C'est La Vie von abgemeldet (120 Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 14: Words ----------------- *~*~*~*~*~*~* Words Lyra war nach zwei Monaten die erste, die wiederkam. In ihrer Begleitung befand sich ihr Gengar, an welches er sich noch von ihrem letzten Treffen erinnerte. Es war ein ausgesprochen verspieltes und freundliches Pokémon – es war sehr untypisch für seine Rasse. „Tut mir leid, dass ich so spät bin. Aber ich hatte jede Menge um die Ohren. Es gab mal wieder Ärger mit Team Rocket und wir haben sie über die ganzen Kontinente gejagt. Sogar auf Wunderisland waren sie. Auf den Sevii Islands übrigens auch.“ Sie lächelte leicht, setzte sich neben ihn auf einen der Felsen, die sich in der Höhle befanden in der er wohnte. Wie immer herrschte hier drinnen eine angenehme Temperatur, was dem Glurak zu verdanken war. Sie wagte es sogar ihren Mantel auszuziehen, den sie sich dieses Mal extra für den Aufstieg angezogen hatte. „Aber genug von mir. Wie geht es dir, Red?“ Er zuckte mit den Schultern, was so viel heißen sollte wie: Wie immer. Es hatte sich nichts verändert… er hatte keine Herausforderer gehabt, sodass es ziemlich eintönig gewesen war. Ob er die Gesellschaft vermisst hatte? Zuerst, ja. Dann hatte er sich aber schnell wieder an die Einsamkeit gewöhnt. Er war einfach nicht das sozialste Wesen. Was nicht heißen sollte, dass er sich nicht über den Besuch des Mädchens freute. Sie war diejenige des Trios, die er am meisten schätzte. Sie nervte ihn nicht, sie war ruhig und klug. Wie ihr Vater würde auch sie sicherlich später in die Wissenschaft gehen. „Ich habe nichts anderes erwartet“, grinste sie und hatte seine Gestik richtig interpretiert. Trotzdem runzelte Red die Stirn. Er war nicht darin andere Menschen einzuschätzen… aber selbst sie erkannte, dass ihr Lächeln erzwungen und ihre Gesichtszüge müde wirkten. Natürlich bemerkte sie seinen Blick, schien ihn aber dieses Mal nicht richtig deuten zu können, denn sie wirkte irritiert. „Was ist? Ich verstehe nicht recht…“ Sie hatte die Stirn gerunzelt und musterte ihn nachdenklich. ‚Was ist los?‘ Er erwiderte ihren Blick eine ganze Weile, bis sie ihn schließlich abwandte, dann seufzte. „Vielleicht hast du dich schon gewundert, dass Gold oder Silver noch nicht hier waren“, fing sie nun eher unsicher an und er nickte. Zumindest bei Gold hatte er einen Besuch erwartet. Er konnte es verstehen, wenn er ihm aus dem Weg gehen wollte… aber irgendwie passte es nicht in das Bild, welches er von dem Jungen hatte. „Wir haben mehr Ärger, als ich vorhin gesagt habe“, fuhr sie ungewohnt leise fort, sodass selbst er sich bemühen musste etwas zu verstehen. „Das mit Team Rocket ist nicht mehr harmlos. Sie sind richtig gefährlich geworden. Ich bin jetzt erst gekommen weil… ich keine anderen Pokémon mehr besitze. Ich wurde in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen. Es waren zu viele, ich konnte mich nicht wehren… sie haben mir all meine Pokémon abgenommen. Und hätte eins der Mitglieder mich nicht rechtzeitig erkannt, hätte ich auch noch einen Hyperstrahl abbekommen.“ Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte Team Rocket doch damals zerschlagen. Und nun tauchte sie wieder auf und noch gefährlicher als sonst? Irgendwas musste unternommen werden! Ihr letzter Satz verwirrte ihn ein wenig. Wer hatte sie denn erkannt und welches Team Rocket Mitglied besaß ein Pokémon, welches die Attacke Hyperstrahl beherrschte? Er kam nicht dazu sich weiter darüber Gedanken zu machen, da fuhr sie auch schon fort. „Sie haben mich einfach zurück gelassen, sodass ich jedenfalls fliehen konnte. Glücklicherweise hatte ich jedenfalls mein Gengar für die Forschung bei meinem Vater gelassen. Jedenfalls… wollte Silver mir meine Pokémon zurückholen. Er ließ sich nicht davon abbringen… ich sagte ihm, er sollte jedenfalls noch auf Gold auf warten, aber er wollte nicht hören!“, ihre Stimme war brüchig und sie klang beinahe schon so, als würde sie sich gegen eventuelle spätere Vorwürfe schützen wollen. Nicht, dass sie welche zu befürchten hatte. „Sie haben ihn auch erwischt. Wie es aussah, hatten sie es die ganze Zeit auf ihn abgesehen. Wir wissen nicht einmal, ob er überhaupt noch lebt.“ Er hatte erwartet, dass sie weinen würde. Aber sie tat es nicht, sondern atmete nur tief und versuchte die Fassung zurück zu erlangen. Ob sie es für sich selbst oder für ihn tat, konnte sie nicht sagen. Er glaubte jedoch fast, dass sie es nur seinetwegen tat. Weil sie wusste, wie schlecht er mit so etwas umgehen konnte. „Lieber Gott.. tut mir leid, dass ich dich als Kummerkasten missbraucht habe. Das war eigentlich nicht meine Absicht.“ Ihre Stimme klang noch immer ein wenig brüchig, jedoch schon fester als vorhin. „Ich habe dir und deinen Pokémon etwas zu essen gebracht“, meinte sie, während sie in ihrem Rucksack kramte und ihm schließlich drei Tüten reichte. Wie auch immer die in dieses kleine Ding gepasst hatten… Er nahm es mit einem dankbaren Nicken zur Kenntnis stellte sie neben sich. „Oh, etwas gegen Erkältungen ist auch dabei. Ich habe gedacht, dass du das vielleicht gebrauchen könntest.“ Nun musste Red schmunzeln. Sie war die erste, die ihm etwas dafür brachte. Andere versorgten ihn zwar mit Nahrung, aber niemand war bisher auf die Idee gekommen ihm Medikamente zu bringen. Dabei war er hier nicht selten erkältet. „Danke, Lyra.“ „Gern geschehen.“ Dieses Mal war ihr Lächeln ehrlich, auch wenn sie noch immer ausgelaugt und erschöpft wirkte. Eigentlich wollte er fragen, wo Gold steckte. Aber er brachte es nicht übers Herz zu fragen. Nicht nur wegen ihrer Reaktion, sondern auch, weil er sich vor der Antwort fürchtete. „Ihr werdet das schaffen“, sagte er nachdem sie fast eine Stunde lang die Stille genossen hatte. Er hatte lange über die Situation nachgedacht; überlegt, ob er nicht eingreifen sollte. Er entschied sich dagegen. Seiner Meinung würden sie es schaffen, daran gab es keinen Zweifel. Er konnte nicht einmal genau sagen wieso – es war nur ein Gefühl. Aber sein Intuition täuschte ihn nie. „Du weißt nicht, was uns diese Worte bedeuten.“ Red nickte simpel und beschloss, dass er für die nächsten Tage, wenn nicht sogar Wochen genug gesagt hatte. Für ihn selbst waren Worte noch immer überflüssig… aber konnte nicht abstreiten, dass Schweigen nicht immer Gold war. Manchmal war es eben doch nur Silber. *~*~*~*~*~*~* Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll. Der Teil ist heute Nacht entstanden, als ich mal wieder nicht schlafen konnte. (Beziehungsweise: mein Hund mich wachgehalten hat.) Ich selbst ziehe das Schweigen ebenso vor wie Red... aber manchmal können die richtigen Worte eben jemanden doch den Tag retten, so wie die falschen einen Tag ruinieren können. Ich weiß nicht einmal, wieso… aber der Teil liegt mir ziemlich am Herzen. Der gestrige Tag war mehr als hart und nachdem ich das geschrieben hatte, ging es mir gleich besser. Zumindest ein wenig. Gewidmet ist das hier meinem wunderbaren großen Bruder. Ich hoffe, dass es euch zumindest ein wenig gefallen hat und ich bitte euch auf Charakter-Bashing zu verzichten. Kommentare sind – wie immer – gern gesehen. Cheerios, Peedi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)