Salazar Slytherin von astala7 (Ein Leben im Schatten) ================================================================================ Kapitel 4: Chapter Four ----------------------- Salviero Salazar Slytherin stand in der Mitte des kreisrunden Kerkerraumes und seine Augen leuchteten, als er die Formel sprach. Er kannte sie auswendig, hatte sie oft genug in der letzten Woche vor sich her gemurmelt und brauchte nicht einmal das Buch mehr dafür. Die alten Runen, die den Kreis aus Blut begleiteten, den er um sich herum gezogen hatte, leuchteten grell orange, als stünden sie in Flammen. Es war Drachenblut, eine der wertvollsten Substanzen der Welt. Im Grunde war es eine Verschwendung, das Zeug auf den Boden zu schmieren. Aber die Slytherins waren eine ungeheuer reiche Familie. Salviero hatte sich nie darum gekümmert, woher dieser Reichtum kam. Hätte ihm jemand gesagt, dass noch sein Großvater in einer ärmlichen Hütte gelebt hatte, er hätte ihn ausgelacht. Reichtum war für ihn etwas vollkommen Normales. Genauso wie Drachenblut auf dem Boden. Salviero erreichte das Ende der Formel. Das Licht, das die Runen abstrahlten, war inzwischen so gleißend, dass er Mühe hätte, die Augen offen zu halten. Aber das durfte er ja ohnehin nicht. Der Kessel, der vor ihm stand, dampfte bereits zu sehr. Die Gase würden ihm die Augen verätzen, sobald er die Lider anhob. Salviero sprach die letzten Worte und ein scharfes Zischen ertönte. Die Hitze, die seit zehn Minuten von dem Kessel aufstieg, wurde durch eine kühle Brise ersetzt. Endlich durfte Salviero die Augen öffnen. Klap, klap, klap. Grinsend wandte sich Salviero zu seinem Vater um, der wohlwollend einige Male in die Hände klatschte. Der Raum war rund, aber der ältere Slytherin schaffte es trotzdem irgendwie, in einer schattigen Ecke zu stehen. Salviero hatte seine Anwesenheit dennoch während des gesamten Rituals keine Sekunde lang vergessen. Schließlich machte er das alles hier nur für ihn. „Sehr gut, mein Sohn. Kein einziger Fehler, weder im Ritual noch beim Brauen des Trankes. Damit hast du einen der mächtigsten Schutzzauber überhaupt gemeistert. Komm her.“ Salviero strahlte vor Freude und Stolz, als er aus dem Blutkreis trat. Sein Vater griff nach seinem Arm und in seiner anderen Hand erschien wie aus dem Nichts eine kleine Dose. Salazar nahm etwas von der Salbe daraus und rieb sie über den langen Schnitt an Salvieros Unterarm. Die Wunde schloss sich sofort und verblasste, bis nicht einmal mehr eine Narbe übrig blieb. „Ein wenig zu tief“, beurteilte er mit kritischem Auge. „Du solltest vorsichtiger mit dem Dolch sein. Während des Rituals hast du keine Zeit dich zu heilen und wenn du die Pulsader erwischst... Nun, das brauche ich dir wohl nicht zu erklären.“ Salviero erschauderte sichtlich. Es war nicht das erste Mal, dass er einen Trank braute, dem er sein eigenes Blut zufügen musste. Es war nur das erste Mal, dass es frisch sein musste und er mehr brauchte, als er durch einen Pikser in den Finger bekommen hätte. „Jetzt sag mir, wie du den Trank anwendest“, verlangte Salazar und sein Sohn gehorchte sofort: „Ich muss die Runen für Schutz, Blut, Eigentum und eine beliebige Elementrune mit diesem Trank auf das zu versiegelnde Objekt zeichnen. Dafür muss ich einen Pinsel aus Werwolfhaar benutzen. Er darf nicht mit menschlicher Haut in Kontakt kommen, bis er vollständig getrocknet ist, was mindestens eine halbe Stunde dauert. Das zu schützende Objekt kann dann nur noch von mir berührt werden, weil es an mein Blut gebunden ist. Deswegen muss ich zusätzliche Schutzzauber darauf legen, damit niemand es zufällig berührt. Nur wer sich die Mühe macht, solche Zauber zu brechen, kann als Dieb angenommen werden. Derjenige wird dann sofort der Magie zum Opfer fallen, die man durch die Elementrune aussucht.“ „Und die wäre?“ „Wähle ich Wasser, werden sich die Lungen des Diebes mit Wasser füllen, bis er ertrinkt. Wähle ich Feuer, wird er zu einem Häufchen Asche verbrennen. Wähle ich Erde, werden seine Knochen zu Staub zerfallen und wenn ich Luft nehme, wird er ersticken.“ „Korrekt. Dein Trank reicht aus, um selbst so ein großes Objekt wie deinen Koffer zu schützen, dann kannst du all deine Sachen immer sicher wissen. Irgendwelche Fragen?“ Salviero zögerte für einen Moment. Salazar verkniff sich ein Schmunzeln. Er wusste genau, wie das Hirn seines Sohnes arbeitete. Er brauchte keine Legilimentik, um zu wissen, worüber er nachdachte. „Naja, der Zauber tötet zwar den Dieb, aber nicht sofort. Ein Ertrinkender hat noch fast drei Minuten, in denen er den Koffer öffnen kann. Jemand könnte auf die Idee kommen, einfach jemanden dafür zu opfern, einen Hauselfen oder so. Dann kann der wahre Dieb mich immer noch ausrauben. Ich habe mich nur gefragt, ob das die Endform des Zaubers ist oder ob es noch eine Verbesserung gibt.“ Jetzt schmunzelte Salazar wirklich. Sein Sohn war tatsächlich etwas Außergewöhnliches, genau wie er. Nicht nur hatte er sofort die Schwächen des Trankes erkannt, er hatte auch seine Lektionen nicht vergessen: Über die Jahre hatte Salazar seinem Sohn oft Dinge beigebracht, die er ein Jahr später als fehlerhaft und nutzlos deklarierte, nur um ihm eine verbesserte Version des Zaubers zu zeigen, die zu einem früheren Zeitpunkt vielleicht noch zu schwer für ihn gewesen wäre. Es gab im Grunde keinen Zauber, der nicht irgendwie noch verbessert oder abgeändert werden konnte. „Du hast Recht, Salviero, es gibt eine Möglichkeit, auch diesen Zauber zu verbessern. Dazu zeichnest du ein Omega über das Schloss und verlängerst seine Enden so, dass sie das gesamte Objekt umfassen und die Runen durchkreuzen. Dies ist allerdings keine Methode, die du anwenden bräuchtest. Nicht nur, dass ich bezweifle, dass deine Geheimnisse bereits derart gefährlich oder wertvoll wären, dass sie solch einen Schutz überhaupt benötigten. Das Omega muss mit Menschenblut gezeichnet werden und zwar... Mit dem Blut eines Opfers.“ „Du... Du meinst ein Mordopfer?“, fragte Salviero atemlos. „Korrekt. Und es muss jemand sein, den du selbst getötet hast. Dieser Schutz wird den deines Blutes aus dem Trank verdoppeln. Aber wie gesagt, so etwas brauchst du nicht zu tun, nicht heute und vermutlich auch niemals sonst in deinem Leben.“ Salviero schwieg nachdenklich. Viele dunkle Rituale beinhalteten Menschenopfer aber für einen simplen Schutzzauber – gut, nicht simpel, aber trotzdem – schien das doch ein wenig... extrem. „Hast du... Hast du das jemals gemacht?“, wollte Saviero wissen. „Du fragst mich, ob ich jemals gemordet hätte, um meine Sachen zu beschützen?“ Salazar hob eine Augenbraue, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass er diese Frage keiner Antwort würdig befand. Doch die Art und Weise wie er das sagte, gab Salviero keinerlei Aufschluss darauf, ob es ein sarkastisches Ich-töte-nicht-für-einen-Koffer oder ein Natürlich-tue-ich-alles-wenn-es-um-meine-Geheimnisse-geht war. „Es wird langsam spät. Füll den Trank ab und mach hier sauber, dann kannst du zurück in deinen Schlafsaal.“ „Jawohl, Vater.“ Salazar verließ den Ritualraum. Er machte sich keine Sorgen, dass seinem Sohn etwas passieren würde, wenn er mit dem ätzenden Trank herumhantierte. Der Junge wusste, was er tat und mit den Drachenhauthandschuhen, die er ihm zu seinem Geburtstag geschenkt hatte, konnte ihm nichts passieren. Da das Ritual ohne Zwischenfälle vonstatten gegangen war, hatte er noch genug Zeit bis er mit den nächtlichen Patrouillen an der Reihe war. Er hatte Lust, an seinen Memoiren weiterzuschreiben, also begab er sich in seine oberen Quartiere. Dort angekommen holte er das Pergament hervor und breitete es vor sich auf dem Tisch aus. Wie üblich überflog er zunächst den Text, den er beim letzten Mal geschrieben hatte, um die Erinnerungen aufzufrischen. Heute war er selbst ein Lehrer, aber es hatte eine Zeit gegeben, da war er der Lehrling gewesen. Von einer Schule wie Hogwarts hatte er damals nur träumen können. Als ich zwölf wurde, beschloss ich, dass es an der Zeit wurde, einen Lehrer zu suchen. Das Schicksal spielte mir in die Hände. Ich kam in eine Stadt, in der relativ viele Magier lebten. Mein Bruder jagte fröhlich ein paar Ratten hinterher und ich verlor ihn kurz aus den Augen. Als ich die dunkle Gasse betrat, erlebte ich den Schock meines Lebens: Mein kleiner Bruder hing röchelnd in den Armen eines düsteren Vampirs. Ich schrie auf und stürzte mich auf die Kreatur, schlug ihr ins Gesicht. Das wäre vielleicht sehr dumm gewesen, hätte ich nicht Vaters Ring getragen. Die Zauber in dem schwarzen Stein, der darin eingelassen war, reagierten und ließen den Vampir vor Schmerz aufheulend zurückstolpern. Ich machte mich auf eine Attacke gefasst und stellte mich schützend vor Balthaezar. Meine kleine Braune, die um meinen Arm gewunden war, zischte wütend. Aber der Vampir tat nichts, er sah mich nur entsetzt an und brach in sich zusammen. Ich hatte mich lange um meinen kleinen Bruder gekümmert, ich kannte seine Krankheit. Die Bissspuren an seinem Hals wollten nicht aufhören zu bluten, aber ich hatte die Kräuter dabei, die ich darauf legen musste, damit es ihm besser ging. Trotzdem wachte er nicht auf. Eine Weile war ich unschlüssig, sah von meinem schwachen Bruder zu dem Vampir und wieder zurück. Dann fasste ich einen Entschluss. Ich brachte sie beide in meine Hütte in die Slums. Den Vampir belegte ich mit schmerzhaften Flüchen, die aktiviert werden sollten, wenn er versuchte zu fliehen oder anzugreifen. Dann wendete ich meine bescheidenen Heilkräfte auf meinen Bruder an. Schließlich gönnte ich mir selbst ein wenig Schlaf. Am nächsten Tag untersuchte ich den Vampir und stellte schnell fest, dass das kranke Blut meines Bruders ihn vergiftet hatte. In diesem Zustand war er zu schwach, um sich gegen meine Zauber zu wehren. Trotzdem belächelte er meinen Zauberstab nur, als ich ihn aufweckte und ihm damit drohte. Ich wies ihn freundlich darauf hin, dass es zwar nicht viele Sprüche gab, die einen Vampir töteten und ich auch wirklich keinen davon kannte. Aber mein Zauberstab war ja immerhin aus Holz, richtig? Das schien den Untoten tatsächlich zu beunruhigen. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich wirklich überlegen und ich genoss es. Schließlich schlug ich dem Vampir einen Handel vor. Sobald mein Bruder wieder aufwachte und sich damit einverstanden erklärte (zum Glück reichte ein einfacher Biss nicht aus, um einen neuen Vampir zu erschaffen) ließ ich diesen Handel mit einem unbrechbaren Schwur bestätigen. Der Vampir Raer würde uns niemals angreifen oder verwandeln und er musste uns vor jedem Übel beschützen so gut er konnte, bis er aus dem Vertrag entlassen wurde. Außerdem würde er mich in Magie unterrichten. Im Gegenzug verschonte ich einfach sein Leben. Das tat ich fünf Jahre lang. Fünf Jahre, in denen ich zauberstablose Magie lernte. Außerdem wie ich die vielen Pflanzen und deren Wirkungen, die ich von meiner Mutter kannte, viel effizienter in Zaubertränken verwenden konnte. Mein Vampirmentor konnte nicht lesen, was mir ihm gegenüber einen Vorteil verschaffte. Raer wollte mir auch Schwertkampf beibringen, aber ich mochte kleine Waffen wie Dolche und Messer lieber. Von Raer lernte ich auch eine ganze Menge Blutrituale, da Vampire selbst gar keinen Zauberstab benutzen können. Mehrmals drängte ich Balthaezar dazu, sich verwandeln zu lassen, da es ihn vor seiner Krankheit retten würde, aber er lehnte immer ab. Ich glaube, er fürchtete, ein Leben als Untoter hätte ihn von mir entfernt. Vielleicht hatte er Recht. Zusammen erforschten wir oft die Stadt, immer im Dunkeln bleibend. Als Vampir war Raer bei Magiern und Muggeln gleichermaßen als böse verschrien und ich musste aufpassen, dass niemand von meinen schuppigen Freunden erfuhr. Für mich unverständlich aber wahr: Auch viele Zauberer waren der Religion der Priester beigetreten, die meine Eltern umbrachten. Die Christen verteufelten die Schlange und damit stieß auch ich auf wenig Anerkennung bei ihnen. Tatsächlich hatte ich schon mit 15 den Ruf eines schwarzen Magiers. Es überraschte mich ehrlich, zu erfahren, dass fast alle Flüche und Banne, die mein Vater benutzte, als dunkel angesehen wurden, genau wie sämtliche Rituale, bei denen Blut im Spiel war. Damit war auch klar, warum meine Familie immer so weit weg von anderen Magiern gelebt hatte. Dunkle Künste waren nicht verboten, wurden aber misstrauisch betrachtet. Aber ich weigerte mich, mich wegen meiner Herkunft zu schämen. Trotzig ging ich meinen Weg weiter. Vollkommen in seinen Erinnerungen versunken bemerkte Salazar nicht, wie die Zeit verging, als er seine Geschichte niederschrieb. Seine oberen Quartiere waren etwas bescheidener eingerichtet als seine Kammer, aber auch hier zierten Bilder von Schlangen die Wände. Sein Tisch stand direkt vor dem Fenster, auf dessen Brett ein Terrarium mit einer Wüstennatter thronte. Sie liebte es, sich im Licht zu sonnen, doch um diese später Uhrzeit schlief sie meistens schon. Deswegen hob Salazar überrascht den Kopf, als er sie leise zischen hörte. Es waren keine richtigen Worte, eher eine unbestimmte Warnung. Jetzt, wo er darauf achtete, bemerkte er, dass auch die Schlangen in den Bildern unruhig wurden. Rasch legte er einen Verhüllungszauber auf die Schriftrolle und stand auf. Nur eine Sekunde später klopfte jemand gegen seine Tür. „Lord Slytherin? Seid Ihr hier?“ Salazar öffnete die Tür. Castel stand davor, der ältere Astronomielehrer und er schien über irgendetwas verärgert zu sein. „Ah, Ihr seid wach. Sehr gut, es gibt nämlich ein Problem.“ „Worum geht es?“, fragte er und schloss die Tür hinter sich. „Es gab einen Zwischenfall in den Gärten...“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten rauschte Salazar an Castel vorbei. Mit den Gärten war nicht zu scherzen. Sie enthielten schließlich kein harmloses Gemüse, nein, dort wurden die seltenen und wertvolleren Zaubertrankzutaten angebaut, die Salazar für seinen Unterricht brauchte. Viele dieser Pflanzen waren gefährlich und nicht selten kam es dort zu Unfällen. Die Gärten grenzten außerdem an den Wald (genau genommen reichten sie bis in diesen hinein, aber zu allem was hinter der Baumgrenze lag hatten die Schüler keinen Zutritt) und trotz der jährlichen Warnungen zu Schuljahresbeginn schienen einige Studenten die Bedeutung von Zäunen einfach nicht zu kapieren. In den Gärten war die Hölle los. Die Teufelsschlinge war aufgewacht und ihre Fangschlingen versuchten die Zauberer zum Stolpern zu bringen, die hier herumliefen. Die beinahe ausgewachsene Japanische Stachelschwinge schlug mit ihren dornenbesetzen Ästen um sich, von denen Blut herunter tropfte. Der Nordische Drachenfuß spuckte pupurroten Schleim aus seinen Blüten, der alles in Asche verwandelte, was er berührte. Slytherin fluchte leise in Parsel als er sah, wie Godric mit seinem Schwert die Ranken der Tollwütigen Rosenhecke in Schach hielt und ihr die Blätter stutze, während hinter ihm eine Schülerin auf eine Bahre gelegt wurde. Ihr Körper zitterte und zuckte wie unter krampfartigen Anfällen. Neben der Bahre hockte Salviero, fast ebenso blass wie das Mädchen und mit einem Ausdruck größten Schreckens auf dem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)