammt es tat so gut sie zu verletzten und es stillte seine unendliche Wut. Agnes hingegen war blass geworden und starrte den Goyle nur weiter unbeweglich an, während in ihrem Inneren alles aufbrach, die ganzen Wunden die sie sich zugefügt hatte. Tränen rannen über ihre Wange. „Lächerlich,“ kommentierte der Goyle und ein widerliches Grinsen machte sich auf seinen sonst so sanften Zügen breit. Er wollte mehr verdammt. Immer mehr Tränen rannen über Agnes Gesicht, während sie verzweifelt versuchte ihre Maske aufzusetzen. Sie war völlig hilflos, kein Wort drang über die sonst so tückischen Lippen. Völlig untypisch hatte sie ihre verletzliche Seite nach außen gekehrt. „Du bist wirklich ein ganz schönes Miststück. Weist du wie verzweifelt dein Bruder war? Wie lange seine Verlobte brauchte um aus ihm einen Menschen zu machen?“ Noch mehr Salz in der Wund. Agnes schüttelte es vor Schluchzer. Er sollte aufhören. Alles in ihr brüllte. Ein Sturm ihrer Gefühle und es gab keinen Ausweg, jedes weitere Wort von ihm machte es nur noch schlimmer. „Und jetzt bist du zurück, und weist du, du machst es immer noch schlimmer. Du hättest dort bleiben sollen wo du hergekommen bist. Elendige…“ „Stopp!“ Vincent fuhr herum und erstarrte. Yael stand dort in der Tür. Der eigentlich wunderschöne Körper war nun grotesk verwandelt. Adlerschwingen auf ihrem Rücken zuckten nervös, das Gesicht war verzerrt und zeigte spitze Zähne, während Schuppen Teile ihren Körper überzogen. „Lass die Finger von ihr! Wage dich nie wieder in ihre Nähe, ansonsten werde ich dich töten und glaub mir,“ sie verzog das Gesicht zu einem Grinsen, was die spitzen Haifisch ähnlichen Zähne noch stärker betonte, „Es wird mir ein Vergnügen sein.“ Ihre Arme schlangen sich um den zitternden Körper. Sie blickte noch einmal zu dem Goyle, dann trat sie nach draußen und schwang sich unheimlich geschickt in die Lüfte um bald außer Sichtweite zu verschwinden. „Ich denke es wird Zeit für ein Gespräch Mr. Goyle,“ erklärte Hermine Granger und zog den erstaunten Vincent hinter sich her. Der Wind fegte die Blätter von den Straßen … Kapitel 4: Vengeance -------------------- Es war so grell. Ihre Augen brannten wie Feuer als sie versuchte ein Bild ihrer Umwelt zu erhaschen. Zweimal öffnete sie ihre Augen und schloss sie gequält gleich wieder, ehe etwas das Licht verdeckte. Erneut öffnete sie ihre Augen und erkannte unscharf Yael, die sich über sie gebeugt hatte. „Was ist los?“ krächzte die Sturm und bat mit Blicken, nach etwas zu trinken. „Du bist zusammengebrochen, aber keine Angst, ich habe dich weg gebracht, bevor sie alle über dich herfielen,“ beruhigte Yael Agnes und zog sich ein Stück zurück um der Sturm ein Glas Wasser zu reichen. „Was heißt herfielen?“ Agnes zog die Stirn kraus. „Naja, du warst so aufgeregt und dieser Vollidiot von einem...“ Yael räusperte sich, „jedenfalls, er war nicht sonderlich nett zu dir und das hat einige Zuschauer angezogen. Kannst du dich denn nicht mehr daran erinnern?“ Noch besorgter als zuvor nahm die Blonde das Glas von Agnes ab und stellte es auf einen kleinen Tisch in der Nähe. Agnes schloss die Augen und seufzte, natürlich jetzt da sie es erwähnte, strömten tausende Bilder auf sie ein, es war als würden sie sich in sie bohren wie tausend kleine Nadeln. Vincent war beileibe nicht nett zu ihr gewesen, aber am meisten schmerzte sie die eigene Schwäche und das Versagen gegenüber ihr selbst, nicht die Fassung behalten zu haben. Sie setzte sich ein Stück auf und knurrte leicht, als Yael versuchte sie wieder runter zu drücken. „Ich bin nicht Krank,“ grummelte Agnes und schob die Decke von sich, noch immer steckte sie in ihren Arbeitsklamotten. Agnes hatte das Gefühl, raus zu müssen. Der Druck den sie sich all die Zeit aufgebaut hatte und nun um sonst gewesen war, raubte ihr den Atem. Sie setzte sich auf und stöhnte leicht. Ihr Kopf dröhnte und ihre Augen brannten von den vergossenen Tränen. „Kleines, wärst du so lieb mir ein paar frische Klamotten zu holen?“ fragte sie schließlich Yael, als sie merkte das sie wohl einigermaßen Probleme haben würde mit dem Aufstehen. Die Blonde nickte zaghaft und lief aus dem Zimmer. Agnes seufzte leise und genoss für einen Moment das Alleinsein, dann stand sie vorsichtig auf, hielt sich aber sicherheitshalber am Bettgestell fest, was gut war. Als ihr Körper sich schließlich daran gewöhnt hatte zu stehen, ging sie zum Fenster. Draußen war es grau, das Gras war blass und es schien als würde es bald regnen. „Hier, ich denke das passt ganz gut zusammen. Was hast du vor?“ fragte Yael und bewies damit ihre Menschenkenntnis. Agnes drehte sich um und zog sich schweigend um, als sie schließlich den letzten Knopf an einer Weste geschlossen hatte blickte sie auf. „Ich denke ich werde Urlaub nehmen und mich ein wenig zurückziehen. Es gibt da noch eine Rechnung, Yael, die offen ist und ich habe es dir versprochen, er wird bluten,“ erklärte Agnes. „Ist gut, was soll ich packen?“ fragte Yael geistesgegenwärtig und blickte die Sturm abwartend an. Agnes lächelte leicht. „Du brauchst nur deinen Kampfkleidung, alles andere besorgen wir uns unterwegs, ich sage unserer Nachbarin bescheid sie soll Kasimir essen machen, er wird sowieso beleidigt sein.“ Zwei Stunden später hatte Agnes die Bestätigung für ihren Urlaub und ihren Besen in der Hand und stand so auf einer Wiese außerhalb Helsinkis. „Zuerst brauchen wir einen Suchzauber, gibst du mir ein Haar von dir?“ fragte Agnes und zückte im selben Moment eine Weltkarte, da ihr Yael nie verraten hatte wo ihr Vater sich befand, aber das lag mehr daran das sie sich schämte für die Verhältnisse aus denen sie stammte. Yael nickte und zupfte sich eins ihrer blonden Haare und reichte es Agnes. „Wie funktioniert das jetzt, ich meine, es ist ja nicht sein Haar, sondern meins.“ Die Sturm blickte der Blonden ein paar Sekunden in die Augen. „Er ist ein Teil von dir, deswegen kann ich ihn darüber finden, natürlich wäre es einfacher etwas direkt von ihm zu haben, aber …“ Agnes ließ den Satz auslaufen, legte das Haar auf die Karte und murmelte leise einen Spruch. Das Haar bewegte sich langsam, stellte sich auf und landete schließlich auf einer Stadt in Kolumbien. „Okay, und was jetzt?“ fragte Yael, die leicht irritiert schien, angesichts des Aufenthaltsortes ihres Vaters. Agnes lächelte leicht. „Wir apparieren so nah wie wir können und dann fliegen wir in die Stadt, holen einen Stadtplan und machen das ganze erneut. Yael seufzte und stellte sich neben Agnes, die lächelnd den Arm um die Blond legte und den Zauberstab schwang. „Komm schon, so schlimm ist es auch wieder nicht.“ Kolumbien, irgendwie hatte sich Agnes das Land anders vorgestellt, schließlich hörte man im Zusammenhang mit Kolumbien immer nur Tote und Drogenkriege. Doch die Landschaft war einfach bezaubernd und auf eine seltsame verdrehte Art und Weise freundlich. Als sie allerdings erneut den Zaubertrick begingen, zeigte Yaels Haar in keine Richtung mehr, es lag einfach schlaff da. „Und jetzt?“ fragte die Blond leicht verunsichert und sah sich um, sie standen in einer Gasse, die stank und ringsum blickte man sie misstrauisch an. „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig als uns durch zu fragen. Ein weißer Mann fällt hier doch bestimmt auf,“ murmelte Agnes und sah sich bereits um. Yael hielt sie am Ärmel fest und zog sie zurück. „Zwei weiße Frauen fallen aber ebenfalls auf,“ meinte sie und ließ Agnes wieder los nur um skeptisch eine Augenbraue hoch zu ziehen. Die Dunkelhaarige hielt inne und seufzte leise. „Wir haben leider keinen Vorrat an Vielsafttrank. Das heißt, wir müssen uns so durchschlagen, vielleicht mit ein bisschen Geld um die Zungen zu lockern.“ Agnes lief voran, ignorierte die Blicke und blieb schließlich irgendwo an einem Platz stehen, packte sich den nächstbesten Mann und zog ihn in eine Gasse. „Sabes un hombre blanco? Un profesor que esta investigar?“ fragte Agnes und erklärte auf Yaels blick hin. „Ich hab ihn gefragt ob er einen weißen Mann kennt, der forscht.“ „Als gäbe es nicht hunderte von ihnen hier, ich meine die Gesetzte in Südamerika sind nicht unbedingt streng was so was angeht,“ brauste sie auf. Der Mann sah die beiden Frauen leicht verstimmt an und antwortete erst als Agnes mit ein paar Geldscheinen wedelte. „No sé nadie, pero el jefe sabes sin falta,“ sprach der Mann und ging in Richtung außerhalb der Stadt. Agnes und Yael folgten ihm. „Er will uns zu seinem Boss bringen, glaubst du wir überleben das?“ fragte sie und sah sich verängstigt um, während sie versuchte nicht in Schlammlöcher zu treten. „Du bist eine Veela, wenn dann fällt er eh dir zum Opfer und ich bin eine Hexe, Yael ich bitte dich,“ murmelte die Sturm und stieg hinter dem Mann ein paar Stufen hinauf und landete schließlich in einem abgedunkelten Raum in dem drei Männer an der Wand saßen und Zigarren rauchten. In der Mitte saß ein Dicker, der jetzt auf sah und mit dem Mann, dem die beiden Frauen gefolgt waren kurz sprach, dann wandte er sich ihnen zu. „Sie suchen weißen Mann?“ fragte er nach und beobachtete sie sehr genau, was den beiden wenig gefiel. Agnes straffte die Schultern, zog eine Augenbraue nach oben. „Ja das tun wir, einen der Forschung betreibt. Genforschung.“ Der Dicke schmunzelte leicht und legte den Kopf schief. „Wenn ich ihnen sage, wo er sein. Was bekomme ich dafür?“ Und sein Blick klebte eindeutig an Yael. Agnes wurde es schlecht während einige unschöne Bilder durch ihren Kopf rauschten. Nach außen hin blieb sie kühl und musterte nun ihrerseits den Dicken schamlos und verzog das Gesicht zu einem kalten Lächeln. „Sie können froh sein, wenn wir sie am Leben lassen.“ Das löste Gelächter bei den Kolumbianern aus. „Na na na, du bist ja eine Mutige.“ Er stand auf und kam auf sie zu. Seine dicken Finger legten sich an ihre Wange, ein bitterer Fehler. Selbst Yael konnte dem kaum folgen was passierte. Der Dicke landete hart auf dem Boden, eine Waffe an seinem Hinterkopf und dem Fuß im Genick. Alle zogen ihre Waffen auf einmal. Ein groteskes Bild wie Yael fand. „No movimiento,“ brüllte Agnes und drückte fester zu. „Wo?“ fragte sie und zog den Hahn der Pistole herab. Der Dicke unter ihr wimmerte leicht. „Draußen, er hat una hacienda. Im Süden, kaum einen Kilometer von hier.“ Agnes zog die Karte aus dem Mantel die sie gekauft hatte, legte sie dem dicken vor die Nase. „Wo?“ wiederholte sie und ließ ihm ein wenig Platz um sich aufrichten zu können. Der Dicke zeigte auf einen Ort und murmelte leise: „Aber Vorsicht, el hombre esta loco.“ Agnes lächelte leicht. „Gracias.“ Es dauerte seine Zeit bis Yael und Agnes die Hazienda erreichten. Das Gebäude war weiß angemalt und besaß eine äußere Mauer mit zwei Türmchen, ansonsten gab es nur noch ein großes Tor. Kein Problem für eine Hexe um hinein zu kommen. Agnes legte den Arm um Yael und apparierte mit ihr in den Innenhof. Die Grillen im Hintergrund zirpten, während sich Yael von der Sturm löste und sich umsah. „Also stürmen wir jetzt einfach rein?“ Agnes kicherte leise. „Nein, aber ich bin sicher wir bekommen gleich Besuch. Apropo…“ Aus einer Tür kam ein Mann in weißem Kittel mit Handschuhe und Mundschutz den er jetzt herabzog. Yael zog die Luft scharf ein. „Verlassen sie sofort mein Grundstück!“ brüllte er. Agnes begann zu lachen und stand plötzlich direkt vor ihm. „Das hättest du wohl gern.“ Ihre Faust landete in seinem Gesicht und er stolperte ein paar Schritte zurück. „Yael, such alles ab und leg alles um was dir in die Quere kommt.“ „Und du hast den ganzen Spaß?“ fragte die Blonde und sah Agnes und den Mann in weiß an. „Du sollst das nicht sehen, Kleine, das wäre nicht für deine Augen. Und wenn du seine Versuchsobjekte findest, dann komm ihnen nicht zu nahe, warte hier draußen auf mich.“ Und dann war Agnes mit dem Mann verschwunden. Yael starrte noch ein paar Sekunden auf den Punkt an dem die beiden gerade noch gestanden waren, dann ging sie durch die nächstbeste Tür hinein. Sie gelangte in einen Flur der mit Bildern verschönt worden war und in eine Tür endete, dahinter befand sich ein gemütliches Wohnzimmer, eine Küche und ein Badezimmer. Yael stieg eine Treppe hinauf und fand zwei Schlafzimmer. Das erste war hell und modern eingerichtet und wirkte durch Bücher und Pflanzen irgendwie genutzt. Das andere war mit alten Möbeln eingerichtet, die nicht zusammen passten und auf einem Stuhl saß eine Frau. Ihr blondes Haar reichte fast auf den Boden. Sie blickte aus einem dreckigen Fenster. „Wer bist du?“ fragte Yael und trat ein kleines Stückchen näher. Die Frau drehte sich um und beide starrten sich minutenlang in die Augen. „Mom?“ Yaels Stimme zitterte. Diese Frau die Yael immer so stark wie grausam in Erinnerung hatte. Doch jetzt war sie dürr und ihr Handgelenk war an einen Eisenring im Zimmer angekettet. Die Frau lächelte leicht, aber es war nur eine reflexartige Bewegung. „Hallo, Yael.“ Die Blonde wurde ungerührt gemustert. „Schön, dass es dir gut geht.“ Yael kam noch ein Stück näher und lächelte nun ihrerseits. Vorsichtig legte sie ihrer Mutter die Arme um. Scharfe Zähne bohrten sich erbarmungslos in ihre Haut. Yael heulte auf und machte einen Satz zurück, so dass die scharfen Haifischzähne blutige Striemen auf ihrer Haut hinterließen. Yaels Mutter hatte sich in das verwandelt was eine Veela zu einem Monster machte. Yael stolperte noch weiter zurück, aus der Tür hinaus und die Treppe hinab unten beruhigte sie sich wieder ein wenig. Eine weitere Treppe führte nach unten. Yael packte ihre Waffe fester und stieg Stufe für Stufe hinab. Unten befand sie sich erneut in einem Flur, nur war dieser nicht freundlich gestaltet und ziemlich dunkel. Verschiedene Türen führten ab. Die Halbveela öffnete vorsichtig die erste Tür und schlug sie sofort wieder zu. Gestank und Verwesung lagen in der Luft. So machte sie sich zur Tür Nummer zwei auf. Dort befanden sich ein Stahltisch und Werkzeuge, daneben Reagenzgläser und Flüssigkeiten. Das war also die Folterkammer. Verbittert presste die Blonde die Lippen aufeinander und schlug die Tür wieder zu. Im ganzen Haus hallte der Knall wieder. Sie atmetet tief ein und aus, dann folgte die dritte Tür, es war ein altes Bad mit inzwischen ergrauten Fließen. Die Fugen waren leicht rötlich, sie hatten Blut aufgesogen. Der Rest des Raumes war erstaunlich sauber und Yael fragte sich ob ihr Vater hier sauber gemacht hatte, oder wer noch Teil dieses Spielchens war. Sie drehte sich um und blickte auf die letzte Tür dieses unheimlichen Flures. Hinter der Tür befand sich ein Gang, der bunkerähnlich wirkte und dessen Neonlicht flackerte. Rechts und links befanden sich Räume mit Gitterstäben verkleidet und dahinter… . Yael musste würgen. Diese Dinge, sie sahen nicht mehr aus wie das was sie sein sollten. Schrecklich verunglimpft. Wie in Trance ging sie weiter, fast keine der Gestalten rührte sich und wenn es doch eine Tat, dann erschrak sie fast zu Tode. Schließlich blieb sie am letzten Gitter stehen. In der Mitte saß ein kleines Kind und blickte starr auf den Boden. Die Melodie die es summte ging Yael zu Herzen, also näherte sie sich dem Gitter. Das Kind zitterte leicht und sie fühlte sich nicht imstande es dort zu lassen. „Schon gut, ich hol dich raus,“ flüsterte sie leise. Das Kind ob den Kopf und Yael stolperte zurück und erbrach sich auf der Stelle. Das Kind es hatte keine Augen sondern eine Platine auf der Stirn. Sie musste hier raus, war Yaels einziger Gedanke, während sie raus rannte und erst anhielt als sie auch die letzte Tür dieses Horrorhauses geschlossen hatte. Agnes wartete bereits auf sie, wie immer mit einem ruhigen Blick und geordneten Kleidern. Nur das Blut, das an ihnen klebte, zeigte das die Dunkelhaarige noch vor wenigen Minuten alles andere als friedlich gewesen war. „Was machen wir mit den ganzen Wesen?“ fragte Yael und blickte zurück. Agnes seufzte leicht. „Deinen Vater habe ich weg gebracht, an einen Ort wo man ihn finden wird, alles andere…“ sie ließ den Satz offen, hob stattdessen ihren Zauberstab. „Expulso.“ Das leise gesprochene Wort löste ohrenbetäubenden Lärm aus und lies die Blonde heftig zusammenzucken. Agnes griff nach ihrem Arm und die beiden verschwanden vom Ort des Grauens. Die letzten Strahlen der Sonne erschienen hinter der Rauchwolke... Kapitel 5: Thirst Step ---------------------- Es vergingen Tage und Wochen während Yael und Agnes zu Hause saßen und sich äußerst selten rührten. Vom Chief waren sie noch immer beurlaubt, da er Yaels Verhalten nicht billigen wollte. Doch zu Hause war die Stimmung kaum besser, seit jenem Tag als Agnes Yaels Vergangenheit ein Ende bereitete waren die beiden Frauen wie Fremde für einander. Es war als hätten sie das Stahlband zwischen ihnen einfach losgelassen. Agnes seufzte leise, sie saß auf dem Sofa, Kasimir auf dem Schoss und starrte aus dem Fenster, in den feinen Nieselregen, der sich bereits den zweiten Tag in Folge über Helsinki und die Umgebung ergoss. Yael kam zu ihr und setzte sich neben Agnes, in der Hand einen Brief. Die Dunkelhaarige blickte auf, nahm den Brief wortlos an sich und sah zu wie Yael mit einem Trackingrucksack das Haus verließ und die Straße Richtung Wald verließ. Ein ganz anderer Schmerz drang in Agnes Herz als sie die Blonde weggehen sah. Für einen Moment hätte sie gern die Tür geöffnet wäre ihr nachgerannt. Aber eben jenes Gefühl hielt sie doch wieder zurück. Sie hatte mit Yael einige Jahre ihres Lebens geteilt, hatte gesehen wie die Blonde regelrecht aufgeblüht war und sie zu einer Frau herangewachsen war, die mit dem verwahrlosten Mädchen von damals nichts mehr zu tun hatte. Jetzt jedoch war ihre Geschichte zu Ende, Agnes hatte ihr Versprechen eingelöst und damit ihre Bindung zerstört, die wie es schien auf dem Warten basiert hatte. Die Blonde konnte jetzt beruhigt gehen, niemand jagte sie mehr, sie war Frei für den Moment. Agnes drehte sich weg vom Fenster griff in die Vitrine und schnappte sich die Flasche mit dem hochprozentigen durchsichtigen Inhalt. Bis zum Abend hatte sie die Flasche geleert. Mit dem Gefühl von einem Truck überrollt worden zu sein öffnete sie den Brief, den Yael ihr gegeben hatte und erstarrte. Liebe Agnes, ich habe dir so viel zu verdanken. Du warst die Mutter die ich nie hatte, die Schwester die ich brauchte und jetzt die Freundin, die mein Problem gelöst hat. Ich bin dir wirklich mehr als Dankbar, aber ich habe das Gefühl als könnte ich hier nicht mehr atmen. Ich bin ein Vogel, der jetzt wo ihn seine Ketten verlassen haben, auch den Käfig hinter sich lassen will. Nur das ich keinen Käfig hatte, sondern ein zu Hause. Aber auch mein zu Hause war zu eng. Es tut mir Leid, das ich dich in dieser schweren Situation verlasse und dich buchstäblich im Regen stehen lasse. Muss es in solchen Momenten wirklich immer regnen? Ich weiß noch nicht wohin mich meine Reise führen wird, sei dir jedoch sicher, meine Gedanken werden steht’s bei dir sein und du wirst all das schaffen was du willst und wenn wir uns wiedersehen (ich werde dafür sorgen!) dann werden wir beide glücklich sein. Bis in ungewisse Zukunft, deine dir ergebene, Yael Agnes ließ den Brief fallen, während Tränen über ihre Wange rannen, unaufhaltsam. Ihr Herz zerriss erneut. „Glücklich?“ Die Frage stand im Raum wie ein unangenehmer Gegenstand, der sich nicht vom Fleck bewegen ließ, geschweige denn verschönern. Agnes versuchte die nächsten Tage zu ihrem Chef durchzudringen und ihn zu bitten sie wieder arbeiten zu lassen, und schließlich ließ sich Chief erweichen und bot ihr an zunächst im Innendienst wieder einzusteigen. Rege Betriebsamkeit kam in Agnes auf, sie räumt auf, putze, pflegte, arbeitete und versuchte nicht allzu viel zu schlafen, denn sonst kamen die Bilder auf sie zu. Sie und Vincent als sie sich küssten, dann ihr Streit und zum Schluss Yaels Vater. Inzwischen wartete sie seine Schreie und seinen Tod ungeduldig ab, denn danach wachte sie meist auf. Der Schlafmangel machte sich immer öfter bemerkbar, aber das war alles nichts gegen das was folgen sollte. Eines Abends, draußen war es bitter kalt und Agnes hatte sich in Decken eingemummelt und den Kamin angefeuert, klingelte es draußen. Agnes Herz begann zu rasen und sie hoffte, dass es Yael war, die sie inzwischen bitterlich vermisste, vor allem ihre schlagfertige Art. Nur deswegen stolperte sie eilig zur Tür und riss diese halb aus den Angeln. Ihre Enttäuschung war nicht halb so groß wie ihr Wundern. „Vincent, was machst du denn hier?“ fragte sie völlig perplex und schalt sich innerlich dafür, sie waren schließlich nicht als Freunde auseinander gegangen, als sie daran dachte schlich sich ein bitteres Lächeln auf ihre Lippen. Vincent sah sich vorsichtig um und versuchte einen Blick in die Wohnung zu erhaschen. „Wo ist denn dein bissiges Hündchen?“ fragte er und zog eine Augenbraue hoch, „oder soll ich lieber sagen Versuchskaninchen?“ Vincent drängte sich an ihr vorbei und stieg, weit vorsichtiger, über den fauchenden Kater hinweg. Agnes drehte sich zu ihm um und nahm Kasimir auf den Arm, dann ließ sie die Tür ins Schloss fallen und ging ins Wohnzimmer. Vincent folgte ihr und setzte sich ungefragt auf das Sofa, Agnes hingegen blieb lieber stehen und streichelte mechanisch das weiche Fellknäul auf ihrem Arm. Es blieb still und weder Agnes noch der Goyle regten sich. Minuten vergingen und das einzige Geräusch das die drückende Stille durchbrach war das Ticken einer alten Uhr im Flur. Schließlich setzte sich Vincent auf und blickte sie kühl an. „Der Mann, den man in Kolumbien gefunden hat, dieser Wissenschaftler, du hast ihn getötet, nicht wahr?“ fragte er und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Agnes hob eine Augenbraue und gewohnt kühl fragte sie, warum gerade sie es gewesen sein sollte. Sie lehnte sich an die Wand und setzte den Kater ab. „Weil es eine sehr emotionale Art von Ermordung war. Außerdem würde kein Auror der bei verstand ist, sich in Angelegenheiten andere Länder dermaßen einmischen und der wohl wichtigste Beweis, man hat ein Haar von dir an ihm gefunden. Ich habe es mir geborgt, und wenn du mir ein für alle Mal die Wahrheit sagst, bleibt es auch verschwunden,“ erpresste er sie und blickte ihr grimmig in das etwas blassere Gesicht und die kalten Augen. Agnes seufzte leicht: „Was willst du wissen?“ fragte sie und sah ihn angewidert an, nie hätte sie gedacht das er sich zu so etwas herablassen würde und sie hatte immer noch nicht seine Worte von ihrem letzten aufeinander treffen vergessen. Vincent schnaubte, riss sich aber zusammen und verschluckte eine bissige Antwort. „Ich gehe davon aus, dass du damals gegangen bist um die Schande von deiner Familie zu nehmen. Ich frage mich allerdings wie du es auf Durmstrang geschafft hast. So ganz alleine und ohne Geld.“ Die Dunkelhaarige strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich hatte jemanden der mich unterstützt hat und das Ganze für mich organisierte. Auch wenn das zum Teil gegen meine Prinzipien war, aber es geschah auch von dieser Person aus Eigennutz, leider hat sich dieser Grund nicht erfüllt, was mich auf eine brutale Art und Weise schmerzt.“ „Und wer war diese Person?“ fragte er und lehnte sich interessiert nach vorne. „Glaubst du wirklich ich würde dir das erzählen, und selbst wenn, es brächte nichts, die Person ist bereits verstorben.“ „Klasse, das hast du wunderbar hinbekommen Sturm, noch ein Leben das du ins Unglück gestürzt hast.“ Ihre Hand erreichte seine Wange schneller als sie denken konnte und das klatschen war laut und deutlich in der Stille zu vernehmen. „Glaubst du es ist einfach, ständig Abstand von den Personen zunehmen die ich Liebe? Als er starb, hat es mir wehgetan, weil ich wusste, dass ich nun nicht mehr den Vertrag einhalten konnte, weil es niemanden mehr gab der mich davor beschützen würde.“ Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen. „Damals als ich dir Nachhilfe gegeben habe, kannst du dich noch daran erinnern? Da hast du mich gefragt was ich tun würde und ich wusste es nicht und dann änderte sich alles und ich wusste, ich musste weg, also hab ich gehandelt, wie du es mir schon so gesagt hattest, damals, und als ich es tat, da war klar, dass es ein Ende sein musste, für alle Seiten und dabei bekam ich Hilfe.“ Einzelne Tränen rannen über ihr steinernes Gesicht und hinterließen feuchte Spuren. Währenddessen kam Vincent ein irrwitziger Gedanke, der so einfach und so logisch war, das er … nicht stimmen konnte und dennoch äußerte er ihn. „Kann es sein, das zweifellos er, dein Retter,“ das letzte Wort spuckte er mehr aus, als das er es sprach, „dafür gesorgt hat, das du uns nicht mehr siehst? Wollte er dich von uns fern halten?“ Tief in seinem inneren hoffte er mit allem was er besaß, dass es stimmte, dass sie nicht die böse war. Lächerlich, dachte er und bohrte die Finger in seinen Oberschenkel um die Anspannung los zu werden, während Agnes vor ihm verblüfft schwieg. Ihr Kopf senkte sich und sie blickte zu Boden. „Ich wollte weg, weil es besser war und er wusste das, weil er wusste, dass ich Pflichtbewusst war. Und er hat es mehr oder weniger ausgenutzt, unser Handel bestand daraus, dass er mir ermöglichte ein Leben von euch entfernt ohne Schande zu verbringen, ich durfte euch aber nicht erreichen, nicht sehen, nicht schreiben. Ich wäre fast wahnsinnig geworden, darunter, aber du weißt ja Reinblüter sind recht stark.“ Ihr Lächeln war trocken und in ihren Augen stand Verzweiflung. Es zerriss sein Herz und in seinem Kopf pochte es, konnte er ihr trauen? Hätte sie wirklich gehen müssen? Natürlich hätte sie gehen müssen, schließlich war sie ein Reinblut. Doch Vertrauen, das würde er ihr wohl nie mehr können. „Woher weißt du eigentlich das Yael ein Versuchskaninchen war?“ fragte Agnes um sich abzulenken. Vincent riss den Kopf hoch und antwortete leicht verwirrt. „Ich habe kombiniert, du tust nie etwas ohne Grund, also musste er dein Hündchen verletzt haben,“ murmelte er und stand auf. „Ich sollte jetzt besser gehen,“ setzte er hinzu, gehen, bevor er noch etwas unüberlegtes tat, wie zum Beispiel ihr zu verzeihen. Agnes nickte und folgte ihm hinaus in den Flur. Draußen war es mittlerweile dunkler geworden, ein Unwetter würde aufziehe, dessen war sich Agnes sicher. Vincent verließ sie ohne ein Wort und trat nach draußen, bevor er das Gartentürchen erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um. „Du wirst mir nicht sagen, wer dich verdammt hat, oder?“ Und er öffnete das Türchen und ging davon. Als letztes erreichten ihn zwei Worte. „Lucius Malfoy.“ Er gefror. Kapitel 6: Forgive and Forget ----------------------------- Sein Atem ging rasend schnell als Bilder in seinen Kopf sickert. Von Lucius Malfoy, wie wenig es ihn gestört hatte, das sein Sohn ein Halbblut heiratete. Jetzt natürlich verstand er es, es war der Preis gewesen, den sie hatte zahlen müssen um ihnen dieses Leben zu garantieren. Ihm wurde schwer ums Herz als er an ihre Großmütigkeit dachte, daran das sie für ihre Freundin gegangen war, andererseits hätte sie auch bleiben können. Vincent war sich sicher, das Scorpius die Hochzeit trotzdem durchgesetzt hätte. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, er musste um eine Ecke verschwinden und dann apparieren und er wusste auch schon genau wohin. Das Gebäude vor ihm strotzte dem Regen, der still hinunter rieselte, schon sehr lange, so dass es unwirklich grau wirkte. Er schritt auf die Tür zu und klopfte auf das massive Holz. Es dauerte nicht lange da wurde ihm geöffnet und er erkannte Astoria Malfoy, die ihn unwillkürlich freundlich anlächelte. „Vincent, was führt dich zu so später Stunde noch zu uns?“ fragte sie ihn, während sie ihn in den Salon geleitet, wo Rose gerade mit ihrem Schwiegervater eine Runde Schach spielte. Scorpius hatte es sich in einem Sessel gemütlich gemacht und sah den beiden mit großem Interesse zu. Als er den Raum betrat hob nur Rose den Kopf und lächelte ihm zu. „Hallo, Vince, was machst du denn hier?“ fragte sie freudig überrascht und vergaß das Spiel darüber völlig. Er schmunzelte leicht und legte den Kopf ein wenig schief. „Ich fürchte ich muss euch an diesem Abend stören,“ antwortete er ihr. Das ließ nun auch die beiden Malfoy-Männer aufhören. „Um was geht es denn?“ fragte Scorpius nach und lehnte sich ein Stück nach vorne. „Ich habe eine mehr als unangenehme Nachricht, auch was die Familie Malfoy betrifft, ich weiß nun wer Agnes bei ihrer Flucht geholfen hat und sie bis zu seinem Ende unterstützt hat.“ Gespannte Stille legte sich über den Raum während Vincent sich setzte und einmal durch seine Haare fuhr. „Lucius Malfoy,“ sprach er. Es blieb still nur das Ticken einer Uhr war zu hören, während diese Information langsam in die Köpfe der Malfoys sickerte. „Niemals,“ sagte schließlich Draco Malfoy und blickt den Goyle wütend an, so dass Astoria eilig an seine Seite eilte um ihn vor Dummheiten zu bewahren. Vincent grinste nur und zog eine Augenbraue hoch. „Warum glaubst du hätte er sonst einer Verlobung zwischen Scorp und einem Halbblut zugestimmt.“ „Aber was hatte er denn davon?“ fragte Rose und sah ihn verwirrt an. „Rache an ihr, sie durfte uns nicht mehr sehen und er konnte so seinen Seelenfrieden haben, immerhin hatte er ein bisschen Leid geschaffen, wo er doch die Hochzeit nicht hätte verhindern können.“ Rose seufzte leise und fuhr sich durch die Haare. „Oh Merlin, die arme Agnes, sie wollte mich nur beschützen. Das manche Menschen so grausam sein können,“ murmelte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Vincent schnaubte leicht. „Nun hab nicht gleich Mitleid mit ihr, groß geschadet hat es ihr ja nicht, sie ist eine mächtige Aurorin geworden, hatte eine hervorragende Ausbildung und schließlich das Versuchskaninchen an ihrer Seite. Sie hat sich bewusst dafür entschieden.“ Die Endgültigkeit seiner Worte ließen ewiges Eis in dem gemütlichen Zimmer ausbrechen. Rose starrte auf den Boden und schluckte schwer, ihr ganzes Herz sagt ihr: „Öffne dich, sie wird wieder ein Teil von dir werden.“ Langsam blickte die Rothaarige auf, betrachtete den Goyle der mit harten Zügen aus dem Fenster starrte und dessen Augen gefüllt mit Schmerz, Trostlosigkeit und Angst waren. Sie seufzte leise und spürte wie sich alle Blicke auf ihrem Gesicht trafen, sie war steht’s das schwächste Glied gewesen, immer schon, aber eines war immer richtig gewesen, sie war immer schon ihrem Herz gefolgt und sie hatte es immerhin geschafft das eiserne Herz ihres Mannes zu öffnen und die eisige Arroganz ihres Schwiegervaters zu schmelzen. Sie stand auf band geschickt ihre Haare zusammen und begab sich nach draußen. „Was hast du vor?“ fragte Scorpius sie und Rose konnte spüren wie er unsicher wurde, etwas das nur sie betraf. Sie lächelte. „Meine beste Freundin zurückholen,“ antwortete sie und wandte ihm das Gesicht zu. „Das kannst du nicht einfach tun, sie hat uns alle verletzt,“ knurrte der Blonde und blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Scorpius, dein Stolz in allen Ehren, aber sie war meine beste Freundin und sie hat, wie immer, nur versucht mich zu beschützen, natürlich hätte es auch einen anderen Ausweg geben können. Aber Scorp und darin seid ihr euch fürchterlich ähnlich, ihr Stolz stand ihr im Weg. Und ich, als ihre Freundin, werde dafür sorgen, dass sie leben kann. Daran kannst du mich nicht hindern,“ erklärte sie und setzte mit schelmischem Grinsen, „Malfoy,“ dahinter. Sie verließ Malfoy Manor und apparierte auf der Stelle. Helsinki empfand sie als unangenehm, es schüttete aus Kübeln und der Wind peitschte ihr unablässig ins Gesicht, während sie das Haus betrachtete in dem Agnes lebte, es war klein, und vor allem normal. Rose schlüpfte durch das Gartentörchen und lief den kleinen Weg zur Tür. Ihre Hand zitterte als sie klingelte. Sie war nervös, was würde die Sturm wohl zu ihrem Auftauchen sagen? Langsam öffnete sich die Tür und in dem kleinen Flur stand Agnes, ihre Haare waren verwuschelt, ihre Augen gerötet. Es sah aus als hätte sie sich in den Schlaf geweint, aber ihre Kleidung sprach davon, dass das Ganze wohl auf dem Sofa stattgefunden hatte. Als Agnes erkannte wer da vor ihrer Tür stand stürmten alle Gefühle erneut auf sie ein, jene die sie in der letzten Stunde versucht hatte zu verdrängen. Sofort erfasste sie das Gefühl von Geborgenheit und Wärme, es war ihr unmöglich zu wiederstehen. Als Rose ins Haus trat schlangen sich Agnes Arme um sie, fest als hätte sie Angst die Rothaarige loszulassen, verzweifelt, als wäre es ihre letzte Chance. Rose lächelte leicht, Tränen der Freude rannen über ihr Gesicht während sie die Tür schloss und Agnes sanft ins Wohnzimmer schob und die beiden weinend auf das Sofa fielen. Eine Zeit lang schluchzten die beiden in friedlicher Eintracht, während der verwirrte Kasimir immer wieder um die Beine der beiden strich. Schließlich richteten sich beide auf und lächelten sich verzagt zu. „Was machst du denn hier?“ fragte Agnes leise und sah der Rothaarigen in die warmen braunen Augen. Rose lächelte breiter und strich sich die Haare zurück. „Dir helfen, was sonst, jetzt da wir wissen das du das Ganze nicht wolltest muss ich dafür sorgen das du wieder glücklich wirst, schließlich war ich der Auslöser des Problems.“ „Dann hat Vince es euch also erzählt,“ murmelte sie leise und ein Stich der Eifersucht zog durch ihr Herz, als sie daran dachte wie sehr er Rose und Scorpius vertraute, und wie viel Zeit sie mit ihm hatten, während Agnes selbst sich an die Regeln hielt. Rose nickte nur leicht. „Lass es wieder gut werden, bitte Ness. Ich will endlich Frieden haben, du weist gar nicht wie es war ohne dich zu sein,“ sprach die Malfoy und schaute leicht verlegen zu Boden. Grimmig runzelte Agnes die Stirn. „Ich sehe es, du bist eine vorbildliche Malfoy geworden und hast geheiratet.“ Die Sturm stand ruckartig auf ging zum Fenster und sah hinaus ohne etwas zu sehen. Rose seufzte leise hinter ihr. „Kann sein das ich das geworden bin, ich will es nicht bestreiten. Aber ich bin immer noch die Rose von früher,“ sie stand auf und trat neben Agnes, „und ich sehne mich noch immer nach eben jener kühlen Freundin, die steht’s auf mich geachtet hat, die immer für mich da war und die mich nie an sich heran gelassen hätte. Weißt du, wir hätten dieses Problem lösen können, alle zusammen.“ Wütend schüttelte Agnes den Kopf, und fuhr herum. „Hätten wir nicht!“ brüllte sie und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Hätten wir nicht, es gab keine andere Möglichkeit, die nicht alle verletzt hätte oder die Würde meine Eltern gefährdet hätte,“ fügte sie hinzu und ließ sich vor Wut fauchend zurück auf das Sofa fallen. Rose drehte sich ebenfalls um und auch ihre Augen glänzten wütend. „Du hast doch keine Ahnung, vielleicht hätten wir wirklich eine Lösung gefunden! Selbst wenn wir keine gefunden hätten, du hättest mit uns reden können, das hätte dir geholfen, Agnes, denn auch wenn du es nicht glaubst du liegst mir am Herzen, Vincent sowieso und sogar Scorpius hat es etwas ausgemacht. Du hättest einfach nur reden müssen, Agnes, einfach reden.“ Rose Tränen, die über ihre Wangen rannen, waren Tränen bitterer Verzweiflung und Jahrelanger Trauer. Agnes sah auf den Boden und biss sich auf die Lippe. Es war zu spät für diese Rede und dennoch berührte es Agnes ganz tief in ihrem Herzen und als sie das Mädchen mit den roten Haaren ansah, sah wie ihr die Tränen aus den liebevollen Augen kullerten, das wusste Agnes das es Hoffnung gab, in Form von diesem Mädchen, dass ihre Freundin war und immer sein würde. Ihr wurde leicht ums Herz und sie stand wieder auf um Rose in ihre Arme zu schließen und ihr immer wieder „Danke“ ins Ohr zu flüstern, während sie zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Tag in Tränen ausbrach. Ein lautes, ohrenbetäubendes Krachen ertönte. Die beiden Frauen schreckten auseinander und griffen nach ihren Zauberstäben. „Herzzerreißend, diese Familien treffen.“ Agnes fuhr herum und blickte in ein Gesicht mit eiskalten Augen und stahlhartem Gesicht. „Ja, da hast du recht,“ antwortete ihm eine Stimme und Agnes fuhr erneut herum nur um eine Frau zu erkennen, die unter ihrem Umhang erstaunlich winzig wirkte, das machte aber ihre hysterische Lache wieder wett. „Oh, ich will die Rothaarige haben! Findest du nicht ihr Kopf würde sich gut an meiner Wand machen?“ fragte die kleine Hexe und lachte erneut. Rose war zur Salzsäule erstarrt und ihr Atem ging stoßweise. Agnes knurrte leise. „Stupor!“ brüllte sie, verfehlte aber die winzige Hexe die einen gewaltigen Satz zur Seite gemacht hatte und dabei den Arm von Rose erwischte, die beiden waren augenblicklich verschwunden. „TzTzTz, das war aber gar nicht nett,“ sprach der Zauberer hinter ihr und sie spürte bereits die Wirkungen des Impedimenta-Zaubers, der ihre Bewegungen träge macht. Sie zischte leise und ihre Augen wurden zu schlitzen. Noch ehe sie reagieren konnte, fegte der nächste Spruch über sie hinweg. Erstaunt sah sie an sich herab, als eine warme Flüssigkeit an ihr herab floss. Zu ihren Füßen bildete sich langsam eine Blutlache, deren Ausmaß von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Agnes spürte, wie ihr schwarz vor Augen wurde, ein Wimmern verließ ihre Lippen und sie hörte das Lachen des kalten Mannes, während sie langsam in die Welt der Toten glitt. Es wurde ihr kalt, bitterkalt und sie wusste, in diesem Moment, das ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Sie sah vor ihrem inneren Auge Vincent, dessen kühle Augen so voller Hass waren, das sie am liebsten geschrien hätte und daneben einen am Boden zerstörten Scorpius, der mit Seelenlosen Augen gen Boden starrte, einen blutdurchdrängten Boden. Sie spürte wie sie auf den Boden sackte, ein letzter Moment brennenden Schmerzes. Dann war es vorbei. Katzenaugen blickten stumm aus dem Fenster in den Regen… Kapitel 7: Misery ----------------- Das erste, das sie war nahm war, das sie definitiv tot war, denn überall um sie herum herrschte nur endlose Schwärze und eine kriechende Feuchtigkeit. Nichts erinnerte an ihr gemütliches zu Hause, der Boden unter ihr war hart und irgendetwas drückte ihr Schmerzhaft in den Rücken. Sie stöhnte leise. „Oh Gott Agnes, du lebst.“ Halt stopp, das konnte nicht sein, was machte Rose hier und was faselte sie von Leben, sie hatte sie beide doch Tod gesehen. Nein, das konnte nicht stimmen. „Agnes, komm schon, bleib bei mir, lass mich nicht allein.“ Ein Ruck ging durch Agnes Körper als dieser versuchte tatsächlich bei Rose zu bleiben. Agnes öffnete stöhnend die Augen und blinzelte in die Dunkelheit. „Wir sind Tod,“ stellte sie mit rauer Stimme fest, während sie sich umsah. Sie spürte eine Hand an ihrer Schulter und erkannte Rose, wie sie neben ihr kniete. „Nein wir sind nicht Tod, viel schlimmer! Todesser haben uns gefangen genommen,“ erklärte Rose und ihre erstickte Stimme sprach von Tränen und Angst. Agnes schloss die Augen wieder und hätte sich gerne daran geklammert, das sie tatsächlich Tod waren, aber das war nun mal nicht die Realität. Langsam aber sicher wurde sich Agnes der Gefahr bewusst in der sie beide steckten. Sie fuhr hoch und stöhnte leise als ein stechender Schmerz durch ihren Körper zog. „Nicht, du bist noch nicht ganz wieder auf der Höhe. Der Sectumsempra hat dich ganz schön erwischt.“ Das erklärte einiges, dachte sich die Dunkelhaarige und setzte sich vorsichtig auf und blickte sich um, in der Dunkelheit war jedoch kaum etwas zu erkennen. „Kannst du vergessen, sie haben alles dicht gemacht mit Zaubern, wir können nur auf Hilfe von außen Hoffen.“ Agnes legte eine Hand sanft auf Rose Haar um sie zu beruhigen. Es gab immer eine Lösung! Das hatte man ihr in der Ausbildung beigebracht, sie musste nur geduldig warten. Nur leider war warten nicht unbedingt ihre Stärke. Sie hörte ein quietschen, erst leise, dann immer lauter und dann Schritte. „Und wie geht’s unseren Besuchern?“ fragte die Stimme undeutlich und Agnes erkannte die kleine Hexe. Diese seufzte gerade und Agnes spürte, wie sich lange Finger um ihren Arm legten und sich scharf hinein bohrten. „Leider darf ich mit der kleinen Rothaarigen noch nicht spielen, aber du, du gehörst mir.“ Agnes wurde hochgezogen und aus dem Raum gezogen. Draußen blinzelte sie gegen das Licht an und blickte sich um, sie befanden sich in einer eingestürzten Burg, jedenfalls fehlten Teile der Decke und alles bestand nur aus Mauern und grobem Stein, nur wenig war noch intakt, und in einen dieser noch intakten Räume wurde sie jetzt gezogen. Die kleine Hexe kicherte leise und ließ die Schwarzhaarige einfach auf den Boden fallen. „So und nun lass uns spielen!“ sprach die kleine Hexe und der Crucio, der daraufhin auf Agnes traf, löste gellende Schreie aus. Rose begann zu zittern, die Schreie wurden nicht leiser, auch nicht als sie gewaltsam ihre Hände auf ihre Ohren presste und sich in das letzte Eck des Raumes verkroch. Tränen rannen über ihre zarten Wangen und tropften auf den Boden, während sie die Augen fest zusammenpresste und versuchte nicht hin zu hören, aber es gelang ihr einfach nicht. Rose wand sich und es kam ihr vor als spürte sie dieselben Schmerzen wie Agnes, die ein paar Meter von ihr entfernt Höllenqualen litt. Schließlich konnte sie nicht mehr, auch sie schrie, schrie gegen die anderen Schreie an und brüllte, als wäre sie nicht mehr bei Sinnen und das war sie in diesem Moment auch wirklich nicht. Agnes hielt inne, sie hörte Rose Schrei und sie erschütterten sie bis tief ins Mark, noch immer spürte sie die Schmerzen des Cruciate und ihre Körper wand sich darunter, aber dieser Schrei, er war so voller Verzweiflung gewesen, dass ihr Gehirn sich ausschaltete und nur noch ihren Instinkt gewähren ließ und dieser ertrug die Schmerzen Stumm, während ihre Augen leer wurden. Die Hexe ihr Gegenüber wurde immer wütender und die Schmerzen schlimmer, aber das erreichte Agnes nicht mehr. „Wir müssen etwas unternehmen!“ brüllte Scorpius Malfoy während er im Ministerium auf und ab ging und wie ein wahnsinniger immer wieder wütend alle um sich herum anfuhr. Vincent saß auf einem Stuhl und starrte vor sich hin, während sie darauf warteten, was die Minister beschlossen. Es war für sie alle ein Schock gewesen als sie das kleine Haus von Agnes betreten hatten und das Wohnzimmer nichts weiter als ein Krater gewesen war und der Kater hatte völlig am Rad gedreht als sie sich umgesehen hatten. Jetzt war er bei Mrs. Malfoy, die zu Hause saß und Löcher in die Luft starrte. Alle anderen saßen hier, auch Agnes Bruder und ihr Vater waren anwesend. Vincent war sich sicher er hatte noch nie so einen ruhigen Menschen gesehen wie Agnes Vater, er hatte es ganz ruhig aufgenommen das seine Tochter lebte, aber vor ihm geflohen war, genauso wie er es ruhig aufgenommen hatte das seine Tochter nun in Lebensgefahr war, sein Sohn hingegen war ein Eisklotz geworden, nachdem er die Nachricht erhalten hatte und Vincent war sich sicher bitteren Hass in seinen Augen gelesen zu haben. Die Tür öffnete sich und ein etwas rundlicher Minister mit rotem Bart und einer giftgrünen Nickelbrille sah sie alle Stumm an, dann räusperte er sich. „Wir werden einige Einheiten ausschicken um festzustellen wo sich die beiden Hexen befinden. Ich weiß, dass sie voller Sorge sind, aber schließlich ist Miss Sturm eine ausgebildete Aurorin im Spezial Dienst, sie weiß, wie sie in solchen Situation handeln muss. Sie sollten jetzt nach Hause gehen und warten, das ist das Einzige, was sie tun können,“ erklärte der Minister und hatte kaum zwei Sekunden später die Spitze eines Zauberstabs am Hals. „Sie sind verrückt geworden, glauben sie wirklich ich warte hier, während meine Frau in Lebensgefahr schwebt und was weiß ich alles mitmachen muss!“ brüllte Scorpius außer sich vor Wut. Vincent legte ihm einen Arm auf die Schulter. „Beruhig dich, wir können wirklich nichts tun. Ich bin mir sicher Agnes wird auf Rose aufpassen.“ „Agnes? Sie ist nichts weiter als ein dummes Weib, das nicht weis wo es hingehört, sie konnte die Todesesser im eigenen Haus nicht aufhalten, wie soll sie da im Nest Rose beschützen können?“ fauchte Scorpius und seine Wut richtete sich gegen Vincent. Der sah einen Moment auf den Boden und atmete tief durch, dann sah er wieder auf und seine geballte Faust traf Scorpius hart im Gesicht und schleuderte ihn einige Meter weiter auf den Boden. Agnes keuchte leise, seit einer knappen Stunde lag sie nun wieder im Verließ und sah starr vor sich hin. Auf ihrem Arm waren Beleidigungen eingeritzt und viele kleine Brandwunden bedeckten ihren Körper. Momentan wagte sie es nicht sich zu rühren und auch Rose die neben ihr saß berührte sie nicht. Beide Frauen waren zu tiefst erschöpft, konnten aber aus Angst nicht schlafen. „Wie lange werden sie wohl brauchen?“ fragte Rose vorsichtig und begann es sich neben Agnes auf dem Boden irgendwie bequem zu machen. Die sah die Rothaarige einen Moment lang an, entschied sich dann aber an die Decke zu starren. „Willst du eine ehrliche Antwort?“ fragte sie zurück. „Eine Lüge wäre mir wohl lieber, aber das bringt nichts, also drei, vier, fünf Tage?“ fragte sie und seufzte zu tiefst verzweifelt, während sie jetzt doch eine Hand vorsichtig auf die Schulter von Agnes legte. „Also, ich weiß nicht wie lange sie gebraucht haben um zu wissen was mit uns los ist, aber Scorpius wird dich mit Sicherheit schnell vermisst haben, also angenommen das Ministerium wurde heute informiert, dann werden sie bis morgen brauchen um eine Rettungseinheit zusammen zu stellen, die uns dann suchen wird, bis sie uns gefunden haben und eine Strategie entworfen haben um uns zu befreien … ich würde sagen mit heute ungefähr acht bis zehn Tage.“ Das war eine deprimierende Wahrheit wie Agnes fand und sie spürte wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. Rose neben ihr grummelte leise. „Ich denke Scorp und Draco werden dem Ministerium ganz schön Feuer unter dem Hintern machen, und ich denke Vincent auch, sie werden uns schneller finden, glaub mir.“ Und obwohl es die Dunkelhaarige absurd fand, fühlte sie sich getröstet und mit einem leisen Seufzer drehte sie sich zu Rose und kuschelte ihren Kopf gegen deren Schulter. Erschrockene Stille herrschte während Vincent seine Hand ausschüttelte und den jungen Malfoy mit kühlem Blick betrachtete. „Reis dich zusammen Scorp, du bist ein Reinblut also hör auf dir von deinen Gefühlen den Blick vernebeln zu lassen. Mal abgesehen davon ist Agnes tatsächlich eine ausgezeichnete Aurorin und sie liebt Rose mindestens genau so sehr wie du, das heißt, sie wird ihr Leben geben damit deiner Kleinen nichts passiert. Und jetzt streng dein Hirn an, wir brauchen einen Plan,“ sprach Vincent während er auf Scorpius zu ging und ihm seine Hand reichte, die dieser skeptisch annahm. „Ja ein Plan, wäre eine ausgezeichnete Idee, ich werde mich ganz sicher nicht auf diese Tölpel vom Ministerium verlassen,“ sprach Agnes Vater Gustav und trat zu den beiden Männern, sein Sohn folgte ihm nach kurzem Zögern. „Zuerst müssen wir sie finden“, warf er ein, ehe er wieder in seine Eisstarre verfiel. Scorpius nickte und begann hin und her zu laufen, was seinem Vater ein schnauben entlockte. „Suchzauber, ich denke selbst wenn sie appariert sind, das es bestimmt einen gibt der sie finden kann.“ „Natürlich Sacrecorpu, ich brauch einen Gegenstand den Rose oft benutzt oder getragen hat,“ erklärte Georg Sturm und als ein Ring in seine Hand viel, sprach er sofort den Spruch, der Ring begann sich aus seiner Hand zu erheben und drehte sich wie wild in der Luft, dann erstarrte er und viel klirrend auf den Boden. „Was war denn das?“ fragte Scorpius und begann bereits wieder wütend zu werden, Vincents Hand legte sich vorsichtshalber auf dessen Schulter. „Es scheint als wären sie von einem heftigen Schutzzauber umgeben, aber ich denke kaum, dass mich das lange aufhalten wird.“ „Kann mir mal jemand erklären warum wir es ihm überlassen Rose zu suchen,“ fauchte Scorpius und riss sich von Vincent los um erneut hin und her zu laufen. „Weil er einer Spezialeinheit angehört die nach Vermissten und Verbrechern suchen, und das mit großem Erfolg.“ Sie alle sahen schlagartig zu Georg der gerade ein Pergament ausgepackt hatte, einzelne goldene Buchstaben waren auf dem Rand verteilt und leuchteten, so voll von Magie waren sie. Der Sturm zog ein kleines Messer aus dem Gürtel und schnitt sich in den Arm, so dass einzelne Blutstropfen auf das Pergament vielen, sofort begann es zu rauchen. Konzentriert murmelte Georg immer wieder verschiedene Zauber, bis sich das Pergament zusammen rollte und sich auf eine seltsame Art und Weise verknotete. „Das sieht irgendwie absurd aus,“ murmelte Vincent und Scorpius stimmt ihm zu. Dann stand es endlich still und entrollte sich wieder und in goldenen Buchstaben stand dort geschrieben Snowdonia. Das Quietschen der Angel weckte Agnes aus einem unruhigen Schlaf. Sie blinzelte gegen einfallendes Licht während eine Gestalt in ihr Sichtfeld trat, es war wieder erwarten nicht die Frau, sondern der Mann, der jetzt mit gelassenem Gesichtsausdruck auf sie nieder blickte. Er packte sie grob am Arm und riss sie in die Höhe. Agnes schwankte für einen Moment, ein eiliger Blick zeigte ihr das Rose friedlich ein Stück von ihr entfernt schlief. Der Mann zog sie nach draußen und über den nassen Boden, der vom Regen glietschig geworden war und zog sie weiter, in jenen Raum der schon gestern das zu Hause ihrer Schreie gewesen war. Mit einem Ruck schubste er sie auf den Boden und schloss die Tür. „So, du gehst uns schon seit geraumer Zeit ganz schön auf die Nerven. Anderseits weis ich das du einer ihrer besten Leute bist, also schlage ich dir einen Deal vor, plaudere ein paar wichtige Geheimnisse aus und ich lasse dich gehen.“ Agnes zog die Stirn in Falten. „Und Rose?“ fragte sie und richtete sich mühsam auf. „Das Mädchen können wir nicht gehen lassen, sie ist ein zu wichtiges Druckmittel.“ Agnes schüttelte den Kopf, dann würde sie auch nichts verraten, nicht für ihr eigenes, kleines, mickriges Leben, das die Informationen die sie hätte geben können nicht wert war. Sie spürte den Druck der Spitze des Zauberstabs an ihrem Hals und blickte auf. „Wenn du nicht freiwillig redest, dann müssen wir dich eben dazu bringen,“ sprach er kalt und Gänsehaut breitet sich auf Agnes Körper aus. Noch einmal würde sie es vielleicht nicht überleben. „Crucio!“ Heftiger Regen trommelte auf die festen Mauern … Kapitel 8: Combat ----------------- „Nah das ging ja einfach“, sprach Scorpius Malfoy und blickte noch immer wie gebannt auf die goldenen Buchstaben. „So einfach leider nicht“, antwortete ihm Agnes‘ Vater Gustav, der dabei zu sah wie sein Sohn plötzlich bleich wurde und zu wanken begann. Schließlich knickten Georgs Beine ein und es war nur Vincents griff an seiner Schulter zu verdanken das er nicht auf den Steinboden knallte. Keiner der Männer sprach ein Wort, sie warteten lediglich auf ein Zeichen Georgs der nun mühsam die Augen offen hielt. „Geht und bringt mir meine Schwester zurück.“ Seine Worte waren leisen und dennoch lösten sie die allgemeine Erstarrung der Gruppe. Vincent rief eilig nach Hilfe, während bereits der Rest der Gruppe über den Ort von Snowdonia fachsimpelte. „Snowdonia ist ein Nationalpark in Wales,“ meinte Vincent während er sich zu den Männern gesellte. „Ich denke wir sollten dorthin reisen und dann versuchen die Frauen genau zu orten.“ Vincent ergriff den Arm von Scorpius und apparierte. Draco und Gustav folgten einen Augenblick später. Im Nationalpark angekommen blickten sie sich um, das Wetter meinte es nicht gut mit ihnen, den es regnete heftig und Wind peitschte ihnen das Wasser ins Gesicht, aber die Männer rührte das nicht, sie waren allesamt Kampferfahren und machten sich aus ein wenig schlechtem Wetter nichts. Die Männer zogen sich hinter einen großen Felsen zurück, der leicht überhing und sie so vor Wind und Regen schützte. Scorpius nahm den Ring von Rose und sprach erneut die Worte des Ortungszaubers, dieses Mal zeigte er in östliche Richtung und so machten sich die vier Männer auf und stapften in die angezeigte Richtung. Bald erreichten sie einen schaurigen, weiten See, er schlug heftige Wellen, so als würde er brodeln und sein Wasser fraß sich in den kiesigen Boden. Auf der anderen Seite stand Windgeschützt eine zerfallen Burg, sie war kaum zuerkennen durch den Vorhang hindurch den der heftige Regen bildete. „Ich würde sagen wir haben sie gefunden,“ murmelte Draco und schob sich seine Haare aus dem Gesicht. „Wie greifen wir an?“ fragte Vincent ruhig. „Ich würde sagen wir greifen sie von vorne an, zwei von uns, der Rest schaut zu das er die Schutzzauber heimlich knackt und die beiden Frauen rausholt“, antwortete Gustav und schüttelte sich um wenigstens ein wenig trockener zu werden, ein vergeblicher Versuch. „Gute Idee, ich würde nur noch auf die Nacht warten.“ Ihr Blick glitt stumm zu dem Gesicht ihres Peinigers, Stunden mussten vergangen sein und jetzt da er eine kurze Pause machte fühlte sich Agnes wie Tod, der Schmerz ihres Körpers war verblasst, nur noch ihr Geist regte sich. Sie wusste das sie nicht weit entfernt von der anderen Seite war nur eine einzige Entscheidung und sie wäre aus dem Leben verschieden. Doch sie konnte nicht, nicht um ihrer Willen sondern um Rose‘ Willen. Weil sie die Rothaarige liebte, weil sie ihre kleine Schwester war, weil sie bereit war ihr zu verzeihen, weil die Malfoy sie nie gehasst hatte. Sie spürte wie langsam das Gefühl in ihren Körper zurückkehrte. Draußen tobte noch immer der Sturm, der ihre Schreie hoffentlich verschluckt hatte. Agnes wollte nicht das Rose etwas davon mitbekam. Scharf spürte sie nun den Schmerz etlicher gebrochener Knochen und den unzähligen Wunden. Um sie herum war es nass und Agnes ging davon aus das es ihr Blut war, denn es fühlte sich seltsam warm und tröstend an, außerdem nahm ihre Nase nun den metallenen Geruch von Blut auf. Sie drehte leicht den Kopf und starrte zu der verrotteten Tür, aus der ihr Peiniger vor wenigen Minuten verschwunden war um etwas zu essen und sich frisch zu machen, wie er es ausgedrückt hatte. Sie drehte den Kopf gegen die dunkle und graue Decke und sah im spärlichen Licht einer Kerze die feinen Ritzen und die Tropfen die langsam dem Gefälle der Decke nachliefen und zu ihren Füßen auf den Boden tropften. Sie fühlte sich irreal, so als wäre sie gar nicht da, natürlich spürte sie jetzt wieder den Schmerz, aber ihr Gehirn hatte auf Abschottung geschalten. Von draußen hörte sie leise Stimmen, sie erkannte die Frau und den Mann. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen um zu erkennen ob noch mehr Zauberer dort draußen waren und tatsächlich hörte sie die Schritte mindestens eines weiteren Mannes. Einen Moment später öffnete sich die Tür und die Frau betrat den Raum, drei Gestalten liefen weiter, nichts weiter als Schemen, also vier Leute, kein großes Hindernis für ihre Rettung, wenn sie bis dahin noch am Leben war. „So du weigerst dich also immer noch zu reden,“ murmelte die mickrige Hexe, dann ergriff sie eine Peitsche. „Mal sehen wie lange du noch durchhältst.“ Langsam wurde es immer dunkler, der Sturm hatte nachgelassen, nur noch feiner Nieselregen verfinsterte den Himmel. Gustav Sturm und Scorpius Malfoy hatten einen riesigen Umweg gemacht und befanden sich nun hinter der alten Burg in sicherer Entfernung. Vincent und Draco hingegen hatten den See umrundet und feuerten nun Sprüche auf das Schutzschild der Burg ab. Die Zaubersprüche prallten unter lautem Krachen ab, doch die beiden Zauberer schickten unablässig neue nach. Erst nach einigen Minuten trat eine Gestalt hervor und lief eilig auf sie zu. Sein Zauberstab vibrierte während er damit auf die beiden Männer zeigte und gespannt wartete ob das Schutzschild noch halten würde. Währenddessen beschäftigten sich die anderen beiden damit das Schild zu knacken und kamen tatsächlich voran, das Aufleuchten des Schildes ließ nach, ob wohl die Angriffe weiter auf es einprasselten, es wurde also immer schwächer und verschwand schließlich ganz, und als es verschwand da hörten sie ohrenbetäubende Schreie. Dann ging alles ganz schnell. Vincent stürmte vor und schaffte es den anderen Zauberer damit zu verwirren, so dass sich dieser voll und ganz auf den Goyle konzentrierte. Draco Malfoy rannte regelrecht um sein Leben als er auf das alte Gemäuer zu hielt und sich bereits duckte um nicht von Zaubersprüchen getroffen zu werden die ein zweiter Mann schickte. Auf der anderen Seite schlichen sich Scorpius und Gustav langsam näher, die Schreie wurden immer lauter bis sie schlagartig verstummten und eine Hexe aus dem Zimmer trat. „Stupor,“ brüllte Scorpius und rannte, wie von Sinnen, auf den Raum zu, so dass ihn der Cruciate eines dritten Mannes voll traf und er zu Boden ging. Gustav begnügte sich mit Schadensbegrenzung. Ein „Avada Kedavra“ und die Hexe zerfiel einfach zu Staub, dann wandte er sich ruckartig zu dem dritten Mann um und die beiden duellierten sich. Agnes öffnete erstaunt die Augen, die schmerzen waren verschwunden, um sie herum war es still geworden sie hörte nur noch ihren Puls, also war sie nicht tot, sie versuchte sich zu bewegen doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Ein wimmern drang über ihre Lippen. Sie versuchte krampfhaft ihren Kopf zu heben, aber ihre Haare nahmen ihr die Sicht und der Schmerz der dazu in ihr aufkam, ließ sie stöhnen, zum Schreien war ihre Kehle nicht mehr in der Lage. Sie schloss die Augen wieder und wurde bewusstlos. Draco Malfoy streckte den zweiten Mann nieder und tötete ihn durch einen Sectumsempra, dann sah er sich um und erkannte eine steile, bröckelnde Treppe, die nach unter führte, er setzte sich in Bewegung. Vincent hingegen schlug sich noch immer mit dem ersten Zauberer, inzwischen allerdings mit den Fäusten, denn die Zauberstäbe lagen in weiter Entfernung. „Du elendiger Mistkerl,“ stieß Vince hervor während seine Faust sich fest in den Magen des ersten Mannes bohrte, der grinste nur. „Fick dich.“ Gustav stöhnte leicht ein Stupor hatten ihn getroffen und seine Schulter blutete heftig, der junge Malfoy rührte sich noch immer nicht von der Stelle, anscheinend beherrschten ihn immer noch die Nachwirkungen des Cruciate. Keuchend sah Gustav Sturm zu wie der dritte Mann in dem Raum verschwand. Vincent knurrte leicht, er hatte den ersten Mann auf den Boden gedrückt seine Hände hatten sich fest um die Kehle gelegt und drückten zu. Während der Mann unter sich um sein Leben kämpfte. Er trat und schlug um sich und versuchte seine Fingernägel in Vince‘ Haut zu bohren, völlig sinnlos bei der gegerbten Haut des Drachenhüters. Draco Malfoy knurrte leicht, als der Bombada, den er gegen das Eisengitter schickte einen Teil der Wand einriss. Hoffentlich hatte er Rose nicht erwischte. Er sah sich eilig um und erkannte eine Gestalt die langsam und geduckt auf ihn zukam. Er zielte mit dem Zauberstab auf sie. „Draco,“ flüsterte die Gestalt und er erkannte seine Schwiegertochter. Heftig nahm er diese in den Arm und blickte ihr in das dreckige Gesicht. „Agnes,“ flüsterte sie und draußen krachte es fürchterlich. Eilig zog Draco Rose hinter sich her, während er die Treppe hoch und durch einen Bogen rannte. Dort stand der dritte Mann, sein Zauberstab am Hals von Agnes, die mehr Tod als lebendig in seinen Armen hing. Er konnte sehen wie Vincent neben ihn trat und den Kopf des ersten dem dritten vor die Füße warf. „Gib auf, du bist alleine, keiner kann dir mehr helfen,“ sprach er ruhig und sah dem dritten geflissentlich in die Augen. Gustav trat von der anderen Seite an ihn heran, das machte den dritten Zauberer nervös und er wurde noch nervöser als sie Scorpius Malfoy zu Gustav gesellte. Der junge Malfoy war noch immer blass und verstört, aber der Anblick seiner quick lebendigen Frau ließen ihn nun konzentriert den dritten Mann anstieren. „Niemals,“ zischte der dritte und er richtete seinen Zauberstab auf Draco Malfoy. „Sigillum septem corvi,“ sprach er leise fast gelassen. Ein Heptagon erschien und alle die sich darin befanden erstarrten. Die vier Männer konnten sich nicht mehr bewegen. Stöhnend erwachte Agnes aus ihrer Bewusstlosigkeit und sah sich unter großen Schmerzen um, sofort sauste eine Ladung Adrenalin durch ihr Blut als sie die Lage erkannte. „Tzja, jetzt können sie sich nicht mehr bewegen. Idioten, dachten wirklich gegen mich anzukommen, und was machen wir jetzt mit dir Schätzchen?“ fragte er leise Agnes und etwas gieriges lag in seinem Blick. „Gar nichts,“ fauchte Rose die den Zauberstab ihres Schwiegervaters fest in der Hand hielt. In ihrem Blick lag ungeheure Wut und es schien als würden ihre roten Haare glühen. „Lass sie los,“ zischte sie und ihr Körper bebte vor unterdrücktem Hass. Der Mann lachte, er lachte sie regelrecht aus. „Glaubst du ich habe Angst vor dir? Du bist nur eine Frau du hast keine Ahnung wie du mit einem Zauberstab umgehen kannst. Mal abgesehen davon,“ seine Stimme wurde erst und er hatte aufgehört zu lachen, „Kannst du nur sie treffen, den ich werde sie mit vergnügen als Schutzschild missbrauchen.“ Damit schob er Agnes Körper vor sich. Diese blickte Rose fest in die Augen. „Tu es!“ fauchte die Sturm und sah wie die Malfoy zögerte. „Tu es!“ brüllte Agnes und riss die Augen auf, den Körper gespannt bis in die letzte Faser, sie ignorierte das Lachen des Mannes völlig. Rose sah Agnes an, Verzweiflung stand in ihrem Blick und sie war kalk weiß geworden. „Tu es endlich!“ Rose hob den Zauberstab. „Stupor!“ Der große Adler sah auf sie hinab und die letzten Wasserstropfen vielen auf den Boden … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)