Worldtraveler ~Ver. 2~ von Dark-Yuki ================================================================================ Prolog: ~Prolog~ Der Auftrag ---------------------------- Reise 1: „Der Auftrag“ Yuki Akai wartete am vereinbarten Treffpunkt auf dem belebten Marktplatz ihrer Heimatstadt auf ihre beste Freundin Eissi. Noch hatte sie ihre großen Kopfhörer auf und hörte gerade den Song „Have a nice Day“ von Bon Jovi, damit sie die ganzen anderen Menschen etwas übertönen konnte. Es war für Anfang März ein relativ warmer Tag, sodass sie schon seit geraumer Zeit nur noch ihre dunkel karierte Übergangsjacke brauchte. Ihre schwarzen Chucks waren unangenehm nass, weil sie auf dem Weg zum Treffpunkt in eine Pfütze getreten war, die tiefer war als gedacht. Sie schaute auf, als eine Straßenbahn vorfuhr, in der Eissi sitzen müsste und schaltete ihren MP3-Player aus. Sie lief ein paar Schritte auf die Haltestelle zu, blieb aber noch in einigem Abstand stehen, weil zu viele Leute davor standen, die in die Bahn einsteigen wollten. In der herausströmenden Masse von Menschen entdeckte sie ihre Freundin. Yuki lächelte, nahm ihre Kopfhörer ab und winkte Eissi zu. Diese kam ebenfalls lächelnd auf sie zu. „Hallo!“, sagte sie und umarmte Yuki. „Wartest du schon lange?“ „Nein, bin gerade erst angekommen, mach dir keinen Kopf“ Sie lösten die Umarmung und Eissi fragte: „So, wo gehen wir zuerst hin?“ „Wir könnten in den Park runter an Fluss gehen. Ich habe keine Lust heute viel in der Stadt herum zu laufen.“ „Okay, ich will mir aber dennoch vorher noch eine DVD kaufen.“ Yuki nickte und so liefen sie beide in dem am Marktplatz gelegenen Elektrofachhandel. In der obersten Etage waren die DVDs in einer großen Regalwand alphabetisch sortiert. Ausserdem gab es jeweils kleinere Regale extra für TV-Serien, Sonderangebote und Neuerscheinungen. Eissi lief zielgerichtet auf das Regal mit den TV-Serien zu und schaute das Regal durch. „Haben die das, was du suchst?“, fragte Yuki. „Moment… Ja! Haben sie“, erwiderte Eissi und holte die neue Staffel einer Fernsehserie hervor, wo es um 5 junge Leute geht, die zwar extrem intellektuell, jedoch ansonsten total dämlich waren. Eine Sitcom, wo selbst Yuki das ein oder andere Mal lachen musste. Sie gingen eine Etage runter, wo die Kassen waren und Eissi bezahlte ihre DVD. Als sie aus dem Geschäft wieder hinaus gingen, sog Yuki die frische Luft ein. „Viel zu warm da drinnen“, flüsterte sie. „Was sagtest du?“, fragte Eissi, weil sie Yuki akustisch nicht verstand. Yuki lächelte und winkte ab: „Nichts!“ Es war ja wirklich nicht besonders wichtig. Sie liefen südlich, bis sie den Marktplatz verließen und bogen dann in eine Wohngegend ein, wo bereits der Fluss, der sich durch ihre Stadt schlängelte, entlang plätscherte. Sie unterhielten sich auf dem Weg über ihre vergangene Woche. Was ihnen widerfahren ist, was schön und schlecht war und was sie genervt hat. Nach etwa zwanzig Minuten Laufzeit, kamen sie in dem Park an und ihnen kamen schon kleine spielende Kinder entgegen, die lachend einem großen Ball hinterher rannten. Sie blieben auf einer Brücke stehen und schauten auf den Fluss, während sie ihren Gedanken nachhingen. „Wusstest du, dass unser Fluss hier unsere Stadt in viele kleine Inseln teilt?“, fragte Yuki. „Wie? Wirklich? Das hätte ich nun nicht gedacht!“ „Es stimmt aber, ich habe mir Luftbildaufnahmen im Internet angeschaut. Die ganzen Nebenarme teilen unsere Stadt in größere und kleinere Inseln. Dieser Park ist ja auch eine Insel.“ „Deswegen heisst der Park hier wohl auch Peißnitzinsel…“, erwiderte Eissi stirnrunzelnd. „Genau, und deswegen grenzt hier ja auch die Rabeninsel an.“ „Interessant! Was du so alles weißt…“ Yuki winkte ab und bedeutete Eissi weiter zu gehen. Kurze Zeit später zog ein frischer Wind auf und plötzlich prasselten auch schon die ersten Regentropfen herunter. Die Menschen im Park suchten rennend Schutz unter Bäumen. Yuki nahm Eissi an die Hand und zog sie einige Meter zurück in ein Gebüsch, wo ein einzelner Laubbaum stand. Man konnte dies fast schon als kleine Lichtung bezeichnen. „Hier war ich früher oft mit meinen Freunden.“, erzählte Yuki, während sie Eissi unter den Baum zog. „Hier habt ihr immer gespielt, oder?“ „Ganz genau. Einmal ist mein bester Freund von dem Baum hier runter gefallen. Ich hab ihn dann nach Hause gebracht und es kam dann heraus, dass er einen Splitterbruch im Unterarm hatte. War nicht sehr schön.“, erzählte Yuki. „Hört sich schmerzhaft an…“, flüsterte Eissi, während sie zum Himmel aufsah. „Das ist erstaunlich, hier kommt kaum Regen durch.“ „Das war der Plan!“, grinste Yuki. So saßen sie bereits eine Weile nebeneinander unter dem schützenden Baum und Yuki legte ihren Kopf auf die Schulter ihrer Freundin. Sie rückte ihre Brille zurecht und schloss für einen Moment die Augen. Eissi streichelte ihr sanft über den Kopf, sodass Yuki besser dösen konnte. „Kommt! Die Zeit ist reif!“ Yuki schreckte hoch und schaute in die Augen von Eissi. „Hast du… das auch gehört?“ „J-ja…!“, erwiderte Eissi verängstigt. Yuki stand auf und schaute sich um. „Kommt! Wir warten auf euch!“ „Da war es wieder!“, sagte Eissi und stand nun ebenfalls auf. „Ich weiß…!“, sagte Yuki und hielt sich ihre linke Kopfhälfte, da sie Kopfschmerzen bekommen hatte. „Wieder der Kopf?“, fragte Eissi besorgt. Yuki nickte und schaute sich weiter um. Doch abgesehen von vereinzelten Menschen, die sie durch die Büsche erkennen konnte, war niemand zu sehen. Yuki schloss aus, dass es einer der Leute hier war, denn die waren alle damit beschäftigt Schutz vor dem Regen zu suchen. Ohne es direkt zu wollen lief Yuki los, Eissi hinterher. Ihre Füße trugen sie durch den Park, ohne dass sie es direkt wollte oder kontrollieren konnte. Eissi schien es, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, nicht anders zu ergehen. Nach zehn Minuten unkontrollierbaren Fußmarsch standen beide durchnässt auf einer anderen kleinen Lichtung. Da weder Yuki noch Eissi jemals so weit in den Park hinein gelaufen waren, kannten sie sich hier nicht aus. Außer Atem schauten sich die beiden Freundinnen ins Gesicht. „Und jetzt?“, fragte Eissi. „Ich weiß es nicht…“, sagte Yuki und zuckte mit den Schultern. Sie schauten sich erneut um, doch hier war niemand mehr. Nur der langsam schwächer werdende Regen prasselte noch auf die Äste und ersten Blätter der Bäume. Allgemein ist die Natur in diesem Jahr früh erwacht, das ist Yuki schon bei dem großen Laubbaum auf der anderen Lichtung aufgefallen. Da sie sich aber wenig um die Natur scherte, ist ihr das eigentlich auch egal. Eissi zupfte Yuki am Ärmel und flüsterte: „Mir ist kalt…“ Yuki zog ihre Jacke aus und warf sie Eissi über. „Meine ist zwar auch nass, aber kalt ist mir nicht. Vielleicht hilft sie dir.“ Eissi schlang Yuki’s Jacke enger um die Schultern und schaute noch immer verängstigt auf den Boden. „Der Spuk scheint vorbei zu sein.“, sagte Yuki und wandte sich um, da sie gehen wollte. Eissi drehte sich ebenfalls um, damit sie hinter ihrer Freundin stand, doch plötzlich wurden nun beide von einem Kopfschmerz geplagt, der sich ganz anders anfühlte, als sie es bisher gewohnt waren, aber dennoch unangenehm war. Durch diese überraschende Schmerzwelle gingen beide Frauen in die Knie und stöhnten vor Schmerz auf. Plötzlich war alles schwarz. Sie waren nicht bewusstlos, beide hatten ihre Augen offen. Eissi schrie kurz auf und tastete nach ihrer Freundin. Als Yuki die tastenden Finger von Eissi an ihrer Schulter spürte, zog sie ihre nun vollends verängstigte Freundin näher an sich heran. Auch Yuki hatte Angst, doch sie unterdrückte sie, um Eissi nicht noch mehr in Panik zu versetzen. Sie streichelte ihr über den Kopf und drückte diesen an ihren Oberkörper. „Es ist okay, Süße!“, versuchte Yuki sie zu beruhigen. Eissi schluchzte und vergrub ihr Gesicht in Yuki’s Oberkörper. „Ich habe Angst! Was ist das hier? Ich sehe nichts! Weder dich, noch irgendwas anderes!“, jammerte sie. „Mir geht es nicht anders. Aber ich weiß auch nicht, was hier los ist.“, erwiderte Yuki und unterdrückte nun auch ihren Anflug von Panik. Als die Dunkelheit einer üppigen grünen Ebene wich, schrie Eissi nochmals kurz auf, da beide auf den Boden plumpsten. Yuki beruhigte Eissi soweit, dass beide aufstehen konnten und sich umschauen konnten. „Weit und breit nichts zu sehen… keine Strommasten, keine Straßen… nichtmal Häuser…!“, flüsterte Yuki, während sie ihren Blick schweifen ließ. „Da! Schau mal!“, sagte Eissi und deutete auf eine Schlucht, die in einiger Entfernung vor ihnen lag. Darüber spannte sich eine weiße Brücke. Die Schlucht umwehten weiße Nebelschwaden und es sah für Yuki mehr als suspekt aus. Aber einen anderen Anhaltspunkt auf Zivilisation hatten sie nicht, also setzten sich beide in Richtung der Brücke in Bewegung. Eissi klammerte sich den gesamten Weg an Yuki’s Arm, doch solange sie ihn ihr nicht abquetschte, hinderte Yuki sie nicht daran. Je näher sie der Brücke kamen, umso seltsamer erschien sie Yuki. Das, was sie von der Ferne als Nebel interpretierten, waren anscheinend Wasserdunstschwaden, die von einem nahe gelegenen Wasserfall kamen. Als sie schließlich vor der Brücke standen, war das Rauschen des Wassers so laut, dass sich beide nichtmal mehr verstanden, wenn sie sich anschrien. Also nickte Yuki Eissi nur zu und signalisierte ihr somit, dass sie nun über die Brücke gehen sollten. Die Brücke hatte aus unerklärlichen Gründen kein Geländer und obwohl beide nebeneinander durchaus über die Brücke gehen könnten, hielten sie es für besser, hintereinander darüber zu gehen. Schließlich war die Brücke durch das Wasser schlüpfrig und sie mussten ihre Schritte mit Bedacht wählen. Als sie fast am anderen Ende der Brücke waren, erfasste sie eine Windböe, die stark genug war, Eissi die Jacke von Yuki von den Schultern zu wedeln. Eissi wollte sie noch auffangen, war jedoch zu langsam. Durch ihre ruckartige Bewegung gerieten beide gefährlich ins Schwanken und während Yuki Eissi stützen konnte, sodass sie wieder gerade stand, konnte Yuki sich selbst nicht mehr halten und fiel. Sie kniff die Augen zusammen und hörte nur noch Eissi’s Schrei. Dann spürte sie einen Ruck und öffnete ihre Augen. Sie war weder von der Brücke gefallen, noch war sie gestürzt. Um ihre Hüfte schlang sich ein schlanker und starker Arm mit langen zarten Fingern. Dieser Arm richtete Yuki behutsam auf und führte sie beide über das letzte kleine Stück Brücke auf sicheren Boden. Eissi ließ sich sofort auf die Wiese fallen. Sie war kreidebleich. Yuki lief zu ihr hin und legte ihr den Arm um den Hals. „Sschht… Es ist alles gut! Mir ist nichts passiert!“ Eissi weinte und abermals drückte Yuki ihren Kopf an ihren Oberkörper. „Ich hab deine Jacke verloren!“, schluchzte Eissi, doch Yuki schüttelte nur den Kopf und lächelte. „War ja schließlich nicht meine Einzige!“ Dann drehte sich Yuki um und wollte zu dem Arm, der sie rettete, noch den Rest begutachten. Vor den beiden stand ein großgewachsener Mann, der komplett in Weiß gekleidet war. Er war von eher zierlicher Gestalt, doch Yuki hatte gespürt, dass in dem Mann mehr Kraft steckte, als es den Anschein hatte. An der Hüfte trug er doch tatsächlich ein Schwert und sein schlankes und makelloses Gesicht wurde von langen, glatten, goldblonden Haaren umrahmt. Seine Augen hatten ein dunkles moosgrün und Yuki hatte das Gefühl, als würden in den Augen Muster tanzen. „Wer…“, fing Yuki an, doch dann zog sie scharf Luft durch die Zähne und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Eissi realisierte, dass ihre Freundin plötzlich wie erstarrt war und schaute sich den Mann nun ebenfalls an. Dieser lief langsam auf beide zu und blieb mit etwas Abstand vor ihnen stehen. Die Freundinnen richteten sich auf und Yuki starrte dem Mann noch immer ins Gesicht. „Ein…“ „… Mann mit spitzen Ohren!“ beendete Eissi ihren Satz. „…Elf…!“, flüsterte Yuki jedoch stattdessen. Der Mann verbeugte sich leicht und sagte: „Mein Name ist Ollowain. Meine Königin und ich haben euch bereits erwartet!“ Der Klang seiner Stimme jagte Yuki einen wohligen Schauer über den Rücken. Auch Eissi spannte sich spürbar und umklammerte Yuki’s Arm fester. „Es wäre gut, wenn ihr mir folgen würdet!“, sagte der Mann, der sich als Ollowain vorstellte, und wartete auf eine Reaktion der jungen Frauen. Yuki ging die wenigen Schritte, die sie von dem Mann trennte, und blieb nun direkt vor ihm stehen. Ohne dass sie es wirklich realisierte berührte ihre Hand eines der spitzen Ohren des Mannes. Dieser wiederum war kurzweilig erstaunt, hatte jedoch sofort wieder seinen unnahbaren Gesichtsausdruck aufgesetzt. „Er ist tatsächlich… ein Elf…!“, flüsterte Yuki und drehte sich zu Eissi um. Diese jedoch zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: „Ja, so wie es aussieht.“ Ollowain räusperte sich und sagte: „Folgt mir jetzt bitte. Wir haben noch einen langen Weg vor uns!“ Er drehte sich um und setzte sich in Bewegung. Yuki erwachte aus ihrem Schockzustand und lief ebenfalls los, Eissi direkt neben ihr. Als sie einige Zeit schweigend hinter dem Elf herliefen, konnte Yuki es nicht mehr aushalten. „Warum sind wir eigentlich hier?“, fragte sie. „Weil wir euch brauchen. Ihr beide besitzt Fähigkeiten, von denen ihr nichts wisst und die uns von großem Nutzen sind“, antwortete Ollowain ruhig. „Aber was ist, wenn wir das gar nicht wollen? Ich will, um ehrlich zu sein, einfach nur nach Hause!“, flüsterte Eissi Yuki zu. Als diese gerade antworten wollte, ergriff Ollowain stattdessen das Wort: „Ich kann mir vorstellen, dass es sehr verwirrend für euch sein muss, doch Königin Emerelle wird euch alles erklären. Dies ist nicht meine Aufgabe.“ Eissi zog scharf die Luft durch die Nase, weil sie nicht damit gerechnet hat, dass der Elf sie hören würde. „Ollowain… Emerelle…“, murmelte Yuki vor sich hin. Dann blickte sie wieder auf und fragte: „Sind wir hier in Albenmark?“ „Ja, das sind wir. Seit der Überquerung der Shalyn Falah sind wir im Herzland, der Mitte Albenmarks!“, antwortete Ollowain. „Aber das kann nicht sein! Ihr seid… Charaktere aus einem Buch! Ihr seid nicht real, geschweige denn dieser Ort hier!“, erwiderte Yuki. „…Wie gesagt: Die Königin wird euch alles erklären.“ „Weißt du selbst nichts, oder was?!?“, fragte Eissi unhöflich. Yuki stupste sie mit ihrem Ellenbogen in die Seite und Ollowain blieb stehen und drehte sich um. Eine kleine Zornesfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet und als er auf Eissi zuging, stellte sich Yuki schützend vor sie hin. So blieb Ollowain vor Yuki stehen und entspannte sich. „Zügele deine Freundin! Ihr findet euch bitte damit ab, dass ich euch zum jetzigen Zeitpunkt keine Antworten geben kann!“, sagte er eindringlich. So schauten sich Yuki und Ollowain einige Sekunden in die Augen. Sie hatte das Bedürfnis den Blick abzuwenden, da ihr Herz extrem pochte, doch sie hielt seinem Blick stand. „Du hast interessante Augen.“, sagte Ollowain nun stattdessen. „Du auch…!“ Yuki kam sich dumm vor, dass sie in so einem Moment nichts Schlaueres sagen konnte, doch es war die Wahrheit. Ollowain drehte sich wieder um und lief weiter. Yuki rückte ihre Brille zurecht und drehte sich zu Eissi um. „Danke…“, flüsterte sie. Yuki lächelte und winkte ab, dann gingen sie weiter. „Aber er hat recht. Ich habe wirklich noch niemanden gesehen, der ebenfalls solche eisblauen Augen hat, wie du!“ „Abgesehen von den Leuten aus Final Fantasy VII hab ich auch noch niemanden gesehen.“ erwiderte Yuki. Eissi kicherte und sie liefen etwas schneller, um wieder zu Ollowain aufzuschließen. Mittlerweile war die große Ebene einem Wald gewichen, in dem sie sogar andere Elfen entdeckten. „Mein Herz pocht ganz schön…“, flüsterte Yuki. Eissi betrachtete ihre Freundin und grinste: „Und etwas Farbe in dein blasses Gesicht hast du ebenfalls bekommen!“, sagte sie. „Das…!“, fing Yuki an, doch als sie in das grinsende Gesicht von Eissi schaute, die provokant in die Richtung von Ollowain nickte, schubste sie sie leicht zur Seite. „Du nun wieder!“ „Was? Ich kenne dich doch!“ Yuki brummte etwas und nahm sich vor, künftige Aussagen bezüglich ihres Herzens besser für sich zu behalten. Nach einem langen Fußmarsch standen die drei vor den Toren einer großen Burg. Ollowain drehte sich um und sagte: „Willkommen in Burg Elfenlicht, der Residenz von Königin Emerelle!“ Yuki und Eissi hielten den Atem an. Soviel Pracht hatten sie in ihrem 21 und 22 Jahre langen Leben noch nicht gesehen. Ollowain führte sie durch das riesige Bauwerk und sie sahen, dass einige der ihnen entgegen kommenden Elfen sich leicht vor Ollowain verbeugten. Dieser wiederrum nickte ihnen nur beiläufig zu. Vor einer großen Flügeltür blieben sie schließlich stehen. „Ich möchte euch bitten, euch vor der Königin höflich zu verhalten.“, sagte er mit einem kaum merklichen Seitenblick auf Eissi. Die jungen Frauen nickten und Ollowain stieß die schweren Eichentüren auf. Der Thronsaal war ein riesiger Raum, mit zahlreichen Bildern und Gemälden an der Wand, die Elfen und andere Wesen im Kampf gegen düster erscheinende Wesen zeigten. Yuki und Eissi kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es schien, als wäre der ganze Pracht, den sie von außen schon sahen, in diesem Raum nochmals in seiner Ganzheit konzentriert. Als sie den Thron erreichten, ging Ollowain auf ein Knie nieder. „Meine Königin! Ich bringe euch die Menschenkinder!“ Eine schlanke Frau erhob sich von ihrem Thron und strahlte eine anmutige und mächtige Aura aus. Ihre langen und leicht gewellten schwarzen Haare fielen frei auf ihre Schultern. Ihr langes Kleid umwehte ihre zarte Gestalt. „Sehr gut, Ollowain! Erhebe dich!“, sagte sie und Ollowain tat, wie ihm geheißen. „Tretet vor, Menschenkinder!“ Yuki und Eissi gingen ein paar Schritte näher an die Königin heran und schauten sie fragend an. „Ich weiß, dass ihr viele Fragen habt. Einige kann ich euch jetzt schon beantworten, einige allerdings nicht.“ „Am besten beginnen wir damit, warum wir überhaupt hier sind.“, sagte Yuki. „Das wäre das Beste, das stimmt. Nun, ihr müsst wissen, dass wir uns in naher Zukunft hier in Albenmark einer Bedrohung gegenüber sehen, gegen die kein Wesen dieser Welt etwas ausrichten kann. Und dies wird nicht nur Albenmark betreffen: Auch andere Welten werden davon betroffen sein, einige sind es sogar schon und stehen kurz vor ihrer Zerstörung. Ich rede von Dämonen, die sich selbst als Ygireks bezeichnen und wir Elfen sind nicht in der Lage, sie zu bezwingen.“, erzählte Emerelle und machte eine kurze Pause, in der sie abwechselnd Yuki und Eissi musterte. „Allerdings konnten wir Nachforschungen über sie anstellen.“ Eissi umfasste Yuki’s Arm und schluckte. „Ihnen kann nur von anderen Dämonen ernsthaft Schaden zugefügt werden. Hier in Albenmark gibt es keine Dämonen mehr, da wir sie im Zuge des letzten großen Krieges aus Albenmark verbannt haben. Doch in eurer Welt haben wir eine mögliche Lösung für unser Problem gefunden.“, fuhr Emerelle fort. Sie schritt langsam auf Yuki zu und schaute sie eindringlich an. Yuki war dies unangenehm und sie wandte den Blick ab. „Wir brauchen jemanden wie dich!“ Yuki trafen die Worte wie ein Schlag ins Gesicht. Sie schluckte schwer und zog scharf die Luft durch die Nase ein. Eissi drückte ihren Arm fester und schaute sie besorgt an. „Du bist ein Dämon! Ein Dämon, der in eure Welt entsendet wurde.“ „Das ist doch absurd…!“, murmelte Yuki und schaute Emerelle nun wieder fest in die Augen. Emerelle seufzte und erwiderte: „Ja, ich dachte mir, dass du das nicht so einfach glauben wirst. Daher habe ich durch meinen Schwertmeister etwas vorbereiten lassen.“ Sie drehte sich zu Ollowain um und nickte ihm zu, dann ging sie ein paar Schritte zurück. Ollowain hielt eine kleine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit in der Hand und ging auf Yuki zu. „Streck deine Hand vor!“, befahl er und Yuki streckte sie ihm mit trotzigem Gesichtsaudruck entgegen. Ihr gefiel die Situation nicht, doch war sie vorerst schlau genug, sich das noch eine Weile anzuschauen. Ollowain entkorkte die Flasche und ein beißender Geruch stieg aus der Flasche auf. Instinktiv wollte sie ihren Arm bereits wieder zurück ziehen, doch Ollowain hielt ihr Handgelenk fest. Er träufelte einige Tropfen auf ihren Unterarm und sofort breitete sich ein brennender Schmerz aus. Yuki schrie auf und ging in die Knie. Sie hatte das Gefühl, als würde sich die Haut auf ihrem Unterarm zersetzen. „Yuki…!“, flüsterte Eissi besorgt und hockte sich zu ihrer Freundin hinunter. „Es… ist schon okay…“, presste Yuki hervor und Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. „Dies ist der Beweis. Das war ein mit heiliger Magie gesegnetes Wasser und ist gegen Dämonen und andere Wesen der Dunkelheit äußerst effektiv.“, ergriff Emerelle nun wieder das Wort. Auch sie beugte sich zu Yuki hinunter und legte ihre Handfläche auf Yuki’s geschundenen Arm. Eine angenehme Wärme breitete sich aus und nur wenige Augenblicke später war der Unterarm wieder so makellos, wie er vorher war. Emerelle erhob sich wieder und stellte sich neben Ollowain. „Da dies nun geklärt wäre, sollten wir unser weiteres Vorgehen besprechen.“ „Moment! Was wird aus unserem bisherigen Leben? Unsere Familie und unsere Freunde und unsere Ausbildung? Soll das etwa alles von jetzt auf gleich der Vergangenheit angehören?“, unterbrach Yuki die Königin und erntete dafür einen tadelnden Blick Ollowains. Doch das war ihr in diesem Moment egal. „Das alles sind berechtigte Fragen, Menschentochter. In eurer Welt wird sich wenig verändern.“, antwortete Emerelle ruhig. „Aber wie kann das sein?“, fragte Eissi nun besorgt. „In jeder Welt existiert eine andere Zeitrechnung. Während ihr hier bereits seit einigen Stunden in Albenmark seid, sind in eurer Welt nur wenige Minuten vergangen.“, erzählte Emerelle weiter. Yuki und Eissi tauschten zweifelnde Blicke aus, doch darüber würden sie später noch diskutieren, wenn sie mal wieder unter sich sind. „Was hat das alles nun mit uns zu tun? Ich bin ein Dämon, okay. Warum auch immer. Doch was verlangt ihr jetzt von uns? Was hat Eissi damit zu tun?“, fragte Yuki weiter. „Wenn du unsere Bitte annimmst, so wirst du dich unter Ollowains Führung einem harten Training unterziehen müssen. Andernfalls wärest du auch als Dämon eine leichte Beute für die Ygireks. Und deine Freundin Eissi ist zwar kein Dämon, allerdings besitzt sie, im Vergleich zu anderen Menschen, ein beachtliches Talent für Magie. So etwas kann man spüren.“, sagte Emerelle und wandte sich an Eissi: „Daher wirst du auch du trainiert, jedoch auf eine völlig andere Weise als Yuki und von einer Elfe namens Yulivee!“ „Heisst das etwa, ihr wollt uns trennen?“, fragte Eissi und umklammerte nun wieder Yuki’s Arm. „Zumindest für euer Training, ja. Wenn es euch recht ist, dann könnt ihr euch gemeinsam ein Zimmer teilen.“ „Darum bitte ich auch!“, sagte Yuki. „Also werdet ihr uns helfen?“, fragte Emerelle. Eissi und Yuki tauschten erneut Blicke aus, dann nickte Yuki. „Es ist uns noch immer alles suspekt, daher werden wir jetzt nicht definitiv zustimmen. Wir beginnen mit eurem Training, aber je nachdem, wie das läuft, werden wir eurer Bitte nachkommen, oder auch nicht.“ Emerelle schaute zu Ollowain und beide nickten. „Dann wird euch Ollowain nun zu eurem Zimmer begleiten.“, sagte Emerelle abschließend. Damit war das Gespräch beendet und Ollowain begleitete die beiden jungen Frauen hinaus. Den gesamten Weg sprach keiner von ihnen ein Wort. Yuki und Eissi hingen ihren Gedanken nach, sodass auch sie sich nicht unterhielten, so wie sie es auf dem Weg nach Burg Elfenlicht taten. Ollowain blieb vor einer Tür stehen und drehte sich zu den beiden um. „Hier ist euer Zimmer. Yuki, ich werde dich morgen früh abholen. Eissi, du wirst dann von Yulivee abgeholt. Ruht euch jetzt aus, ihr habt eine harte Zeit vor euch.“ In dem Moment gähnte Eissi demonstrativ und betrat das Zimmer. Yuki blieb noch einen Moment vor Ollowain stehen und betrachtete seine faszinierenden Augen. „Dann… sehen wir uns morgen…?“ „Ja. Frische Sachen liegen für jeden von euch in eurem Zimmer bereit. Damit könnt ihr euch in euerem Training besser bewegen, als mit den Sachen, die ihr jetzt anhabt.“ Yuki nickte und konnte ihren Blick noch immer nicht von Ollowain lösen. Erst als dieser nickte und ihr beim Vorbeigehen kaum merklich durch das Haar strich, konnte sie sich wieder bewegen. Yuki’s Herz pochte und das Blut schoss ihr in den Kopf. Sie drehte sich um, doch in dem Moment war Ollowain bereits um eine Ecke verschwunden. Sie seufzte und ging ebenfalls in das Zimmer. „Das ist unglaublich!!“, rief Eissi aufgeregt und lief eifrig hin und her. Auch Yuki schaute sich in dem geräumigen Zimmer um. Dort standen zwei gemütliche Betten. Daneben war jeweils eine geräumige Kommode zu finden, doch als Yuki die Schubladen öffnete, fand sie sie leer vor. Eissi schmiss ihre Tasche auf eines der Betten und kennzeichnete somit ihre Seite. Yuki lächelte und legte ihrerseits ihre Tasche auf das andere Bett und setzte sich auf den Bettrand. Die Matratze war hoch und weich, das wird ihrem oft schmerzenden Rücken sicherlich gut tun. Eissi war hinter einer Tür verschwunden und als Yuki aufstand, um ebenfalls dorthin zu gehen, vernahm sie auch schon einen Aufschrei ihrer besten Freundin. Als sie durch die Tür ging, stand sie in einem riesigen Bad mit Dusche, Toilette, zwei Waschbecken und einer Eckbadewanne. Eissi stand vor einem der beiden Spiegel und wusch ihr Gesicht hastig mit Wasser ab. Als Yuki selbst vor den anderen Spiegel trat, erschrak sogar sie leicht. Der Regen hat dafür gesorgt, dass sie völlig durchnässt war. Ihre Haare klebten im Wirrwarr an ihrer Stirn und auch sonst sah sie ziemlich fertig aus. „Meine ganze Schminke ist verwaschen! Ich seh’ aus wie so ein Urmensch, wie schrecklich!“, jammerte Eissi, während sie noch die letzten Reste ihrer Schminke vom Gesicht wusch. „Tja, und so standen wir vor der ersten Königin unseres Lebens, herzlichen Glückwunsch.“, bemerkte Yuki sarkastisch und wusch ihrerseits ihr Gesicht. Sie trocknete sich mit einem Handtuch ab und schaute sich in dem Raum um. Er war bereits komplett ausgestattet: Zahnbürsten und Becher standen bereit, genauso wie Schminkutensilien, Seife, Creme und etwas, was Yuki noch nicht genau einordnen konnte. Am Badewannenrand stand eine Flasche Badezusatz und in der Dusche standen Shampoo und Duschgel. Duschtücher waren an Haken an der Wand aufgehängt und große Badetücher lagen sorgfältig zusammengefaltet in einem Regal, wo auch Ersatzhandtücher verstaut waren. In einer Ecke entdeckte Yuki sogar Bademäntel. „Also schlecht wird es uns hier wohl nicht gehen.“, sagte Yuki, als sie ihren Rundblick beendet hatte. „Es ist toll hier!“, jubelte Eissi. „Wie in einem Luxushotel!“ „Hmh… ich glaube, ich werde noch duschen. Hab das Gefühl, als ob ich stinken würde.“ „Wie spät ist es überhaupt?“, fragte Eissi. Yuki holte ihr Handy aus ihrer Hosentasche hervor. „Offiziell ist es 19:26Uhr! Aber ich glaub, das können wir hier vergessen. Netz hab ich ganz zufällig auch nicht.“ „Wer hätte das gedacht…“ Beide Frauen grinsten und Yuki zog sich aus und stieg unter die Dusche. Eissi wiederrum ließ sich ein Bad ein. Yuki genoss die Dusche und ließ das Wasser über ihren Körper prasseln. Ihr Herz pochte noch immer relativ schnell und sie strich über die Stelle, wo Ollowains Hand ihr Haar und auch leicht ihre Wange berührt hatte. Wieder stieg ihr das Blut in den Kopf und ihr Herz pochte sofort wieder schneller. Zudem bekam sie eine leichte Gänsehaut, obwohl das Wasser angenehm warm war. Sie massierte das Shampoo in ihr Haar und seifte ihren Körper mit dem wohlduftenden Duschgel ein. Es roch nach Pfirsich oder so etwas Ähnlichem. Als sie fertig war, lag Eissi noch immer in der Wanne. Yuki trocknete sich ab und zog ihre Unterwäsche wieder an. Dann kroch sie unter die Bettdecke und starrte die Decke an. Sie dachte an ihre kürzlich verstorbene Mutter und fragte sich, ob sie irgendwas hiervon wusste. Aber wahrscheinlich nicht. Schließlich konnte das hier alles nur ein verrückter Traum sein. Wenn sie jemanden erzählen würde, dass sie in jenem Albenmark der Elfen-Buchreihe ihres Lieblingsautors war, dann würde man sie garantiert hinter Schloss und Riegel stecken. Es war aber ein schöner Traum, wie sie fand, daher musste sie grinsen. Schade, dass sie bald wieder aufwachen würde. Dann würde sie ihr normales Leben wieder einholen. Sie würde auf Arbeit gehen und viel an ihre Mutter denken. Es war fast ein halbes Jahr her, dass der Krebs sie zugrunde richtete, doch Yuki war noch längst nicht darüber hinweg. Auch jetzt liefen ihr wieder Tränen über das Gesicht. Sie ließ sie laufen, doch als sie Gepolter im Bad hörte, was ihr signalisierte, dass Eissi mit baden fertig war, wischte sie sie schnell mit dem Unterarm weg. Kurz darauf kam Eissi im Bademantel aus dem Bad heraus und setzte sich auf ihr Bett, während auch sie ihre Unterwäsche wieder anzog. Dann schlüpfte sie unter ihre Decke und schaute Yuki an. „Wie geht es dir?“, fragte sie besorgt. Yuki schaute kurz zur Seite und fluchte innerlich, weil ihr anscheinend ihre Tränen aufgefallen waren. „Ich bin verwirrt, ich habe Kopfschmerzen und ich frage mich, warum ausgerechnet meine Mutter an Krebs erkranken musste. Es ist alles zum Kotzen!“, sagte sie und legte ihren Arm auf ihre Augen, um einen erneuten Tränenschwall zu unterdrücken. Eissi stand von ihrem Bett auf und kam mit Decke zu Yuki herüber. „Rutsch mal ein Stück.“ Yuki ruckte an den anderen Rand und Eissi legte sich neben Yuki hin und nahm ihren Kopf in den Arm. „Lass es raus.“ Doch mehr als ein paar Tränen waren Yuki nicht möglich. Sie konnte nicht herzhaft weinen, wenn jemand in der Nähe war, daher beließ sie es dabei, einfach einige Tränen laufen zu lassen. Kurze Zeit später schniefte Yuki einmal herzhaft und signalisierte somit, dass sie sozusagen fertig war. Eissi schaute ihr nun ins Gesicht und wischte mit den Fingern die restlichen Tränen aus dem Gesicht ihrer besten Freundin. „Gefällt es dir hier?“, fragte sie Yuki. Yuki musste grinsen und antwortete: „Es ist echt ein schöner Traum, von mir aus kann der ewig so weiter gehen.“ „Meinst du, dass es ein Traum ist?“ „Ich bitte dich! Schau dich doch mal um! Wir sind in einem Land voller Elfen, was an sich schon viel zu genial ist, um wahr zu sein. Ausserdem ist es doch ziemlich absurd, dass ich ein Dämon sein soll, der in die Menschenwelt entsandt wurde. Das ist lächerlich!“ „Aber du musst zugeben, dass du manchmal eine sehr dämonische Ader hast.“ „Ich bin einfach nur schonungslos ehrlich.“ Eissi lachte und wuschelte ihr durch ihr blondes Haar. „Aber wenigstens ein Traum ohne Brille wäre schön gewesen…“, murmelte Yuki und nahm sich eben diese ab und legte sie auf ihre Kommode. „Ich bleib einfach hier in deinem Bett.“, sagte Eissi und schloss schon die Augen. Yuki lächelte und streichelte ihr über den Kopf. Dann machte auch sie die Augen zu und war etwas traurig darüber, dass sie morgen früh wieder aufstehen müsste, um zur Arbeit zu gehen. - Ende Reise 1 - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)