Role Reversal von robin-chan ================================================================================ Kapitel 19: Auf der Suche ------------------------- Gilteo marschierte den Gang entlang, an den besetzten Zellen vorbei. Hie und da warf er, aus der Angewohnheit heraus, einen Blick ins Innere. Niemand schenkte ihm Beachtung; diese Gefangenen kannten ihr Schicksal und nur selten suchten sie eine Unterhaltung. Meist flüsterten sie untereinander, aber hielten inne, sobald sie ihn erblickten. Auf diesem Level befand sich niemand, der in ihre Pläne eingeweiht war, natürlich abgesehen von Cutty Framm. Die Männer brauchten nicht auf eine Seite gezogen werden, sie verabscheuten jegliche Gesetzgebung. Öffneten sie die Zellen und ließen Waffen oder Schwächlinge in ihre Nähe, so würden sie von ganz alleine Chaos stiften. Auf diese Männer war Verlass. Die Zellen der beiden Gefangenen, Cutty Framm und Nami, lagen weit auseinander. Dafür hatte Nico gesorgt. Im Nachhinein wünschte er sich, sie hätte nie eine Teilung durchgeführt, denn so bräuchte es kein Hin und Her zwischen den beiden, aber aus ihrer Sicht heraus, ein gutgemeintes Mittel zum Zweck. Kein Ding. An der gewünschten Zelle hielt er innen und wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als ihm das Wort im Hals stecken blieb. Aufgeschlossen und leer. „Was zum …“, stammelte er und reckte den Kopf zu allen Seiten. Wo war sie? Hastig eilte er zurück und kam bei den besetzten Zellen zum Stillstand. „Wer hat die Kleine geholt? Sie muss hier vorbei gekommen sein!“, knurrte Terry erzürnt. Niemand sah auf, schenkte ihm Beachtung. „Maul auf!“, brüllte er. Ein vergnügtes Lachen drang durch die Stäbe. „Hast du deinen Dienst verschlafen?“ „Lass die Scherze, Shiryuu! Du bist zwar ein kranker Bastard, aber du hast einst als Kommandant gedient. Sag schon, dir entgeht nichts!“ „Sie wurde abgeholt … in der Tat, aber leider kann ich dir nicht sagen, wohin er sie gebracht hat.“ „Du bist dir sicher?“ „Zu meiner Zeit hat es solch stümperhafte Arbeit nie gegeben. Unter meinem Kommando wärst du einen Kopf kürzer.“ Ein verachtendes Schnaufen verließ Terrys Lippen. Dem Sträfling glaubte er aufs Wort. Nicht grundlos hatte der ehemalige Kommandant sowohl Posten als auch Freiheit verloren. „Wer hat sie abgeholt?“, fragte er und wie erwartet, blieb der Mann stumm. Sie alle machten keinen Mucks. Niemand würde ihm die gewollte Antwort geben und so musste er alleine herausfinden, wer sie mitgenommen hatte und wo sie sich nun befand. Verbrecher waren eben Verbrecher. Griesgrämig verzog Gilteo sein Gesicht und eilte davon. × × Schlendernd und die Hände in die Hosentaschen geschoben, kam Trafalgar Law auf die Kommandantin zu. Den Sträflingsstrom, der nach dem jeweiligen Level unterteilt war, schenkte er kaum Aufmerksamkeit. Auf zwei Inseln verteilte Vorhaben wurden unterbunden. Ein Vögelchen hatte die nötigen Hinweise gespendet und wie die Geier hatten sich die Agenten und Soldaten auf die Rebellen gestürzt. Solch einen »Sieg« hatte es seit Jahren nicht gegeben. Dumm nur, dass einige der Männer, die in die ersten drei Level aufgeteilt wurden, Kaliber waren, die niemand unterschätzen durfte. In Level 1 kamen Revolutionäre mit Teufelskräften, die im Kampf auf jene verzichteten und sie somit verschleierten. Denn in die erste Ebene kamen nur Verbrecher ohne die Kraft des Teufels. Kein Seestein, der sie behinderte. Im Ernstfall ein markanter Unterschied zwischen Gelingen und dem Scheitern. Bis auf Sabo hatten sie generell dafür gesorgt, niemanden miteinzubeziehen, über den die Regierung eventuelle Informationen hatte. Selbst über Koala wussten sie nicht sehr viel. Misslang dieses Vorhaben, dann hatten sie alle ein Problem, denn es bot sich ihnen nur diese eine Gelegenheit. Von diesen Minuten an mussten sie alle wachsam und hochkonzentriert arbeiten. Fehler kosteten nicht nur die Freiheit sondern das Leben. „Verläuft alles reibungslos?“ Zufrieden nickte die Kommandantin. „Alles nach Plan. Sogar die Überfahrt hat keine Schwierigkeiten bereitet. Als hätten sie bereits mit ihrem Schicksal abgeschlossen.“ „Spätestens ab dem Tor werden sie alle mürbe. Außerdem wissen sie, dass niemand kommen wir und sie rettet.“ „Die Handlanger sind austauschbar, aber Sabo? Er überlässt uns seinen Taktiker. Ohne Gegenwehr. Hätte ich nie erwartet.“ „Domino-ya, wir sind nicht anders“, meinte Trafalgar mit einem provokantem Lächeln, „Ein Gegenschlag solcher Größe muss geplant werden und meist bleibt keine Zeit. Wir sind im Krieg miteinander und Opfer gehören dazu und wer greift schon unvorbereitet eine Armada an oder stößt hierher vor? Niemand ist so dumm.“ Die niedrig eingestuften Sträflinge waren fortgebracht worden und ihm stach Koala ins Auge, die von zwei Wächtern begleitet wurde. „Level 4. Ist wichtig?“ „Kein krampfkräftiges Kaliber, soll jedoch Informationen horten.“ „Die ihr nie erhalten werdet“, säuselte die Gefangene im Vorbeigehen und kicherte vergnügt. Kommentarlos sahen sie ihr hinterher und Domino schüttelte den Kopf. Das sagte jeder und früher oder später brach jeder Wille. Dann fehlte nur noch das neue Sternchen in ihrem Paradies und sie winkte die Bestien zu sich. „Wo ist Sady-ya?“ Das Herannahen der Bestien wurde seitens Trafalgar mit einem argwöhnischen Blick quittiert. Er mochte sie nicht besonders, zumal sie stets für Trubel jeglicher Art sorgten und ihre vollkommene Loyalität einzig der blonden Kommandantin galt. Hinzu kamen ihre Stärke und Ausdauer, die aus ihnen nervtötende Feinde machten. „Laut ihren Worten ist sie arbeiten.“ Nach der Neugierde, die Sady an den Tag gelegt hatte, hatte es Domino gewundert, warum sie so plötzlich verschwand. Für eine Nachfrage hatte sie anschließend keine Gelegenheit gefunden, schließlich galt ihre Priorität den Sträflingen, aber anscheinend war nichts Schlimmes vorgefallen. Das hätte sie auch hier oben recht schnell mitbekommen. „Haben wir Aufständische?“ „Ist mir unbekannt.“ × × Wütend stierte Gilteo die diensthabenden Wärter an. Wurde Nami fort gebracht, so war sie mindestens an einen von ihnen vorbei gekommen. Statt ihm eine Antwort zu geben, blickte diese vehement gen Boden. „Wo ist sie?!“, fauchte er. Mit dem Verschwinden von Gefangenen war nicht zu spaßen und die Unverfrorenheit, die ihm entgegen schlug, brachte ihn zum Kochen. Natürlich wussten sie darüber Bescheid, das sah er ihren Reaktionen an. „Ist euch bewusst, in welche Lage ihr euch bringt?“ „Sie tauch bald wieder auf“, meinte einer der Männer fast flüsternd. Es war jener, der Sady-chan zuvor die Nachricht der Gefangenen übermittelt hatte und diese hatte ein Stillschweigen eingefordert. Er konnte nicht wissen, dass sich Terry so schnell zur Zelle begab und den Abgang mitbekam. Immerhin waren so gut wie alle mit den Neuen beschäftigt. Terry galt zwar als ihr direkter Vorgesetzter, aber Sady-chan einen Dienst zu erweisen, bot weitaus lukrativere Aussichten. Drohend baute sich der Vorgesetzte vor dem Mann auf, der weiterhin stur auf den Boden starrte. „Ich habe keine Antwort darauf, wo sie sich befindet“, murmelte er und seine Worte entsprachen der Wahrheit, „aber hat die Kleine angefangen … sie wollte eine bestimmte Kommandantin sehen.“ Mehr würde nicht seine Lippen verlassen, Terry musste der Hinweis ausreichen. In Anbetracht Sady-chans Interesse brauchte es nicht mehr. × × „Nettes Ambiente. Sogar einen Streichelzoo habt ihr“, scherzte der blonde Revolutionär, musterte grinsend die Bestien, die ihn regelrecht umkreisten, ihm jedoch keine Beachtung schenkten. Sie erfüllten ihre Aufgabe und achteten vermehrt auf die Umgebung. Sabo schüttelte den Kopf, als ob er auf dem Weg nach unten Probleme bereitete. Schon auf dem Schiff hatte er sich sehr ruhig verhalten, kaum gesprochen. Noch hatte er Zeit und so prägte er sich den Weg ein, den sie hinter sich brachten. Drei Ebenen lagen hinter ihm, sie waren auf Level 4 und würden in wenigen Minuten das Büro der Direktorin erreichen. „Für Streicheleinheiten musst du dich an ihre Kommandantin, Sady-chan, wenden“, lächelte Domino vergnügt. Bisweilen konnte sie den Taktiker nicht einschätzen. Wie seine Kameradin, Koala, zeigte auch er keine Angst. Überspielten sie diese? Garantiert, denn für sie alle gab es kein Entrinnen, hier offenbarte sich ihr Schicksal. Solange die Regierung sie brauchten, würden sie am Leben bleiben und dann, dann kam es zur Hinrichtung. Vermutlich, so dachte Domino, saß der Schock noch tief und die zermürbende Erkenntnis brauchte noch eine Weile. „Notier ich mir“, zwinkerte Sabo und warf anschließend einen Blick über die Schulter, er hörte schnelle näherkommende Schritte. Auch Trafalgar Law, der die gesamte Zeit über schweigsam hinter ihm marschierte, drehte sich um. Sie alle hielten inne. „Terry-ya, was soll das?“, fragte Trafalgar ermahnend, als der Wärter zu ihnen aufschloss und hastig atmend zum Stillstand kam, da ihm der Weg versperrt wurde. „Ich muss die Direktorin sprechen, sofort!“, sprudelte es aus ihm heraus. „Was ist geschehen?“, fragte die Kommandantin, die sogleich ein ungutes Gefühl verspürte. Terry war für seine ruhige Ader bekannt, versagte diese, so musste ein gröberer Fall anstehen. Ausgerechnet an einem Tag, an dem alles unproblematisch ablaufen sollte. „Oh, oh. Da hat jemand Mist gebaut“, kicherte Sabo vergnügt. „Schnauze!“, knurrte Trafalgar, „Sprich endlich!“ „Nicht hier“, erwiderte Terry knapp, für ein, zwei Sekunden lenkte er den Blick auf die Bestien, dann wieder auf Law, der diesen kleinen Hinweis anscheinend verstand. „Bringt ihn runter! Domino du kommst mit.“ × × „Ich verstehe dich nicht“, nuschelte Sady-chan verbissen. Der Rotschopf hatte sie herausgefordert, sie provoziert, aber wofür? Welchen Ausgang erwartete sie? „Du bist verrückt“, stellte die Blondine fest und sank auf einen der Stühle. Das Augenpaar ruhte auf der Gefangenen; schwer atmend hob und senkte sich deren Brustkorb, Blut sickerte aus den hinzugefügten Wunden, aber – und Sady schluckte – trug sie ein Lächeln auf den Lippen. Die Minuten, in denen die Kommandantin von Wut beherrscht wurde, waren vorbei und eine merkwürdige Ernüchterung breitete sich aus. „Dachte, du hättest mehr zu bieten“, griente Nami und ließ den Kopf nach hinten fallen. „Hoffst du auf einen Fehler der dir das Leben kostet? Damit das Warten ein Ende hat?“ „Nein, so dumm bist selbst du nicht. Tötest du mich, dann steckst du in Schwierigkeiten.“ „Oh, ich habe bereits einen direkten Befehl missachtet. Wofür wüsste ich gerne.“ Nico Robin hatte ein Verbot ausgesprochen und das hatte Sady-chan ignoriert. Nicht nur hatte sie den Wildfang aus der Zelle geholt, nein, sie hatte ihre angestaute Wut an ihr ausgelassen. Aufgrund einer lächerlichen Nachricht, die doch genau darauf abgezielt hatte. „Sagen wir … du hast mir einen Gefallen erwiesen.“ „Stehst du neuerdings auf Schmerzen?“ Die Kommandantin verstand nicht. Sie fand einfach nicht die passenden Stücke um das Puzzle zu lösen. Oder wollte der Wildfang ihr eine Lehre erteilen? Sie aus dem Weg haben? Nein, das war zu einfach, zumal sich Sady-chan – so sehr sie es auch hasste – sich an den Befehl gehalten hatte. Der Wildfang hatte Ruhe vor ihr, warum warf sie diese also fort? „Bist du gerne eine Marionette?“, fragte Nami neugierig und richtete den Kopf wieder auf; ihre Augen suchten jenes Paar der Kommandantin, deren Gesichtszüge entglitten. × × „Wir haben eine verschwundene Gefangene und eine Kommandantin, die nicht erreichbar ist?“ Entsetzt sah Nico Robin abwechselnd zwischen ihren Untergebenen hin und her, die allesamt eine unterschiedliche Reaktion aufwiesen. Während Domino sekündlich blasser wurde und Terrys Wut erkennbar wurde, blieb Trafalgar emotionslos. „Nichts dringt zu den Gefangenen durch, nicht nach außen verstanden? Wir halten den Vorfall unter Verschluss.“ Domino lugte zur Direktorin hoch, die schnellen Schritts die einzelnen Gänge passierte. Während Trafalgar und Terry andere Richtungen einschlugen, folgte Nico Robin verbissen diesem Pfad. Als hatte sie in der Tat eine Vermutung. Sie war wütend, Domino erkannte das Lodern in ihren Augen. Sady hatte eine Grenze überschritten und dem war sich die Kommandantin bewusst. Wenn die Direktorin eines nicht mochte, dann waren es solche Fehltritte – die Missachtung ihrer Regeln. Domino seufzte laut, ihrer Kollegin konnte sie hierbei nicht aus der Patsche helfen. Sie hatte sie gewarnt, aber der Sturheit war wohl mit ihr durchgegangen. „Du vermutest sie im alten Trankt, richtig?“, fragte sie vielmehr um dieses erdrückende Schweigen zu durchbrechen, das ihr unschön aufstieß. „Ja, denn dort gibt es keine Zeugen. Niemand der patrouilliert. Niemand der lauscht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)