Schattenfell von Maga (Verschließe nicht deine Augen.....) ================================================================================ Kapitel 8: Aus den Schatten --------------------------- Weregarurumon schleifte sich bis zu einer großen Mülltonne und lehnte sich erschöpft dagegen. Er war fertig. Der Kampf gegen Dinohumon hatte ihn jede Menge Kraft gekostet. Er war müde, die Schmerzen in seinem Bein waren unerträglich und hungrig war er auch. Das Tier-Digimon musste sich eingestehen, noch nie in einer dermaßen kritischen Situation gewesen zu sein. Der Gedanke von einem Gegner, welcher nicht einmal das gleiche Level wie er besaß, so gedemütigt und verwundet worden zu sein, war ihm beinahe unerträglich. Gleichzeitig konnte er nicht anders, als Bewunderung für die Sorgfalt und Effizienz seines Feindes zu empfinden. Dieser hatte ihm eine Schwachstelle zugefügt und ihn mit einfachsten Mitteln so lange zermürbt, bis er leichte Beute war. Doch vorrangig war Weregarurumons Stolz gekränkt und er wusste, seine Ehre würde ihm keine Wahl lassen als bis zum letzten Atemzug zu kämpfen und Rache an diesen Verräter zu nehmen. Der Werwolf schloss die Augen und lehnte seinen Kopf an die Wand neben sich. Er hätte alles darum gegeben sich ausruhen zu können, doch er wusste, es war zu gefährlich, lange an denselben Ort zu verweilen. Er konnte sich vor Dinohumon zwar gerade noch so in Sicherheit bringen, doch besonders weit war er in seinem Zustand nicht gekommen. Sein Gegner suchte vermutlich überall nach ihm und würde nicht Stopp machen, bis er ihn gefunden und sein Werk vollendet hätte, selbst wenn dies bedeutete, er müsse diese Welt auf den Kopf stellen und einen ihrer Bewohner nach dem anderen beseitigen. Weregarurumon wusste nicht viel über die Menschen und im Grunde waren ihm diese auch egal. Dennoch gab es ein Teil von ihm, der es nicht geduldet hätte, wenn Unschuldige seinetwegen zu Schaden gekommen wären, zumal er es für nicht klug empfand, die herrschende Spezies einer fremden Welt herauszufordern. Angeblich seien die Menschen zwar körperlich schwache Wesen, aber dennoch in der Lage sogar die Verhältnisse in der Digiwelt zu verändern und damit auch die Digimon, so lauteten jedenfalls die Gerüchte. Dazu kam, dass es Weregarurumon aus Prinzip, wenn es denn überhaupt welche hatte, es für unter seiner Würde befand, schwächere Wesen anzugreifen. Nur so ist es immer stärker geworden, in dem es sich stets ebenbürtige oder sogar stärkere Gegner gesucht und diese herausgefordert hatte. Das war seit jeher sein Antrieb gewesen: Überleben und dabei stärker werden, die Natur eines eigentlich jeden Digimons. Auch die von Dinohumon…. Dinohumon… Weregarurumon wühlte mittlerweile in dem Metalbehälter neben sich. Er hatte vorhin aus einem Haufen Gerümpel an einem Straßenrand einige dicke Stoffe sammeln können, mit denen er versucht hatte seine Wunde abzudecken. Doch je mehr desto besser, angesichts der schwere seiner Verletzung. Während das Digimon wühlte, dachte es über seinen alten Kampfgefährten nach. Nach all der Zeit……Wäre er klug gewesen, hätte es Weregarurumon im Grunde kommen sehen müssen. Er selbst hatte ihm immer wieder eingebläut, so kompromisslos und zielstrebig wie nur möglich an seine Ziele dran zu bleiben. Er hatte ihm beigebracht, dass das Überleben, als natürlichsten Urinstinkt eines Digimons, es erfordern würde so hart und grausam zuzuschlagen, wie es nur ginge, denn die Existenz an sich sei grausam und unbarmherzig. Dinohumon hatte sich als sehr guter Schüler erwiesen und als loyaler Gefährte. Er und Weregarurumon hatten zusammen trainiert, Seite an Seite gekämpft und sich gegenseitig den Rücken gedeckt. Doch mit der Zeit änderten sich die Dinge: Das Drachendigimon hatte wohl den Punkt erreicht, an dem es seinen Lehrer um jeden Preis übertreffen und sich von diesem abheben wollte. Seine Methoden um an stärkere Gegner zu kommen und diese zu besiegen übertrafen oft die von Weregarurumon, was Präzision und Effektivität, aber vor allem was Grausamkeit betraf. Irgendwann spielte es für Dinohumon nur noch eine Rolle, wie viele Daten es sammeln konnte, wie hoch die Verluste waren, die durch ihn entstanden, spielte war ihm völlig gleichgültig. So abgebrüht sich Weregarurumon auch gab……er würde nie mehr den Anblick des Frigimon-Dorfes vergessen, die angsterfüllten Schreie die es von der Ferne hörte und der verstörende Anblick, wie Dinohumon eines der kleinsten von ihnen mit seiner Axt niedermetzelte. Dabei waren die zwei nur auf der Suche nach einem mächtigen Korikakumon gewesen, welches sich angeblich in der Nähe des Dorfes befinden sollte und welches sie gemeinsam besiegen wollten. Beide beschlossen sich zu trennen und gingen in unterschiedliche Richtungen los um es zu suchen. Nach dem Weregarurumons Suche erfolglos verlief, entschloss es sich zum vereinbarten Treffpunkt zurückzukehren. Dort angekommen war Dinohumon ebenfalls noch nicht zurück und nach langer Zeit des Wartens, entschied das Wolfs-Digimon sich auf die Suche nach seinem Partner zu machen. Da hörte er die Schreie und als er das Dorf erreichte, war es bereits zu spät. Weregarurumon sah gerade noch, wie das Drachendigimon den letzten Einwohner tötete. Während das Wolfsdigimon weiterhin an der schmutzigen Wand hinter sich lehnte, erinnerte es sich, wie es lediglich dastand und seinen Waffenbruder anstarrte. Weregarurumon empfand in dem Moment etwas, was er vorher nie gekannt hatte, weil das Kämpfen und Töten so dermaßen normal für ihn geworden war, dass es ihm vorher nie in den Sinn kam, welchen grausamen Preis diese Lebensweise manchmal mit sich brachte: Abscheu. Abscheu und Verachtung für Dinohumon und dessen Methoden, die aber, und das war Weregarurumon durchaus bewusst, letzten Endes nur eine Weiterführung dessen war, was er ihm all die Jahre beigebracht hatte. Auf der späteren Nachfrage des Wolfs-Humanoiden, wozu das ganze gut gewesen sein sollte, antwortete der Drache mit kalter Gleichgültigkeit, er hätte von den Frigimon lediglich herausfinden wollen, wo sich Korikakumon versteckt hielt, woraufhin hin diese ihn angegriffen hätten. Weregarurumon hat die Geschichte nie geglaubt. Abgesehen davon, dass Frigimon als äußerst sanftmütig gelten, reichte ihm der Blick in den selbstzufriedenen, stolzen Gesichtsausdruck seines Gefährten um zu wissen, aus welchen Motiven er so gehandelt hatte. Der selbe Gesichtsausdruck, mit dem sein Feind über ihn gestanden und vorfreudig seine Axt in den Händen gehalten hatte, bereit seinen alten Mentor endgültig zu besiegen. Die Sache mit dem Frigimon sollte nicht als das letzte Mal erweisen, dass Dinohumon so vorgehen sollte. Weregarurumon fand mittlerweile ein dickes Stück Stoff, mit welchem er sein Verband zusätzlich verstärkte. Wenigstens musste er nicht frieren. Die Nacht war warm und klar. Er lauschte hinaus in diese Welt und hörte alle möglichen fremden Geräusche. Lautes Hupen welches von weitem erklang, sowie eine seltsame, pulsierende Musik, welche scheinbar aus dem inneren des Gebäudes zu stammen schien, an welches Weregarurumon angelehnt war. Während er diesen merkwürdigen Klängen lauschte, versank er wieder in Gedanken. Ja, er hätte wissen müssen, dass Dinohumons Grausamkeit und Verschlagenheit weiter anwachsen würden. Er hatte es so lange gespürt, aber wieso hatte er sich seiner überhaupt angenommen? Was hatte ihm dazu verleitet, ihn auf seinen Reisen mitzunehmen, sein Wissen an ihm weiterzugeben und regelmäßig sein Leben in dessen Hände zu legen? Natürlich, mit einem Kampfgefährten an seiner Seite lebte es sich leichter in der Digiwelt, wie Weregarurumon festgestellt hatte. Zu zweit hatten sie viel bessere Chancen gegen starke Gegner und sie konnten sich auch im Notfall gegenseitig beschützen. Doch gab es da vielleicht noch etwas anderes? Weregarurumon war nie der Typ für Gefühlsduselei gewesen, er empfand Emotionen als gefährlichen Ballast und bevorzugte es lieber die Dinge pragmatisch zu sehen. Trotzdem, wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er zugeben, dass die Jahre der Einsamkeit an ihm genagt hatten. War es vielleicht das Gefühl bewundert und gebraucht zu werden, welches den alten Krieger zu diesem Schritt verleitet hatte? War Dinohumon mitzunehmen vielleicht nur der Versuch gewesen, die Leere in Weregarurumons Inneren zu überdecken und sein Leben mit jemanden anders zu teilen? „Verflucht nochmal, du alter Narr!“, ermahnte sich Weregarurumon. Er konnte doch nicht ernsthaft so töricht sein? Warum musste er über solche Dinge überhaupt nachgrübeln? Was für einen Sinn hatte es nur? Er vergeudete nur kostbare Zeit und machte sich unnötig zur Zielscheibe. Er sollte lieber zusehen, dass er einen sicheren Ort fand, an dem er sich wieder erholen und eine neue Strategie entwickeln konnte. Wenn es überhaupt etwas gab, was das Digimon aus diesem ganzen Schlammassel lernen konnte, dann, dass man niemandem trauen könne und es eine ganz schlechte Idee war, jemanden so nahe an sich heranzulassen. Du bist dir selbst, dein bester Verbündeter, das stand für Weregarurumon eindeutig fest. Er versuchte aufzustehen um seiner Wege fortzusetzen, da hörte er plötzlich Schritte in unmittelbarer Nähe. Instinktiv ging das Wolfs-Digimon hinter dem Container in Deckung und spähte in Richtung der Gasse, in der sich befand. Er sah die Umrisse einer Person, welche in der Dunkelheit auf und ab ging. Eines stand fest. Es war nicht Dinohumon. Soweit es Weregarurumon beurteilen konnte, war das Wesen um einiges kleiner und schmächtiger. Ob es sich um einen Menschen handelte? Weregarurumon wollte auf alle Fälle keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen und war in dem Moment dankbar für die Tarnung, die ihm sein dunkles Fell in der Dunkelheit garantierte. Er entschloss sich die Person noch eine Weile zu beobachten und dabei seinen nächsten Schritt zu planen. Anmerkung: Ich denke Frigimon und Korikakumon dürften die meisten noch kennen. Erstere kamen in fast allen Digimon-Staffeln vor und sind die dicken, putzigen Digimon in Schneemann-Form. Korikakumon war hingegen die Beast-Spirit-Evolution von Tomoki/Tommy aus Digimon Frontier. Ihr wisst schon: Der riesige Affenmensch mit weißem Fell und den zwei Äxten. Ach ja, dann gibt es natürlich noch ein Episodentheme: Heute ist es "Burrito" von Seether: Seether Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)