C'est La Vie von abgemeldet (120 Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 17: Rain ---------------- nmerkung: Ich gehe in diesem Teil davon aus, dass Steven noch Champ ist und Wallace Arenaleiter. *~*~*~*~*~* Rain Es dürfte nicht überraschend sein, dass er den Regen mochte. Immerhin war er Wasserpokémontrainer – es wäre also komisch, wenn ihm so etwas viel ausmachen würde. Aber ausnahmsweise lag es nicht daran, dass Wasser einfach sein Lieblingselement war. Er mochte es den Regen zu beobachten und einfach ein wenig nachzudenken. -- Wallace war gerade zehn Jahre alt, als sein Mentor Juan ihn das erste Mal mit nach Graphitport City genommen hatte. Dort war ein Contest, an dem er Teilgenommen hatte und Wallace hatte ihm bei der Vorbereitung geholfen. Seinen Mentor und seine Pokémon zu beobachten war für ihn schon immer eine große Freude gewesen und an dem Tag hatte er beschlossen, dass er dasselbe tun würde. Aber darum sollte es nicht gehen. Am Abend war er am Strand im Süden der Stadt gewesen, während Juan noch mit Walter etwas trinken war. Die beiden waren alte Freunde, wie er erfahren hatte. Es wunderte Wallace nicht – Walter war wirklich ein freundlicher und gutmütiger Mann, den er selbst auch sehr mochte. Am Strand saß bereits ein Junge mit silbernen Haaren und anscheinend ziemlich teurer Kleidung. Er drehte einen Stein in seinen Händen, betrachtete ihn nachdenklich. Wallace war schon immer sehr kontaktfreudig gewesen, weshalb er sich gefreut hatte, den Jungen zu sehen. Endlich einmal jemand in seinem Alter! „Das ist ein schöner Stein“, machte er den Anfang, als er sich einfach neben ihn setzte. Er bekam einen misstrauischen, beinahe schon abschätzenden Blick ab, den er aber gekonnt ignoriert hatte und lächelte stattdessen. Sein Mentor Juan hatte immer gesagt, dass der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ein Lächeln war. „Es ist ein Evolutionsstein“, erzählte der andere zögernd. „Sie sind selten und kostbar, wie mein Vater immer sagt.“ Wallace verstand nicht wirklich wieso. Zugegeben, der Stein war ganz schön anzusehen und dass er Pokémon entwickeln konnte, war sicherlich praktisch… aber faszinieren tat er ihn nicht wirklich. „Darf ich ihn mal halten?“, fragte er trotzdem, um den Stein einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Der Blauton gefiel ihm… es war wohl ein Evolutionsstein für Wasserpokémon. Das gefiel ihm natürlich noch mehr – seine große Leidenschaft waren immer Wasserpokémon. Sein Gegenüber schwieg eine Weile und schien nachzudenken. Die unheimlich goldenen Augen lagen auf ihm, musterten ihn, dann nickte er jedoch. „Sei aber vorsichtig… uhm… ich weiß deinen Namen gar nicht.“ „Wallace“, antwortete er ihm geduldig und musterte ihn neugierig. „Ich bin Steven“, war die Erwiderung, als er ihm den Stein reichte. Er betrachtete den Stein, drehte ihn in seinen Händen. Er gefiel ihm und er fühlte sich anders an, als gewöhnliche Steine. Jedenfalls… soweit er es beurteilen konnte. Denn bis heute hatte er sich damit noch nicht auseinander gesetzt. Wallace gab das schöne Stück wieder an seinen Besitzer und sah in den Himmel, als es anfing zu tropfen. Er mochte den Regen – besonders im Sommer. Meist erlaubte ihm sein Mentor nicht draußen zu sein wenn es regnete – nun würde er die Chance allerdings nutzen. Jedoch schien sein neuer Freund – Wallace beschloss einfach, dass sie Freunde waren - das anders zu sehen, denn er verzog das Gesicht und erhob sich. „Hey, wo willst du hin?“ „Zurück zu meinen Eltern. Es fängt an zu regnen.“ -- Ein energisches Klopfen an seiner Haustür holte Wallace zurück in die Gegenwart. Mit gerunzelter Stirn stellte er die Tasse, die er eben noch in den Händen gehalten hatte, auf dem Küchentisch ab und ging in den Flur um die Tür zu öffnen. „Du bist nass“, stellte er fest, als Steven Stone eintrat. Er sah wirklich aus wie ein begossener Pudel, was ihn zum schmunzeln brachte. Normalerweise zeigte Steven eher selten Emotionen und war eher ruhig und beherrscht – jetzt sah man ihm jedoch zu deutlich an, dass er genervt war. „Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, Wallace: es regnet“, brummte Steven verstimmt und zog sich erst einmal sein Jacket aus und warf es ihm achtlos entgegen. Normalerweise tat der Jüngere so etwas nicht – aber sie kannten sich lange genug, sodass der Champ ihm gegenüber nicht so sehr auf sein Benehmen achtete. „Komm, ich such dir etwas zum Anziehen raus. Du tropfst meinen neuen Teppich voll. Mein neues Sofa hast du auch schon ruiniert.“ Er hatte Steven zwei Handtücher und neue Kleidung herausgelegt – Stevens eigene, denn er war bei seinem letzten Besuch gerade aus einer Höhle wiedergekommen und war demnach verdreckt gewesen. Bis heute verstand Wallace nicht, wieso man auch in einem teuren Designeranzug in eine Höhle zum Forschen gehen musste. Er selbst hatte sich mittlerweile im Wohnzimmer auf dem Sofa niedergelassen, hatte den Fernseher angeschaltet, trank seinen Tee und sah sich die Nachrichten an. Mal wieder war dieser Junge in einem Interview zu sehen – Ruby war sein Name. Er schien erfolgreich zu sein und er hatte das Gefühl ihn bald persönlich sehen zu dürfen. Nur wenige Minuten später setzte Steven zu ihm. Er war zwar wieder trockener aber seine Haare waren noch immer feucht. Er lehnte sich zurück, schloss für einen Moment die Augen und brummte schließlich: „Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich dieses Wetter hasse?“ -- „Ich hasse dieses verfluchte Wetter!“ Als Wallace die bekannte Stimme hörte, drehte er sich zu ihr und glaubte für einen Moment seinen Augen nicht zu trauen. „Steven“, rief er freudig aus und für einen Moment schien sein Gegenüber verwirrt zu sein. Hatte er ihn etwa vergessen? Der Gedanke schmerzte mehr, als er eigentlich sollte Wie konnte man denn jemand wie ihn vergessen? „Du bist Wallace.“ Obwohl es eine Feststellung war, klang es beinahe schon fragend, weshalb er nickte. Wallace war mittlerweile zwölf Jahre alt. Er reiste noch immer mit seinem Mentor umher, sammelte aber mittlerweile selbst Orden. Und als Hobby trat er manchmal in Wettbewerben an. Dieses Mal befanden sie sich in Seegrasulb City, hier sollte der Wettbewerb der Meisterklasse stattfinden. Wallace durfte hier noch nicht antreten aber er würde es sich ansehen und sich einige Tricks abgucken, da war er sich sicher. An den Strand war nur gegangen, damit seine Pokémon etwas schwimmen konnten – Wallace wusste, dass ihnen das Meer fehlte. Steven war vollkommen durchnässt, als er sich neben ihm niederließ. Neben ihm war ein Stollunior, welches etwas ängstlich aussah. Na ja… das Stahlpokémon Wasser nicht unbedingt schätzten, war ja allgemein bekannt. „Was machst du hier?“, fragte Wallace schließlich. Er selbst liebte den Strand, das Meer und auch den Regen. Von daher war das klar. Aber Steve schien es nicht unbedingt zu schätzen. Im Gegenteil. „Mein Vater ist hier wegen der Eröffnung des neuen Einkaufszentrums“, war die genervte Antwort. „Und ich bin los um mir hier am Strand die Steine anzusehen. Dann hat es angefangen zu regnen und jetzt… bin ich hier.“ Noch immer im Regen. Obwohl er ja eigentlich auch wieder gehen könnte. Wallace lächelte leicht. „Hast du denn etwas interessantes gefunden?“, fragte er interessiert nach und behielt seinen Blick auf das Meer gerichtet, um seine Pokémon im Auge zu behalten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Stollunior auf Stevens Schoß kletterte und für den Bruchteil einer Sekunde ein Lächeln über dessen Gesicht huschte. Wallace mochte sein Lächeln. Er sollte es öfter tun. „Nicht viel.“ Steven kramte in seiner Tasche, holte ein paar Steine heraus und reichte ihm einen. Überrascht nahm Wallace ihn entgegen, musterte das Stück verdutzt. Es kam ihm irgendwie ziemlich bekannt vor… „Habe ich den nicht schon einmal gesehen? Das ist doch ein Wasserevolutionsstein, wenn ich richtig liege.“ Steven nickte und als er ihm den Stein wieder zurückgeben wollte, sah ein kurzes, schüchternes Lächeln auf seinen Lippen. „Behalt ihn.“ -- Als Steven seinen Kopf gegen seine Schulter lehnte, wurde er aus den Gedanken zurück geholt. Der Champ tat so etwas nicht oft, denn er mochte Nähe eigentlich nicht besonders. Wallace wusste nicht woran das lag, aber es war ihm auch gleich… denn das machte es jedenfalls zu etwas besonderem. Er schob ihn ein wenig von sich, den verwirrten Blick seines besten Freundes ignorierend und legte einen Arm um ihn, zog ihn wieder zu sich, sodass er nun mit dem Kopf an einer Brust lehnte. Sie waren kein Paar. Würde man sie so sehen, würden das wahrscheinlich viele Leute denken. Sie waren nur Freunde… Wallace konnte nicht sagen, dass er etwas dagegen hätte, sollte mehr daraus werden. Aber Steven… Steven war schwierig und er bezweifelte, dass er etwas anderem als einem seltenen Stein ernsthafte Gefühle entgegen bringen konnte. Steven hatte noch nie einen festen Freund gehabt – eine Freundin allerdings auch nicht, was seine Eltern langsam beunruhigte, wie er ihm erzählt hatte. Immerhin war er mittlerweile schon fünfundzwanzig. Sie hatten sich an einem Sommerabend letztes Jahr lange darüber unterhalten. Vermutlich hatte Steven noch nie so offen mit jemanden geredet. Er hatte ihm gesagt, dass er niemanden fand, weil er sich wirklich schwer daran tat auf Menschen zuzugehen und sich eigentlich nicht einmal sicher war, zu welchem Geschlecht er sich hingezogen fühlte. Der Druck von seinen Eltern machte das Ganze nicht besser. Mit seiner eigenen Homosexualität hatte Steven nie ein Problem gehabt. Als er es ihm gestanden hatte, hatte er bloß eine Augenbraue gehoben und gesagt: ‚Es hätte mich mehr schockiert, wenn du Hetero gewesen wärst‘. Danach hatte er das Thema wieder auf den Mondberg in Kanto gelenkt. Steven tat sich nicht gerade leicht damit anderen zu vertrauen. Dafür gab es keinen besonderen Grund, wie er ihm gesagt hatte. Dem einzigen Menschen, dem er zu hundert Prozent vertraute, war er selbst – Wallace. Als er eine kühle Hand auf seiner warmen Haut spürte, schauderte der Arenaleiter und sah verwirrt zu seinem besten Freund, der mit dem Anhänger seiner Kette spielte. „Du hast ihn noch immer“, stellte Steven mit einem Grinsen fest und ließ den blauen Evolutionsstein, der an der Kette baumelte, wieder los. „Sowie ich auch dich noch immer habe“, war die amüsierte, aber sanfte Antwort. Steven erwiderte nichts, sondern schloss die Augen und schien langsam in den Schlaf abzudriften. Wallace lehnte sich entspannt zurück, versuchte es zu ignorieren, dass die feuchten Haare des anderen ihn kitzelten. Wallace wusste, dass Steven wahrscheinlich nicht einmal etwas von seinen Gefühlen zu ihm ahnte, aber das war auch besser so. Wahrscheinlich würde er ihn damit doch nur verschrecken. Solange es so bleiben würde, konnte Wallace damit leben. Hoffte er zumindest. *~*~*~*~*~* Okay… ich will ehrlich sein: geplant hatte ich das vollkommen anders. Zufrieden bin ich aber doch relativ… ich mag das Ergebnis mehr als meine Planung. Das Ende war sowieso vollkommen anders gedacht gewesen, aber ich mag es so lieber. Es ist kein Happy End... aber ich denke, das macht es realistischer. Ob ich noch eine Fortsetzung mache, weiß ich noch nicht… vielleicht ja, vielleicht nein. Je nachdem, wie es passt und ob mir etwas Gutes einfällt. Kommentare sind gern gesehen! Cheerios, Peedi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)