Ziras unerzählte Geschichte von HellmotherEva ================================================================================ Kapitel 21: Geheime Treffen --------------------------- „He… he Zira… Zira… Zira!“, sagte eine Stimme, doch Zira reagierte nicht. „Steh endlich auf, du faules Stück!“, schrie ihr plötzlich Jemand ins Ohr. Augenblicklich sprang Zira auf und sah sich völlig desorientiert um. Sie war nicht am Königsfelsen. Wo dann? Ach ja, genau, die Hunde! „Siehst du, ich sagte doch schrei ihr ins Ohr, anstatt sie nur an zu stupsen.“, sagte Chica mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht und schüttelte elegant das Fell auf. „Geht klar Prinzessin…“, murrte Jerk und sprang auf. „Was sollte DAS denn?!“, knurrte Zira wütend und baute sich vor Chica auf. „Wow, bist du gewachsen. Bist ja schon so groß wie ich.“, meinte Chica. Man konnte nicht genau wissen ob sie es ernst meinte oder nur rein ironisch, aber es stimmte dass Zira schon recht groß war für ihr Alter. „Ach, sei ruhig“, meinte nun auch Jerk genervt „Aber hey, Zira, wollen wir spielen?“ Zira ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Im Rudel fanden die anderen Junglöwen das Spielen inzwischen viel zu ‚uncool‘ und Zira traute sich schon gar nicht mehr nachzufragen. Umso mehr genoss sie diese Gelegenheit, die sich ihr nun bot. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, stürzte Zira sich auf Jerk und rollte mit ihm zusammen über den Boden und wirbelten dabei eine Menge Staub und Dreck auf. Diese Gegend hier war nicht so feucht und lebensfreundlich wie das Geweihte Land und die Tatsache dass die Trockenzeit gerade zu Ende ging, verbesserte die Situation auch nicht unbedingt. Aber bald würde es wieder etwas regnen, hatte zumindest Chica gemeint. Die saß nur in ihrer gewohnten Eleganz und Ruhe da und sah mit einer gewissen Verachtung zu ihren beiden Freunden. Sie war nie der Typ von Hund gewesen, der den ganzen Tag spielen wollte und sich gern dreckig machte. Sie rannte lieber und riss auch manchmal die eine oder andere Antilope, immerhin war sie ein Jagdhund, aber niemals würde sie sich auf das Niveau von Jerk heruntergeben und spielen. Ihrer Meinung nach war spielen nur was für Welpen und kindische Schwachmaten… So wie Jerk. Und abgesehen davon hatte er ja Linda zum Spielen! Also war Chica für so was vöööllig überflüssig! Spielen war doch sowieso nur doof, kein erwachsener Hund brauchte es, doch Jerk schien das entweder nicht begreifen zu können oder zu wollen – Wohl letzteres. „Hey Chica, du olle Spaßbremse, schmeiß dich doch auch mal dazu!“, rief Zira mit einem begeisterten Glitzern in den Augen. „Vergiss es! Dabei werd ich dreckig, mein Fell verfilzt und abgesehen davon…“ „Jaja, immer dasselbe mit dir!“, murrte Zira und wand sich wieder Jerk zu und rollte mit ihm weiterhin über den Boden. „Also Zira, dafür dass man dir Beruhigungsmittel eingedröhnt hat, bist du wieder erstaunlich fit.“ „Was?“, hakte Zira nach. Was für’n Zeug? „Ach nichts.“, wand Chica ab und seufzte. Sie wollte ja nicht fies sein, aber man konnte sie einfach nicht ändern! Ganz egal was für miese Angewohnheiten und Charaktereigenschaften sie hatte, egal wie unausstehlich sie sein konnte, sie würde sich nie ändern können. Dafür war es zu spät. Und warum hieß es eigentlich ‚Charakter’eigenschaften? Gerade deswegen: Weil es nun mal zu ihrem Charakter gehörte, das waren Dinge die sie von ihrer Geburt an an sich hatte – Und wer weiß, vielleicht galt dasselbe auch für Scar? Die Hündin seufzte, dann sprang sie auf und trottete zu ihrem Frauchen, die am anderen Ende der Veranda saß und immer ein wachsames Auge auf Zira hatte. Zira war eigentlich ein eher… nebensächlich. Sie hatte keinen wissenschaftlichen Nutzen für Linda, aber Linda mochte sie einfach nur als… nennen wir es ‚Haustier‘. Sie liebte diese Löwin weil sie sie aufgezogen hatte, sie hatte ihr zugesehen wie sie erwachsen wurde, sie hatte ihr alles Wichtige beigebracht. Natürlich war es gewissermaßen klasse zu sehen, dass Zira zurückgekommen war, aber eigentlich, tief in ihrem Innern, da hatte Linda wirklich gehofft dass Zira nie wieder zurückkommen würde, dass sie verwildert wäre, eine Scheu vor den Menschen hätte – dem schien nicht wirklich so. Was wenn die ganze Sache nach hinten losgegangen war? Egal! Zira war kein Teil ihrer Arbeiten, sie war einfach nur eine süße Löwin die Linda vor dem sicheren Tod bewahrt hatte und nun war sie grade dabei ein paar Dinge auf ihrem Laptop einzutippen – Konzentration nun! Zu früh gefreut. „Hey Frauchen!“, bellte Chica freudig du kam auf sie zugetrabt. „Na meine Große? Hunger“, fragte Linda grinsend und kraulte Chica am Kopf „Oh Mädchen. Wenn unsere kleine Löwin mal groß wird, wird’s gefährlich, oder? Noch kann ich sie in meiner Gegenwart dulden, aber sie ist schon hart an der Grenze, weißt du?“ Ein Schatten huschte über Lindas Gesicht und Chica blickte sie verwundert an. Der plötzliche Ernst der von ihr ausging war ihr ziemlich neu. „Und weißt du was mich am meisten traurig macht, Chica“, fuhr Linda nun fort „Wir müssen bald gehen, in einem Jahr sind die Forschungen offiziell abgeschlossen. Dann geht’s wieder nach Hause.“ Chica hob ein Ohr, dann schien sie zu verstehen. Sie würden gehen müssen. Zurück nach England. Seltsam… England. Dieses Land kam Chica so fremd vor. Dabei hatte sie zusammen mit Jerk und Linda dort ihre ersten Lebensjahre verbrach, in einem kleinen Haus am Stadtrand Londons. Seltsam war‘s schon – Wie weit weg jemandem die eigene Heimat vorkommen konnte. Ob Linda auch so dachte? „Hey Süße, hast du nun Hunger oder nicht?“, riss Linda Chica aus ihren Gedanken und klopfte sich animierend auf die Schenkel. Mit einem kurzen Blick zu ihrem Frauchen bellte Chica auf und folgte ihr ins Haus – Sie hatte tatsächlich Hunger und das nicht zu wenig! „Hey, halt mal kurz!“, rief Jerk und befreite sich aus Ziras Biss. „Was ist, hast du schon wieder vergessen deine Pillen gegen Dummheit zu nehmen oder was soll sein“, fragte Zira sarkastisch „Obwohl die ja wie’s aussieht eh nichts bringen…“ Jerk seufzte genervt. Warum musste man sich eigentlich immer über ihn lustig machen? „Nein, aber meine innere Uhr sagte mir was von Futter. Würde dir auch gut tun, ich mein schau dich doch nur mal an.“ „Ja klar, mach dich nur über meine hervorstehenden Hüftknochen lustig, aber du…“ Zira stockte und sie glaubte ihr würde das Herz in die Hose rutschen „Ähm, Jerk, wann gab’s bei uns immer Futter?“ „Ja… jetzt. Warum?“ „Was haben wir jetzt denn?“, fragte Zira zittrig. Sie hatte da so einen furchtbaren verdacht in sich, der sie einfach nicht mehr losließ. „Keine Ahnung, ich frag mal unsere alleswissende Blondi“ Jerk rief nach Chica, die sich jedoch nicht die Mühe machte das Haus zu verlassen, sondern nur ein lautes ‚Was‘ von sich gab „Wie spät ist es?“ „Muss jetzt Mittag sein, es gibt Futter und es ist hell.“, kam es als Antwort. „Oh nein!“, rief Zira aus. „Sie sagt es ist Mittag.“, meinte Jerk „Das hab ich selber gehört, du Idiot“, zischte Zira ihn gehässig an „Die Sonne! Verdammt, ich bin spät dran! Sag Chica ein ‚tschüss’ von mir, ich muss jetzt los!“, rief Zira aus. „Aber wir haben doch erst Mittag, du warst gar nicht lange bei uns.“, wand Jerk enttäuscht ein. „Hey, es tut mir Leid, aber ich brauch sicher zwei, drei Stunden, vielleicht auch länger, um wieder ins Geweihte Land zu kommen, ja? Ich muss zudem ein ganz kleines Stückchen vom Elefantenfriedhof überqueren und ich muss noch durch den Fluss um euren Geruch loszuwerden, sonst bringen die mich dort alle gleich um, ja?“ „Äh… Okay… Man sieht sich, ja?“ „Jaja, ich wird wieder kommen, aber jetzt muss ich weg! Mach’s gut!“, verabschiedete Zira sich eilig von ihm und rannte so schnell ihre Pfoten sie nur tragen konnten. Durch die Mittagshitze, durch ein sowieso bereits sehr trockenes Gebiet zu rennen war nicht gerade das angenehmste, was Zira sich vorstellen konnte. Es war knallheiß und sie hätte alles dafür gegeben sich einfach nur hinlegen zu können, doch sie durfte jetzt nicht Pause machen, sie war schin viel zu spät dran. Zwar gönnte sie sich selbst hin und wieder mal eine ‚Pause‘, wenn sie kurz davor war umzukippen, doch das waren nicht mehr als fünf Minuten langsames Gehen. Als der Königsfelsen schließlich, nach ein paar Stunden, endlich in Sicht kam, war Zira bereits völlig K.O und war mit Sicherheit noch sie so froh darüber gewesen bis zum Bauch in einem Fluss zu stehen. Ihr war so heiß dass sie, egal wie sehr sie es eigentlich hasste, den ganzen Kopf in den Fluss tunkte und diese Abkühlung einfach nur in vollen Zögen genoss. Als sie schließlich etwas abgekühlt war und ihre Atmung nicht mehr so angestrengt war, lief sie langsam aus dem Fluss und schüttelte sich das Fell trocken, immerhin hasste sie Wasser ja eigentlich. „Nanu, wo warst du denn den ganzen Tag? Ich hab nach dir gesucht!“ Zira sah auf und blickte verwirrt zu Scar, der wie aus dem nichts hinter einigen hoch gewachsenen Büschen aufgetaucht war und sie nun bestimmt ebenso verwirrt ansah. „Du… äh… du hast nach mir gesucht?“, stellte sie verwirrt fest. Warum hatte Scar denn nach ihr gesucht? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn, was redete er da? Warum sollte er, als Prinz, nach ihr suchen? Er hätte genauso gut auch Zuzu nach Zira suchen lassen können, wo war der Unterschied? Zudem wäre das für ihn viel einfacher gewesen. „Ja, hab ich und jetzt sag wo du warst.“, forderte Scar herrisch. „Ich… ähm… heute Morgen hab ich dir Frühstück dagelassen. Hast du’s gefressen?“, versuchte Zira nervös vom Thema abzulenken. „Ah, dann warst du das also, wusste ich’s doch. Und ja, ich hab’s gefressen. Und jetzt hör doch auf meiner Frage auszuweichen und sag mir wo du den ganzen Tag warst!“ „Ich ähm… war… weg.“ Plötzlich sah Scar verärgert, fast schon wütend aus. „Triffst du dich etwa mit einem anderen Löwen?“, knurrte er gereizt. Wenn Zira genau hingesehen hätte, hätte sie für einen kurzen Moment Scars enttäuschtes, fast schon verletztes Gesicht bemerkt, als er sich seine kleine Theorie zusammengereimt hatte. „So ein Blödsinn! Schau mich mal an, wer will mich schon!? Ich war ein bisschen die Gegend durchkämmen und hab dabei die Zeit vergessen! Frag Zuzu, die hat mich heute Morgen getroffen, die kann es dir nur bestätigen!“, zischte Zira genervt und lief hoch erhobenem Hauptes an Scar vorbei und ließ ihn einfach stehen, egal wie wütend er war. Für wen hielt er sich, dass er hier wild irgendwelche Dinge erfinden konnte? Und dann noch diese bekloppte Theorie – Sie und ein anderer Löwe! Als ob sich jemals Einer für sie interessieren würde! Mufasa war nicht ihr Typ, ansonsten kannte sie keine anderen Löwen in ihrem Alter und Scar… War eben Scar. Ein Freund. Nur ein Freund. Zumindest zwang Zira sich das zu glauben. Als sie am Königsfelsen ankam, unterlief sie ihn eilig, wurde jedoch schon erwartet. „Hey Zira, wo warst du den ganzen Tag?“, fragte Sarabi, als sie Zira kommen sah. „Ja und warum warst du schon so früh weg? Du warst vor allen anderen wach, hast du hier etwa Geheimnisse vor uns?“, fragte Sarafina nun neugierig. „Sag mal, bin ich hier vor Gericht? Muss ich das jetzt echt Jedem sagen? Ich hab die Gegend durchstreift! Nichts Besonderes!“, murrte Zira gereizt. „Warum reagierst du denn gleich so über?“, wollte Sarabi nun wissen. „Ich reagiere NICHT über.“, zischte Zira mit zusammengebissenen Zähnen und versuchte ruhig zu bleiben. Sie ließ sich stattdessen auf einen Felsen fallen und wollte grade ein Nickerchen machen, als sie Ahadi ankommen sah. „Zira, wo…“ Doch noch bevor dieser noch irgendwas sagen konnte, rief Zira sofort, so dass es alle hören konnten: „Ich war die Gegend durchstreifen, da mir gerade danach war und habe mich mit Niemanden getroffen, da ich Niemanden sonst kenne!“ Ahadi verzog eine Braue. Zuzu saß jedoch auf seiner Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Wirklich“, fragte Ahadi an Zuzu gewandt, die bestätigend nickte „Also gut Zira, ich glaube dir. Danke übrigens das du meinem Sohn Futter beschafft hast.“ Zira spürte wie sie rot wurde… und war ihrem Fell mehr als dankbar dass es da war. „Was? Vater, Zira hat nie für mich gejagt.“, wand Mufasa sofort ein. „Wir reden auch nicht von dir.“ Mit diesen Worten drehte Ahadi um. „Du hast für Scar gejagt?“, fragte Sarabi und trabte auf ihre Freundin zu. „Ja Sarabi, das hab ich getan, glaub es oder nicht!“, meinte Zira mit reichlich Sarkasmus in der Stimme. „Aber… Warum? Er ist unausstehlich.“ In diesem Moment kam dummerweise Scar um die Ecke gelaufen. Er hatte die letzten Teile des Gesprächs gehört und schüttelte wütend die kurze Mähne zurück. „Vielen Dank auch Sarabi!“, murrte er giftig und starrte böse zu der Löwin, die schuldbewusst den Blick von ihm abwand. „Zira, nun sag schon, warum der? Niemand kann ihn leiden, warum du?“, quengelte Sarafina, die sich zu ihnen gesellt hatte. „Weil ich noch Beute übrig hatte und sie liegen zu lassen Verschwendung sei und Taka doch sowieso das wenigste Futter abbekommt, DESSHALB!“, fuhr Zira sie an und erhob sich wütend. Zira wurde immer angespannter. Es war einfach zu viel für sie! Momentan hatte sie einfach keine Lust auf nervige Fragen, ihr wurde das alles langsam zu bunt! Sie fühlte sich total bedrängt! Erst recht als Scar etwas näher kam und Zira aus seinen giftgrünen Augen anstarrte, als wolle er auf diese Art eine Antwort aus Zira ‚rausstarren’, denn er wusste genau dass Zira gelogen hatte. Sie war nicht nur durch die Gegend geschlichen. Denn ‚nur’ vom Schleichen, bekam man keine angebissenen Hälse. Ihm waren die Bissstellen an ihrem Hals sofort aufgefallen, ihm wäre jede kleinste Veränderung an ihrem Körper aufgefallen. Was er nicht wusste war, dass die Bisse von Chica kamen, als sie dachte dass Zira ein gefährliches Raubtier wäre, das Jerk anfallen würde. „Ey, nur weil ich in einem Rudel lebe, heißt das nicht, das ich jedem alles erzählen muss! Kann man hier eigentlich keine Geheimnisse mehr haben?“, fauchte sie und sprang eilig davon. „He, wohin gehst du?“, rief Scar verwirrt. „Zur Hölle!“, rief Zira ihm sarkastisch zu und lief so schnell sie konnte zu ihrer Lieblingsstelle, dem kleinen Teich hinter dem Königsfelsen. Hier hatte sie noch ihre Ruhe, hier war sie für kurze Zeit ungestört. Doch ehe Zira sich versehen würde, würde schon das nächste Problem auf sie lauern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)