Delilah – Die Liebe einer Wölfin von Darklover ================================================================================ Kapitel 53: 53. Kapitel ----------------------- Tja, ehm. Hi, Leute. Ich weiß eigentlich gar nicht so recht, was ich sagen soll. Vielleicht sollte ich hier eher Mal Staubwischen und Spinnweben entfernen, was ich mit diesem Kapitel dann auch hoffentlich getan habe. Tut mir wirklich sehr leid, wegen der einjährigen *schluck* Abwesenheit. Es schockiert mich selbst immer noch und das wird sich auch nicht so schnell wieder ändern. Aber ihr sollt wissen, dass ich mir dieses Kapitel wirklich mühsamst abgerungen habe, da mein Kopf eigentlich tausend andere Ideen zu einem halben Dutzend ungeschriebener Geschichten hatte und dennoch bin ich stur geblieben und hab erst hier gepostet, bevor ich irgendwas Neues angehe. Ich will euch eigentlich auch gar nicht länger aufhalten, aber eines muss ich auf jeden Fall noch erledigen und zwar mich noch herzlich bei Rabenkraehe für den wunderschönen Kommentar bedanken. Tut mir leid, dass ich dir die ganze Zeit über nicht geantwortet habe. Ich hoffe, das wird sich in Zukunft wieder bessern. Ich habe mich aber wirklich sehr über deine Worte gefreut! Zum Schluss nur noch eine Kleinigkeit für diejenigen, die sich vielleicht wundern werden, warum ich Elijah jetzt mit 'h' schreibe. Es gefällt mir jetzt ehrlich gesagt einfach sehr viel besser und wird, sofern ich mal zur kompletten Überarbeitung der Geschichte kommen sollte, dann auch bei den vorangegangenen Kapitel geändert. Alles Liebe wünsche ich euch. Eure Darklover ******************** Sie war nervös. Eine Tatsache, die sie vor jemand anderem nicht hätte zugeben wollen. Aber die Zeichen waren unleugbar da. Die Finger ihrer linken Hand trommelten schon eine ganze Weile rhythmisch auf das harte Holz der Tischplatte, während ihre andere Hand geradezu hektisch die kleine Computermaus über das Mousepad jagte und sich härter als nötig durch das World Wide Web klickte. Artikel und Bilder zogen vor ihren Augen über den Bildschirm, ohne wirklich wahrgenommen zu werden. Stattdessen schien sich die Digitalanzeige der Uhr in der rechten oberen Ecke immer mehr in den Mittelpunkt zu drängen, obwohl das absolut lächerlich war. Delilah schaute trotzdem hin. Ein genervtes Stöhnen unterdrückend, da seit ihrem letzten Blick gerade einmal dreißig Sekunden vergangen waren, schnappte sie sich einen der zahlreichen Kugelschreiber vom Tisch und lehnte sich in Elijahs gemütlichem Bürosessel zurück, den sie netterweise benutzen durfte. Genauso wie einen der beiden anderen Computer mit denen er nicht direkt arbeitete, um die Rechnungen für die Kunden zu schreiben. Der Stift half zumindest ihre Finger zu beschäftigen, während ihre Gedanken sehr viel schwerer zu beruhigen waren. Eigentlich hätte Delilah angenommen, dass ein bisschen Surfen im Internet sie ablenken würde, so wie es in den letzten Tagen der Fall gewesen war. Denn das war so ziemlich ihre einzige Möglichkeit sich besser auf die kommenden Wochen der Schwangerschaft, die bevorstehende Geburt und alles was danach noch relevant sein würde, vorzubereiten. Klar hätte sie auch die Brüder bitten können, mit ihr in die Stadt zu fahren, um einen Berg an Schwangerschaftsbüchern zu kaufen. Aber letztendlich war sie der Ansicht gewesen, dass das Internet ohnehin eine unendliche Fülle an Informationen bezüglich dieser Themen bereithielt und sie sich das Geld für wichtigere Sachen aufsparen sollten. Delilah graute ohnehin jedes Mal bei dem Gedanken, dass sie absolut nichts zu den Dingen beisteuern konnte, die ihr Baby in Zukunft brauchen würde, da sie weder Ersparnisse noch einen Job hatte. Der Ausdruck ’Rabenmutter' war da noch untertrieben. Nestbautechnisch versagte sie auf ganzer Linie. Sie steuerte lediglich das Baby bei und selbst das anfänglich nicht einmal wirklich gewollt. Der Kugelschreiber landete mit einem leisen Klacken auf dem Schreibtisch und rollte dann auf der Flucht vor ihr über das glatte Holz davon. Delilah vergrub währenddessen ihr Gesicht hinter ihren schwitzigen Händen und versuchte diese negativen Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Denk positiv, Süße. Tu’s für dein Baby. Während sie sich die Schläfen massierte, versuchte Delilah an nichts zu denken. Aber ihr Verstand wollte nicht so recht mitmachen. Wieder fiel ihr Blick auf die Uhr. Wieder waren kaum zwei Minuten vergangen. Dieses Mal konnte sie das genervte Stöhnen nicht mehr unterdrücken. „Wo bleiben sie bloß?“ Nicht länger fähig, ruhig sitzen zu bleiben, hievte Delilah sich von dem bequemen Stuhl hoch in die Senkrechte und ging zu dem großen Bürofenster hinüber, um einen Blick nach draußen zu werfen. Es standen diverse Autos in der Einfahrt. Einige warteten bereits darauf, von ihren Besitzern wieder abgeholt zu werden, während andere erst noch für verschiedenste Arbeiten drangenommen werden mussten. Aber so unterschiedlich die Modelle auch waren, der alte Pick-up der McKenzies war nicht dabei. Es hätte sie auch gewundert, wenn sie die Ankunft der Zwillinge verpasst hätte. Ein gut gedrillter Wachhund war nichts gegen ihre Wölfin. Ohne es zu wollen, mischte sich nun auch Sorge unter ihre bereits vorhandene Nervosität. Konnte es wirklich den ganzen Tag dauern, um sich für ein ausreichend großes Bett zu entscheiden, es zu kaufen, einzuladen und dann damit nach Hause zu fahren? Und wenn ihnen etwas passiert ist? Delilah dachte dabei nicht einmal an eine Panne oder gar einen Unfall. Nein, ihre Sorge hing direkt mit der sie nervös machenden Tatsache zusammen, dass die Brüder zum ersten Mal seit dem Entschluss, den sie alle drei getroffen hatten, alleine unterwegs waren. Ganz ohne Delilah, die bisher bei jeder aufziehenden Gewitterfront der Gefühle dafür gesorgt hatte, dass sie sich ebenso schnell wieder verzog, wie sie gekommen war. Denn Eifersucht stand leider immer noch ganz oben auf ihrer Dreiecksbeziehungshitliste und die einzige bislang wirksame Methode, dem beizukommen, war intensive Nähe. Am besten schon lange, bevor überhaupt der Hauch von Eifersucht aufkam. Für ihre Jungs bedeutete das ein entspannterer Umgang miteinander und für Delilah die bislang sexuell intensivste Woche ihres Lebens. Powerkuscheln bekam eine völlig neue Bedeutung, während ihre Erfahrung mit Sex an ungewöhnlichen Orten immer weiter zunahm. Was sie eigentlich selbst kaum glauben konnte. Im Grunde genommen sollte sie von den ganzen Aktivitäten mit ihren Männern völlig erschöpft und geradezu gesättigt sein, aber tatsächlich verhielt es sich eher so, dass sie die kostbare Zeit sehr schnell vermisste, in der sie mit einem der Brüder ganz für sich alleine sein konnte. Es waren immerhin die wenigen Momente, in denen sie nicht das Gefühl hatte, sich zweiteilen zu müssen, obwohl die Jungs sich wirklich mühe gaben, nicht ständig gleichzeitig um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Vielleicht war es sogar ganz gut so, wenn die Brüder wieder mehr Zeit zu zweit verbrachten und ihr geschwisterliches Band neu stärkten. Wäre da nicht auch gleichzeitig die Angst, dass sie wegen irgendetwas in Streit geraten und sich wieder halb zu Tode prügeln könnten. Das letzte Mal hatte Delilah leider immer noch sehr genau vor Augen, auch wenn sie im Moment nicht glaubte, dass es derzeit so weit kommen könnte. „Trotzdem sollten sie schon längst hier sein, verdammt!“ Mit finsterer Miene wandte sie sich vom Fenster ab und ging im Büro etwas auf und ab, während sie sich die schmerzenden Muskeln in ihrem Kreuz massierte. Nichts was ihr Grund zur Sorge gab. Sie war viel zu lange gesessen, ohne sich zwischendurch die Beine zu vertreten und dabei war sie noch nicht einmal großartig mit ihrer Informationssuche weitergekommen. Gerade als sie sich wieder zurück in den Bürosessel fallen ließ, konnte Delilah ein Auto in die Auffahrt einbiegen hören. Das befremdliche Geräusch des Motors sagte ihr allerdings sofort, dass es der alte Pick-up nicht sein konnte. Dennoch rollte sie mit einem Funken Hoffnung in der Brust mit dem Stuhl um den Schreibtisch herum und spähte aus dem blankgeputzten Fenster. Wie erwartet waren es nicht ihre Männer, sondern ein gelbes Taxi mit einer älteren Frau als Fahrgast, die sich gerade mühsam von der Rückbank quälte. Delilah rollte wieder zum Schreibtisch zurück und angelte nach Elijahs Kalender, während sie über die Unverschämtheit des Taxifahrers nachdachte. Er hätte Mrs. ... Kinsey wenigstens die Tür aufhalten können. Sofern das wirklich Mrs. Kinsey war, bedeutete das, dass zumindest eine Person an diesem Tag pünktlich kam. Delilah fand auch rasch in dem sauber geordneten Ablagesystem das Klemmbrett mit dem Auftrag der alten Dame und überflog ihn kurz. Nicht, dass sie sich tatsächlich mit dieser Thematik auskannte, aber zumindest konnte sie nach einiger Zeit, die sie zusammen mit Elijah in diesem Büro verbracht hatte, sagen, wann ein Auftrag abgeschlossen war. Der hier war bereits seit gestern fertig. Da derzeit nur ein alter Chevy bei ihnen in der Einfahrt stand, schnappte Delilah sich den dazu passenden Schlüssel und den darunterliegenden Zulassungsschein aus der dafür vorgesehenen Schublade und legte alles zusammen auf Elijahs Platz. Kaum dass sie wieder vor ihren Bildschirm gerollt war, öffnete sich die Bürotür und die ältere Dame kam auf einem schlichten Gehstock gestützt herein. „Guten Tag“, begrüßte Delilah sie höflich. Denn auch wenn sie hier nicht arbeitete und auch gar nicht den Eindruck erwecken wollte, so war ihr doch sehr wohl bewusst, was das Wort ’Image' bedeutete. „Guten Tag.“ „Mrs. ... Kinsey?“ Delilah schielte noch einmal auf den Kalender. „Ja, die bin ich.“ „Sehr gut. Soweit ich das beurteilen kann, ist Ihr Wagen schon fertig. Aber Elijah wird sicher jeden Moment kommen und Ihnen Genaueres sagen können.“ Bevor die alte Dame mit dem weißen Haardutt sich noch schwerer auf ihren Gehstock stützen konnte, deutete Delilah mit einem höflichen Lächeln auf die Sitzecke mit den Zeitschriften und dem Getränkeautomaten. „Setzen sie sich doch für einen Moment.“ „Vielen Dank.“ Die betagte Lady schlurfte langsam hinüber, wobei sich ihr schlichter, knielanger Rock kaum bewegte und ließ sich seufzend auf die weiche Ledercouch nieder, ihre winzige Handtasche dabei akkurat auf dem Schoß balancierend. Mal sehen, ob sie auch alleine wieder von dort hochkam. Zumindest würde Delilah nicht die Unverschämtheit des Taxifahrers besitzen und ihr dabei helfen, sollte es nötig sein. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, während Sie warten? Wasser oder Saft vielleicht?“ Lange würde sie sicher nicht warten müssen, da Elijah bestimmt das Taxi gehört hatte und bald nachschauen kam, ob ein Kunde etwas brauchte. Schließlich war die meiste Zeit niemand da, der im Büro die Stellung hielt, während die Männer in der Werkstatt arbeiteten. Aber zumindest im Moment konnte Delilah diesen leeren Posten besetzen. „Ja, bitte. Wasser wäre eine gute Idee.“ Delilah erwiderte das faltige Lächeln der alten Dame und erhob sich, nachdem sie noch rasch alle Browserfenster geschlossen hatte. Sie würde heute ohnehin keine wichtigen Informationen mehr aufnehmen können. Der Wasserspender stand zwar kaum zwei Meter von der Sitzecke entfernt und war für jeden Kunden frei zugänglich - ein kleiner Service sozusagen - aber sie wollte Mrs. Kinsey nicht gleich wieder von dem Leder hochjagen, also ging sie selbst. „Oh. Wie weit sind Sie denn?“ Delilah musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, was die alte Dame meinte. Es war schließlich nicht das erste Mal in dieser Woche, dass sie danach gefragt wurde. „Ungefähr in der 23. Schwangerschaftswoche.“ Während sie mit der einen Hand auf die Taste für das kalte Wasser drückte, strich sie sich mit der anderen sanft über die Rundung ihres Bauches, wie sie es sehr oft den Tag über machte. Es gab ihr einfach ein gutes Gefühl und bisweilen konnte sie dann auch mit ihrer Hand die kleinen Tritte und Bewegungen fühlen, die immer deutlicher wahrzunehmen waren, je weiter die Schwangerschaft voranschritt. Das kleine Spektakel, als ihre Jungs zum ersten Mal das Baby richtig hatten fühlen können, würde sie nie vergessen und immer als einen kostbaren Schatz in ihrem Herzen behalten. Es war einer der wenigen Tage bisher gewesen, an denen sie einfach nur noch pures Glück empfunden und den Rest der Sorgen vergessen hatte. Im Moment konnte sie nichts fühlen, weder einen Tritt noch irgendeine andere Bewegung. Aber das beunruhigte sie nicht weiter. Delilah wusste inzwischen, wann ihr Baby schlief und es entging ihr auf keinen Fall, wenn es das nicht tat. Nicht einmal, wenn sie selbst im Tiefschlaf war und mal wieder in der Nacht aufgeweckt wurde. „Und wissen Sie auch schon, was es wird?“ Delilah füllte sich selbst auch einen Becher mit Wasser, bevor sie einen an Mrs. Kinsey weitergab, die ihr leise dafür dankte und geduldig auf eine Antwort wartete. Nicht wissend, ob sie sich wieder an ihren Platz oder doch auf einen der Ledersessel setzen sollte, blieb sie für einen Moment stehen. „Ich lasse mich lieber überraschen.“ Sie nahm einen großen Schluck und meinte dann: „Hauptsache es ist gesund.“ „Da kann ich Ihnen nur zustimmen.“ Mrs. Kinsey nippte nur kurz an ihrem Becher, bevor sie ihn auf den kleinen Glastisch stellte. Offenbar war ihr Durst nach Neuigkeiten größer, als der nach Wasser. „Und Sie arbeiten hier?“ „Oh nein.“ Delilah winkte lächelnd ab. „Ich wohne hier und Elijah ist so nett, mich ab und zu ins Internet zu lassen.“ Der graublaue Blick der alten Lady wurde vor Überraschung ganz groß. „Tatsächlich? Ich hatte ja keine Ahnung! Wer ist denn der Glückliche? James oder Dean? Mr. McKenzie wird es ja wohl nicht sein. Dafür sind Sie eindeutig noch zu jung, meine Liebe.“ Es war ein gut gemeinter Scherz, dennoch sackte mit einem Schlag Delilah all ihr Blut in die Beine und sie musste sich nun doch setzen. Sie hatte ja nicht ahnen können, was für Stolpersteine die harmlosen Fragen von Mrs. Kinsey aufwarfen. „Ehm ... “, stammelte sie hilflos und wusste nicht so recht, wie sie antworten sollte. Es war schon für jemanden in ihrem Alter schwer zu verstehen, wenn eine Frau mit zwei Männern zusammen war. Aber der Jahrgang dieser alten Lady? Da wäre es ja noch das geringere Übel, dass sie nicht verheiratet war und selbst das müsste sie eigentlich schon in die Hölle bringen. Am liebsten hätte Delilah sich vor Elijah auf den Boden geworfen und ihm die Füße geküsst, als er sie just in diesem Moment aus ihrer Zwangslage befreite und durch die Tür zur Werkstatt kam. „Ah, Mrs. Kinsey. Wie ich sehe, sind Sie bereits gut versorgt worden.“ Der alte Werwolf kam mit einem höflichen Ausdruck auf dem Gesicht zu ihnen herüber und schüttelte Mrs. Kinsey die Hand. Er lächelte zwar nicht, aber das war schon mehr, als die meisten von ihnen zu Gesicht bekamen. „Ja, sehr gut. Sie ist wirklich ein reizendes Mädchen. Und wie ich hörte, darf man Ihnen gratulieren.“ Elijah zog seine Hand langsam wieder zurück, und obwohl er es nicht so offensichtlich zeigte, stand doch Verwirrung in seinen Augen. Genauso wie in Delilahs. War das vorhin vielleicht doch kein Scherz gewesen? „Na, sie werden Großvater!“ Erleichtert ließ sie sich wieder zurücksinken und atmete erst einmal tief durch, bis ihr klar wurde, dass sie eigentlich noch gar nicht so genau wusste, was Elijah von dieser neuen Rolle überhaupt hielt, die da auf ihn zukam. Klar, er war ihr gegenüber inzwischen sanfter geworden und hatte eindeutig seine Vorurteile fallen gelassen. Er hatte ihr sogar dabei geholfen, ihre Beziehung zu kitten. Aber das alles musste noch lange nicht heißen, dass er gerne Opa wurde und bis zu diesem Augenblick war Delilah nicht klar gewesen, wie viel ihr gerade das bedeuten würde. Wohl zur Verblüffung aller Beteiligten zupfte plötzlich ein kleines Lächeln an Elijahs Mundwinkeln und ließ die Strenge in seinen vernarbten Zügen für einen Moment vollkommen verschwinden. Delilah hörte nicht genau, was er Mrs. Kinsey antwortete. Viel zu baff starrte sie ihn einfach nur an und musste sich schließlich selbst daran erinnern, den Mund wieder zuzumachen, gerade als Elijah der alten Dame von der Couch hoch half und zur Ablage mit den Klemmbrettern hinüber ging. Als sich seine Stirn fragend runzelte, als er wohl nicht fand, was er suchte, raffte Delilah sich ebenfalls auf und deutete im Gehen auf seinen Platz. „Da auf dem Schreibtisch.“ Sein Blick wandte sich erst an sie, folgte dann ihrem ausgestreckten Arm und fand schließlich das, was er gesucht hatte. Delilah wartete seine Reaktion nicht ab, sondern verabschiedete sich beim Hinausgehen noch von Mrs. Kinsey und verließ dann auch schon das Büro, bevor noch mehr unangenehme Fragen gestellt werden konnten. Es war ohnehin an der Zeit, das Abendessen zuzubereiten. Delilah saß draußen an der frischen Luft auf der Verandaschaukel und hatte das Warten inzwischen aufgegeben. Während des Kochens hatte James kurz angerufen, um ihr mitzuteilen, dass alles in Ordnung sei und dass es etwas spät werden könnte, ohne ihr aber verraten zu wollen, was die Brüder gerade trieben. Also hatte sie alleine zu Abend gegessen, saß hier nun im Dunkeln und schaute Elijah bei der Arbeit zu, der immer noch in der Werkstatt vor sich hin werkelte und sie gar nicht zu bemerken schien, obwohl die Tore weit offen standen. Das war auch der einzige Grund, weshalb sie so friedlich hier draußen sitzen konnte, ohne auch nur die geringste Spur von Angst zu empfinden. Ihr Alphawolf würde niemals zulassen, dass noch einmal so etwas Schreckliches wie vor ein paar Monaten passierte. Wagen würde es sicher auch keiner. Gerade als ein weiteres Gähnen sie schüttelte und sie überlegte, ob sie sich nicht einfach in Deans altes Bett schlafen legen sollte, da ihres bereits abgebaut war, stellte ihre Wölfin die Ohren auf und Delilah drehte den Kopf in den sanften Wind, um besser hören zu können. Ein zunächst unverständliches, aber ihr durchaus bekanntes Geplärre wurde ihr immer lauter zugetragen, bis endlich ihre Jungs in Sicht kamen. Ein letztes Mal „I’m on the highway to hell“, jaulend bogen sie in die Einfahrt ein und das Lied von AC/DC verstummte, als der Motor erstarb. James, der dem Haus am nächsten war, schaffte es gerade einmal die Füße auf den Boden zu stellen, als er auch schon mit dem Rücken gegen die Seitenwand des Pick-ups taumelte, nachdem Delilah ihn regelrecht angesprungen war. Sofort schlangen sich seine Arme um ihre Taille und hielten sie an Ort und Stelle, während er leise in ihr Haar lachte, obwohl ihre eigenen Arme ihn fast erwürgten. „Ich nehme mal an, du hast uns vermisst.“ „Nein, wie kommst du nur auf diesen abwegigen Gedanken?“ Sie drängte sich noch enger an seine warme Brust und sog tief den herrlichen Duft nach Mann und Wolf in ihre Lungen. „Keine Ahnung.“ Sein erneutes Lachen brachte ihren Körper zum Vibrieren. Kurz darauf berührten safte, große Hände ihre nackten Schultern. Eine weitere Brust erwärmte nun auch ihren Rücken, kurz bevor sich eine leicht kratzige Wange an ihrer noch unbesetzten Gesichtshälfte rieb. „Hey, Süße.“ Deans Stimme war sanft und ruhig, also das krasse Gegenteil von der Karaokeeinlage von gerade eben. „Hey, Süßer.“ Sie nahm einen Arm von James' Nacken und fuhr beinahe schnurrend durch Deans weichen Haarschopf, dabei genießend die Augen geschlossen. Sie waren endlich wieder bei ihr. Selbst ihre Wölfin entspannten sich merklich. Für eine Weile standen sie einfach nur so da, die Nähe genießend, bis ein Schatten das Licht, das von der Werkstatt durch die Dunkelheit auf sie fiel, ihre Aufmerksamkeit erregte. „Hi, Dad“, begrüßten die Jungs ihren Vater gleichzeitig, der mit einem knappen Nicken antwortete. „Habt ihr alles bekommen?“ „Ja, auch wenn wir nicht gedacht hätten, dass es so lange dauert.“ Dean trat einen Schritt zurück und auch James stellte sie wieder auf die Füße, aber keiner von den beiden ließ sie endgültig los. Sie war immer noch durch ihre Hände mit ihr verbunden. „Braucht ihr Hilfe mit dem Bett?“ James schüttelte den Kopf. „Es wird schon gehen, danke.“ „Na dann.“ Elijah wandte sich von ihnen ab und ging zur Werkstatt zurück. Erst jetzt fiel Delilahs Blick auf die vollbeladene Ladefläche des Pick-ups, über den sich auch noch eine dicke Plane spannte. „Mein Gott, habt ihr das ganze Möbelhaus leergekauft?“ Sie zupfte halbherzig an einen der straff gespannten Riemen, welche die Ladung sichern sollte und drehte sich dann fragend zu ihren Männern herum. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die sich einen bedeutungsvollen Blick zuwarfen. „Also?“ Beide lächelten unschuldig. „Nicht ganz, aber fast.“ James schloss die Tür des Pick-ups, während sein Bruder mit geschickten Fingern die Halterungen zu lösen begann. „Die anderen Sachen hat Dad angefordert, aber die werden wir erst morgen abladen. Im Moment hat unsere neue Spielwiese oberste Priorität. Auch wenn ich nicht glaube, dass wir sie heute noch richtig einweihen werden. Aber zum Schlafen wird es reichen.“ Er zwinkerte ihr mit einem breiten Grinsen zu. „Oookay.“ Na da war sie ja mal gespannt, was ihre Jungs ihr da nach Hause gebracht hatten. Obwohl Delilah nicht geglaubt hatte, dass sie bei dem monströsen Paket und dem darin enthaltenen Bett mehr dazu beitragen konnte, als den Zwillingen bloß die Tür aufzuhalten, stellte sich doch bald heraus, dass ihre Anwesenheit von monumentaler Bedeutung war. Mit Werkzeugen konnten die Jungs umgehen, das musste sie ihnen neidlos zugestehen, doch als die beiden damit anfangen wollten, die ganzen Teile ohne Plan zusammenzubauen, fühlte sie sich schon nach wenigen Minuten dazu genötigt, einzuschreiten. Eine Diskussion, die wohl so alt war wie die Menschheit selbst, entbrannte und konnte erst dadurch beendet werden, dass Delilah den Akkuschrauber an sich riss und sich selbst ans Werk machen wollte. Proteste von allen Seiten erklangen. Rasch wurde ihr wieder der Plan in die Hände gedrückt und ein Stuhl heran geschafft, auf den man sie niederzwang und von dem aus sie nun, wenn nötig, Anweisungen geben durfte. Ein Kompromiss der Delilah innerlich zum Schmunzeln brachte. Überraschend schnell nahm auf diese Weise ein wahres Ungetüm von einem Bett Gestalt an, das ihr Herz schon bald sehr viel schneller schlagen ließ. Es war ein Traum! Mehr als zwei Meter breit und noch um einiges länger, nahm es wesentlich mehr Platz als das alte Bett im Raum ein, aber dafür sah es wie für sie drei gemacht aus. Helles, geöltes Holz, dessen Art sie nicht genau bestimmen konnte, bildete nicht nur den Rahmen und das massive Kopfteil, sondern es befanden sich auch an allen vier Ecken gerundete Pfosten, die fast so dick wie ihr Kopf breit waren und selbst den wildesten Attacken von Krallen standhalten würden. Ein Umstand, bei dem die Brüder wirklich mitgedacht hatten. Einen Himmel gab es zwar nicht, aber mit weißem Leinenstoff oder etwas in dieser Art konnte man die Sache einfach und effizient noch verschönern. Zudem war das Bett an drei Seiten offen zugänglich, was es Delilah besonders nachts ermöglichen würde, nicht mehr ständig über einen ihrer Männer klettern zu müssen, wenn wieder einmal die Blase drückte. Sogar der Lattenrost sah verflucht teuer aus und als kurz darauf auch noch die dicke und erfreulicherweise durchgehende Matratze folgte, konnte Delilah sich nur noch mit Müh und Not davon abhalten, sich auf diesen weißen Traum zu werfen und auf der Stelle einzuschlafen. Stattdessen bezog sie das Bett, während die Zwillinge die restliche Verpackung nach draußen brachten und noch schnell den Staubsauger schwangen. Danach schickte Delilah die beiden zum Abendessen. Sie selbst duschte nur kurz und kroch dann glücklich, aber doch schon ziemlich ermattet über diese perfekte Matratze, die weder zu hart, noch zu weich war, und ließ sich in das mittlere der drei Kissen sinken. Sie schaffte es noch nicht einmal mehr, die Decke hochzuziehen, da war sie auch schon eingeschlafen. Die Tatsachen sprachen für sich, dass sie kaum spüren konnte, wie sich auf jeder ihrer Seiten etwas regte. Bei ihrem alten Bett war sie der jeweiligen Gewichtsverlagerung entgegen gerutscht, doch bei diesem hier, blieb sie an Ort und Stelle. Da die Rückenlage langsam zu unbequem geworden war, trotz der himmlischen Matratze, drehte sie sich auf Deans Seite und das inzwischen eingespielte Team ihrer Männer, wusste genau, wie es sich positionieren musste, um es ihr bequemer zu machen, obwohl sie das nie von ihnen verlangen würde. James kuschelte sich von hinten an ihren Rücken und drängte sanft sein Knie ein Stück zwischen ihre Oberschenkel, was ihr Becken sofort entlastete. Seine warme Stirn blieb in ihrem Nacken liegen, so dass bei jedem seiner Atemzüge ein leiser Schauder ihren Körper erfasste, bis er seine endgültige Schlafposition mit seiner Hand an ihrem Bauch gefunden hatte. Dean hingegen ließ sich in der Zwischenzeit dicht neben ihr halb auf den Rücken nieder und schob ihr nicht nur seinen Ellenbogen unter den Kopf und das Kissen, sondern auch seinen Bauch halb unter den ihren. Danach ergriff er liebevoll ihre Hand, hauchte einen Kuss auf den sensiblen Rücken und schmiegte sie an seine heiße Brust. Zuletzt bettete er seine Wange an ihre Stirn, so dass diese sich leicht berührten, und hauchte ihr ein kaum wahrnehmbares „Gute Nacht“ zu, das sie mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen wieder tiefer in den Schlaf geleitete. Es sollte der beste Schlaf ihres bisherigen Lebens werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)