An Ghealach Docher von SainzDeRouse (Du kannst ihm nicht entkommen!) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Kapitel 7 Die Entscheidung An Cinneadh   Die Lichter waren aus und niemand mehr wach. Die Besucher längst gegangen und der kommende Streit zwischen mir und meinen Eltern provoziert. Es war wohl besser wenn ich mich unbemerkt in den Dachboden schlich, mich morgen entschuldigte und darum bat die Familie noch einmal einzuladen. Vorsichtig schlich ich mich durch ein kleines Fenster, welches zu unserer Lebensmittelkammer gehörte. Als ich dachte, dass die Luft rein war, schlich ich mich hinaus und wollte eben die Treppe zum Dachboden hinauf gehen, als eine grobe Hand sich wie ein Schraubstock um meinen Arm schlang und mich zurück hielt. Plötzlich ging eine Kerze an und ich sah das puterrote, von Wut verzerrte Gesicht meiner Mháthair.   „Wie kannst du es wagen deiner Familie solche Schande zu bereiten, du Miststück. Haben wir uns nicht jahrelang gut um dich gekümmert? Hast du es denn nicht gut bei uns gehabt? Statt dankbar dafür zu sein und deinen Teil der Familie beizutragen stichst du uns mit einem Messer in den Rücken. Wenn du glaubst das wir dich ewig aushalten werden hast du dich getäuscht“, keifte sie los. Immer mehr Kerzen gingen an und ich erkannte die Gesichter meiner Brethren, meines Athair, und eines, mit dem ich nie gerechnet hatte.   Mit dem Gesicht meines Uncail Archie.   Kaum hatten sie die Küche erhellt, setzten sie mich an den Küchentisch, meine Brethren links und rechts neben mir, so dass ich nicht entkommen konnte. Mein Uncail und meine Eltern setzten sich gegenüber. „So mein Mädchen“; begann Athair“, wie deine Mháthair schon gesagt hat, wir machen das nicht länger mit. Immer wieder haben wir dir eine Chance gegeben, du bist bereits 17 Jahre alt und bist noch nicht einmal verlobt, das können wir nicht hinnehmen, die Leute reden schon. Wir geben dir nun eine letzte Gelegenheit, die Familie des Bräutigams heute hast du für immer vergrault, aber wir haben noch eine letzte Möglichkeit.“   Ich ahnte Schreckliches.   „Da du niemanden an dich heran lässt und keiner der jungen Männer die du zur Auswahl hattest annehmen wolltest, stellen wir dich nun vor die letzte Wahl. Entweder nimmst du Archie zum Manne, oder wir melden uns beim Bürgermeister und du wirst gegen die Bürgermeistertochter eingetauscht werden, und glaub mir, die Dunklen Wächter werden nicht so nett sein, das beste was dir bei denen passieren kann ist der Tod.“   Mein Herz schlug mir bis zum Hals, meine Ohren begannen zu Rauschen. War das ihr ernst? Hatten sie tatsächlich die Idee mich meinem eigenen Uncail hinzugeben? Ein unerträgliches Gefühl von Ekel zog über meinen Rücken und ein mehr als würgendes in meiner Magengegend. Ich hatte das Bedürfnis in Ohnmacht zu fallen, doch diese außergewöhnliche Situation schärfte meine Sinne und meine Gedanken waren klar. Wieder versagte mir mein Körper die Erlösung.   „Dein Uncail wäre sogar bereit auf die Mitgift zu verzichten, da er der Meinung ist etwas Wertvolles mit dir zu bekommen.“ Ja, ein junges Mädchen, das er zu Belieben schänden konnte. „Eine gute Arbeiterin in der Schenke. Du hättest ein gutes Heim und kannst der Familie zugute kommen.“ Das glaubten sie doch nicht wirklich. Ich sollte mit meinem Uncail, der mich jahrelang ausgenutzt, bedrängt hatte, seine Laune an mir ausgelassen hatte und seine Frau förmlich in den Tod geschickt hatte, heiraten und am Ende noch seine Bälger gebären? Nein danke, da kam mir die Vorstellung vom Tod mehr als einladend vor.   Für einen Moment ließen sie mich und ihn allein, damit ich mich entscheiden und er mit mir alles besprechen konnte wie er es sich vorstellte. Mit einem schmierigen Grinsen setzte er sich zu mir und legte seine Hand auf meinem Schoß, ich rutschte angewidert weg, doch er folgte mir.   „Hör zu mein Täubchen, ich wäre bereit auf die Mitgift zu verzichten, wenn du mir dein Bestes gibst, und du weißt was ich damit meine.“ Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen griff er mir direkt zwischen die Beine. „Ich werde dich niemals nehmen, du bist mein Uncail und noch dazu ein mieser Bastard“, beschimpfte ich ihn, spukte ihm ins Gesicht und riss mich aus seiner Umarmung. „Moment mein Mädchen, wir sind nicht Bruder und Schwester, niemand wird etwas gegen die alte Regel sagen, ich weiß nicht was du willst, niemand wird etwas dagegen tun, das ist völlig normal. Es müssen Kinder geboren und der Fortbestand gesichert werden, da meine Frau und mein Sohn verstorben sind und ich nicht mehr der Jüngste bin, spricht nichts dagegen meine Nichte mit mir zu ehelichen. Dir kommt es vielleicht nicht normal vor, aber so ist das eben, oder würdest du lieber einen deiner Cousins heiraten?“ Cousin heiraten, von wegen, diese waren schon alle verlobt oder verheiratet. Die die es nicht waren, waren noch zu jung um zu heiraten und bevor sie die Idee hatten mich mit einem 13-jährigen zu vermählen schlug ich es mir aus dem Kopf. Es wäre sicherlich besser als diesen Mistkerl zu nehmen, aber ich konnte und wollte es einfach nicht. Doch die Vorstellung mein Leben lang, oder wohl eher sein Leben lang seine Sklavin zu bleiben und diesen mehr als für mich ekligen Akt zu vollziehen um Kinder zu gebären, sicherlich würde er es ausnutzten und mich ständig nehmen und sicherlich nicht nur in der Hochzeitsnacht um die Ehe zu vollziehen. Was sollte ich nur tun? Wie jeder andere fürchtete ich mich vor den Dunklen Wächtern, nur den Tod würden sie mir bringen, und sicherlich nicht den angenehmsten.   Aber mir schien nichts anderes übrig zu bleiben, niemals würde ich mich meinem Uncail ausliefern. Wer wusste schon wie lange ich es aushalten würde, es wäre sicherlich noch schlimmer als das, was er jetzt schon mit mir tat. Wenn ich mit ihm verheiratet wäre, würde niemand mehr etwas dagegen tun wenn er mich wieder missbrauchte. Er wäre dann mein Mann, er hätte das Recht so etwas mit mir zu tun. Noch nie in meinem Leben erschien mir alles so schwer und trostlos wie in diesem Augenblick. Ich hatte die Wahl zwischen meinem gewalttätigen, Trunkenbold von Uncail, der jede seiner ekligen Gelüste an mir stillen würde oder den Monstern, die mich ohne weiteres qualvoll zu Tode bringen würden. Eigentlich war beides nicht besser als das andere, der Unterschied bestand nur darin das ich mich niemals meinem Uncail hingeben wollte, was für mich viel schlimmer war als es mit irgendjemand anderem zu tun. Bei meinem Uncail würde ich bestimmt qualvoll leben, aber noch lange. Bei den Dunklen Wächtern würde es auch Qualvoll werden, aber bestimmt nicht über Jahre. Sie würden ihre Mordlust schnell an mir ausleben, wie bei den anderen die plötzlich verschwunden sind, als sie nach diesen Monstern suchten.   So war meine Entscheidung gefallen. Lieber starb ich durch die Klauen der Wächter, als lebte ich jahrelang geschändet mit meinem Uncail zusammen. Es war merkwürdig, mich durchdrang eine Art innere Ruhe, ich wurde müde und ich verspürte eine leise Freude auf den Tod. Mein Uncail war nicht gerade begeistert von meiner Entscheidung und ging mit rotem Gesicht, durch die Wut noch röter als sonst, wieder zu seiner Schenke. Mir war klar, dass er sich nun noch weiter betrinken würde, mehr als er es sonst tat, um die Zurückweisung überwinden zu können.   Meine Familie verzog keine Miene über meine Entscheidung. Ruhig gingen wir alle schlafen und damit ich nicht abhauen konnte, schlossen sie mich ein und aus reiner Neugier, entdeckte ich, dass der stinkende Heuhaufen unter meinem Fenster verschwunden war. Ich konnte nicht entkommen, der Taler war gefallen und deckte die Zahl auf. Der Kopf symbolisierte den Verstand. Jeder der bei Verstand war, würde sich wohl für den Uncail entscheiden und hoffen, dass er sich schnell ins Grab saufen würde, um dann die Schenke zu übernehmen und sich einen guten Mann nehmen zu können. Der Überlebensinstinkt war bei jedem Wesen zu finden, bei jedem Menschen.   Aber ich hatte mich dagegen entschieden, die Zahl war meine Entscheidung gewesen. Ich hatte versucht zu berechnen wo ich alles schneller überstehen konnte, endete es meiner Rechnung nach in beiden Fällen mit dem Tode, sei es durch eigene Hand oder durch die der Monster.   Ich empfand keine Reue was meine Entscheidung anging, ich freute mich schon fast darauf wenn alles endlich vorbei war. Manche mussten schon früh gehen, andere später. Auch wenn mein Leben nicht viele Lenze zählte, ich hatte es gelebt, und besser würde es nicht werden, also konnte ich es ohne schlechten Gewissens beenden. Das Einzige wofür ich jetzt noch betete war das Gott mich in den Himmel nahm und ich endlich in Frieden ruhen konnte.   Plötzlich musste ich an eine Geschichte denken die meine GroßMháthair mir einmal erzählt hatte.   Vor vielen vielen Jahren lebten die Menschen und die Tiere harmonisch zusammen, wie Bruder und Schwester. Sie töteten einander nicht, achteten einander und die Menschen sahen die Tiere als Götter an, die es zu verehren galt. Doch eines Tages wurde der Verstand des Menschen trüber und trüber. Der Neid und der Hass waren geboren. Die Menschen frönten den Fortschritt und entdeckten das Eisen. Sie bauten Waffen und ohne Vorwarnung begannen die Menschen die Tiere zu bekämpfen. Viele mussten ihr Leben lassen und nur noch wenige Tiere des alten Geschlechts überlebten. Ihre Nachkommen wurden immer kleiner und wurden zu dummen Tieren, die der Mensch, dank des Fortschritt als Beute schießen konnte.   Waren die Tiere damals sehr groß GroßMháthair?   Ja mein Kind. Sie waren mehrere Meter hoch und konnten sogar mit dem Menschen sprechen. Auch die Wälder bestanden aus riesigen Moos bewachsenen majestätischen Bäumen, die einem glauben machten, sie wüchsen bis zum Himmel.   Gibt es diese Göttertiere noch GroßMháthair?   Nein mein Kind. Es sind nur Geschichten, so alt wie die Steine. Dein GroßAthair nannte sie immer Altweibergewäsch, doch er liebte die alten Geschichten. Vor allem von dem großen Wolf, der sich unter den Menschen eine Braut gesucht hatte. Sie war schwer krank und sollte schon bald sterben. Doch der Wolf verwandelte sie mit seiner Kraft in eine von seines Gleichen und so lebte sie noch viele Jahre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)