Angel's Tale von -hoshi- (aus dem Leben Ayames) ================================================================================ Kapitel 6: 1.5 -------------- -1.5- Mittwoch gehörte für Ayame definitiv zu den schlimmsten Tagen der Woche, einerseits weil das Wochenende bereits bzw. noch so weit weg war und andererseits weil er heute einfach die allerschlimmsten Schulfächer in Kombination hatte: Erst Japanisch, was ja nicht unbedingt schlimm war, aber Takarai-sensei wollte Ayame nach gestern nicht unbedingt sehen, dann zwei Stunden Mathe, was er gar nicht konnte und dann noch Physik, was ja irgendwie dasselbe wie Mathe war. Nach der Mittagspause ging es mit Kunst und Politik zwar ganz okay weiter, aber nach den ersten Horrorstunden am Morgen konnte eigentlich nichts den Tag mehr retten. Außer heute, denn diese Woche freute sich Ayame wirklich darauf, dass Mittwoch war. Denn hätte er den Schultag erst mal hinter sich, würde er zum Fußballclub gehen, wo er mit Saga ‚verabredet‘ war. Gestern war er extra noch neue Sportklamotten dafür kaufen, da der Blonde einfach nichts Hübsches hatte. Normalerweise nahm er am Sportunterricht ja immer nur sporadisch teil und wenn dann versuchte er die Stunden mit möglichst wenig Aufwand zu überstehen. Eigentlich trug er immer Shorts und weite Shirts und so würde er Saga sicher nicht gefallen. Nach der Schule ging er dann auch mit Sono und Shin Richtung des Sportgeländes der Schule. Ihre Schule hatte entsprechend ihrem Ruf als beste Privatschule in der Gegend auch entsprechend erfolgreiche Sportmannschaften und für diese auch ein groß ausgebautes Trainingsgelände. Der Fußballclub hatte zwei Plätze und ein kleines Gebäude mit Duschen und Umkleiden daneben, in das die beiden Größeren wie selbstverständlich gingen und Ayame folgte ihnen einfach mal. Auf dem Platz waren schon ein Hand voll Spieler und ungefähr genauso viele befanden sich in den Kabinen. Der Blonde wusste nicht genau wie viele Mitglieder dieser Club hatte, aber Saga hatte er noch nirgends gesehen. „Oh, Ai-chan, hast du neue Sportklamotten?“, wurde der Blonde auch direkt von seinem besten Freund angesprochen, kaum dass er sich umgezogen hatte. „Ja und? Meine alten sind halt alle kaputt oder alt, da kann ich mir ruhig mal neue kaufen.“ Ayame wusste, dass Sono genau wusste, dass der einzige Grund für die neuen Sachen Saga war, aber das musste der Rest ja nicht wissen und auch wenn ihnen gerade wohl nur Shin zuhörte, kannte Ayame den Braunhaarigen doch auch noch nicht lange genug, als dass er ihm seine Schwärmerei offen legen würde. „Also ich finde die Sachen hübsch. Zwar nicht unbedingt geeignet zum Fußball, aber es steht dir.“, kommentierte Shin Ayames Outfit und der Blonde bedankte sich nur strahlend. Wobei er nicht ganz verstand, warum seine Sachen zum Fußball spielen nicht geeignet waren. Er trug weiße Hotpants mit hellblauen Applikationen und ein dazu passendes hellblaues Top und das hatte er alles aus einem Sportgeschäft. Neue Turnschuhe hatte er sich übrigens auch passend dazu gekauft, wobei es ja keine richtigen Turnschuhe waren sondern Fußball-Kunstrasen-Schuhe, laut Sono brauchte er hier sowas. Auch wenn Ayame noch nicht wirklich davon ausging, dass er dem Club nach heute beitreten würde. „Naja gehen wir.“ Es dauerte noch ein paar Minuten bis anscheinend alle Clubmitglieder anwesend waren und auch Saga und Kouki waren unterdessen gekommen. Sie schienen sowas wie die Kapitäne zu sein, denn der Trainer, übrigens Ayames normaler Sportlehrer, übergab den beiden das Kommando das Aufwärmen zu leiten. Kouki sollte sich mit den normalen Teammitgliedern beschäftigen, während Saga die Anfänger zugeteilt bekam. „Okay, wir beginnen mit warmlaufen.“, meinte der Braunhaarige und Ayame wäre am liebsten jetzt schon wieder gegangen. Er dachte, dass hier sein ein Fußballclub und sofern er sich richtig erinnerte, war Fußball der Sport wo man einem schwarz-weißen Ball hinterherlief und ihn in ein Tor schoss, aber das hier erinnerte ihn mehr an Marathon laufen. Sie rannten doch wirklich gefühlte Stunden, in Wahrheit wohl eher zehn Minuten, um den Platz und Ayame konnte jetzt schon nicht mehr. Es war ja nicht so, dass er direkt unsportlich war, aber sonderlich gut war seine Kondition offensichtlich auch nicht, sonst wäre er jetzt ja noch nicht außer Puste. Das Schlimmste daran war aber, dass Saga kein bisschen angestrengt aussah und auch Sono und Shin die neben dem Blonden herliefen, wirkten nicht wirklich so als würde das Laufen sie belasten. Die darauf folgenden Dehnübungen waren schon eher etwas womit Ayame klar kam, da musste man sich wenigstens nicht so viel bewegen. „Da wir viele Neue haben werden wir heute Dribbling und Passtraining machen. Dazu teilt euch bitte in Zweiergruppen auf.“ Nach dem Aufwärmen hatte der Trainer anscheinend wieder das Kommando übernommen. Unter Dribbling und Passtraining konnte Ayame sich jetzt zwar gar nichts vorstellen, aber er würde einfach mit Sono ein Paar bilden und der Silberhaarige würde es ihm schon erklären. Doch bevor er seinen besten Freund fragen konnte, wurde er schon von der Seite angetippt, fuhr erschrocken zusammen. „Ayame, schön dass du wirklich gekommen bist.“ Saga hatte den Blonden angesprochen, was dessen Herz nur wieder zum Flattern brachte. Saga erinnerte sich sogar an seinen Namen und anscheinend schien er die Einladung wahr machen zu wollen. „Bilden wir ein Paar?“ „Ja, gerne.“ Der Blonde setzte sein schönstes Lächeln auf, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass es neben Sagas verblasste und folgte dem Größeren dann ein Stück auf das Feld. Die kleinen Gruppen schienen sich gleichmäßig auf dem Platz zu verteilen, so dass Ayame und Saga relativ viel Platz um sich hatten. „Du hast wirklich keine Ahnung vom Fußball oder?“, begann Saga nachdem sie ihren Platz gefunden hatten, den Ball rollte er leicht mit seiner Fußspitze hin und her. „Nein, ich hab noch nie gespielt und ehrlich gesagt auch noch nie ein Spiel gesehen. Meine Mutter mag Fußball und kann auch spielen, glaub ich. Aber ich denke von dem Sporttalent hab ich nichts abbekommen.“ Kouyou hatte mal erzählt, dass er auf der Oberschule auch gespielt hatte und er sah auch regelmäßig irgendwelche Spiele im Fernsehen, aber Ayame hatte sich noch nie sonderlich für den Sport interessiert, tat er ja immer noch nicht. Er war lediglich wegen Saga hier. „Okay. Ich hab noch nie ‘ne Frau getroffen, die Fußball mag.“ Der Braunhaarige lachte leise und Ayame wurde unweigerlich bewusst, dass er mal wieder den gleichen Fehler wie immer gemacht hatte. Für ihn war es selbstverständlich, dass er Kouyou ‚Mutter‘ nannte, aber andere hielten ihn dann immer für eine Frau. Aber da der Blonde keine Ahnung hatte, wie Saga auf Schwule reagieren würde, klärte er das Missverständnis lieber nicht auf. Das könnte er immer noch tun, falls er bei Saga mal irgendwann eine Chance bekam. „Auf jeden Fall, naja also du solltest, wenn du öfter kommst auf jeden Fall andere Sachen anziehen. Also ich würde dir eine längere Hose empfehlen, weil mit nackten Oberschenkel über den Kunstrasen zu rutschen ist sehr schmerzhaft. Und ganz wichtig: Schienbeinschoner.“ Der Braunhaarige deutete auf seine Unterschenkel. „Ansonsten ist beim Spielen die Verletzungsgefahr viel zu hoch.“ „Okay.“ Nun ja, jetzt wusste Ayame wenigstens, was Shin vorhin gemeint hatte. Aber wenn er so hässliche weite, lange Hosen tragen müsste und dazu auch noch diese komischen gefüllten Socken, würde Saga seine hübschen Beine ja gar nicht sehen und dabei war der Blonde der Meinung, seine Beine waren sein hübschester Körperteil. „Also, fangen wir ganz einfach an.“ Saga schien einen Moment zu überlegen, bevor er sich wieder mit seinem charmanten Lächeln an Ayame wandte. „Dribbeln und Ballführung. Am Wichtigsten ist, dass du den Ball immer mit der Innenseite spielst, damit er flach über den Boden rollt und nicht zu weit vorlegen, sonst hat dein Gegner es zu leicht dir den Ball abzunehmen.“ Saga führte Ayame vor, was er meinte und wies den Blonden dann an es nachzumachen. Und zu seiner Überraschung funktionierte es sogar ganz gut. Okay, Dribbeln schien jetzt auch nicht die größte Herausforderung zu sein, aber immerhin hatte er damit wahrscheinlich schon mal mehr geschafft, als sein Vater ihm zu getraut hätte. „Machst du gut, Ayame.“ Und das Lob von Saga ließ den Blonden gleich noch ein bisschen glücklicher strahlen über seine Leistung. Sowieso war der Braunhaarige unheimlich nett und kein bisschen so, wie Ayame ihn sich vorgestellt hatte. Er war ja davon ausgegangen, dass Saga ein bisschen arrogant und selbstverliebt wäre, aber das war er gar nicht. Er wirkte irgendwie erstaunlich ruhig und zurückhaltend auf den Blonden. „Danke.“ „Nichts zu danken. Ich sag nur die Wahrheit. Aber geb zu ich hatte Recht, es macht Spaß.“ Der Kleinere nickte. Ja, es machte wirklich irgendwie Spaß, was schon erstaunlich war, wenn man bedachte, dass Fußball ja immer noch ein Sport war und damit von vorne herein bei ihm eigentlich auf Ablehnung stoßen würde. „Und jetzt üben wir ein bisschen passen. Also zielen und sowas ne.“ Und das taten sie dann auch den Rest der Zeit. Anfänglich war Ayame zwar dem Verzweifeln nahe, weil es nicht so funktionierte, wie er es wollte, aber es klappte immer besser und irgendwann machte es sogar fast Spaß. Vor allem aber weil Saga ein wunderbarer Lehrer war und der Blonde sich in seiner Nähe unheimlich wohl fühlte. Auch wenn er natürlich noch immer im ganzen Körper dieses Kribbeln hatte, war es für Ayame doch einiges leichter mit seinem Schwarm Saga umzugehen, vor allem auch auf einer freundschaftlichen, albernen Basis als mit seinem Klassenlehrer. „Zusammenkommen, wir machen zum Abschluss ein kleines Spiel.“, schallte die laute Stimme des Lehrers über den Platz und unterbrach die beiden Schüler in ihrem Tun. Schade eigentlich, denn Ayame hätte gerne noch ein bisschen mit Saga alleine gespielt, auch wenn er mittlerweile doch wieder etwas zu angestrengt war für seinen Geschmack. Das Spiel war dann definitiv etwas, was Ayame keinen Spaß machte. Mal abgesehen davon, dass er viel zu viel laufen musste, weil der Platz einfach viel zu groß war, war ihm diese Art von Sport auch eindeutig zu brutal. Dank der Rambo-haften Zweikampftaktiken mancher Mitspieler war der Kleine mehr als einmal auf dem harten Boden gelandet und seinen Arm hatte er sich auch aufgeschürft, was ziemlich hässlich aussah und außerdem verdammt weh tat. Ayame versuchte zwar trotzdem so gut wie möglich an dem Spiel teilzunehmen, auch wenn es ihm keinen Spaß machte, aber er wollte jetzt auch nicht wie ein zickiges Mädchen einfach rumstehen und nichts tun. Das würde sicher keinen guten Eindruck auf Saga machen und den Älteren zu beeindrucken war nun mal sein Ziel. Apropos Saga, der spielte übrigens unheimlich gut. So oft es seine Teilnahme eben zu ließ, beobachtete er den Braunhaarigen, der sein Beobachten aber anscheinend als Wunsch sah, den Ball zu bekommen, denn Saga passte ihm zu und jetzt wollte der Blonde auch besonders gut sein. Konzentriert nahm er den Ball an, machte sich dann daran nach vorne Richtung Tor zu laufen. Aber sonderlich weit kam er nicht, da er im nächsten Moment von einem Mitspieler getackelt wurde, stolperte und schmerzhaft auf dem Boden aufkam. Ein höllischer Schmerz zog sich durch seinen Fuß und am liebsten würde der Blonde jetzt anfangen, zu weinen. Es tat so weh. „Ayame, alles okay?“ Saga war zu ihm geeilt und versuchte dem Kleineren beim Aufstehen zu helfen, wofür der Jüngere ihm im ersten Moment wirklich dankbar war. Zumindest solange bis er versuchte auf seinen Fuß aufzutreten. „Ah~.“, keuchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht und wieder traten ihm die Tränen in die Augen. Sein Fuß schmerzte so sehr, dass er glaubte, er würde bald abfallen und nur dank Saga war er überhaupt in der Lage, sich irgendwie auf den Beinen zu halten. „Kannst du nicht auftreten?“ Der Braunhaarige musterte ihn besorgt und mittlerweile war das Spiel wohl unterbrochen, denn er konnte Sono sehen, der aufgeregt auf ihn zu eilte. Doch bevor sein bester Freund bei ihm ankam, wurde Ayame plötzlich hochgehoben und fand sich erschrocken quietschend in Sagas Armen wieder. „Ich bring dich ins Krankenzimmer.“, meinte dieser nur und trug Ayame wirklich vom Feld und Richtung Schulgebäude. Auch wenn die Schmerzen fast unerträglich für den Blonden waren, wünschte er sich insgeheim, dass sie nie im Krankenzimmer ankommen würden. Es war ein unglaubliches Gefühl in den Armen des Älteren zu liegen und er musste hart mit sich kämpfen, um nicht seinem klopfenden Herz nachzugeben und sich anzukuscheln. Der Kleinere genoss einfach den Moment, ließ sich von der Körperwärme und dem Geruch des anderen einlullen. Leider wurde ihm dieser Gefallen nicht erfüllt und so kamen sie wenige Minuten später am Krankenzimmer an, wo Saga ihn auf eine der Liegen legte und dann eine Schwester holte, die sich Ayames Fuß ansah. „Tut mir leid wegen deinem Fuß.“ Saga war die ganze Zeit bei Ayame geblieben, was diesen innerlich vor Freude hüpfen ließ, denn sein verliebtes Herz, versuchte ihn aufgrund dessen davon zu überzeugen, dass Saga ihn auch irgendwie mochte. „Ist doch nicht deine Schuld.“ Ayames Fuß war verstaucht, was zwar irgendwie ziemlich weh getan hatte, aber es war halt ein blöder Unfall gewesen und dafür konnte niemand etwas, am wenigsten Saga und da der Jüngere ohne diesen Unfall seinem Schwarm nie so nahe gekommen wäre, war er eigentlich sogar ganz froh darüber. „Irgendwie schon. Immerhin hab ich dich dazu gebracht, heute zu kommen.“ Saga schien sich wirklich irgendwie schuldig zu fühlen, was Ayame fasst gerührt quietschen ließ. Saga war nicht nur wunderschön, nett und hilfsbereit, er war auch noch unheimlich süß. Er war perfekt. „Quatsch, mach dir nicht so einen Kopf.“, warf Sono ein, der mit Shin auch kurz nach Saga und ihm hier angekommen war. Sie hatten Ayames Sachen glücklicherweise aus den Kabinen mitgenommen, so müsste der Blonde nicht mehr zurück und konnte hier liegen bleiben und warten bis einer seiner Eltern ihn abholte. Die Krankenschwester hatte bei Kouyou an der Arbeit angerufen, nachdem sie Ayame untersucht hatte und der wollte so schnell wie möglich kommen und ihn holen. „Naja, Fußball wird nach der Sache dann wohl aber nichts für dich oder?“ „Nein, ich denke eher nicht.“, beantwortete der Blonde Sagas Frage. Zwar hatte es ihm wirklich Spaß gemacht mit Saga zusammen zu spielen, aber das lag hauptsächlich daran, dass es ihm Spaß gemacht hatte, in Sagas Nähe zu sein. „Das ist mir doch ein bisschen zu brutal.“ Die anderen Drei lachten leise auf diesen Kommentar und Ayame wollte sich eigentlich gerade beschweren, dass das nicht witzig war, als die Tür zum Krankenzimmer sich öffnete und ein vollkommen aufgelöster Kouyou auf ihn zu stürmte und ihn fest in die Arme schlang. „Gott, Engelchen. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Was ist passiert? Ist es sehr schlimm?“, überschlug sich der Ältere fast und Ayame musste unweigerlich breit grinsen. Er hatte eben die beste und fürsorglichste Mutter der Welt. „Also ich denke, wenn er immer noch in der Schule rumliegt, kann es nicht so schlimm sein. Wenn du ihn natürlich weiter so drückst, wird er demnächst ersticken.“ Erschrocken wandte Ayame seinen Blick zur Tür, konnte er doch nicht glauben, wer ihn da gerade angesprochen hatte. „Papa?“ Es war zwar schon Nachmittag, aber trotzdem noch ungefähr drei oder vier Stunden bis zum normalen Feierabend seines Vaters. Der Älteste kam normalerweise nie vor neun Uhr nach Hause, aber gerade stand er wirklich hinter seiner Mutter und zog den Größeren leicht von Ayame weg, der wirklich kaum noch Luft bekommen hatte. „Musst du nicht arbeiten?“ „Ja, eigentlich schon. Aber einer von uns Erwachsenen war ja kurz davor vor Angst um dich zu sterben, weil du könntest ja eine tödliche Verletzung davon getragen haben.“ „Jetzt spiel das nicht so runter. Ich hab mir wirklich Sorgen um dich gemacht, Engelchen.“ Und Ayame war wirklich dankbar, dass seine Mutter so war, auch wenn er natürlich manchmal ein bisschen überfürsorglich sein konnte. Aber dass sein Vater dann auch wirklich mitgekommen war und sich anscheinend auch Sorgen gemacht hatte, freute den Blonden noch mehr. „Ich weiß, Mama. Aber ich hab mir nur den Knöcheln verstaucht, es ist alles okay. Saga hat mir geholfen.“, antwortete er lächelnd und blickte kurz zu erwähntem Braunhaarigen, der aber nur völlig steif auf seinem Stuhl saß und Kouyou entgeistert anstarrte. Seine Gesichtsfarbe war auch eher weiß als normal und erst jetzt fiel dem Kleinsten auf, dass Saga ja gar nicht wusste, dass seine Eltern schwul waren und so wie er aussah, war er mehr als geschockt. Gerade hatte er irgendwie das unschöne Gefühl, dass er seinen Schwarm damit jetzt auch verloren hatte. „Vielen, vielen Dank.“ Kouyou schien Sagas Entsetzen entweder nicht bemerkt zu haben oder er ignorierte es einfach, bedankte sich herzlich bei dem verwirrten Braunhaarigen, sein Vater und Sono kicherten nur leise und Shin schien zwar auch irgendwie verwirrt aber auch belustigt angesichts des großen Blonden. „Ehm… kein Problem.“, nuschelte Saga als er seine Fassung wieder erlangt hatte, blickte aber immer noch etwas unschlüssig zwischen den beiden Erwachsenen hin und her. „Also ich geh mich dann auch mal umziehen und… man sieht sich Ayame. Gute Besserung.“ Der Braunhaarige verbeugte sich höflich und war dann auch verschwunden. Ayame blickte ihm nur leise seufzend nach und hoffte einfach mal, dass Saga ihn jetzt nicht wirklich meiden würde. * Mittlerweile stand Kouyou in der Küche und bereitete das Abendessen für seine Familie und Ayames Freunde vor. Als ihn die Krankenschwester vorhin an der Arbeit angerufen hatte, war sein Herz vor Schock fast stehen geblieben, das einzige, was er von dem Telefonat mitbekommen hatte, war das Ayame sich verletzt hatte und abgeholt werden musste. Natürlich hatte er sofort Takanori angerufen, der auch ohne Weiteres seine Arbeit verlassen hatte und mit ihm zur Schule gefahren war. Der Blonde wusste selbst, dass er wohl etwas überreagiert hatte, aber seine größte Angst war eben, dass einem seiner Lieblinge etwas passierte und vorhin hatte er einfach geglaubt, der Alptraum wäre wahr geworden. „Schatz, du kochst schon wieder viel zu viel. Ayame hat zwei Freunde eingeladen und nicht seine ganze Klasse.“ Kouyou hatte seinen Mann gar nicht bemerkt, der jetzt hinter ihm stand und seine Arme um den Bauch des Blonden schlang. „Ja, aber ich weiß doch gar nicht, was Shin mag, also mach ich lieber ein paar verschiedene Sachen, weil ich will Ayames neuen Freund doch nicht vergraulen, jetzt wo er und Sono doch endlich noch jemanden gefunden haben.“ Das meinte er auch vollkommen ernst und der Manager murrte nur verstehend, während seine Finger zärtlich über Kouyous Bauch streichelten. Es freute ihn, dass ihr Sohn endlich noch einen Freund gefunden hatte und er wollte nicht schuld sein, wenn Shin doch wieder nichts mit ihm zu tun haben wollte. „Du kochst wunderbar, ich glaube dein Essen wird niemanden vertreiben.“, lachte der Ältere, küsste Kouyous Nacken, bevor er sich wieder löste und den Tisch deckte. Immerhin war das Essen auch bald fertig. Er hatte heute eine Variation aus allem Möglichen gemacht, was er gut konnte. Zwar passten manche Dinge nicht unbedingt zusammen, aber zumindest war so für jeden Geschmack etwas dabei. Natürlich gab es Gebratene Nudel und Hühnchen Süß-sauer für Sono, weil Kouyou ja wenigstens bei dem Silberhaarigen wusste, was er am liebsten aß. Dann hatte er Gyoza und Takoyaki gemacht, genauso wie griechischen Salat. Außerdem noch Fisch, zu dem man wahlweise normalen Reis, italienische Nudeln mit passender Soße oder eine scharfe, er glaubte indische, Reisvariante essen konnte. Als letztes stellte er dann noch die Reste vom Sushi, welches er gestern Abend gemacht hatte dazu, was den Tisch jetzt zwar ziemlich überfüllt aussehen ließ, aber so hatte er wirklich so ziemlich alles abgedeckt. „Wow, bei dem ganzen Zeug weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.“, kommentierte Shin dann aber zu Kouyous Zufriedenheit das Essen, nachdem Takanori die drei Jungs geholt hatte und er schien wirklich begeistert, so wie seine Augen leuchteten. „Nimm dir so viel du willst. Ich wusste nicht, was du magst, deswegen hab ich verschiedene Sachen gemacht.“ „Oh, ich mag alles.“, meinte Shin begeistert und schaufelte sich auch gleich von allem etwas auf seinen Teller, begann wie auch die anderen zu essen. „Das schmeckt wunderbar, Herr Matsumoto. Gibt’s bei euch immer so gutes Essen, Aya, dann komm ich öfter.“ „Ja, gibt es immer.“, antworteten Ayame und Sono synchron und Kouyou freute sich nur tierisch darüber, dass den Kindern das Essen schmeckte. Zumindest in dem Punkt hatte er heute schon mal alles richtig gemacht. „Und Shin, kommst du aus Tokyo?“, begann Takanori dann irgendwann mit dem, was Kouyou eigentlich auch noch vor hatte: etwas mehr über den braunhaarigen Freund ihres Sohnes zu erfahren. „Nein. Meine Familie kommt aus Fukuoka, aber wir sind hierher gezogen, da war ich ungefähr fünf, weil mein Vater einen besseren Job bekommen hatte.“ Der Schüler beantwortete die Frage, während Ayame seinen Eltern nur einen strafenden Blick zuwarf, was dem Größten aber nur ein Schmunzeln entlockte. Er wusste ja selber, dass ihr Sohn es nicht mochte, wenn seine Freunde immer so ausgefragt wurden, aber es war doch auch verständlich, dass Kouyou und Takanori etwas über die Leute erfahren wollten, mit denen Ayame seine Zeit verbrachte. „Was arbeitet dein Vater?“, machte der Manager unbeirrt weiter und Kouyou konnte sehen, wie Ayame langsam immer böser wurde, während Sono, wohl froh darüber, dass heute nicht er ausgefragt wurde, ebenfalls grinsend das Gespräch beobachtete. „Er ist Banker bei Mitsubishi Tokyo. Meine Mutter hat auch mal irgend sowas gearbeitet, aber nachdem mein Bruder geboren wurde, ist sie Hausfrau geworden.“ „Oh, du hast einen älteren Bruder.“ Kouyou freute sich innerlich riesig darüber, dass Shin anscheinend bereitwillig alles erzählte, Sono war bei seinem ersten Besuch ja noch eher zurückhaltend gewesen und der Blonde hatte fast einen Monat gebraucht, um von dem damals Sechsjährigen zu erfahren, dass er noch einen großen Bruder hatte. „Ja, einen älteren und einen jüngeren Bruder und eine ältere Schwester. Aber mein großer Bruder wohnt nicht mehr bei uns, er studiert seit diesem Jahr in Kyoto und ist vor einem Monat ungefähr umgezogen.“ Und so ging es den Rest des Abendessens weiter, Shin erzählte und beantwortete alle Fragen, die die beiden Erwachsenen an ihn hatten, Ayame kämpfte offensichtlich hart dagegen an, einen Wutausbruch zu bekommen, wobei Kouyou der Meinung war, nachdem dem Kleinsten aufgefallen war, dass es seinen neuen Freund nicht zu stören schien, Fragen gestellt zu bekommen, hatte er sich etwas abgeregt und Sono grinste breit vor sich hin und genoss das Essen. Alles in allem war Kouyou aber ganz begeistert von Ayames neuem Freund. Der Junge schien wirklich nett zu sein, kam aus einer guten Familie und vor allem lobte er das Essen überschwänglich, was dem Blonden natürlich auch sehr schmeichelte. Nach dem Essen waren die Jungs dann wieder in Ayames Zimmer verschwunden und Kouyou hatte es sich mit seinem Mann und einem Glas Wein im Wohnzimmer bequem gemacht. So stellte er sich einen entspannten Abend vor, einfach auf dem Sofa vor dem Fernseher kuscheln und reden. Und das taten sie dann auch bis Ayame irgendwann ebenfalls das Wohnzimmer betrat und sich neben Kouyou auf das Sofa fallen ließ. „Und Engelchen, sind sie weg?“ Der Kleine nickte, legte seinen verletzten Fuß auf den Couchtisch und lehnte sich an den Größeren, was diesen nur sanft lächeln ließ. Wenn der Schüler so kuschelbedürftig ankam, war er meistens krank oder hatte etwas auf dem Herzen. „Tut der Fuß noch sehr weh?“ „Ein bisschen aber es ist auszuhalten.“ Also hatte der Kleine sicher was anderes auf dem Herzen. Der Blonde stellte sein Weinglas auf die Seite, löste sich etwas von seinem Mann, um Ayame in den Arm zu nehmen und leicht hin und her zu wiegen. „Willst du uns erzählen, was los ist?“, begann Kouyou zaghaft und auch Takanori wandte sich jetzt seinem Sohn zu, schaltete sogar den Fernseher aus, damit der Junge wusste, dass er die volle Aufmerksamkeit der beiden Erwachsenen hatte. „Es ist nicht so wichtig.“, nuschelte Ayame vergrub sein Gesicht etwas in Kouyous Shirt und kuschelte sich an den Älteren, was dieser auch erwiderte. „Ayame, du kannst uns alles erzählen, wirklich egal was.“ Takanori hatte sich auf die andere Seite neben seinen Sohn gesetzt und strich ihm beruhigend durch die Haare. Aber es dauerte noch eine ganze Weile bis Ayame wieder aufblickte und begann zu erzählen. Innerlich befürchtete der Blonde schon das Allerschlimmste von seinem Sohn zu hören. „Der Junge vorhin im Krankenzimmer, also Saga… das… also er ist…“ Der Kleine sprach ungewohnt stotternd und auf das leise „Dein Schwarm“ von Takanori nickte er nur abgehackt. Also irgendwas stimmte mit Ayame wirklich nicht und das ließ die Sorge in Kouyou nur weiter wachsen. „Und er war total nett zu mir, hat mir auch geholfen mit der Verletzung und war dann auch die ganze Zeit bei mir im Krankenzimmer bis... also, als ihr gekommen seid und er… also gesehen hat, dass ihr schwul seid… da war er plötzlich so komisch und ist auch so überstürzt verschwunden und jetzt glaub ich, er redet nie wieder mit mir, weil…“ Ayame brach wieder ab, schluchzte leise und kuschelte sich noch näher an seine Eltern. „Ich liebe euch und ihr seid auch die besten Eltern, die ich mir wünschen kann, aber warum können die anderen mich nicht einfach normal behandeln?“ Jetzt weinte der Junge richtig und Kouyou drückte ihn nur ein bisschen fester an sich, während Takanori ihm noch immer durch die Haare strich, seinen Mann fragend anblickte. Aber dem Größeren fiel gerade auch nichts ein, wie sie den Jüngeren aufbauen konnten. „Engelchen, du weißt doch gar nicht, ob Saga wirklich ein Problem damit hat und wenn dem so wäre, dann hat er dich nicht verdient. Du wirst immer Leute treffen, die dich wegen irrationalen Gründen wie Sexualität meiden, aber Leute die so denken, sind Leute mit denen du auch normal niemals befreundet oder zusammen sein könntest, weil sie einfach asoziale, intolerante Arschlöcher sind.“ Das war wirklich Kouyous Meinung und Ayame hatte zumindest wieder aufgehört, zu weinen. „Außerdem gibt es doch auch andere Leute da draußen. Ich meine, du kennst doch auch so wunderbare Menschen wie Sono und Shin und glaubst du nicht auch, dass die beiden als richtige Freunde tausend Mal mehr wert sind als irgendwelche falschen Bekannten.“, fügte Takanori an und der Größere konnte nur nickend zustimmen, auch Ayame rang sich zu einem kleinen Nicken durch. Sie blieben noch eine Weile so auf der Couch sitzen, bis Ayame irgendwann in Kouyous Armen eingeschlafen war und der Ältere ihn dann in sein Bett trug. Das hatte er seit Jahren nicht mehr gemacht, aber irgendwie konnte er sich trotzdem nicht wirklich darüber freuen, das vorhin Gesagte seines Sohnes beschäftigte ihn gerade zu sehr. „Glaubst du wir zerstören sein Leben?“, fragte der Blonde dann, als er zu Takanori in ihr Bett kroch, sich eng an den Älteren kuschelte. Kouyou hatte seit vorhin wirklich ein schlechtes Gewissen, immerhin war ihre Beziehung doch der einzige Grund, warum Ayame immer angefeindet wurde. Wenn der Manager noch mit seiner Frau zusammen wäre, hätte ihr Sohn es in der Schule und im Leben sicher leichter. „Denk nicht eine Sekunde daran, dass es Ayame besser gehen würde, wenn wir damals nicht zusammen gekommen wären.“ Erschrocken blickte der Blonde seinen Mann an, der anscheinend wirklich neuerdings Gedanken lesen konnte. „Ayame liebt dich, er wäre ohne dich niemals so wunderbar aufgewachsen und du bist die beste und einzige Mutter für ihn. Außerdem selbst jetzt wo ich weiß, dass es manchmal schwer ist für Ayame mit uns als Eltern, würde ich mich immer wieder für dich als meinen Partner entscheiden. Du bist die Liebe meines Lebens und um nichts in der Welt würde ich dich jemals wieder hergeben.“ Der Braunhaarige küsste ihn hingebungsvoll und sorgte wirklich ein bisschen dafür, dass er sich besser fühlte, auch wenn er immer noch Bedenken wegen Ayame hatte. „Ich liebe dich, Taka.“ Und wenn er ehrlich war, stimmte er dem Älteren zu, obwohl er wusste, dass Ayame gelegentlich unter ihrer Beziehung litt, würde er sich immer wieder für den Manager entscheiden und genauso wusste er, dass Ayame ihn für die beste Mutter der Welt hielt und er Kouyou wohl auch niemals gegen irgendjemand anderen eintauschen würde. tbc ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ So, da ich ja gesundheitstechnisch gerade außer Gefecht gesetzt bin, gibt es heute schon ein neues Kapitel und da ich wohl die nächsten Tage auch net viel machen werde können, gibt es am Wochenende sicherlich auch schon gleich das nächste^-^ Es werden übrigens jetzt doch mindestens 21 Kapitel... Kapitel neun ist irgendwie ein bisschen außer Kontrolle geraten und hatte aufeinmal 7000 Wörter, das hab ich dann doch lieber in zwei Kapitel gepackt^-^ @ Lucel: Ja, anscheinend waren viele bei D^-^ aber deine Hoffnungen auf Saga, ich befürchte die hab ich gerade ein bisschen zerstörtxD @Morumotto:ach, ist doch vollkommen egal, wann der Kommi kommt^-^ aber ja, Ayame fällt die Entscheidung ja ähnlich schwer Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)