Delilah – Die Liebe einer Wölfin von Darklover ================================================================================ Kapitel 29: 29. Kapitel ----------------------- Nach dem Frühstück – das bestimmt köstlich gewesen war, von Delilah aber kaum gewürdigt wurde – ging sie ins Bad, um sich kurz zu duschen und in einen bequemen Pyjama für den Tag zu schlüpfen. James' Worte gingen ihr dabei die ganze Zeit nicht aus dem Kopf, obwohl sie sich vor gar nicht allzu langer Zeit vorgenommen hatte, nicht mehr über ihn nachzudenken, sondern sich voll und ganz auf das Baby und Dean zu konzentrieren. Doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Selbst während sie sich die Zähne putzte, konnte sie nur daran denken, in welcher emotionaler Verfassung er sein musste, wenn man es ihm so deutlich vom Gesicht ablesen konnte. Sie musste sich am Ende sogar eingestehen, dass es ihr wehtat, ihn so zu sehen. Aber was, außer einer ernsthaft gemeinten Entschuldigung, konnte sie sonst noch tun? Im Augenblick konnten sie nicht einmal miteinander reden, ohne dass es wieder in einem Streit endete. Sie wusste wirklich nicht, wie sie die Situation entschärfen konnte, aber sie würde es auf alle Fälle weiter versuchen. Das Tablett war weg, als Delilah aus dem Badezimmer kam. Dafür stand ein Krug mit Limonade und eine Schüssel voll Obst auf dem Nachttisch. Sie hatte nicht einmal gehört, wie jemand das Zimmer betreten hatte und sofort musste sie sich fragen, ob James doch noch einmal zurück gekommen war. Aber wenn, dann war er wohl auch weiterhin nicht gewillt, mit ihr zu reden. Nachdenklich ging Delilah zum Fenster hinüber und öffnete es weit, um frische Luft herein zu lassen und selbst einmal tief durchzuatmen. Von hier aus konnte sie die Straße sehen, die zu der kleinen Ranch führte. Dahinter lagen weite Grasfelder und dahinter vereinten sich spärlich gesäte Bäume zu einem lichten Wäldchen, während sich der Boden zu Hügeln und schließlich zu kleinen Bergen erhob. Es war unglaublich friedlich dort draußen, obwohl sie ganz leise Musik aus der Werkstatt hören konnte, die auf der anderen Seite des Hauses lag. Auch die Tür zum Flur öffnete sie weit, da sie zwar die nächsten Tage in diesem Zimmer und vor allem im Bett verbringen musste, aber sich nicht eingesperrt fühlen wollte. Auf dem Weg zurück ins Bett fiel Delilahs Blick auf die kleine Reisetasche, die sie in der Klinik bei sich gehabt hatte. Die Kleider waren schon in den Wäschekorb gewandert, wofür Dean wohl verantwortlich gewesen sein dürfte. Aber es waren nicht nur ihre schmutzigen Sachen, die sie dort hinein getan hatte. Aus einem der Seitenfächer zog sie ein kleines Bild hervor, mit dem sie sich ins Bett setzte, um es eingehender betrachten zu können. Dr. Young hatte es ihr ausgedruckt. Es war das Ultraschallbild ihres ungeborenen Kindes. Während Delilah die proportional winzigen Hände und Füße zum Kopf eingehend studierte, legte sie ihre Hand auf ihren Bauch und glaubte bereits eine kleine Erhebung zu spüren. Es könnte natürlich auch an dem vielen Essen liegen, das sie nur dem Baby zu liebe zu sich genommen hatte, obwohl ihr gar nicht danach gewesen war. Aber sie stellte es sich inzwischen gerne vor, dass dort drin ihr kleines Kind wuchs und sie auf diese Weise zumindest in Momenten des Zweifels spüren konnte, dass es noch dort war. Bis sie es treten spüren konnte, würden noch einige Wochen vergehen müssen, aber sie freute sich schon darauf, ein deutliches Zeichen ihres gesunden Babys zu empfangen. Schließlich zog sie die oberste Lade eines der beiden Nachtkästchen auf und holte ein anderes, sehr viel abgegriffeneres Bild hervor, um es sich wie schon so oft, anzusehen. Sofort wurde ihr das Herz schwer, als sie die beiden Brüder so fröhlich sah, wie sie heute dank ihrer Einmischung nicht mehr waren. Inzwischen glaubte sie sogar, die beiden auf dem Foto auseinanderhalten zu können. Wieso sie sich da so sicher war, wusste sie nicht. Delilah könnte es nicht einmal näher definieren. Da war nur dieses Bauchgefühl – so eine Art Intuition und doch war das im Augenblick völlig bedeutungslos. Nach einer Weile legte sie beide Fotos zur Seite und kuschelte sich wieder unter die Decke, während sie den wolkenlosen Himmel durch das Fenster betrachtete. Sie war immer noch erschöpft und müde und hatte zudem auch keine besondere Lust irgendetwas zu tun, also würde sie noch etwas vor sich hin dösen. Momentan hatte sie ohnehin nicht viele andere Möglichkeiten. Zwischendurch konnte sie Geräusche aus der Küche hören. Das Klappern von Geschirr; wie etwas in der Pfanne brutzelte, bevor man einen Deckel darauf tat. Ein Messer das gekonnt Gemüse hakte; laufendes Wasser in der Spüle. Nach einer Weile wurden die Geräusche von einem köstlichen Duft nach gebratenen Zwiebeln und Tomatensoße begleitet, doch Delilah wachte erst so richtig wieder auf, als sich neben ihr das Bett unter einem fremden Gewicht senkte. Es war Dean. "Na, wie geht’s dir? Hunger?" Er hielt ihr eine große Schüssel voll Nudeln mit Soße entgegen. Es sah köstlich aus. "Kaum noch Schmerzen und keine Krämpfe mehr. Nur etwas müde.", klärte sie ihn über den derzeitigen Stand der Dinge auf. Delilah gähnte hinter vorgehaltener Hand und setzte sich so auf, dass sie sich mit dem Rücken am hölzernen Kopfteil des Bettes abstützen konnte. Erst dann nahm sie Dean ihre Schüssel ab, in der auch bereits eine Gabel steckte. "Danke und auch dafür danke, dass ich nicht alleine essen muss." Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, gerade weil ihr das tatsächlich viel bedeutete. Aber ihr war immer noch nicht so recht nach Fröhlichkeit zu Mute. "Versteht sich doch von selbst. Nicht dass du uns hier oben noch vereinsamst." Dean nahm einen riesigen Bissen voll Nudeln in den Mund, mit dem er normalerweise eine Weile beschäftigt gewesen wäre, aber inzwischen kannte sie ihn nur zu gut. Er schluckte mehr, als das er kaute. Wenigstens mit geschlossenem Mund. "Wir haben uns auch schon überlegt, ob wir dir für die Zeit, in der du im Bett bleiben musst, den Fernseher aus dem Wohnzimmer heraufholen sollen. Falls dir das Fernsehprogramm nicht zusagt, wird dir J sicher ein paar seiner DVDs zur Verfügung stellen. Davon hat er ja genug. Allerdings steht er hauptsächlich auf Horrorfilme. Ich weiß nicht, ob das ein Problem für dich wäre." Delilah blies vorsichtig darauf, ehe sie ihren ersten Bissen zu sich nahm, um sich Deans Worte in Ruhe durch den Kopf gehen lassen zu können. Aber ihr war schon vorher klar, was sie antworten würde. "Nein, danke. Die Mühe müsst ihr euch nicht machen. Ich halte nicht viel von Fernsehen. Man traut es mir vielleicht nicht zu, aber ich lese lieber Bücher." Daraufhin begann Dean merkwürdig schelmisch zu grinsen. "Du meinst dieses Buch mit der Zeitreisenden und dem Highlander, der gebaut ist wie ein Bodybuilder auf Steroide und bestückt wie ein Hengst? Kein Wunder, dass wir Männer den Erwartungen der Frauen nicht gerecht werden können, wenn ihr euch so etwas reinzieht." Das brachte sie doch tatsächlich einmal auf ganz andere Gedanken. "Du hast das Buch gelesen?", wollte Delilah fast ungläubig wissen. Schließlich war ihr Lieblingsroman der reinste Kitsch, auch wenn sie die Handlung selbst verteidigen würde. Die war wirklich spannend geschrieben. "Himmel nein, das hätte ich niemals durchgehalten, ohne Komplexe zu kriegen." Dean winkte noch breiter grinsend ab. "Aber es war sehr hilfreich, dass du die Sexszenen mit Eselsohren markiert hast. Hat das irgendeine größere Bedeutung?" "Ungefähr eine genauso große Bedeutung wie bei euch Männern die zusammengeklebten Seiten eines Pornohäftchens." Delilah aß ungerührt weiter, obwohl sie sich das Grinsen kaum noch verkneifen konnte, erst recht nicht, als sie Deans Gesichtsausdruck sah, nachdem ihre Worte bei ihm angekommen waren. "Eine wirklich geile Vorstellung.", gab er durchaus beeindruckt zu und schob sich noch einen weiteren großen Bissen in den Mund, während das Kino in seinem Kopf wohl gerade ein paar nicht jugendfreie Streifen ablaufen ließ. Erst als er hinuntergeschluckt hatte, sah er sie wieder an, mit einem ernsthaft fragenden Ausdruck im Gesicht, der wirklich komisch aussah. "Aber so ganz ohne Bilder… Ist das nicht irgendwie öde?" Delilah konnte nicht mehr anders. Sie begann zu lachen und boxte ihm sanft gegen den Oberarm. "Was denn?" Er stellte sich auch noch ganz unschuldig. Delilah konnte nur noch grinsend den Kopf schütteln und weiteressen. "In den anderen Büchern sind leider auch keine Bilder. Aber vielleicht könntest du ja die gewissen Szenen wieder mit Eselsohren versehen, während du sie liest. Ich würde gerne einmal darauf zurückkommen, wenn es dir wieder besser geht." "Andere Bücher?" Delilah hatte nur diesen einen total abgegriffenen Roman, den sie schon ungefähr hundertmal gelesen hatte. "Du hast sie also noch nicht gesehen?" Dean stellte seine leere Schüssel weg und zog die unterste Schublade des Nachtkästchens auf, in dem sie auch die Bilder aufbewahrte. Er holte vier Bücher hervor, dessen Cover noch wie neu glänzten und dessen Buchrücken auch noch keine einzige Spur von Abnutzung aufwiesen. Sie waren von der gleichen Autorin geschrieben wie ihr Lieblingsbuch. Rasch stellte Delilah ihre Schüssel weg und griff nach den Büchern. Es waren die Folgebände zu ihrem eigenen Band, was ihr Herz höherschlagen ließ, selbst wenn jedes Buch für sich allein abgeschlossen war. Ihre Freude war riesig. "Aber woher…?" Sie sah Dean fragend an und konnte es immer noch nicht ganz fassen. Der zuckte nur mit den Schultern. "Ich vermute, dass J sie bestellt hat. Zumindest fand ich beim Ersatzteilebestellen im Verlauf unseres Computers eine Website, wo man Bücher bestellen kann und als ich dir die Sachen für die Klinik geholt habe, waren sie schon hier. " James also… Delilahs Finger strichen nachdenklich über die glänzende Überschrift des Buches, das ganz obenauf lag und wanderten dann zu ihrem Bauch weiter. "Kann ich dich etwas fragen, Dean?", begann sie vorsichtig und gedämpft. Sie wusste nicht, ob es eine gute Idee war, die Frage zu stellen, die ihr inzwischen schon mehrmals im Kopf herumgeschwirrt war, aber sie ließ ihr auch keine Ruhe. "Klar. Worum geht’s?" Sie sah nicht hoch, um nicht sofort seine Reaktion vom Gesicht ablesen zu können. Seine Antwort könnte ihr vielleicht nicht gefallen, aber das Risiko musste sie eingehen. "Glaubst du, dass … das Baby eine Bedeutung für James hat? Ich meine, ganz unabhängig davon was zwischen ihm und mir vorgefallen ist. Denkst du, er wird sich ebenfalls darum kümmern wollen?" Dean reagierte nicht, weshalb sie nun doch einen Blick riskierte. Er schien sehr nachdenklich zu sein. Beinahe glaubte sie schon, er würde ihr gar nicht mehr antworten, bis er nach einer halben Ewigkeit einmal schwach nickte. "Young meinte, dass man vermutlich nie eine eindeutige Vaterschaft nachweisen können wird, da Js und mein Erbgut völlig identisch sind." Er hatte Young also auch danach gefragt. Das überraschte sie nicht. "Und selbst wenn es irgendwann möglich ist, wird es dann nichts mehr an den Dingen ändern." Er sah sie an und seine Augen schienen ihr etwas vermitteln zu wollen, das seine Worte nur unzureichend ausdrücken konnten, auch wenn er es versuchte. "Das Baby ist mir nicht nur deshalb wichtig, weil du die Mutter bist, sondern auch weil es ein Teil von mir ist. Von meinem Blut, selbst wenn es in Wahrheit das von J ist. Ich kann's nicht richtig erklären. Nenn' es Instinkt wenn du willst. So eine Art Vaterinstinkt und den hat J ganz bestimmt auch. Ich würde ihn nicht wirklich kennen, wenn es anders wäre." Doch - sie verstand, was er ihr damit sagen wollte. Zumindest glaubte sie das. Allerdings waren die Folgen dadurch bestimmt weitreichender, als sie sich im Augenblick vorstellen konnte und doch würde sie daran denken müssen. Nicht nur wegen James, sondern es ging auch um das Wohlergehen ihres Kindes. "Du wirst ihm das Recht auf seinen Teil der Vaterschaft nicht streitig machen, stimmt's?" Es war nicht wirklich eine Frage. Delilah glaubte die Antwort darauf bereits zu kennen. "Nein. Nicht, solange er mir meinen Teil nicht streitig macht und ich hoffe wirklich, dass er das niemals tun wird, sonst…" Er sprach nicht weiter. Das musste er auch nicht. Delilah hatte auch so verstanden, dass es das Ende ihrer Bruderschaft bedeuten könnte, wenn einer der beiden ihr Baby für sich alleine beanspruchen würde und das wäre der Untergang für beide. Sie durfte das niemals zulassen. Aber noch war es nicht so weit und um sie beide vorerst wieder auf schönere Gedanken zu bringen, holte sie das Ultraschallfoto hervor, das Dean noch nicht gesehen hatte und zeigte ihm zum ersten Mal ihr gemeinsames Baby. Zum Glück funktionierte ihr Ablenkungsversuch, aber sie würde seine Worte stets im Hinterkopf behalten müssen. Das alles war noch längst nicht ausgestanden. *** Am nächsten Morgen hatte Delilah gehofft, noch einmal mit James reden zu können, doch es war Dean der ihr das Frühstück brachte und auch zusammen mit ihr einnahm. Sie wollte nicht nach dem Grund dafür fragen, weshalb sie das Thema lieber unangetastet ließ, obwohl es nur zu offensichtlich war, dass nicht er die Blaubeerpfannkuchen gemacht hatte. Denn er war in der Küche ungefähr genauso begabt wie sie selbst. Außerdem wollte sie Dean nicht damit belasten, dass sie sich so viele Gedanken um seinen Bruder machte. Das tat er bestimmt schon selbst oft genug. Also sprachen sie über andere Dinge, während Delilah das Thema Baby immer etwas zu umschiffen versuchte. Es klang vielleicht seltsam, aber sie hatte einfach Angst, umso mehr sie sich mit der Zukunft des kleinen Wesens auseinandersetzte, umso mehr forderte sie das Schicksal heraus, das ihr ganz bestimmt wieder einmal gerne einen Strich durch die Rechnung machen würde, wie es das schon oft getan hatte. Das erklärte sie auch Dean, der es sogar verstand und das Thema nur ab und an mal ansprach, aber mehr auf die Gegenwart bezogen. Wie sie sich zum Beispiel fühlte und ob sie schon was spüren konnte. Nichts, was ihr irgendwie unangenehm gewesen wäre. Was das anging, war er wirklich sehr verständnisvoll und er versuchte auch wirklich, ihr die Bettruhe so angenehm wie möglich zu gestalten. Er konnte zwar nicht immer da sein, da er auch noch andere Dinge erledigen musste, aber dennoch versuchte er jede freie Minute mit ihr zu verbringen und ja, es tat gut, wie er sie auch immer wieder zum Lachen brachte. Das war für sie vielleicht sogar die beste Medizin. Dennoch genoss Delilah auch die freie Zeit alleine, in der sie sich in aller Ruhe ihrer neuen Bettlektüre widmen konnte. Für eine Weile in eine vollkommen andere Welt abtauchen zu können, war wirklich schön und sie hätte James so gerne dafür gedankt, wenn er sich auch nur einmal hätte blicken lassen. Doch trotz der offenen Zimmertür sah sie ihn auch nie vorbeischleichen. Was ihr an der ganzen Sache noch zusätzlich zu schaffen machte, war der Umstand, dass sie sich nachts seiner Anwesenheit im Nebenzimmer nur allzu deutlich bewusst war. Genau dann, wenn sie ihn erst recht nicht erreichen konnte, da Dean mit ihr im Arm tief und fest schlief. Manchmal brachte sie das fast zur Verzweiflung und dann musste sie sich wieder ins Gedächtnis rufen, dass dieser Zustand nur vorrübergehend war und sie schon bald wieder das Zimmer verlassen durfte. Dann konnte James ihr nicht mehr so leicht aus dem Weg gehen und er würde endlich mit ihr reden müssen. Der Tag der Erlösung kam, als sie gerade mitten in Band drei steckte und gar nicht auf das Gespräch achtete, das sich zuerst im Eingangsbereich und dann auf der Treppe ereignete. Erst als es an ihre geöffnete Tür klopfte und Delilah den smarten Vampirdoktor im Türrahmen stehen sah, wusste sie, dass das Warten endlich ein Ende hatte. "Dr. Young!" Sie wäre beinahe aus dem Bett gesprungen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, in ihrem Buch ein Eselsohr für Dean zu machen, ehe sie ihr Lesezeichen hineinlegte und es dann zur Seite legte. Deans Grinsen nach zu urteilen, der nach Young den Raum betrat, hatte er das mit dem Eselsohr genau mitbekommen, doch das war jetzt nicht so wichtig wie der Besuch des Arztes. "Wie fühlen Sie sich?" Der Vampir stellte einen großen Koffer neben dem Bett auf den Boden, um sie erst einmal anständig zu begrüßen. "Richtig gut!" Delilah strahlte ihn nahezu an. Denn es stimmte wirklich. Wären die Bücher nicht gewesen, es hätte sie kaum noch etwas im Bett halten können. "Das freut mich zu hören." Er setzte sich an den Rand des Bettes, während Dean es sich auf ihrer anderen Seite gemütlich machte. Dieses Mal wollte er bei der Untersuchung dabei sein. Das hatte er schon im Vorfeld deutlich klar gemacht. Vermutlich irgend so ein Werwolf-Männchen-Ding, von dem sie nichts verstand, nachdem er so hartnäckig darauf beharrt hatte. "Wie sieht es mit den Blutungen aus?" Dr. Young hob den schweren Koffer neben sich aufs Bett, öffnete ihn und holte erst einmal ein Stethoskop hervor, um ihren Herzschlag und ihre Atemgeräusche zu kontrollieren. "Seit gestern habe ich keine Blutungen mehr festgestellt und davor war es in letzter Zeit eher eine Schmierblutung." Delilah warf einen raschen Blick zu Dean, wobei sie wie gewünscht mehrmals tief ein und ausatmete, während Young sie abhörte. Dean hatte immerhin unbedingt dabei sein wollen, jetzt musste er sich eben auch die schmutzigen Details anhören. Allerdings verzog er nicht die geringste Miene, sondern fixierte konzentriert jede von Youngs Bewegungen. "Das ist ein gutes Zeichen. Ich würde dennoch gerne zur Sicherheit eine genauere Untersuchung vornehmen, wenn Sie damit einverstanden sind." Youngs Blick kreuzte den von Dean, weshalb Delilah irgendwie den Eindruck gewann, dass er nicht wirklich sie um die Erlaubnis gebeten hatte, sondern den Mann an ihrer Seite, dennoch antwortete sie an seiner Stelle. "Natürlich. Entschuldigen Sie mich bitte kurz." Sie schlüpfte aus dem Bett und ging ins Bad, um sich die Pyjamahose auszuziehen und sich stattdessen ein großes Badetuch um die Hüfte zu wickeln. Als sie fertig war, hatte Young bereits die Bettdecke zur Seite geschlagen und die Kissen so arrangiert, dass sie es bequem haben würde. Bevor Delilah sich jedoch hinlegte, ging sie zu ihrer Tür, um diese zu schließen. Für einen Moment war ihr, als hätte sie James in sein Zimmer huschen sehen, aber sie war sich nicht vollkommen sicher. Vermutlich hatte sie sich einfach geirrt. Außerdem musste sie sich im Augenblick auf etwas anders konzentrieren, denn Dean schien ungewöhnlich angespannt und still zu sein, während Young sich sterile Handschuhe überzog und ihr dabei half, sich hinzulegen. Diskret breitete er das Badetuch so über sie aus, dass sie sich nicht zur Gänze entblößt vorkam und auch, um Dean den Blick auf die kommende Untersuchung zu verwehren. "Ich werde es so kurz wie möglich halten." Dieses Mal sprach Young ihn tatsächlich direkt an. Fragend blickte sie zu Dean hoch und konnte gerade noch erkennen, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten, während sich seine ganze Haltung immer weiter versteifte und seine Augen auf die Stelle hinter dem Badetuch fixiert waren, an der Young gerade seiner Arbeit nachging. Delilah verzog ungewollt das Gesicht und gab ein leises Zischen von sich, doch bevor sie sich wieder entspannen konnte, hatte sich Deans Gewicht bereits eine Spur weit nach vorne verlagert, woraufhin sie instinktiv seine Hand packte und sie ganz fest hielt. "Dean.", sprach sie sanft. "Dean, sie mich an." Delilah berührte sein Gesicht und erlangte so endlich seine Aufmerksamkeit. Seine Pupillen waren ungewöhnlich geweitet, während seine Nasenflügel bebten. Ganz klar hatte sie es hier mit seinem Werwolf zu tun. Sie hätte nicht gedacht, dass ihm das so viel ausmachte, schließlich war Young in seiner Funktion als Arzt hier und nicht um etwas anderes zu tun. Aber das war dem Tier offenbar nicht ganz klar. Ihre Wölfin jedoch konnte es voll und ganz nachempfinden, weshalb sie Dean auch beruhigend streichelte, ihn näher zu sich heran zog, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben. "Es ist alles gut, Dean. Alles in Ordnung. Er will nur nachsehen, ob unserem Baby auch wirklich nichts fehlt, okay?" Deans Blick zuckte wieder zu Young hinüber, bis sie ihn mit sanfter Gewalt dazu zwang, sie wieder anzusehen. "Okay?" Kurz zögerte er noch, ehe er angestrengt nickte. "Okay." Dieses Mal blieb seine Aufmerksamkeit auf sie geheftet, bis Delilah es endlich wagen konnte, Young mit einem zustimmenden Nicken dazu aufzufordern, weiter zu machen. Es war nicht einfach, entspannt zu bleiben, während sie die Behandlung über sich ergehen lassen musste. Doch Dean zu liebe, wollte sie ihm nicht noch einmal Grund zur Aufregung geben, also versuchte sie dabei keine Miene zu verziehen. "Haben Sie irgendwo Schmerzen?" Young tastete sie vorsichtig aber gründlich ab. Delilah schüttelte den Kopf. "Nein, es ist nur … unangenehm." Sie atmete bewusst tief ein und aus. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen können. "Gut." Er drückte noch etwas weiter herum, während seine Hand auf ihrem Bauch sanft das Gleiche tat, ehe es auch schon vorbei war. "Das war's vorerst." Young streifte sich die Handschuhe ab, ließ sie die Beine wieder ausgestreckt hinlegen und zog ihr die Decke bis über die Hüften."Soweit sieht alles sehr gut aus. Wenn der abschließende Ultraschall das gleiche Ergebnis zeigt, dürfen Sie ab morgen das Bett wieder verlassen." "Das klingt super!" Delilah begann wieder zu strahlen, während sie Dean beruhigend den Nacken kraulte, der zwar immer noch recht wortkarg war, aber sich wieder merklich entspannt hatte. Sie konnte es ihm nachempfinden, immerhin hätte es ihr auch nicht gefallen, wenn eine fremde Frau an seinem Schritt herum gefingert hätte. Aber jetzt hatte er es ja überstanden und auf den Ultraschall hatte er sich schon gefreut. Wieder bekam sie die schmierige Pampe auf den nackten Bauch gespritzt, der sich inzwischen doch schon relativ deutlich erkennbar hervor hob und ihr ganzer Stolz war. Dean zog sie zwar immer wieder damit auf, dass das nur ein Speckröllchen sei, aber so oft wie er besagtes Speckröllchen im Schlaf streichelte, konnte sie ihm deswegen gar nicht böse sein. "Das sieht wirklich sehr gut aus.", meinte Young konzentriert, während er mit seinem Werkzeug über ihren Bauch glitt und den kleinen tragbaren Monitor genau betrachtete. Dean blinzelte noch nicht einmal, sondern starrte nur gebannt auf das Bild. Delilah hatte sich entspannt zurückgelegt und sah einfach nur glücklich ihrem kleinen Baby beim Strampeln zu. Sie konnte es immer noch nicht spüren, aber im Augenblick genügte ihr der Anblick, um sie voll und ganz zu entschädigen. Außerdem hätte sie nicht gedacht, wie glücklich es sie machte, Dean so fasziniert zu sehen. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedachte, dass sie einmal Angst gehabt hatte, er würde weder sie noch das Baby bei sich aufnehmen wollen. Doch im Augenblick war diese Erinnerung weit von ihr entfernt. "Der Bluterguss hat sich vollständig aufgelöst und auch die Plazenta sieht gut aus. Wenn Sie es die nächsten Tage noch etwas ruhiger angehen lassen, dürfte einer normalverlaufenden Schwangerschaft eigentlich nichts im Wege stehen.", verkündete Young abschließend, ehe er zusammenpackte und ihr die Paste vom Bauch wischte. Es war vorbei und endlich konnte sie das Bett verlassen. "Vielen Dank." Delilah ergriff seine Hand und drückte sie herzlich. "Danke, dass sie extra vorbeigekommen sind." Young schenkte ihr ein warmes Lächeln. "Selbstverständlich. Ich bin immer wieder einmal in der Gegend von Great Falls, also wenn es Ihnen lieber ist, hier die Kontrolltermine abzuhalten, dann geben Sie mir einfach Bescheid. Ansonsten wissen Sie ja, wo sie mich erreichen können. " Er schüttelte auch Dean die Hand. "Und passen Sie gut auf die werdende Mutter auf." Dean schlang seinen Arm um Delilahs Rücken und hielt sie für einen Augenblick beschützend und besitzergreifend zugleich fest. "Das werde ich." Und dieses Mal hegte sie keinerlei Zweifel mehr an der Ernsthaftigkeit seiner Worte. Vielleicht würde Delilah eines Tages sogar bereit sein, ihm voll und ganz zu vertrauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)