September Rain von Sayuri_Hiranuma ================================================================================ Kapitel 1: Chapter One ---------------------- Der Regen prasselte leise gegen das große Panoramafenster, hoch oben über den Dächern der Stadt, zog längliche Schlieren so dass die Welt außerhalb der Scheibe zu verschwimmen schien. In fahles grau getaucht und surreal, unwirklich zu sein schien. Ganz so, wie wenn man durch einen Schleier schauen würde und die Die Dinge die man sah nur noch bloße Silhouetten ihrer selbst. Langsam ließ Uruha seine Hand an der kühlen scheibe entlang gleiten, an der er schon seit einer halben Ewigkeit gelehnt zu stehen schien. Die Stirn ans kühle Glas, und die Hand flach dagegen gedrückt, das bunte Treiben unter seinen Füßen beobachtend, welches ihm so furchtbar weit weg zu sein schien. Wie lange war es schon nun her, dass er hergekommen war? Ein junger Mann, ein halber Teenager voller Hoffnung und naiver Träume, die er gehofft hatte in dieser Stadt zu verwirklichen. Seine Gitarre , als sein kostbarster Besitz dabei und die Liebe als stärkstes Argument hier her zu kommen. Seine Liebe zur Musik, aber auch zu einem Mann, der für ihn alles gewesen war. Wobei `Mann`, wohl auch nicht das treffende Wort war, es war ein junger Kerl gewesen, kaum älter als Uruha selbst zu dem Zeitpunkt, der als Student hier her gezogen war und Uruha – so naiv wie er war, war ihm gefolgt. Hatte sich in den schillerndsten Farben ausgemalt, wie sein Leben sein würde. Bunt, aufregend, berauschend…… Und wie ein Rausch war es auch gewesen in der ersten Zeit. So viel zu sehen….so viel zu tun…so viele Möglichkeiten, die es bloß zu nutzen galt. Uruha hatte das Gefühl gehabt alles erreichen zu können, was er wollte. Das freie Leben eines Musikers zu leben, eines Künstlers, der einzig seiner selbst und seinen Gefühlen verpflichtet war. Doch wann kam das Leben schon so, wie man es sich ausmalte? Das war eine Erfahrung, die auch Uruha hatte machen müssen. Anstelle vor großem Publikum, spielte er – wenn er denn überhaupt die Chance dazu hatte – vor nur wenige, meist betrunkenen Menschen in schummrigen Bars. Geld gab es kaum, doch er wollte nicht aufgeben. Wollte sich seinen Weg nach Oben erkämpfen und sich davon nicht entmutigen lassen. Denn wenn schon der Erfolg nicht sofort kam, so blieb ihm doch immer noch die Liebe – zumindest war es das, was Uruha geglaubt hatte. Tokyo war teuer und um hier zu leben – auch wenn er sich nur ein winziges zwei Zimmer Appartement mit seinem damaligen Freund teilte, so musste er oft stundenlang ackern, um das bisschen Geld zusammen zubekommen, was er für die Miete und seinen Lebensunterhalt bauchte. Und an jenem schicksalhaften Abend war es nicht anders gewesene…. Uruha hatte Nachtschicht gehabt, doch er freute sich nach Hause zu kommen. Es war Shinjis Geburtstag und der Honigblonde hatte Überstunden gemacht, um diesen sein Geschenk kaufen zu können. Eine signierte Figur dessen Lieblings Animes. Ein Sammlerstück, auf das Uruha besonders stolz war, ergattert zu haben…. Müde, aber trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen, schlurfte der Honigblonde die lange Straße hinauf zu ihrer Wohnung. Das Geschenk, welches er, damit Shinji es nicht fand in seinem Spind auf der Arbeit aufbewahrt hatte, fest in seiner Hand. Er hatte heute etwas früher gehen können, weswegen er überhaupt noch den Zug nach Huse erwischt hatte. Sonst hätte er noch weitere drei Stunden auf dem Bahnhof stehen müssen…. Doch nun öffnete er endlich die Tür – nur um von einer Geräuschkulisse begrüßt zu werden, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Stimmen. Laute, lustvolle Töne, die aus der nur angelehnten Tür des Schlafzimmers drangen. Eine weibliche Stimme, vermischt mit einer Männlichen. Shinjis Stimme, vermischt mit der einer Frau….. Uruha erinnerte sich, dass er wie in Trance zum Schlafzimmer gegangen war. Die Tür schier in Zeitlupe geöffnet hatte und die Figur, die er noch immer in seiner Hand hielt mit einem lauten Krachen zu Boden fiel. Seine Augen sich erst weiteten und dann seine Sicht verschwamm. Shinjis überraschter Gesichtsausdruck, der erschrockene Aufschrei der fremden Frau und dann hatte er sich herumgedreht. War aus dem Schlafzimmer gerannt, hinaus aus der Wohnung, die Worte die Shinji ihm nachrief gar nicht mehr wahrnehmend. Das letzte verlierend, woran er wirklich noch geglaubt hatte….. Uruha wusste nicht, wie spät es war, noch wo genau er sich befand, als er schließlich endlich aufhörte zu rennen und sich zitternd auf eine Bordsteinkannte setzte. Es hatte geregnet, weswegen seine Haare ihm nun nass im Nacken geklebt hatten. Sein T-Shirt durchweicht von seinem Körper herabhing , als er mit zitternden Händen versuchte sich eine seiner letzten Kippen anzuzünden, welche allerdings nur ebenfalls durchweichte, so dass er mit einem wimmernden Laut sie wütend auf den Boden pfefferte und immer noch wie in Trance beobachtete, wie sie zusammen mit dem Regenwasser in dem nächsten Gully verschwand. „Hier….~“, es war die warme, dunkle Stimme eines Fremden, die ihn wieder aufhorchen ließ, als der dunkelhaarige Unbekannte sich zu ihm hinunter beugte und ihm einen trockenen Glimmstängel reichte. Doch alles was Uruha in dem Moment hatte tun können, war ihn anzustarren, verwirrt, unbeholfen, weswegen der Dunkelhaarige ihm die Zigarette dann auch anzündete und zwischen Uruhas Finger drückte. Und noch bevor der Honigblonde hatte verstehen könne, was da vorgefallen war, noch bevor er sich hatte bedanken können, bei dem fremden, welchen eine Aura zu umgeben schien, die Uruha nicht in Worte fassen konnte, war er verschwunden. In den Menschenmassen untergegangen, genauso plötzlich wie er aufgetaucht war. „Danke…~“, hatte der Honigblonde gemurmelt und starrte immer noch auf die Stelle in der Aoi verschwunden war, eher er mit zitternden Fingern die Zigarette an seine Lippen führte und einen tiefen Zug des trostspendenden Rauches einatmete. Ein Hauch von Schicksal schien in der Luft zu hängen, der von dem Fremden ausgegangen war und nun so deutlich an Uruha zu haften schien, dass es ihm Gänsehaut einjagte…. Doch es dauerte noch drei weitere, lange Monate, bis sie sich wiedersehen sollten. Uruha hatte Shinji noch am selben Tag verlassen und hatte sich – nachdem er mehrere Tage lang in einem Motel gelebt hatte, ein winziges Zimmer gemietet, in dem er nur noch fieberhafter daran arbeitete, wenigstens seinen Traum zu verwirklichen, da er schon die Liebe verloren hatte….. Es war ein kaltes September Abend und die Nervosität schien förmlich durch Uruhas Körper zu pulsieren, als er in dem kleinen Backstageraum, auf die Band wartete, mit der er sich treffen wollte. Er hatte deren Sänger vor einigen Tagen nach einem kleinen Gig kennengelernt gehabt und nun wollten sie sich zusammentun….. Etwas Größeres gründen, um einen Traum zu verwirklichen welcher ihnen allen zu Eigen war. Und es war an jenem Abend, dass Uruha erneut den Hauch von Schicksal spürte, welcher ihn schon damals auf der Straße so sehr die Sprache verschlagen hatte. Der Honigblonde hatte sich noch nicht einmal zur Tür herumdrehen brauchen, da wusste er, er hatte gefunden, was er so lange gesucht hatte….. Sein Schicksal…seinen Traum….. „An was denkst du grade….~“, es war Aois Stimme, die Uruha aus seinen Gedanken aufschrecken ließ. Ihn aus der Vergangenheit zurück holte in ihr großes Appartement, welches Aoi und er nun bewohnten. Zurück in die Gegenwart in der es ihm tatsächlich gelungen war seinen Traum zu leben….zurück zu Gazette…..zurück zu dem Mann, den er wirklich liebte…. „An nichts…~“, lächelte der Honigblonde und schmiegte sich in die Arme des Mannes der seit je her sein Schicksal zu sein schien….. „An nichts….~“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)