Blonder Kater von Gepo (Kleine Auszüge aus Glorfindels Alltag) ================================================================================ Kapitel 2: Lindir ----------------- Ja, mal ein längeres Stück. Ich lasse Glorfindel eine Runde leiden... _________________________________________________________________________________ „Du hast mich ja eingeladen“, begrüßte Glorfindel Elrond mit Überraschen in der Stimme, „womit habe ich diese Ehre verdient?“ „Ich habe eine Aufgabe für dich“ Dieser legte eine Hand auf seine Schulter. „Wie du siehst, sind heute einige Kinder anwesend. Es ist deine Aufgabe, auf sie aufzupassen.“ „Elflinge?“ Glorfindel hob eine Augenbraue und ließ seinen Blick schweifen. Wahrlich, zwei Elleth und ein Ellon, alle noch Jahre von der Volljährigkeit entfernt. Na wunderbar … Elrond wusste wirklich, ihm die Zeit zu vermiesen. „Und ihr habt keine Angst, ich könnte die Kinder verderben?“ „Ich mag ja dein Sexualleben nicht unterstützen, aber ich respektiere dich. Du bist ein ehrenhafter Mann. Ich weiß, dass du dich hüten wirst, das Thema auch nur anzuschneiden.“ „Ich weiß nicht, ob mich dein Vertrauen ehren soll. Hättest du es nicht, hätte ich mehr Freizeit.“ „Hätte ich es nicht, hättest du keine Arbeit mehr.“ „Wie ich sagte: Mehr Freizeit“ Glorfindel warf Elrond ein Grinsen zu und ging in Richtung der zwei Elleth. „Dann werde ich mal meinen Pflichten nachkommen.“ Selbstsicheren, aber wenig beflügelten Schrittes begab er sich zu ihnen herüber und missachtete die Mutter, die begann sich mehr Luft zu zu fächern. Er verbeugte sich tief und ließ seinen Charme spielen: „Darf ich sie zwei wundervollen jungen Damen zu einem Abend mit Geschichten und Musik entführen?“ „Mama?“, quakte die eine und zog ihrer Mutter am Saum des Gewandes, „wer ist der Mann da?“ Die Zweite währenddessen versteckte sich etwas hinter ihrer Mutter. „Das ist Lord Glorfindel“ Sie fächerte so heftig, dass sie fast ihre Frisur zerstörte. „Aus der Legende, weißt du noch? Die, die ihr letztens vor dem Schlafen gehen gehört habt.“ „Die mit dem Frosch?“ Nur Glorfindels jahrelanges Training in Selbstbeherrschung hielt seine Augenbraue davon ab, gefährlich zu zucken. Er hasste Kinder – mit Inbrunst. Woher hatte Elrond das gewusst? Oder war er zufällig auf diese Bestrafung gekommen? „Nein, Schatz, die mit dem Balrog“ Selbst die Mutter wirkte etwas genervt von ihrem Kind. Wahrscheinlich schämte sie sich. Was versuchten Frauen immer eine gute Figur vor ihm zu machen? Wenn das mal die Männer machen würden... „Mama sagt, du schwimmst besser als ein Fisch“, wandte sich das kleine Biest nun ihm zu. Anscheinend war er mit Erzählen der Geschichte ein guter Bekannter. Er hasste Kinder einfach. Er würde sich diese beiden Landplagen schnappen, die dritte Pest noch dazu holen und sie beim erstbesten Geschichtenerzähler oder Sänger deponieren. Wenigstens waren die stets in hoher Zahl vorhanden, wenn Elrond feierte. Oder einen Empfang abhielt. Oder was auch immer eigentlich der Grund dieser Zusammenkunft war. „Kommt ihr beiden nun mit oder muss ich dem Blumenstrauß Geschichten erzählen?“ „Dürfen wir?“, fragte das zweite Mädchen, das bisher geschwiegen hatte. „Natürlich, mein Schatz. Ihr seid zu gütig, Lord Glorfindel. Nicht umsonst wird euer Mut und eure Großherzigkeit besungen.“ Seine Großherzigkeit besang man, weil er als einziger bereit gewesen war, dem Balrog entgegen zu treten. Dass der Rest der Krieger Feiglinge gewesen waren, machte ihn nicht unbedingt großherzig. Und dass er auf Elronds Befehl Kinder bespaßte auch nicht. „Wie heißt ihr zwei ... liebreizenden Damen denn?“ Landratten. Kleine Landratten waren das. „Dies ist Ellena und meine Jüngere heißt Irabella“, stellte die Mutter mit Stolz vor. „Nun, dann folgt mir. Ich sehe noch einen kleinen Ellon, der mit euch spielen möchte“ Und irgendwo war hoffentlich auch ein etwas größerer Ellon, der trotz der Landratten heute noch mit ihm spielen wollte. Irgendwann würden diese Zecken doch hoffentlich schlafen wollen, oder? „Guten Abend, Tindurin“, grüßte er den bekannten Elfen, „heute Abend einmal mit Familie unterwegs?“ „Lasst mich euch meinen Jüngsten vorstellen: Ekzekiel. Verbeuge dich, Ekzekiel“ Glorfindel winkte ab, aber der Junge gehorchte seinem Vater. Das versprach doch etwas – in ein paar Jahrzehnten. „Ich wusste gar nicht, dass ihr euch liiert habt, Lord Glorfindel. Welch eine freudige Überraschung.“ „Was soll ich getan haben?“ Aus dessen Stimme sprach ernsthaftes Entsetzen. „Nun ... ich vermutete doch, mit euren reizenden Töchtern an eurer Seite“ Tindurin wrang seine Hände. „Ellena und Irabella sind nicht meine Töchter“ Das, was ein jeder gute Verführer brauchte, war ein gutes Namensgedächnis. „Ich hüte heute Abend die Kinder. Ich wollte euch fragen, ob ihr mir auch euren Sohn anvertrauen möchtet.“ „Aber natürlich, Lord Glorfindel!“ Ein breites Lächeln schlug sich auf dessen Gesicht. „Ekzekiel, dieser Herr wird den Rest des Abends auf dich aufpassen. Sei brav. Und sag hallo zu den beiden jungen Damen.“ „Mae govannen“ Der kleine Junge verbeugte sich vorbildlich. „Euer Junge ist wirklich goldig. Es wird eine Freude sein, auf ihn aufzupassen“ Oder zumindest weit stressfreier als die beiden Gören. „Komm, Ekzekiel“ Er reichte ihm eine Hand. „Was möchtest du gern zuerst machen?“ „Fangen!“, schrie Ellena dazwischen. „Ich habe Ekzekiel gefragt, nicht dich. Er weiß sich zu benehmen“ Glorfindel versuchte erst gar nicht, den Unmut in seiner Stimme zu verbergen. „Was wünscht du dir?“ „Nun“ Ekzekiels Augen schnellten zu Ellena. „Fangen?“ Viel zu schüchternes Kind. Er musste lernen, sich durchzusetzen. Aber nicht unbedingt jetzt. Glorfindel meinte mit einem Seufzen: „Gut, lasst uns fangen spielen ...“ Zwei Stunden. Zwei grausame Stunden, bis diese Bälger endlich müde waren. Morgen würde er sie mit zum Training schleppen, damit sie Fangen mit den Rekruten spielten. Dann würden die wenigstens mal lernen, was Ausdauer war. Wenn er die Elflinge so betrachtete, war es wohl sehr legitim, den Kommandant der Truppen für so einen Haufen abzustellen – sie brauchten jemanden, der sich durchsetzen konnte und mit ihnen mithielt. „Ihr habt euch gut gehalten, Lord Glorfindel“, sprach ihn ein junger Mann an, als er die drei Quälgeister zur Bar gebracht hatte, damit alle etwas trinken konnten. „Ich hoffe, ihr bezieht das auf die letzten zwei Stunden und nicht auf die letzten paar tausend Jahre“ Mit einem müden Lächeln wandte er sich zu der Person, die ihn angesprochen hatte. Beim Anblick eines hübschen jungen Elben drehte er sich von der Theke weg, lehnte sich lässig zurück und hob einen Mundwinkel. „Bei Zweiterem wäre ich möglicherweise beleidigt.“ „Oh“ Der junge Elb senkte sein Haupt, da er errötete. „Bitte entschuldigt. Ich hatte gar nicht darüber nachgedacht, wie man meine Worte auslegen könnte.“ „Dabei wären sie in beiderlei Deutungen ein Kompliment, wenn man sie im rechten Licht betrachtet“ Glorfindel lehnte sich etwas vor. „Darf ich euch etwas zu trinken bestellen?“ „Nein, ich- danke“ Er sah schüchtern auf. „Ihr seid sehr wortgewandt für einen Krieger.“ „Und soll ich jene Worte nun als Kompliment oder Beleidigung sehen?“ Der Krieger lächelte amüsiert. „Jeder Krieger ist nicht nur des Schwertes mächtig. Manche Talente mögen verborgener sein als andere, doch jeder von uns hat sie. Oder wollt ihr, dass ich behaupte, jeder Künstler sei unfähig mit dem Schwert? Auch das Führen des Schwertes ist nur eine Kunst, die wie jede ihrer Art von manchen mehr, von manchen weniger geschätzt wird.“ „Ihr sprecht wie ein Poet, mein Lord“ Der Blick des jungen Elben schaffte es immer wieder, Glorfindels Augen zu erreichen, doch fiel stets sofort wieder zu Boden, sobald er angekommen war. „Mit welch anderen Worten als-“ „Glorfindel!“ Ellena hatte seinen Mantel gepackt und zog mit Rabiatheit daran. Nicht erwürgen. Nicht zuschlagen. Nicht anschreien. „Ellena“ Er sandte ihr einen seiner Blicke, die seine Soldaten dazu brachten, sich sehr, sehr klein zu machen. „Ich unterhalte mich gerade. Es ist sehr unhöflich, dazwischen zu reden, wenn zwei Leute sich unterhalten.“ „Aber ich muss mal“, beharrte sie. „Dann geh zu deiner Mutter, sag ihr das und komm später wieder. Du findest uns“ - er ließ seinen Blick kurz schweifen - „dort hinten in der Lounge, wenn du fertig bist.“ Mit einem Schnauben stapfte sie davon. „Liebreizend“ Aus dem Ton des jungen Mannes ging nicht hervor, ob er das ernst meinte oder sarkastisch war. „Lord Elrond bat mich euch anzubieten, den Kindern etwas vorzusingen.“ „Das klingt exzellent“ Glorfindel sah sich um, aber die zwei eigentlich ganz erträglichen Plagegeister standen still und brav neben ihm. „Kommt, wir setzen uns mit ...“ Er sah zu seinem Begleiter. „Lindir, mein Lord.“ „Mit Lindir nach dort drüben, wo es bequem ist. Dann können wir singen und Geschichten hören.“ Ekzekiel lächelte breit, während Irabella nur nickte. Er bot beiden je eine Hand an, welche sie auch sofort ergriffen. Der Barde ging einen halben Schritt hinter ihnen. Während Ekzekiel von selbst auf das Sofa kletterte, hob Irabella erwartungsvoll die Arme. Auch wenn sie eher still war, sie war genauso verwöhnt wie ihre Schwester. Aber Erziehung war kaum seine Sache. Glorfindel hob sie einfach hoch und setzte sie daneben, bevor er Ekzekiel den Kopf tätschelte. Er war im Gegensatz zu den zwei Gören wirklich annehmbar. Und das lag nicht nur daran, dass aus ihm irgendwann ein hübscher Elb werden würde. „Habt ihr einen Wunsch?“, fragte Lindir die zwei Kinder. „Balrog“, sprach Irabella das erste Wort seit Stunden und zeigte dabei auf Glorfindel. Dieser hob einfach nur eine blonde Augenbraue und lehnte sich zurück. Die beiden Kinder nahmen das als Einladung, es sich auf und an ihm bequem zu machen. Glorfindel nahm es einfach mal hin – auch wenn ihm der Elf eine Couch weiter auf seinem Schoß viel mehr gefallen hätte. „Die Geschichte von Glorfindel und dem Balrog?“ Ekzekiel und Irabella nickten fleißig. Lindir hob fragend den Blick und errötete leicht, als er Glorfindels Lächeln erreichte. Er sah wieder weg, räusperte sich und fragte: „Ist euch das genehm, Mylord?“ „Fahrt ruhig fort“, versicherte der Krieger ihn. Natürlich kannte er die Lieder und Geschichten, aber sie wurden in seiner Anwesenheit selten gesungen oder erzählt – schließlich fragte man eher ihn, wenn man an der Geschichte interessiert war. Schließlich hatte er sie hautnah erlebt. Die Handharfe fand zwischen Lindirs Schenkeln Platz, bevor seine Hände begannen, dem Instrument zarte Töne zu entlocken. Seine Stimme setzte erst nach einigen Momenten der schönen Melodie ein und Glorfindel entspannte sich, obwohl zwei Gören auf ihm lagen. Lindirs Stimme hatte etwas angenehm Volles und Klanghaftes. Noch während der ersten Strophe setzten sich Ellena und ihre Mutter dazu, wobei Ellena sich gegen die Brust ihrer Mutter lehnte. Irabella schien das nicht ansatzweise als Grund zu sehen, sich von ihrem bequemen Platz wegzubewegen und blieb einfach auf Glorfindel liegen. Für ein doch eher schüchternes Mädchen war sie seltsam zutraulich, aber der Krieger hatte sich noch nie daran gewagt, Frauen verstehen zu wollen. Sie waren weder im Krieg noch in seinem Bett anwesend, also brauchten sie ihn nicht zu interessieren. Lindir hatte eines der kürzeren Lieder gewählt, das nur ein Drittel einer Stunde einnahm. Es reichte jedoch, um Ekzekiel in den Schlummer zu wiegen und Ellena und Irabella zumindest so müde zu machen, dass ihre Mutter entschied, beide ins Bett zu bringen. Minus zwei Gören klang für Glorfindel nach einer wahren Wohltat, sodass er entgegen seiner sonstigen Art doch ein paar charmante Worte an deren Mutter verschwendete. „Euer letztes Nesthäkchen scheint friedlich zu schlafen“ Lindir setzte sich neben Glorfindel und rückte näher, um trotz seines Flüsterns noch verstanden zu werden – nicht dass es Glorfindel gestört hätte. „Er ist ein wirklich wohlerzogenes Kind im Gegensatz zu den zwei … anderen“, beendete er seinen Satz diplomatisch. Lindir lachte leise, bevor er erwiderte: „Ihr tut, als würdet ihr Kinder nicht mögen. Dabei sah ich euch stundenlang mit ihnen spielen. Nicht viele Elben haben diese Ausdauer, wenn es nicht um ihre eigenen Elflinge geht.“ „Nun, es hätte meinen Stolz als Krieger beschädigt, wenn ich vor drei nur halb so großen Portionen kapituliert hätte. Was wäre ich denn für ein Soldat, wenn ich diese Ausdauer nicht hätte?“ „Das mag sein. Fühlt ihr euch denn auch müde oder haben die Elflinge eure Kräfte kaum gefordert?“ Tja … war es nun besser zu sagen, dass er müde war, um Lindir dazu zu bringen, ihm ein Schlaflied zu singen – in seinen Gemächern natürlich – oder sollte er sagen, dass seine Ausdauer fraglos reiche, um noch ganz andere Elben um ihre Kräfte zu bringen? Das kam ganz darauf an, ob dies nun ein Flirtversuch von Lindir war oder ob er einfach nur höfliche Konversation betrieb. Bei solch unschuldigen Geistern war das oft schwer zu sagen. „Erwünscht ihr meine Kräfte denn heute Abend noch?“, fragte Glorfindel stattdessen und vertiefte sein Lächeln. Exzellent. Lindir senkte errötend den Blick. Genau, wie er sich das wünschte. „Ich denke, wir sollten Ekzekiel zu seinem Vater zurück bringen“ Glorfindel strich mit seiner Hand über den Kopf des Kindes. „Ich denke, er hat ein Recht darauf, bequem zu schlafen. Und auch wenn viele Elben mich sehr bequem finden, habe ich heute Abend noch andere Pläne.“ „Ihr … habt?“ Lindirs Stimme klang unsicher. „Beherrscht ihr die Legende von Ithelia und Barukar?“ Glorfindel hob den kleinen Ellon in seine Arme, um ihn durch den Raum zu tragen. „Ja?“ Der Sänger folgte ihm, doch in seiner Stimme lag ein Zittern. „Es ist mein Lieblingslied. Würdet ihr es mir zum Einschlafen singen?“ Er sandte dem jungen Elb ein sanftes, beruhigendes Lächeln. „Aber natürlich, mein Lord“ Das Strahlen auf Lindirs Gesicht zeigte das blendende Weiß seiner Zähne. Zu gut, dass er den Ausdruck auf Glorfindels Zügen nicht sehen konnte, da dieser voran schritt. Man lernte nie aus, das bewahrheitete sich immer wieder. Er hatte nie gedacht, dass Kinder auf seinem Arm oder an seiner Seite auf Elben anziehend wirken könnten, aber hier war der Beweis – einer weniger von Bruchtals Elben, die sein Bett noch nicht geteilt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)