Delilah – Die Liebe einer Wölfin von Darklover ================================================================================ Kapitel 1: 1. Kapitel --------------------- „Delilah Bennet, stets zu Diensten.“ Sie streckte ihre Hand dem großen dunkelhaarigen Mann mit der immer noch blutenden Unterlippe vor sich entgegen und schüttelte sie mit angemessenem Händedruck, nachdem Nataniel Hunter – zumindest stellte er sich mit diesem Namen vor – die Geste erwiderte. Er war zwar eine Raubkatze, aber davon hatten sie ihre wölfischen Gene noch nie abhalten können, wenn es darum ging, einen schönen Mann zu würdigen. „Diese Dienste würden wir gerne in Anspruch nehmen, Süße.“ Ihre Lippen umspielte ein aufgesetztes Lächeln, nachdem sie ziemlich offensichtlich mit den Augen gerollt und somit genau das ausgedrückt hatte, was auf dem Gesicht ihres Gegenübers deutlich zu erkennen war. Immerhin hatte nicht er diese Worte ausgesprochen, sondern einer der beiden Typen, die hinter ihr aufgekreuzt waren, nachdem sich jeder von ihnen ein Bier von der Bar geholt hatte. Wie schade. Delilah hatte gehofft, diese Idioten würden dort bleiben und sich bis zur Besinnungslosigkeit besaufen, nachdem sie sich schon ordentlich vor der Kneipe mit Nataniel und auch noch mit den beiden Muskelbergen Khan und Bruce geprügelt hatten, die bereits an ihrem Tisch in einer abgelegenen Ecke Platz genommen hatten und sich mit den billigen Servietten etwas Blut von der einen oder anderen Blessur tupften. Eine Szene, die sie durchaus genossen hatte, denn zugegeben: Delilah war ein absoluter Testosteron-Junkie. Umso mehr Muskeln und Schwänze, umso besser. Die Zwillinge, die sich Werwölfe nannten, waren da allerdings eine Ausnahme. Sie waren zwar ebenso intensiv an der Prügelei beteiligt gewesen und auch nicht schlecht gebaut, hatten aber nicht die Art Anziehungskraft auf sie, wie zum Beispiel der vierte Mann im Bunde, der bisher schweigsam an Nataniels Tisch gesessen hatte und so wenig mit seinem teuren Anzug in diese schmierige Bar passte, wie sie in einen Chor jungfräulicher Kirchenmäuschen. Seine schwarzen Augen und der kühle Blick ließen sie auf genau die richtige Art frösteln, die es ihr an einer anderen Stelle heiß werden ließen. Zudem war er ziemlich gut gebaut, und wenn alles an ihm so groß war, na dann: Halleluja! „Dumme Sprüche könnt ihr auch noch später klopfen, nachdem ich euch mein Anliegen unterbreitet habe“, verkündete Nataniel gelassen, woraufhin Delilah ihm ein liebenswürdiges Lächeln schenkte und lautlos mit ihren Lippen ein 'Danke' formte, nachdem er sie davor bewahrt hatte, irgendetwas auf diese lächerliche Anmache zu erwidern. Stattdessen rutschte sie zu den beiden älteren Kraftpaketen auf die Bank, um sich anzuhören, was er zu sagen hatte. Delilah wusste zwar nicht genau, mit was sie es bei den beiden Männern zu tun hatte, aber bei demjenigen mit den braunen Haaren – sie war sich nicht ganz sicher, ob es Khan oder Bruce war – bildete sie sich fast den Geruch nach Grizzly ein. Den anderen konnte sie nicht identifizieren, aber er trug auf jeden Fall auch ein Tier in sich. Es würde sie also wahnsinnig interessieren, was der schwarzäugige Schönling im Anzug unter seiner menschlichen Haut verbarg. Doch da nahm ihr feiner Geruchsinn nicht das geringste Anzeichen von Tier wahr. Seltsam. Einer der Werwölfe platzierte seinen zugegeben knackigen Hintern direkt auf einen Stuhl neben ihr, womit ihre Hoffnung starb, etwas mehr Abstand zwischen sich und diese aufdringlichen Welpen zu bringen, da sie kaum noch mit einer Pobacke auf der Bank neben dem Grizzly Platz hatte. Erst, nachdem er ein bisschen Platz machte, da sie ihm vermutlich zu sehr auf die Pelle rückte, konnte sie sich entspannter hinsetzen und Nataniel zuhören, der sich ebenfalls auf einen Stuhl niedergelassen hatte. Erst nach dem er die Runde einander vorstellte, wurde Delilah auf die unscheinbare Frau neben ihm aufmerksam. Nicht, dass sie diese vorher völlig übersehen hätte, aber da diese kein Mann war, war sie einfach nicht so sehr auf ihrem Radar hervorgestochen. Eine Eule, dem Geruch nach zu urteilen. Eine ziemlich schweigsame Eule, wenn man bedachte, dass sie noch kein einziges Mal den Mund aufgemacht hatte. Stattdessen wirkte die Frau eher so, als säße sie mitten in einer Gruppe von Teufeln in der Hölle und müsste jeden Moment befürchten, mit einem Dreizack in den Hintern gepikt zu werden. Da hast du dir eindeutig die falsche Gegend ausgesucht, Schätzchen, dachte Delilah in Gedanken grinsend, ehe sie sich wieder auf die Männer konzentrierte. Nataniel stellte sie als Francys vor. Der Anzugträger hieß Ryon, mit Bruce und Khan hatte sie am Ende doch richtig gelegen, und dass die Zwillinge James und Dean hießen, hätte sie gar nicht wirklich wissen müssen. „Also, ihr habt sicher schon alle etwas von der Moonleague gehört“, begann Nataniel in ernstem Tonfall, nachdem er etwas die Stimme gesenkt hatte. Zustimmendes Brummen kam von allen Seiten, Delilah selbst sagte nichts dazu. Ja, sie hatte zwar schon einmal etwas von dieser Organisation gehört, die Gestaltwandler aufspürte und registrierte, aber ihr selbst hatten die Typen noch nie an den Pelz gewollt. Dafür war sie einfach zu vorsichtig, zudem gab es auch noch genug andere Leute, die genauso unangenehm werden konnten und nicht unbedingt einer Organisation angehören mussten. Trotzdem hörte Delilah aufmerksam zu, denn als Mitglied der Gestaltwandlergemeinschaft betraf es sie am Ende ja doch irgendwie, obwohl sie seit jeher eine Einzelgängerin war. „Eine Gruppe Menschen, Gestaltwandler und außergewöhnlich Begabte wollen der Moonleague endgültig das Genick brechen oder sie zumindest so weit in ihrer Arbeit zurückwerfen, dass sie sich sogar in ein paar Jahren noch nicht davon erholt haben werden. Es wird Zeit, diesem Abschaum einen Strich durch die Rechnung zu machen, nachdem sie unser Blut schon zu oft vergossen und uns schon zu lange kontrolliert haben.“ In Nataniels Stimme schwang etwas mit, das Delilah schmerzlich an eigene Verluste erinnerte und sie den Blick senken ließ, um für einen Moment die Maserung des Tisches zu betrachten, ehe sie sich wieder zusammenriss und erneut Haltung annahm. Sie war schließlich kein kleines Mädchen mehr! „Wir haben bereits einen ausgeklügelten Plan, doch es fehlt noch ein Schlüsselelement, weshalb ich Leute wie euch suche, um mir dabei zu helfen.“ Nataniel bedachte jeden in der Runde mit einem intensiven Blick, doch er bettelte nicht, sondern breitete stattdessen noch deutlicher eine seltsame Aura von Autorität und Stärke um sich herum aus. Nicht, dass es Delilah wirklich berühren würde, aber sie wusste plötzlich, mit was sie es hier zu tun hatte. Er war ein Alphamännchen, wie es sie auch bei ihrer Art gab und obwohl sie gerade der Artunterschied davon abhielt, sich dem unterzuordnen, war doch nicht zu leugnen, dass es sie ebenso einnahm, wie zum Beispiel auch die beiden Werwölfe. Statt dumme Sprüche zu klopfen oder einen weiteren Blick in Delilahs großzügigen Ausschnitt zu werfen, waren sie ungewohnt gefasst und schienen wirklich zu zuhören, was Nataniel zu sagen hatte. Ein Grund, warum die Raubkatze mit einem Mal für sie völlig uninteressant als möglicher Bettgefährte wurde. Sie würde sich niemals von einem Alphamännchen unterdrücken lassen, mochte es noch so subtil sein. „Was beinhaltet dieses Schlüsselelement?“ Die Frage kam von Ryon und das war das erste Mal, dass sie ihn sprechen hörte. Seine Stimme wäre angenehm gewesen, wenn auch nur ein Funke an Emotion darin mitgeschwungen wäre, doch das tat es nicht. Uff, wenn der auch so kalt im Bett ist, holt Frau sich noch Frostbeulen an Stellen, wo man sie eigentlich nicht kriegt! Delilah unterdrückte sofort den Gedanken, schließlich ging es hier um etwas Ernsthaftes, auch wenn es sie am Ende nicht wirklich betraf. Sie wusste sich schließlich inzwischen zu wehren und glaubte auch nicht, dass sie irgendwann in Zukunft der Moonleague in die Finger geraten könnte. Aber Vorsicht war ja bekanntlich besser als Nachsicht, also rief sie sich erneut zur Ordnung. „Ein Ablenkungsmanöver“, beantwortete Nataniel schließlich die Frage und setzte sofort dazu an, das näher zu erklären. „Meine Leute wollen den Hauptcomputer der Moonleague zerstören und das können sie nur, wenn in dem Gebäude, wo sich dieser Computer befindet, so viel Chaos herrscht, dass sie dort unbemerkt hineinkommen können.“ „Wir sind dabei! Wird sicher eine geile Aktion.“ Dean und James klatschten begeistert in die Hand des anderen und schon war der Eindruck von Ernsthaftigkeit bei ihnen wieder verflogen. Stattdessen sah man ihnen an, wie sehr sie darauf brannten, irgendwo Chaos zu stiften. Um sich mögliche Folgen einer Augen-Muskel-Erkrankung zu ersparen, verkniff Delilah es sich, schon wieder mit den Augen zu rollen. Denn sie hatte das Gefühl, dass sie das wohl noch öfter tun würde, wenn sie länger mit diesem Frischfleisch zu tun hatte. Bei den anderen drei Männern kam auf jeden Fall nicht so viel Enthusiasmus auf, denn vermutlich waren die nicht so naiv oder schlichtweg verblödet, mögliche Gefahren einfach als harmlos abzutun. Allerdings kniffen sie auch nicht, was Delilah auch nicht erwartet hätte. „Und wie genau soll das Ablenkungsmanöver aussehen?“, wollte nun Bruce wissen und stellte somit die Frage, die auch sie interessierte. Gespannt lehnte sie sich etwas vor, denn obwohl Delilah auf gar keinen Fall eine Heldin war und auch nicht sein wollte, so käme es ihr doch ganz gelegen, mal wieder die Sau, besser gesagt, den Wolf herauszulassen, gerade jetzt, da sie schon bald wieder ihre Horrortage haben würde und daher jegliche Form von Anstrengung, die nicht mit einem Bett zu tun hatte, begrüßen konnte. Es würde sie auf andere Gedanken bringen, als nur den auf wilden Sex und das wäre in ihrer derzeitigen Gesellschaftsrunde absolut keine schlechte Sache. Am Ende könnte sie noch bei diesem Grizzly landen, der zwar sicherlich reich an Erfahrung war, aber eigentlich nicht dem Typ entsprach, auf den sie sonst so stand. Da wären ihr sogar die Frostbeulen willkommen. Gott, hoffentlich ließ ihre Hitze noch etwas auf sich warten!   ***   Als Delilah aus dem Taxi stieg und neben den Männern Aufstellung nahm, die sich ebenfalls auf dem Bordstein zu ihr gesellten, musste sie ein anerkennendes Pfeifen gerade so unterdrücken und damit auch leider einmal den Zwillingen zustimmen. „Hammer Schuppen!“, tönte es geradezu synchron aus den Mündern der beiden Brüder und drückte trotz ihres beschränkten Wortschatzes genau das aus, was auch sie insgeheim dachte. Sie alle begafften die Fassade eines mehrstöckigen Luxushotels, in dem sie unglaublicherweise heute und vielleicht noch die kommenden Tage übernachten würden. Niemals hätte Delilah damit gerechnet, eine solche Unterbringung für die Nacht zu bekommen, dafür, dass sie Nataniels Bitte, wie der Rest der Truppe, zugestimmt hatte. Hätte sie das gewusst, hätte es nicht einmal das geringste Zögern gegeben. So eine Chance schlug man einfach nicht aus, wenn man sonst mit einem muffigen Bett und einem Kerl, dessen Namen man am nächsten Morgen nicht einmal mehr wusste, vorlieb nahm, um nicht auf der Straße schlafen zu müssen. Tatsächlich kam es Delilah so vor, als hätte sie soeben den Jackpot geknackt! Erst Ryons Hände und sein Sakko auf ihren Schultern rissen sie wieder aus ihrem kleinen Tagtraum. Kurz blickte sie zu dem unterkühlten Hünen hoch und bedauerte es, dass er so ganz und gar keine sexuellen Signale aussandte, auf die sie hätte anspringen können. Seine Geste machte lediglich deutlich, dass ihr nuttenähnliches Outfit für so einen Nobelschuppen einfach nicht angebracht war und er etwas dagegen zu tun gedachte. Nun, ihr sollte es recht sein. Für eine Nacht in diesem Hotel hätte sie wesentlich mehr getan, als sich nur zu bedecken. Und diese Ansicht bestätigte sich immer mehr, als sie einige Minuten später den Flur zu ihren Zimmern entlang schritten und Delilah still vor sich hinlächelnd die Schlüsselkarte zu ihrem eigenen Zimmer in Händen umklammert hielt, als könne jeden Moment jemand kommen und ihr den kleinen Schatz wieder wegnehmen. Das würde die erste Nacht seit einer denkwürdigen Zeitspanne sein, in der sie endlich einmal ein Bett für sich ganz alleine hatte. Da störte es sie noch nicht einmal, dass die Zwillinge das Zimmer direkt neben dem ihren hatten. „Falls du jemanden brauchst, der dir dein Kissen aufschüttelt und dir eine Gutenacht-Geschichte vorliest, weißt du ja, wo du uns findest.“ Immer noch mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht drehte sich Delilah abrupt zu den beiden Brüdern herum, woraufhin ihr Lächeln noch breiter wurde. Selbst diese beiden Kindsköpfe konnten ihr ihre Laune nicht verderben. „Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich heute Nacht einen Fußwärmer brauche, werde ich mich gerne an die etwas erfahreneren Modelle in diesem Stockwerk wenden. Trotzdem danke für das Angebot. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten öffnete sie ihre Tür und schloss sie hinter sich, bevor auch nur noch ein Wort der Brüder an ihr Ohr dringen konnte. Sollten sich die Kerle doch gegenseitig die Stange halten, wenn sie es so nötig hatten, sie jedenfalls würde jetzt Julia Roberts in Pretty Woman imitieren, nachdem sie das gigantische Ausmaß der Badewanne wahrgenommen hatte. Es wäre eine Schande gewesen, dem nicht nachzugehen.   ***   „Oh, Gott!“ Sie stöhnte in scheinbar höchster Ekstase auf, auch wenn es nicht den üblichen Grund dafür hatte. Bis unters Kinn reichte ihr das wohlig warme Wasser. Dichte wattige Schaumwölkchen umhüllten sie knisternd und ein Duft von herrlicher Vanille umspielte ihre feinen Sinne. Das hier war durchaus ein orgiastisches Erlebnis für sie. Denn, wann war das letzte Mal gewesen, dass sie mehr als eine flüchtige Dusche genommen hatte, geschweige denn ein ausgedehntes Schaumbad? Um ehrlich zu sein, konnte sich Delilah nicht mehr daran erinnern. Der übliche Sauberkeitsablauf bedeutete, dass sie sich kaum damit Zeit ließ, das Wasser in den fremden Duschen warm werden zu lassen, um sich rasch zu waschen, ehe sie auch schon nach dem nächstbesten, nicht immer frischen Handtuch griff, um sich so schnell wie möglich abzutrocknen und wieder anzuziehen. Denn es gab eines, das sie genauso sehr verabscheute, wie das Gefühl neben einem fremden, womöglich im Lichte des hellen Tages auch noch hässlichen Kerls zu erwachen, dessen Arm sogar im Schlaf noch ihren Körper begrabschte, als wäre er sein Eigentum – nämlich diesem besagten Kerl auch noch am Morgen in wachem Zustand zu begegnen. Daher ergriff Delilah stets rechtzeitig die Flucht, um in Ruhe und alleine zu frühstücken. Wie sehr sie also das hier genoss, konnte sie nicht in Worte fassen. Erst lange, nachdem ihre Finger schon längst runzelig geworden waren und sie kaum noch die müden Augen offenhalten konnte, kämpfte Delilah sich aus der riesigen Badewanne, kuschelte sich in ein himmlisch weiches Handtuch und fiel schließlich völlig erschöpft in das noch gigantischere Bett. Träge und absolut zufrieden wühlte sie sich nackt unter die Decke und verschwendete nur einen kleinen Gedanken daran, dass sie morgen so früh wie möglich noch ein paar ihrer Sachen aus dem Spind im nahegelegenen Hallenbad holen sollte, um sich zum Frühstück etwas anständiger kleiden zu können. Weit kam sie nicht bei dem Gedanken, ehe sie mit dem Kopf tief im duftigen Kissen vergraben einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)