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Obsession

Miketsukami x Ririchiyo (neues Kapitel online)
von

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Zeit

Zeit. Ein Wort, dass im Laufe meines Lebens zunehmend an Bedeutung gewonnen hatte. Zeit ist wertvoll. Für manche ein Segen, für andere eine Qual. Zeit ist unverzichtbar. Ohne sie würde nichts entstehen und nichts vorankommen.

Mir hat sie geholfen, herauszufinden, wann Ririchiyo-sama ihr Zimmer am frühen Morgen verließ. Sie war außerordentlich diszipliniert, dass sie es tatsächlich schaffte, um die selbe Uhrzeit aus ihrer Tür hinaus zu treten. Ich sah es als Gelegenheit, sie zu empfangen und zu grüßen. Mir war dieses Ritual unheimlich wichtig. Für sie war es eine eher überflüssige Geste. Häufig erklärte sie mir, dass ich das nicht machen brauchte, verboten hatte sie es mir allerdings bisher nicht. Die Mühen machten mich glücklich und mit der Zeit erfreute ich mich auch an der Feststellung, dass sie von dieser Art der Zuneigung nicht abgeneigt war. Sie brauchte nur Zeit, sich daran zu gewöhnen. Zeit, Vertrauen in mich zu fassen um sich mir zu öffnen. Alles brauchte seine Zeit um zu werden. Sie war es definitiv wert, zu warten.

Denn sie war jemand, die mich durchschaute und mein Innerstes berührte. Niemand sonst konnte durch den Schutz, den ich mir so mühsam erbaut hatte, hindurch nach meinem Herz greifen. Aber sie konnte es. Ririchiyo Shirakiin hatte mein Herz berührt.

Sie fühlte sich einsam, aber wusste nicht, dass es jemanden gab, der sie verstand. Der auch durch ihren Schutz hindurch ihr Herz sah. Aber dieses Problem teilten wir beide und deshalb waren wir uns sehr ähnlich. Ich war immer der Annahme, dass es außer mir sonst niemanden gab, der so eine Gemeinsamkeit teilte.
 

Ihre violetten Augen richteten sich auf meine Wenigkeit, während ich mich ohne zu Zögern verbeugte und die Hand auf das Herz legte, das für sie schlug. Sie musterte mich mit einer Gleichgültigkeit, die sie täglich wie die Schleife an ihrer Kleidung trug. Aber ich wusste, dass es gespielt war. Sie fühlte anders, als sie sich gab. Ich ging sogar so weit zu glauben, dass sie eigentlich erleichtert darüber war, jemanden zu haben, der sich um sie kümmerte.
 

Ihr das Gefühl gab, wertvoll zu sein.
 

Ich richtete mich wieder auf und unsere Blicke trafen sich. Sie zuckte kurz, während ich still vor ihr stehen blieb und sie warm anlächelte.

„Ihr seht wieder wundervoll aus, Ririchiyo-sama.“, in meinen Augen war sie vollkommen. „Eure Schuluniform steht Euch ausgezeichnet."

Sie winkte mit einer Hand ab und strich sich kurz durch das dunkle, gepflegte Haar, das mich an ein schwarzes Seidentuch erinnerte. Es glänzte wundervoll und war absolut glatt. Einmal kam ich in den Genuss, es für sie bürsten zu dürfen. Es fühlte sich auch genauso wundervoll an, wie es aussah.

„Lass das.“, brummte sie und stolzierte voller Anmut an mir vorbei zum Aufzug.

Während ich ihr folgte, achtete ich peinlichst genau auf einen respektvollen Abstand, auch wenn es mir persönlich lieber gewesen wäre, nur so weit von ihr entfernt zu laufen, dass es kein Problem gewesen wäre, die Arme um sie zu schlingen. Aber ich konnte und durfte nicht. Was für eine Qual.

Wir betraten gemeinsam den Aufzug und mein Blick ruhte wieder auf ihr. Ich wusste, dass sie es bemerkte, aber ihre schönen Augen waren stur auf die Aufzugstür gerichtet. Sie vermied jeglichen Blickkontakt.

„Ririchiyo-sama..“

Ich wollte sie fragen, was sie frühstücken mochte, allerdings antwortete sie nicht und ich beschloss, lieber zu schweigen und sie in Ruhe zu lassen. Sie wirkte abwesend.

Die Stille zwischen uns war nicht unangenehm. Nur das Surren des Aufzuges war zu hören. Ich war damit beschäftigt, anhand Ririchiyos Gesichtszügen zu spekulieren, worüber sie wohl nachdachte.

„Wie habt Ihr heute geschlafen?“, unterbrach ich dann die Stille zwischen uns, wobei sie etwas überrascht aufsah, als hätte ich sie eben aus den Gedanken gerissen.

„Gut.“

„Das ist schön. Was möchtet Ihr heute zum Frühstück essen?“

Sie verschränkte die Arme und setzte ein überhebliches Lächeln auf. Sicherlich hatte sie sich auf diese Frage schon vorbereitet. So wie sie auf alles stets vorbereitet war.

"Hmph. Mir ist nach einem Baguette mit Kräuterbutter.", kam dann die erwartete, selbstsichere Antwort.

Ich neigte den Kopf unterwürfig und legte die Hand wieder auf meine Brust. „Wie Ihr wünscht. Ich werde mich natürlich darum kümmern.“

Sie wirkte nicht überrascht.

Bing.

Die Aufzugstür ging auf und gab den Blick frei auf die edle Lobby. Ich führte die junge Dame an ihren Tisch und machte mich umgehend daran, ihr das Essen zu bringen, das ich ihr später auf einem Silbertablett servierte. Es duftete nach dem frischen warmen Kräuterbaguette und nach dem Tee, den meine Herrin gerne trank. Ich legte großen Wert darauf, die Köstlichkeiten ästhetisch anzurichten. Geschirr und Besteck wurden sorgfältig ausgewählt und auf Hochglanz poliert. Das Baguette war in mundgerechte Stücke zerteilt, um ihr Mühen beim Essen zu ersparen. Sie musterte den Teller kurz, ehe sie die Serviette nahm und sie sich vornehm über den Schoß legte. Ich beobachtete sie gebannt – gespannt auf ihre Reaktion, allerdings nahm mir etwas die Freude an der friedlichen Stimmung. Und der Grund stand plötzlich in der Lobby und war einsdreiundachtzig groß. Es war unmöglich seine Anwesenheit nicht zu bemerken, denn der Kerl war so schwer zu ignorieren wie ein Erdbeben.

Kagerou Shoukin. Mein alter Herr und der Mann, an dessen Stelle ich die Ehre hatte, Briefkontakt zu Ririchiyo zu halten.

Und natürlich war er Ririchiyos Verlobter. Ein freundliches Lächeln legte sich über meine Lippen, das meine Augen kaum erreichte. „Guten Morgen.“, grüßte ich, um der Höflichkeit die Ehre zu geben.

Als er mich ansah, funkelten sein Blick vor Belustigung. Selbst in seinen ruhigsten Momenten hatte der Mann die Ausstrahlung eines sexhungrigen Raubtieres. Er war von Kopf bis Fuß durch und durch ein waschechtes Monster in edlen Tüchern.

Ich verbeugte mich ergeben.

„Trotz dieser demütigen Haltung, lebt in dir ein Sadist.“

„Ich weiß nicht, was Euch zu dieser Annahme geführt hat, allerdings ist dies eine sehr ungewöhnliche Themenwahl, so früh am Morgen.“

„Ach Ririchiyo!“
 

Mein innerstes gefror, als der Mann seine Aufmerksamkeit meiner Herrin schenkte, die womöglich von all dem lieber verschont geblieben wäre. Sie setzte ihre ungerührte Miene auf und an Kagerou vorbei, den das ganz und gar nicht zu beirren schien.

„Einen wunderschönen guten Morgen!“

„Guten Morgen.“

„O, lass dich nicht stören. Ich bin hier, um etwas zu klären. Aber mein Gesprächspartner befindet sich oben. Wir sehen uns vielleicht später.“

„Sicherlich.“

Er lachte und trat an mir vorbei zum Aufzug.

„Ach ja. Ehe ich es vergesse ... wir müssen nachher mal reden. Also bis nachher, Miketsukami!“

„Natürlich. Ich wünsche Euch noch einen angenehmen Tag.“

Als er weg war, wandte ich mich wieder Ririchiyo zu. „Euer Tee ist sicher kalt geworden. Soll ich Euch einen neuen holen?“

„Du bist wirklich wie ein Hund, Miketsukami. Lass gut sein… Ich trinke ihn auch so.“, bemerkte sie ausdruckslos und sah auf die mundgerechten Stücke des Baguettes, von denen sie bisher nur eines gegessen hatte.

„War das ein Kompliment?“, sie sah mich verwundert an.

Sofort ergriff ich ihre zarten Hände und ging auf die Knie. „Miketsukami, das muss jetzt ni...“

„Es stört mich keineswegs Euer Hund zu sein. Wenn Ihr mich als solchen sehen wollt, dann bin ich einer.“

„Miketsukami…“, sie schien selbst nicht sicher zu sein, was sie eigentlich wollte. Ich bemerkte, dass ich sie überforderte und um nicht noch aufdringlicher zu werden, gab ich ihre Hände wieder frei. „Verzeiht mein Verhalten, aber ich kann mich manchmal nicht beherrschen. Es macht mich glücklich an Eurer Seite sein zu dürfen.“

Sie runzelte die Stirn, als ob meine Worte sich ihrem Verständnis entziehen würden.

„Ich fahre Euch heute wieder zur Schule.“
 

Sie brummte nur und nickte während sie in ihr Baguettestück biss.
 

Zeit. Alles brauchte seine Zeit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kaya_rose
2013-05-27T11:18:03+00:00 27.05.2013 13:18
du hast miketsukamis gefühle echt toll getroffen!
Von:  Kleines-Engelschen
2012-09-16T11:32:44+00:00 16.09.2012 13:32
eine klasse geschichte, ich würde mich freuen wenn du weiterschreibst.
du gibst echt gute einblicke in die gedankenwelt von miketsukami.
mach weiter so!

greetz
Von: abgemeldet
2012-09-01T17:46:50+00:00 01.09.2012 19:46
bin gerade auf deine story gestoßen und find sie echt sehr gut geschrieben :) Man kann sich gut und die Personen hinein versetzen :D Nur leider habe ich gesehen, das du lange nicht mehr geschrieben hast :( Ich hoffe sehr, es geht hier noch weiter! :D

LG
Von:  Ragemerize
2012-04-12T13:54:39+00:00 12.04.2012 15:54
kann mich dem vorherigen kommi nur anschließen :3
sehr schön geschrieben, ich kann mir beim lesen sehr gut die blicke und taten der beiden vorstellen und das ist toll xD
fast so als würde man den anime sehen, aber mit neuen folgen.
ich hoffe bald gehts weiter!

liebe grüße~
Von:  jecky89
2012-03-29T22:31:18+00:00 30.03.2012 00:31
super geschrieben ich liebe den anime mach weiter so


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