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Obsession

Miketsukami x Ririchiyo (neues Kapitel online)
von

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Zeit

Zeit. Ein Wort, dass im Laufe meines Lebens zunehmend an Bedeutung gewonnen hatte. Zeit ist wertvoll. Für manche ein Segen, für andere eine Qual. Zeit ist unverzichtbar. Ohne sie würde nichts entstehen und nichts vorankommen.

Mir hat sie geholfen, herauszufinden, wann Ririchiyo-sama ihr Zimmer am frühen Morgen verließ. Sie war außerordentlich diszipliniert, dass sie es tatsächlich schaffte, um die selbe Uhrzeit aus ihrer Tür hinaus zu treten. Ich sah es als Gelegenheit, sie zu empfangen und zu grüßen. Mir war dieses Ritual unheimlich wichtig. Für sie war es eine eher überflüssige Geste. Häufig erklärte sie mir, dass ich das nicht machen brauchte, verboten hatte sie es mir allerdings bisher nicht. Die Mühen machten mich glücklich und mit der Zeit erfreute ich mich auch an der Feststellung, dass sie von dieser Art der Zuneigung nicht abgeneigt war. Sie brauchte nur Zeit, sich daran zu gewöhnen. Zeit, Vertrauen in mich zu fassen um sich mir zu öffnen. Alles brauchte seine Zeit um zu werden. Sie war es definitiv wert, zu warten.

Denn sie war jemand, die mich durchschaute und mein Innerstes berührte. Niemand sonst konnte durch den Schutz, den ich mir so mühsam erbaut hatte, hindurch nach meinem Herz greifen. Aber sie konnte es. Ririchiyo Shirakiin hatte mein Herz berührt.

Sie fühlte sich einsam, aber wusste nicht, dass es jemanden gab, der sie verstand. Der auch durch ihren Schutz hindurch ihr Herz sah. Aber dieses Problem teilten wir beide und deshalb waren wir uns sehr ähnlich. Ich war immer der Annahme, dass es außer mir sonst niemanden gab, der so eine Gemeinsamkeit teilte.
 

Ihre violetten Augen richteten sich auf meine Wenigkeit, während ich mich ohne zu Zögern verbeugte und die Hand auf das Herz legte, das für sie schlug. Sie musterte mich mit einer Gleichgültigkeit, die sie täglich wie die Schleife an ihrer Kleidung trug. Aber ich wusste, dass es gespielt war. Sie fühlte anders, als sie sich gab. Ich ging sogar so weit zu glauben, dass sie eigentlich erleichtert darüber war, jemanden zu haben, der sich um sie kümmerte.
 

Ihr das Gefühl gab, wertvoll zu sein.
 

Ich richtete mich wieder auf und unsere Blicke trafen sich. Sie zuckte kurz, während ich still vor ihr stehen blieb und sie warm anlächelte.

„Ihr seht wieder wundervoll aus, Ririchiyo-sama.“, in meinen Augen war sie vollkommen. „Eure Schuluniform steht Euch ausgezeichnet."

Sie winkte mit einer Hand ab und strich sich kurz durch das dunkle, gepflegte Haar, das mich an ein schwarzes Seidentuch erinnerte. Es glänzte wundervoll und war absolut glatt. Einmal kam ich in den Genuss, es für sie bürsten zu dürfen. Es fühlte sich auch genauso wundervoll an, wie es aussah.

„Lass das.“, brummte sie und stolzierte voller Anmut an mir vorbei zum Aufzug.

Während ich ihr folgte, achtete ich peinlichst genau auf einen respektvollen Abstand, auch wenn es mir persönlich lieber gewesen wäre, nur so weit von ihr entfernt zu laufen, dass es kein Problem gewesen wäre, die Arme um sie zu schlingen. Aber ich konnte und durfte nicht. Was für eine Qual.

Wir betraten gemeinsam den Aufzug und mein Blick ruhte wieder auf ihr. Ich wusste, dass sie es bemerkte, aber ihre schönen Augen waren stur auf die Aufzugstür gerichtet. Sie vermied jeglichen Blickkontakt.

„Ririchiyo-sama..“

Ich wollte sie fragen, was sie frühstücken mochte, allerdings antwortete sie nicht und ich beschloss, lieber zu schweigen und sie in Ruhe zu lassen. Sie wirkte abwesend.

Die Stille zwischen uns war nicht unangenehm. Nur das Surren des Aufzuges war zu hören. Ich war damit beschäftigt, anhand Ririchiyos Gesichtszügen zu spekulieren, worüber sie wohl nachdachte.

„Wie habt Ihr heute geschlafen?“, unterbrach ich dann die Stille zwischen uns, wobei sie etwas überrascht aufsah, als hätte ich sie eben aus den Gedanken gerissen.

„Gut.“

„Das ist schön. Was möchtet Ihr heute zum Frühstück essen?“

Sie verschränkte die Arme und setzte ein überhebliches Lächeln auf. Sicherlich hatte sie sich auf diese Frage schon vorbereitet. So wie sie auf alles stets vorbereitet war.

"Hmph. Mir ist nach einem Baguette mit Kräuterbutter.", kam dann die erwartete, selbstsichere Antwort.

Ich neigte den Kopf unterwürfig und legte die Hand wieder auf meine Brust. „Wie Ihr wünscht. Ich werde mich natürlich darum kümmern.“

Sie wirkte nicht überrascht.

Bing.

Die Aufzugstür ging auf und gab den Blick frei auf die edle Lobby. Ich führte die junge Dame an ihren Tisch und machte mich umgehend daran, ihr das Essen zu bringen, das ich ihr später auf einem Silbertablett servierte. Es duftete nach dem frischen warmen Kräuterbaguette und nach dem Tee, den meine Herrin gerne trank. Ich legte großen Wert darauf, die Köstlichkeiten ästhetisch anzurichten. Geschirr und Besteck wurden sorgfältig ausgewählt und auf Hochglanz poliert. Das Baguette war in mundgerechte Stücke zerteilt, um ihr Mühen beim Essen zu ersparen. Sie musterte den Teller kurz, ehe sie die Serviette nahm und sie sich vornehm über den Schoß legte. Ich beobachtete sie gebannt – gespannt auf ihre Reaktion, allerdings nahm mir etwas die Freude an der friedlichen Stimmung. Und der Grund stand plötzlich in der Lobby und war einsdreiundachtzig groß. Es war unmöglich seine Anwesenheit nicht zu bemerken, denn der Kerl war so schwer zu ignorieren wie ein Erdbeben.

Kagerou Shoukin. Mein alter Herr und der Mann, an dessen Stelle ich die Ehre hatte, Briefkontakt zu Ririchiyo zu halten.

Und natürlich war er Ririchiyos Verlobter. Ein freundliches Lächeln legte sich über meine Lippen, das meine Augen kaum erreichte. „Guten Morgen.“, grüßte ich, um der Höflichkeit die Ehre zu geben.

Als er mich ansah, funkelten sein Blick vor Belustigung. Selbst in seinen ruhigsten Momenten hatte der Mann die Ausstrahlung eines sexhungrigen Raubtieres. Er war von Kopf bis Fuß durch und durch ein waschechtes Monster in edlen Tüchern.

Ich verbeugte mich ergeben.

„Trotz dieser demütigen Haltung, lebt in dir ein Sadist.“

„Ich weiß nicht, was Euch zu dieser Annahme geführt hat, allerdings ist dies eine sehr ungewöhnliche Themenwahl, so früh am Morgen.“

„Ach Ririchiyo!“
 

Mein innerstes gefror, als der Mann seine Aufmerksamkeit meiner Herrin schenkte, die womöglich von all dem lieber verschont geblieben wäre. Sie setzte ihre ungerührte Miene auf und an Kagerou vorbei, den das ganz und gar nicht zu beirren schien.

„Einen wunderschönen guten Morgen!“

„Guten Morgen.“

„O, lass dich nicht stören. Ich bin hier, um etwas zu klären. Aber mein Gesprächspartner befindet sich oben. Wir sehen uns vielleicht später.“

„Sicherlich.“

Er lachte und trat an mir vorbei zum Aufzug.

„Ach ja. Ehe ich es vergesse ... wir müssen nachher mal reden. Also bis nachher, Miketsukami!“

„Natürlich. Ich wünsche Euch noch einen angenehmen Tag.“

Als er weg war, wandte ich mich wieder Ririchiyo zu. „Euer Tee ist sicher kalt geworden. Soll ich Euch einen neuen holen?“

„Du bist wirklich wie ein Hund, Miketsukami. Lass gut sein… Ich trinke ihn auch so.“, bemerkte sie ausdruckslos und sah auf die mundgerechten Stücke des Baguettes, von denen sie bisher nur eines gegessen hatte.

„War das ein Kompliment?“, sie sah mich verwundert an.

Sofort ergriff ich ihre zarten Hände und ging auf die Knie. „Miketsukami, das muss jetzt ni...“

„Es stört mich keineswegs Euer Hund zu sein. Wenn Ihr mich als solchen sehen wollt, dann bin ich einer.“

„Miketsukami…“, sie schien selbst nicht sicher zu sein, was sie eigentlich wollte. Ich bemerkte, dass ich sie überforderte und um nicht noch aufdringlicher zu werden, gab ich ihre Hände wieder frei. „Verzeiht mein Verhalten, aber ich kann mich manchmal nicht beherrschen. Es macht mich glücklich an Eurer Seite sein zu dürfen.“

Sie runzelte die Stirn, als ob meine Worte sich ihrem Verständnis entziehen würden.

„Ich fahre Euch heute wieder zur Schule.“
 

Sie brummte nur und nickte während sie in ihr Baguettestück biss.
 

Zeit. Alles brauchte seine Zeit.

Warnung

Eine halbe Stunde später fuhr ich meine Herrin zur Schule. Sie schwieg die Fahrt über und blickte mit verschränkten Armen aus dem Fenster. Ich bemerkte durch den Rückspiegel, dass sie mal wieder in Gedanken versunken war. „Ist alles in Ordnung, Ririchiyo-sama?“, erkundigte ich mich und sah aus dem Augenwinkel, wie sie zusammenzuckte.

„Ja.“

„Ihr wirkt sehr nachdenklich.“

Sie wirkte gelassen. „Ich habe darüber nachgedacht, welche Fragen in der Klausur dran kommen könnten.“

Ich blinzelte sie kurz an. Die Klausur, die heute anstand, hatte ich ganz vergessen. Wie unaufmerksam von einem Diener wie mir.

„Egal welche Fragen dran kommen werden, Ihr werdet sicher gut abschneiden.“

Die Worte schienen sie zu erheitern, denn sie verzog die Lippen zu einem Lächeln.

„Natürlich werde ich das. Ich habe mir alle möglichen Fragen, die im Unterricht vorkamen, notiert und sie bis dato zusammengefasst und auswendig gelernt. Es wird keine Frage geben, die mich überraschen wird.“, was nicht anders zu erwarten war.

Ich lächelte sie an. Sie reagierte überrascht, wandte den Blick dann aber wieder direkt zum Fenster und konzentrierte sich auf die vorbei rauschenden Häuser.

Ich parkte am Eingang der Schule um ihr unnötigen Fußweg zu ersparen. Dann stieg ich aus und hielt ihr die Tür auf, damit sie aussteigen konnte. Sie bedankte sich, als sie den Wagen verließ und deutete eine kleine Verneigung zum Abschied. Danach entfernte sie sich in ihrer stolzen Anmut vom Wagen und ging rein. Ich sah ihr noch eine Weile nach und versuchte die Sehnsucht zu verbergen, die ihre Abwesenheit erweckte. Sieben Stunden trennten uns ab jetzt voneinander.

Ich würde die meiste Zeit wohl damit verbringen, immer wieder einen Blick auf die Uhr zu werfen. Als die Eingangstür der Schule sich schloss und ich sicher gegangen war, dass Ririchiyo in der Schule ist, machte ich mich wieder auf den Rückweg zum Anwesen und suchte mir eine Beschäftigung, um die sieben Stunden zu überbrücken.
 

Ich fand sie direkt auf der Terrasse.
 

„Miketsukami! Genießt du das schöne Wetter oder suchst du ein Versteck vor mir?“

„Das lag nicht in meiner Absicht. Verzeiht.“

Ich näherte mich meinem alten Herren Kagerou, der neben dem Kirschblütenbaum stand. Eigentlich wollte ich rauf auf die Dachterrasse, um etwas nachzudenken, hatte aber nicht damit gerechnet, dass jemand das selbe vorhatte.

„Ich wollte ohnehin noch mit dir reden.“

Ich fragte mich, was so wichtig sein konnte und ob es überhaupt noch etwas gab, das wir miteinander teilten.

„Ich sehe, dass du und Ririchiyo euch sehr gut versteht.“, es war durch den mangelnden Blickkontakt schier unmöglich das Grinsen zu deuten, das seine Züge zierte.

„Ich erfülle nur meine Aufgaben.“

„Dabei sollte es auch bleiben.“

Bei der Erwiderung hob ich den Kopf und sah meinen alten Herren verblüfft an.

Bei meiner Reaktion stieß er ein tiefes Lachen aus. Leider konnte ich die Freude nicht mit ihm teilen, aber gerade das schien ihn so zu erheitern.

„Sie ist meine Verlobte, deshalb sollte eure Beziehung nicht über das Herr-und-Diener-Verhältnis hinausgehen.“

Dieser Mann machte gerade einen Besitzanspruch geltend, wenn meine Ohren mich nicht täuschten. Und ich hatte verdammt nochmal vier davon, wenn man es genau nahm. Also konnte ich mich nicht verhören.

Kagerou sah mich eine Weile schweigend an, als schien er auf eine Antwort zu warten, die meinerseits zunächst ausblieb.

„Du bist so ruhig, Miketsukami. Hast du dazu nichts zu sagen?“

„Ihr habt natürlich Recht.“

Kagerou grinste dieses Mal so breit, dass man seine spitzen Fangzähne erkennen konnte. Er nickte, als ob das die einzig richtige Antwort gewesen wäre.

„Teile Ririchiyo mit, dass ich sie heute entführen werde!“

Ich kniff die Augen zu, während ein freundliches Lächeln meine Züge schmückte, das weder meine Augen, noch mein Herz erreichte. „Wie Ihr wünscht.“

„Oh, ich kenne dieses Lächeln.“, raunte der Dunkelhaarige vor mir und lehnte sich ein Stück vor, so, dass sich unsere Gesichter sehr nahe waren. Ich blieb ruhig.

„Du kannst mich nicht täuschen. Ich kenne das Monster in dir.“

„Wie Ihr meint.“

„Eingeschnappt?“

„Versucht mich bitte nicht zu provozieren.“

Kagerou schien nicht ablassen zu wollen, bis er sich schmunzelnd wieder zurücklehnte und ich eines besseren belehrt wurde.

Um das Thema von vorhin wieder aufzugreifen fuhr ich fort. „Wir werden mit Euch gehen, wenn Ririchiyo-sama die Einladung annimmt.“

„Netter Versuch, Miketsukami. Aber ich werde alleine mit ihr gehen.“

„Ich kann nur so Ririchiyo-samas Schutz gewährleisten und meiner Pflicht nachkommen, wenn ich in ihrer Nähe bin.“, konterte ich stur, aber Kagerou blieb unbeeindruckt.

Zumindest erwiderte er nichts mehr darauf, sondern wandte sich ab. Der schwere Umhang schwang elegant mit.

„Ich bin heute Abend hier und erwarte ihre Antwort.“

Ich verneigte mich während er die Dachterrasse verließ. Erst dann legte ich das Lächeln ab und stieß ein frustriertes Zischen aus. Die Warnung konnte nicht ernst gemeint sein. Ich konnte mich nicht an einen Tag erinnern, an dem sich dieser Mann ernsthaft für Ririchiyo interessiert hatte. Weder heute, noch damals, als ich die Briefe für ihn schrieb, die an sie adressiert waren. Er hatte sich keinen dieser Briefe durchgelesen, die ich in seinem Namen verfasst hatte. Das Verhalten war daher nicht nachvollziehbar für mich und die einzig mögliche Erklärung konnte keine andere als ein schlechter Scherz sein. Mein Blick richtete sich auf den Kirschblütenbaum, während meine Gedanken zu Ririchiyo schweiften.
 

Ich vertrieb mir die Zeit damit, mich in mein Zimmer zurückzuziehen und zu warten, bis ich meine Herrin wieder von der Schule abholen konnte. Als ich mit dem Wagen wieder vor dem Eingang parkte, war sie noch nicht draußen. Ich stieg aus und stellte mich vor die Wagentür, die ich für sie öffnen wollte. Meine verschiedenfarbigen Augen richteten sich auf den Eingang, als der helle Klang der Schulglocken ertönte. Die Tür wurde aufgerissen und viele Schüler verließen das Haus. Einige hasteten einzeln nach draußen, andere liefen neben ihren Freunden her und tauschten sich über etwas aus. Vermutlich über Pläne für den heutigen Tag, hier und da wurden Treffen für den späten Nachmittag organisiert. Unter den vielen Schülern stach ihre zierliche Gestalt hervor. Mein Herz machte einen Satz, bis es aussetzte. Sie verließ das Gebäude alleine. Die Schultasche trug sie vor ihren Hüften mit beiden Händen und ihr Blick war nahezu gleichgültig nach vorne gerichtet - trotzdem brach es mir das Herz. Ich wollte sie umarmen.

Als sie bei mir ankam, deutete ich eine Verbeugung an, um sie zu grüßen. Die Hand legte ich auf meine Brust, in der das Herz kräftig schlug, das sich über ihre Anwesenheit erfreute.

Sie grüßte mit einem Nicken zurück und stieg ein, als ich ihr die Tür aufhielt.

„Wie verlief die Klausur?“, fragte ich aus aufrichtigem Interesse.

„Wie zu erwarten gut.“, antwortete sie in ihrem typisch überheblichen Ton.

„Ihr seht wundervoll aus.“

„Lass das.“

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und erntete dafür einen bösen Blick mit rosigen Wangen.
 

Im Anwesen angekommen aß Ririchiyo etwas, bevor sie sich in ihr Zimmer zurückzog, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Bevor sie sich komplett der Schule widmen konnte, klopfte ich an ihrer Tür und trat ein.

„Was ist denn, Miketsukami?“, wollte sie wissen, während sie an ihrem Schreibtisch saß und sich auf ihrem Drehstuhl zu mir wandte.

Ich blieb eine Weile wie angewurzelt stehen und betrachtete sie eingehend mit der Brille, die sie trug. Sie schien es zu bemerken und lief rot an. Ihre Finger glitten zu der Sehhilfe in ihrem Gesicht und zogen es wie beiläufig ab.

„Ich fand, dass es Euch ausgezeichnet steht.“

Sie legte die Brille weg, als ob es ihr peinlich wäre, zugeben zu müssen, dass sie ohne sie nicht arbeiten konnte. Ich empfand dies jedoch nicht als Schwäche, für die man sich schämen musste.

Um sie nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen, wechselte ich das Thema.

„Shoukiin-sama möchte heute Abend etwas mit Euch unternehmen. Ich soll Euch dies mitteilen.“

Sie wirkte erstaunt.

„Aus welchem Grund?“

Ich schüttelte den Kopf, um ihr zu erklären, dass ich keine Ahnung hatte.

„Hatte er noch etwas gesagt?“

Ich lächelte sie an. „Nein.“

Natürlich war das gelogen, aber Kagerous Scherze waren nun wirklich nicht nennenswert.

Ich wartete einen Augenblick, während sie nachdachte. „Sag’ ihm, dass ich kommen werde.“

„Wie Ihr wünscht, Ririchiyo-sama.“

Ich deutete wieder eine Verneigung an und ließ sie nach der kurzen Absprache wieder allein. Danach suchte ich Kagerou auf, der in der Lobby stand und damit beschäftigt war, Karuta ein neues Halsband anzulegen. Ich ließ dieses Verhalten unkommentiert. Karuta ließ es mit sich machen und wenn sie nichts dagegen hatte, war das wohl etwas, das ihnen beiden gefiel. Ich konnte dem jedoch nichts abgewinnen. Unweigerlich musste ich plötzlich daran denken, ob ich wohl anders denken würde, wenn Ririchiyo ein Halsband trug.

Bei dem Gedanken hoben sich meine Brauen und ich war so abgelenkt, dass ich nicht bemerkte, wie Kagerou auf mich aufmerksam wurde.

„Wenn du möchtest, bringe ich dir das nächste Mal auch eines mit.“

Manchmal glaubte ich, dass dieser Mann Gedanken lesen konnte. Etwas, das mir ernsthaft Sorgen bereiten konnte, denn ich mochte es nicht, durchschaut zu werden.

„Ich danke Euch für die Aufmerksamkeit, aber ich bezweifle, dass ich das brauchen werde.“

Kagerou lachte nur.

„Und? Die Antwort?“

„Wir werden mitkommen.“

„Du sprichst immer von ‚wir‘, Miketsukami.“

Karuta schien sich für das Gespräch nicht groß zu interessieren. Sie nuckelte an ihrem Lolli und blickte abwesend zum Fenster.

Kagerou bohrte nicht weiter, sondern warf die Hände in die Luft.

„Na dann? Wir treffen uns um halb sechs am Eingang des Anwesens.“

„Ich werde es ihr ausrichten.“

„Braver Junge.“

Es hatte auf mich kurz den Eindruck, als würde Kagerou abwägen, die Hand zu heben, und mir damit den Kopf zu tätscheln. Tatsächlich hob er im nächsten Moment die Hand. Ich fing sie vor meinen Haarsträhnen ab und warf ihm ein freundliches Lächeln zu.

„Oho? Seit wann denn so dominant?“

„Verzeiht. Aber wir hegen nicht mehr die selbe Beziehung wie vorher, so dass ich manche Behandlungen nicht über mich ergehen lassen muss.“

Kagerou atmete hörbar ein, während er breit zu grinsen anfing.

„So unterhaltsam kennt man dich ja gar nicht.“

Ich ließ seine Hand los und erwiderte darauf nichts. Ich spürte jedoch, wie er mich durch die Maske hindurch anfunkelte, als ob sein Interesse geweckt worden war und damit auch die Streitlust. Dieser Mann konnte nicht anders, als aufzufallen. Egal ob durch eine Show oder durch ein Skandal.

„Ich werde Ririchiyo-sama über die Uhrzeit benachrichtigen.“, erklärte ich ruhig.

„Mach das.“, erwiderte er belustigt, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich machte mich auf den Weg und verschwand im Aufzug.
 

Aus irgendeinem Grund beschäftigte mich die Anwesenheit meines alten Herren und ich bekam Zweifel daran, dass er heute auf der Dachterrasse tatsächlich gescherzt haben könnte. Vielleicht würde ich heute Abend mehr erfahren.

Ich musste mich überraschen lassen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Shinozaki
2016-02-01T20:58:52+00:00 01.02.2016 21:58
Du triffst die Charaktere perfekt. Ich liebe deine Geschichte und hoffe du schreibt weiter.
Von:  Kleines-Engelschen
2016-01-29T22:56:12+00:00 29.01.2016 23:56
ein tolles kapitel. ich freue mich das du weiterschreibst. weiter so!

greetz
Von:  Shinozaki
2016-01-25T02:06:14+00:00 25.01.2016 03:06
Deine Geschichte ist einfach wundervoll. Das lesen fesselt einen regelrecht. Hoffentlich schreibst du diese Geschichte weiter, währe schade wenn nicht.

Antwort von:  Raida
26.01.2016 12:06
Mensch, danke! Das freut mich immer wieder zu hören. :-) Und ihr motiviert mich, doch weiter zu schreiben.

LG
Ra'ida
Von:  cece20
2015-09-26T07:49:24+00:00 26.09.2015 09:49
ich freue mich das jemand mal eine Fanfiction zu meinem lieblingsanime geschrieben hat und dann is diese auch noch so hammer geil. Danke
Antwort von:  Raida
26.09.2015 11:15
Awww bitte :-) Freut mich, wenn ich dich ein wenig unterhalten konnte.

LG
Von:  Kaya_rose
2013-05-27T11:18:03+00:00 27.05.2013 13:18
du hast miketsukamis gefühle echt toll getroffen!
Von:  Kleines-Engelschen
2012-09-16T11:32:44+00:00 16.09.2012 13:32
eine klasse geschichte, ich würde mich freuen wenn du weiterschreibst.
du gibst echt gute einblicke in die gedankenwelt von miketsukami.
mach weiter so!

greetz
Von: abgemeldet
2012-09-01T17:46:50+00:00 01.09.2012 19:46
bin gerade auf deine story gestoßen und find sie echt sehr gut geschrieben :) Man kann sich gut und die Personen hinein versetzen :D Nur leider habe ich gesehen, das du lange nicht mehr geschrieben hast :( Ich hoffe sehr, es geht hier noch weiter! :D

LG
Von:  Ragemerize
2012-04-12T13:54:39+00:00 12.04.2012 15:54
kann mich dem vorherigen kommi nur anschließen :3
sehr schön geschrieben, ich kann mir beim lesen sehr gut die blicke und taten der beiden vorstellen und das ist toll xD
fast so als würde man den anime sehen, aber mit neuen folgen.
ich hoffe bald gehts weiter!

liebe grüße~
Von:  jecky89
2012-03-29T22:31:18+00:00 30.03.2012 00:31
super geschrieben ich liebe den anime mach weiter so


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