different worlds von -Ruki382- ================================================================================ Kapitel 3: piercing eyes ------------------------ Ein weiterer herrlicher Tag brach an und mit Freuden öffnete ich die Augen, um diesen zu begrüßen! Wer´s glaubt… eigentlich hatte ich weder Elan, noch Motivation mein Bett zu verlassen, da ich mir lebhaft vorstellen konnte, wie ich wieder aussehen würde, wenn ich nach Hause zurückkam -ganz zu schweigen von dem himmlischen Duft, der stetig von mir ausging, wenn ich in meiner Panade eingekleidet durch die Sonne ging… Dennoch legte ich mich beim herrichten meiner Selbst wie jeden Tag mächtig ins Zeug. Auch wenn ich wusste, dass es ein sinnfreies Unterfangen ist, stylte ich meine Haare bis in die letzte Spitze und warf mich in meine heißgeliebte Schuluniform, die ich eben noch aus dem Trockner gezogen hatte. Nachdem ich mir mein Bento geschnappt und es in der Tasche versenkt hatte, stöpselte ich Shini in meine Ohren, blickte ein letztes Mal in den Spiegel im Flur und machte mich auf die Socken, um rechtzeitig zu meinem Bus zu kommen. Hier war die Welt noch in Ordnung, keine Nervensägen, Musik, die mich aufmunterte und nicht der Hauch einer Tätlichkeit gegen mich. Das lohnte sich für die immer erst, wenn ich das Schulgelände bereits betreten hatte und nicht einfach wieder umkehren konnte. Wenn sie auch sonst den IQ eines Wasserflohs hatten, auf solche Dinge achteten sie fast schon penibel, was mich ziemlich erstaunte. Während der Busfahrt schielte ich die ganze Zeit auf meine Tasche herab, zog dann irgendwann das frisch gewaschene Taschentuch heraus, mit dem Kai mich gestern abgetupft hatte, betrachtete das Emblem darauf. Fein säuberlich waren die Worte Yutaka UKE eingestickt, ich atmete tief ein -ok, Ruki, versuch jetzt ernst zu bleiben und dich zusammenzureißen- wollte ich mich innerlich selbst zur Disziplin ermahnen, doch es ging einfach nicht! Keine zwei Sekunden später hatte ich schon Tränen im Gesicht, weil ich so lachen musste! DAS war sein voller Name?! Wie passend für einen Untergebenen, auch wenn er direkt nach Akira in der Rangordnung stand. Akiras Uke, nein wie geil! Zu schade, dass ich keine Freunde hatte, denen ich das erzählen konnte. Die hätten sich sicher auch weggescheppert! Erst nach einem ermahnenden „Pscht!“ des Busfahrers hatte ich es geschafft, meinen Lachanfall zu zügeln, aber da waren wir auch schon fast am Ziel angekommen. Mittlerweile wanderte ich, noch immer erheitert, über den Rasen vor der Schule, steuerte einen Nebeneingang an, um erstens: nicht schon wieder Akiras geheiligten Fußweg zu betreten und zweitens: um die direkten Wege zu vermeiden, die mit Fallen gespickt sein könnten. Innerlich hoffte ich, dass ich Kai heute nicht begegnen würde, da ich nicht wusste, ob ich, wegen seines Namens, an mich halten konnte. Allerdings hatte ich das Taschentuch ja extra gewaschen -und sogar gebügelt!- um es ihm wiedergeben zu können, logischerweise wäre es dann doch von Vorteil, ihm erneut über den Weg zu laufen. Nur um es los zu werden, versteht sich. Es gehörte ja schließlich ihm… Die Stunden zogen sich wie Kaugummi dahin. Es war wirklich die reinste Hölle, niemanden zu haben, mit dem man zwischendurch mal schnattern konnte -so blieb mir im Unterricht nur stupides Zuhören und Mitschreiben und ich hoffte, dass dieses Prozedere sich wenigstens gut in meinem Zensurenspiegel niederschlagen würde. Das Einzige, was noch schlimmer war, als diese quälende Langeweile, war die Tatsache, dass bisher niemand irgendetwas nach mir geworfen hatte und ich auch noch nicht roch, wie ein Dessertteller. Warum das noch schlimmer war? Weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass es den Schergen von einem Tag auf den anderen keinen Spaß mehr machen sollte, mich zu traktieren. Es kam mir vielmehr vor, wie die Ruhe vor dem Sturm und das erfüllte mich zunehmend mit Unbehagen. Oder sie hatten es tatsächlich aufgegeben, doch meine Paranoia verhinderte, dass ich es akzeptieren konnte... Vielleicht hatte Kai ja von allein was gesagt? So ein Quatsch, wieso sollte er?! Nur weil wir zufällig aufeinandergetroffen waren und er mich wie ein kleines streunendes Tier ein wenig umsorgt hatte, bedeutete das ja noch lange nicht, dass er mir helfen würde… Schrill ließ mich die Schulklingel aus meinen Überlegungen hochschrecken und ich packte meine Sachen. Ich war in letzter Zeit einfach viel zu schreckhaft, aber was soll´s, jetzt war erstmal Mittagspause - sollte ich es wagen, in der Cafeteria zu essen? Schließlich hatten sie mich bisher in Ruhe gelassen. Ich beschloss, es zu versuchen, schnappte mir meine Tasche und betrat, bereits nach wenigen Minuten den weitläufigen Speisesaal. Wie nicht anders zu erwarten, tummelte sich der Großteil der Schüler um die `Loge`, die für Akira und seine zwei Ukes vorbehalten war. Schon oft hatte ich mich gefragt, wie klein die Schwänze dieser Kerle waren, dass sie es auf solche Weise kompensieren mussten? Ja, meiner Meinung nach stellten sie ihre Macht nur so zur Schau, um ihre Minderwertigkeitskomplexe in irgendeiner Form zu vertuschen, wobei Kai gestern nicht im Geringsten so wirkte, als hätte er irgendwelche Komplexe -egal, meine Theorie stand und sie gefiel mir! Meine Tischsuche führte mich so weit, wie nur irgend möglich weg von eben dieser `Loge`, die etwas erhöht war, sodass man sicherlich einen guten Blick über den gesamten Raum hatte. Noch immer gebeutelt von der schier unerträglichen Langeweile, die mich bisher am heutigen Tag verfolgt hatte, ließ ich mich in einen der Stühle sinken, öffnete mein Bento, krallte mir die Stäbchen und begann zu spachteln. Vorsichtshalber hatte ich mich an eine Wand gesetzt, dem Raum zugewandt, sodass ich nahende Angreifer zeitig genug ausmachen konnte -sicher ist sicher! Und auch, wenn ich froh darüber war, dass ich bisher verschont geblieben bin, so kam mir das plötzliche Verschwinden der Attacken doch reichlich spanisch vor und ich wollte nichts dem Zufall überlassen… Frohlockende Laute drangen an mein Ohr und ich schaute von meinem Happa auf, um zu beobachten, wie am anderen Ende des Saals die `drei Majestäten` sich ihren Weg durch die beinahe hysterischen Motten bahnten. Zu meiner allgemeinen Verwunderung waren sie allerdings heute zu viert -Aoi hatte sich wohl irgendwo, vom hart verdienten Geld seiner stinkreichen Eltern, eine Prostituierte gekauft -zumindest sah die blonde Strapsmaus, um die er seinen Arm gelegt hatte, stark danach aus. Oh man, damit würde mich Kei bestimmt die nächsten 300 Jahre vollheulen, wenn ich ihn wiedersah… Ich beschloss nicht weiter auf diese Deppen zu achten, aß einfach schnell weiter, um noch schneller wieder von hier verschwinden zu können… Irgendwann schlug meine Paranoia dann allerdings doch wieder zu -ich fühlte mich irgendwie… beobachtet, sogar so schlimm, dass ich unbewusst leicht auf meinem Stuhl hin und her rutschte, dabei fast das Kauen vergaß. Vorsichtig sah ich mich um -niemand hier schien auf mich zu achten, also bildete ich mir das sicher nur wieder ein, weil in den letzten Tagen so viele unerwartete Sachen passiert waren… es war zum Verzweifeln -hatten die mich wirklich schon so weit, dass meine Instinkte mir den Dienst versagten? Ich beschloss dieses unbehagliche Gefühl schlichtweg außer Acht zu lassen -so leicht war ich nicht unterzukriegen, nein, ich nicht! Mein Versuch, es einfach zu ignorieren fruchtete allerdings nicht sonderlich, ich wurde nur immer und immer nervöser, legte irgendwann resignierend meine Stäbchen beiseite, schaute erneut durch die Runde und mein Kopf hielt abrupt inne, als ich sah, dass es ein durchdringender Blick von der `Loge` aus war, der sich an mich geheftet hatte, Akiras Blick -starr und gefühlskalt, ohne jegliche Regung und mir wurde augenblicklich ganz anders, fast hätte ich sogar mein Essen wieder retour an mein Bento geschickt. -schauder- Scheiße, wieso starrt der Typ mich nur so an? Sicher beobachtete er jemanden in meiner Nähe, es musste so sein! Ich sah mich um, doch hier hinten war niemand außer mir, wie ich mit Entsetzen feststellte und blickte wieder zurück in seine Richtung. Kurz hob sich einer seiner Mundwinkel, das konnte ich sogar von hier aus erkennen und ein kalter Schauer durchzog mich -schon wieder, wie es auch schon gestern auf dem Dach gewesen war. Somit war wohl auch seine Alien-Fähigkeit unterschwellig enttarnt… wie konnten Augen nur so dermaßen kalt und gefährlich sein, wie seine es waren!? -es machte mich halb wahnsinnig- Hecktisch packte ich also mein Bento wieder zusammen… ich musste raus hier, brauchte eine Zigarette -mehr denn je! Als ich alles angesackt hatte, stürmte ich schon fast aus dem Saal, rannte die Treppe nach oben, aufs Dach, wo ich mit zittrigen Händen nach meinen Kippen angelte und mir eine anzündete, was in meinem momentanen Zustand gar nicht so einfach war, wie gedacht. Vollkommen durcheinander ließ ich mich, wie gestern schon, auf den Boden sinken, betankte meine Lunge hastig mit Nikotin. Ich wollte gar nicht wissen, welchen Grund Akira hatte mich so dermaßen mit Blicken zu drangsalieren, allein schon die Tatsache, dass er mich überhaupt wahrnahm ließ mir bereits das Blut in den Adern gefrieren und ich wusste nichteinmal, warum das so war… Ich zog die Beine an und lehnte die Stirn gegen meine Knie, versuchte mich zu beruhigen. Wie schaffte er es nur, mich auf so simple Weise in dem Maße zu verunsichern? Es war doch nun wirklich nicht meine Art, feige zu sein -ich hielt normalerweise wirklich viel aus, nahm Einiges hin, doch dieser supergruslige Psychoblick hat mich ohne Umschweife direkt aus der Bahn geworfen. „BAKA!“ schrie ich, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob es jemand hören könnte. Ich war mir nichtmal sicher, ob ich damit Akira meinte, oder mich selbst. Boah, wie kann ein einzelner Mensch nur SO furchteinflößend sein?! Den hat mit Sicherheit nicht der Klapperstorch gebracht -den haben bestimmt zwei nichtsahnende, arme Farmer aus einem Meteoritenkrater gezogen und danach in eine Babyklappe gestopft, als sie bemerkt haben, dass das Ding nicht menschlich ist! Vielleicht versteckte er ja deswegen seine Nase hinter dieser Gesichtswindel… weil er ohne den Fetzen aussehen würde, wie Lord Voldemort in Persona und dann würden seine Motten Reißaus nehmen und auch jeder andere klar denkende Mensch, was dazu führen würde, dass er seine teuflischen Pläne, die Weltherrschaft an sich zu reißen, definitiv in die Tonne treten könnte!!! Ok, wie man wohl deutlich erkennen konnte, lagen meine Nerven brach -da brachte auch Rauchen nichts mehr… Alkohol wäre sicher eine Maßnahme, doch dann würden meine Verschwörungstheorien wohl gänzlich ins Unermessliche ausarten und ein Besuch bei den netten Herren in weiß wäre praktisch unumgänglich. Was also blieb mir? Augen zu und durch, wie immer? „Positiv denken!“ spornte ich mich selbst an, worauf ich ein, mir mittlerweile bekanntes, Kichern vernahm, welches mich, zum wohl abertausendsten Mal in dieser grausamen Woche, erschrocken zusammenzucken ließ. „Ach du Scheiße!“ „Oh! Da hat jemand seine Stimme wiedergefunden!“ witzelte Kai, der im Türrahmen zum Treppenaufgang lehnte, sicherlich in Anspielung darauf, dass ich bei unserem letzten Zusammentreffen eher auf nicken gesetzt hatte. „Ich kann durchaus sprechen, ja.“ meinte ich leise und servierte ihm ein verkorkstes Lächeln, doch es schien ihm zu reichen. „Du bist witzig, wenn du dich unbeobachtet fühlst.“ brachte er mir einmal mehr erheitert entgegen, während er sich abstieß, leichten Schrittes in meine Richtung schlenderte, vor mir stehen blieb und mich mit einem offenen und unbeschwerten Lächeln bedachte, das schon fast ansteckend wäre, wenn meine momentane Lage nicht so ätzend wäre. „Unbeobachtet ist was anderes.“ murmelte ich, wohl etwas unbedacht, wenn man bedenkt, mit wem ich hier sprach, doch das war mir jetzt auch herzlich egal… „Hat er dir solche Angst gemacht?“ schmunzelte er, doch ich verkniff mir die Antwort. Ich wollte mir hier wirklich nicht die Blöße geben, denn wie bescheuert konnte man sein vor jemandem Angst zu haben, mit dem man nie ein Wort gesprochen hatte und der auch selbst nie gegen einen tätlich geworden war? Ich kam mir langsam selbst richtig beschränkt vor. Kai indessen beobachtete meine schweigsame Reaktion und seufzte dann leise, bevor er sich neben mich sinken ließ. „Ich habe ihm schon so oft gesagt, dass er nicht immer so eine grummlige Schnute ziehen soll, doch er hört wohl nicht auf mich.“ -mein Gesicht entgleiste -`grummlige Schnute`?!?!? Der Typ hatte bestimmt so einiges, aber mit ganz großer Sicherheit hatte er keine SCHNUTE! Das war eher… das Antlitz des puren Grauens! Da gab es nichts zu verniedlichen, nicht im Geringsten! Der Kerl hatte schon fast Horrorfilm Qualitäten mit dem Blick, den er drauf hatte -der sollte sich ernsthaft mal für eine Rolle bewerben…da könnte er echt Karriere machen und würde auf der Rangliste der erschreckendsten Wesen die Pool Position einnehmen, dicht gefolgt von Clowns und Porzellanpuppen! Bei dem Gedanken schüttelte es mich schon wieder unbewusst, was dem neben mir Sitzenden wohl nicht verborgen blieb, da er mich hochamüsiert angrinste, auch , wenn es da meiner Meinung nach rein gar nichts zu grinsen gab! Daraufhin saßen wir einfach eine Weile schweigend nebeneinander, rauchten, ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen und es war irgendwie angenehm, nicht ganz und gar alleine zu sein. Ich sollte die Gelegenheit nutzen, ein wenig belanglosen Smalltalk zu führen, wenn sich schon jemand erbarmte, mir Gesellschaft zu leisten, doch ich hatte ehrlichgesagt keinen blassen Schimmer, über was man mit ihm reden könnte. Über das Wetter vielleicht? -Schwachsinn- Oh! Ich hab´s! Schnell griff ich nach meiner Tasche, kramte das UKE-Tuch heraus und hielt es ihm, einen Lachanfall unterdrückend, unter die Nase. Wenn man sein Gesicht betrachtete, mit den lieblichen Zügen, die alles andere als bösartig aussahen, passte der Name einfach noch besser -ich konnte nicht mehr! Wie nicht anders zu erwarten, bemerkte er natürlich das unterdrückte Lachen, das mir aus Versehen rausgerutscht war und sah mich an, als wüsste er ganz genau, warum ich hier gerade die Luft anhielt, wobei mein Kopf sicher immer röter wurde. „Nun sag´s doch einfach.“ forderte er mich auf und klang dabei nicht genervt oder sauer, sondern eher, als würde er diesen Effekt schon zur Genüge kennen und als hätte er sich bereits damit abgefunden. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen! Ich war ohnehin schon kurz davor an Atemnot zu verrecken, also ließ ich meinen Gefühlen einfach freien Lauf. „Der Name ist zu geil!“ schoss es ohne Umschweife aus mir heraus und ich musste mir den Bauch halten, bei meinem, durchaus so zu betitelnden, Anfall. Ich war irgendwie froh, dass ihn das offensichtlich nicht die Bohne interessierte, sonst hätte man mich später sicher vom Schulhof kratzen können -wir waren hier schließlich auf einem Dach… „Tut mir leid.“ kicherte ich, als ich mich wieder ein wenig gefangen hatte und mir eine Träne aus den Augen wischte. -er winkte ab. „Kein Problem, aber… nenn mich dennoch lieber Kai, ja?!“ zwinkerte er, was mich ein wenig perplex aus der Wäsche gucken ließ. Ich denke nicht, dass ich jemals Gebrauch von seinem Namen machen werde, da man keinen von denen einfach mal so ansprechen konnte, wenn man Lust darauf hatte. „Und im Übrigen…“ hauchte er mir plötzlich ohne Vorwarnung gegen mein Ohr, was mir eine leichte Gänsehaut bescherte „…in meinem Fall ist der Name Uke nicht Programm.“ Noch während ich meinen Schock verarbeitete, stand er auf und schlenderte, leichtfüßig wie eh und je zum Treppenaufgang, drehte seinen Kopf noch einmal zu mir, dass mir auch ja nicht sein zweideutiges Grinsen entgehen konnte und verschwand dann mit den Worten „Man sieht sich.“ durch die Tür. Perplex und wie versteinert, rieb ich mit der Hand über mein missbrauchtes Ohr. Was zur Hölle ist DAS bitte gewesen?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)