Traumkerl (BxB) von Witch23 (Yaoi Adventskalendergeschichte von 2009) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Jeder von uns hat eine unbewusste Vorstellung von seinem Traumpartner. Wie er aussieht, welche Vorlieben oder Hobbys er hat und so weiter. Doch das Ganze hat nichts mit unserer bewussten Vorstellung zu tun, sondern entwickelt sich eher unbewusst wobei Dinge mitwirken, die wir zum Teil vor uns selbst nicht zugeben würden oder aber schlicht nicht wissen. Viele von uns, sogar die meisten, werden nie herausfinden, dass es diese Traumpartner gibt, denn sie laufen uns nicht einfach über den Weg, und selbst wenn sie dann da sind, haben wir nicht die Garantie, dass wir auch mit ihnen zusammenkommen. Aber in der Regel zeigt unser Instinkt uns doch den richtigen Weg. „Das hätte schlimmer kommen können“, dachte sich Adrian, während er versuchte, der Übelkeit Herr zu werden. Er hatte sich zwar nicht übergeben müssen, aber das machte es auch nicht besser. Direkt nach dem Aufwachen ging es noch, doch eine hastige Bewegung und schon setzte die Übelkeit ein. Die Party am Vorabend war nicht nur fröhlich sondern auch ordentlich feucht gefeiert worden. Dass sie so viel Alkohol in der Hütte hatten, hätten sie sich wirklich nicht als Anreiz nehmen sollen, gleich alles leer zu machen. Das Chaos, das jenseits der Badezimmertür lauerte, war, soweit er das nach dem kurzen Blick, den er darauf hatte werfen können, beurteilen konnte, nicht ohne. Wobei ihn momentan weder das Chaos noch sein Kater oder die Übelkeit so stark beschäftigte wie der Mann, der mit ihm im Bad war. Dieser hatte sich als Niklas vorgestellt, nachdem er neben ihm aufgewacht war und bevor Adrian Niklas fehlende Kleidung bemerkte. Dann war ihm passender weise übel geworden, bevor er sich darüber wundern konnte, dass er ihn nicht kannte. Niklas hatte Adrian dann ins Bad bugsiert, nachdem dieser etwas ins Schwanken geraten und blass um die Nasenspitze geworden war. Niklas störte sich dabei offenbar gar nicht an der Tatsache, dass er im Gegensatz zu Adrian vollkommen nackt war. Was diesen aber durchaus störte, vor allem was seine Konzentrationsfähigkeit anging. Und nach dem, was Niklas Adrian gerade offenbart hatte und angesichts seines Zustands, war das nicht gerade hilfreich. Denn der überaus attraktive Kerl, der jetzt aus Rücksichtnahme nach einem Bademantel oder Ähnlichem suchte, war nach eigenen Angaben der Lebkuchenkerl, den Adrian gestern Nacht gebacken hatte. Die Erklärung, die er Adrian für das Ganze gegeben hatte, war mehr als sonderbar, sie war eigentlich schon fast unglaubwürdig, wenn da nicht ein paar Parallelen zwischen dem Erzählten und dem, an das Adrian sich noch von der letzten Nacht erinnern konnte, gewesen wären. Denn damit man sich mit einem richtigen Menschen, anstatt mit einem ziemlich stummen Lebkuchenkerl, unterhalten konnte, musste man sich bei seiner Herstellung von ganzem Herzen wünschen, dass er sich in den Traumpartner verwandelte. Und das hatte Adrian sich tatsächlich gewünscht. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Zettels, der diesbezüglich eine Warnung beinhaltete. Es ging, soweit er sich erinnern konnte, darum, dass die Verwandlung nicht rückgängig zu machen wäre. Worauf er laut grölend „klar bin ich mir sicher“ gesagt hatte, bevor er sich ans Backen gemacht hatte. Während des ganzen Backprozesses hatte er sich ganz fest gewünscht, dass es tatsächlich sein Traumpartner werden würde. Adrian wusste auch, warum er das gemacht hatte: Sein Ex Thomas und dessen neuer Freund Floh waren über die Feiertage mit ihm und ihren Freunden in die gemeinsam gemietete Skihütte gefahren. Damit, dass Thomas wieder einen Freund hatte, hatte er im Prinzip kein Problem; sie waren freundschaftlich auseinander gegangen, außerdem war das schon über ein Jahr her. Doch bei der Party war ihm wieder bewusst geworden, wie schön es gewesen wäre, wenn es geklappt hätte mit ihnen. Und auch wenn es ihn sonst nicht störte, wenn sie sich mit ihrer Clique trafen, kurz vor den Feiertagen war er doch ein wenig neidisch. Dabei auf die beiden noch ein wenig mehr als auf die anderen Pärchen in ihrer Gruppe. Was nur daran lag, dass die anderen stockhetero waren. Er hatte sich deswegen sogar so zum Affen gemacht, dass er die Zeit, bis der Wecker rappelte, vor dem Backofen gesessen hatte, damit sein 'Traumkerl' ja nicht anbrannte. Dem Ganzen hatte er dann noch damit die Krone aufgesetzt, dass er ihn vor seinen Freunden inbrünstig verteidigt hatte, als einer meinte, dass er mal probieren wolle. Was ihm auch erfolgreich gelungen war, denn heute Morgen war er mit Niklas im Arm aufgewacht. Einzig die Tatsache, dass Adrian noch bekleidet war, hatte verhindert, dass er in Panik geraten war. Als er dann die Augen geöffnet hatte und sein Blick aus warmen braunen Augen erwidert worden war, war es ihm erst einmal schwer gefallen, überhaupt etwas zu sagen. So war es auch Niklas, der zuerst etwas gesagt hatte und, wie Adrian jetzt bewusst wurde, war wohl sein erstes Wort: „Morgen“ gewesen. Adrians Reaktion darauf hatte ebenfalls aus einem schlichten „Morgen“ bestanden. Und erst eine gefühlte Ewigkeit danach war er darauf gekommen, sein Sprachzentrum dazu zu überreden, mitzuteilen, dass er ja eigentlich aufstehen wollte. Dass er die plötzliche Veränderung nicht früher bemerkt hatte, schob Adrian auf seinen doch recht festen Schlaf, den er immer hatte, wenn er etwas zu viel getrunken hatte. Schließlich war der ursprüngliche gebackene Kerl nicht gerade groß oder schwer gewesen, zumindest nicht größer oder schwerer, als so ein Lebkuchenkerl normalerweise sein konnte. Während Adrian noch nahe der Toilette vor einem Eimer saß, den Niklas aufgetrieben hatte, wurde Niklas, was seine Suche nach einer ordentlichen Bedeckung anging, fündig, so dass er, auch wenn er nicht unbedingt Adrians Wunschvorstellung entsprach, ihn zumindest nicht weiter ablenkte. Denn eigentlich hatte sich Adrian seinen Traumkerl eher blond als dunkelhaarig vorgestellt, und auch ein paar andere Kleinigkeiten waren anders. Doch das störte ihn gar nicht weiter. Niklas' Stimme und seine Art waren sehr einnehmend. Dass Niklas sich außerdem extra etwas überzog, weil seine Nacktheit Adrian in Verlegenheit brachte, sprach zusätzlich für ihn. Nach dem, was Niklas ihm erzählt hatte, war Adrian nur froh darüber, dass Niklas' umfassendes Wissen sich nicht auch auf ihn erstreckte. Denn er fand es ganz schön, sich nach und nach besser kennenzulernen. Das Einzige, worum sie beide sich jetzt Gedanken machen mussten, war, wie man den anderen Niklas' Anwesenheit erklären sollte, da er weder Kleidung noch sonst etwas dabei hatte. Erschwerend kam hinzu, dass die Hütte im Nirgendwo stand und, da es über Nacht geschneit hatte, der Schnee meterhoch lag. Der Witz war, dass gerade diese Tatsache Adrian den letzten Anstoß gegeben hatte, Niklas seine Geschichte zu glauben. Dass Niklas, nach eigener Aussage, spätestens in einer Woche seine Personalien bekommen würde, zusätzlich zu Kleidung und einer Vergangenheit, half ihnen jetzt wenig. Das Einzige, was Adrian aber langsam zu Bewusstsein kam, war, dass er über Weihnachten dieses Jahr wohl nicht neidisch auf andere sein würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)