Ashtray heart von NAEONNOIR (Love doesn't need so much of justification) ================================================================================ Kapitel 1: Dice 1.1 ------------------- Siebzehn Jahre…. SIEBZEHN JAHRE!!!? Sanada musste den Verstand verloren haben!!! Was fiel ihm ein, einen Schüler einzustellen. Einfach aufzunehmen, nein! Besser noch! Dieser schlaksige Typ wurde auch gleich zum neuen Anführer der Jugend erklärt! Komiya’s Gedanken überschlugen sich. Das hier war doch kein Sportverein! Seine anfängliche Bewunderung für die kühle Art des Neuen wich schnell einem Gefühl von unbefriedigter Wut. Mit einem etwas tollpatschigem Schritt über die Leiche am Boden bewegte er sich auf die beiden Schwarzhaarigen zu. Schnell noch richtete er sich seinen weißen Nadelstreifenanzug, bevor er es sich wagte gegen seinen neuen Vorgesetzen und seinen Regionalleiter zu sprechen…. Gefährliches Unterfangen, aber Komiya Shinobou war eh wie immer schon voller Macken… „S…Sanada-sama ! Es tut mir Leid, dass ich erneut….wiedersprechen muss, aber….. Dieser junge Bengel hier ist….okay, er hat dieses Drecksschwein von Spion getötet, aber das sagt doch noch gar nichts!!“ Eigentlich war ER , als Vize der Izumo-Jugend als nächster Anführer angedacht gewesen, aber stattdessen schleppte Sanada einen Jungen an, den er wohl gerade beim Spielen in seinem Casino aufgelesen hatte… Der ältere Yakuza aber schenkte dem Blonden nur einen herabwürdigenden Blick,der den jungen Mann zusammen fahren ließ, während Kubota sich kaum bewegte… Es zeigte nur zu gut, WER von den Zweien perfekt für die Yakuza war, und wer eigentlich nur hier war, weil er keine andere Möglichkeit hatte über die Runden zu kommen… „Ich erwarte, dass du ihn gut in den Alltag einarbeitest, Komiya-kun. Zeig ihm das Büro und die Läden. Ich verspreche dir, dass er der perfekte für den Platz ist. Weitere Diskussionen kannst du gerne mit dem Lauf meiner Baretta führen, wenn dir das lieber ist. “ knurrte der Gebietsleiter nur, bevor er aufstand und dann den Raum mitsamt seinem Bodyguard verließ, der die Leiche ebenfalls mitnahm für weitere ‚Recycling‘-Maßnahmen… Im Gegensatz zu Kubota wurde Nobou leicht blass, als er noch einmal auf den Blutfleck starte…im Gegensatz zu dem Verantwortlichen Kubota, der ja eigentlich mehr als unfreiwillig hier war… Noch einmal musterte der Ältere den Neuling, der dennoch mehr als einen Kopf größer war als er selbst; Ein schmales Gesicht, ziemlich wüste ,schwarze Haare, die ihm sogar über die Brille hingen und deutlich mal wieder einen ordentlichen Schnitt vertragen könnten. Seine Haltung war so entspannt, dass es fast so aussah, als würde er bald vorne überfallen. Nicht gerade der Vorzeige-Yakuza. Auf den Schreck zündete sich der dagegen wie ein kleiner Gigolo erscheinende Komiya ersteimal eine Marlboro an. Einen tiefen Zug nehmend fragte er dann mit etwas Abneigung aber auch Witz in der Stimme: „Du bist doch noch Schüler, oder?! Was soll das hier?!“ Als er dann aber das müde Lächeln von dem Hünen sah, musste auch er kurz Schmunzeln. Dieser mysteriöse Typ…hatte etwas Interessantes an sich, das stimmte wohl….ob er der Aufgabe wohl gewachsen war? Der Schwarzhaarige wusste wohl selbst kaum, was hier gerade passiert war und noch weniger wussten wohl beide, was auf sie zukam… Kubota fühlte sich weiterhin ziemlich fehl am Platz. Schon längst hatte er erklärt, dass er weg wolle, weil er noch kein Mittag gehabt hätte, aber irgendwie wurden seine Worte überhört. Er säuberte seine Brille von den Blutspritzern, die sie getroffen hatten, als der Blonde, den dieser Sanada Komiya genannt hatte, das Wort ergriff. Er hatte schon kurz zuvor seine Bedenken hinsichtlich Kubotas rasantem Aufstieg in der Izumo-Nachwuchsorganisation, der sich Kubota auch noch nicht gänzlich erschloss, geäußert. Nun wandte er sich abermals recht vorlaut an seinen Vorgesetzten und kritisierte offensichtlich dessen Entscheidung. Genauso offensichtlich war jedoch, dass sich der ältere Yakuza nicht von einem wie Komiya reinreden ließ. Er verstand es, den Vize-Anführer der Jugend, der Kubota folglich unterstellt war, in seine Schranken zu weisen. Kubota währenddessen beobachtete die beiden stumm und setzte seine Brille wieder auf. Sobald der Regionalleiter gegangen war, schien von dem Blonden eine gewisse Anspannung abzufallen. Gänzlich entspannt wirkte er dennoch nicht. Er fummelte nach einer Zigarettenschachtel und zündete sich sogleich eines der Lungenbrötchen an. Nachdem er ein, zweimal gezogen hatte, wandte er sich Kubota zu. In Komiyas Worten lag einiges an unterdrücktem Vorwurf. Offenbar hatte er zuvor darauf angespielt, der neue Anführer der Jugendorganisation zu werden. Aber Kubota, der Oberstufenschüler, war aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sich seinen Posten weggeschnappt. Natürlich war Komiya über diesen Zustand etwas zerknirscht. Trotzdem versuchte er dabei so lässig wie möglich zu wirken und sich bloß nichts anmerken zu lassen. Dass Kubota ihn dennoch durchschaute, war keinesfalls wunderlich. Aber was hatte er denn schon vor ihm zu befürchten? Er war einfach so in diese ganze Sache reingerutscht. Seine einzige Ambition, der Izumo-Gruppe beizutreten, lag darin, seine ständige Langeweile etwas zu vertreiben. Kubota belächelte die Worte des Älteren, der nicht nur zu ihm aufsehen musste, sondern auch kein Jahr älter wirkte, als er. „Ich glaube altersbedingt passe ich doch dann ganz gut bei euch rein, oder nicht?“, erwiderte er einfach und sah zu ihm. „Na dann, Komiya-san. Du solltest mir doch Büro und Läden zeigen“, erinnerte er ihn zudem gleich an seine ihm zuvor übermittelten Aufgaben. Komiya musste zugeben, dass Rauchen hier wirklich die einzige Droge war, die er konsumierte. Wahrscheinlich war das ein Grund, warum er es geschafft hatte in zwei Jahren Vize zu werden ; Er war der einzige, der nur zwei Lastern der Yakuza zum Opfer gefallen war : Billig geschmuggelte Zigaretten und Frauen. Deswegen wurde er respektiert, denn immerhin konnte man sich bei ihm sicher sein, dass er seine Entscheidungen nicht im Rausch fällte. Er konnte es sich nicht nehmen lassen auf Lunge zu rauchen und das ziemlich viel. Aber sein Gegenüber war wohl nicht besser. Nur, dass er stattdessen Seven Star rauchte, die Komiya zu stark waren... Wenn er darüber nach dachte, wollte er augenblicklich puren Teer rauchen um sein Ansehen vor sich selbst nicht noch mehr durch den Dreck zu ziehen. Glücklicherweise riss Kubota ihn aus den Gedanken, bevor er die nächste Baustelle aufsuchen konnte. „Tzhh…du bist mit Abstand der Jüngste! Du bist ja noch nicht mal volljährig!“ sagte er gerade. Er würde erst in ein paar Monaten 22 werden und damit war auch er gerade ein Jahr überhaupt erlaubt zu trinken, spielen oder noch andere Dinge zu tun…. Apropos andere Dinge. Wenn das hier vorbei war, würde er erst mal eine nageln, bis sie blutete, das schwörte er sich. Das war das einzige, was ihn heute wohl aufheitern würde…. „Hnfh….nicht so förmlich…ich bin jetzt dein Vize. Also reicht Komiya-kun…du….“ sagte der junge Mann mit den blond gefärbten Haaren, steckte die Hände in die Taschen seines geliebten Anzugs und lief vorweg. Er musste sich eingestehen, dass er den Namen des Schülers schon wieder vergessen hatte. „ …..eeeh…..“ Kubotas Blick glitt einmal von unten nach oben, Komiyas ganzen Körper entlang. Er musterte den Blonden und erwiderte dann: „Und du? Darfst du schon allein in der Achterbahn sitzen?“ Sein angedeutetes Grinsen ließ darauf schließen, dass er keine Antwort erwartete. Vielmehr versuchte er Komiyas Witz von vorher aufzugreifen. Im Grunde war im egal, was man von ihm hielt, aber zum Feind machen sollte er sich lieber keinen aus der Izumo. Schon gar nicht jemanden, mit dem er noch eng zusammenarbeiten sollte. Und trotz seiner Größe und der schmächtigen Statur sollte man den Blonden nicht unterschätzen. Die Kratzer und leichten Wunden, die Kubota an den Körperstellen entdecken konnte, die nicht von Komiyas Anzug verdeckt waren, ließen darauf schließen, dass er keinen Kampf scheute und sich durchzusetzen wusste. Außerdem gaben diese kleinen Blessuren ihm einen kantigen Charakter. Der Anflug einer Ahnung kam in Kubota auf, dass es nicht langweilig werden würde, solange er mit Komiya-san zu tun hatte. Oder besser Komiya-kun, wie er ihn verbessert hatte. Kubota steckte eine Hand in seine Hosentasche und folgte Komiya, der ganz offensichtlich seinen Namen vergessen hatte „Kubota. Makoto Kubota.“, half er ihm schnell und kratzte sich dabei desinteressiert an der Ohrmuschel, wie man es schon mal bei ihm beobachten durfte, kurz nachdem er das 'Drecksschwein von Spion', wie Komiya es formulierte, umgebracht hatte. Kurz blieb Komiya stehen. „Mir GEHÖRT die Achterbahn, Kubota-san.“ sagte er, den Rücken Kubota zugewandt und wippte kurz mit der Zigarette auf und ab, achtete peinlichst genau darauf, das nichts von der heißen Asche auf seinen Anzug kam und drehte sich dann wieder um. Sein Lächeln war wie ein zweischneidiges Schwert; Süß und bitter zugleich. „Du hingegen solltest deiner Mutti Bescheid sagen, dass du jetzt mit den großen Kindern spielen gehst!“ …und mit diesen Worten ging er los… Bald schon gelangten sie zu einem gläsernen Bürogebäude. An der Rezeption wurde er freundlich mit einem ‚Komiya-sama‘ begrüßt und als er dem süßen Mädel zuzwinkerte, wurde sie auch ziemlich rot; ein kleiner Schub für sein lediertes Selbstbewusstsein. immerhin die Frauen fanden den kleinen, aber hübschen Mann anscheinend besser, als die komisch Gestalt, die hinter ihm herschlurfte… Das Gebäude war zwar nicht riesig, aber durchaus beachtlich modern und gut ausgestattet. In dem kleinen Fahrstuhl fuhren sie in die vorletzte Etage und von da aus in eins der Büros… „Hey ihr Pappnasen!“ mit einer ungewohnt rauen Art öffnete Komiya Nobou den Raum und ein halbes Dutzend junger Männer starrte sie an… „RYUJI, RYUUNOSUKE, OSAMU, Klappe halten!!“ Die drei Jüngsten sahen ihn verwirrt an und lachten. „Ey, Nobou-chan, warum so schle-„ „ICH rate dir BESSER deinen Mund zu halten!“ Da hatte sich wohl jemand verraten, denn normalerweise war Nobou nicht nur wegen seiner ruhigen art beliebt, sondern auch, weil er Sanada’s strenge Art mit Verständniss und Mitleid kompensierte…heute wohl nicht. Nicht vor dem Neuen. Aber das dieser es sich eh schon dachte, war offensichtlich…. „Also….Das ist Makoto Kubota. Unser neuer Anführer. Fragt mich nicht warum, es ist Sanada’s Entscheidung. Seit freundlich zu ihm, er hat dieses Drecksschwein von Verräter ohne zu zucken abgeknallt.“ sagte er trocken, während er sich möglichst desinteressiert eine Dose Cola aus dem kleinen Kühlschrank angelte… Er hoffte, dass die 6 jungen Männer ihren neuen Chef schnell akzeptierten, er wusste aus Erfahrung, dass sie ein ganz schön gemeiner Haufen sein konnten…und irgendwie sah Kubota nicht sehr selbstsicher aus, als könnte er sich durchsetzen… Kubota hielt mit seiner Hand in der Bewegung inne und schien fast, als hielte er den Atem an. Dann stahl sich ein breiteres Lächeln auf sein Gesicht. Nein, mit diesem Komiya würde es garantiert nicht langweilig werden. Wie erfreulich diese Nachricht doch für ihn war. Auch der nachfolgende Satz entlockte Kubota keiner weitere Erwiederung. Nicht etwa weil er eingeschüchtert war. Nein, aber er wollte nicht alles Pulver sofort verschießen. Er würde sich zuvor die Zeit nehmen Komiya näher kennen und besser verstehen zu lernen. Auch wenn er schon jetzt wie ein offenes Buch für ihn durch die Gegend lief. Kubotas Scharfsinnigkeit entging nun einmal nichts. Wortlos folgte er Komiya und sah sich kein einziges Mal dabei um. Nichts erweckte sein Interesse. Erst als sie in dem Gebäude angekommen waren, wo Komiya einen eindeutigen Blick- und Wortwechsel mit der Rezeptionistin austauschte, wurde er aufgeweckter. Dies war dann wohl so etwas wie die Schalterzentrale der Organisation. Der Treffpunkt der Yakuza. Der Ort, wo sie Routen, Pläne, Aufträge besprachen. Alles in allem also der Ort, an dem Kubotas Anwesenheit die nächste Zeit seines Lebens oft erwünscht sein würde. Solange es ihn lange genug in seiner Stellung halten würde. Aber darüber machte er sich kaum Sorgen. Als sie den Raum betraten, in dem einige junge Männer saßen und redeten und rauchten, erweckte dagegen Komiya einen ganz anderen Eindruck. Und das in zweierlei Bedeutung. Zum ersten führte er sich gänzlich anders aus, als Kubota ihn 'kennen gelernt' hatte. Hier war er kein kleiner Wurm, der vor seinem Vorgesetzten kriechen musste. Hier konnte er selbst den Chef raushängen lassen. Und das verstand er nur zu gut. Zumindest sparte er nicht an seinem lauten und herrischen Ton. Zum anderen war es das, w a s er sagte, das Kubota neugierig machte. Denn ganz offensichtlich war er sehr darauf aus, dass die Gruppe Kubota akzeptierte als neuen Anführer. Natürlich war es schwer, sich als neue Führungsperson in einer Horde Menschen, die man zum ersten Mal sah, durchzusetzen. Aber dennoch war Komiyas Zweifel unbegründet. Zumindest empfand dies Kubota so. Er ging einige Schritte vor in den Raum und sah in den Raum, ohne etwas oder jemanden bestimmtes zu fokussieren. Sein langsam bekannter werdendes müdes Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab. „Hi“, sagte er. Weiter nichts. So stand er da, mit den Händen locker in den Hosentaschen versunken und stellte sich der Gruppe vor, die er zu führen hatte. Seine Augen, verdeckt von dem langem schwarzen Pony, waren dabei kaum zu erkennen. Nur einmal kurz blitzte sein Blick durch. Und der war alles andere als unselbstsicher. Wie Kubota es sich schon gedacht hatte, waren Komiyas Zweifel völlig unbegründet. Komiya beobachtete die Situation genau. Während er ruhig in der Ecke des Raumes stand und an seiner Cola nippte, stellte sich Kubota Makoto ruhig vor. Dabei benutzte er weniger Worte, als Komiya gerade, als er die wuselige Truppe Jugendliche zusammen gepfiffen hatte. Es war wohl…die Aura, die Kubota umgab. Ruhig, berechnend und kalt. Die 6 anwesenden und vor allem Komiya merkte, dass die Faszination ihn ebenso packte, wie die etwas dümmlicheren Yakuza-Neuzugänge. Was war das ? Wie konnte dieser Typ so unwahrscheinlich gelassen bleiben bei einem Anblick von einem Haufen wilder Jagdhunde, wie Sanada sie oftmals nannte, wenn sie wieder einmal Mist gebaut hatten…. Sie waren gefährlich. Manipuliert. Aber Kubota hatte keine Angst, obwohl das Alles hier eindeutig fremd für ihn war. Als er merkte, dass eine gewisse Stille eintrat, weil der neue Anführer keine Fragen hatte, aber auch keine bekam oder beantworten konnte, trat der Blondshopf wieder vor die 6 jungen Männer und den Schüler. „Okay, Kinderstube ist vorbei, wir haben noch Dinge zu erledigen. Osamu, du gehst zu Sanada und bringst ihm die Monatsabrechnung. Tatchan,Ryuji; Ihr nehmt den Westblock,der Rest nimmt die östliche Seiten…. Kubota-san und ich sehen uns die Läden auf der Hauptstraße an. Danach gebt ihr das Geld an der Rezeption ab und habt frei. Wo ist der Schlüssel ?“ Ihm wurde schon im selben Moment der Schlüssel für das Büro zugeworfen, den er mit Leichtigkeit fing. Und keine Viertelstunde später waren sie wieder draußen. Unter dem Namen ‚Hauptstraße‘ verbarg sich nichts weiter als die größte Straße im Rotlicht-Viertel. Nachdem Komiya ihn ein bisschen herum geführt hatte und relativ trocken erklärt hatte, welche Love-Hotels der Izumo-Kai gehörten ging es geradewegs zum ‚Hotel A girl‘. Es war ein großes Gebäude mit vielen Zimmern. Und schon am Eingang konnte Komiya keine 2 Meter weit gehen, ohne dass man ihn festhielt, umwarb und versuchte zu einer Nacht zu überreden, aber ziemlich forsch schubste Komiya sie alle aus dem Weg. Frauen waren für den Blondschopf in den letzten Jahren ehr zu einem Mittel zum Zweck geworden. Er musste sich wohl eingestehen, dass der ständige Umgang mit Prostituierten ihn für eine Beziehung unbrauchbar gemacht hatte. Alles was man hier lernte war, dass man Liebe für Geld bekam. Besser und schneller, als für alles Andere. Er projezierte diese Bild auf Alle Frauen. Auch auf seine Mutter, der er auf seinen Streifzügen prinzipiell aus dem Weg ging. Für die richtige Summe Geld oder Anzahl an Drogen hätte sie bestimmt sogar mit ihrem eigenen Sohn einen Quicky rausspringen lassen… Schnellen Schrittes zog er Kubota hinter sich her, weg von denen , zu dem kleinen Zimmer, in dem er den Regionalleiter erwartete. Nach zweimaligem Klopfen wurde ihm auch von einer nackten, blonden Schönheit geöffnet, eine weitere saß schon auf dem Schoß des Yakuzas. „Bin fertig mit Rumführen und vorstellen. Darf ich mich jetzt selbst etwas ‚bespaßen‘, Sanada-san?!“ Dieser wilde Haufen, der ihn anstarrte, als sei er das neue exotische Tier in diesem Yakuza-Zoo, würde auf andere Menschen sicherlich bedrohlich wirken. Auf normale Menschen, solche mit ihren ewig langweiligen Bürojobs und den ewig gelangweilten Visagen. Aber Kubota war alles andere als ein 'normaler Mensch'... Obwohl die Atmosphäre ein wenig angespannt war, kümmerte er sich kein bisschen darum. Diese Jungs waren vielleicht älter als er, wirkten aber, ähnlich wie er es schon bei Komiya hatte beobchten können, nicht sonderlich viel reifer. Kubota war es zumindest, der diese kühle Ruhe verströmte, welche sich kaum zwei Minuten nach seinem Erscheinen in dem Raum auszubreiten begann.Er selbst tat diese sonderbare Situation lediglich mit einem Schulterzucken ab. Kubota war ganz froh darüber, dass Komiya erneut das Wort ergriff. Immerhin eins stimmte: das alles war neu für ihn und solange er sich in diesem Terrain noch nicht so gut auskannte, würde er gerne Komiyas... nun ja, einigermaßen begrenzte Führungsqualitäten ausnutzen, bevor er selbst die meisten Aufgaben übernahm. Er prägte sich Komiyas Worte und deren Bedeutungen gut ein, würde er doch schließlich später darauf zurückgreifen können. Wahrscheinlich... wenn er diese neue Arbeit ernst genug nehmen würde. Aber wieso dem Ganzen nicht eine Chance geben...? Wenige Zeit später waren sie auch schon unterwegs zur 'Hauptstraße'. Kubota brauchte nicht lange zu gucken, um sich zusammenzureimen, wo sie genau waren. Grelle Lichter, blinkende Wegweiser, leuchtende Tafeln mit unkonventionellen Namen für recht eindeutige Etablissements... Also wunderte es den stillen Schwarzhaarigen auch nicht, als sie beide sich einem dieser herrlich bunt ausgeleuchteten 'Läden' näherten und es schließlich auch betraten. Kubota machte kaum eine Regung, als Komiya von all diesen verschiedenen, leicht bekleideten Mädchen angeschmachtet und angeflirtet wurde. Er selbst nur wahrte eine diskrete Distanz zu den fast nackend herumspazierenden Frauen und folgte Komiya, bis dieser sie beide in einen Raum führte, in dem eine ihm bekannte Person (und zwei eher weniger bekannte, dürre Gerippe) bereits auf sie zu warten schien. Als Komiya den Mund aufmachte, um sich anscheinend 'abzumelden', blickte Kubota halb interessiert zu ihm herüber. Welche 'Bespaßung' er sich wohl für sich erdachte, war angesichts ihrer näheren Umgebung nicht schwer auszumachen. Und unwillkürlich fragte sich Kubota wie viele Komplexe und Abgründe den Blonden wohl dazu führten, sich dem Ganzen so dermaßen hinzugeben... Komiya erntete vorerst nur einen missbilligenden Blick. „Jaja, geh mir schon aus den Augen. Du bist wirklich schlimm....kch...Taugenichts." murrte er vor sich her und drückte das Mädchen von seinem Schoß herunter, die nicht viel älter zu sein schien, als Kubota selbst, ging dann geschmeidig wie der glitschige Aal, der er nunmal war, zu den Neuling herüber. Und während Komiya den Raum mit einer hochgezogenen Augenbraue verließ, legte Sanada seinen Arm ‚freundschaftlich' um die Schultern des neuen Nachwuchs-Yakuza. Die feinen Lippen umspielte ein Lächeln, dass so viel hätte bedeuten können... „...ICH kümmer mich jetzt um dich, mein Kleiner..." Kapitel 2: Dice 1.2 ------------------- Sanada behielt seinen Arm um Kubota’s Schultern, strich dezent über den Stoff seiner Jacke, auch wenn er wusste, dass Kubota diese Art kaum ansprechen würde. „Hätte ich vorher gewusst, dass du heute Abend noch hier her kommst, hätte ich meine beiden Mädchen nicht hier her bestellt….aber wir finden schon jemand Anderen, der sich um dich kümmert…..Wir wollen das es dir hier gut geht und für dein leibliches Wohl soll immer gesorgt sein, Makoto…“ murrmelte er leise in das Ohr des Neuzugangs. Eine Einladung. Auf jeden Fall. Aber kaum war diese ausgesprochen, ließ Sanada den Jungen los und schob ihn in ein kleines Hotelzimmer, Nummer 303. Und keine 5 Minuten später, betrat noch jemand das Zimmer. Eine halbnackte, junge Frau mit kurzen, blonden Haaren und süßem, kleinen Busen, die sich quasie sofort auf Kubota stürzte… „Hey….ich habe gehört, du bist der neue Anführer der Jugend…Ein ganz neues Gesicht… Mein Name ist Miko…Hihi…und deiner ?“ Noch bevor der Schwarzhaarige jedoch antworten konnte, machte sie sich daran, das Hemd des Jugendlichen zu öffnen. Keine 10 Minuten später, stapfte sie zurück auf den Gang und eilte zu dem Bezirksleiter. „Sanada-san?! Was ist das für ein Kerl?“ Sie zog am edlen Anzug des Yakuza, der nur abfällig grummelte. „Ich will mich um ihn kümmern, aberer zeigt null Intresse…“ „Vielleicht ist er schwul.“ antwortete der Mann aber nur trocken. Als Komiya von dem Regionsleiter weggeschickt wurde, schaute er dem Blonden nur kurz nach, wandte sich aber, sobald er von ihm angesprochen wurde, wieder Sanada-san zu. Dieser warf ihm seinen Arm um die Schulter und sah ihn äußerst eindringlich an. Kubotas Blick, mit dem er Sanadas erwiderte, ließ nicht eindeutig durchschauen, ob er mehr verwirrt, skeptisch oder wie stets einfach nur recht unbeeindruckt war. Schweigend hörte er sich die Worte des Yakuzas an und ließ durch keine Regung verraten, was er von diesen einladenden Worten hielt. Er fragte sich nur, ob das vielleicht eine allgemeine Yakuza-Krankheit war. Oder ob sie sich nur auf die Izumo konzentrierte. Aber bisher schien es ihm, als würden die Angehörigen dieser Gruppe n u r an Sex denken. Der restliche 'Yakuza-Kram' stand wohl eher hinten an. Hoffentlich würde Kubota sich nicht zu sehr anstecken... Als er von Sanada in das Hotelzimmer geschoben wurde, dauerte es nicht lange, bis sich eine weitere 'Angestellte' des Etablissements in den schummrigen Raum schob. Kubota seufzte und ließ etwa ein Viertel der einstudierten Prozedur über sich ergehen und dann die Frau verzweifeln. Sofort lief die kleine nackte Frau los und beschwerte sich rigoros bei Sanada-san, der ihre Frage, was denn nur mit Kubota nicht stimmte, lediglich mit einem relativ gelangweilten „Vielleicht ist er schwul?!“, erwiderte. An der Stelle wurde es Kubota ein bisschen zu bunt. Immerhin hatte er seine Gründe, die nicht ganz unüberlegt waren. Lässig saß er mit nackten Oberkörper auf dem Bett, auf welches die Prostituierte ihn zuvor gedrängt hatte, und hielt eine gerade angezündete Zigarette in der Hand. „Wie redet ihr denn über mich?“, warf er ein. „Einem Bekannten hat mal eine Frau aus Rache etwas abgebissen“, erklärte er sich mit einem charismatischem Grinsen. „So was nennt man heimtückisch. Gruselig, nicht? Keine Sorge, ich bin weder impotent noch schwul. ♥“ Sanadas wissendes Grinsen unterstützte seine Worte. „Du vertraust wohl niemandem?“, fragte er ihn verstehend. „So eine Bewirtung ist mir nicht ganz geheuer“, entgegnete Kubota nur. „Meinen Sie, dass ich den falschen Job gewählt habe?“ Haha! Gewählt... was für eine Umschreibung für sein ihm teils aufgezwungenes 'Glück'... Sanadas Lächeln wurde milder. Seine Stimme entschlossener. „Nein... Es ist deine Berufung.“, erklärte er fast feierlich. Dann griff er in die Innenseite seines Jacketts und zog drei kleine Tüten heraus, die er mit einer geschmeidigen Bewegung neben Kubota aufs Bett warf. „Ich habe eine Aufgabe für dich.“, merkte er an. Kubota hob eines der Tüten hoch vor seine Augen. Womit sie gefüllt waren, war klar. Yakuza-Kram halt. „Das ist die Droge, die unser Clan vertreibt“, erzählte Sanada wie im Plauderton. „Du hast vielleicht kein Interesse an solchen Dingen... aber du musst trotzdem in der Lage sein, sie am Geschmack zu erkennen. Dann kannst du mich auch mal bei einem großen Deal vertreten.“ Mit diesen verheißungsvollen Worten verließ Sanada das Zimmer und ließ Kubota allein zurück. Dieser hielt die Tüte in seiner Hand gegen das Licht der flackernden Lampe, die im Zimmer hing und seufzte. „Oje... sieht nicht sehr bekömmlich aus...“, murmelte er nur. Aber das gehörte halt dazu... zu diesem typischen Yakuza-Kram. Hoffentlich würde noch spannenderes auf ihn zukommen... „Du wirst’s schon überleben.“ murmelte Sanada noch, bevor er den Raum wieder verließ. Ihn interessierte Kubota’s Meinung erst mal herzlich wenig. Zuerst hatte er sich in das System einzufügen, auch wenn er ahnte, dass es nicht einfach werden würde. Aber mit etwas quetschen und Abschneiden passte auch ein Wal in die Thunfischdose… Eine Weile später kam ein etwas zerknautschter Komiya an dem Zimmer vorbei, in dem Kubota saß. Die blonden Haare an seiner Stirn hatten ihren Schwung nach oben verloren, sein Hemd war weit offen und irgendwie wirkte er auch sonst nicht so….beisammen. Er selbst merkte aber auch, dass Kubota noch ein bisschen stiller war, als sonst…. ...wobei, eigentlich war es eher die offene, kleine Tüte neben dem neuen Yakuza wider Willen, was Komiya stutzig machte. „Hey…..? Bist du okay, Boss ?“ Ein kleines Lächeln zauberte sich auf seine leicht geröteten Lippen… „Das erste Mal dieses Zeug genommen?!“ lachte er und betrat das Zimmer und hielt Kubota eine Hand hin, um ihm auf zu helfen. „Komm. Für heute darfst du nach Hause…“ Das war wohl auch besser so für alle Beteiligten. Was nicht hieß, dass Kubota den nächsten Tag ‚frei‘ hatte. Komiya hatte dem jungen Mann seine Handynummer aufgeschrieben und eine Notiz zugesteckt, dass er morgen gegen 11 Uhr wieder am Büro sein sollte. Es gab noch viel zu lernen. Außerdem stand ein großer Handel bevor, der gut zu laufen hatte… Schulterzuckend betrachtete Kubota stumm die Tüte, die eindeutig etwas an ihrer Füllung verloren hatte. Sie schien ihm genauso dürr und krank, wie die meisten Frauen, die hier arbeiteten. Und ihm selbst hätte es auch besser gehen können... Seine erste Einschätzung war also gar nicht so falsch gewesen. Immerhin konnte er Sanada beruhigen, was es anbelangte, dass er den Stoff wiedererkennen könnte... Komiyas Auftachen registrierte Kubota erst dann, als er bereits sein Zimmer betreten hatte. Man sah ihm deutlich an, was er zuvor getan hatte. Oder was mit ihm getan worden war. So ganz sicher war sich Kubota da nicht mehr so ganz... Als er zu ihm aufblickte, konnte er sehen, dass selbst in seinem Gesicht deutliche Spuren zu erkennen waren. Und er dachte jetzt noch nicht einmal an die Kratzer, die auch von irgendeinem der Mädchen mit besonders langen Fingernägeln hätte kommen können. Ob Komiya wohl so ein Typ war, der auf so etwas stand...? Wieso interessierte Kubota das überhaupt? Müde erwiderte er das Lächeln, das weitaus freundlicher wirkte, als die vorigen Male. Er sah die Hand, die ihm dargeboten wurde eine ganze Weile an, die ihm vermutlich länger vorkam als sie in Wirklichkeit war, und ergriff sie schließlich dankbar. ...Wer so einen Scheiß kaufte, der hatte entweder keinen Geschmack oder nicht das nötige Geld für die vernünftigen Sachen. Dem kleinen Blondschopf...gefiel Kubota so ruhig. Sein Lächeln war....süß. Also...nein, natürlich nicht…süß??! Aber irgendwie konnte man ihn so gut ertragen. Wenn er nicht so langsam von ‚kapische‘ gewesen wäre und sich nicht wie ein nasser Sack ziehen lassen hätte. Dennoch bescherte es Komiya auch eine unangenehme Gänsehaut und ein flaues Gefühl im Magen, weil es in dem Gesicht des Anderen so…unwirklich aussah. Also lieber doch keine Drogen für den Neuen. Lässig strich Komiya sich durch die eh schon verwüsteten Haare und stützte Kubota ein wenig. Er brachte ihn noch zur Bahnstation. Von daraus schaffte er es auch gut nach Hause. „Sei morgen früh wieder da. OKAY?!“ Lieber sagte er es mehrmals, man wusste bei Menschen im Rausch nie, was sie mitbekamen, oder nicht. „Wo bleibt er nur?!“ Komiya lief im Büro auf und ab. Nervös. Wo war dieser Idiot? Er ging nicht an sein Mobiltelefon und ließ auch sonst nicht von sich hören… Was, wenn man ihn als neuen Anführer erkannt hatte? Was, wenn der Tojo-Clan ihn geschnappt hatte?! Im Grunde genommen konnte man diesen Pimpf nicht alleine lassen! Und wessen Schuld würde es sein? Natürlich Komiyas. „Vielleicht hat er den Stoff nicht vertragen und ist an seiner Kotze erstickt.“ sagte einer der Neulinge kalt, während er sich ein paar Chips in den Mund stopfte. Daraufhin kassierte er von Komiya einen deftigen Tritt. „HALT DIE KLAPPE ! WEIßT DU, WER DEN ÄRGER KASSIERT?!“ brüllte er den Jungen an, bevor er sich eine Zigarette anzündete. Er wusste nicht, ob Kubota den Mumm hatte. Er wusste nicht, ob Kubota sich verteidigen konnte. Er wusste nichts. Wie sollte er…wie sollte irgendwer diesem Jungen Vertrauen zeigen!? Das musste sich ändern. Schnell. Mit seiner ihm eigenen Gemütlichkeit, die ihn oftmals dazu verleitete, zu verabredeten Zeitpunkten zu spät zu kommen, verspätete sich Kubota auch in diesem außergewöhnlich ernsten Fall. Natürlich hatte er Komiyas Worte mitbekommen, er solle auf keinen Fall zu spät kommen. Und natürlich hatten seine Worte, die er nur zu oft wiederholt hatte, wirklich wichtig geklungen. Aber immerhin hatte er sich erst von der Einnahme dieser mehr als unbekömmlichen Clan-Droge auskurieren müssen... und zudem... wo bliebe denn die Gemütlichkeit, wenn er sich zu einem Treffen hetzen musste, dessen Hergang ihm immer noch recht schleierhaft war. Mit seinem lässigen Gang und den Händen tief in den Hosentaschen versunken, kam er schließlich bei einer Truppe ausgehungert wirkender Löwen an. Allen voran Komiya wirkte, als würde er sich bald vor Aufgekratztheit die Finger abnagen. „Morgen“, warf Kubota halb gähnend in die Runde. Im Mundwinkel wippte eine eben angesteckte Zigarette mit und seine Haare fielen ihm fast noch zerzauster ins Gesicht, als am Vortag. Kubota war vielleicht ein Langschläfer, aber dass Komiya und die anderen nicht gut darauf zu sprechen waren, weil er zu spät angekommen war, konnte er sich allerdings noch zurecht reimen. Sehr hilfreich dabei waren vor allem die düsteren und bedrohlichen Grimassen, die viele von den Anwesenden zogen. Ganz zu schweigen davon, dass Kubota schon aus dem Flur heraus Komiyas Stimme hatte vernehmen können, die weder leise noch zimperlich geklungen hatte. Ob Kubota so aussah, als würde ihn all diese bösen Vorahnungen auf irgendeine Weise beeinflussen? Wohl kaum... Komiya wirbelte nur herum, als er die Stimme des Neulings hörte und…. er spürte eine schwere Erleichterung, aber auch eine Menge Wut… Seine Nackenhaare stellten sich auf und er ging ein paar Schritte auf Kubota zu. Ein leises Zischen war von ihm zu vernehmen und die Anderen entfernten sich schnell von dem Blondschopf, immerhin kannten sie seine seltenen, aber heftigen Wutausbrüche. Dabei gingen oftmals wirklich Dinge zu Bruch. Auch mal Arme oder Rippen ,wenn man nicht aufpasste. Aber dann…sah er in das Gesicht dieses aberwitzigen Jungens…und alle seine Worte blieben ihm im Halse stecken. Es interessierte Kubota wahrscheinlich eh nicht, selbst wenn er hier eine Moralpredigt vom Stapel lassen würde. Aber er konnte Makoto auch schlecht hier vor Allen so davon kommen lassen. „Ins Büro. JETZT.“ schnaufte er und nickte mit dem Kopf zu dem angrenzenden Raum, den er Kubota noch nicht gezeigt hatte. „IHR geht Sanada-san Bescheid sagen, dass wir gleich nach kommen…..NA LOS !“ Ängstlich verpissten sich die 6 Anderen dann auch wirklich ziemlich schnell, während er selbst mit dem hünenhaften Kubota in das Büro ging; Auf dem Schreibtisch aus Mahagoni stand tatsächlich mittlerweile auch ein Namensschild mit der Aufschrift ‚Kubota Makoto, Vorsitzender Jugend‘ An den Wänden hingen Bilder von ‚Geschäftspartnern‘, Ehemaligen Anführern und Vizen. Auch von Komiya hing dort ein Bild, er war aber noch deutlich jünger, das blond gefärbte Haar wüster. Auffällig war auch, dass viele der Bilder mit einem kleinen Symbol gekennzeichnet waren. Kaum einer der Ehemaligen lebte noch. Viel Zeit sich umzusehen ließ Komiya dem Anderen aber nicht. „Was fällt dir ein ?! Das …das hier ist keine Freizeit-Beschäftigung, Kubota-san!!“ Vorwurfsvoll sah er den Anderen an und strich sich einmal über das vermackte Gesicht.. „Ich …ehm….also wir haben uns Sorgen gemacht! Du musst ein bisschen besser auf dich aufpassen! Du hast jetzt Feinde! Außerdem haben wir heute ein wichtiges Meeting! Du kannst nicht einfach so spät hier erscheinen, wenn keiner weiß, wo du bist!!?“ Kubotas Ausdruck veränderte sich nicht die Spur, als Komiya ihn anfuhr. Vielleicht hätte er vor den anderen noch so tun sollen, als würde bei ihm eine Wimper zucken. Aber er unterließ es dann doch. Er war der Anführer... zumindest rein theoretisch. Es würde vor den übrigen der Izumo-Jugend nicht gut aussehen, wenn er sich klein machen ließe von einem wild herumschreienden Blondkopf. Unveränderten Gesichtsausdrucks folgte er also Komiya in den kleinen Raum. Komiya gab ihm die Zeit vielleicht nicht, sich genauer umzusehen. Aber das hinderte Kubota nicht daran, sich die Zeit zu n e h m e n, um den Raum genauer zu sondieren. Immerhin war dies sein persönliches Büro, wie ihm das Namensschild auf dem Tisch zeigte. Und mit viel Glück würden unter seinem Bild nicht eines Tages die drei Buchtaben stehen... „Warum hast du mir den Raum nicht eher gezeigt? Hätte ich das früher gewusst, wär ich sicher auch pünktlicher gekommen. Immerhin muss ich hier doch noch umräumen...“, merkte er gelassen an und wandte seinen Kopf dabei wieder Komiya zu. Als er dessen von Sorgen- und Ärgernisfalten durchzogenes Gesicht sah, rührte sich etwas in ihm... Kubota setzte ein eigenartig beruhigendes Lächeln auf. „Mir geht es gut, also..." Er sprach den Satz nicht zu ende, zuckte nur leicht mit den Schultern. „Du brauchst dir keine Sorgen machen.“ Er sagte 'Du', nicht 'Ihr'. Denn wenn ihm eins klar war, dann dass die anderen ihn vermutlich weder schon als ihren Anführer akzeptiert hatten, noch, dass sie ihn überhaupt schon als Mitglied anerkannten. Immerhin war er erst seit einem Tag dabei. Noch dazu in einer ebenso begehrenswerten wie gefährlichen Position. Kubota wandte sich schon wieder in Richtung der Tür, als er noch einmal über die Schulter zu Komiya blickte. „Also, du hast ein wichtiges Meeting erwähnt? Dann sollten wir die Leute nicht noch länger warten lassen.“ Das war doch wohl die Höhe?! Wie konnte es dieser Idiot einfach wagen hier herein zu platzen, so zu tun, als wär nichts gewesen, obwohl damals bei ihrem alten Boss schon Holland, oder eher Yokohama in Not gewesen wäre und dann auch noch Ansprüche zu stellen!? „An der Tür STEHT ‚Vorsitzender‘!!? Ich dachte das wäre kl-“ Und auf einmal stockte Komiya. D…dieses Lächeln. Schon wieder dieses Lächeln! Es ließ sein Blut in den Adern gefrieren und löste in dem ganzen Körper des Kleineren wie einen Schockzustand aus. Er bekam richtig Angst davor und musste sich wegdrehen. Er konnte sich nichtmal entscheiden, ob das ein schönes, oder panisches Gefühl war, was ihm überkam. Er fasste sich zum Glück schnell und blickte wenigstens wieder schnell zu dem Anderen. „ ….d….das geht einfach nicht, hörst du?!“ Dann schüttelte er nochmal den Kopf und steckte sich nebenbei eine neue Zigarette an…. Der Andere hatte ihn durchschaut. Und vor allem hatte Komiya Angst, dass sein Vorgesetzter, der ihn mit so analytischer Genauigkeit zu erkennen schien, bald einen Lageplan für seinen Charakter hatte. Jetzt schon spurte Komiya wie ein gezähmter, ehemalig wilder Hengst... Das er nun auch schon raus hatte, dass Komiya sich Sorgen machte, war gruselig, auch wenn es einfach heraus zu finden war. „Jaja, ich komme…..aber…“ Bevor Kubota das Zimmer verlassen konnte, packte er den Anderen nochmal am Hemd und hielt ihn fest… „Hör mal….das hier ist kein Kindergarten. Es geht hier um ernste Dinge. Auch wenn das für dich nicht der Fall ist, für mich und die Anderen geht es hier teilweise um Leben und tot. Es ist normal, dass ich mir Sorgen mache, wenn dir was passiert, bin erstens ICH Schuld und außerdem……würde ich das nicht wollen. Du passt vielleicht ganz gut hier rein, bringst eventuell endlich Ruhe in diesen Haufen Kindsköpfe... Also gib dir etwas mehr Mühe, okay, Kubota-san?!“ Jetzt konnte das Blondienchen etwas beruhigter sein. Auch wenn er von Kubota keine zufriedenstellende Antwort oder Reaktion erwartete, so konnte er nun wenigstens mit gutem Gewissen behaupten es versucht zu haben… Natürlich fiel Kubota auf, welche Wirkung sein Lächeln auf den Blonden Vize-Vorsitzenden hatte. Und es wäre wohl gelogen, wenn er gesagt hätte, dass er es nicht auszunutzen gesucht hatte. Zufrieden mit dem, was er erreicht hatte, wollte er schon losgehen, als Komiya seinen Arm ergriff. Kubota schreckte nicht zurück, erstarrte jedoch in seiner Bewegung und sein Blick glitt fast zeitgleich zu der Stelle, an der er berührt wurde. Schweigend hörte er zu, was der kleinere ihm zu sagen hatte. Dann entzog er ihm seinen Arm durch eine leichte Bewegung und sah ihm wieder direkt in die Augen. „...“ Er sagte nichts, ließ allein seinen Blick sprechen. 'Keine Angst.' 'Verstanden.' 'Das wird schon alles, Komiya-kun...' Er hob den Arm, als wolle er Komiya über die Haare streichen, widerstand jedoch dem Drang, der sich so plötzlich in ihm aufgebaut hatte und führte seine Hand stattdessen an seine eigene Zigarette. Er machte die zwei Schritte raus aus dem separierten Raum zu einem Tisch, auf den ein Aschenbecher stand und schnippte die abgebrannte Fluppe hinein. Diesmal drehte er den Kopf nicht mehr zurück. Er verließ den Raum mit der festen Überzeugung, dass Komiya ihm folgen und zu dem besagten Meeting führen würde. Da konnte Kubota ihm dann zeigen, dass er ihn nicht enttäuschen würde... ----- Autoren-Kommentar: Hallo Leute ! Hier , stellvertretend für Danke schonmal an alle, die sich das hier auch 'schwarz' durchlesen, aber man kann halt nur Kommentare schreiben, wenn man auf Animexx angemeldet ist ! Wenn jemand ne bessere Idee hat, wo wir's veröffentlichen können, bitte Vorschläge per Twitter an mich (@reddobastard) oder die liebe (@momachita), die mindestens genauso hart an dieser FF arbeitet, wie ich Bis zum nächsten Mal in Dice 1.3 Kapitel 3: Dice 1.3 ------------------- Komiya konnte es sich nicht verkneifen, dass er schon wieder wie angewurzelt stehen blieb und mit seinen hellbraunen Augen in die unergründlichen,fast schwarzen seines Gegenüber starrte. Aber er verstand die Gesten…und nickte nur kurz. Als Kubota ihm dann stillschweigend sogar noch ein bisschen näher kam und sich eine Zigarette griff….nur um dann weiter zu gehen, als wäre nichts passiert, wurde Komiya rot… Und er wusste nicht mal warum. Naja, eigentlich schon… Er schob es auf seine innere Unsicherheit gegenüber diesem komischen Kerl. Außerdem kam er sich so dumm vor, weil er eine Moralpredigt für jemanden gehalten hatte, der ihm nun quasie ohne Worte vermittelt hatte, dass er sich umsonst so einen Kopf machte… Dann riss er sich aber endlich zusammen und ging vor raus, brachte Kubota in den Versammlungsort, wo schon alle warteten. Zwei Andere Regionalleiter und deren Vertreter waren auch schon da und man wartete nur noch darauf ,dass Kubota sich setzte, während Komiya stehen sollte. Eigentlich war noch ein Platz frei, aber über die Verspätung erbost, malträtierte Sanada den Vize der Jugend so lange, dass dieser fast schon demütig wie ein junger Hundewelpe an der Tür stehen blieb. Er war es schon gewohnt, dass Schuld und Missgunst grundsätzlich immer bei ihm abgeladen wurde. „Meine Herren. Wir stehen kurz vor einem großen ‚Projekt‘, wie sie wissen. Eine Übergabe von einigen ‚Wertgegenständen‘ ( im Volksmund auch illegaler Waffenschmuggel genannt ) der chinesischen Mafia. Die Beziehungen sind noch sehr brüchig, weswegen ich ein hohes Sicherheits-Niveau haben möchte. Ich hoffe ich habe die Unterstützung von meiner Jugend und der Abteilung aus Kyoto !?“ fragte Sanada, während der angenehme, aber auch beißende Geruch seiner ‚Ark Royal Vanille‘ Zigaretten sich über dem Tisch ausbreitete… Einheitliches Nicken. Dann wandte er den Blick zu Kubota. „Kann ich auch auf dich zählen ?!“ Wie zuvor den kleinen Raum, der sich als sein eigenes winziges Domizil herausgestellt hatte, ließ Kubota auch hier seinen Blick unbemerkt durch den Raum schweifen. Er sah die Gesichter, die mitunter furchteinflößenden Züge der Yakuza, die ihren Job hier ernst nahmen, wie es von ihnen - und im Grunde auch von Kubota selbst - verlangt wurde. Jeder Neuankömmling fühlte sich wahrscheinlich in dieser Situation so angenehm wie eine Eisscholle in der Wüste. Kubota war sich der Atmosphäre und ihrer Bedeutung auch deutlich bewusst. Würde er sich zu groß aufspielen, würde er ebenso verdächtig auffallen, wie wenn er sich um nichts kümmern würde. Einige der Männer beäugten ihn misstrauisch, andere wiederum nahmen ihn überhaupt nicht wahr. Dafür war Kubota auch ganz dankbar. Er setzte sich, machte es sich nur halb so bequem, wie er es sonst gerne bevorzugt hätte und verfolgte die Diskussion interessiert. Kurz hatte er sich zwischenzeitlich gewundert, weshalb Komiya nicht neben ihm Platz nahm, wie es wohl zuvor erwartet gewesen war, denn immerhin stand neben ihm ein freier Stuhl. Angesichts ihrer Verspätung konnte er es sich jedoch schnell selbst erklären und war, als er von Sanada-san auf so direkten Wege in die Konversation miteinbezogen wurde, wieder vollkommen konzentriert. Sofort lagen alle Augenpaare auf Kubota. Er lehnte sich etwas nach vorne, und hob seine Mundwinkel zu einem ernsten Lächeln an. „Aber natürlich“, erwiderte er schlicht. „Gut.“ sagte Sanada schlicht und schaute dann wieder zu den restlichen Anwesenden. Aber die Blicke lagen eindeutig auf Kubota. Sie Alle wussten, wer ER war. Man sah es an seinem Blick, seiner Haltung, sogar wie er seine Zigarette in den Aschenbecher drückte, als nicht mehr als ein Stummel übrig war. Kubota war SEIN Sohn. Kaum jemand hier hegte Zweifel an dem Gelingen der Mission, solange der schweigsame, junge Mann dabei war. Sanada war dieses vollkommen bewusst. Ein sehr selbstgefälliges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Komiya hingegen war die Stimmung unheimlich. Was starrten sie seinen neuen Vorgesetzten denn so penetrant an. Das Sanada manchmal nichts gegen einen Jungen in seinem Bett einzuwenden hatte und deswegen manchmal so stierte war nichts Neues, aber das hier Alle so fixiert auf den Neuling waren?! Es konnte somit Nichts mit Kubotas Aussehen zu tun haben, sondern viel mehr…mit …ja, mit was? Seltsam. „Dann steht ja soweit Alles. Auf gute Zusammenarbeit.“ murmelte Sanada dann noch und stand langsam auf. Auch die Anderen bewegten sich langsam zur Tür. Doch bevor er den Raum verließ, kam sein Regionalleiter nochmal auf den eindeutig aus dem Rahmen fallenden Shinobou Komiya zu und packte ihn gewaltsam am Arm. Gleichzeitig schenkte er ihm aber auch ein bittersüßes Lächeln. „Du bist wie eine Kakerlake. Zu schade um mir meine Hände an dir schmutzig zu machen! Selbst deine Hure von Mutter wäre ein besserer Vize, nur leider würde dein Hintern nicht so viel Geld erwirtschaften, wie Ihrer!“ fauchte er. In dem gequälten Blick des Blonden sah man aber nicht weniger Hass. Fast physisch spürbaren Hass, aber er sagte nichts, bis Sanada anfing den Arm des Kleinen schraubstockmäßig zu quetschen und zu drehen… „ …hnn….irrhg….es….tut…mir Leid !!“ Nach außen hin kühl zeigte Kubota nicht, dass es ihm durchaus etwas ausmachte, von den Anwesenden – und zwar ausnahmslos ALLEN – angestarrt zu werden, wie ein neuer Zuchthengst. Er unterdrückte ein erleichtertes Ausatmen, als nach und nach jeder den Raum verließ. Auch er wollte gerade rausgehen, als er sah, dass Komiya von Sanada aufgehalten wurde. Sie waren die letzten, die noch im Raum verblieben. Kubota blieb in der Nähe der Tür stehen und beobachtete das Ganze aus einiger Distanz. Soweit er die Situation richtig erkannte, wurde Komiya von Sanada dafür bestraft, dass e r zu spät gekommen war. Er verstand jetzt genau, was Komiya vorher zu ihm gemeint hatte. Dass ihm die Schuld zugeschoben würde. Egal, um was es ging. Sanada sprach zwar leise, aber voller Schärfe und Eindringlichkeit auf den kleinen Blonden ein, dass Kubota einige Wortfetzen mitbekam. 'Kakerlake... Hure von Mutter... dein Hintern.... Geld...' Die Worte waren nicht das, was Kubota überraschte. Es schien ihm alles ganz gewöhnlicher Yakuza-Tratsch zu sein. Aber die Art und Weise wie Komiya darauf reagierte, ließ ihn der Situation mehr Bedeutung zuweisen, als er es sonst getan hätte. Dieser Blick... Ganz zu schweigen davon, dass Sanada jetzt auch noch seinen Arm schmerzhaft verdrehte. Kaum hatte er einen Blick auf Komiyas vor Schmerzen verzogenes Gesicht geworfen, stand er bei ihnen. Wie zuvor nach außen hin gewohnt lässig, baute sich in ihm etwas auf. Seine Hand, die Sanadas Schulter packte und fester zugriff, als man es von ihm erwartet hätte, stand in Ambivalenz zu seinem leichten Lächeln, das er nun dem sadistischen Regionsleiter zuwarf. „Ist schon gut, Sanada-san. Es war mein Fehler. Komiya-kun hat damit nichts zu tun.“ Kubota ließ ihn nicht los. Solange nicht, bis Sanada Komiya in Ruhe lassen würde. Unter Schmerzen zählte Komiya die Sekunden, um nicht in schmerzliches Aufkeuchen zu verfallen. Noch weniger konnte und wollte er Schwäche zeigen, er nahm die Tortur hin. Er wusste ja , dass es seine Schuld war. Und jetzt hatte er die Konsequenzen zu tragen. „Du wirst jetzt so-“ Aber Sanada stockte in der Bewegung, als er Kubotas festen Griff spürte. „Kch…. ER ist dafür verantwortlich, dass du pünktlich hier auftauchst, also ist es sehr wohl dafür verantwortlich.“ sagte der Gebietsleiter kühl und wandte den Blick von dem ebenso verwirrten Komiya zu Kubota. Aber die beiden tauschten nur ein paar kühle Blicke aus, dann ließ er den geröteten Arm des Jüngeren los und ging, wortlos. NOCH ließ er den Neuen sowas durchgehen. Noch… Als Sanada weg war, sah Komiya den Anderen ungläubig an… „Du…du spinnst doch…! Autsch…“ Doch diese Worte waren auch voller Dankbarkeit. Das hätte sich hier sonst keiner getraut. Es hätte noch nicht mal jemand dran gedacht ihm zu helfen… Auf Sanadas Erwiderung war nichts weiter zu sagen. Kubotas eiserner Blick war mehr als genug. Er sah dem älteren Mann nicht hinterher, als er endlich verschwand. Auf eine ihm befremdliche Weise, fühlte sich Kubota nicht ganz schlecht mit dem, was er getan hatte. Obwohl er ziemlich genau wusste, was für Risiken sein Einschreiten hätte mit sich bringen können. Was ihn jedoch in seiner Überzeugung verunsicherte, war Komiyas Reaktion. Natürlich hätte Kubota kein Wort des Dankes von ihm erwartet. ...oder etwa doch? Er war sich zum ersten Mal n i c h t zu hundert Prozent sicher, ob er mit seiner Vermutung richtig lag... vielleicht hoffte er auch nur, dass in Komiyas Stimme trotzdem ein Hauch von Dankbarkeit lag. Kubota auf jeden Fall lächelte nur schwach und sah zu ihm rüber. "'Tschuldige. Beim nächsten Mal lasse ich Sanada deinen Arm ganz zerquetschen“, meinte er nur. Er blieb noch einige Sekunden so verharrt vor Komiya stehen, versuchte seinen Blick zu ergründen und wandte sich schließlich von ihm ab, um endlich selber den Raum zu verlassen. Es gab sicher noch genauere Besprechungen hinsichtlich des kommenden Unterfangens. Außerdem würde Kubota sich noch mal genauer nach dem Zeitpunkt informieren. Immerhin wollte er nicht erneut riskieren, dass Komiya wegen ihm bestraft würde. Bei so einer wichtigen Angelegenheit, vermutete Kubota, würde es weit schlimmer werden, als das bisschen Anschreien und Arm Verdrehen von heute... „Das wäre auf jeden Fall gesünder für dich!“ murmelte Komiya noch gut hörbar…..was für ein komischer Kautz. Aber anscheinend konnte man sich doch auf ihn verlassen. Der Termin ließ nicht lange auf sich warten; Am späten Abend traf man sich also im Büro der Jugend und ausnahmsweise waren Komiya und Kubota sogar die Ersten. Sie würden hier noch eine Stunde Lagebesprechung abhalten, dann ging es raus, bis kurz vor der Stadt, ein altes Lagerhaus, wo der Deal geschehen sollte. Die Anspannung seitens Komiya war jedenfalls sehr groß. Er zupfte sich unablässig an der schwarzen Krawatte, die er um den Nacken hatte und nicht richtig wollte. Er sah allgemein in dem schwarzen Anzug nicht so…so wie er selbst aus, aber die Etikette verlangte es so von ihm. „ …es ist ja nicht so, dass ich das noch nie gemacht habe, aber es….ist jedes Mal wieder Stress pur.“ flüsterte er schon fast zu sich selber, bevor er zu Kubota sah, der die Ruhe selbst verkörperte. Ein unverständliches, aber belustigtes Seufzen verließ den Mund des Älteren und er ging herüber zu Makoto Kubota, der vorm Fernsehr saß und sich langweilte. „Hier.“ Komiya hielt ihm eine schwarze M9 Baretta hin. „Die wirst du hoffentlich nicht brauchen, aber du solltest sie auch nichtmehr aus den Augen lassen.“ Komiya hatte die gleiche, wie viele hier. „Schießt gut. Macht auch nicht viel Lärm und ist vergleichsweise leicht.“ Im Augenwinkel beobachtete Kubota den Blonden, so unauffällig, dass er es selbst kaum mehr bemerkte. Er brauchte keinen nennbaren Grund, wieso sein Interesse für seinen Vize zu wachsen begann und ihn dazu brachte, sich alles an ihm so stark einzuprägen. Das leichte Bewegen seiner Lippen, die flüsternd Worte formten, das unablässige Herumnesteln an seiner Krawatte und das zitternde Seufzen. Als Komiya zu ihm ging, schaute Kubota wieder zurück auf den flackernden Bildschirm vor ihm. Zwar wirkte er, als sei ihm langweilig, aber unter dieser ruhigen Oberfläche verbarg sich auch bei ihm ein Quäntchen Nervosität. Es war ja nicht so, als würde er bei so einem Deal jeden Donnerstag nach einer Runde Bingo im Altenheim mitmachen. Es war neu für ihn. Kubotas größte Stärke bestand lediglich darin, seine Gefühle nicht seine Konzentration aufwirbeln zu lassen. So auch, als Komiya ihm die Baretta reichte. In Kubotas Zögern lag keine Unsicherheit. Er wirkte eher neugierig und als wolle er die Handfeuerwaffe zunächst aus einiger Distanz begutachten, ehe er sie selbst in Händen hielt. Als er sie schließlich ergriff, wog er sie mit der Hand ab und steckte sie kurz darauf auch schon weg. „Danke“, hörte man leise von ihm. Dann wandte er sich Komiya richtig zu, drehte sowohl Oberkörper als auch Kopf in seine Richtung. „Wird Zeit, dass es langsam mal losgeht, nicht? Ich bin schließlich nicht gekommen, um hier nur doof rumzusitzen. Oder wie siehst du das?“ Komiya brauchte jedoch gar nicht antworten, denn in diesem Moment wurde ihnen schon Bescheid gegeben, dass man in drei Minuten aufbrechen würde. Kubota stand träge auf, murmelte kaum hörbar „Endlich“ und folgte dem Mann, der ihnen die Nachricht hatte zuteil werden lassen. „Is'n Geschenk vom Boss.“ erwiderte der Blonde nur bitter und sah den Anderen an, der immer noch seinen Mantel und ein einfaches, weißes Hemd trug. Nicht unbedingt das, was zur Angelegenheit passte, aber bisher hatte er en Jüngeren noch nicht dazu gekriegt mit ihm ein paar Neue Sachen kaufen zu gehen. Dann ging es auch schon los und die beiden Jüngsten des kleinen Konvois wurden kurzerhand in eine schwarze Limousine verlagert. Stillschweigend saßen sie auf den Ledersitzen, warteten, bis sie endlich da waren. Immer noch fragte der Ältere sich, ob die Worte des Anderen vertrauenswürdig waren. Er hoffte einfach nur, dass es nicht nötig werden würde, eine Entscheidung zu fällen, ob Kubota Makoto der richtige für diesen Job war, oder nicht. Als sie aus dem Auto ausstiegen, stand der Mond blutrot am Himmel und tauchte das ganze Szenario in eine noch bedrohlichere Atmosphäre. Die Chinesen waren schon da. Sie warteten schon. Mit der Ware. „Willkommen, Sanada.“ sagte der mit Hut und langem Mantel bekleidete Anführer, der sich sofort prüfend umsah... Denn von der Zahl der erschienenen Männer machte er den weiteren Verlauf abhängig. 20 Chinesen gegen 9 Japaner. Einfaches Spiel. Die Atmosphäre war mehr als nur angespannt. Die Luft zwischen den Parteien war wie aufgeladen. Natürlich zeigten nur die schwächsten Glieder ihre Nervosität. Kubota stellte fest, wie sehr sich Komiya zusammen nahm. Ihm merkte man es sogar weniger an, als zwei, drei Leute der chinesischen Fraktion. Einer von ihnen versuchte z u krampfhaft seine Nervosität zu verstecken. Er fuhr sich so häufig durch sein pechschwarzes Haar und checkte dabei z u unauffällig immer wieder den Sitz seiner Waffe, dass sich Kubota vornahm, diesen Typen stärker im Auge zu behalten. Während Kubota also die Situation analysierte, spielten Sanada-san und der Anführer der Chinesen ein verbales Katz-und-Maus-Spiel voller falscher Lächeln und nicht ernst gemeinter Komplimenten. Man plauderte um zwei, drei banale Themen herum, ehe es endlich um den richtigen Deal ging. Auf einem Tisch in der Mitte der Halle legte einer der Chinesen einen Koffer ab. Als er geöffnet wurde, lagen neu hergestellte Waffen, schön nebeneinander drapiert. Sanada hob eine von ihnen an, worauf hin der Anführer der Chinesen schief zu grinsen begann. „Natürlich sind sie noch ohne Munition“, erklärte er und entblößte dabei sein fast goldbezahntes Gebiss. „Von diesen Koffern haben wir zwei Dutzend in dem LKW, dazu auch noch die passende Munition. Wie vereinbart...“ Erwartungsvoll lächelte er Sanada-san an. Der reagierte sofort, legt die Waffe wieder beiseite, schloss den Koffer und winkte einen seiner Jungs heran, der ebenfalls einen Koffer herholt. Dieser war jedoch weitaus flacher und als er auf den Tisch gelegt und geöffnet wurde, kam ein Bündel Geldscheine zum Vorschein. Fein säuberlich in Päckchen sortiert. „Und hier ist unser Teil der Abmachung. Fünf Koffer voll, wie vereinbart...“ Der Anführer der Gegenseite ließ sich nicht lumpen und holte einen Geldpacken probehalber heraus. Er strich über das Geld und man konnte in seinen Augen schon die Gier ablesen. Ein kurzer Blickkontakt zwischen ihm und dem Typen, den Kubota so stark unter Beobachtung hatte, reichte aus, um in Kubota den Alarm-Schalter zu betätigen. Die anderen hatten diesen kurzen Austausch gar nicht mitbekommen zu haben, aber Kubota entging nichts. „Damit bin ich nicht zufrieden“, sagte auf einmal der buhlige Chinese und legte das Geld beiseite. „Fünf Koffer... das war so nicht abgemacht.“ Sanada riss sich zusammen, nicht zu verärgert zu schauen. „Ich bin mir sicher, dass ich keine Fehler gemacht habe“, erwiderte er. „Oh, das sehe ich anders.“ Das Grinsen des Chinesen wurde so breit, dass es nicht mehr schön war. Breit und selbstgefällig. „Ihr habt den Fehler gemacht hier anzutanzen und zu glauben, dass wir uns d a m i t zufrieden geben würden.“ Er lachte abfällig und schnippte mit den Fingern. Sofort befanden sich seine 19 Männer in Gefechtsbereitschaft, mit gezogenen Waffen, und zielten allesamt auf Sanada und seine Leute. Die Japaner zogen ebenfalls sofort ihre Waffen. Alle, bis auf Kubota. Der schaute weiterhin zu dem Nervösen. Das elektrisch aufgeladene Feld, das zuvor noch im Raum zu schweben schien, wurde jetzt aufgebrochen. Der Tisch wurde umgeworfen, jemand zerrte Sanada nach hinten, die ersten Schüsse fielen, Schreie erklangen. Kubota selbst wich mit den anderen nach hinten aus, zu den dünnen und viel zu wenig Schutz bietenden Säulen. Aber mehr Schutz hatten sie nicht. Sanada rief ihm etwas zu. Weitere Schüsse fielen. Kubota nickte, mehr zu sich selbst, als auf Sanadas Befehl hin und wirbelte herum. In einer Bewegung hatte er seine Waffe gezogen, die Baretta, die ihm Komiya zuvor in die Hand gedrückt hatte, und feuerte ab. Sein Schuss streifte den chinesischen Anführer nur, aber das warf ihn nicht aus der Fassung. Der Chinese schwankte und stürzte nach hinten. Sanadas Männer rückten daraufhin aus ihren Verstecken wieder aus und entledigten gut die Hälfte der Chinesen von ihren Waffen. „Ziel endlich vernünftig, du Idiot!“, kam es von hinten. Kubota ließ sich davon nicht irritieren, rannte auf den Anführer los, brachte mit einem gekonnten Tritt die zwei Chinesen zu Fall, die um ihn herumstanden. Mühsam zerrte er den Körper des Chinesen hoch und hielt ihm die Knarre an den Kopf. Er wollte gerade abdrücken, als er einen Schrei hörte. Komiya!, hallte es in Kubotas Kopf. Und tatsächlich. Da stand er, die Arme auf den Rücken verdreht, eine ähnliche Waffe an den Kopf gehalten, wie die, die Kubota dem Chinesen gegen die Schläfe drückte. Der Blick des nervösen Typen von vorher traf Kubotas. Er brauchte gar nicht sagen, was er wollte. Wenn Kubota abdrückte, würde gleichzeitig auch Komiya dran glauben müssen. „Ignorier den Kerl! Mach ihn kalt!“, hörte er Sanadas befehlerische Stimme durch die Halle hallen. Kubota wusste, dass es dumm war, zu zögern. Niemand durfte in diesem Fall wichtiger sein, als der Kerl, den er im Schwitzkasten hielt. Und die beiden, die er niedergeschlagen hatte, würden sich auch gleich wieder erholt haben. Ganz zu schweigen von den Chinesen, die gerade die Lage begriffen und sich gleich auf ihn schmeißen würden. Er hatte nur einen Schuss. Er sah zu Komiya...'Vertrau mir', versuchte er ihm mittels seines Blickes zu sagen. Dann schoss er. Der Typ hinter Komiya fiel um, Komiyas schwarzer Anzug war mit einigen roten Spritzern befleckt und Kubota war nicht drumrum gekommen, auch ihn mit der Kugel zumindest zu streifen. Keine Sekunde später zog er den Arm wieder an und schoss ein zweites Mal. Der Kopf des Anführers zerplatzte in Blut und glibbriger Matsche. Kubota ließ ihn zu Boden fallen. „Das war eklig...“, murmelte er nur und wischte sich das Blut behelfsmäßig aus dem Gesicht. „Was zum ....?!” Komiya hätte es ahnen sollen. Schon heute Morgen,als er bemerkte,dass er dringend zum Friseur musste und seine Haare echt scheiße lagen,hätte er sich die Kugel geben sollen. Nun wurde er in eine Schießerei verwickelt, die wirklich nicht gut für sie aussah... Dieser Deal stank schon von Anfang an zum Himmel, mit der chinesischen Mafia war noch nie gut Kirschen essen. Oder Waffen schmuggeln. „Gnnnh...?! Aaahhh!” Komiya wollte gerade das Feuer eröffnen,nachdem er aus seinem Versteck hinter dem nächstbesten Wagen heraus gekrochen war,das wurde er am Kragen gepackt und jemand schlug ihm in die Magengrube. Kaum hatte er sich von dem schmerzlichen Schlag erholt,spürte er eine Waffe an seiner Schläfe... Scheiße. Geisel ? Ihn erfasste Panik und versuchte sich frei zu kämpfen, vergeblich... Seine Augen eilten durch's Halbdunkel. Kubota starrte ihn an,kniete über dem Anführer. Das ging schnell,aber Sanada hatte sogesehen Komiya zum Abschuss freigegeben... Gut,das wars dann wohl. Komiya wünschte sich in dem Augenblick,er hätte mehr aus seinem Leben machen können. Aber er hatte es so gewollt. Er hatte Sanada angefleht ihn aufzunehmen,weil er keinen Ausweg gesehen hatte. Sein Tod sollte genau so sein. Er würde für die Yakuza sterben. Als er dann aber in die Augen Kubotas sah,wusste er,dass er nicht sterben würde. Auch als sich das Metall der Pistole sich fester an seien Kopf drückte,er das Zittern der Finger am Abzug spürte... „Tu es.” murmelte er und lächelte sanft. Und im nächsten Moment schon ging der Mann hinter ihm zu Boden. Auch Komiya wurde mitgerissen,aber er lebte. Bis auf den Streifschuss an seiner Schulter war alles in Ordnung. Kurz darauf war das Gefecht vorbei und von 20 Chinesen war keiner mehr übrig. Oder ehr lebendig. Sanada konnte nicht Anders,als erstmal erlwichtert aufzuatmen,während die Anderen der Jugend zu Kubota eilten... „Woooah ! DAS WAR SO ...COOL !!” „Du hast uns das Leben gerettet,Kubota-san !” „DAS nenne ich einen kühlen Kopf bewahren !!!” Und sie hatten Recht. So im Mittelpunkt einer kleinen Horde Menschen, zu stehen, die zudem noch allesamt älter waren als er, wirkte auf Kubota irgendwie... merkwürdig. Er selbst über- noch unterschätze sich. Er hatte sein Handeln für notwendig gehalten und obwohl ihm klar war, dass nicht jeder in einer solchen Situation so gehandelt hätte. Aber deswegen gleich so bejubelt zu werden... Naja, immerhin schien es so, als hätte er sich damit den Respekt der Jugend zugesichert. Dennoch war es sehr wahrscheinlich, dass zumindest Sanada an seiner Tat noch einen Haken finden würde. Und auch ihm selbst war klar, dass es eine mehr als kritische Entscheidung gewesen war. Jeder andere Yakuza hätte Komiya als Opfer der Sache hingenommen. Aber Kubota war nun einmal nicht wie jeder andere. Entweder Sanada-san würde das so akzeptieren... oder er würde sich soweit von ihm belästigt fühlen und genug davon haben, dass er ihm widersprach und entgegen seiner Befehlsgewalt handelte, dass es sehr schnell mit Kubotas Karriere als Anführer vorbei sein würde. Aber das war nicht mal das, was Kubota hauptsächlich beschäftigte. Vielmehr war das jemand anderes... Über die Köpfe der auf ihn einredenden jungen Männer hinweg, sah Kubota zu Komiya, der seine verletzte Schulter festhielt und seinem Blick begegnete. Kubota lächelte. Er war froh, aufrichtig froh, dass Komiya lebte und er tatsächlich nur den Typen hinter ihm getroffen hatte. Immerhin war das gerade mal das zweite Mal gewesen, dass er eine Waffe in Händen gehalten und abgedrückt hatte... Komiya Shinobou schaffte es irgendwie sich langsam wieder hinzustellen. Seine Schulter brannte höllisch, aber das war immerhin ein gutes Anzeichen, dass keine Nerven durchtrennt waren oder Ähnliches. Erst mal wollte er sich Bedanken. Immerhin war es nicht selbstverständlich, dass Komiya noch lebte. Aber er war kaum zwei oder drei Meter von Kubota entfernt, da stieß Sanada ihn harsch fast wieder auf den Boden, schenkte ihm einen Blick, der quasie bedeutete, dass für IHN die Gefahr noch nicht vorbei war, bevor er sich zu Kubota wandte. „Gut gemacht, Makoto.... Wir gehen! PACKT DIE SACHEN ZUSAMMEN!“ rief er aus und ging zurück zu seiner Limousine, die auch kurze Zeit später einfach schon losfuhr, ohne auf den Rest der blutbesudelten Meute zu warten. Sie waren nun mal nichts weiter als seine Jagdhunde… Missbilligend sah Komiya Sanadas Auto in der Dunkelheit verschwinden. Diesem wäre es wohl nur recht gewesen, wenn Komiya heute Nacht hier sang und klanglos gestorben wäre. Als er mit immernoch vor Schock zitternden Händen nach einer Zigarette suchte, die er dringend nötig hatte, musste er feststellen, dass diee nun in einer Blutlache ein paar Meter weiter lagen….na toll. Frustriert von seiner eigenen Unfähigkeit auf sich selbst auf zu passen, ließ er den Kopf hängen, bis er seinen ‚Retter‘ auf sich zukommen sah. Jetzt konnte er sich endlich bedanken. Oder auch nicht, denn plötzlich bleiben ihm die Worte im Hals stecken… „ …ä…ähmn…“ Kubota nahm die Worte des Regionsleiters kaum wahr. Zwar wurde ihm irgendwie bewusst, dass Sanada das bekommen, was er auch erwartet hatte. Aber Kubota wurde das Gefühl nicht los, dass seine Worte einen Haken hatten. Der Haken an der Sache, war wohl Komiya. Sanada gefiel nicht, dass der Vize überlebt hatte. Weshalb sich auch niemand um dessen Verletzung kümmerte. Kurz bevor er zu ihm ging, forderte er einen seiner Untergeordneten an, ein vernünftiges Transportmittel für Komiya zu besorgen, sowie Verbandszeug und Alkohol. Den Alkohol, so meinte er, könnten sie jetzt wohl alle gut gebrauchen. Augenblicklich waren die sechs Mitglieder der Izumo-Jugend weg, um das zu besorgen, um was sie ihr neuer Anführer – nein, ihr neuer Held – gebeten hatte. Dann näherte sich Kubota dem schwer in Mitleidenschaft gezogenen Komiya. Der versuchte ihm irgendwas zu sagen, das einzige, was allerdings seinen Mund verließ, war ein krächzendes Geräusch. Wortlos nickte Kubuto ihm einfach nur zu und zog eine Packung Seven Stars hervor. Er schüttelte die Packung so, das genau zwei Zigaretten rauslugten und bot eine davon Komiya an. Nachdem er sie angenommen hatte, holte Kubota ein Feuerzeug hervor und hielt Komiya die Flamme hin. Dabei lächelte er den Blonden permanent mit einem Lächeln zwischen verschmitzt und fröhlich an. Soweit man denn bei Kubota von einem fröhlichen Ausdruck jemals hätte sprechen können... Komiya war…froh nichts sagen zu müssen. Ihre Kommunikation funktionierte anscheinend auch ganz gut ohne Worte. Seven Star….eigentlich nicht sein Geschmack. Aber das alles hier war auch nicht sein Geschmack. Nicht mal Kubota war sein Geschmack. Sein Lächeln hinterließ ein bitteres Gefühl, das schnell dazu führte, dass Komiya wirklich anfing heftig zu zittern….oder war es doch nur die Kälte und der Blutverlust? Immerhin fühlte er sich dennoch…beschützt, auch wenn das vielleicht gar nicht Kubota’s Absicht war. Er hätte das Selbe bestimmt auch für die Anderen getan, die heute einfach mehr Glück hatten, als Komiya. Egal. Darüber könnte er sich später noch genug Sorgen machen. Er klemmte sich die Zigarette zwischen die trockenen Lippen, lehnte sich ein Stück weit vor um an die kleine Flamme zu kommen. Als er den Rauch in seiner Lunge fühlte, der fast so sehr brannte, wie die Wunde an seiner Schulter, musste er nur kurz husten, dann wurde er wieder ruhiger. Nun gewann Komiyas Gesicht auch wieder an Farbe und er konnte das Lächeln kurz erwidern. Kurz kam er sich etwas dumm dabei vor. Als gäbe es irgendwas Lustiges an der Situation… Vielleicht aber auch einfach, weil sie lebten. War das nicht etwas, worüber man sich freuen konnte?! Kapitel 4: Dice 1.4 ------------------- Schmunzelnd richtete sich Komiya wieder etwas mehr auf und krakselte mit Kubota dicht hinter sich zu der Limousine zurück, wo man ihn erstmal etwas verarztete. Es sah zum Glück schlimmer aus, als es war und es würde ausreichen den Izumo-eigenen Arzt aufzusuchen… Nachdem Komiya seine Zigarette angezündet hatte, tat Kubota dasselbe mit seiner. Er zog einmal kräftig daran, atmete tief ein und ließ eine helle Wolke hinter sich herziehen, als er Komiya folgte und sie endlich diesen grauen Ort wieder verließen... An einer Kreuzung ließ Kubota sich rausschmeißen. Kurz vorher nickte er den anderen noch einmal zu, verabschiedete sich mit einem saloppen "Bis dann" und stieg aus dem Wagen aus. Die Limosine fuhr ohne ihn weiter, aber Komiya würde es auch ohne ihm weiterhin gut gehen. Darauf musste er jetzt einfach vertrauen. Was Kubota jetzt brauchte, war Ruhe. Die stille Ruhe von menschenferner Einsamkeit. Die Ruhe, die nur vom Geklapper seiner Playstation-Kontroller und der Hintergrundmusik des Spiels unterbrochen wurde, während er sich nach und nach durch alle spielbaren Level seines neuen Spiels kämpfte... Dass die Izumo-Jugend ein wenig darunter litt, kümmerte ihn kaum. Aber 4 Tage nach dem Vorfall mit den Chinesen, hielt Kubuto es doch irgendwie für angebracht, mal wieder aufzutauchen... „Kubota-san kommt neuerdings gar nicht mehr.“ murmelte Tatsu und machte es sich auf der Couch bequem. Komiya wollte es abstreiten, aber das wäre ja im Endeffekt gelogen. Nach dem Deal war der Schwarzhaarige wirklich nicht mehr aufgetaucht. Ein Glück, das Sanada ein paar Tage in Tokyo war und deshalb die Unruhe im Jugend-Büro nicht mitbekam. Seine Schulter war wieder halbwegs okay. Der Schuss war glatt gewesen und deshalb nicht schlimmer als eine Schnittwunde. Komiya hatte schon schlimmere Verletzungen gehabt. Und wahrscheinlich würde er sie auch wieder haben, wenn rauskam, dass sein Vorgesetzter schon wieder wie vom Erdboden verschluckt war… „Hat er keine Lust mehr ?“ Die Blicke lagen auf ihm. Aber Komiya wusste nicht recht, was er antworten sollte, schlug die Beine übereinander und seufzte nur ein ‚Gut möglich.‘ „Zuzutrauen wäre es ihm.“ Ihm wäre aber auch zuzutrauen, dass er beim Hausputz über seine eigenen Schuhe gestolpert ist und sich das Genick gebrochen hat, so tapsig, wie er manchmal wirkte… „Bei ihm weiß man nie,was er denkt.“ Doch just in DIESEM Momenten wurde die halb geschlossene Tür aufgetreten und ihr ‚Boss‘ stand in der Tür. „Kubota-san !!!" "Tach!", begrüßte er die anderen, als wäre er nicht für einige Tage wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Neugierig und überrascht wurde auf die Tasche gestarrt, die er mit hatte und sorgsam auf den Boden legte. "Was ist das denn?!" "Häh?" erwiderte Kubota. "Kennt ihr das nicht? Sega Saturn, Playstation und Super Nintendo", zählte er auf und begann, das Zeug am Fernseher zu installieren. „Klar kennen wir das“, warf Komiya im Namen aller verdutzt dreinschauender Anwesenden unsicher ein. „Seitdem dieses neue Spiel rausgekommen ist, hab ich drei Tage nur gedaddelt. Aber ich dachte mir, so langsam sollte ich mich mal wieder blicken lassen“ Hinter ihm stand die halbe Izumo-Jugend versammelt und teilte sich denselben unausgesprochenen Gedanken: Seit wann nahm man eine Spielekonsole in ein Yakuza-Büro mit? „Okaaaay...“ , machte Kubota, als er endlich damit fertig war, alle Kabel und Stecker richtig zu verlegen. „Spielen wir!“ , kündigte er mit einem gewinnbringenden Lächeln an. „Wer nur einmal gegen mich gewinnt, kriegt was er will.“ Die Jungs waren sofort Feuer und Flamme für die Idee. „Ehrlich Kubota-san?“ „Ich!! Ich will zuerst!!“ Und so spielte Kubota mit ihnen. Oder besser gesagt gegen sie. Gegen jeden einzelnen. Und niemand hatte auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn. Also verzog er sich nach draußen, mit dem Auftrag an die Übrigen, während seiner Abwesenheit zu üben. Nachdem Komiya das Ganze mit etwas Entsetzen und totaler Konfusion beobachtete hatte, gesellte auch er sich dazu und versuchte sein Glück. Leider zwecklos. Kubota zog sie alle ab. Er übte auch nicht mehr lange weiter. Am Spielen und wie Kubota lässig auf dem Fußboden hockte und sie ohne große Mühe in Allem alt aussehen ließ, was er an Spielen so mitgebracht hatte, hatte der Ältere erkannt, dass sie es nicht schaffen würden. Allerdings zeigte die ‚Sucht‘ in Verbindung mit dem Mitbringen all der Sachen seitens Kubota gezeigt, dass dieser seinen Platz hier akzeptiert hatte…und auch etwas ernster nahm. Nach einigem Nachdenken folgte er dem Schwarzhaarigen nach draußen, die Feuertreppe herunter. „Kubota-san?! Hier sind sie!“ Sogleich wurde er gefragt, ob sie fertig mit Üben war, aber Komiya erwiderte nur, dass es ja doch sinnlos war. Ein bitteres Lächeln zog sich auf Komiyas Gesicht und er setzte sich neben Kubota auf die Treppe um selbst eine Zigarette zu rauchen. Hier draußen in der kleinen Gasse war die Luft zwar auch nicht besser, aber BESSER als da oben, wo die Jüngeren der Bande wohl immer noch zockten. Kubota erklärte einfach nur, dass es für ihn dennoch einen Unterschied machte, ob er gegen ‚echte Menschen‘ spielte, oder nicht… „Hmnh….Kubota-san?“ Der Blonde hob den Kopf und lächelte leicht, bevor es aber auch wieder erstarb. Die Neugierde trieb Komiya an… „ …Spiele nehmen sie sehr ernst,nicht wahr ?“ Kubota lehnte an der Wand, die Hände in den Manteltaschen versunken und starrte gen Himmel, während er Komiya erklärte, was Spiele für ihn ausmachten. Wie er sie sah und was er über sie dachte. Die Zigarette in seinem Mundwinkel wippte dabei unaufhörlich mit jedem Wort, das er aussprach, mit. Dann stellte Komiya ihn seine letzte Frage. Ob er Spiele sehr ernst nehme... Kubota dachte über diese Frage erst einmal genauer nach, bevor er sie beantwortete. Ob Komiya wohl dabei an den Deal dachte? Dachte er, dass Kubota es als ein Spiel gesehen hatte? Ein Spiel, dass er einfach nur sehr ernst genommen hatte und um die höchste Punktzahl zu erreichen, ein großes Risiko eingegangen war. Oder war Komiyas Frage so simpel gemeint, wie er sie gestellt hatte? „Vielleicht“, sagte er schließlich und wühlte in seinen Gedanken. Er wog jedes Wort gut ab, das er aussprach. „Aber wenn mein Gegenüber nicht lebendig ist... dann... weiß ich selbst nicht, ob ich noch lebendig bin.“ Ein trauriger Zug umspielte Kubotas Blick und noch im selben Moment fragte er sich, ob es richtig war, dem blonden, oftmals unbeholfenen, jungen Mann gegenüber so viel von sich preiszugeben... „Ach, egal...“ sagte er schließlich und es klang mehr, als meinte er es zu sich selbst, anstatt zu Komiya. Er trat seinen Schuh vom Fuß und der landete, einige Meter weiter, auf der Sohle. „Ahh, morgen wird das Wetter schön“ , stellte er im Plauderton fest und holte sich gemächlichen Schrittes seinen Schuh wieder. „Ich kann meine Wäsche draußen aufhängen.“ Auch Komiya fragte sich, wie er seine eigene Frage zu verstehen hatte. Aber die Antwort machte es einfacher. Es schien so, als würde Kubota trotz seines…wahrscheinlich sehr isolierten Lebens die Gesellschafft der Anderen zu genießen. Er war zwar weder ein Mann der vielen Worte, noch gesellig im allgemeinen Sinne, aber irgendwas hier schien ihm ja zu gefallen. Kubota war nicht der Typ, der Dinge tat, die ihn nicht zu mindestens interessierten. Umso verwirrter war er auch, als er der Schwarzhaarige auf einmal auf einem Fuß durch die Gegend hüpfte und seinen Schuh zurück holte… Wie konnte jemand so unbekümmert über das Wetter von Morgen reden, der so viel Dreck am Stecken hatte? So viel….fast kindliche Naivität gepaart mit fast übermenschlicher, analytischer Gabe? Kopfschüttelnd stand Komiya auf und wollte schon wieder hoch ins Büro gehen, als er sich nochmal zu Kubota umdrehen wollte. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass dieser ihm gefolgt war und nun stießen sie etwas ungeschickt gegeneinander. Ihm war vorher kaum wirklich bewusst gewesen, dass Kubota so viel größer war, als er selbst und… Komiya konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. Er bekam es selbst kaum mit. „ uhm…..uh…‘schuldigung !“ Im Gehen zog sich Kubota seinen Schuh an und wollte Komiya folgen, als dieser sich mit einem Mal zu ihm umdrehte und geradezu in ihn hineinstolperte. Prompt entschuldigte sich der Blonde und obwohl er es selbst vermutlich gar nicht bemerkte, konnte Kubuto eine aufsteigende Röte in seinem Gesicht erkennen. Wieso er sich wohl nochmal zu ihm umgedreht hatte? Ob er ihn noch etwas wichtiges fragen wollte? Oder noch etwas sagen, was er nicht hätte tun können, wenn die anderen dabei gewesen wären..? Kubuto sah ihn eine Zeit lang schweigend an und wartete darauf, dass Komiya etwas sagte. Als dieser aber weiterhin nicht den Mund aufbekam und ihn nur unentwegt anstarrte, zuckte Kubota leicht die Schultern. "Gehen wir wieder hoch und sehen uns an, wie weit die anderen gekommen sind", sagte er nur und stieg die Treffe rauf. So oder so ähnlich musste es sich anfühlen, wenn man den Mund zugeklebt bekam. Komiya hatte schon Geschichten über Ähnliche Dinge gehört. Nur mit dem Unterschied, dass er sich quasi selbst den Mund zugeklebt hatte, denn er konnte einfach Nichts sagen. Er wusste auch nicht mehr, WAS er eigentlich hatte sagen wollen. Deswegen nickte er dann einfach nur und folgte Kubota. Ein komisches…..Gefühl. Als Sanada wieder da war, gab es wieder einige Meetings. Und da Kubota auch ganz gerne mal total unpassend gekleidet auftauchte, erntete Komiya natürlich wieder den Ärger. Doch der Bezirksleiter hatte gelernt und schlug Komiya nichtmehr vor Kubota. Dieser konnte es wohl nur erahnen, immer wenn Komiya am nächsten Tag mit neuen Blessuren auftauchte. Auch dieses Mal rieb er sich verdächtig immer wieder den wunden roten Arm, als er das kleine Büro betrat, in dem Kubota sich fast schon häuslich eingerichtet hat. „Komm. Wir haben nen Auftrag.“ Der Blonde konnte sich ein Lächeln dennoch nicht verkneifen. „Ich hab von Sanada den Auftrag dafür zu sorgen, dass du richtig eingekleidet wirst !“ Kubota drehte sich in seinem Schreibtischstuhl zu Komiya. "Eh?" , machte er und schaute ihn fragend an. 'Richtig eingekleidet'? Kubota schaute an sich herunter. "Was stimmt denn nicht damit?" Kubota konnte einen Hauch von Trotz in seiner Stimme nicht unterdrücken. Seufzend stand er auf und betrachtete Komiya eingehend. Natürlich fiel ihm auf, dass er wieder einige Schläge abbekommen hatte. Aber er konnte nichts dagegen tun, solange Sanada es nicht in seiner Anwesenheit tat. Trotzdem machte den Regionalleiter das in Kubotas Augen nicht sonderlich beliebter... Kubota verschloss den Mund angesichts dieses Themas und widmete sich dem neuen Problem. "So was muss ich aber nicht tragen, oder?" Mit seinen Worten deutete er auf von Komiya so geliebten weißen Nadelstreifenanzug, den er vermutlich nur deshalb nicht nachts trug, weil das Knitterfalten gab und den er nur darum nicht mit unter die Dusche nahm, weil es zu lange dauern würde, beide, Mensch und Anzug, zu trocknen. Die Krawatte wäre schon schlimm genug. Wie er es hasste, diese einengenden, Leinenähnlichen Stücke an Stoff, die einem das Gefühl vermittelten, jeden Augenblick erwürgt werden zu können. So unnütze Dinger... wie passend, dass der Mensch sie erfunden hatte... „Naja….wenn du damit hier rumläufst, ist das kein Problem, aber bei den Meetings ist das so eine Sache…“ Komiya kratzte sich leicht am Hinterkopf. Es gehörte sich nun mal nicht für einen Yakuza in Alltagskleidung bei wichtigen Treffen zu erscheinen. Vor allem, wenn man oftmals noch zu spät kam. Und noch nicht mal volljährig war. Komiya war das egal, Kubota konnte es sich auch durchaus erlauben abgetragene Sachen zu tragen, aber irgendwie interessierte er sich doch dafür, wie der Andere im engen Anzug aussehen würde, aber plötzlich stockte der Blonde. „ ….eh ?! Was meinst du mit ‚SOWAS‘?! Der ist doch wohl das BESTE vom BESTEN!“ maulte Komiya los und strich über den weichen Stoff. „Das ist edelste Qualität! Und er sieht unheimlich gut an mir aus. Die Schlampen stehen SOWAS von auf Anzüge!“ Das Kubota keinerlei Interesse an Frauen hatte, war dem Älteren ja durchaus bewusst, aber dennoch. „Haaah….Komm schon, Kubota-san! Es ist doch nur für den offiziellen Kram. Du kannst den Anzug ja hier deponieren …und Wechselklamotten, dann ist der Fummel wirklich nur für hier…..auch wenn’s dir sicherlich stehen würde.“ Noch einmal seufzte der Blonde. Manchmal war Kubota….wie ein kleines Balg. Das er nicht besser war, bemerkte er jedoch kaum... Meetings... Kubota seufzte innerlich. Der Part mit den Jungs im Büro zu hocken oder ab und zu jemanden zum Geldeintreiben loszuschicken war ihm ja ganz recht an seinem Job als Anführer der Izumo-Kai Jugend. Aber diese lästigen Zusammentreffen von den Bossen, die alle gekleidet waren wie Lackaffen... Und jetzt sollte er also auch so einen Anzug verpasst bekommen. Kubota sah zu Komiya. Irgendwas sagte ihm, dass der Blonde die Idee, ihn in einen maßgeschneiderten italienischen Edel-Anzug zu stecken, sehr ansprechend fand. Als er sich dazu noch so lautstark über Kubotas Bemerkung entrüstete, hatte er ihn eigentlich schon überzeugt. Dazu kam sein Vorschlag mit den Wechselklamotten. Komiya schien wirklich abnormal viel daran zu liegen, Kubota in einem Anzug zu sehen... Aber wieso auch nicht? War doch immerhin mal was abwechslungsreicheres, als das ständige Rumsitzen und Daddeln. In einer flüssig-trägen Bewegung erhob sich Kubota und ging in Komiyas Richtung. „Ist schon in Ordnung“, grinste er ihn an. „Scheint eine unumwindliche Notwendigkeit zu sein, oder?“ Er griff sich seinen Mantel, der lose über einer Stuhllehne hing und zog eine Packung Seven Stars heraus. Komiya wusste selbst nicht so recht, wieso ihm so viel daran lag, Kubota mitzunehmen. Natürlich ganz abgesehen von dem offensichtlichen Grund, dass er musste und dass er Ärger bekommen würde, wenn er es nicht tat. Aber daran dachte er im Moment wirklich nicht. Er wollte viel mehr aus purer Neugierde den Nachmittag mit Kubota in der Stadt verbringen… Dennoch spielte er etwas eingeschnappt und streichelte seine Jacket. „Können wir dann eben noch bei mir Zuhause vorbei, ich möchte mein Schätzchen hier in die Reinigung bringen…“ fügte er dann noch lächelnd an. Wahnsinn. Kubota Makoto hörte auf ihn! Kurz Zeit später waren sie schon auf dem Weg. Wie zu erwarten wohnte Komiya nicht gerade in der besten Wohngegend. Im 7ten Geschoss eines Maroden Hochhauses hatte er zusammen mit seiner Mutter einen kleinen Wohnraum. Es war klein und zugestellt, aber auch irgendwie wohnlich hier. Dennoch war es dem älteren deutlich unangenehm, als er Kubota hinein führte. „Geht ganz schnell, versprochen.“ sagte er schnell und deutete in seinem Zimmer auf das schmale Bett, das gleichzeitig die einzige Sitzgelegenheit war. Neben dem Bett stand nur eine kleine Kommode und ein seeehr alter, wackeliger Kleiderschrank, vor dem Komiya nun anfing sich umzuziehen. Raus aus dem weiß-schwarzen Anzug, rein in einen schwarzen Rollkragenpulli, der Kubota wohl das erste Mal klar machte, dass Komiya s e h r schmal war. Außerdem zogen sich auf seinem Rücken unzählige kleine Narben, was aber sener unabdingbaren Schönheit keinen Abbruch tat. Als er noch eine passende Hose angezogen hatte, drehte er sich wieder zu Kubota. „ ….hmnh? Alles okay? Ehm….möchtest du was trinken oder so?“ Was hinter seiner von den struppigen Haaren verdeckten Stirn vor sich ging, konnte man sich überhaupt nicht erschließen, während er neben Komiya herlief, als sie auf dem Weg zu dessen Wohnung waren. Kubota selbst war sich noch unsicher und fragte sich, ob er gegenüber Komiya nicht doch zu schnell nachgegeben hatte. Nicht, dass der Blonde jetzt begann, sich darauf etwas einzubilden. Man, das Gleichgewicht zwischen Autoritätsperson und normaler zwischenmenschlicher Beziehung aufrecht zu erhalten konnte mitunter ja richtig anstrengend sein, wenn man genauer drüber nachdachte... Dass es Komiya etwas unangenehm war, Kubota seine doch recht schmuddelige Wohnung zu zeigen, fiel ihm auf. Allerdings hielt er es nicht für nötig, ihn darauf anzusprechen. Ihm persönlich gefielen die Räumlichkeiten, die Komiya vermutlich kaum zum Schlafen aufsuchte. Dafür hatte er ja die Betten seiner „Schlampen“, wie Komiya sie vorhin noch selbst genannt hatte. Komiya brauchte nichts sagen; Kubota fühlte sich gleich wie zuhause. Zumindest benahm er sich so. Er zog sich die Kommode näher ans Bett, setzte sich auf das schmale Gestell, den Kopf an die Wand gelehnt und legte die überschlagenen Beine auf die Kommode. Aus dieser für ihn äußerst bequemen Sitzposition, beobachtete er Komiya beim Umziehen. Dabei kommentierte er weder den fast zerbrechlich aussehenden, schmalen Körperbau, noch die unzähligen Narben und Verletzungen, die seinen Körper bedeckten. Dabei machte er sich schon die ein oder anderen Gedanken. Aber welcher Art, dass behielt er komplett für sich... Als Komiya ihn nach seinem Befinden fragte, musste Kubota grinsen. „Fragt man so was nicht für gewöhnlich v o r der sexuellen Darbietung?“ Er schob sich auf dem Bett wieder vor, setzte die Füße auf dem Boden auf und stütze sich auf seinen Beinen mit den Unterarmen auf. Um Komiya ins Gesicht sehen zu können, musste er nun den Kopf in den Nacken legen. Was er auch sogleich tat. „Nein, danke. Bringen wir lieber schnell das mit dem Anzug hinter uns...“, erwiderte er lächelnd. Anscheinend schien es Kubota hier zu gefallen, das bemerkte auch der Blondschopf, und irgendwie erleichterte es ihn. Wahrscheinlich kannte Kubota diese Umstände schon, oder er war einfach an sich ein Mensch mit wenig Vorurteilen. Plötzlich aber stockte Komiya… „ …w…was für eine Darbietung?!“ fragte Komiya verdutzt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich gerade völlig in Gedanken versunken vor Kubota umgezogen hatte. Wenn er jetzt so drüber nachdachte, wurde er knallrot; fast hätte er auch noch die Shorts gewächselt, weil die gestreiften nicht zu der schwarzen Hose passte. „ …e…ehehe ! Nur, weil ich’s mir erlauben kann!?“ bluffte er schnell und kratzte sich am Hinterkopf. Ernst meinte er das natürlich nicht. Er hätte viel dafür gegeben einen etwas stabileren Körperbau zu haben. Kein Wunder, dass man IHN als Geisel genommen hatte, obwohl er an sich nicht schwach war… „O.okay, dann …los geht’s.“ Er packte seinen geliebten Anzug noch in eine Tüte und dann ging es los. Bald schon erreichten sie einen bekannten Herrenausstatter im Herzen der Innenstadt. „Ahhh, Komiya-san ! Und sie müssen Kubota.san sein, nicht wahr? Sanada-san hat mir nur Gutes über sie erzählt!“ Sie wurden also gebührend hier empfangen….wie nicht anders zu erwarten… Es wirkte so, als hörte Kubota Komiya schon gar nicht mehr zu, als dieser peinlich berührt versuchte zu rechtfertigen, warum er sich in seinen eigenen vier Wänden auch so benahm, auch wenn Besuch da war. Erstens lag das daran, dass Kubota das herzlich egal war. Und zweitens war er wieder aufgestanden und sah sich genauer um, nicht ohne jeden möglichen Killefitt, den er sah und interessant fand, anzufassen. Als Komiya dann auch noch endlich seinen Anzug fein säuberlich weggepackt hatte und sie bereit waren, loszugehen, hatte Kubota schon Komiyas ganzen Raum einer Observation unterziehen können. Und als sie die Wohnung verließen, ließ Kubota nicht die Chance aus, ein kleines Mitbringsel mitzunehmen, das unbemerkt in seiner Manteltasche verschwand... Als sie in dem Bekleidungsgeschäft angekommen waren, zu dem sie Komiya zielsicher geführt hatte, wurden sie sogleich empfangen, als wären sie die Queen persönlich. Dann war das wohl der Clan-eigene Herrenausstatter. Und natürlich hatte man auch hier schon von Kubota gehört... Kubota lächelte den kleinen Japaner mit dem Geschäftslächeln müde an und sagte nichts dazu. Stattdessen drehte er sich zu Komiya. „Also, such du mir einen von diesen Anzügen aus, ich warte solange.“ Und schon hatte er auf dem nächstbesten Sitz Platz genommen und seine Zigarettenschachtel gezückt... „Ehm…mein Herr, hier drin bitte nicht rauchen!“ sagte der kleine Verkäufer, lächelte süßlich, aber ernst, während Komiya langsam davon spurtete… Da war er in seinem Element. Noch immer dachte er daran, was Kubota da vorhin gesagt hatte und zwischen edler Seide und bestem Synthetik-Stoffen bleib er kurz stehen und dachte nach. Sollte er sich darauf was einbilden? Vielleicht war Kubota ja doch schwul, wie so viele behaupteten… Naja. Und wenn schon. Eigentlich hatte ihn das doch nicht anzugehen, oder…? Ja. Ja, so war das schon richtig. Schnell suchte er weiter und kam kurz darauf mit allen Händen Armen und Schultern wieder zurück zu Kubota. „E…ehm…..hast du …nicht wenigstens EINE kleine Vorstellung!?“ fragte er verunsichert. Unter den Bergen von Stoff war von Komiya nichtmehr viel übrig. „Komm am besten mal mit zu den Umkleiden!“ Dort bekam Kubota gleich eine ganze Stange von unterschiedlichsten Kleidungsstücken vorgehalten. „Das hier ist ein Smoking…denke der wäre aber zu festlich. Ehr ein Stresemann, das ist so der Standart-Anzug. Gibt’s mit Nadelstreifen, oder ohne, lang oder kurz…“ Komiya laberte noch allerlei wirres Zeug, sah aber, dass Kubota kein Wort verstand. „ …hmn…Also ICH denke ganz einfach schlicht wäre am besten.“ Kubota hatte gerade schon sein Feuerzeug gezückt, als er von dem aufdringlich unaufdringlichen Verkäufer gebeten wurde, das Rauche zu unterlassen. Erst sah er den kleinen Mann eine Weile an, wirkte dabei ziemlich neben der Spur bis hin zu ein klein wenig verwirrt, steckte dann aber dennoch sowohl Feuerzeug als auch Zigarettenpackung weg, während er ein leises "Oh, sorry" nuschelte und es sich auf seinem Stuhl ohne Lungebrötchen bequem machte. Doch so viel Zeit hatte er gar nicht, um es sich bequem zu machen. Denn nach wenigen Minuten schon schob sich ein lebendig gewordener Haufen von Anzügen an ihn heran. Dass Komiya darunter fast begraben war, konnte sich Kubota zwar schnell zusammenreimen (spätestens, nachdem dieser die Stimme erhoben hatte), aber seine Skepsis gegenüber den in diesem Laden aushängenden Kleidungsstücken bekämpfte das eher weniger. Ohne Antwort, aber froh darum, nicht länger dem giftig-süßlichen Lächeln des Angestellten ausgesetzt zu sein, folgte Kubota Komiya ohne zu zögern. Was er fast zeitgleich mit Komiyas Redeschwall fast wieder bereute. W a s für ein Stoff? Zu w e l c h e m besonderen Anlass? W e l c h e r Prominente hatte w a n n einen absoluten Mode-Fauxpas begangen, weil er die XY-Ausführung der Marke Z in Kombination mit einem pinken Plüschelefanten getragen hatte...? Kubota blickte bereits nach wenigen Sätzen nicht mehr durch. In seinem Gesicht stand ein einziges Fragezeichen. Zum Glück fasste Komiya seinen Gesichtsausdruck richtig auf, schlug ihm daraufhin etwas vor, was Kubota auch durchaus verstehen konnte und suchte ihm einen passenden Anzug raus. Kubota nahm Hose, Hemd und Jackett entgegen und kam einige Minuten später wieder aus der Kabine raus mit einem niegelnagelneuen Anzug an, der ihm wie angegossen passte. Kubota sah ziemlich unglücklich an sich runter. „Das ist so... steif.“ Komiya…konnte es sich nicht verkneifen. Als Kubota die Kabine wieder verließ, knallte ihm die Kinnlade leicht runter. „ …Wahnsinn.“ Langsam schritt er herüber zu den Anderen, konnte den Mund dann zum Glück wieder schließen… Ein paar Mal ging er um Kubota herum, betrachtete jeden Winkel an dem Anderen. Alles saß perfekt. „Ja, das ist normal, weil er nicht eingetragen ist. Glaub mir, man gewöhnt sich sehr schnell dran.“ Dann ging er wieder zu dem Haufen von Resten, die er mitgeschleppt hatte und nahm eine schwarze Seidenkrawatte. Das musste sein, es gehörte dazu. Als er damit aber vor Kubota stand, realisierte er nach dem Austauschen einiger Blicke, dass Kubota KEINE AHNUNG hatte, wie man dieses…Accessoire…richtig anlegte. „Warte, ich helfe dir.“, murmelte der Blonde noch, bevor er dann einfach die restlichen paar Schritte machte, bis er ganz dicht an Kubota gelehnt da stand, ihm die Krawatte um den Hals legte und den Knoten stillschweigend band. Er fühlte die Nähe, aber auch leichtes Unbehagen des Anderen, lockerte den Knoten wieder etwas. Im Moment hatte er nur das Verlangen seinen Job gut zu machen….was der Andere dachte konnte er ja nicht riechen… „SO. Perfekt.“ So sehr, wie Kubota sich überhaupt nicht gefiel und sich einfach nur unwohl fühlte in diesem... Ding..., so sehr schien Komiya zu gefallen, was er sah. Immerhin starrte er ihn fast an mit seinem Blick und dazu noch mit offenem Mund. Fast so, als hätte er zuvor noch nie einen Anzug an einem Menschen gesehen. Aber das schien Kubota dann doch zu abwegig zu sein... Auf Komiyas Erwiderung, er müsse den Anzug nur eintragen, reagierte Kubota nur bedingt, als würde er daran glauben. Er würde sich wohl nie wohl fühlen in einem solchen Anzug. Und noch viel weniger, käme eine Krawatte dazu. Eine wie die, die Komiya ihm just in diesem Moment unter die Nase hielt. Misstrauisch beäugte er sie, bevor er sie annahm und vor seinem Gesicht hin- und herschwenkte wie ein Pendel. Er wollte dieses Stück Stoff nicht um seinen Hals binden. Wenn er denn überhaupt gewusst hätte, wie er das hätte bewerkstelligen sollen. Zu seinem Pech fasste Komiya Kubotas halb fragend, halb unglückliche Miene falsch aus und deutete sie als Hilferuf, ihm unbedingt zeigen zu müssen, wie man sich diesen kleinen Strick selbst um den Hals legte. Kubota rümpfte ein, zwei Mal die Nase, als Komiya so eifrig die Krawatte um seinen Hals band. Er stand ihm dabei so nah, dass er dessen Aftershave riechen konnte. Ein intensives Aroma, dass seine Sinne kitzelte und zwar zu Komiyas Getue als großer Frauenschwarm passte, aber – wie Kubota fand – nicht zu seinem Charakter, wie er ihn bisher kennen gelernt hatte. Komiyas schlanke Finger lockerten den Knoten ein wenig, nachdem Kubota ein weiteres Mal ein unwilliges Murren von sich gegeben hatte. Dann verschwanden sie von seinem Hals und Komiya betrachtete sein 'Meisterwerk'. Er war ganz eindeutig zufrieden mit dem, was er sah. Kubota schaute in den Spiegel neben sich und seufzte lautlos. Er wollte nur noch hier raus und eine rauchen... Als er den hilflosen Gesichtsausdruck auf Kubotas Gesicht sah, wie er missmutig die Augenbrauen hoch zog, musste Komiya lachen. Es war ein niedliches, zurückhaltendes Lachen. „Das ist ganz und gar nicht dein Fall, hmn?“ Kubota brauchte nicht zu antworten und der Blonde kam schnell zurück zu dem Anderen und entfernte die Krawatte wieder. Dann öffnete er noch die ersten oberen Knöpfe des reinweißen Hemds. „So geht’s auch. Hauptsache ETWAS förmlicher, okay?“ Komiya konnte es irgendwie nachvollziehen, dass Kubota sich unwohl fühlte. Vor allem, weil er von seinem Untergebenen ja schon fast vorgeführt wurde. „Ich bringe den Anzug zur Kasse und meinen zum Service. Dann können wir gehen. Lust noch was zu Essen zu holen, ich verhungere!“ Irgendwie musste er den skeptischen Blick wieder aus Kubotas Gesicht vertreiben. Kubota beließ es dabei, den Kopf zu schütteln. Und wie einfach absolut nicht sein Fall war. Es missfiel ihm sogar ganz gewaltig und er war nur froh, als die Enge um seinen Hals endlich wieder verschwunden war. Er nahm Komiya auch sein Lachen überhaupt nicht übel. Irgendwie stimmte es ihn sogar besser. Das leise, zurückhaltende Lachen, dass er zum ersten Mal so offen von Komiya hörte und nicht zum letzten Mal hören sollte... Als Komiya noch seine obersten Knöpfe öffnete und der Meinung war, dass dieses legere Tragen des Anzugs ausreichen würde, war auch Kubota zufrieden. Schnell zog er sich in der Kabine wieder um, wirkte in seinen ursprünglichen Klamotten gemütlich wie noch nie, und überreichte den Anzug an Komiya weiter, der ihn zur Kasse bringen würde. Vorher aber fragte er Kubota noch, ob er damit einverstanden wäre, wenn sie beide etwas essen gehen würden. Dagegen hatte Kubota absolut nichts einzuwenden. Also wartete er ab, bis Koyima fertig war mit Bezahlen und fragte ihn, sobald sie das Geschäft verlassen hatten, ob er schon eine Idee hätte. „Wenn nicht... es gibt da 'ne neue Ramen-Sorte, die ich gerne ausprobieren würde.“ Die Anzüge waren schnell abgegeben und Komiya zahlte Alles in bar. Dann sah er zu Kubota. „Klar. Geh vor raus, ich bin direkt hinter dir!“ meinte Komiya. Das sanfte Lächeln war immer noch auf seinen Lippen und dort bleib es auch, bis sie wieder beim Büro waren. 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