Delilah – Die Liebe einer Wölfin von Darklover ================================================================================ Kapitel 48: 48. Kapitel ----------------------- Die Nacht war endgültig hereingebrochen, als sie den kleinen Heuschuppen erreichten, der mitten auf einer weitreichenden Wiese stand und Wind und Wetter trotzte. Trotz der herrschenden Schatten zwischen den Balken hatten sich Delilahs Augen längst an die Dunkelheit gewöhnt und sie konnte erkennen, dass sich in all der Zeit, die sie nicht mehr hier gewesen war, rein gar nichts verändert hatte. James’ Lieblingsplatz war immer noch der gleiche geblieben. Während das Konzert der Grillen draußen auf den Wiesen zu ungewohnter Stärke anschwoll und in der Ferne im Wald eine Eule schuh schuhte, bettete er sie auf einem Lager aus Heu, wobei das dünne Laken sie vor den pieksenden Grashalmen schützte. Eine halbe Armlänge von ihr entfernt ließ auch er sich in seiner längst eingelegenen Kuhle im Heu nieder. Die ganze Zeit über hatte James kein Wort gesagt und auch jetzt tat er es nicht. Stattdessen verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf und blickte zum offenen Tor hinaus in den dunklen Nachthimmel, wo sich inzwischen unzählige Sterne funkelnd wie Diamanten abzeichneten. Sein Blick war nachdenklich, aber auch merklich entspannt. Ganz so, als würde an diesem Ort ein Teil seiner Last einfach so von ihm abfallen und tatsächlich war auch Delilah leichter zu Mute, seit sie die bedrückende Enge ihrer Räume verlassen hatte. Vielleicht begann auch endlich Youngs Spritze zu wirken. So genau konnte sie es nicht sagen, aber inzwischen war ihr nicht komplett alles egal. Schon seltsam, dass sie seit damals nicht mehr an diesem Ort gewesen war. Selbst Deans Lieblingsplatz hatte sie mehrmals aufgesucht, doch wenn man es genau bedachte, so hatte sie am Ende auch sehr viel mehr Zeit mit ihm, als mit James verbracht. Kein Wunder, so oft wie er und sie sich gestritten hatten und beleidigt aufeinander gewesen waren. Wenigstens das schien sich inzwischen gebessert zu haben. Delilah hoffte es zumindest. Irgendwo im Gebälk konnte sie eine Maus hören, deren kleine Füße über das Holz dribbelten, während Holzwürmer es langsam aber sicher zermürbten. Lauer Wind fuhr durch das lose Dach, erzeugte ein leises Pfeifen und ließ sie frösteln, so dass Delilah nach einiger Zeit zu zittern begann. Das Heu unter ihr raschelte leise, als sie sich enger in ihr Laken hüllte und zugleich näher an James heran rutschte, um ihren Kopf auf seinen Oberarm zu betten, während ihre Hand unter sein Shirt fuhr. Nicht um ihn auf falsche Gedanken zu bringen, sondern um besser die Wärme seines Körpers auf ihrer Haut zu spüren. Vielleicht hätte sie vorher um Erlaubnis bitten sollen, aber selbst das war zu anstrengend erschienen und er wies sie schließlich auch nicht von sich. „Du zitterst ja. Ist dir kalt?“ James wandte seinen Kopf, so dass sie seine Worte über ihre Stirn streichen spürte. „Ja.“ „Kaum zu glauben bei dieser Hitze.“ Er drehte sich leicht auf die Seite, um seinen anderen Arm um sie zu legen und sie näher an sich heranziehen zu können. Ihre eigene Hand rutschte dabei nach hinten auf seinen Rücken, wo sich ihre Finger an seinem Schulterblatt festhielten. „Es ist auch eher ein inneres Frösteln.“, gestand sie, während sie in James‘ Wärme badete und die Augen schloss. Hier an seinem Lieblingsplatz war sein Duft am intensivsten und zugleich beruhigte es sie, dass dennoch auch die Witterung seines Wolfes seine ganze Haut überzog. Es fühlte sich gut an, wie seine Hand immer wieder über ihren Rücken strich. Vertraut und doch anders. Dennoch war sie sich schmerzlich bewusst, dass er nicht Dean war. „Besser?“, fragte er nach einer Weile. „Nicht wirklich.“ Delilah kuschelte sich noch enger gegen seine Brust, bis ihre Nase im Stoff seines Shirts versank und sie nur noch ihn riechen konnte. Am liebsten wäre sie ihm sogar unter die Haut gekrochen, wenn sie dadurch dieser unwirklichen Kälte in sich entkommen wäre. „Ich hätte Young schon früher holen sollen, aber ich dachte, mit der Zeit würde es schon wieder besser werden. Stattdessen bist du immer schwächer geworden.“ Es klang ganz so, als ob er sich selbst Vorwürfe deswegen machen würde. Dabei hatte er keinen Grund dazu. Immerhin war James es gewesen, der ihr zu Essen gebracht, ihr Gesellschaft geleistet und am Morgen die Alpträume vertrieben hatte. Er war da gewesen, obwohl er es nach allem was passiert war, nicht hätte müssen und auch jetzt war er für sie da. Als Einziger von ihnen Dreien, der sich nicht seinen Gefühlen unterwarf, obwohl es auch ihm wehtun musste, so wie alles gelaufen war. „Mach dir keine Vorwürfe. Du hast nichts falsch gemacht. Ich habe mich freiwillig so gehen lassen. Wenn hier also jemand Schuld hat, dann bin ich es.“ Eigentlich war das keine Frage des ‚Wenn‘. Sie war schuld an allem. Kurz geriet die Hand in ihrem Rücken ins Stocken, ehe sie Delilah weiter in regelmäßigen Kreisen streichelte. James wusste nichts darauf zu erwidern. Sie konnte es ihm auch nicht verdenken, also wechselte sie das Thema. „Ist Dean immer noch so...?“ „Du meinst, so wie ein wandelnder Roboter?“ Sie nickte einmal kurz. „Ja.“ James seufzte. „Egal was ich ihm an den Kopf werfe, er reagiert nicht wirklich darauf. Was die Ähnlichkeit mit Dad fast schon unheimlich macht, obwohl der inzwischen auch schon deutlich genervt von Ds Verhalten ist. Wird sicher nicht mehr lange dauern und er wäscht ihm einmal ordentlich den Kopf. Wenn Dean das nicht wieder zu sich bringt, dann weiß ich es auch nicht.“. Wieder wurde sie bei James‘ Worten von dem Gefühl der Schuld niedergedrückt, das auch er nicht von ihr fernhalten konnte. Kein Wunder, dass sie sich so schwach und kraftlos fühlte, die Last war viel zu schwer für sie und wurde mit der Zeit auch kein Bisschen leichter. Das was sie Dean angetan hatte, war einfach unverzeihlich und James behandelte sie auch nicht sehr viel besser. „Ich hätte ihn nicht schlagen dürfen.“, begann er nach einer Weile leise. „Ich hätte meiner Eifersucht nicht nachgeben und mich nicht einmischen dürfen. Dann wäre es gar nicht erst soweit gekommen und du wärst immer noch mit ihm zusammen.“ James schluckte hart und seine Hand an ihrem Rücken kam endgültig zum Erliegen. Für einen Moment hatte Delilah sogar das Gefühl, als wolle er sie vor ihr zurückziehen. Instinktiv hielt sie sich noch stärker an ihm fest, was ihr kaum etwas genützt hätte, wenn er es nicht so wollen würde und legte ihren Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können. „Es ist nicht deine Schuld, James. Vielleicht wäre noch ein bisschen länger alles so geblieben, wie es war, aber so oder so, irgendetwas hatte am Ende geschehen müssen. Das war unausweichlich.“ Sie zog ihre Hand zwischen ihren Körpern und unter dem Laken hervor, um seine Wange berühren und seinen Blick einfangen zu können, damit er wirklich verstand, was sie sagte. „Oder glaubst du, ich liebe dich erst, seit du mir deine Gefühle gestanden hast? In Wahrheit konnte ich dich doch die ganze Zeit über nicht vergessen, wenn ich bei ihm war. Genausowenig wie ich ihn jetzt vergessen kann, während ich hier bei dir bin. Ich wünschte, ich könnte es, aber inzwischen habe ich eingesehen, dass das unmöglich ist.“ „Du liebst uns wirklich beide, oder?“ „Ja. Die ganze Zeit schon.“ „Auch gleichstark?“ „Kommt darauf an.“ „Worauf?“ Delilah kniff James sachte in die Wange. „Auf wen ich gerade böse bin.“ Es brachte ihn kurz zum Lächeln, doch nur allzu schnell wurde er wieder ernst. „Ich hätte nie gedacht, dass mir das mal passiert.“ Er seufzte und blickte wieder an ihr vorbei hinaus in den Sternenhimmel. „Ich auch nicht.“ Sie kuschelte sich erneut an ihn und fragte sich wieder einmal, wann es überhaupt soweit hatte kommen können. Wo genau die Abzweigung in ihrem Leben gewesen war, die sie letztendlich in diese Richtung geführt hatte. Delilah war sich nicht sicher. „Wir müssen uns aber auf jeden Fall etwas mit ihm einfallen lassen.“, fing James erneut an. „Es kann nicht sein, dass wir uns hier mit unseren Gefühlen herumschlagen müssen, während D sich bequem zurücklehnt und keinen Finger rührt, um alles wieder gerade zu biegen. Außerdem entbindet ihn sein Zustand sicher nicht, von den Pflichten eines werdenden Vaters. Ganz besonders das werde ich ihm noch einmal gründlich unter die Nase reiben.“ Er schnaubte so offensichtlich, als würde es ihm wirklich etwas bedeuten. Dabei hätte man meinen können, er sei ganz froh, nur noch alleine den Anspruch auf ihr gemeinsames Kind zu haben. Aber vermutlich täuschte sie sich da wieder einmal gründlich in James. Seine Gefühlswelt würde ihr wohl immer ein Rätsel bleiben, selbst wenn er sie sehr viel deutlicher zeigte als die anderen McKenzies. „Ich bin froh, dass du da bist.“ Ihr plötzliches Geständnis war leise, aber aufrichtig. „Ich meine, du hättest tausend Gründe, um mich zu meiden und doch bist du mit mir hierher gekommen.“ Das leise Grollen in seiner Brust kam so überraschend, dass Delilah für einen Moment nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. Erst als sie das Lächeln auf James’ Lippen sah, wurde ihr klar, dass er leise gelacht hatte. „Ich habe auch tausend Gründe, um dich keine Sekunde des Tages aus den Augen zu lassen. Oder glaubst du wirklich, mein Wolf würde sich freiwillig von dir trennen, selbst wenn es nur für einen Augenblick lang wäre?“ „Er ist mir nicht böse?“ „Nein. Er ist nur wütend, weil wir dir nicht wirklich helfen können.“ „Aber das tust du doch gerade.“ „Wirklich?“ Er sah nicht besonders überzeugt aus. „Ja.“ Delilah schmiegte ihre Stirn gegen James’ leicht kratziges Kinn und schloss wieder die Augen. „Mehr als du ahnst.“ Und vielleicht auch mehr, als sie sich selbst bewusst war. „Dann bin ich erleichtert.“ Er flüsterte es nur, während er sie noch ein kleines Stück enger an sich heranzog und seine Hand schließlich an ihrem Rücken liegen ließ. Noch immer fühlte es sich warm und beschützend an, so wie sie sich immer in Deans Armen gefühlt hatte und doch ein bisschen anders. Bei James hatte sie irgendwie das Gefühl, als ob er im Augenblick diese Nähe genau so sehr nötig hatte wie sie selbst. Er lieh ihr zwar seine starke Schulter, aber eigentlich war auch er verletzt und enttäuscht worden. Woher er die Kraft nahm, trotzdem bei ihr zu bleiben, war ihr schleierhaft. James‘ Atem kitzelte nach einer Weile über ihre Haare und je länger sich dieses Mal das Schweigen zwischen ihnen hinzog, umso regelmäßiger wurde er. Es dauerte nicht lange und auch sie war inmitten der Wärme seines Körpers und seiner Liebe eingeschlafen. Ein mächtiges Donnergrollen brandete durch den windigen Holzverschlag und riss sie mit aller Macht aus dem Schlaf, als sie es auch körperlich spürte. Neben ihr regte sich James. „Was. War. Das?!“ Delilah konnte die Wärme ihrer glühenden Wangen spüren, während sie sich vorsichtig die Hände auf den Bauch legte und gegen die Morgensonne anzublinzeln versuchte. „Mein Bauch?“, fiepte sie leise und musste sich einen Moment später auch schon die Hand vor den Mund schlagen, um ihr heftiges Gähnen dahinter zu verbergen, das ihren ganzen Körper durchschüttelte. „Hat sich eher so angehört, als hattest du bereits einen wütenden Grizzly zum Frühstück.“ Noch halb verschlafen, richtete James sich auf einen Ellenbogen auf und rieb sich den Sand aus den Augen, ehe er – von ihr angesteckt – ebenfalls gähnte. Danach sah er sie auf eine verblüffend zufriedene Art und Weise an. „Hunger?“ Was ihn so zufrieden machte, wusste Delilah nicht, aber der Ausdruck gefiel ihr. Ebenso wie seine Haare, die ihm in allen Richtungen vom Kopf abstanden und die den ein oder anderen Grashalm aufwiesen. Sie selbst sah bestimmt nicht besser aus, aber dafür hatte sie umso fantastischer geschlafen. „Hast du denn etwas hier?“ Sie musste sich erst einmal aus dem dünnen Laken befreien, ehe sie sich aufsetzen und sich mit den Fingern durchs Haar kämmen konnte. Ihre Kraft schien dabei zum Teil wieder zurückgekehrt zu sein, auch wenn sie sich immer noch leicht zittrig fühlte, was auch daran liegen könnte, dass sie so schnell aus dem Schlaf gerissen worden war. Aber dafür hatte sie in dieser Nacht nicht das Geringste geträumt. „Selbstverständlich.“ James streckte sich ein gutes Stück nach hinten und zog einen Moment später einen kleinen Rucksack auf seinen Schoß, den sie bisher noch gar nicht wahrgenommen hatte. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, wenn man ihren gestrigen Zustand bedachte. Wieder verlangte ihr Magen lautstark nach Nahrung, was James dieses Mal zum Lächeln brachte und ihn schneller in dem kleinen Rucksack herumkramen ließ, bis er schließlich eine Packung mit Trockenfleisch, Brot vom Vortag und drei Äpfel hervorzog. Er arrangierte alles auf einem kleinen Stück ihres Lakens zwischen ihnen und stellte auch noch eine Flasche Wasser dazu. „Ich hoffe, das reicht für den gröbsten Hunger, aber alles andere hätte sich bei dieser Hitze nicht lange gehalten.“ „Es ist perfekt, danke.“ Sofort griff Delilah nach dem Trockenfleisch und riss die Packung mit den Zähnen auf, erst dann nahm sie sich ein Stück Brot, um beides zusammen so gemäßigt wie möglich, aber so schnell wie nötig hinunter zu schlingen. Sie hatte gar nicht geahnt, wie hungrig sie war. James‘ zufriedener Gesichtsausdruck vertiefte sich zusehends, während er ihr beim Essen zusah und ihr zwischendurch auch die geöffnete Flasche Wasser hinhielt, damit sie das relativ trockene Mahl leichter hinunter bekam. Er selbst aß nur einen Apfel und drängte ihr anschließend auch noch die beiden anderen auf. Erst als sie auch den letzten Rest des Wassers vernichtet hatte, ließ sie sich erschöpft ins Heu zurücksinken und atmete erst einmal tief durch, während ihre Hand über ihren gewölbten Leib strich. „Gott, war das gut.“ Sie seufzte selig mit geschlossenen Augen. „Hunger ist eben immer noch der beste Koch.“ James schraubte die leere Wasserflasche zu und verstaute den Abfall wieder im Rucksack. Dass er sie ansah, konnte sie nach einer Weile unter halb geöffneten Lidern erkennen, also streckte Delilah ihre Hand nach seiner aus und legte sie sich ebenfalls auf den Bauch, denn dort hatte es seinen Blick hingezogen. Es war schon erstaunlich, wie sehr sich seine ganze Haltung von einem Moment auf den anderen veränderte, kaum dass er sie berührte. Er schien sich merklich zu entspannen und zugleich war da dieses Leuchten in seinen Augen, während er fasziniert über die Rundung strich und für einen Moment ganz von der Welt entrückt zu sein schien. Da gab es nur ihn und das Baby in ihrem Leib. All die anderen Probleme hatten sich für diesen Augenblick in Luft aufgelöst. Diesen innigen Moment zwischen Vater und Kind zu beobachten, fühlte sich seltsam intim an. Aber es störte sie nicht. Ganz im Gegenteil. Es erfüllte sie mit Freude, wo schon seit Tagen nur noch Trauer geherrscht hatte. Als James sich schließlich wieder rührte und seinen Blick von ihrem Bauch weg und auf Delilahs Gesicht richtete, war es, als wäre er von einem tiefen Tauchgang zurückgekehrt. Fehlte nur noch, dass er nach Luft schnappte, nachdem er sie solange angehalten hatte. „Young hat mir gesagt, was es wird. Er meinte aber auch, dass du es nicht wissen willst und ich mich daher nicht verplappern soll, um dir die Überraschung nicht zu verderben.“ „Das stimmt.“ Ihre Hand berührte seine. Sie wollte noch nicht, dass er sie losließ und ihr seine Wärme nahm. Gerade jetzt fühlte sie sich endlich wieder halbwegs wohl in ihrer Haut und sie wollte den Moment noch solange wie möglich hinauszögern. Ihre Probleme würden sie beide noch früh genug wieder einholen. „Freust du dich denn darüber, nachdem du weißt, was es ist?“ Ohne sie loszulassen legte James sich ebenfalls wieder hin und streichelte mit seinem Daumen über den dünnen Stoff ihres Nachthemds. „Ich habe mich schon vorher auf das Baby gefreut und das hat sich jetzt nicht geändert. Mir ist egal, ob es ein Junge oder Mädchen wird, Hauptsache es ist gesund.“ „So sehe ich das auch.“ Ohne ihr bewusstes Zutun glitten ihre Finger zu seinem Handgelenk und hielten sich daran fest. „Wie lange wird es denn eigentlich noch dauern? Hat Young dir einen Geburtstermin genannt?“ Seine Hand strich wieder ein Stück über ihren Bauch und kam damit ihrer eigenen entgegen. „Ich bin fast in der Hälfte der Schwangerschaft und Young meinte, es dürfte Mitte Januar zur Welt kommen.“ Sie strich über seinen Unterarm und umschloss seinen Ellenbogen. „Vielleicht wird es dann auch ein Steinbock wie Dad.“ James kam näher, als seine Hand ihre Seite erreichte und dort liegen blieb. „Wann hat er denn Geburtstag?“ „Am 26. Dezember.“ „Also fast zu Weihnachten.“ „Was aber leider nicht bedeutet, dass es ihn deshalb leichter in Stimmung bringt.“ Sie lächelte und berührte ebenfalls seine Seite. „Also verkleidet er sich an den Festtagen nicht als Weihnachtsmann?“ „Eher als dessen böser Zwilling. Aber nein. Für gewöhnlich nicht.“ James senkte die Stimme. Seine goldenen Augen nahmen sie in Besitz. Ihr Herz begann unwillkürlich schneller zu schlagen. „Aber ihr tauscht Geschenke aus, oder?“ „Wenn man eine neue Hebebühne als Geschenk werten kann.“ Die Hand an ihrer Seite glitt langsam höher. „Und was ist mit dem weihnachtlichen Fressgelage?“ Es begann heftig in ihrem Bauch zu kribbeln. „Haben wir doch oft genug das ganze Jahr über.“ Das Heu raschelte leise unter ihm, als James sein Gewicht in ihre Richtung verlagerte. „Aber ihr habt doch zumindest einen Weihnachtsbaum und Lichterketten? Was ist mit den ganzen Süßigkeiten und den Mistelzweigen?“ Ihre Stimme begann zu zittern. „Im Augenblick hätte ich unheimlich gerne einen Mistelzweig, der über unseren Köpfen baumelt.“ Es war nur noch ein raues Flüstern. Sie musste heftig schlucken, während sich ihre bebenden Finger in sein Shirt krallten. „James, ich weiß nicht, ob-“ „Deli, bitte…“ Der Schatten seines Körpers fiel auf sie, als er sich endgültig über sie beugte. „Bitte, lass mich nicht darum betteln müssen. Es ist nur ein Kuss.“ Er strich zart über ihre Wange und beugte sich weiter zu ihr herab, so dass sie seine Hitze nicht nur erahnen, sondern nun auch deutlich auf sich fühlen konnte. „Ein einziger Kuss…“ „Aber-“ „Bitte…“, hauchte er kaum noch wahrnehmbar, während seine Augen mit einem Mal flehentlich wurden. Ein paar Herzschläge später begannen sie sogar verräterisch zu glänzen. Erst da konnte sie ihn sehen. Den tiefen Schmerz in ihm, den er bisher hinter trügerischer Stärke und Gelassenheit vor ihr verborgen hatte und seinen sich windenden Wolf, der sich vor verzweifelter Sehnsucht nach ihr verzehrte. Stumm ob dieser markerschütternden Erkenntnis sah sie ihn mit schmerzhaft pochendem Herzen an, bis James‘ Gesicht vor Delilahs eigenen Augen zu verschwimmen begann und sie heftig blinzeln musste, um ihn wieder deutlicher sehen zu können. Was habe ich getan? „Es … tut mir leid.“ Ihre Stimme war dünn und kaum noch greifbar, als sie die Worte aus ihrer engen Kehle hervorpresste. „Das alles tut mir … so wahnsinnig leid!“ Also ob das jetzt noch jemandem helfen wird. Sanft umfasste sie sein Gesicht, streichelte ebenfalls über seine Wangen und spürte unerwartet einen feuchten Tropfen an ihrem Daumen, der ihr regelrecht das Herz zerquetschen wollte. James… „Ich wollte das alles nicht. Das musst du mir glauben!“ Nun war sie es, die flehte und doch war es zwecklos. Es war bereits geschehen. „Ich wollte weder ihm noch dir jemals wehtun...“ Sie konnte ihre Taten nicht mehr rückgängig machen! „Ich liebe dich doch. Gerade deshalb wollte ich es einfach nur richtig-“ Ihre Pupillen weiteten sich, als James von ihrem Gerede genug hatte und sie einfach am Weitersprechen hinderte. Es dauerte nur ein paar Herzschläge lang, während der sie beide unter der Berührung ihrer Lippen regelrecht erstarrten, doch dann war der Moment vorüber und es schien als hätte man sie von unsichtbaren Ketten gelassen. Delilahs Finger fuhren wild durch James‘ Haar, krallten sich an ihnen fest und zogen ihn noch enger gegen ihren Mund, den er nur allzu hungrig verschlang. Ihre Zungen trafen sich zum Duell. Peitschend, leckend, stoßend und lockend. Sie rieben aneinander und erzeugten dabei noch mehr Funken, die zwischen ihren Körpern hin und her zu knistern begannen. James‘ Bartschatten kratzte über ihre sensible Haut, während sie roh über sein Kinn knabberte, ihre Wange an ihm rieb, dabei nach Atem schnappte, nur um dann erneut mit frisch gewonnener Kraft über seinen Mund herzufallen. Sie konnte ihn schmecken, ihn riechen und auch überall an ihrem Körper fühlen, während sie sich immer wieder im Heu wälzten und die Plätze tauschten. Mal war sie oben, ihre Hände so fest in seinem Shirt gekrallt, dass es zu reißen begann, während ihre Schenkel seine Hüften fest umklammert hielten und James‘ Hände ihren Po kneteten. Dann rollte er sie wieder auf den Rücken, presste sich an sie, packte ihr Haar und bog ihren Kopf in den Nacken, um an ihren Hals zu kommen und glühende Male darauf zu hinterlassen. Mit ihren Zähnen fing sie dabei sanft sein Ohrläppchen ein und lockte ihn damit, sich wieder um ihren Mund zu kümmern, bis er ihrer Bitte nachgab und sie erneut küsste. Wie lange dieser wilde Ansturm dauerte, konnte Delilah am Ende nicht mehr sagen, doch irgendwann kippte ihre gemeinsame Leidenschaft und ihre Berührungen und Liebkosungen wurden ruhiger, weniger gehetzt und schlugen schließlich ganz in Zärtlichkeit um. Ihr beider Atem ging immer noch keuchend, unterdessen sich ihre Lippen und Zungen immer sanfter zu umspielen begannen. Aus bisher rauen Berührungen wurde nun ein sanftes Streicheln, während ihre Hände auf beinahe unschuldige Weise den Körper des anderen erkundeten und liebkosten. Am Ende blieb Delilah vollkommen ermattet auf James‘ Brust liegen und wusste gar nicht so recht, was da über sie beide gekommen war, doch da war keine Reue. Sanft zupfte er ihr mehrere Grashalme aus dem Haar, während sie nur allzu träge ihr Nachthemd wieder über ihren Po nach unten zog. Zum Glück hatte sie einen Slip an, sonst wäre die ganze Sache vielleicht noch ganz anders ausgegangen, denn es ließ sich nicht leugnen, was da gegen ihren Bauch drängte. Aber keiner von ihnen beiden ging darauf ein. Es war eben eine unkontrollierbare Nebenwirkung auf ihr Tun. „So kann das nicht weitergehen.“, nuschelte sie leise und mit geschlossenen Augen gegen James‘ Brust. Sie war doch schon wieder ziemlich müde. „Da gebe ich dir Recht. Aber bei dem, was vorher war, mache ich auch nicht mehr mit.“ Nein, bestimmt nicht. Nicht nach dem, was gerade geschehen war. „Und was sollen wir jetzt tun?“ Sie wusste keinen Rat mehr. „Wir müssen eine Lösung finden und zwar eine, die beinhaltet, dass mein Bruder sich nicht in einen verdammten Roboter verwandelt.“ „Oder du, wenn wir schon dabei sind.“ Müde hob Delilah ihren Kopf, um James in die Augen zu sehen. „Wenn ich könnte, ich würde mich für euch zweiteilen. Aber das geht nun mal nicht.“ James erwiderte ihren Blick lange, ohne etwas zu sagen. Bis er schließlich tief durchatmete und mit ernster Stimme meinte: „Vielleicht wirst du das auch nicht müssen… Hängt am Ende ganz von Dean ab.“ ------------------------------- So meine Lieben. Morgen werde ich am Zahnfleisch daherkriechen, aber was raus will muss raus. Als echter Vollblutautor verzichtet man dafür schon mal auf den Schlaf. Ich hoffe Mal, die Mühe hat sich gelohnt. Ich bin auf jeden Fall zufrieden. Liebe, aber furchtbar müde Grüße Eure Darky Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)