Limerance von Alyeskah (The initial thrill of falling in love) ================================================================================ Kapitel 10: Hypnopompic ----------------------- - The fuzzy state between being awake and asleep - 11:00 Mama schweigt lange, nachdem ich geendet habe. Sie schweigt sogar so lange, dass ich nervös an der Tischdecke herumfummele und überlege, ob es vielleicht besser gewesen wäre, nichts zu sagen. Gerade will ich sie bitten, ob sie das Gespräch bitte wieder vergessen könne, als sie mich plötzlich anlächelt und nach meiner Hand greift. „Hey“, sagt sie, „beruhige dich.“ Beruhigen? Erst jetzt merke ich, dass ich unruhig hin und her rutsche und mit den Füßen wackele. Oh. „Es ist gut, dass du es mir erzählt hast“, meint sie nachdenklich. „Zwar hättest du es ruhig früher tun können, aber wenigstens ist noch nichts Ernsthaftes passiert.“ Ich runzle die Stirn. Nichts Ernsthaftes? „Dir ist klar, dass wir trotzdem zur Polizei gehen, oder?“ Polizei? Wenn Chris das erfährt … ich stöhne auf. Nein, das will ich mir gar nicht vorstellen. „Können wir das nicht verschieben?“, frage ich zaghaft. „Nach dem ganzen Desaster von heute glaube ich nicht, dass Chris noch die Nerven für einen Polizeibesuch hat.“ Und selbst, wenn er sie hätte – ich würde das nicht aushalten. Diesen Gedanken behalte ich allerdings lieber für mich. Ich will nicht, dass sich meine Mutter noch mehr Sorgen macht. Sie seufzt und denkt nach. „Okay. Aber morgen früh auf jeden Fall!“ 13:10 Chris schlägt die Tür zu und ich schrecke aus meinen Träumen auf. „Was zum - “, fange ich verwirrt an, aber er unterbricht mich. „Weißt du, was für eine Hölle heute in der Schule los war?“, faucht er. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Soll ich ja oder nein sagen? Aber Chris nimmt mir die Entscheidung ab; er redet einfach weiter. Sams Erzählung in Kurzform, darum schalte ich ab und beobachte fasziniert, wie er hin und her läuft und sich die Haare rauft. 13:14 „Ist da etwas dran?“ Ich blinzele überrascht und brauche einen Augenblick, um wieder in die Realität zu kommen. „Äh, was? Woran?“ „Daran, was Lucy und Dennis und was weiß ich, wer noch alles behaupten. Dass du in mich verliebt bist und so ein Mist.“ Oh. „Julius?“ Was soll ich sagen? Was, was, was? Ich spüre, wie ich zu zittern beginne, verkrampfe meine schweißnassen Hände ineinander und höre meinem Herzen beim Rasen zu. Scheiße. Gottverdammte Scheiße! „Hey!“ „Natürlich nicht!“, stoße ich aus, halte die Luft an und kralle mir die Fingernägel in die Handflächen. 13:15 Warum genau habe ich das jetzt gesagt? Ich Idiot! 13:16 Chris redet, aber irgendetwas ist in meinen Ohren, sie pochen und ich höre alles aus weiter Ferne. Probehalber stecke ich mir den Finger in das Rechte, aber da ist keine Watte oder sonst etwas drin. 13:20 „Mama will morgen zur Polizei“, sage ich. Ich habe keine Ahnung, wovon er gerade gesprochen hat, oder warum ich das jetzt verkündet habe, aber sobald ich wieder klar denken kann, werde ich mich nicht mehr trauen, es zu sagen. 13:21 Er verlässt mein Zimmer und knallt die Tür schon wieder zu. Ich starre ihm nach und frage mich dumpf, wie lange es wohl dauern wird, bis sie aus den Angeln fällt. 17:00 Niemand schaut nach mir und eigentlich ist mir das ganz recht, so allein zu sein. Ich vermisse sie nicht, irgendwie bin ich gerade … leer. Auch Hunger habe ich keinen und die anderen natürlichen Körperbedürfnisse melden sich ebenfalls nicht. Nur Schlaf. Den brauche ich. Aber ich bin rastlos. Seit Chris wütend aus meinem Zimmer gerauscht ist, liege ich auf dem Bett und suche nach Tieren und anderen Dingen, die sich im Muster der Decke verstecken. Langsam fühle ich, wie der Schlaf doch noch kommt … 23:00 Ich bekomme keine Luft mehr. Erschrocken reiße ich die Augen auf, versuche im Dunkeln etwas zu erkennen, aber es gelingt mir nicht. Irgendetwas presst sich auf meinen Mund, meine Nase, ich kann nicht mehr atmen, mein Puls rast, mein Herzschlag beschleunigt sich bis zum Maximum, vor meinen Augen tanzen Sternchen… ich glaube, ich sterbe… Schwarz. 23:12 „Julius? Julius, hörst du mich?“ Meine Mutter. Ja, will ich sagen. Ja, ich höre dich. Aber es geht nicht. Ich höre die Panik deutlich aus ihrer Stimme heraus, will sie irgendwie beruhigen, aber ich kann nicht. Es ist, als wäre ich in einer anderen Welt, als würde ich von einer Blase umgeben werden, die nichts und niemanden hindurch lässt. Bis auf fürchterlichen Schmerz spüre ich nichts. Aber wenigstens kann ich wieder atmen. Auch wenn es weh tut. „Der Notarzt ist unterwegs“, ist das letzte, was ich höre. „Die Polizei auch.“ Dann werde ich wieder von der Welle der Bewusstlosigkeit überschwemmt. 31. März 09:15 „Julius“, flüstert jemand. „Julius, wache auf.“ Chris? Ist er es? Mein Herz macht einen Hüpfer bei diesem weichen, besorgten Tonfall. Irgendetwas in meiner Nähe piepst und ich drehe mich unruhig hin und her. Schlafe ich? Ist das mein Wecker? Ich komme mir so… wuschig vor. „Bitte.“ Seine Hand liegt auf meinem Arm und ich fühle, wie die Endorphine in meinem Blut Salsa tanzen und sich mein Herzschlag beschleunigt. Das arme Ding. Ich setze es momentan immer solchen extremen Gefühlen aus … „Julius.“ Er ist nah, so nah … Ich kann seinen Atem spüren und zittere vor Aufregung. Ich will die Augen öffnen, sein Gesicht sehen. Chris … 09:20 Seine Lippen. Auf meinen. Und mein Herz explodiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)