Obsession von Raida (Miketsukami x Ririchiyo (neues Kapitel online)) ================================================================================ Kapitel 2: Warnung ------------------ Eine halbe Stunde später fuhr ich meine Herrin zur Schule. Sie schwieg die Fahrt über und blickte mit verschränkten Armen aus dem Fenster. Ich bemerkte durch den Rückspiegel, dass sie mal wieder in Gedanken versunken war. „Ist alles in Ordnung, Ririchiyo-sama?“, erkundigte ich mich und sah aus dem Augenwinkel, wie sie zusammenzuckte. „Ja.“ „Ihr wirkt sehr nachdenklich.“ Sie wirkte gelassen. „Ich habe darüber nachgedacht, welche Fragen in der Klausur dran kommen könnten.“ Ich blinzelte sie kurz an. Die Klausur, die heute anstand, hatte ich ganz vergessen. Wie unaufmerksam von einem Diener wie mir. „Egal welche Fragen dran kommen werden, Ihr werdet sicher gut abschneiden.“ Die Worte schienen sie zu erheitern, denn sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Natürlich werde ich das. Ich habe mir alle möglichen Fragen, die im Unterricht vorkamen, notiert und sie bis dato zusammengefasst und auswendig gelernt. Es wird keine Frage geben, die mich überraschen wird.“, was nicht anders zu erwarten war. Ich lächelte sie an. Sie reagierte überrascht, wandte den Blick dann aber wieder direkt zum Fenster und konzentrierte sich auf die vorbei rauschenden Häuser. Ich parkte am Eingang der Schule um ihr unnötigen Fußweg zu ersparen. Dann stieg ich aus und hielt ihr die Tür auf, damit sie aussteigen konnte. Sie bedankte sich, als sie den Wagen verließ und deutete eine kleine Verneigung zum Abschied. Danach entfernte sie sich in ihrer stolzen Anmut vom Wagen und ging rein. Ich sah ihr noch eine Weile nach und versuchte die Sehnsucht zu verbergen, die ihre Abwesenheit erweckte. Sieben Stunden trennten uns ab jetzt voneinander. Ich würde die meiste Zeit wohl damit verbringen, immer wieder einen Blick auf die Uhr zu werfen. Als die Eingangstür der Schule sich schloss und ich sicher gegangen war, dass Ririchiyo in der Schule ist, machte ich mich wieder auf den Rückweg zum Anwesen und suchte mir eine Beschäftigung, um die sieben Stunden zu überbrücken. Ich fand sie direkt auf der Terrasse. „Miketsukami! Genießt du das schöne Wetter oder suchst du ein Versteck vor mir?“ „Das lag nicht in meiner Absicht. Verzeiht.“ Ich näherte mich meinem alten Herren Kagerou, der neben dem Kirschblütenbaum stand. Eigentlich wollte ich rauf auf die Dachterrasse, um etwas nachzudenken, hatte aber nicht damit gerechnet, dass jemand das selbe vorhatte. „Ich wollte ohnehin noch mit dir reden.“ Ich fragte mich, was so wichtig sein konnte und ob es überhaupt noch etwas gab, das wir miteinander teilten. „Ich sehe, dass du und Ririchiyo euch sehr gut versteht.“, es war durch den mangelnden Blickkontakt schier unmöglich das Grinsen zu deuten, das seine Züge zierte. „Ich erfülle nur meine Aufgaben.“ „Dabei sollte es auch bleiben.“ Bei der Erwiderung hob ich den Kopf und sah meinen alten Herren verblüfft an. Bei meiner Reaktion stieß er ein tiefes Lachen aus. Leider konnte ich die Freude nicht mit ihm teilen, aber gerade das schien ihn so zu erheitern. „Sie ist meine Verlobte, deshalb sollte eure Beziehung nicht über das Herr-und-Diener-Verhältnis hinausgehen.“ Dieser Mann machte gerade einen Besitzanspruch geltend, wenn meine Ohren mich nicht täuschten. Und ich hatte verdammt nochmal vier davon, wenn man es genau nahm. Also konnte ich mich nicht verhören. Kagerou sah mich eine Weile schweigend an, als schien er auf eine Antwort zu warten, die meinerseits zunächst ausblieb. „Du bist so ruhig, Miketsukami. Hast du dazu nichts zu sagen?“ „Ihr habt natürlich Recht.“ Kagerou grinste dieses Mal so breit, dass man seine spitzen Fangzähne erkennen konnte. Er nickte, als ob das die einzig richtige Antwort gewesen wäre. „Teile Ririchiyo mit, dass ich sie heute entführen werde!“ Ich kniff die Augen zu, während ein freundliches Lächeln meine Züge schmückte, das weder meine Augen, noch mein Herz erreichte. „Wie Ihr wünscht.“ „Oh, ich kenne dieses Lächeln.“, raunte der Dunkelhaarige vor mir und lehnte sich ein Stück vor, so, dass sich unsere Gesichter sehr nahe waren. Ich blieb ruhig. „Du kannst mich nicht täuschen. Ich kenne das Monster in dir.“ „Wie Ihr meint.“ „Eingeschnappt?“ „Versucht mich bitte nicht zu provozieren.“ Kagerou schien nicht ablassen zu wollen, bis er sich schmunzelnd wieder zurücklehnte und ich eines besseren belehrt wurde. Um das Thema von vorhin wieder aufzugreifen fuhr ich fort. „Wir werden mit Euch gehen, wenn Ririchiyo-sama die Einladung annimmt.“ „Netter Versuch, Miketsukami. Aber ich werde alleine mit ihr gehen.“ „Ich kann nur so Ririchiyo-samas Schutz gewährleisten und meiner Pflicht nachkommen, wenn ich in ihrer Nähe bin.“, konterte ich stur, aber Kagerou blieb unbeeindruckt. Zumindest erwiderte er nichts mehr darauf, sondern wandte sich ab. Der schwere Umhang schwang elegant mit. „Ich bin heute Abend hier und erwarte ihre Antwort.“ Ich verneigte mich während er die Dachterrasse verließ. Erst dann legte ich das Lächeln ab und stieß ein frustriertes Zischen aus. Die Warnung konnte nicht ernst gemeint sein. Ich konnte mich nicht an einen Tag erinnern, an dem sich dieser Mann ernsthaft für Ririchiyo interessiert hatte. Weder heute, noch damals, als ich die Briefe für ihn schrieb, die an sie adressiert waren. Er hatte sich keinen dieser Briefe durchgelesen, die ich in seinem Namen verfasst hatte. Das Verhalten war daher nicht nachvollziehbar für mich und die einzig mögliche Erklärung konnte keine andere als ein schlechter Scherz sein. Mein Blick richtete sich auf den Kirschblütenbaum, während meine Gedanken zu Ririchiyo schweiften. Ich vertrieb mir die Zeit damit, mich in mein Zimmer zurückzuziehen und zu warten, bis ich meine Herrin wieder von der Schule abholen konnte. Als ich mit dem Wagen wieder vor dem Eingang parkte, war sie noch nicht draußen. Ich stieg aus und stellte mich vor die Wagentür, die ich für sie öffnen wollte. Meine verschiedenfarbigen Augen richteten sich auf den Eingang, als der helle Klang der Schulglocken ertönte. Die Tür wurde aufgerissen und viele Schüler verließen das Haus. Einige hasteten einzeln nach draußen, andere liefen neben ihren Freunden her und tauschten sich über etwas aus. Vermutlich über Pläne für den heutigen Tag, hier und da wurden Treffen für den späten Nachmittag organisiert. Unter den vielen Schülern stach ihre zierliche Gestalt hervor. Mein Herz machte einen Satz, bis es aussetzte. Sie verließ das Gebäude alleine. Die Schultasche trug sie vor ihren Hüften mit beiden Händen und ihr Blick war nahezu gleichgültig nach vorne gerichtet - trotzdem brach es mir das Herz. Ich wollte sie umarmen. Als sie bei mir ankam, deutete ich eine Verbeugung an, um sie zu grüßen. Die Hand legte ich auf meine Brust, in der das Herz kräftig schlug, das sich über ihre Anwesenheit erfreute. Sie grüßte mit einem Nicken zurück und stieg ein, als ich ihr die Tür aufhielt. „Wie verlief die Klausur?“, fragte ich aus aufrichtigem Interesse. „Wie zu erwarten gut.“, antwortete sie in ihrem typisch überheblichen Ton. „Ihr seht wundervoll aus.“ „Lass das.“ Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und erntete dafür einen bösen Blick mit rosigen Wangen. Im Anwesen angekommen aß Ririchiyo etwas, bevor sie sich in ihr Zimmer zurückzog, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Bevor sie sich komplett der Schule widmen konnte, klopfte ich an ihrer Tür und trat ein. „Was ist denn, Miketsukami?“, wollte sie wissen, während sie an ihrem Schreibtisch saß und sich auf ihrem Drehstuhl zu mir wandte. Ich blieb eine Weile wie angewurzelt stehen und betrachtete sie eingehend mit der Brille, die sie trug. Sie schien es zu bemerken und lief rot an. Ihre Finger glitten zu der Sehhilfe in ihrem Gesicht und zogen es wie beiläufig ab. „Ich fand, dass es Euch ausgezeichnet steht.“ Sie legte die Brille weg, als ob es ihr peinlich wäre, zugeben zu müssen, dass sie ohne sie nicht arbeiten konnte. Ich empfand dies jedoch nicht als Schwäche, für die man sich schämen musste. Um sie nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen, wechselte ich das Thema. „Shoukiin-sama möchte heute Abend etwas mit Euch unternehmen. Ich soll Euch dies mitteilen.“ Sie wirkte erstaunt. „Aus welchem Grund?“ Ich schüttelte den Kopf, um ihr zu erklären, dass ich keine Ahnung hatte. „Hatte er noch etwas gesagt?“ Ich lächelte sie an. „Nein.“ Natürlich war das gelogen, aber Kagerous Scherze waren nun wirklich nicht nennenswert. Ich wartete einen Augenblick, während sie nachdachte. „Sag’ ihm, dass ich kommen werde.“ „Wie Ihr wünscht, Ririchiyo-sama.“ Ich deutete wieder eine Verneigung an und ließ sie nach der kurzen Absprache wieder allein. Danach suchte ich Kagerou auf, der in der Lobby stand und damit beschäftigt war, Karuta ein neues Halsband anzulegen. Ich ließ dieses Verhalten unkommentiert. Karuta ließ es mit sich machen und wenn sie nichts dagegen hatte, war das wohl etwas, das ihnen beiden gefiel. Ich konnte dem jedoch nichts abgewinnen. Unweigerlich musste ich plötzlich daran denken, ob ich wohl anders denken würde, wenn Ririchiyo ein Halsband trug. Bei dem Gedanken hoben sich meine Brauen und ich war so abgelenkt, dass ich nicht bemerkte, wie Kagerou auf mich aufmerksam wurde. „Wenn du möchtest, bringe ich dir das nächste Mal auch eines mit.“ Manchmal glaubte ich, dass dieser Mann Gedanken lesen konnte. Etwas, das mir ernsthaft Sorgen bereiten konnte, denn ich mochte es nicht, durchschaut zu werden. „Ich danke Euch für die Aufmerksamkeit, aber ich bezweifle, dass ich das brauchen werde.“ Kagerou lachte nur. „Und? Die Antwort?“ „Wir werden mitkommen.“ „Du sprichst immer von ‚wir‘, Miketsukami.“ Karuta schien sich für das Gespräch nicht groß zu interessieren. Sie nuckelte an ihrem Lolli und blickte abwesend zum Fenster. Kagerou bohrte nicht weiter, sondern warf die Hände in die Luft. „Na dann? Wir treffen uns um halb sechs am Eingang des Anwesens.“ „Ich werde es ihr ausrichten.“ „Braver Junge.“ Es hatte auf mich kurz den Eindruck, als würde Kagerou abwägen, die Hand zu heben, und mir damit den Kopf zu tätscheln. Tatsächlich hob er im nächsten Moment die Hand. Ich fing sie vor meinen Haarsträhnen ab und warf ihm ein freundliches Lächeln zu. „Oho? Seit wann denn so dominant?“ „Verzeiht. Aber wir hegen nicht mehr die selbe Beziehung wie vorher, so dass ich manche Behandlungen nicht über mich ergehen lassen muss.“ Kagerou atmete hörbar ein, während er breit zu grinsen anfing. „So unterhaltsam kennt man dich ja gar nicht.“ Ich ließ seine Hand los und erwiderte darauf nichts. Ich spürte jedoch, wie er mich durch die Maske hindurch anfunkelte, als ob sein Interesse geweckt worden war und damit auch die Streitlust. Dieser Mann konnte nicht anders, als aufzufallen. Egal ob durch eine Show oder durch ein Skandal. „Ich werde Ririchiyo-sama über die Uhrzeit benachrichtigen.“, erklärte ich ruhig. „Mach das.“, erwiderte er belustigt, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich machte mich auf den Weg und verschwand im Aufzug. Aus irgendeinem Grund beschäftigte mich die Anwesenheit meines alten Herren und ich bekam Zweifel daran, dass er heute auf der Dachterrasse tatsächlich gescherzt haben könnte. Vielleicht würde ich heute Abend mehr erfahren. Ich musste mich überraschen lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)